Reisen, Urlaub, Ferien Bewertung wird geladen...

l

oder:

RIM2RIMzwoPUNKTnull

Letztes Update: 17.11.2009

 

Tag 1: Köln - Frankfurt 

Tag 2: Frankfurt  - Las Vegas

Tag 3: Las Vegas - Grand Canyon, South Rim

Tag 4: Grand Canyon, South Rim - Grand Canyon, North Rim (Trekking)

Tag 5: Grand Canyon, North Rim - Cottonwood Campground (Trekking)

Tag 6: Cottonwood Campground - Phantom-Ranch (Trekking)

Tag 7: Phantom Ranch (Trekking)

Tag 8: Phantom Ranch - Indian Garden   (Trekking)

Tag 9: Indian Garden - Grand Canyon, South Rim (Trekking)

Tag 10: Grand Canyon  -Stateline Campground

Tag 11: Stateline Campground / Wave

Tag 12: Stateline Campground / Buckskin Gulch 

Tag 13: Stateline Campground - Zion N.P. 

Tag 14: Zion N.P. / Kolob Arch  (Trekking)

Tag 15: Zion N.P. / Kolob Arch (Trekking)

Tag 16: Zion N.P. - Death Valley

Tag 17: Death Valley / Alabama Hills

Tag 18: Death Valley / Alabama Hills

Tag 19: Death Valley / Stovepipe Wells

Tag 20: Stovepipe Wells / Las Vegas 

Tag 21: Las Vegas

Tag 22: Las Vegas / Valley Of Fire

Tag 23:: Las Vegas - Frankfurt - Köln

 
 

26.August 2009: Köln - Frankfurt

 

Wesentlich schneller als gedacht und geplant machen wir uns am 26.August 2009 schon wieder auf den Weg in unsere zweite Heimat, wie wir sie nennen.

Weder unser Fotoalbum noch unsere Diashow der gerade mal 10 Wochen hinter uns liegenden Tour sind fertig, da packen wir -beruflich bedingt- einen Monat früher als gedacht wieder die Koffer.

Mike besucht uns noch zum Abschied und fährt uns freundlicherweise die 400 Meter zum Bahnhof. Der Parkplatz ist allerdings so weit von den Gleisen entfernt, dass es fraglich ist, ob der Weg vom Auto zum Zug wirklich kürzer ist als von uns zuhause aus.

 

Wir nutzen allerdings die nette Runde, um uns in den Urlaub einzustimmen. Beim Starbucks am Bahnhof trinken wir uns quasi "mit einem Frappe nach Amerika".

Außerdem stellt Anita mit Schrecken fest, dass ihre Uhr, die mit Barometer, Weltzeit und Pedometer bestens ausgestattet ist und der nur noch das mobile EKG-Gerät fehlt, das wichtigste ausgegangen ist: Die  Batteriespannung.

Und so lässt sie am Hauptbahnhof ihr Multimeter auf die Schnelle noch mit neuen Kraftpaketen ausstatten.

 

 

Um 18:50 besteigen wir in aller Gemütlichkeit den ICE  und verabschieden uns von Mike.

Zug und er verlassen zeitgleich den Bahnhof, Mike in Richtung Köln-Innenstadt, der Zug in Richtung Frankfurt Flughafen.

Unterwegs wird schon mal die neue Kamera angewärmt. Wer den letzten Reisebericht vor wenigen Wochen gelesen hat weiß, dass meine alte Kamera, noch nicht einmal ein Jahr alt, meiner Ungeschicklichkeit zum Opfer gefallen ist.

Auf der letzten Tour führte ich die notwendige provisorische Reinigung des Sensors mit unsachgemäßem Equipment durch und so war vor zwei Wochen leider eine neue Kamera fällig.

Ein vernünftiges Objektiv, das alle sinnvollen Brennweiten abdeckt, soll von nun an verhindern, dass ich die Objektive wechseln muss und damit die Gefahr von eindringendem Staub minimieren.

Unterwegs fotografieren wir -vermutlich zum Unverständnis unserer Mitreisenden- mehrmals unsere Füße.

Das Geheimnis wird sich dem lüften, der in ein paar Monaten unsere Diashow „The Happy Feet Tour“ sehen muss (oder darf).

 

 

Nach weniger als einer Stunde erreichen wir den Flughafen und begeben uns sogleich zum Vorabend-Check-In am Condor-Schalter. Mittlerweile kennen wir den Weg dorthin auswendig  und irgendwie erscheint uns der Weg heute kürzer und schneller als die Male zuvor. Physikalisch ist das natürlich Nonsens, ganz subjektiv trifft es aber den Nagel auf den Kopf.

Die Schlange am Check-In-Schalter ist diesmal erfreulich kurz und nach wenigen Minuten checken wir erfolgreich ein. Beim Wiegen der beiden Koffer errechnen wir, dass wir vermutlich alles auch in einen Koffer hätten verstauen können. Die zwei halbvollen „Säcke“ bringen es gerade mal auf knapp 24kg.

Wir reisen also (fast) minimalistisch.

Das Einchecken geht sehr schnell vonstatten; da haben wir in der Vergangenheit schon längere Prozedere erlebt. Der Service der Condor-Mitarbeiterin ist nicht nur zügig sondern auch sehr freundlich. Seit Condor nicht mehr im unteren Preissegment umher dümpelt hat sich bezüglich der Kundenorientierung einiges getan.

 
 

Vom Condor-Check-In geht es auf direktem Wege wieder zum Sheraton-Check-In.  Auch hier ist der Service, wie schon vor ein paar Wochen, außerordentlich nett und zuvorkommend. Bei dieser Gelegenheit erkundigen wir uns sofort nach den Modalitäten unserer nächsten Anreise in ein paar Wochen. Doch da werden wir nicht mit dem Zug sondern stattdessen mit den Fahrrädern ankommen!

Mit dem elektronischen Zimmerschlüssel kämpfen wir gegen die modernen Hürden des Hotel-Alltags. Erst nach einigen Versuchen erkennt das Lesegerät im Aufzug, dass wir berechtigt sind, ihn zu nutzen. Auch das Lesegerät unserer Zimmertür tut sich mit der Akzeptanz von uns und unserer Karte etwas schwer und gibt erst auf, als wir zur zweiten Karte greifen.

Nach einem kurzen Check des Zimmers fahren wir schon wieder runter. Nachdem wir keine Lust auf ein großes Essengehen haben, besorgen wir uns im Flughafen einen Snack und ein paar Getränke.

Im Zimmer werden wir dann vom Room-Service überrascht. Der gute Mann hatte eine Notiz, dass er in unserem Zimmer nach der Klimaanlage sehen soll, aber das ist wohl ein Missverständnis.

Auf dem Snack kauend machen wir ein „Language-Hopping“: Wir zappen uns durch die große weite Welt des TV und erfahren auf Chinesisch, Deutsch, Englisch, Französisch und Arabisch, dass Ted Kennedy heute verstorben ist.

Unsere Körper erleben im Bad noch einmal intensivste Pflege bis wir dann irgendwann einmal unter dem multilingualen Gesäusel des Fernsehers entspannt einschlafen.

 

27.August 2009: Frankfurt - Las Vegas

 

Wir gönnen uns zum ersten Mal seit Wochen, uns erst zwischen 7 und 8 wecken zu lassen, aber dann geht es auch schon los: Die Uhr im Fernseher summt parallel zu unseren Wecken in den Handys und gleichzeitig strömen zu unserer Freude auch noch ein paar SMS mit guten Reisewünschen ein, die erst mal beantwortet werden müssen.

Gegen 9Uhr verlassen wir das Hotel, wobei es beim Checkout zu Verwirrungen kommt. Die Nacht wird uns erneut in Rechnung gestellt, obwohl wir sie bereits bei der Online-Buchung bezahlt haben. Aber gut, das können wir erst nach dem Urlaub stichhaltig beweisen.

 
 

Nach einem Fotostopp am großen Display in der Flughafenhalle und einem Besuch der Apotheke warten wir bei einem Kaffee darauf, dass uns auf den Monitoren unser Gate mitgeteilt wird.

10.15Uhr sollen wir am Gate sein, doch erst um 10.12 erfahren wir endgültig das Gate. Ich frage mich zum wiederholten Male, warum die Zuweisung des Gates am Frankfurter Flughafen in der Regel erst so kurzfristig bekannt gegeben werden kann, finde aber keine logische Erklärung.

Auf dem Weg um Gate werden wir wieder durchleuchtet. Zuvor gibt es einen merklichen Konflikt zwischen zwei Mitarbeitern des Flughafens, die sich uneins sind, wer welche Fluggäste wo hin schicken darf und soll. Es knistert förmlich zwischen den beiden.

Beim Durchleuchten geraten wir an einen weiteren, äußerst mürrischen Mitarbeiter, der mich alles andere als freundlich darauf hinweist, dass ich die Wanne mit den Gegenständen verkehrt aufsetze. Nachdem ich ihm ebenso mürrisch ein „Ja, ist ja schon gut“ entgegen schleudere erwidert er wieder: „Ja, wie soll die denn sonst durch das Röntgengerät passen?“.

„Weiß ich doch nicht“, geht es mir durch den Kopf. „Bin ich Physiker?“.

Jegliche weitere Diskussion hätte den Akt der Durchleuchtung wohl nur in die Länge gezogen.

Am Gate B61 ist eine lange Schlange und so dauert es doch gute 20 Minuten, bis wir in die Boardingzone gelangen. Auch hier gibt es Differenzen zwischen einem ausländischen Fluggast und dem Personal.

Was wird das denn für ein Tag? Haben wir Vollmond? Steht dieser Donnerstag unter einem schlechten Stern? Haben Männlein und Weiblein zeitgleich Menstruationsbeschwerden?

Doch dann geht es recht schnell und wir betreten den Bus, der uns über eine recht lange Wegstrecke zur 767 fährt. Wieder rutscht mir unser Running Gag über die Lippen: „Ich dachte, wir fliegen nach Vegas und fahren nicht mit dem Bus hin.“

„Vielleicht steht die Maschine ja auch in Köln, weil da meist nicht so viel los ist“.

 

 
 

Am Flugzeug müssen wir in den Bussen wieder warten und hier kommt es fast zu Tumultartigen Zwischenfällen: Unser Bus steht in der knallen Sonne und er hat keine Klimaanlage. Oder sie ist nicht in Betrieb.

Es ist wirklich sehr heiß aber doch erträglich. Der Fahrer darf wohl aus Sicherheitsgründen nicht die Türen öffnen und einige der Mitreisenden  schreien durch den Bus bzw. klopfen heftigst gegen die Türen. Sie versuchen sie sogar mit der Notentriegelung zu öffnen.

Ich denke mir nur, die sollten mal zu uns ins Kino kommen: Vor fünf Tagen hatten wir bei uns zuhause in unserem kleinen „Kino“ mit zehn Leuten Premiere unserer „Wet-Wild-West“-Show. Da waren die Temperaturen noch um einiges höher.

Einige Mitreisende versprechen jetzt sogar, auf keinen Fall den Bus vorzeitig zu verlassen, Hauptsache, man öffne endlich die Türen.

Einer der Sicherheits-Mitarbeiter erkennt wohl die Gefahr, die sich aus dieser Situation ergeben kann, und weist den Fahrer an, die Türen zu öffnen.

Während die frische Luft langsam in den Bus strömt, kommt ihr ein erleichtertes „Aaaah“ vieler Mitreisender entgegen.

Ich frage mich wirklich, warum man denn die Fluggäste aus dem Terminal in die Busse verfrachtet, wenn man dann doch noch nicht Boarden darf. Vor wenigen Wochen war ja bei unserem letzten Flug exakt die gleiche Situation.

Das ersehnte Boarding erfolgt dann endlich und völlig reibungslos. Vielleicht hat auch die Sauerstoffarmut im Bus jegliches Reibungspotenzial beim Boarding genommen.

 

Nur wenige Minuten verspätet startet die Maschine. Es ist wenig Flugbetrieb:  An der Startbahn gibt es keine Wartezeit.  Und auch die Maschine ist nicht ausgebucht.

Der Service ist gut und das Personal -wie immer- freundlich und zuvorkommend.

Wir haben sogar das Glück, über das Valley Of Fire zu fliegen und erkennen trotz der Höhe das Visitor Center.

 
 
Trotz der kleinen Verspätung landen wir pünktlich nach 11,5 Stunden ohne besonderen Vorkommnisse und Zwischenfälle in Las Vegas. Erwähnenswert -aus meiner Sicht-ist allenfalls, dass ich kaum geschlafen habe. Seit wir vor unseren Abflügen noch im Hotel zwischennächtigen ist wohl mein ganzer Schlafbedarf abgearbeitet.

Unser erster Weg geht in die Imigration-Halle und hier bilden sich lange Schlangen. Ein parallel zu uns gelandeter Jumbo hat seine Passagiere kurz vor uns entladen. Zum Glück sind fast alle Schalter geöffnet und so bewegt sich die Warteschlange doch merklich nach vorne. An den Wänden laufen auf Monitoren zweisprachig Hinweise, wie die Einreise in die USA von statten geht. Das ist unserer Meinung nach neu, zumindest ist es uns bisher noch nie aufgefallen.

Ich beobachte genauestens das Gesagte und Geschriebene als plötzlich das passiert, was wir stets als unmöglich gehalten haben und uns Micha und Anja auf den Kopf zugesagt haben: Ein deutsches Ehepaar spricht uns an und fragt, ob es sein kann, dass wir heute unsere 34. USA-Reise beginnen. Ich traue kaum meinen Ohren und bin sprachlos und völlig perplex. Das Ehepaar ist ebenfalls vom USA-Virus befallen und kennt unsere Homepage und wir sind ihm bereits gestern Abend beim Vorabend Check-in aufgefallen.

Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass so etwas möglich ist. Leider bewegt sich die Schlange viel zu schnell, so dass wir nur kurz miteinander plaudern können. Vielleicht trifft man sich ja einmal außerhalb der USA zu einem interessanten Erfahrungsaustausch.

Das Prozedere der Imigration geht recht zügig von statten. Einige wenige Fragen bezüglich des Grundes unserer Einreise sowie die Dauer des Aufenthaltes  beantworten wir wahrheitsgemäß und schon werden unsere Gesichter und Fingerabdrücke festgehalten.

Die Kofferaufnahme am Gepäckband geht heute voll daneben: Das  Gepäckband am Ende der Halle (die Las Vegas-Kenner wissen bestimmt, welches ich meine), das höchstens mal 20 Meter durch die Halle führt, ist für uns in Betrieb. Das Gedränge von knapp 300 Reisenden, die auf einer Strecke von gerade mal 20 Meter auf ihr Gepäck warten, lässt sich vermutlich gut vorstellen. Dicht gedrängt stehen wir davor, um unsere Koffer einzusammeln.

Trotz der Widrigkeit geht es recht zügig und schon machen wir uns mit dem wenigen Gepäck zum Shuttle, der uns zum Auto-Vermieter bringen wird. Der erste fährt uns kurz vor der Nase weg aber der zweite lässt nicht lange auf sich warten.

Am Vermieter-Pool ankommend gehen wir vorbei an den Warteschlangen von Alamo, Sixt direkt zum Dollar-Express-Schalter im Parkhaus. Seit wir Dollar-Express-Kunden sind müssen wir uns nicht mehr anstellen und werden sofort und zügig bedient. Soweit die Theorie, die beim letzten Mal auch funktioniert hat.

 
 

Doch jetzt zur Praxis. Wir sprengen das System am Express-Schalter und mit einem mehrmaligen „Sorry“ versuche ich die hinter uns Wartenden in der immer länger werdenden Schlange zu beruhigen. Unsere Daten und die Reservierung kann im System nicht gefunden werden. Die Mitarbeiterin ist bemüht aber auch sichtlich überfordert mit dieser Situation. Sie zieht immer wieder einzelne Wartende aus der Schlange vor und widmet sich alsdann wieder unserem Anliegen. Nach 20 Minuten und viel Schweiß auf der Stirn ruft sie per Telefon nach Unterstützung und nach wenigen Minuten kommt dann kompetente Hilfe. Aber auch sie kann die überspielten Daten von uns nicht im System finden und so bleibt  ihr nichts anderes übrig, als sämtliche Informationen neu einzugeben. Wir unterstützen sie dabei, so gut es geht, denn die Dame hat große Schwierigkeiten, die klein gedruckten Zeichen und Zahlen auf unseren Führerscheinen zu lesen.

Nach 30 Minuten ist dann  doch alles erledigt. So viel zum Thema “Dollar-Express“.

Nun heißt es, einen geeigneten Wagen zu finden. Diesmal haben wir uns wieder für ein Cabrio entschieden und es stehen sechs „Sebrings“ und ein „Mustang“ zur Auswahl. Letztgenannter entfällt aufgrund des kleineren Kofferraums.

Ich klettere durch die Sebrings um die Meilenstände und den Zustand der Sicherheitsabdeckung des elektrischen Verdeckes zu überprüfen. Diese Vorrichtung im Kofferraum ermöglicht es, den Kofferraum bis unter die Decke voll zu beladen, ohne dass das geöffnete Dach etwas beschädigt. Vorletztes Jahr hatten wir schon einmal einen Sebring, bei dem genau diese Vorrichtung defekt war.

Ein weiteres Kriterium für die Auswahl ist die Anzahl der Autoschlüssel, falls mal einer verloren geht ;-)

Nach wenigen Minuten haben wir ein passendes Fahrzeug gefunden. Er hat einige Beulen und Kratzer, was uns aber in keinster Weise stört. Es könnte ja passieren, dass wir vielleicht unbeabsichtigt eine hinzufügen.

Wir kontrollieren den Wagen und  führen die sichtbaren Schäden auf einem kleinen Zettel von Dollar auf; somit ist gewährleistet, dass uns diese Schäden nicht bei der Rückgabe des Fahrzeuges zur Last gelegt werden.

Wir verlassen die Vermietstation und fahren über den Strip in Richtung unseres Storages. Ein erster Halt bei Donald sorgt für die kalten Getränke beim anstehenden Umräumen des Storages.

 
 

Wir finden entsprechend unserer Erwartung alles ordnungsgemäß vor und räumen den Wagen mit den Dingen voll, die wir in den nächsten drei Wochen benötigen.

 

Gegen sechs Uhr verlassen wir voll bepackt das Gelände und finden uns nach 10 Minuten wie immer im Best Western McCarran Inn ein.

 

Hier wird noch schnell das Nötigste ein-, aus und umgeräumt.

Zum Essengehen haben wir keine Lust mehr, weil wir ziemlich müde sind. Und so gibt es nur eine Winzigkeit aus dem Automaten und schon schlummern wir erschöpft von der Reise ganz schnell ein. Den wir müssen ausgeruht sein, uns erwarten schließlich drei interessante und anstrengende Wochen und unseren Füßen sagen wir schon mal: „Seit Happy, Feet!“

 

 

 

´28.August 2009: Las Vegas - Grand Canyon / South Rim

 

Gegen 3:30Uhr wache ich auf und stelle für mich fest, eigentlich ausgeschlafen zu sein. Ich drehe mich Richtung Anita, wo mich zwei offene und hellwache Augen anstarren: „Kannst du auch nicht mehr schlafen?“, höre ich und entgegne: „Hmmm“.

Und damit ist schon alles klar. Wir stehen auf, gehen ins Bad, fahren schon mal zum Walmart für die ersten wichtigen Dinge (Batterien, Eis, Getränke usw.) und räumen alles ordnungsgemäß ein und stehen um kurz nach 6Uhr im Frühstücksraum.

 

 
Wie immer gibt es das „beste Frühstück der Welt“, doch welcher Schock: Die Erdnussbutter und die Bagels sind irgendwelchen Umstrukturierungs- oder Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen. Damit ist das beste Frühstück der Welt zwar immer noch das beste Frühstück der Welt (weil damit unser Urlaub beginnt) aber in der Qualität doch merklich geschmälert.
 
 
Wir checken aus und fahren zum Storage um die Sachen noch schnell zu deponieren, die wir im Urlaub voraussichtlich nicht benötigen.
 
 

Unser heutiges Ziel ist der Süd-Rim des Grand Canyons und erster Halt ist er Hoover Dam. Wir überzeugen uns davon, dass während unserer Abwesenheit fleißig an der Umgehungsstraße gearbeitet wurde. 

 
 
Und tatsächlich: Der Rundbogen, dessen Baubeginn wir letztes Jahr beobachten konnten, schließt sich.
 
 

Leider wissen wir immer noch nicht, was der eigentliche Grund dieser

Umgehungsstraße ist. Geht es wirklich darum, den Hoover Dam zu entlasten oder ist es das Resultat des 11.Septembers?

 
Wir fahren weiter und erreichen um gegen 14 Uhr am South-Entrance das Eingangsschild des Grand Canyons, das sehnsüchtig darauf wartet, mit uns davor fotografiert zu werden.
 
 

Das Wetter zeigt sich von seiner besten, fast schon ungewöhnlichen Seite: Sogar um diese Zeit ist kein Wölkchen am Himmel. In den Sommermonaten zeigen sich in der Regel gegen Mittag erste Wolken, die sich zum Nachmittag hin zusammenziehen und gegen Abend wieder auflösen. Doch heute gibt es keine Wolken, nur Sonne.

Auf dem Campground melden wir uns an. Da mit einem großen Andrang zu rechnen ist, haben wir vorsichtshalber eine Campsite vorreserviert und es zeigt sich, dass dies deine gute Entscheidung war, der Campground ist voll.

Der Mitarbeiter am Check-In studiert unsere Reservierung und erkennt, dass wir aus Köln kommen. Er kennt Köln war auch schon in und vor allem auch auf  der „Big Cathedral“. Er bestätigt, dass die vielen Stufen nach oben ein gutes Training für unsere RIM2RIM-Tour ist!

Wir fahren zur Campsite 73, die wir bisher fast immer hatten. Sie ist schön gelegen und besonders groß. Auch der Weg zu den Restrooms ist angenehm kurz. Bisher haben wir uns immer bewusst für diese Site entschieden. Und einmal ist es sogar passiert, dass wir telefonisch eine Reservierung vorgenommen haben und uns die Nr. 73 zufällig zugewiesen wurde. Das kann doch kein Zufall sein, oder?

Wir bauen kurz das Zelt auf. Jetzt macht sich auch die Routine aus dem Frühjahrs-Urlaub bemerkbar. Der Aufbau geht innerhalb von wenigen Minuten und ist eingespielt.

 

 

Danach fahren wir zum Backcountry-Schalter in der Nähe der Maswik-Lodge. Dort erkundigen wir uns nach den aktuellen Rahmenbedingungen unserer geplanten RIM2RIM-Tour. Das Wetter verspricht weitgehend gut zu werden. Erst in drei Tagen ist mit einer 20%igen  Regenwahrscheinlichkeit zu rechnen.

Derzeit gibt es auch an unseren wichtigsten Stationen keine Wasserrohrbrüche, so dass wir -von Roaring Springs einmal abgesehen- überall Trinkwasser zapfen können. Dennoch weist uns die Rangerin darauf hin, dass wir unbedingt vorsorgen müssen, das es jederzeit und überall zu Brüchen kommen kann und wir dann Wasser aufbereiten müssen, z.B. chemisch, durch Abkochen oder filtrieren. Wir haben uns für die letztgenannte Form entschieden und unseren bewährten Wasserfilter dabei.

Am Schalter des Shuttle-Services erkundigen wir uns, ob es Besonderheiten für morgen gibt, doch auch da ist alles „Business like usually“

Im General Store kaufen wir für die nächsten Tage unsere Mahlzeiten als „Freeze Dried“ ein. Es wird hauptsächlich Nudeln in Pasta-Sauce und Beef Stroganoff geben.

 

Außerdem erwerben wir noch zwei passende Tassen für die Tour: RIM2RIM-Becher, über die ich im letzten Reisebericht bereits gesprochen  habe.

Anita kam vor zwei Jahren auf den Titel unserer Hiking Tour „RIM2RIM“ mit der „2“ in der Mitte. Wir sind uns sicher, diese Schreibweise noch niemals vorher gelesen zu haben, zumindest nicht bewusst. Und jetzt gibt es plötzlich Becher und T-Shirts mit diesem Slogan. Ein geistiger Diebstahl (aus unserer Sicht) und ein Skandal !!!

Mit dem Kauf dieser beiden Becher trennen wir uns auch von unseren beiden Faltbechern. Kunststofffolien, die sich nach Art von Origami in zwei mehr oder weniger stabile Becher falten lassen. Die sind zwar sehr originell aber nicht unbedingt praktisch. Mit Sicherheit spart man mit ihnen viel Platz, doch an dem fehlt es uns auf den Touren aufgrund der großen Backpacks nicht. Und im Vergleich zu den stabilen Alu-Tassen sparen sie nur wenig an Gewicht.

Nach dem Einkauf geht es noch kurz ins Internet um uns von der Verwandtschaft per Mail zu verabschieden und zu einem schnellen Imbiss ins Canyon Cafe.

 

 
Meine Hühnerteile bleiben weit hinter den Erwartungen zurück: Sie sind wohl zu lange auf dem Grill geblieben und daher jetzt knochenhart. Es ist kaum möglich, etwas von dem wenigen Fleisch abzuknabbern. Da haben wir an gleicher Stelle schon Besseres gegessen.

 

Was uns jetzt noch bleibt ist der obligatorische Sunset am Grand Canyon und so begeben wir uns zum Yavapai-Point um hier zu erleben, wie der Grand Canyon in den Schlaf versinkt. Es ist wieder ein einzigartiges Schauspiel und so oft wir es bereits erlebt haben, jedes Mal sind wir wieder begeistert.

 
 
Diesmal wird das Szenario von einigen „Neo-68ern“ aufgelockert, deren Wiederbeleben der „Flower-Power“-Zeit wir aufmerksam und schmunzelnd beobachten dürfen.
 

 
Mit dem Rückweg zum Campground und dem Verschwinden in unser Zelt endet dieser Tag auch schon wieder.
 
29.August 2009: Grand Canyon / South Rim - Grand Canyon North Rim
 

Um 7.00Uhr weckt uns Anitas Handy, wobei wir feststellen, dass der Akku wohl bald zu Ende geht. Anita hat das Handy gestern aufgeladen und nun ist er fast leer. Da es verhängnisvoll werden kann, wenn wir im Canyon nicht zuverlässig geweckt werden und wir dann ggf. erst zu spät loskommen, entscheiden wir uns dafür, heute im General Store noch einen Wecker zu erstehen.

Doch Zunächst fahren wir zum Canyon Cafe zum Frühstück.

Es geht zurück zum Campground, wo wir das Zelt abbauen und unsere Backpacks zusammen stellen.

 
 

Wir müssen uns jetzt definitiv entscheiden, was wir mitnehmen müssen und was nicht. Trotz der mittlerweile zunehmenden Routine stellt sich bei jedem Gegenstand, der mehr als 50g wiegt die Frage, ob er notwendig ist oder nicht. Denn jedes einzelne Teil für sich mag nicht viel wiegen, in der Summe ergeben sich dann jedoch einige Kilogramm.

Im Gegensatz zu den meisten unserer vorherigen Trekking-Touren habe ich mich diesmal entschieden, die neue und leider ziemlich schwere Spiegelreflexkamera unbedingt mitzunehmen. Da ich vor dem Urlaub die Laufzeiten der Akkus nicht mehr ausprobieren konnte, gehören natürlich zwei komplette Akkusätze zur Grundausstattung.

Auch genügend Speicherkarten müssen mitgenommen werden, denn die Kamera frisst Speicherplatz und an Motiven wird es sicherlich nicht mangeln.
(Nachtrag: Kamera und die Trageweise haben sich bestens bewährt: Die Kamera wurde stets schussbereit um den Hals getragen. Dazu habe ich mir von Tamrac einen Kameragurt erworben, der sich mit einem Schnellverschluss abnehmen lässt. Das System ermöglicht es, die Kamera direkt an die „D-Ringe“ des Rucksacks zu befestigen. Als Staub- und Regenschutz verwendete ich eine genau auf die Kamera passende Neoprentasche. Der Akkuvorrat war viel zu groß bemessen. Für die komplette Tour reichten die beiden eingelegten Akkus)

Außerdem haben wir für diesmal ein anderes Schuh-Management geplant: Neben den Hiking-Boots an den Füßen nehmen wir „Crocs“ mit. Wir haben einen Bericht über den Appalachian-Trail gesehen und dort berichteten Hiker über ihre guten Erfahrungen mit diesen optisch zwar eher als „originell“ aber in der Handhabung sehr praktischen Schuhen. Auf jeden Fall sind sie federleicht und es lässt sich zur Not auch noch ein gutes Stück mit ihnen wandern.
(Nachtrag: Auch diese Entscheidung war perfekt. Da die Schuhe etwas klobig sind, haben wir sie außen am Rucksack befestigt. Sie sind bequem, robust und lösen sich auch bei Wasser nicht auf!)

Und auch für andere Unterlegmatten haben wir uns entschieden. Die Therm-A-Rest sind zwar sehr klein, dafür ist nicht ganz leicht, die sehr kompakt zusammen zu rollen und sie in die Bags zu verstauen. Daher fiel diesmal die Wahl auf die zwar wesentlich größeren aber nicht schwereren Therm-A-Rest Faltmatten.

Da die Regenwahrscheinlichkeit nach dem aktuellen Wetter-Update in den nächsten Tagen zunehmen wird, nehmen wir doch die Ponchos mit. Und die sind leider recht schwer.

Nach dem Packen informieren wir uns gegenseitig darüber, wo was verstaut ist. Das ist durchaus sinnvoll, denn so weiß jeder, wo sich in einem Notfall was befindet.

Beim ersten Probeauflegen der Backpacks stellen wir bereits fest, dass sich das Gewicht im Vergleich zu unserer letzten Trekking-Tour kaum verändert hat. Wir haben zwar diesmal keine Waage aber mit dem noch aufzufüllenden Wasser kommen wir sicherlich wieder an die 18-20kg.

 

 

Wir verpacken alles im Auto, holen die heute Morgen verschobene Morgenhygiene nach und anschließend geht es in den General Store zum Wecker-Kauf. Tatsächlich erstehen wir einen, den wir dann draußen bei einer erfrischenden Coke ausprobieren. Die Erfrischung muss sein, denn es ist ziemlich heiß und keine Wolke lässt sich am Himmel sehen.

Wir fahren zur Bright Angel Lodge und suchen hier einen geeigneten Parkplatz für das Auto, natürlich nur einen Katzensprung vom Bright Angel Trail entfernt. Denn wenn wir in fünf Tagen hier wieder ankommen, werden wir sicherlich über jeden Meter froh sein, den wir nicht gehen müssen. Wir setzen uns an den Bright Angel Trail und schauen auf das hinab, auf das wir uns eingelassen haben. 

Wir bekommen Besuch von einigen Squirls. Das sind putzige Nager, die sich hier allerdings zur Plage entwickelt haben und jeden Passanten um Nüsse anbetteln. Doch Füttern ist selbstverständlich strengestens verboten.

 
 
Am Kiosk holen wir noch zwei Flaschen Wasser für den Transfer und gehen dann allmählich mit den Backpacks zur Bright Angel Lodge.

Es gesellen sich nach einiger Zeit weitere Wanderer dazu, die wohl ebenfalls mit dem Shuttle vom Süd-Rim zum Nord-Rim gefahren werden wollen.

Eine Gruppe von vier Amerikanern in unserem Alter sprechen uns an und wir betreiben etwas Small Talk. Als sie hören, dass wir RIM2RIM zum zweiten Mal angehen lachen sie laut los und sagen: Wer einmal RIM2RIM macht, den kann man verstehen oder sogar bewundern. Wer ihn aber ein zweites Mal macht, der muss verrückt sein.

Tja, wir sind es!

Sie hingegen machen die Tour erstmalig, in nur drei Tagen, dafür lassen sie jedoch ihr Gepäck von Mulis hochtragen. Das kommt für uns nicht in Frage, da sind wir die Hardliner.

 
 

Gegen 13.00 kommen die beiden Busse, die uns rüber bringen sollen. Rüberbringen bedeutet, dass zwischen Süd-Rim und Nord-Rim etwa 16 km Luftlinie liegen, oder wie der Amerikaner sagt: "Like The Raven Flies!"

Um aber mit dem Auto von hier nach dort zu kommen benötigt man über vier Stunden, nämlich gut 220Meilen sind zu fahren.

Um 1:30PM hat Rick alles oben auf dem Shuttle verstaut und Anita & ich klettern ganz nach hinten durch. Die Fahrt geht vom East-Entrance des Süd-Rims über 64 und 89 bis zum Nord-Rim. Unterwegs halten wir 2-mal um den Tank zu füllen und die Blasen zu leeren. Wir sind diesmal deutlich früher am Nord-Rim als bei unserer ersten Tour vor zwei Jahren.  Das liegt vermutlich an den subjektiv als kürzer empfundenen Pausen und vor allem an Ricks Fahrweise, die m.E. nur über kurze Strecken mit der amerikanischen Verkehrsordnung konform geht. Da ich nicht auf seinen Tacho sehen kann messe ich die Geschwindigkeit zwischendurch mal mit dem GPS und das sagt mir eindeutig, dass Rick deutlich zu schnell unterwegs ist.

Trotz der Pausen zieht sich die Fahrt und Müdigkeit macht sich breit. Fast alle im Bus nicken mit der Zeit weg.

 
 

Außer Rick, zumindest hoffe ich das.

Gegen 17.30Uhr erreichen wir den Campground des Nord-Rims. Rick schmeißt uns die Backpacks runter und wir geben ihm zum Abschied -wie sich das unserer Meinung nach gehört- ein gutes Tip.

Rick ist ebenso erstaunt wie erfreut, bedankt sich herzlich und erkundigt sich, woher wir kommen. Vielleicht ist der Tip ja doch nicht so üblich, wie wir vermuteten.

Wir checken ein und eine äußerst freundliche Dame weist uns in die Örtlichkeiten und Regeln des Campgrounds ein. Wir haben vorab die Site 80 reserviert. Gerne hätten wir wieder die Site von damals genommen, zumal sich der Rim-Blick diesmal auch gelohnt hätte, da noch genügend Tageslicht vorhanden ist. Doch die war bereits belegt und so haben wir aus pragmatischen  Gründen die 80 genommen.

Doch die erweist sich in der Tat als praktisch, sie ist großzügig und recht nahe an der notwendigen Infrastruktur: Restrooms und General Store.

Wir bauen das Zelt auf und gehen zunächst den Campground ab um den morgigen Weg zum Trailhead ausfindig zu machen. Bei unserer letzten Tour hatten wir im Dunkeln etwas Probleme, den Weg auf Anhieb zu finden.

Heute finden wir ihn im zweiten Anlauf und prägen uns schon mal den günstigsten Weg für morgen früh ein.

Sodann entern wir den General Store und kaufen letzte Notwendigkeiten für die Tour und natürlich ein Mikrowellen-Gericht für jetzt. Diesmal bin ich vorgewarnt und verbrenne mir nicht wieder dermaßen den Mund an einem Burrito, der außen warm ist und innen noch kocht.

 

 
Wir sitzen gemütlich auf der Terrasse vor dem General Store und genießen den letzten Abend “davor“.- Überhaupt ist es hier so etwas von heimelig und gemütlich, dass wir beschließen, bei unserem nächsten Trip einmal ein paar Campsite-Tage am Nord-Rim zu verbringen. Zumal es hier jetzt auch einen Fahrradverleih gibt.
 
 

Es wird allmählich dunkel und wir verschwinden bald im Zelt. Es ist mit über 20 Grad deutlich wärmer als wir erwartet haben. Überhaupt ist der Nord-Rim die einzige Station unserer Tour, an der wir von unangenehm kühlen Temperaturen überrascht werden könnten. Doch davon ist im Moment überhaupt keine Rede und wir bedauern schon, nur deswegen Jacken und eine lange Hose mitgenommen zu haben.

Gegen 9.00Uhr schlafen wir tief und fest!

 

 
Sonntag, 30.08.2009, Abstieg zum Cottonwood
 

Um 4.00Uhr lassen wir uns vom neuen Wecker zuverlässig wecken. Der Wecker hat sogar ein Thermometer eingebaut und so können wir genau sagen, dass es 14Grad draußen und ca. 17Grad im Zelt sind.

Aufgrund der Quiet Hours bemühen wir uns, beim Abbau des Zeltes keinerlei Geräusche

 zu verursachen. Es ist tatsächlich noch sehr „quiet“, denn außer uns scheint noch niemand wach zu sein. Wir verstauen Zelt und alles andere Equipment und um 5.15Uhr starten wir in Richtung Trailhead und damit doch etwas später als wir geplant hatten. Wir hatten uns als Richtwert 1 Stunde Rüstzeit gegeben, doch irgendwie hat die Zeit nicht gereicht.

Nach wenigen Minuten erreichen wir die Hauptstraße, überqueren sie und steigen den recht steilen Weg zum Trailhead ab. Gegen 5.30Uhr sind wir am eigentlichen Trailhead und machen noch schnell ein paar Bilder „davor“.

 
 
Und schon geht es los. Der Weg verläuft, wie man sich denken kann, bergab. Im Licht unserer Stirnleuchten lässt sich der Weg gut erkennen, zumal das Firmament im Osten allmählich heller wird und wir den Weg zunehmend besser erkennen können. Am Cocononi-Overlook, der einen phantastischen Blick in den vor uns liegenden Canyon gestattet, stoppen wir nur für ein schnelles Foto.
 
 
U Nach 1,7 Meilen und gut einer Stunde Laufzeit erreichen wir den Supai Tunnel. Mittlerweile ist es schon hell, auch wenn die Sonne noch nicht richtig aufgegangen ist. Am Supai Tunnel treffen wir andere Hiker, u.a. auch das Pärchen, das gestern vor uns im Shuttle gesessen hat. Sie haben sich für heute die Hardcore Version des North Kaibab Trails vorgenommen und wollen an einem Tag ganz runter bis zur Phantom Ranch. Das sind 14 Meilen und 1756Höhenmeter, die es abzusteigen gilt. Uns reichen schon die 7 Meilen und 1268Höphenmeter bis zum Cottonwood-Campground, die für uns heute auf dem Programm stehen.
 
 

Kurz nach dem Supai Tunnel zeigt sich der Weg in seiner absoluten Schönheit und leider auch in seiner Lage: Denn die Sonne beginnt zunehmend auf unseren Weg zu scheinen und schon nach kurzer Zeit brennt sie auf der Haut.

Es geht über die Redwall-Brücke und Kurve für Kurve geht es bergab. Den Verlauf des Weges kann man aus der Ferne gut erkennen. Vor zwei Jahren hat es Anita vom Kreislauf ziemlich erwischt. Diesmal auch, nur einige Höhenmeter tiefer.

 
 
Nach insgesamt 4,7 Meilen erreichen wir gegen 11Uhr die Abzweigung zu Roaring Springs.
 
 
 Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein imposanter Wasserfall zu erkennen.  Damals haben wir uns gegen diesen Abstecher entschieden, heute hingegen wollen wir dort eine ausgiebige Pause machen. Von der Abzweigung bis zu den Restrooms von Roaring Springs ist es eine Viertel Meile, allerdings auch bergab. In der logischen Konsequenz bedeutet das, nachher wieder hochgehen zu müssen!
 
 

Erschöpft erreichen wir Roaring Springs, eine kleine grüne Oase in der Glut des North Kaibab Trails. Mit uns sind andere Hiker, die hier pausieren. Kurz nach unserer Ankunft kommen auch die vier Amerikaner, die wir gestern am Shuttle getroffen haben, ebenso erschöpft wie wir.

Das Problem ist die Temperatur, die heute um einige Grade höher ist als bei unserer ersten Tour 2007.

Alle Hiker, die hier pausieren, kühlen sich in dem eiskalten Creek ab. Eine Amerikanerin verschwindet, für die anderen nicht sichtbar, um die Ecke um sich ausgiebig abzukühlen.  Man sieht sie zwar  nicht aber man hört sie umso deutlicher: Das eiskalte Wasser lässt sie mehrmals laut los jauchzen. Auch wir kühlen uns ab und allmählich kommt auch Anita wieder zu Kräften. Wir knabbern unseren Trailmix und peppen unser Wasser mit Isostar-Tabletten auf.

 

Von mir nur im Augenwinkel beobachtet macht sich ein Squirl, eines dieser kleinen niedlichen Hörnchen, an meinem Rucksack zu schaffen. Es riecht wohl den restlichen Trailmix in den Seitentaschen. Kaum habe ich es vertrieben, macht es sich an die Rucksäcke der anderen Hiker heran.

Nach insgesamt zwei Stunden nehmen wir unseren Hike wieder auf. Ich kann mich nicht erinnern, jemals auf einer Tour solange pausiert zu haben aber die Hitze fordert ihren Tribut.

Unser nächstes Ziel ist das Pumphouse, welches von der Weggabelung noch einmal etwa 0,7Meilen entfernt ist. In der brütenden Hitze erreichen wir es nach etwa einer halben Stunde. Die einzigen Stühle auf dem Gelände sind schon von einer dreiköpfigen Familie besetzt und so suchen wir auf dem Gelände eine andere Sitz- oder Liegemöglichkeit. Unsere Backpacks legen wir im Schatten auf die Erde, wir selbst legen uns auf die Treppenstufen, die zu den Restrooms führen und die im Moment im Schatten liegen.

 
 

Wir sichern uns gegenseitig zu, gelegentlich auf die Rucksäcke zu achten, ob auch keine Squirls sich daran zu schaffen machen.

Zwischendurch nicken wir wohl etwas ein, denn die Zeit vergeht recht schnell  Nach etwa einer Stunde beschließen wir, trotz der Hitze unseren Weg fortzuführen. An der Wasserquelle, an der die Familie immer noch sitzt, füllen wir unsere Wasservorräte auf und schnell ergibt sich ein Gespräch mit der erwähnten Familie.

Es sind drei Münchner, die diesen Hike erstmalig bestreiten. Sie beabsichtigen erst gegen 17.00Uhr aufzubrechen, um der Hitze zu entgehen. Die kleine Tochter ist brennend daran interessiert, wie es denn unten mit den Campsites aussieht und wo man sich dort waschen kann. Die Frage hätte eher heißen sollen, ob man sich überhaupt irgendwo waschen kann.

Wir setzen unsere Backpacks auf und müssen erkennen, dass wir nicht ordentlich Wache gehalten haben. Eine Tüte Nüsse, die ich während des Hikes angefangen hab zu essen, liegt nun an- bzw. aufgeknabbert auf dem Boden. Ein Squirl hat sie geschickt aus der Seitentasche meines Rucksacks raus gezogen und sie mit seinen scharfen Zähnen geöffnet. Das soll uns eine Lehre sein!

 
 
Es geht weitere 1,3 Meilen in Richtung Cottonwood. Im Normalfall eine Entfernung, die kaum der Rede wert sein sollte, doch bei diesen Temperaturen ist jeder Meter Anstrengung und eiserner Wille zugleich. Hinzu kommt, dass dieser Abschnitt wieder in der prallen Sonne liegt. Doch irgendwann einmal sehen wir das Dach der Ranger Station und das gibt uns Antrieb.

Wir besetzen eine der ersten Sites auf der der Tisch im Schatten liegt.

Der erste Schritt ist sich hinzusetzen, auszuruhen und zu trinken. Unser Wasser peppen wir abermals mit Isostar-Tabletten auf, damit das Wasser nicht nur nach Wasser schmeckt.

 

 
 

Wir gehen noch ein kurzes Stück weiter zur Ranger Station und setzen uns hier in den Schatten um langsam wieder zu Kräften zu kommen.

Eine Gruppe von amerikanischen Hikern, die offensichtlich bestens ausgestattet sind, fragt uns nach einem Zugang zum Creek. Sie haben eingepackte Brote sowie Cola und andere schmackhafte Getränke dabei. An solche Leckereien haben wir gar nicht gedacht, zumal wir die Schlepperei auf das Minimalste reduzieren wollten.

Sie finden den Zugang zum Creek und kühlen sich bei Broten und Cola ab. Das ist auch der Startschuss für uns und so gehen wir mit in den Creek, allerdings ohne Brote und Cola, uns erwartet Freeze-Dried-Nahrung und angereichertes Wasser.

Zurück auf der Campsite bauen wir das Zelt auf und beginnen mit der Nahrungszubereitung. Währenddessen kommt auch die Münchener Familie mit hochroten Köpfen an unserer Site vorbei, offensichtlich haben sie doch nicht bis 17Uhr mit dem Aufbruch gewartet.

Bei uns gibt es Sweet&Sour Pork und Chicken Polynesian aus der Tüte und das bereits mit Vitaminen angereicherte Wasser, dazu als krönenden Abschluss Kaffee.

 
 
Die Temperaturen des Essens sind gefühlt ähnlich der Lufttemperatur. Wir räumen alles Equipment, soweit möglich, in die Rucksäcke. Die Rucksäcke werden auf sog. Poles aufgehängt, also langen und stabilen Stangen, die etwa 2,00Meter wie eine Fahnenstange aus dem Boden ragen. Damit soll verhindert werden, dass sich die Tierwelt über die Rucksäcke hermacht.
 
 
 
Unabhängig davon müssen alle Lebensmittel sowie Plastikbeutel und Abfall in Metallkisten verpackt werden, die auf jeder Campsite stehen. Diese „Food-Boxes“ sind ein Tresor für unsere Nahrungsvorräte und unüberwindbares Hindernis für die Squirls und andere an unserem Essen Interessierte.

Gegen 19.00Uhr verschwinden wir etwas platt im Zelt und stellen wieder den Wecker. Da wir heute Morgen letztlich doch später aufgebrochen sind als geplant, stellen wir ihn eine halbe Stunde vor.

 
Montag, 31.08.2009, Abstieg zur Phantom Ranch

 

Um halb vier klingelt der Wecker und ohne Umschweife beginnen wir sofort mit dem Abbau des Zeltes, dem Verpacken des Equipments, der Morgenhygiene und dem ausgiebigen Frühstück. Letztgenanntes besteht genau aus einem Keks für Anita und dreien für mich. Für Kaffeekochen haben  wir keine Zeit und mehr Frühstück brauche ich nicht bzw. Anita verträgt es ja bekannterweise vor einem Hike nicht.

Die Food-Boxes werden akribisch kontrolliert, ob wir nicht was vergessen haben. Dann werden sie wieder offen, aber kopfüber au die Bank gestellt. Somit ist gewährleistet, dass sie gelüftet werden, gleichzeitig aber auch nicht für neugierige Tiere zu einer gefährlichen Falle werden.

Heute brauchen wir noch nicht einmal eine Stunde „Rüstzeit“ und so starten wir bereits um 4.30Uhr im Schein unserer Stirnleuchten.

 
 
Die zweite Etappe unseres Abstiegs erweist sich wieder ungleich leichter als der erste: Es sind zwar wieder insgesamt sieben Meilen, jedoch nur 488Meter Abstieg. Der Weg verläuft die ersten Stunden im Dunkeln bzw. im Schatten. Erst gegen 8.30Uhr schaut die Sonne gelegentlich in den Canyon. Aber nur einzelne und ganz kurze Streckenabschnitte liegen um die Uhrzeit wirklich in der Sonne. 
 
 
Es ist der Abschnitt, der als „Brückenlauf“ bezeichnet werden kann, denn insgesamt drei Brücken sind heute zu überqueren.
 
 
 
Nach gut vier Stunden erstrahlt, diesmal tatsächlich in der prallen Sonne, das Hinweisschild, wonach wir in einer Dreiviertel Meile den Bright Angel Campground erreichen werden.
 
 
Kurz hinter dem Schild erkennt man dann zwischen den Blumen einzelne Gebäude. Es riecht förmlich schon nach der Canteen, also dem eigentlichen Zentrum der Phantom Ranch. Natürlich riecht sie nicht tatsächlich, vielmehr haben wir ihre Witterung aufgenommen, weil wir sie kennen.
 
 

 
 
Hier gibt es all die Dinge, die deutlich teurer sind also oben, und die hier köstlich schmecken und die man oben am Rim vermutlich meiden würde. Da ist z.B. die „Lemonade“, die zuckersüß ist und die von uns beiden oben bestimmt keiner trinken würde. Hier unten ist sie jedoch eisgekühlt ein Hochgenuss.
 
 

Anita gibt sich sogleich diesem Getränk hin, während ich schon mal weiter zum Campground gehe, der etwa ¼ Meile entfernt ist.

Ich versuche eine Campsite zu belegen, die zum Creek hin liegt. Im Motel würde man sagen „Pool-Side“.

 
 

Die ersten zwei Sites zur „Pool-Side“ sind tatsächlich jetzt um etwa 9.30Uhr belegt, die dritte ist frei. Ich räume die Lebensmittel in die Food-Boxen, hänge die Backpacks auf und beim Loslaufen wird mir bewusst, dass die Site wohl für unser Zelt etwas zu klein ist. Ich messe mit den Augen Zelt und vorhandenen Platz aus und muss feststellen, dass es nicht passen wird.

Die Suche geht also weiter:

Site Nr. 4 und 5 sind ebenfalls besetzt, Nr.6 und Nr. 7 hat Platz aber absolut keinen Schatten, Nr. 8 ist besetzt, aber Nr. 9 ist o.k..

Also alles in umgekehrter Reihenfolge: Nr. 9 mit Mütze und Wanderstöcken reservieren. Für einen Deutschen gehört es sich zwar, den Liegestuhl mit einem Handtuch zu belegen, aber die Handtücher sind unten im Rucksack.

Die Lebensmittel werden wieder eingepackt, der Rucksack vom Pole genommen und so schleppe ich alles zu Nr. 9, verstaue wieder alles und gehe dann im schnellen Schritt zur Canteen zurück. Anita muss ja befürchten, dass mir was zugestoßen ist.

 

 
 
 
 
 
 
 

Die aber sitzt in aller Gemütlichkeit und Feierlaune in der Canteen und nuckelt an ihrer Lemonade. Zum Glück hatte sie für mich gleich eine mitbestellt.

Nach dem Cool Down geht es gemeinsam zur Campsite um das Zelt aufzubauen.

Wir stürzen uns anschließend in den Pool, vielmehr machen wir es den vielen Nachbarn gleich und erfrischen uns in dem sehr kalten, aber in dieser Situation  angenehmen Creek Es ist eine phantastische Abkühlung. Wir plätschern gerade vor uns hin als der Ranger auf unsere Site kommt und mit einem lauten Händeklatschen einen Squirl vertreibt, der sich auf unsere Vorräte gestürzt hatte.

„Mist“, kommt es uns über die Lippen. Wieder haben wir die Squirls vergessen. Bei der Kontrolle stellen wir fest, dass der Quirl leider die restliche Packung Nüsse mitgenommen hat, die sein Kollege bereits gestern angefressen hatte.

Das soll uns nun aber endgültig eine Lehre sein und nicht wieder vorkommen. Weniger wegen uns, vielmehr geht es uns um die Tiere.

Anita und ich machen uns fein, soweit das mit unseren durchschwitzten Trekking-Klamotten möglich ist, kämmen uns ordentlich die Haare und gehen nun (fein) aus: zur Canteen.

Und hier gibt es allerlei Interessantes: Neben der bereits erwähnten eiskalten Lemonade trifft man hier alle Leute des gemeinsamen Abstiegs wieder. Die vier Amerikaner, die wir am Shuttle getroffen haben, genauso wie die drei Münchner vom Pumphouse, die Kanadier von Roaring Springs usw. Man trifft sozusagen Leidensgenossen.

Erstaunlich finde ich unseren gesundheitlichen Zustand, zumindest der von 50% von uns. Anita quälen arge Verletzungen an den Zehen, aber ansonsten macht sich der gestrige Abstieg weniger bemerkbar als bei unseren ersten beiden Touren hier runter.

Das untrügliche Zeichen sind die wenigen Stufen vor der Canteen. Beim Heruntergehen dieser Stufen sieht man am Humpeln genau, wer wie lange schon hier unten ist, ob er zu Fuß oder mit den Mulis gekommen ist oder ob er hier arbeitet.

Aber so manch einer ist auch gar nicht in der Lage, etwas Small Talk zu betreiben...

 

 
 
Nach dem einen und anderen „Small Talk“ mit den Leidensgenossen geht es zurück zur Campsite und dort sofort noch einmal ins Wasser. Das Thermometer am Eingang zum Campground zeigt gute 40Grad, wohlgemerkt im Schatten. In der Sonne ist es bis zum Anschlag über 60Grad.
 
 
 
 
Gegen frühen Abend beginnen wir wieder mit dem Kochen und dem anschließenden Essen aus der Tüte.
 
 

Der obligatorische Besuch des Rangers findet auch heute statt. Heute hat er sogar einen Assistenten. Gemeinsam klären sie uns über die Dinge auf, die wir schon weitgehend kennen. Als wir erwähnen, dass wir bereits mehrmals hier waren, halten sie sich mit ihren Erklärungen zurück und sind schnell weiter auf der nächsten Site.

Bei einer anschließenden Tasse Kaffee schauen wir uns stolz und wehleidend zugleich in die Augen.

Stolz, dass wir es mal wieder bis hier unten geschafft haben und wehleidig bei dem Gedanken, dort ganz oben auf den Süd-Rim wieder hinaufzumüssen. Doch bis dahin haben wir noch etwas Zeit und morgen ist erst mal Urlaub, d.h. ausschlafen bis in die Puppen und den Tag ganz ruhig angehen   lassen.

 
 
Also dann, bis morgen, denn jetzt geht es erst mal in die Schlafsäcke.
 
Dienstag, 01.09.2009, Phantom Ranch
 

Es ist ja fast schon eine Unverschämtheit, wie früh einige Hiker an unserem freien Tag mit dem Zeltabbau beginnen.

Wir stehen gegen 5.30Uhr auf und stehen fast einsam auf dem Campground. Nur wenige andere Hiker verbringen einen weiteren Tag hier unten.

Wir lassen es langsam angehen, machen uns frisch und gehen mal eine Runde Laufen.

 
 
 

Diesmal haben wir uns nicht den sog. Riverwalk vorgenommen, also den ungefähr

 2,5 Meilen langen Hike vom Campground über die Wooden Suspension Bridge, am anderen Colorado-Ufer entlang bis zur Silver Suspension Bridge und wieder zurück, sondern wir wollen heute nur zur Beach.

 
 
Der Colorado ist heute so kristallklar, wie wir ihn bisher noch nie gesehen haben. 
 
 
Die Beach ist wirklich wie ein Strand. Ganz feiner Sand säumt den Colorado und es macht Spaß, barfüßig zu gehen.
 
 
Nach einigen Fotos gehen wir weiter und entdecken eine interessante Tafel, die Hinweise über die Tierwelt hier unten im Grand Canyon gibt: Es gibt Ringtails, natürlich Squirls, Taranteln und die Grand Canyon Rattlesnake, die übrigens richtig hässlich ist.
 
 
Im Gegensatz zu den letzten beiden Tagen ist es heute etwas bewölkt und langsam fängt es leicht an zu tröpfeln. Ein bedeckter Himmel wäre für den kommenden Aufstieg nicht verkehrt, jetzt hingegen hätten wir nichts gegen einen wolkenlosen Himmel einzuwenden. Wir nutzen den kleinen Regen um ihm Zelt etwas „Siesta“ zu machen. Unsere Backpacks decken wir vorsichtshalber mit den Ponchos ab.
 
 

Irgendwann endet der Regen und wir sind wieder putzmunter. Und so gibt es zunächst bei aufklarendem Himmel einen richtig guten Kaffee. 

 
 
 Und schon geht es wieder in den Creek.
 
 

Am frühen Abend erscheint wieder ein Ranger. Wir sind uns beide sicher, dass es genau jener Ranger ist, der uns vor vielen Jahren auf unserer ersten Tour hier unten begrüßt hat.

Wir unterhalten uns ziemlich lange mit ihm und er berichtet viel Interessantes, z.B. dass sich dieses Jahr der Monsun nach hinten verschoben hat und wir jetzt in Arizona ein typisches Wetter für die Regenzeit haben. Das bedeutet:

Wenn es am Morgen bereits Wolken gibt, ist die Chance groß, dass es am späten Mittag bzw. Nachmittag Regen gibt. Durch die Wolkendecke wird die Sonne stark gebremst, kann das Plateau nicht aufheizen, und die von Mexiko kommenden Wolken prasseln hier nieder.

Ich spreche ihn darauf an, dass wir gelesen haben, dass es am Plateau Point  traumhaft schöne Sonnenuntergänge geben kann und damit mache ich bei ihm eine Tür auf:

Er berichtet, dass es wohl ein einzigartiges Panorama ist, wenn die Rims in der Abendsonne zu glühen beginnen. Für morgen kann er nur sagen, dass es einen schönen Sonnenuntergang aber genauso gut auch starken Regen geben kann.

Das ist doch eine Wettervorhersage wie eine Tautologie: Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich`s  Wetter, oder es bleibt wie es ist“!

Er berichtet weiter, dass er einmal eine Touristengruppe zum Sunset begleitet hat, aufgrund eines aufkommenden Unwetters die Tour jedoch abbrach. Einige Touris wollten sich jedoch den Sunset nicht entgehen lassen und sind auf eigene Faust auf den Plateau Point gegangen.

Am nächsten Tag berichteten sie dem Ranger, dass sie sich gar keine Vorstellung davon machen konnten, was ein Unwetter am Plateau-Point bedeutet. Die Blitze müssen um sie herum in den Nord- und Südrim eingeschlagen haben und sie hatten eine wahnsinnige Angst dabei.

Dann berichtet er auch noch von einem Blitzeinschlag in den Creek ein gutes Stück vom Campground entfernt. Die Badenden berichteten anschließend, dass sie den Blitzeinschlag nicht gesehen haben, vielmehr war alles für einen Bruchteil einer Sekunde strahlend hell. Dafür muss es aber, laut Aussage des Rangers, im ganzen Creek zeitgleich einen kollektiven Aufschrei gegeben haben, da alle Badenden einen Stromschlag verspürten. Zum Glück gab es keine Verletzten.

Wir sind ganz begeistert von seinen vielen Geschichten und das merkt er auch, denn er kommt richtig in Fahrt. Irgendwann einmal scheint es aber dann doch Zeit für ihn  zu sein und er verabschiedet sich von uns und wünscht uns viel Glück und Energie für den morgigen Aufstieg.

 
 

Und die Energie werden wir wohl brauchen. So bereiten wir mal wieder unsere Backpacks vor, soweit das eben schon möglich ist, stellen den Wecker wieder auf 3.30Uhr und schlummern schnell ein.

 
 
 
Mittwoch, 02.09.2009, Aufstieg zu Indian Garden
 

Um 3.30Uhr wachen wir durch den Wecker auf. Übrigens war es absoluter Luxus, Jacken und eine lange Hose mitzunehmen. Die Nächte sind um die 27 bis 29 Grad warm, oder sagen wir besser heiß, und wir liegen sehr leicht bekleidet auf den Schlafsäcken bei geöffnetem Zelt. Anders ist es kaum auszuhalten!

Nach weniger als einer Stunde ist alles verstaut und wir starten unseren Aufstieg im Scheine der Stirnleuchten. Aufgrund der Hitze wird dringend davon abgeraten, zwischen 10Uhr und 16Uhr hier zu wandern und so wollen wir auf jeden Fall spätestens 10Uhr unser Ziel, Indian Garden, erreichen. Dazu heißt es, auf einer Strecke von5 Meilen ca. 400 Höhenmeter zu bezwingen.

 
 
Wir verlassen die Phantom Ranch bzw. den Bright Angel Campground und plötzlich sehe ich in der Ferne zwei kleine Lichter. Zunächst glaube ich an zwei Lampen in der Ferne, doch dann entdecke ich, dass sich meine Stirnleuchte in zwei großen Augen wiederspiegelt, die vom Weg in die Bäume flüchten.
 
 

 Ich untersuche die Sache und entdecke nur zwei Meter von mir entfernt im Baum ein Ringtale, ein Verwandter von unserem hiesigen Waschbär. Er schaut mich neugierig aber auch ängstlich mit seinen großen Augen an und nach zwei Fotos lasse ich ihn auch schon in Ruhe. In der Ferne sehe ich nach wenigen Minuten wieder zwei Lichter, nun aber wirklich weitere Stirnleuchten, die die Suspension Bridge überqueren. Offensichtlich sind wir nicht die einzigen und auch nicht die ersten, die heute den Aufstieg angehen.

Nach dem Überqueren des Colorados geht der Weg eine ganze Weile am Fluss entlang. Gemein ist, dass der Weg, kaum an beachtlicher Höhe gewonnen, schon  wieder nach unten führt. Und das gleicht mehrmals hintereinander.

Es ist immer noch sehr dunkel aber langsam zeichnen sich im Colorado die Rappids schemenhaft ab. d.h. man erkennt ansatzweise die weißen Schaumkronen des sich brechenden Wassers. Die Kommunikation zwischen Anita und mir reduziert sich derzeit aufgrund der Konzentration, den Weg im Dunkeln zu finden, und die Anstrengung zu meistern, auf das Wesentliche: „Und?“ Antwort: „Hmmm“.

Damit ist im Prinzip alles gesagt, was gesagt werden muss. Die Frage zielt drauf, wie es ihr geht, ob sie noch kann und was ihre Füße machen. Die Antwort  ist die Essenz aus: Was fragst du überhaupt? Es ist anstrengend, die Füße schmerzen aber Gejammere nützt nichts, da müssen wir durch. Also: „Hmmm!“

 

 
 
Der Riverwalk zieht sich etwa eine Meile am Colorado entlang, bevor der Trail dann den Colorado verlässt und nach links einschert. Hier gibt es das River Resthouse, eine Hütte, in der Hiker und Rafter im Falle eines Notfalles Unterschlupf finden können. Ohne Trinkwasser und ohne Toiletten, ausgestattet nur mit einem Notfalltelefon. Doch zu unserem Erstaunen gibt es nun etwa 50 Meter vor dem River Resthouse neu errichtete Restrooms, die so neu sein müssen, dass sie noch nicht einmal auf den Hinweisschildern und  Tafeln im Park verzeichnet sind.
 
Von hier aus geht es nur noch bergauf. Eine Herausforderung ist Devil Corkscrew, also des Teufels Korkenzieher. Der Trail führt über eine Vielzahl von Switschbacks Kurve für Kurve nach oben. So schön der Blick nach hinten und unten auch ist, bei jedem Blick nach vorne weiß man, was man noch Richtung „oben“ vor sich hat.
 
 
Genau an dieser Stelle begegnen uns Wrangler mit ihren Mulis, die Material zur Ausbesserung des Weges nach unten transportieren.
 
 
An dieser Stelle begegnen uns die ersten anderen Hiker. Man überholen wir sie, mal überholen sie uns. Na ja, genau genommen werden wir mehr überholt, als dass wir selbst zum Überholen kommen.
 
 
Mit Ende des Korkenziehers hat man innerhalb kurzer Zeit sehr viel Höhe gewonnenen und damit eigentlich auch schon das Schlimmste hinter sich. Der Blick von hier oben auf das, was hinter einem liegt, ist beeindruckend.

Es geht weniger steil weiter. Nun kommt auch die Sonne raus und ergießt sich über einige Teilstrecken des Weges, zum Glück im Moment nur über kurze Abschnitte.

 
 
Auf der rechten Seite gehen wir am xy Wasserfall vorbei und wenige Minuten später laufen wir ein kurzes Stück parallel zum xy, der den eben genannten Wasserfall bedient.
 
 

Wir tun es den anderen Hikern nach, machen Mützen und Bandanas nass, damit sie uns abkühlen.

Jetzt geht der Trail noch etwa eine Meile nach oben. Links und rechts des Weges sind hohe Gräser und manchmal führt er auch unter den Bäumen hindurch, so dass er gelegentlich im Schatten liegt.

Rechts von uns ist nun der Plateau Point und langsam erkennen wir auch den Trail, der dort hin führt.

Und dann kommt auch schon die Junction mit dem Tonto Trail, ein sicherer Beweis, dass es nur noch ein paar Minuten bis zu Indian Garden ist.

Ich laufe zügig weiter, um auf dem Campground meinen Rucksack loszuwerden, um dann anschließend zurückzukehren und Anita zu helfen.

Ich erreiche als erster Indian Garden. Im Zentrum von Indian Garden geht es zu wie auf dem Marktplatz eines Dorfes. Ca. 20 oder 25 Hiker sitzen hier rum und erholen sich in dieser Oase von den Strapazen des Auf- oder Abstiegs. Ich eile zu ihrem Erstaunen ohne Pause an ihnen vorbei und folge den Hinweisschildern zum Campground. Ein ziemlich zugewachsener Weg führt mich über eine Strecke, die wir noch nie zum Campground gegangen sind. Ich gehe davon aus, dass sich Anita auch danach richten wird.

Im Dickicht zucke ich plötzlich von Geräuschen zusammen: Zwei Hirsche stehen in  wenigen Metern Abstand zu mir entfernt und schauen mich etwas erschrocken, zumindest aber überrascht an. Ich habe jetzt keine Zeit für die beiden, löse kurz die Kamera aus und spurte weiter Richtung Campground.

 
 

Der Weg vom Eingang von Indian Garden bis zum Campground zieht sich und ist doch länger als ich ihn in Erinnerung habe.

Ich erreiche ihn letztlich und besetze eine Site, es ist die Nachbarsite jener, die wir vor zwei Jahren hatten.

Die Lebensmittel verstaue ich sofort in den Food Boxen, den Rucksack hänge ich über die Poles. Die sind hier unten allerdings sehr hoch und nicht umsonst stehen große Steine darunter, damit ein Normalwüchsiger überhaupt die Spur einer Chance hat, an sie heranzukommen.

Das Aufhängen der Backpacks wird aufmerksam beobachtet...

 
 

Nur mit dem Notwendigsten bepackt gehe ich den Weg zurück. Die beiden Hirsche stehen immer noch an derselben Stelle aber ich habe immer noch keine richtige Zeit für sie, schließlich will ich meiner Ehefrau helfen.

Doch die ist verschwunden: Sie kommt mir nicht entgegen und ich bin überrascht, weil der Abstand zwischen uns beiden vorhin doch gar nicht so groß war.

Ich gehe den kompletten weg zurück bis zu jener Stelle, an der wir uns getrennt haben. Doch sie ist nicht zu sehen. Sie liegt auch nicht irgendwo in den Büschen und so gehe ich jetzt wieder zurück zum Campground, diesmal über den alternativen Weg.

Und siehe da: Kommunikation wäre hilfreich: Sie sitzt auf unserer Campsite und verstaut gerade ihre Sachen. Anita ist zunächst genau den Weg wie ich gegangen, ist dann jedoch umgekehrt. Sie vermutete, dass ich den Weg laufe, den wir sonst immer gegangen sind. Und so haben wir uns halt verpasst.

 
 
Es gibt hier eine reichliche Tierwelt. Sogar unser Rucksack wird zum Ausruhen genutzt; der Schmetterling lässt sich nicht aus der Ruhe bringen obwohl ich ihm mit der Linse schon fast an die Nase stupse...
 
 

Zunächst bauen wir unsere Hütte auf und wollen dann ein wenig „ausgehen“. Wir haben auf einem Hinweisschild gelesen, dass man sich, falls man zu sehr aufgeheizt ist, unten am Creek bei den Mulis abkühlen kann. Wir verlassen gerade die Campsite, da fängt es an zu tröpfeln. Da unsere Rucksäcke draußen auf dem Pol hängen kehren wir um. Kaum sind wir zurück, hört es natürlich auf zu tröpfeln.

Wir entscheiden uns um und beginnen an zu kochen. Diesmal gibt es für mich Spaghetti mit Meatsauce und für Anita Lasagne mit Meatsauce. Genau genommen ist vermutlich beides dasselbe, es handelt sich nur um andere Nudeln. aber es schmeckt!

Am frühen Nachmittag nehmen wir einen neuen Anlauf uns die Köpfe abzukühlen.

Der „Marktplatz“, also das kulturelle Zentrum von Indian Garden, ist zu unserem großen Erstaunen völlig ausgestorben. Die gut 20 Hiker von vorhin scheinen alle weiter gegangen zu sein. Wir genießen die Ruhe und begeben uns dann auf die Suche  nach der Abkühlmöglichkeit. Tatsächlich werden wir fündig: Am Trailhead zum Plateau Point ist der kleine Flusslauf etwas aufgestaut worden, wird als Oase bezeichnet und bietet nun einen kleinen Pool zur Abkühlung. Wir sind uns ziemlich sicher, dass es diese Oase vor zwei Jahren noch nicht gegeben hat.

 
 
 

Wieder fängt es an zu tröpfeln und wir eilen über den zugewachsenen Weg in Richtung Campsite. Anita ist nur wenige Meter hinter mir. Und etwa dort, wo mich vorhin die Hirsche überrascht haben, wartet jetzt eine ganz andere und wesentlich gefährlichere Überraschung auf uns:

Ich eile über den Trail und sehe plötzlich, weniger als 2 Meter vor mir, etwas Dunkles, Dickes und Hässliches auf dem Weg liegen:

Bis ich realisiere, was es ist, ist es auch fast schon zu spät: Das hässliche dunkle Etwas zuckt schlagartig zusammen, rollt sich zusammen, das vordere Teil schaut mich giftig an und lässt am anderen Ende aufrecht stehend die Rasse klappern:

Geistesgegenwärtig stoppe ich und schrecke etwas zurück. Weniger als 2 Meter entfernt macht eine Grand Canyon Rattlesnake, also eine Klapperschlange eindringlich auf sich aufmerksam.

Genau wie ich es mal gelesen habe bewege ich mich ganz langsam und gehe zurück. Genau wie jeder andere Fotobegeisterte hole ich langsam den Fotoapparat raus und warne Anita vor der Gefahr.

Nachdem ich mich langsam zurückbewege beendet die Klapperschlange auch wieder ihre Droh- und Angriffsgebärde. Vermutlich hat sie sich genauso erschreckt wie ich, nur dass ich im Falle der Konfrontation die schlechteren Karten gehabt hätte.

Noch bevor sie sich weg schlängelt halte ich den Fotoapparat etwas von mir entfernt um die Ecke und fotografiere ohne durch den Sucher schauen zu können. Leider verkriecht sie sich schneller als ich fotografieren kann...

 
 

Allmählich geht unser Herzschlag wieder runter und mir wird klar, dass ich wahnsinniges Glück hatte. Sie hätte genauso gut gleich zubeißen können statt nur zu drohen. Dann wäre ich laut Statistik einer der 12, die pro Jahr in den USA Opfer einer Klapperschlange werden.

Wir erreichen aber zum Glück gesund und unbeschadet unsere Campsite. Wir überlegen noch recht lange, ob wir zum Sunset zum Plateau Point gehen, doch das Wetter meint es nicht gut mit uns.

Unserer Site gegenüber ist eine Männerriege. Sieben oder acht Hiker sitzen zusammen, erzählen an einem Stück fort und lassen es sich gut gehen. Sie hiken offensichtlich getrennt, treffen sich aber dann immer wieder an den Campgrounds und schlagen dort ihre Zelte auf.

Irgendwann am späten Nachmittag kommt dann auch der Ranger zu uns, kontrolliert die Permit und weist auf die wichtigen Dinge hin, die hier auf Indian Garden zu bedenken sind. Bezüglich eines gigantischen Sunsets für heute ist er aufgrund des Wetters auch eher skeptisch. Er geht zur Nachbarsite und erzählt auch dort seine Litanei. Außerdem weist er darauf hin, wenn jemand Lunch, kalte Getränke oder Icecream haben möchte, das gibt es 1/2 Meile über uns!!!

So ist nun mal der amerikanische Humor, mir gefällt er riesig!

 

 
 
Irgendwann einmal verziehen wir uns in die Zelte, denn es war ein anstrengender und aufregender Tag und der morgige wir kaum leichter. Und von unserer Campsite betrachten wir mit ebenso viel Anmut wie Respekt das kleine Licht in der Ferne, hoch oben auf dem Rim. Denn dort, von wo uns das kleine Licht zublinzelt, führt uns morgen der Weg hin. Also dann!
 
Donnerstag, 03.09.2009, Aufstieg zum Süd-Rim
 

Wir lassen uns wieder gegen 3:30Uhr wecken und bemühen uns, in aller Stille alles einzupacken. Aber das ist gar nicht nötig, denn es herrscht auf den anderen Sites ebenso Aufbruchsstimmung.

Es ist richtig angenehm und die Nacht haben wir die meiste Zeit wieder auf den Schlafsäcken gelegen.

Die letzte Etappe unserer RIM2RIM-Tour verlangt von uns nur 4,5 Meilen aber dafür aber über 900Höhenmeter.

Der Bright Angel Trail ist, zumindest auf dem Abschnitt Indian Garden zum Rim hoch, der beliebteste Trail in den Innercanyon und das vermutlich auch, weil er im Vergleich zu den anderen möglichen Trails auch der wohl sicherste ist: Alle 1,5 Meilen gibt es ein Resthouse, an denen es die meiste Zeit des Jahres auch Trinkwasser gibt. Die Resthouses sind mit Notfall-Telefonen ausgestattet, auf Indian Garden gibt es eine besetzte Rangerstation und nebenher, am 1,5 Meilen Resthouse gibt es auch noch „Restrooms“, die allerdings als „Toilets“. Aber das nur so nebenbei.

Ein  weiterer Vorteil ist, dass der Bright Angel Trail auf diesem Abschnitt zwar sehr steil nach oben geht, dafür aber kontinuierlich, ohne auf einzelnen Teilstrecken wieder nach unten zu führen.

Mit jedem Schritt kommt man also dem Ziel wirklich ein Stück näher nach oben.

Um Gewicht zu sparten haben wir weniger Wasser als sonst aufgefüllt, da wir ja an allen Rasthäusern nachfüllen können.

 

 
 
Wir starten, wie viele anderen Hiker auch, wieder im Dunkeln. Schritt für Schritt geht es nach oben. Nach etwa einer Meile beginnt sich der Himmel etwas zu erhellen, so dass wir nach hinten respektive nach unten sehen können und erfreut feststellen, dass wir schon ein gutes Stück geschafft haben.
 
 

Am Drei-Meilen-Resthouse treffen wir einen der Hiker unserer gegenüberliegenden Site. Er berichtet einer anderen Dame, die wohl gesundheitliche Probleme beim Aufstieg hatte, dass in seiner Hiker-Gruppe zwei Ärzte und zwei Chiro-Praktiker dabei sind, die ggf. helfen könnten.

Dann war das also gestern Abend am Lagerfeuer im Camp sozusagen ein Ärztekongress.

Unsere Wasserblasen sind hier am Dreimeilenhaus noch so gut gefüllt, dass es sich erübrigt, sie aufzufüllen.

 

Es geht weiter in Richtung des 1,5 Meilen-Hauses. Der Ausdruck „In Richtung“ ist  genau genommen verkehrt, denn der Trail schlängelt sich -wie die gestrige Klapperschlange- in Links- und Rechtskurven vor sich hin nach oben. Wenn ich das Resthouse mit dem GPS-Gerät anpeile, dann verändert sich die Entfernung zu ihm permanent von  „näher“ bis „entfernter“, je nachdem, in welche Richtung der Trail gerade führt.

 
 
Mittlerweile beginnt es hell zu werden und das schöne Panorama lädt immer wieder dazu ein, fotografiert zu werden. gleichzeitig ist das immer eine gute Gelegenheit, wieder zu Atem zu kommen.
 
 
Am 1,5 Meilen-Haus treffen wir die ersten “Gelegenheits-Hiker“ oder Spaziergänger. Es sind die, die von oben ein Stück runter laufen, ohne zu nächtigen und ohne in den eigentlichen Inner-Canyon zu gehen. Das ist nicht arrogant gemeint, schließlich war das 1,5 Meilen-House vor einigen Jahren auch für uns das höchste der Gefühle und wir waren stolz, es zumindest bis hierhin geschafft zu haben.

Ein Blick nach unten verrät uns, was wir bisher geschafft haben...

 
 
Auf den letzten 400 Metern laufen wir parallel zu einem älteren Amerikaner, dessen Aufmerksamkeit wir wohl erregt haben. Mal überholt er uns, mal wir ihn. Und jedes Mal ist Gelegenheit zu einem Small Talk. Er ist fasziniert über die Tour, die wir gemacht haben, und stellt uns viele Fragen, die wir sehr gerne beantworten: Von wo nach wo wir gegangen sind, wie es auf der Phantom Ranch ist und wie wir die Sache mit dem Essen gemacht haben. Letztlich fragt er mich auch noch, ob er fragen darf, wie alt ich bin, was ich ihm auch gerne beantworte. Er entgegnet nur:  I am impressed.
 
 
Auf jeden Fall nähernd wir uns Schritt für Schritt dem Ziel.
 
 

Wer zusammen startet, der ist auch beim Zieleinlauf beieinander und so überschreiten wir, wie es sich gehört, die  Ziellinie selbstverständlich gemeinsam, Hand in Hand sogar.

Für das Zielfoto stehen wir einem Hiker der Ärztevereinigung, die die Nacht vorher neben uns gecampt hat, im  Wege aber er wartet geduldig und wir gratulieren uns gegenseitig per Handschlag zu unserem gemeinsamen Erfolg.

 

 
 

Oben „on top“ werden noch „We did it“-Fotos geschossen bevor es dann sofort zum Auto geht, das ja -wie erwähnt- nur wenige Schritte vom Trailhead des Bright Angels Trails geparkt steht.

Unser erster Weg führt uns ins Canyon Cafe in die Yavapaii-Lodge zu einem kleinen Frühstück. Auf der anderen Seite des Parkplatzes ist der Gift-Shop und wir erstehen noch eine weitere RIM2RIM-Tasse. Und siehe da, es ist tatsächlich die letzte Tasse dieser Kollektion, die es noch gibt. Von nun an ist die Tasse quasi schon so etwas wie Geschichte!

Danach geht es zum Visitor-Center, wo Anita ihren Stempel abholt und wir dann an dem großen 3D-Modell für die Kamera unseren fünftägigen Weg mit dem Finger noch einmal abgehen.

 
 

Und siehe da, von der Seite werde ich von einem älteren Herrn  an gesprochen: Es ist jener, mit dem wir die letzte Meile des Bright Angel Trails im Parallel-Hike hochgekommen sind und der so viele Fragen hatte. Er fragt mich gleich, ob ich mich an ihn  erinnere (selbstverständlich!) und hat schon weitere Fragen, z.B. wie wir denn zum North Rim gekommen sind, wenn unser Auto doch jetzt hier steht.

Wir verabschieden uns nach einigen Fragen und Antworten und versichern uns gegenseitig, dass es eine Freude war, den anderen kennen gelernt zu haben.

P.S. Ich meine das wirklich so und wir haben das Gefühl, dass es auch aus seiner Seite ernst gemeint ist.

Es geht schnurstracks weiter zum Mather Campground, wo wir einchecken. Wieder haben wir gemäß unserer vorherigen Reservierung die Campsite 73. Doch jetzt bauen wir das große Zelt auf und beim Blick hinein kommt es uns vor wie ein Palast: mehr Platz, Stehhöhe, Apside, gigantisch!

 
 
Wir reinigen und verpacken unser Trekking-Equipment und als alles sauber ist, werden auch unsere Körper gereinigt: In der Nähe des Campgrounds gibt es Duschen und eine Wäscherei.

Für $2 pro 8 Minuten schauern wir uns 5 Tage Schweiß, Sonnenmilch, Fußlotion und After Sun vom Körper. Keine Frage, dass wir das  Duschen dringend nötig haben, dennoch wirkt sich das Baden im Creek offensichtlich positiv aus, denn wir hatten schon Zeiten, da war das Duschen schon nach kürzeren Trekking-Touren dringend angeraten!

Nach unseren Körpern kommt auch die Kleidung dran und so schmeißen wir die Wandersachen in die Waschmaschinen. Nach knapp einer Stunde sind wir und die Kleidung gereinigt-

 
 

Weiter geht es zum Rim, da wir für unsere Tour und die spätere Diashow ein Logo sowie einen Abspann fotografieren.

Pünktlich zum Shooting kommt auch die Sonne wieder raus, die sich zwischenzeitlich hinter den Wolken versteckt hatte.

 

 

Anschließend geht es noch einmal zum Shopping bzw. zum Dinner in das Canyon Cafe.

Mittlerweile ist es schon dunkel und wir lassen den anstrengenden Tag gemütlich vor und in dem Zelt zu Ende gehen.

So long, wir haben unsere RIM2RIM-zwoPUNKTnull geschafft!

 

 
Freitag, 04.09.2009, Fahrt nach Page, Stateline Campground
 

Es ist fast wie Urlaub, wenn der Wecker statt um 3 oder 4 Uhr erst um 6.00Uhr seinen Dienst verrichtet. In aller Gemütlichkeit stehen wir auf. Wir setzen uns nicht unter Druck und haben gestern beschlossen, nicht unabdingbar den Sonnenaufgang zu dokumentieren.

Sollten wir früh genug fertig sein, werden wir zum Rim gehen, wenn nicht, dann trösten wir uns damit, ihn in der letzten Zeit mit 20kg auf dem Rücken täglich erlebt zu haben.

 

 
 
So verpacken wir recht entspannt Zelt und das Equipment, gehen der Hygiene nach und verlassen mit dem ersten Tageslicht den Campground. Noch innerhalb des Parks entdecken wir am Straßenrand "managed fire", d.h. kontrollierte Kleinbrände, die den Wald vom Unterholz befreien sollen und somit die Gefahr eines Waldbrandes reduziert. Wir sind faszioniert, dass man solche Feuer mitten im Wald kontrolliert lodern lassen kann, ohne dass die Feuer ständig bewacht werden. Dass das auch mal daneben gehen kann hat man vor einigen Jahren leider feststellen müssen, mals plötzlich managed fire völlig unkontrollierbar wurden und große Wälder zerstört haben.
 
 
Auf dem weiteren Weg zum East-Entrance halten wir noch am Watchtower,  um die nach wie vor beeindruckende Morgenstimmung am Grand Canyon genießen zu können.
 
 
Unser heutiges Ziel ist ein Campground in der Nähe der Wave, also irgendwo zwischen Page und Kanab. In Page kaufen wir Vorräte ein, nehmen einen Drink beim MC und fahren sogleich weiter in Richtung der Paria Rangerstation, die sich etwa 35 Meilen hinter Page befindet.
 
 

Unmittelbar neben der Rangerstation führt links ein Weg ab, der uns nach etwa zwei Meilen zum Whitehouse Campground führt. Entgegen unserer Befürchtung, am Wochenende keine freie Site mehr vorzufinden, ist der Campground menschenleer. Lediglich zwei verlassene Zelte finden wir vor.

Sofort bauen wir unser Zelt auf, ohne den Innenausbau vorzunehmen (wie wir noch sehen werden: zum Glück!) und fahren zur Ranger Station, um uns nach den Straßenbedingungen der House Rock Valley Road zu erkundigen. Denn wir möchten zum Trailhead, der uns zur Wave und zum Buckskin Gulch führen soll.

Die Rangerin ist äußerst nett und hilfsbereit und gibt uns jegliche Informationen, die wir benötigen. Ihrer Meinung nach dürfte es kein Problem sein, mit unserem Cabrio die Straße zu passieren.

Trotz dieser positiven Nachricht möchten wir die Straße zunächst ausprobieren und fahren vorsichtig die acht Meilen zum Trailhead. In der Tat ist der Weg, von einigen wenigen ausgewaschenen Stellen, insgesamt in einem guten Zustand und wir erreichen ohne Schäden und Aufsetzer den Trailhead.

Jetzt gehen  wir sogar noch einen Schritt weiter und fahren die zwei Meilen zum Stateline-Campground durch, einem unserer Lieblings-Campingplätze. Wir haben zwar insgeheim gehofft, hier unsere Lieblings-Site beziehen zu dürfen, aber es aufgrund des Wochenendes erst gar nicht probiert.

Zu unserer großen Überraschung sind alle vier Sites frei. Das ist für uns das Startzeichen, die Site Nr. 4 mit Wasserkanister und Grill zu besetzen. Ansonsten wird uns Deutschen ja nachgesagt, die Liegestühle mit Handtüchern zu reservieren, doch wir greifen zu Wasser und Grill.

Sofort geht es zurück zum Whitehouse Campground, also acht Meilen "unpaved Geschaukel" über die House Rock Valley Road bis zur 89, dort zwei Meilen bis zur Rangerstation und von dort aus erwarten uns noch einmal weitere zwei Meilen Geschaukel bis zum Campground. Unser Zelt wird in einer noch nie dagewesenen Form abgebaut (Gestänge bleibt drinnen, Zelt wird um das Gestänge gerollt) und schon geht es die komplette Strecke wieder zurück. Damit sind wir schon mal zwei Stunden gut beschäftigt.

Wir bauen das Zelt auf dem Stateline auf, grillen gemütlich und verschwinden dann bald im Zelt.

 
 

Es ist ja schon eine gewisse Gratwanderung: Auf der einen Seite sind wir ja bestrebt, in völliger Einsamkeit zu campen. Wenn es dann  tatsächlich so ist, dass der nächste Mensch ca. 50km entfernt ist, wird es einem ja doch etwas mulmig. Aber da wollen wir erst gar nicht daran denken und schlafen auch schon bald tief ein.

 
Samstag, 05.09.2009, Wave
 

Gegen 6,30Uhr läutet der Wecker aber wir sind schon lange wach. Es ist etwas frisch geworden, so dass wir irgendwann in der Nacht unsere Fleece-Jacken übergezogen haben. Wir sind nach wie vor mutterseelenallein auf dem Campground. Die ganze Nacht über hat es wohl geregnet. Die meiste Zeit hat es eher getröpfelt, seit einer Stunde jedoch kontinuierlich stark geregnet. Wir bezweifeln, mit unserem Auto die Houserock Valley Road heute befahren zu können und überlegen, ob wir vielleicht wenigstens die zwei Meilen zum Wire Pass Trailhead schaffen.

Bei der Morgentoilette überprüfen wir die „Road Conditions“. Zumindest hier auf dem Campground sieht alles trockener und fester aus als befürchtet.

Wir entschließen uns dazu, die House Rock Valley Road soweit zu befahren, wie es möglich ist und dann eben umzukehren.

Wir verlassen den Campground hochkonzentriert. Mein Hals wird lang und länger, weil ich jetzt nicht nur versuche, jeden gefährlich hohen Stein zu umfahren, sondern nun auch noch den Weg nach schlüpfrigen Stellen abzusuchen.

Wider Erwarten erweist sich die Road wesentlich besser als gedacht. Entweder ist der Regen sofort vom Weg aufgesaugt worden wie ein Schwamm oder hier hat es weniger geregnet als auf unserer Campsite. Bis auf wenige Stellen ist der Weg fast knochentrocken und so kommen wir gut durch.

 
 

Etwa 100 Meter vor der Stelle, wo die House Rock Valley Road auf die 89 stößt kommt uns das erste Auto entgegen. Ein blauer Escape, dessen Fahrer uns andeutet, anzuhalten. Ich vermute mal, dass sich der Fahrer nach den weiteren Straßenbedingungen erkundigen möchte. Im Prinzip stimmt das auch:

Wir stehen mit den Wagen parallel zueinander, lassen die Fenster herunter und bevor das erste Wort gesprochen wird, verfallen wir alle vier vor Überraschung und Ungläubigkeit in ein lautes Gelächter: Es sind Stephie und Gunther (jetzt kennen wir auch ihre Namen), die uns vor einer Woche am Flughafen in Las Vegas angesprochen hatten. Es ist kaum zu glauben, welche Zufälle es gibt. Sie sind glückliche Gewinner einer Permit für die Wave und gerade auf dem Weg zum Trailhead. Wir fahren rechts ran und plaudern ein wenig über unsere Erfahrungen, bevor es dann in entgegen gesetzte Richtung weiter geht. Schade, dass es nur so kurz war aber sie sagen uns zu, per Mail Kontakt zu uns aufzunehmen.

Wir biegen rechts in die 89 ab und fahren die wenigen Meilen bis zur Paria Ranger Station, wo um 9.00Uhr die tägliche Verlosung der zehn Permits für die Wave stattfinden wird.

Der Parkplatz ist bereits voll und verspricht eine spannende Lotterie.

 
 

Genau genommen handelt es sich ja nicht um Permits für die Wave sondern um die Genehmigung, über den Wire Pass in das Gebiet zu gelangen. Doch ich vermute mal, dass mindestens 99% der Permit-Holder auch tatsächlich zur Wave wollen.

Die Verlosung, der wir beiwohnen, geht anders zu als früher. Jeder Interessent füllt ein Formular aus. Wer behauptet, dass wir Deutschen Formular-Freunde sind, hat die Amerikaner noch nicht erlebt.

Auf die Minute genau um 9.00Uhr startet dann die Prozedur. Die kleine Rangerstation füllt sich mit Menschen. genau 50 Interessenten streiten sich nun um die 10 Permits. Der Ranger liest die Namen der Antragsteller vor und weist ihnen sogleich eine Nummer zu. Wave-Interessierte, die bereits gestern hier waren und leer ausgegangen sind, erhalten zwei Nummern, damit sich ihre Chance erhöht.

Kugel für Kugel wird aus der kleinen Trommel gezogen. Da der zweite Gewinner allein vier Permits beantragt hat, reduziert sich die restliche Menge erheblich.

 

 
 

Die letzte Kugel wird gezogen und nun sieht man insgesamt zehn erfreute und vierzig enttäuschte Gesichter.

Wir machen uns auf den Weg nach Page um einzukaufen. Aufgrund der beengten Verhältnisse

im Cabrio können wir nicht auf Vorrat einkaufen sondern nur „Just in Time“.

Beim Frühstück bei McDonald (Kaffee und Obst) kommt uns die Idee, Stephie und Gunther nach ihrer Wave-Tour zum Kaffee auf unsere Campsite einzuladen, falls sie noch Zweit und Lust haben. Schnell schreibe ich einen Zettel, den ich ihnen bei unserer Rückkehr an die Windschutzscheibe heften werde.

Beim Einkauf im Walmart entdecke ich in der Fotoabteilung zu meinem Schrecken ein Stativ, das sogenannte Gorilla-Pad, das ich vor vierzehn Tagen erworben habe. Hier beim Walmart kostet es genau die Hälfte in Dollar als was ich zuhause in Euro bezahlt habe. Gleiche Größe, gleiche Firma.

Wir kaufen Grillgut und natürlich Getränke ein und fahren nach dem Betanken des Fahrzeugs zurück zur Ranger Station, um auch unsere Wasservorräte aufzufüllen.

Der Himmel, der den ganzen Tag voller dicken Wolken hing reist allmählich auf und lässt uns für unseren Nachmittags-Hike Hoffnung schöpfen.

Wir fahren zurück über die House Rock Valley Road, die -von den üblichen Schlaglöchern einmal abgesehen- nach wie vor in einem guten Zustand ist und halten am Wire Pass Trailhead an, um den beiden unseren Zettel an die Scheibe zu kleben.

Es gibt -glaube ich- keine wirklichen Zufälle. Stephi und Gunther sind gerade von ihrer Tour zurück und wollen soeben im Auto wegfahren.

Also können wir die Einladung gleich persönlich aussprechen.

Auf unserer Campsite kommt es dann zu einem sehr netten Erfahrungsaustausch und wir versprechen, uns bald auch auf nichtamerikanischen Boden zu treffen.

 
 

Die beiden fahren zurück nach Vegas um morgen ihren Rückflug anzutreten. Wir hingegen packen unsere Daypacks und machen uns auf den Weg zum Wire Pass Trailhead um zum neunten und vermutlich letzten Mal die Wave anzusteuern.

Marco hatte uns bereits berichtet, dass der Trailhead etwas umgestaltet wurde, was wir bestätigen können. Es gibt nun einige Hinweistafeln, die u.a. auch über die Entstehung dieses Gebietes und der einmaligen Rockformationen Aufschluss geben. Auch das Trailregister wurde nun hierher vorgezogen.

Wir starten gegen 3:15Uhr und beabsichtigen, die Wave und die Second Wave erstmalig am späten Nachmittag zu besuchen. Auf unseren bisherigen Touren sind wir fast immer vor Sonnenaufgang gestartet und haben den Rückweg in der knallen Mittagssonne angetreten.

Die Sonne brennt aber auch um  diese Zeit immer noch und Anita merkt man ihre Schmerzen beim Gehen nur zu gut an. Dennoch sind die Strapazen aufgrund der heutigen Temperaturen und unserem Training nicht mit unseren ersten Hikes vor einigen Jahren zu vergleichen.

Auf dem Weg, etwa in der Höhe der beiden Buttes, kommen uns vier deutsche Hiker entgegen, die einen ziemlich platten Eindruck erwecken. Sie erklären uns netterweise den weiteren Weg. Wir wollen weder strunzen noch sie brüskieren mit dem Hinweis, dass wir den Weg kennen und bedanken uns freundlichst für die Hinweise. Übrigens ist der Weg mittlerweile kaum wieder zu erkennen. Überall stehen sogenannte Cairns, die den Weg zur Wave  recht eindeutig markieren. Bei unseren ersten Besuchen gab es die nicht und wir mussten uns den Weg aufgrund von GPS-Daten und Hinweisen des Rangers selbst suchen.

Nach etwa 1,5Stunden erreichen wir die Wave und treffen zwei weitere Wave-Besucher, die sich gerade auf den Rückweg machen wollen. Die beiden Amerikaner berichten, dass sie die ganze Zeit den anstrengenden Rückweg vor sich herschieben, nun aber doch endlich losgehen müssen.

Ich fotografiere die Wave mit der neuen Kamera aus allen möglichen Perspektiven. Der Himmel ist wieder etwas bewölkt, so dass die Farben des Gesteins nicht ganz so intensiv erstrahlen wie gewohnt. Dafür gibt es allerdings auch keine Schatten, die die tief stehende Sonne ansonsten werfen würde.

Ich bin mir sicher, bereits annähernd jeden Winkel der Wave ausgiebig fotografiert zu haben, dennoch lässt die Einmaligkeit dieser Rock-Formation den Auslöser-Finger nicht ruhen.

 

 
 
 

Doch irgendwann einmal bin auch ich ausfotografiert und so bleibt mir nur noch, Schuhe und Strümpfe auszuziehen und den Zwischentitel für die aus diesem Urlaub resultierende Foto-Show zu kreieren. Und wie der aussehen wird erschließt sich nur dem, der sie sich in ein paar Monaten bei uns ansehen muss ;-) (Hallo Micha, hallo Anja, ihr könnt ja schon mal Karten reservieren!)

Was mir immer noch fehlt ist ein vernünftiges Bild vom Hamburger Rock. Er ist in der Nähe der Second Wave und eigentlich unübersehbar, wenn man dort ist. Wir kennen zwar die Second Wave, doch den Hamburger Rock kennen wir bisher nur von Bildern.

Nach wenigen Minuten erreichen wir die Second Wave. Es gibt USA-Freunde, die in ihren Berichten die Second Wave der Ur-Wave vorziehen, was wir nicht nachvollziehen können. Für uns ist die Ur-Wave schöner, einmaliger und faszinierender. Ich habe damals bei unserem ersten Besuch in 2000 gesagt, schöner hätte das Disney auch nicht gestalten können.

Die Sonne kommt sogar noch einmal raus und so können wir die Second Wave noch gut fotografieren. Doch trotz der tiefer gehenden Sonne und den daraus resultierenden Schatten, die der Second Wave schmeicheln sollen, erliegen wir nicht ihrer Faszination.

Wir kehren um und da steht auch schon der Hamburger Rock vor uns. Ich erinnere mich, ihn  damals doch schon gesehen zu haben, ohne seinen Namen zu kennen. Und wenn man mal schon hier ist, wird er auch intensiv aus allen Perspektiven fotografiert. Seine Originalität zeigt er jedoch nur von der westlichen Seite aus auf dem Rückweg von der Second Wave. Aus den anderen Richtungen erscheint er nur als ein ganz normaler Steingnom, von denen es hier Hunderte gibt.

 

 
 

Der Weg zurück ist aufgrund der immer tiefergehenden und schon fast versinkenden Sonne kein Problem. Kurz vor dem Bergkamm passiert uns dann auf der neunten Tour das, was uns noch nie passiert ist und eigentlich nur Besuchern passieren darf, die erstmalig hier sind: Wir verlaufen uns:

Nicht wirklich Verlaufen, vielmehr halten wir uns an unsere Erfahrungen, kurz vor dem Überqueren des Bergkamms nicht zu tief kommen, um uns den schmerzlichen Aufstieg zu ersparten. Aber wir quatschen und quatschen und ich achte nur nebenbei auf unser GPS und plötzlich sind wir nicht mehr rechts vom Bergkamm sondern oben drauf, bzw. links von ihm.

Das wäre nicht weiter tragisch, wenn der Bergkamm an dieser Stelle nicht so steil wäre. So steil, dass man ihn hier nicht bezwingen kann ohne Schaden zu nehmen. Wir gehen noch ein Stück weiter. Wir möchten ungern ein großes Stück zurück laufen um den rechten Weg  zu finden, zumal die Sonne nun allmählich untergeht und wir befürchten, dass es schnell dunkel wird. Die Stirnleuchten, die wir vorsichtshalber mitgenommen haben, sind keine wirkliche Hilfe, wenn wir uns in völlig unbekanntes Gebiet verirren sollten und eher für den normalen Rückweg gedacht.

Wir sind ca. 50Meter vom eigentlichen Pass entfernt und entdecken nun eine steile, aber wohl machbare Abstiegsmöglichkeit.

Wir steigen vorsichtig, teilweise auf den Hinterm hinab rutschend den Bergrücken ab und erreichen wohlbehalten den eigentlichen Trail.

 

 
 

Es verwundert uns schon ziemlich, wie uns so etwas passieren konnte.  Aber das kommt davon, wenn man solchen Wegen, weil man sie zu kennen glaubt, nicht die notwendige Aufmerksamkeit schenkt.

Am Trailhead entdecken wir eine Camper-Familie. Es sieht so aus, als würden sie -wie wir letztes Jahr- von  hier aus zu einer mehrtägigen Tour in den Buckskin Gulch einsteigen. Erinnerungen an unsere „Wet-Wild-West“-Tour werden wach.

 

 
 

Gegen 8Uhr etwa erreichen wir wieder unsere Campsite. Jetzt ist auch unsere Nachbarsite bewohnt, zwei Amerikaner zelten hier.

Zum Grillen haben wir keine Lust mehr obwohl das Grillgut gut gekühlt im Wagen darauf wartet, zubereitet zu werden. Wir machen nur noch Kaffee und reinigen das Equipment.

Unsere neuen Daypacks, die wir am Ende unseres letzten Urlaubs in weiser Voraussicht erstanden haben, haben ihre Bewährungsprobe gut bestanden.

Gegen 9Uhr hauen wir uns in die Schlafsäcke.

 

 
Sonntag, 06.09.2009, Buckskin Gulch
 
 
Heute haben wir Urlaub und stehen erst recht spät auf, etwa gegen 7Uhr. Wir machen etwas Büroarbeit, d.h. Anita sortiert Belege, Permits und Vouchers und ich tippe etwas Berichte nach.

Gegen 11Uhr fahren wir wieder zum Wire Pass Trailhead. Heute wollen wir statt zur Wave in den Buckskin Gulch, um dort in Ruhe einige Bilder zu machen, die damals auf unserer fünftägigen WET-WILD-West-Tour aufgrund des aufregenden Hikes etwas zu kurz gekommen sind. 

 
 
Mit uns bricht ein deutsches Pärchen auf, mit denen wir uns kurz austauschen.
 
 
 
Sie möchten unbedingt zu den White Pockets, trauen sich aber nicht allein. Das wäre prinzipiell eine hervorragende Chance, sich ihnen anzuschließen und mit einem zweiten Wagen dazuzustoßen. Das Pärchen würde das sehr begrüßen, doch leider haben wir ausgerechnet diesmal ein Cabrio und kein SUV und somit ist diese Idee zum Scheitern verurteilt.

Dieses Wochenende ist Labour-Day-Weekend und das merkt man. Wie haben noch nie so viele Menschen hier im Canyon gesehen, wie heute. 

 
 

Unser Hike in den Canyon wird bereits nach 100Metern jäh gestoppt. Der erste Absatz, den es runterzuklettern gilt, ist mittlerweile deutlich tiefer als bei unseren ersten Besuchen- und so beschließen wir wieder unverrichteter Dinge umzukehren. Vermutlich hätten wir den Abstieg und den anschließenden Aufstieg wie bisher auch geschafft. Doch andere Hiker berichten, dass sie nur einige Minuten weiter aufgrund der riesigen Verschlammung umgekehrt sind. Das müssen wir nun nicht haben, obwohl es Anita

schon ziemlich in den Füßen und Händen gejuckt hat.

 
 

Also kehren wir um, fahren zum Campground und lassen es uns gut gehen.

Leider muss ich feststellen, dass mein Laptop über den Autoanschöluss nicht lädt. Vielmehr ist es das Ladegerät, das immer wieder an und abschaltet.

Also Krönung brennt dann auch noch die Sicherung durch.

Ich repariere das Equipment aufgrund mangelnden Werkzeuges und Ersatzteilen nur provisorisch und eher unfachmännisch. Aber letztlich funktioniert es und ich kann weiter tippen.

Während wir grillen kommen zwei an unserer Campsite Interessierte vorbei und erkundigen sich, ob wir diese Nacht noch bleiben, was wir bejahen.

Ein Amerikaner erwidert, dass er dann eben auf der Arizona-Seite eine Site nehmen wird.

Gemeint ist damit, dass er eine der beiden Sites nehmen wird, die auf dem Stateline Campground auf der Arizona-Seite und, nicht wie unsere, auf der Utah-Seite liegt.

 
 
Allmählich endet dieser Tag und die Nacht verbringen wir diesmal nicht alleine sondern auf einem ausgebuchten Campground. Das meint konkret, dass alle vier Sites belegt sind.
 
 
Sonntag, 07.09.2009, Fahrt zum Zion
 

Um 6 Uhr  lassen wir uns wecken und beginnen mit der üblichen Prozedur des Abbaus, des Verstauens und der Morgenhygiene.

Letztmalig geht es die acht Meilen über die House Rock Valley Road in Richtung 89, wo wir jetzt nach links abbiegen in Richtung Kanab.

Unterwegs stoppen wir an einem Hinweisschild zum ehemaligen Paria Movie Set.

 

 
 
Von hier aus würde es ca. 6 Meilen über unbefestigte Straße zu einem Movie Set gehen, wo wir schon einige Male waren. Die Original-Gebäude sind erst durchj eine Flashflood weggerissen worden, dann in langer Arbeit durch Freiwillige wieder rekonstruiert worden und schließlich vor einigen Jahren durch Brandstiftung endgültig zerstört worden.
 
 
Wir halten stets, wenn wir hier vorbeikommen, in der Hoffnung, dass doch noch einmal ein Anlauf zum merneuten Aufbau gemacht wird; doch stets vergeblich.
 
 

In Kanab kaufen wir Lebensmittel und Wasser ein und fahren weiter in Richtung Zion.

Gefrühstückt wird in unserem Golden Hill, jenem Restaurant, das wir wegen der Scones besuchen.

Diesmal fällt uns an allen Ecken auf, dass eine Renovierung überfällig ist. Zwar sind Teller und Tassen sauber, aber es lösen sich die Tapeten und wir haben das Golden Hill schon in deutlich besserem Zustand erlebt.

 

 
 
Untzerwegs begegnen wir wieder den Buffolos, an denen wir wohl nochj nie vorbeigefahren sind, ohne kurz anzuhalten. Und wir sind nicht die einzigen...
 
 
Nach dem obligatorischen Fotostopp bei den Buffalos am Highway 9 fahren wir vom Osteingang her durch den Zion zum Watchman Campground, wo wir für vier Nächte eine Campsite reserviert haben.
 
 

Auf der C-Loop  gehört uns die Site 33. Lieber hätten wir die 34 gehabt, nicht nur wegen der Analogie der Zahl zur Häufigkeit unserer Reisen, sondern weil diese Site am Ende der Loop liegt und mehr Ruhe verspricht. Doch die war bereits an einzelnen Tagen reserviert.

Die Nr. 33 ist recht groß, jedoch liegt sie parallel ohne optische oder akustische Trennung zu Nr. 32 und 31, aber wir werden damit nun mal leben müssen.

Wären wir ohne Reservierung auf gut Glück hier angereist und hätten uns darauf verlassen, auf dem South Campground eine Site zu erwischen, wären wir leer ausgegangen. Denn der South Campground ist bereits jetzt um 12Uhr ausgebucht.

Nach dem Zeltaufbau gehen wir zum Visitor Center. In der Tat gehen wir, denn es bietet sich an, die etwa 200 Meter von der Campsite zum VC lieber zu Fuß zu gehen, als auf dem völlig überfüllten Parkplatz des VC stundenlang zu cruisen und vergeblich nach einem Parkplatz zu suchen.

 
 

Am Backcountry-Schalter holen wir die reservierte Permit für die morgige Trekking-Tour zum Kolob Arch ab und erkundigen uns zugleich nach möglichen Besonderheiten auf der Tour, auf die wir ggf. achten müssen.

Doch die Rahmenbedingungen sind gut: das Wetter verspricht trocken zu bleiben!

Nach dem Permit-Schalter geht es durch den Gift-Shop. Dort gibt es für Anita ein großes Hiking-Buch und einen Kalender als Mitbringsel.

Zurück auf der Campsite wird unsere Nachbarsite von einer Gruppe junger Leute in Beschlag genommen.

Nach kurzer Zeit machen mir uns auf den Weg nach Hurricane, um dort beim Walmart nach einer alternativen Lademöglichkeit für das Laptop zu schauen. Vergeblich! Stattdessen verlasse ich Walmart mit neuen Sicherungen für das alte Ladegerät.

Zurück von Hurricane beginnen wir mit dem Grillen, wobei unser Grillgut massiv den unbeabsichtigten Angriffen der jungen Leute von der Nachbarsite ausgesetzt ist. Sie versuchen mit einer Frisbee-Scheibe einen Turm bereits geleerter Bud-Dosen umzuschmeißen, wobei sie mehr die Nachbarsites  treffen als den Blechhaufen.

Sie entschuldigen sich jedoch bei jedem Missgeschick brav und laden uns sogar ein mitzuspielen.

Wenn ich schon kein Bier trinke, dann muss ich auch keine leeren Dosen versuchen umzuwerfen und so bleiben wir dabei, unser Grillgut nur zu verteidigen.

Zwischendurch rüsten wir für die Trekking-Tour auf, d.h. wir packen die Rucksäcke, kontrollieren das Equipment auf Vollständigkeit und Funktion und überlegen natürlich wieder akribisch, was wir denn jetzt mitnehmen und was wir hier lassen werden.

 
 

So vergeht der restliche Tag schneller als gedacht.

Unsere Nachbarn gehen derweil zur Quelle ihrer Freude, entsorgen den leeren Blechdosen-Turm und holen zwei frische Paletten Bud.

Mittlerweile ist es dunkel und irgendwann beginnt die erwähnte Nachbarsite an zu grillen. Doch irgendwann benötigen sie deutsche Unterstützung, denn zwei von ihnen kommen zu uns rüber und fragen, ob wir einen „Philips“ haben. Anita ist zunächst irritiert, was mit einem Philips gemeint ist, doch ich kann den beiden helfen. Sie benötigen einen Kreuzschlitzschraubendreher, und den habe ich zufällig an meinem Leatherman.

Nach einer Viertelstunde bringen sie uns das Tool unversehrt zurück und bedanken sich herzlichst, weil sie ohne den Philips wohl nicht hätten grillen können.

Mit dem guten Gefühl, die junge amerikanische Welt mit amerikanischer Spitzentechnologie aus deutscher Hand geholfen zu haben verziehen wir uns bald in das Zelt und zu unserer Freude ist die Nachbarsite auch bald ziemlich still.

 

 
Dienstag, 08.09.2009, Kolob Arch
 

Um 4.00Uhr klingelt mal wieder der Wecker und um 4.30Uhr sind wir schon auf der Piste in Richtung Kolob Canyon.

Dieses Gebiet gehört mit zum Zion N.P, liegt in ca. 45 Meilen nordwestlich Richtung Cedar City, jedoch außerhalb des bekannten Gebietes des Zion N.P.

Wer im Zion N.P. seinen Eintritt bezahlt wird vermutlich auch zum Kolob Zugang erhalten. Gegen 5.30Uhr fahren wir in diesen Teil des National Parks ein und wenige Minuten später gelangen wir zum Lee Pass, wo der Trailhead zum Kolob Arch ist. Der Kolob Arch ist laut Aussage des Visitor Centers „Possibly the worldś largest freestanding Arch„(möglicherweise der größte freistehende Arch der Welt). Also entweder wurde er nie genau vermessen, es fehlen Vergleichsdaten oder man weiß, dass es nicht der größte ist.

Wir haben uns Ende der 90er Jahre schon einmal auf den Weg zum Kolob Arch gemacht, seinerzeit als einen Tagestripp, der uns mit einer Gesamtstrecke von 14Meilen (Roundtrip, ca. 22,5km) aufgrund der Hitze im Hochsommer konditionell sehr gefordert hat. Diesmal gehen wir ihn als zweitägige Trekking-Tour an.

Folgende Vorgehensweise haben wir geplant: Wir haben online eine Reservierung für die Campsite 5 vorgenommen. Sie liegt nach unseren Berechnungen ca. 4,5Meilen vom Trailhead entfernt. Dort werden wir das Zelt aufbauen und dann mit leichtem Daypack die restlichen ca. 2,3Meilen zum Kolob Arch gehen. Anschließend geht es zurück zur Campsite und am nächsten Tag wieder zurück zum Trailhead.

Es gibt auf dem gesamten Trail kein Trinkwasser. Das Wasser im Creek muss vor dem Genuss aufbereitet werden. Da das Filtrieren mit unserer Pumpe ziemlich anstrengend ist entscheiden wir uns dafür, das gesamte Trinkwasser mitzunehmen. Das bedeutet, 6 Liter pro Person. Um Gewicht zu sparen entscheiden wir uns gegen das Kochen und sparen somit Whitegas, Brenner, Tassen usw.

Stattdessen gibt es Obst und Powerriegel und Brötchen.

Doch im Moment steht zunächst an, auf etwas Licht zu warten. Aufgrund der Zeitverschiebung von Arizona und Utah ist der Sonnenaufgang ca. 7.00Uhr und im Moment ist es für uns noch zu dunkel um zu starten.

Bis dahin verbringen wir die Zeit gemütlich im Auto, „dösen“ noch ein wenig bei schöner Musik vor uns hin bis wir etwa gegen 7.00Uhr damit beginnen, uns aufzurüsten. Noch müssen die Backpacks gepackt werden, denn das Getöse wollten wir heute Morgen nicht unseren Camping-Nachbarn antun.

Während wir uns fertig machen fährt der Ranger an uns vorbei, den wir selbstverständlich freundlich beim Vorbeifahren grüßen. Diese auffällige Unauffälligkeit macht ihn wohl neugierig, er dreht um und hält bei uns. Er erkundigt sich, ob wie gerade reingehen oder rauskommen, ob und wie lange wir im Backcountry bleiben werden, welche Site wir haben und letztlich kontrolliert er auch unsere natürlich vorschriftsmäßig ausgestellte Permit. Seine Frage nach der Site beantworte ich mit „Site 5“ und er antwortet „Oh, nice Site!“. Aber das ist m.E. nach die geschickte und eingeübte Rhetorik der Ranger. Vermutlich hätte er auf jede von mir genannte Site „Oh, nice Site“ geantwortet...

 
 
 
Als ich ihm berichte, dass wir die Tour als Eintagestour bereits vor vielen Jahren gemacht haben, sie wegen der Schwierigkeit nun lieber als Trekking-Tour machen ,möchten, bestätigt er uns die Richtigkeit dieser Entscheidung. Er rät allen Besuchern, diese Tour aufgrund ihrer Länge als Mehrtagestour zu planen, insbesondere im Sommer. Er tröstet uns jedoch damit, dass wir einen guten Tag ausgesucht haben, weil es heute mit 89Grad (ca. 32 Grad Celsius) verhältnismäßig kühl sein wird.

Nach diesen Informationen ist es nun doch schon 7.30Uhr bis wir endlich starten. Der Lee Pass Trailhead befindet sich ca. 100 Meter vom Parkplatz entfernt. Der Trail nennt sich La Verkin Creek-Trail und hat seinen Namen vom La Verkin Creek, an dessen Ufer wir im späteren Verlauf entlang wandern werden. Ein Trailregister gibt es nicht, jedoch eine große Informationstafel, die neben den Informationen zum Trail auch auf mögliche Gefahren hinweist: Das ist einerseits die ganzjährige Flashflood-Gefahr und andererseits die Tierwelt, u.a. Klapperschlangen (schon wieder!) und die Mountain Lions (Pumas). Letztgenannte haben wir übrigens in all unseren Jahren leider noch nie zu Gesicht bzw. vor die Kamera bekommen.

 
 
 

Mit Beginn der Tour geht es sofort recht steil nach unten. Ich erinnere mich sehr gut, wie wir (insbesondere ich!) damals mit raushängender Zunge hier hinaufgekrochen kamen.

Der Weg verläuft zunächst über ein paar aus Ästen und kleinen  Stämmen hergerichtete Stufen, natürlich immer nach unten. Es wird zunehmend heller und langsam blinzelt die Sonne in unser Tal.

Der Trail ist gut ausgebaut oder breit ausgelaufen, auf jeden Fall sehr eindeutig. Kaum sind wir ein gutes Stück abgestiegen, da kommt auch schon der erste Aufstieg wieder. Der Höhenunterschied  zwischen Trailhead und Kolob-Arch ist „nur“ 699feet (213Meter), da der Weg aber immer wieder aufsteigt und runter geht ist die tatsächlich aufzusteigende Höhe wesentlich größer.

Gegen 8.00Uhr begegnen uns nach etwa 30Minuten die ersten Hiker, die schweißüberströmt mit Trekking-Rucksäcken hinaufkommen. Ich interviewe sie sofort, von wo aus sie gestartet sind und wann. Das amerikanische Ehepaar gibt brav Auskunft: Sie sind von Campsite 6 um 6.00Uhr gestartet.

Wir rechnen sofort nach: Campsite 6 ist noch ein kleines Stück weiter als unsere Campsite 5, sie haben bis jetzt zwei Stunden benötigt und brauchen für den weiteren Weg vermutlich etwas mehr als eine halbe Stunde. Das sind alles wichtige Daten, die wir benötigen, wenn wir unsere morgige Weck- und Abmarschzeit festlegen wollen. Denn eines wollen wir auf keinen Fall: In der prallen Sonne aufsteigen!

Unser Weg führt uns weiter nach unten und nach oben, tendenziell aber ganz klar eher nach unten. Immer noch ist der Weg eindeutig und gut ausgebaut, lediglich an einer Stelle liegen große Steine, an dem das bisher zügige und einfache Gehen kurz unterbrochen wirdLangsam steigt die Sonne hinter dem Gebirge im Osten auf, was ein besonders schönes Bild abgibt. .

 

 
 
Der Weg führt abwechslungsreich durch Wälder und Auen und ist nicht nur für die Augen sondern auch für die Nase ein Eldorado. Ich habe noch auf keiner anderen Tour so intensiv Blumen und Kräuter gerochen wie hier und heute. Mal riecht es süßlich, mal etwas kräftiger, von Kurve zu Kurve schnuppern wir uns durch die Botanik. Schade nur, dass wir die Gerüche nicht den einzelnen Pflanzen und deren Namen zuordnen können. Im Moment ist es noch etwas kühl und die Luft fühlt sich leicht feucht an.

 
 
Plötzlich erscheint Campsite Nr. 1. Jetzt wissen wir, dass wir laut Plan etwa zwei Meilen geschafft und noch etwa 2,5 bis zu unserer Campsite vor uns haben. Es ist verführerisch zu meinen, dass man die Site 5 gleich erreicht, wenn  man an der Site 1 ist. Doch auf diesem Trail liegen einige Campsites ein gutes Stück auseinander. Zwischen Campsite 1, 2, 3 und 4 liegt jeweils eine halbe Meile dazwischen. Wenn der Partner also sagt, er geht beim Nachbarn mal schnell Salz holen, darf man sich nicht wundern, wenn er erst in ein oder zwei Stunden zurück ist.
 
 
Ab dieser Stelle verändert sich der Weg merklich. Es gibt nun mehrere Passagen mit Steinen und Geröll, die Aufmerksamkeit erfordern. Fast treten wir auf einen Frosch, der sich zwischen Steinen versteckt und mit seiner raffinierten Tarnfarbe kaum auszumachen ist.
 
 
Wir treffen ein weiteres Hiker-Ehepaar, das ebenfalls schweißüberströmt mit viel Gepäck den Berg hochklettert. Sie waren auf er Campsite 10 und schwärmen uns von Campsite 6 vor: Sie liegt auf der anderen Seite des La Verkin Creeks, bietet viel Schatten und hat einen eigenen Pool. Nun sind wir mal gespannt, wie uns unsere Campsite 5(!) gefällt. Bis zur Campsite 4 führt der Trail parallel zum Timber Creek entlang, den man aber erst ab Campsite 2 bemerkt. Ab hier heißt es, die Wash ein gutes Dutzend Mal  zu überqueren. Doch der ist im Moment bonedried (knochentrocken) und stellt damit kein Problem dar. Am Verlauf zeigt sich jedoch sehr deutlich, dass er sich gelegentlich auch anders zeigen kann und als Flashfloods immense Kräfte hat und alles mitreißt.
 
 

Nach vier Meilen erreichen wir Campsite 4 und damit den La Verkin Creek. Im Gegensatz zu den bisherigen Washs führt er Wasser, das sich kristallklar neben dem Trail entlang schlängelt. Eine Kulisse wie im Bilderbuch.

Die Sonne scheint am absolut wolkenlosen Himmel. Noch nicht einmal Schleierwolken zeigen sich und so haben wir viel Glück, dass sie nur auf kurzen Strecken direkt auf den Trail scheint. Die wenigen Minuten außerhalb des Schattens geben jedoch eine Kostprobe auf das, was sie um diese Jahreszeit an Energie hat und wie sie sich gnadenlos auf unsere Kondition auswirken würde.

 

 
 

Noch vor 11Uhr erreichen wir unsere Site fünf. Sie ist ca. 50Meter abseits des Trails und ist eine kleine Lichtung im Wald. Dennoch bietet sie genügend Schatten für uns oder unser Zelt, leider nicht für uns alle gemeinsam.

Und so entscheiden wir uns dafür, das Zelt zunächst in der Sonne aufzubauen und wir uns selbst in den Schatten zu verziehen.  

 
 

Der Innenausbau erfolgt später nach unserer Rückkehr. Bezüglich unserer Essensvorräte ergibt sich eine interessante Frage. Auf einer Campsite haben wir im vorbeigehen Footlockers gesehen, hier jedoch nicht. Ich suche die nähere Umgebung ab in der Befürchtung, dass Hiker die Footbox aus   Vandalismus versteckt oder einen Hang hinab geschmissen haben. Doch fündig werde ich nicht.

Da wir bisher noch keine Squirls hier gesehen haben kommt uns der Gedanke, dass diese Footboxen hier gar nicht notwendig sind. Wäre es dringend ratsam, alle Lebensmittel wegzuschließen, dann hätten uns die Ranger bestimmt darüber informiert.

Daher verstauen wir alles fest im Rucksack und den legen wir zusammen mit den Wasservorräten in die Mitte des gut verschlossenen Zeltes. Sollten also Squirls ihr Unwesen treiben, dann hoffen wir, dass sie keine Witterung auf unsere Lebensmittel und vor allem Wasservorräte aufnehmen können.

Und die eine Millionen Ameisen, mit denen wir uns erwartungsgemäß die Campsite teilen, werden wohl hoffentlich auch nicht den Zelteingang finden.

Überhaupt gibt es eine interessante Tierwelt auf und um unsere Site zu bewundern. Zwar keine Klapperaschlagen und Pumas, dafür jedoch ganz kleine und flinke Echsen, die erwähnten zwei Millionen Ameisen und fast ebenso viele Fliegen. Und dazwischen kreisen immer wieder einzelne Bienen oder Wespen. Normalerweise machen wir uns deswegen keine Sorgen, seit wir aber die Hinweise auf die aggressiven afrikanischen Bienen gelesen haben, lassen wir doch Vorsicht walten, auch wenn wir nicht wissen, ob es sich bei unseren Site-Bewohnern um diese Gattung handelt.

Nach einem ausgiebigen Mittagessen (zwei Kekse für Anita, einen Mandelriegel und den 6-Stunden-Power-Drink [25ml!] für mich) nehmen wir wieder Fahrt auf in Richtung Kolob. Anita trägt nun ihr stark entlastetes Daypack mit den 3 Liter Wasser für uns beide und ich sogar außer dem Fotoapparat nur eine Hüfttasche nichts und damit läuft es sich wesentlich entspannter.

Der Weg geht weiter nah am Creek vorbei und bietet uns somit mehrmals Gelegenheit, die durch die zunehmend stärker brennende Sonne aufgeheizten Körper abzukühlen. Die Mütze gut wässern und dann voll mit Wasser aufsetzen führt in Sekundenbruchteilen fast zu einem Herzschlag aber dann zu einer angenehmen  und erfrischenden Abkühlung.

 

 
 

Es geht vorbei an den Campsites 6, 8 und 9 bis 14. Wir sehen nochmals auf den Plan und vergewissern uns, dass wir die „7“ nicht übersehen haben. Es gibt sie tatsächlich nicht, wissen jedoch auch nicht wieso. (Nachtrag: Am nächsten Tag erfahren wir auf meine Nachfrage hin vom Ranger, dass es die Campsite 7 tatsächlich nicht mehr gibt. Sie war zu nahe am Creek und während eines Hochwassers / Flashflood ist sie weggerissen worden. Sie wird auch nicht wieder aufgebaut)

Nassgeschwitzt und nassgewässert erreichen wir nach gut zwei Meilen kurz hinter einer kleinen und erfrischenden Quelle Namens „Beatty Spring“ die ersehnte Junction.

Hier geht es entweder geradeaus gut 4,5 Meilen weiter den Verkin Creek Trail entlang bzw. im weiteren Verlauf am Willis Creek, nach rechts den Hop Valley Trail (6,7Meilen) oder aber -unser Ziel- nach links 0,5Meilen zum Kolob Arch.

 

 
 
Der Weg zum Kolob verändert sich nach nur wenigen Metern völlig. Keine ausgetretenen Wege sondern kurze Trampelpfade wechseln sich mit leichten und kurzen, aber dennoch anstrengenden Kletterpartien ab. Anita, die sonst für ihr Leben gern klettert, hat sichtlich Schwierigkeiten auf diesen Passagen und wir machen das, was wir sonst nicht machen: Wir trennen uns. Anita wird mir langsam folgen während ich die Vorhut mache, um möglichst schnell an den ersehnten Blick auf den Kolob Arch zu erhaschen.
 
 

Der Weg ist etwas Unwegsam: Alle 20 oder 30 Meter heißt es zu suchen, wie es wohl weitergeht. An irgendeiner Stelle stoppe ich und befürchte, am Ende angekommen zu sein und den Arch nicht entdeckt zu haben. Ein großer Felsen am Ufer des Creeks scheint das jähe Ende zu sein, doch dann entdecke ich auf dem Felsen Fußabdrücke. Also klettere ich auf den Felsen und siehe da, es geht weiter. Von Anita habe ich schön längere Zeit nichts mehr gesehen oder gehört. Allmählich zweifele ich daran, ob unsere Idee getrennte Wege zu gehen, so gut war. Wenn sie nun doch einem Puma begegnet oder einer Klapperschlange? Zum Glück hat sie selber auch eine Kamera dabei!!

Doch das ist nicht ernst gemeint. Dennoch packt mich das „Arch-Fieber“. Immer wieder denke ich, jetzt muss er doch zu sehen sein, aber jetzt, oder zumindest hinter der nächsten Kurve. Der Weg wird immer schwieriger und ich befürchte, an ihm vorbei gegangen zu sein und ihn vielleicht hoch oben in der Ferne übersehen zu haben. Ich denke immer wieder, dass ich die 0,5Meilen doch schon längest hätte erreichen müssen.

Fast bin ich soweit umzukehren da sehe ich am anderen Ufer des Creeks einen Amerikaner, dem ich zurufe, ob dort der richtige Weg zum Arch sei. Er entgegnet mir, dass der ihn schon seit geraumer Zeit suche, sich schon einen Weg durch die Büsche geschlagen hat, ihn aber nicht findet.

Ich sehe hoch zu den Felswänden, kann ihn aber auch weit und breit nicht entdecken. Das einzige, was ich entdecke, ist ein Schild, auf dem geschrieben steht, dass man von hier aus nicht weiter gehen soll um die Botanik zu schützen. (sinngemäß)

Doch dann entdecke ich einige Kratzer auf dem Schild, die einen Hinweis auf den Arch geben. Es ist wie eine Schatzsuche. Man soll in diese Richtung nach oben sehen. 

 

 
(Was jetzt in Großaufnahme fast unübersehbar ist, war "vor Ort" kaum zu erkennen!)
 
Und siehe da, plötzlich entdecke ich den Arch und Frank, so ist der Name des Amerikaners, bedankt sich herzlichst bei mir, sogar per Handschlag, dass ich ihm geholfen habe, den Arch zu sehen.
 
 

Die Sache mit dem Handschlag betone ich, weil es für Amerikaner nach unserer Erfahrung eher ungewöhnlich ist, die Hand zu geben. Wenn er sie gibt, dann tatsächlich aus Verbundenheit oder Dankbarkeit.

Aber das ist reine subjektive Einschätzung, so wie wir es bisher erlebt haben.

Der Arch ist offensichtlich riesig und mächtig, wie mir das Teleobjektiv verrät. Von hier unten sieht er jedoch eher unscheinbar aus. Wer auf der Suche nach einem beeindruckenden Arch ist, der wird hier enttäuscht werden.

Dennoch fotografieren wir den Arch aus allen, aus dieser Sicht möglichen Perspektiven.

Frank macht sich auf umzukehren und ich nutze die Situation, um den Rückweg sicher wieder zu finden, indem ich ihm folge. Wenn ich ihm schon den Arch zeige, dann kann er auch den Rückweg für mich finden. Doch Spaß beiseite: Eigentlich gibt es kaum  eine Möglichkeit, sich zu verlaufen. Der Weg ist über den größten Teil sehr eindeutig. Es vergehen einige Minuten, in denen wir uns über den Zion N.P. unterhalten und wer von uns schon was wo erlebt hat. Anita hingegen ist mir immer noch nicht begegnet und ich mache mir ernsthaft Sorgen.

Als ich Frank davon erzähle, sie verloren zu haben, erwidert er nur, dass dies auch keine Strecke für eine Frau ist!!!! Ich ignoriere sein seltsames Statement.

Na sowas!

Meine Befürchtung, sie habe wieder einen anderen Weg als ich eingeschlagen und wir haben uns wieder verpasst, bestätigt sich zum Glück nicht. Irgendwann auf dem Weg zurück zur Junction kommt sie uns entgegen.

Anita beschließt mit Rücksichtnahme auf ihre Füße, dass es durchaus reicht, wenn einer von uns beiden den Arch live erlebt hat und begnügt sich damit, die Bilder in der Kamera zu bestaunen und kehrt um.

Wir verabschieden uns von Frank, der wieder zum Trailhead zurück will.

Wir hingegen machen eine kurze Rast im Wald und werden schlagartig von einem Schwarm Fliegen überfallen. Nun wissen wir zwar, dass wir schon ein paar Tage nicht mehr Duschen konnten, dennoch glauben wir nicht wirklich, dass dies der Grund des Überfalls ist.

Die Bananenschale, die wir als Ablenkungsmanöver auslegen, findet nicht die ersehnte Aufmerksamkeit bei den Fliegen.

Somit halten wir unsere Rast sehr kurz und gehen zurück zur Campsite.

Unterwegs nutzen wir wieder die Gelegenheit, Mützen und Bandanas im kalten Creek zu nässen.

 
 

Gegen 15.30UIhr erreichen wir das Camp. Wasser- und Lebensmittelvorräte sind unberührt.

Da es im Zelt viel zu heiß ist, wir es uns aber gerne bequem machen möchten, holen wir nach einem erfrischenden Bad im Creek die Thermo-Unterlagen raus und legen uns auf den Waldboden.

Das kleine Picknick (ein paar Nüsse aus dem Trailmix) findet auch bei unseren Site-Genossen großen Anklang.

Die drei Millionen Ameisen und ebenso viele Fliegen stürzen sich wieder auf uns und machen die Siesta zu einem Kleinkrieg zwischen uns und der Tierwelt.

Der Klügere gibt nach, habe ich gelernt, und so verziehen wir uns mit unseren Matten irgendwann doch einmal in das Zelt und machen es uns dort gemütlich.

 

 
 

Wir rechnen kurz aus, wie viel Wasser wir heute noch bedenkenlos trinken dürfen, ohne den Sicherheitsvorrat für morgen zu gefährden. Unseren Wecker haben wir leider im Auto vergessen und so müssen wir nun unsere eigenen Armbanduhren benutzen. Wir hoffen mal, dass sie uns morgen rechtzeitig um 4.00Uhr zuverlässig wecken.

Es beginnt gerade dunkel zu werden, da schlafen wir auch schon fest ein.

 

 
Mittwoch, 09.09.2009 Kolob Canyon- Zion
 

Um 4.00Uhr klingeln unsere beiden Armbanduhren dezent und synchron. „Noch 5 Minuten, aber nicht länger...“ ist unsere Devise und tatsächlich beginnt nach wenigen Minuten der Abbau von innen. Wir waren uns unsicher, ab wann der Abbau bzw. der Abmarsch sinnvoll ist, doch es ist eine absolut wolkenlose Nacht und der Mond erstrahlt den Boden, so dass wir auch jetzt schon starten könnten. In einer Dreiviertelstunde sind der Abbau und das Aufrüsten erledigt. Die Rucksäcke haben wir aus Angst vor den möglichen Angriffen der Tierwelt mit in das Zelt genommen.

Wir bedauern es bis heute nicht, uns damals für dieses Zelt entschieden zu haben. Denn in dieser Gewichtsklasse bietet es für zwei Personen plus Backpacks ungewöhnlich viel Platz.

 
 
Um 5:15 starten wir mit den Stirnleuchten in Richtung Trailhead. Um Anita wegen ihrer Füße zu entlasten, versuche ich in meinem Backpack so viel wie möglich reinzupacken. Trotz drei Liter weniger Wasser als gestern, merke ich keine Gewichtsersparnis. owohl wir bei angenehmen Temperaturen gestartet sind, beginnt es jetzt, wo wir aus dem engen Creek entsteigen, zunehmend frischer zu werden. Obwohl man froh ist, die Backpacks richtig auf dem Rücken zu haben und nicht abnehmen zu müssen, bleibt uns nach einer Dreiviertelstunde doch nichts anderes übrig. 
 
 

Ohne unsere Jacken ist es doch zu kalt. Anita dankt es mir mit den Augen, dass ich im letzten Moment doch noch für die Mitnahme der Jacken plädiert habe.

Aufgrund des hellen Mondes würden wir den Rückweg in einer Notsituation vermutlich sogar ohne Stirnleuchten finden, weil er doch weitgehend eindeutig ist und er sich über weite Strecken gut abzeichnet. Lediglich an zwei Stellen kommen wir ins Grübeln. Doch einmal hilft uns das GPS-Gerät, mit dem ich den gestrigen Hinweg aufgezeichnet habe, das andere Mal haben findige Hiker mit einem Ast den richtigen Weg beschildert.

 
 

Gegen 6.45Uhr, also etwa 1,5 Stunden nach dem Abmarsch, beginnt der Himmel so hell zu werden, dass wir ganz auf die Stirnleuchten verzichten können.

 
 
Mit dem ersten Licht erkennen wir in der Ferne einen großen Vogel, den wir als Truthahn einordnen. Er ist kaum scheu und läuft auch nicht weg als wir uns ihm nähern. Vermutlich sieht er, dass wir den Grill nicht dabei haben ;-)

Der Weg beginnt gegen Ende sehr stark anzusteigen und wir sind froh, dass die aufgehende Sonne um diese Zeit nur sehr kurze Abschnitte des Trails erstrahlen lässt.

 
 
 

Um 8:15Uhr, also auf die Minute genau nach drei Stunden, erreichen wir erschöpft aber glücklich den Trailhead.

Unsere mit dem GPS-Gerät aufgezeichneten Daten stimmen nicht mit den Daten vom BLM überein, aber auch dort gibt es auf Tafeln und Karten widersprüchliche Angaben.

Wir errechnen: 28,6km Gesamtstrecke. Höhenunterschied zwischen Trailhead und Kolob-Arch knapp 300Meter. Aber viel wichtiger erscheint uns der kumulierte Höhenanstieg und der beträgt nach unserer Berechnung 667Meter.

Fazit dieser Trekking-Tour für uns:

Wer behaupten möchte, den evtl. größten freistehenden Arch der Welt in der Ferne gesehen zu haben, muss diese Tour unbedingt machen.

Wer Arche mag und sich aufgrund der Größe einen beeindruckenden Blick auf diesen majestätischen Arch verspricht, wird bitter enttäuscht werden.

Wer jedoch eine schöne Hiking- oder Trekkingtour in einer Bilderbuchkulisse sucht, wer nicht nur Augen sondern auch die Nase von unzähligen Gerüchen verschiedenster Blumen und Kräuter verwöhnen möchte, wer einen Trail sucht, bei dem auch am Tag höchstens zwei oder drei Hikerkollegen trifft, dem sei der La Verkin Trail wärmstens empfohlen.

Hiking oder Trekking?

Das hängt unserer Meinung nach ebenso von der Kondition des Wanderers  wie der Jahreszeit ab.

Unser damaliger „One-Day-Hike“ im Hochsommer war eine absolute Strapaze. Allerdings hatten wir viel und recht schweres Fotoequipment dabei. Daher haben wir uns beim  zweiten Mal zu einer zweitägigen Trekking-Tour entschieden.

Wichtig ist auf jeden Fall, im Sommer die kühle Morgen- oder Abendzeit zum Wandern zu benutzen. Denn die Sonne scheint im Sommer gnadenlos in dieses kleine Paradies.

 

Unser erster Weg führt uns ins Visitor-Center, wo Anita ihren Stempel abholt. Das Visitor-Center in diesem Teil des Zion N.P. hat nämlich einen eigenen Stempel. Ich frage den Ranger noch kurz, welches denn die schönste Site sei, und in der gewohnten US-Ranger-Rhetorik antwortet er zunächst, dass alle Sites besonders schön sind, allerdings gibt er zu, dass die Nr. 6 (die mit dem eigenen Pool und dem schönen, schattigen Platz) einen besonderen Reiz hat.

Und auf Anitas Frage, warum einige Sites Foodlocker haben und andere nicht, gibt es eine sehr pragmatische Antwort: Man wird in der Zukunft alle Sites damit ausstatten, einige haben schon Boxen, andere eben noch nicht.

Nach dem üblichen „We were here“-Bild am Parkeingang geht zu einem Frühstück beim großen „M“ und dann weiter zum Walmart, Getränke und Grillgut einkaufen.

Anschließend fahren wir zurück zu unserem Hauptzelt in den Zion. Dort reinigen wir zunächst das Trekking-Equipment, das wir in diesem Urlaub nicht mehr benötigen werden.

 

 
 

Bei der Gelegenheit reparieren wir auch den Reißverschluss des Zelts, der kürzlich im Grand Canyon Schaden genommen  hat.

Dann erleben wir zum wiederholten Male ein Malheur:

Irgendwann gehe ich zu dem nur wenige  Meter von uns entfernten Auto um eine Karte zu holen. Ich glaube kaum, meinen Augen zu trauen: Wir hatten die Türen nicht geschlossen und auf dem Beifahrersitz sitzt nun nicht Anita und auch nicht ich sondern ein Squirl und futtert unsere Kekse. Ich vertreibe es sofort und schließe die Türen. Es wiederum hat sich aber gemerkt, dass es dort Kekse gibt und mit allerlei Geschick versucht es wieder ins Auto zu kommen: Es klettert auf die Reifen, versucht es vorne und hinten und springt sogar an der Tür hoch. Doch ihm gelingt der erhoffte Einstieg nicht!

 

 
 
 
Und wenn schon das ganze Equipment gesäubert wird, dann doch erst Recht wir. Uns so fahren wir nach Springdale um zu Duschen, was gar nicht so leicht ist. Zwar gibt es einen Hinweis an den Restrooms, dass es dort für 5$ Duschmöglichkeiten gibt, aber erst bei der zweiten Durchfahrt durch das Dorf entdecken wir den Laden. Leider gibt es nur eine Dusche und so ergießt sich der Wall von Sauberkeit nacheinander über uns.

Zurück am Campground beginnen wir mit dem Grillen und hier passiert eine weitere Geschichte, die wir noch nicht erlebt haben.

Kaum ist das Fleisch gut und auf unserem Teller kommt eine Biene oder Wespe (Sorry, aber ich kann sie einfach nicht unterscheiden) und versucht nicht etwa Süßes zu erhaschen, sondern Fleisch. Wir verteidigen es mit Mühe doch je mehr wir es verteidigen, um so mehr kommen.

Letztlich sind es 10 Bienen/Wespen, die uns umfliegen und in Panik fliehen wir mit unserem Essen in das Auto. Nach kurzer Zeit beruhigt sich die Situation und wir verlassen wieder das Auto. Kaum zurück am Tisch beginnt das ganze Spiel erneut. Doch dann sind wir es leid und essen tatsächlich im Auto zu Ende.

Sogar beim Abspülen der Teller umkreisen uns die Viecher. Wohlgemerkt, keines der Tiere greift uns an. Sie umfliegen uns und sind lediglich am Fleisch interessiert.

 

 
 

Und ein letztes Anekdötchen für heute: Laut Wetterbericht soll es durchgehend bis nächste Woche jeden Tag „sunny“ und bis zu 100Grad heiß werden, auch heute!

Doch es haben sich Quellwolken über dem Zion entwickelt, wie wir sie größer niemals zuvor gesehen haben. Das befürchtete Unwetter ist zum Glück ausgeblieben, es hat nur stark gewindet. Aber wie gesagt, das letzte Wetter-Update hieß: Sunny!!! Und außerdem werden wir noch mit einem Sonnenuntergang belohnt, der u8nsere Augen blitzen und den Himmel erglühen lässt...

 

 
 

Damit endet der Tag und wir freuen uns morgen, wo wir entspannt einen Tag im Zion verbringen werden, mit dem Shuttle die Loop entlang fahren und auf er großen Wiese vor dem Generalstore eine einskalte Coke trinken.

So long!

 

 
Donnerstag 10.09.2009, Fahrt ins Death Valley
 
Nicht ganz so früh wie sonst krabbeln wir aus dem Zelt und schauen ein wenig ungläubig in den Himmel, der zur Hälfte wolkenlos zur an deren Hälfte mit dicken Wolken übersät ist.
 

Nach der üblichen  Morgenzeremonie geht es zum Visitor-Center zum Wetterbericht. Das VC ist noch geschlossen, der ausgehängte Wetterbericht leider von gestern und der besagt, wie bereits erwähnt, „sunny“ bis in die kommende Woche.

Anita kommt die Idee, zum Backcountry-Schalter zu gehen, der bereits vor dem VC geöffnet hat, und tatsächlich hängt dort der aktualisierte Wetterbericht aus.

Der nun wieder ist zwar nicht katastrophal, aber mit 20 bis 30% Regenwahrscheinlichkeit, Tendenz zunehmend, weniger gut als der ursprüngliche. Nachdem wir bisher den ganzen Urlaub über sehr straight gemäß unserer ursprünglichen Urlaubsplanung verfahren sind, wird es jetzt Zeit, endlich mal zu improvisieren bzw. zu variieren. Und so entscheiden wir uns spontan, trotz der bereits bezahlten Nacht, das Zelt im wahrsten Sinne des Wortes  abzubrechen und uns schon ein „stückweit“, wie man heute sagt, Richtung Death Valley zu fahren.

 

 
 
 

Auf dem Weg dorthin gibt es ein gutes Frühstück bei Dennys. Unterwegs entlasten wir in Vegas unseren Kofferraum und verstauen die Trekking-Sachen im Storage.

Und siehe da, im Kofferraum entstehen plötzlich Lücken, die evtl. in den nächsten Tagen mit Souvenirs gestopft werden könnten.

Nach Las Vegas geht es über Pahrump, wo wir im dortigen Walmart unsere Vorräte auffüllen. So oft, wie wir im Urlaub den Walmart ansteuern, müsste der Aktienkurs parallel zum Urlaub eigentlich in die Höhe schnellen.

Wir haben uns morgens darauf zu verständigen, in aller Gemütlichkeit zu fahren und ggf. in Pahrump ein Motel zu nehmen, wenn es zu spät wird. Doch wir kommen gut durch und erreichen gegen 15.00Uhr das Death Valley. 

 

 

Es ist nett warm und noch vor dem Visitor Center zeigt unser Thermometer im Auto 112Grad an, also 45 Grad Celsius.
 
 

Im Visitor Center erkundigen wir uns kurz, ob der von uns angesteuerte Campground „Wild Rose“ offen ist, was uns bestätigt wird.

Vom Visitor Center aus geht es an Stovepipe Wells vorbei, wo wir unsere Cola auffüllen müssen, denn bei diesen Temperaturen hat man einen guten Cola „Umschlag“.

Von dort aus geht es noch 10 Meilen bis zur Junction und von dort aus weitere 21 Meilen bis zum Campground Wildrose.

Wir hoffen, dass wir a) eine freie Site vorfinden und b) – im Idealfall- sogar “unsere“ Lieblingssite Nr. 22

Wir erreichen Wildrose und sind erstaunt: Keine einzige Site ist belegt, der Campground ist komplett frei.

Wir belegen also unsere 22 und in diesem Moment kommt ein anderer Camper, der nach kurzen Suchen eine Site unmittelbar uns gegenüber wählt.

Nach einer Viertelstunde tauchen plötzlich „Erlkönige“ bei uns auf dem Campground auf, also Testwagen, die der Öffentlichkeit noch nicht vorgestellt wurden, und gut verpackt oder kaschiert sind.

Nachdem klar ist, dass es sich nicht um Camper handelt sondern nur um Pausierende, ruft uns der amerikanische Zeltnachbar zu, dass wir wohl doch unter uns bleiben.

Offensichtlich möchte er wohl etwas „Small Talk“ betreiben.

 
 

Nach dem Grillen schlage ich Anita vor, ihn doch vielleicht zu einem Kaffe einzuladen, wo er doch völlig allein ist und er ggf. Anschluss sucht.

Unsere Einladung nimmt er mit Freude an und kommt sogleich mit einer Flasche Wein zu uns.

Aus der Tasse Kaffee wird ein langer Abend und als Peter dann nach gut zwei Stunden unsere Site verlässt, wurden uns viele Fragen beantwortet, die wir schon lange an Amerikaner hatten, z.B. wie lange haben Schüler in den USA Ferien, was kostet ein Auto im Unterhalt, falls wir uns im Rentenalter mal dafür entscheiden, ein Auto zu kaufen und was hat sich seit Obama in den USA geändert?

 

 

Ein wirklich netter und für uns hoch interessanter Abend.

Anita und ich stimmen uns anschließend noch kurz darüber ab, ob wir beide jeweils das gleiche verstanden haben.

So long, jetzt geht es ins Bett.

 

 

(Dies ist der Sternenhimmel von Wildrose aus)

 
Freitag, 11.09.2009, Death Valley – Alabama Hills – Death Valley
 
 
Früh stehen wir auf; aber wir sind nicht die einzigen. Auch Peter ist schon dabei aufzubrechen und so wünschen wir uns gegenseitig einen schönen Tag und sagen „Bis heute Abend“
 
 
Wir machen uns auf den Weg zu den Alabama Hills, etwa 70 Meilen von unserem Campground entfernt liegen. Hierzu probieren wir eine Abkürzung; unmittelbar vor dem  Wildrose Campground teilt  sich die Strasse und über die Panamint Valley Road gelangen  wir auf die 190. 
 
 

Somit sparten wir immerhin fast 20 Meilen. Das Problem hingegen ist, dass die Abkürzung auf ca. 4,5 Meilen unpaved ist und wir erinnern uns, dass ihr Zustand vor einigen Jahren ziemlich erbärmlich war.

Aber zum Glück erweist sie sich zwar nicht als ein gut ausgebauter Highway aber die Löcher in der Straße sind überschaubar und lassen sich ganz gut umfahren.

 
 
Nach etwa 1,5 Stunden erreichen wir Lone Pine und biegen sogleich links am Visitor Center ab. Im VC hat man einen herrlichen Blick auf Mount Whitney, für deren Besteigung wir vor Jahren bereits eine Permit gewonnen hatten, den Trail aufgrund von schlechten Wetters jedoch nicht angetreten haben.
 
 
Im VC erfahren wir, dass es ein Film-Museum gibt, in dem über die Vielzahl von Filmen berichtet wird, die in den Alabama Hills gedreht wurden. Und die Alabama Hills sind unser heutiges Ziel.
 
 

Laut Ranger im VC müssen wir an der einzigen Ampel in Lonepine links abbiegen und dann die Whitney Portal Road hochfahren, bis rechts die Movieroad abgeht.

Anhand einer Selfguided Tours, die wir im VC erhalten haben, können wir dann die Movie-Sets bzw. Locations abfahren.

 
 
Das tun wir auch, allerdings mit wenig Erfolg. Kurz hinter dem Tacoon Tunnel, der das Wahrzeichen dieser Strecke ist, beginnt die Movie Road. Die finden wir zwar, doch die im Plan eingezeichneten Locations sind so grob aufgeführt, dass uns jeglicher Bezug zu den einzelnen Sets fehlt, abgesehen davon, dass uns viele Filmtitel auch gar nichts sagen.
 
 
Die ersten  Filme wurden wohl bereits Ende der Dreißiger gedreht und wurden selbst in unserer Kindheit schon nicht mehr im Fernsehen gezeigt. Von daher ist die ganze Loop eher enttäuschend für uns. Ähnlich ist es uns ja schon einmal mit einer Self Guided Tour in und um Moab ergangen.
 
 

Nachdem wir dennoch alles fotografiert haben, was auch nur annähernd nach einem Filmset aussieht, fahren wir zurück nach Lonepine. Das dortige Film-Museum ist jedoch sehenswert für Freunde des Kinos. 

 
 
Für $5 Eintritt werden einem viele Requisiten geboten, die in unmittelbarem Zusammenhang mit den hier gedrehten Filmen stehen. Im Foyer steht der Cadillac von Oxyd, der allein schon sehenswert ist.
 
 

Ein 16Minütiger Videofilm auf Kinoleinwand (etwas zu dunkel der Film, aber sonst interessant gemacht) gibt Auskunft über die Vielzahl der Stars, die hier ihre Filme gedreht haben.

Die Eintrittsgebühr berechtigt übrigens auch, abends den Kinofilm zu sehen.

 
 

Ob die ausgestellten Requisiten nun Highlights sind, die man unbedingt gesehen haben muss, darüber lässt sich sicherlich streiten.

Unbestritten ist jedoch, dass dieses Kino bzw. dieses Museum von Menschen zusammengestellt wurde, diem mit ihrem Herzen dem Film verfallen sind. Viele kleine Details drücken das aus.

Am Schluss gibt es natürlich den Gang durch den Giftshop, und da sind wir fündig geworden:

Zum einen ist es das Buch...... von ..... für $20, das Aufschluss darüber gibt, welcher Film bzw. welche Szene wo gedreht worden ist. Wer sich die $20 sparen möchte, der kann auch eine (vernünftige) Self Guided Tour für $2 kaufen. Die GPS-Daten der 10 im Heft erwähnten Locations gibt es kostenlos dazu.

Wir stellen fest, dass wir eine andere Reihenfolge hätten wählen sollen: Erst in das Museum und dann auf die Road Movie, also beschließen wir, das morgen nachzuholen.

Nach dem Tanken in Lonepine geht es die 70 Meilen zurück zum Campground, wo im Gegensatz zu gestern heute fünf Sites besetzt sind.

 

 
 

Nach dem Grillen gesellt sich Peter wieder zu uns, der uns zu einem türkischen Kaffee einlädt.

Der Abend vergeht wieder im Fluge aufgrund unserer Fragen und seinen interessanten Antworten. Heute geht es nicht um Politik und Unterhaltkosten von Autos, sondern um die möglichen Gefahren des Campings in den USA, von den Coyoten angefangen über die Mountain Lions, den Rattlesnakes bis hin zu den Skunks.

Er verabschiedet sich von uns und beteuert, dass er die Gespräche mit uns sehr schätzt. Evtl. reist er morgen wieder ab. Wenn nicht, dann müssen wir ihm versprechen, morgen auf seine Site zu kommen. Wir hoffen insgeheim, dass er morgen vielleicht noch da ist, denn mit Sicherheit fallen uns noch genügend Fragen ein, mit denen wir ihn löchern können.

Und damit verabschieden wir uns voneinander und verschwinden bald in den Zelten.

 

 
Samstag, 12.09.2009 Death Valley – Alabama Hills – Death Valley
 

Wir stehen schon um 5 Uhr auf und verlassen schon bald den Campground. Da wir die einzigen sind, die um diese Zeit schon wach sind, bemühen wir uns außerordentlich, besonders leise zu sein. 

 

 
 

Gegen 6.30 erreichen wir wieder Lonepine und melden uns kurz zum Kaffee bei McDonalds. Anschließend geht es gleich zur Movie Road. Auf der Fahrt dorthin gebe ich die GPS-Koordinaten aus der Broschüre ein. Die Hinweise in dem kleinen Heft sind so eindeutig, dass wir die gesuchten Locations allemal und recht schnell finden. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, wenn  man hier vor menschenleerem Gebiet genau an der Stelle steht, wo vor über 50 Jahren Hunderte von Schauspielern, Komparsen und Filmemacher für ein reges Treiben sorgten oder seine Füße exakt an er Stelle hat, wo einst Eryl Flynn für Fotos stand.

 
 
Wir finden sogar die Stelle, wo xy Toni Curtis in dem Film „Das verrückteste Rennen der Welt“ aus dem Jahre xy angehalten hat. Wir haben den Film schon einige Male gesehen aber ich prophezeie, dass wir ihn nach unserer Rückkehr sehr bald und mit besonderer Aufmerksamkeit wieder sehen werden.
 
 

Nach gut zwei bis drei Stunden, die wir für das Auffinden der Locations und teilw. Nachspielen der Szenen benötigen, geht es zurück nach Lonepine, um Getränke aufzunehmen und dann zurück in Richtung Death Valley. Wir halten abermals an dem Aussichtspunkt „Father Crowley Vista“, an der wir bereits am Morgen kurz angehalten haben. Hier haben wir 1996 Tiefflieger erlebt, wohlgemerkt erlebt und nicht nur gesehen.

Die Kampfflugzeuge fliegen hier im Tiefflug durch den  Graben und man selbst steht oberhalb. Mit einem ohrenbetäubenden Krach fliegen sie unter einem durch um  im letzten Moment am Ende des Canyons haarscharf über dem Boden nach oben zu ziehen.

 

 
 

Doch diesmal warten wir vergebens. Vielleicht haben sich die Zeiten doch „etwas“ entspannt und die Manöver sind nicht mehr in dem Umfang notwenig die damals.

Statt an der Panamint Valley Road abzubiegen fahren wir nun weiter in Richtung Stovepipe Wells. Gelegentlich begegnen uns „Erlkönige“. Nach Aussage von Peter müsste es sich um den neuen Ford Focus handeln. Ich lasse es mir nicht nehmen, sie in unbeobachteten Momenten heimlich zu fotografieren.  

 
 

n Stovepipe Wells sehen wir im Saloon auf der Speisekarte nach, ob es das weltbeste Stück Fleisch, das Filet Mignon gibt. Es steht wieder einmal nicht auf der Karte und so werden wir vermutlich morgen, wenn wir für eine Nacht in Stovepipe Wells einchecken werden, auf den Besuch des Saloons verzichten.

Das Essen dort ist ganz gut aber nach meiner Einschätzung auch recht teuer. Für das Filet Mignon, wie bereits erwähnt das "beste Stück Fleisch der Welt", sind wir zwar bereit, über $30 auszugeben, doch für die anderen dort üblichen Gerichte gehe ich lieber zu Dennys.

Im General Store nehmen wir wieder Getränke auf. Es ist 14.00Uhr und das Thermometer zeigt üppige 110Grad an (xyGrad) und steigert sich auf dem weiteren Weg nach Furnace Creek sogar auf 113.

 

 
 

In Furnace Creek durchstöbern wir lediglich den General Store und erwerben einen Aufkleber, den wir für unsere spätere Diashow als Titel verwenden wollen.

Es hat sich einiges hier getan: Die Restrooms wurden saniert und auf dem Weg von dort zum General Store wurden auf der Veranda Wassersprüher installiert, die für etwas Abkühlung sorgen.

Nach einer halben Stunde geht es zurück. Unterwegs halten  wir kurz, um das erwähnte Foto als Zwischentitel für die spätere Show zu schießen. Dabei ist es gar nicht mal so einfach, sich mit dem Salzsee im Hintergrund auf den Boden zu setzen, ohne sich gehöricht den Hintern zu verbrennen.

Irgendwie gelingt es und aber, das Shooting ohne nennenswerte Brandblasen durchzuziehen und weiter geht zum Campground. Obwohl Samstag ist und wir mit einem starken Andrang auf dem Campground rechnen, ist außer uns nur noch ein Camper-Pärchen da.

Wir ziehen unser Abschiedsgrillen durch und beginnen schon einmal, einige Sachen zu reinigen und zu verstauen.

Der Abschied endet mit einem Lagerfeuer. Übrigens wohl das teuerste, was wir je hatten, denn das Feuerholz hat in Stovepipe Wells tatsächlich 11Dollöar verschlungen.

 
 

Es weht  immer wieder ein starker Wind, so dass wir gut aufpassen müssen, dass die Funken nicht zu weit fliegen.

Kaum verziehen wir uns in das Zelt, hören wir, wie ein weiterer Camper sein Quartier aufschlägt

.

Übrigens ist Peter tatsächlich abgereist. Wir hoffen nur, dass das nicht an unseren vielen Fragen liegt ;-)

So long !

 
Sonntag, 13.09 2009 Wildrose - Stovepipe Wells
 

Heute lassen wir es krachen, ignorieren den Wecker um 6Uhr und stehen erst kurz vor sieben Uhr auf. Der Camper, der gestern Abend angekommen ist, fährt gerade vom Platz.

Das Pärchen gegenüber macht nichts anderes, als nur auf der Ladefläche ihres SUV zu liegen!

 

 
 

Wir hingegen beginnen mit dem Abbau und dem Reinigen des kompletten Equipments. Wir lassen uns richtig viel Zeit und stellen fest, dass sich Zelt und Footprint unter großzügigen Zeitbedingungen wesentlich kompakter falten und rollen lässt, als beim üblichen Einpacken unter Zeitdruck.

Aber da muss man im Laufe des Urlaubs eben Prioritäten setzen.

 

 
 
 
 

Unser Frühstück  besteht aus einer Tasse Kaffee und einer halben Bearclaw. Genau genommen ist jeder maximal ein Viertel, denn irgendwie ist sie ziemlich trocken und schmeckt gar nicht wie sonst.

Gegen 10.30Uhr, also nach gut 3,5 Stunden, sind Campsite und Kofferraum aufgeräumt, und alles Equipment und wir gereinigt und gestylt.

Langsam rollen wir vom Campground, vorbei an den Nachbarn, die ihre Plätze von der Ladefläche auf Stühle vor dem Auto verlegt haben. Genau an die Stelle, wie wir sie gestern bei unserer Rückkehr angetroffen haben.

Sie scheinen ja ein wirklich aufregendes und abwechslungsreiches Wochenende zu verbringen.

 

 
 
Unser erstes Ziel ist Badwater, wo wir die gestern bereits geschossenen Bilder noch einmal wiederholen .
 
 
Nach dem Shooting geht es zurück über Furnace Creek und dem Visitor Center um in Stovepipe Wells einzuchecken. Und ganau dem Store gegenüber versammeln sich wieder ein paar Erlkönige. Ich kann es nicht sein lassen und schon mache ich wieder ein paar Fotos. Die Autos erkenne ich allerdings nicht. 
 
 

Nachdem wir beim Check Inn darauf hinweisen, dass wir gerne im Block „Road Runners“ übernachten würden, weil wir da fast immer untergebracht sind, ermöglicht uns das der Mitarbeiter und gibt uns das aus seiner Sicht beste Zimmer. In der Tat ist der Raum 223 wirklich einer der besten Räume, weil er mit Blick auf die Sanddünen liegt und ganz am Ende des Blocks ist. Wir waren hier schon ein- oder zweimal untergebracht.

Unsere Aufräumaktion geht weiter: Die Kühlbox wird geleert und getrocknet und die Kamera gesäubert, natürlich nur von außen.

Es windet derzeit sehr kräftig und seit wir offen an den Sanddünen vorbei gefahren sind und ein paar Fotos gemacht haben, ist nun alles eingesandet.

Aber aus trauriger Erfahrung heraus werde ich nicht das Objektiv entfernen, werde nicht den Sensor „provisorisch“ reinigen und werde daher auch nicht den Sensor zerkratzen ;-)

Nachdem alles einmal bis zweimal hin- und hergeräumt ist geht es in den Pool, um uns bei 46Grad etwas aufzuwärmen. Das Motel scheint nicht ausgebucht zu sein, zumindest hier am Pool sind nur wenige Gäste.

 

 
 

Doch lange halten wir das in der prallen Sonne nicht aus und die Bahnen durch den Pool kühlen auch nur kurzzeitig ab und so geht es zurück ins Zimmer.

Nachdem es im Salon kein Filet Mignon gibt ersparen wir uns das Essengehen und nehmen lieber auf dem Zimmer einen kleinen Snack ein.

Mittlerweile beginnt die Sonne unterzugehen und lässt die Berge erglühen.

Wir gehen zum Night-Swimming. Am Pool sind kaum noch Gäste. 

 
 

Über das Fotografieren kommen wir mit Belgiern ins Gespräch, die gerade einen Monat in den USA verbringen. Sie erzählen, dass ihnen in San Franzisco in einem Geschäft in Chinatown einen sog. „Night Filter“ zum Preis von $300 angeboten wurde, mit dem man Nachts hervorragende Bilder schießen könnte ohne die ISO-Zahl hochdrehen zu müssen. Ich zweifel zwar nicht an den Ausführungen des Belgiers, vielmehr aber an der Glaubwürdigkeit des Verkäufers aus Chinatown. Hier habe ich vor über zehn Jahren auch schon schlechte Erfahrungen gemacht, dass sie einem alles verkaufen, sogar Sachen, die es gar nicht gibt!

Es gibt aber tatsächlich Dinge, die es gar nicht geben kann oder darf:

Zurück vom Nachtschwimmen stellen wir fest, dass ein Zimmerschlüssel weg iss. Zunächst gehe ich zum Pool  und suche alles im Dunkeln ab, danach Anita. Aber er bleibt verschwunden.

Wir vermuten mal, dass der zeitweise starke Wind ihn evtl. vom Tisch geweht hat ohne dass wir es mitbekommen haben.

Da werden wir wohl morgen beim Auschecken eine kleine Strafgebühr entrichten müssen.

 

 
Montag, 14.09.2009 Stovepipe-Wells -  Vegas
 

Der Zimmerschlüssel bleibt verschwunden und auch in der Nacht ist uns keine Idee gekommen, wo wir nach ihm suchen sollen.

Mit dem Sonnenaufgang beladen wir den Wagen und checken aus. 

 

 
 

Unser Malheur mit dem Schlüssel wird durch den Mitarbeiter mit „Macht nichts, das kann schon mal passieren“ kommentiert. Wir haben schon mal in einem Hotel gelesen, dass beim Verlust einer Zimmerkarte ein bestimmter Betrag, der uns deutlich höher als die Materialkosten erschien, zu entrichten sei.

Zurück geht es über die Stateline Road und die 160 nach Las Vegas.

 

 
 
 

Wir sind sehr früh dran und unser erster Weg führt uns zum Office Max und Office Depot, denn wir suchen für unseren Storage eine Art Rollbrett, um das Regal komfortabel herauszuziehen.

Auch wenn der eine oder andere nun vergnügt den Kopf schüttelt: wer das Regal schon mal rein- oder rausschieben musste kann unsere Idee hervorragend nachvollziehen.

Wir werden im zweiten Geschäft fündig und fahren zum Storage, um das Erworbene praktisch zu testen. Mit genialem Erfolg! Außerdem müssen wir unsere restliche Schmutzwäsche aufnehmen, denn jetzt geht es in den Waschsalon.

Während des Waschens vertreiben wir uns die Zeit im benachbarten „99c-Shop“, während des Trocknens beim Mc. Donalds.

Wenn nun schon die Wäsche sauber ist, dann soll es der Wagen auch sein! Wobei das keine Frage der Eitelkeit ist, vielmehr machen wir uns beim Be- und Entladen ziemlich schmutzig, wenn der Wagen bis unter das Dach verdreckt ist.

 

 
 

Bei Walmart kaufen wir Mitbringsel ein, danach geht es zum Check In in das Alexis Resort. Leider wird in Vegas an jeder Ecke gebaut und so dauert  es eine ganze Zeit, bis wir uns durch die Staus quälen und unser Domizil für die letzten drei Tage erreichen.

Das Einchecken erfolgt in der gewohnten Zügigkeit und Freundlichkeit und wenige Minuten später stehen wir mit dem Inhalt des Wagens in unseren  Zimmern.

 

 
 

Jetzt wird erstmal gepackt und geräumt, da wir aber immer weniger von Deutschland in die USA mitnehmen und umgekehrt, hält sich das Packen doch ziemlich im überschaubaren Rahmen und so sind wir nach einer guten Stunde bereits fertig.

Aufgrund des guten Zeitmanagements sind wir kurz darauf schon bei BASS, dem wohl weltweit größten Outdoor-Laden. Anita sucht nach einer Faltschüssel zum Spülen für den nächsten Campingtrip, wird aber nicht fündig.

 

 
 

Ich betrachte mal wieder, was der Markt an neuen und innovativen Taschenlampen oder Rucksäcken zu bieten hat, finde aber zum Glück auch nichts, was mein Herz begehrt.

So geht es zurück Richtung Alexis, natürlich nicht ohne einen kurzen Umweg über den Strip.

 

 
Dienstag, 15.09.2009 Las Vegas
 

Der erste Weg führt uns mal wieder zum Storage, um noch einige Sachen zu verstauen und per Fotos Bestand aufzunehmen. (Hinweis: Das Problem einer „doppelten Haushalstführung“ ist, dass man bei der Planung des nächsten Urlaubs gelegentlich unsicher ist, welche Sachen man im Storage deponiert hat und welche nicht. Gerade mit zunehmendem Alter beginnt dann das Rätselraten. Und dann ist es gut, wenn man auf einer Liste oder auf Bildern Inventur machen kann bzw. nachsehen kann)

Nach dem Räumen kommt das Bezahlen: Die Miete für den Storage wird fällig, den wir im Büro bezahlen gehen. Anitas Hinweis, dass wir gerne den Storage wieder für ein Jahr im Voraus bezahlen möchten ergänze ich mit dem Hinweis, dass von Wollen nicht die Rede sein kann, sondern dass wir müssen.

Die Chefin ist über unseren Humor sichtlich erfreut und erklärt noch, dass sie unsere Namen kaum kennt, weil wir immer im Voraus zahlen und sie an uns gar keine Zahlungserinnerungen schicken muss.

Der nächste Stopp ist das Eingangsschild von Las Vegas, das bereits jetzt fast schon überfüllt ist. 

 

 
 

Es geht weiter zum Shopping: Im Las Vegas Outletcenter schaut Anita bei Levis nach Jeans, wird aber auch nicht fündig, so entscheiden wir uns um und verlassen das Center recht schnell.

Nach einem erneuten Cruisen über den Strip geht es zum Denny und anschließend im Hotel im Pool. 

 

 
 

Von einer älteren Dame mal abgesehen sind wir völlig allein am Pool 2. Die Anlage hat insgesamt drei Pools, allesamt nett und überschaubar. Unsrer Pool bietet sich zwar nicht zum Hineinspringen an, weil er nur eine Tiefe von 8Feet an der tiefsten Stelle hat, aber fürs Plantschen, Ball werden und Frau untertauchen, obwohl sie das nicht will, reicht es allemal.

Danach geht es zum Starbucks Coffee in der Fashion Show Mall, wo wir endlich mal nicht am letzten Tag unseres Urlaubs einen Frappe trinken möchten.

 
 

Anita nimmt stattdessen eine italienische Eiskugel vom Eiscafe das dem Starbucks genau gegenüber liegt.

Der Preis ist mit $4,95 pro Kugel (!) gigantisch, die Kugel selbst gibt sich hingegen bescheiden bezüglich ihrer Größe. Auf meine Frage, ob sie denn dann  wenigstens geschmeckt hat, erwidert Anita: „Brauche ich nicht nochmal!“, was für sich spricht.

Der Platz ist allerdings hervorragend geeignet, um Menschen zu beobachten. Mehr als nervig sind jedoch die Werbeclips, die auf den großen elektronischen Wänden über dem Starbucks lautstark laufen. Es sind immer nur sehr kurze Spots, doch leider nur drei verschiedene, und die laufen in der Endlosschleife.

Übrigens sind diese vier elektronischen Wände grundsätzlich so konstruiert, dass sie auf Schienen hin- und herfahren können. 2003 haben wir gesehen, wie sie installiert wurden, Ende 2003 haben wir sie in Betrieb gesehen, allerdings mit mehreren  Ausfällen.

Seit 2004 hat man es wohl aufgegeben und so leuchten  die Wände zwar rege, doch sie bewegen sich nicht mehr. Vermutlich war die ganze Mimik doch zu anfällig.

Weiter geht es zum GAP in der Fashion Show Mall für ein Souvenir, doch das gewünschte Teil gibt es nicht so, wie derjenige es gerne hätte.

Übrigens können wir bestätigen, dass beim Bau der Fashion Show Mall neben den nicht funktionierenden Leinwänden ein weiterer Fehler unterlaufen ist: Die Restrooms!

Obwohl es sich um ein mehrstöckiges und riesiges Anlage handelt, sind sie Restrooms ziemlich versteckt und unterdimensioniert.

Wir können das aus eigener Erfahrung definitiv sagen...

 

Gegen Abend geht es zur Fremont Street, wo ich mit der neuen Kamera das Lichtspektakel aufnehmen möchte.

 
 

Nachdem die Fremont Street in den 90er Jahren dem Run auf den Strip erlag und fast auszusterben drohte, entwickelte man ein neues Konzept: Die Fremont Street wurde komplett für den Autoverkehr gesperrt und mit einer aus 2,5 Millionen LED bestehenden Decke überspannt. Damals die größte Lichtbildwand weltweit und eine für damalige Zeiten unvorstellbare Rechnerleistung.

Ab 8PM laufen „every hour on the hour“ mehrminütige Clips. Parallel hierzu wird jegliche andere Lichtreklame von „4 Queens“ usw. abgeschaltet.

 
 

Ob sich das Konzept rentiert hat, weiß ich nicht zu beurteilen. Sicherlich sind ab 8Uhr viele Touristen hier, die sich das Spektakel nicht entgehen lassen, aber ob es den ersehnten „Cash Flow“ für die auf der Fremont Street ansässigen Geschäfte und Casinos bringt ist fraglich.

Es gibt auf jeden Fall genügend Animier-Damen, die aufreizend vor den verschiedenen Casinos und Nightclubs stehen, um auf die Dienste aufmerksam machen. Anita weist darauf hin, dass diese Zeilen sehr missverständlich sind. Ich meine wirklich die Dienste der Casinos.

Auf jeden Fall ist Leben in die Fremont Street zurückgekehrt: Man kann sich von Straßenhändlern in Stein oder auf Papier portraitieren lassen, sich dazu hinreißen lassen, irgendwelchen originellen aber völlig überflüssigen Schnickschnack zu kaufen oder der Live-Musik zuhören.

Und man kann fotografieren, so viel man will. Denn die Anzahl der Fotoapparate übersteigt mit Sicherheit die Anzahl der Menschen, die hier auf- und abgehen.

Verlässt man das Zentrum des Lebens und kehrt in eine Seitenstraße ein, dann ist es bei uns auch schnell vorbei mit dem Gefühl einer gewissen Sicherheit, allenfalls mit der latenten Gefahr des Taschendiebstahls.

Die Seitenstraßen sind dunkel und wir wissen oft nicht genau einzuschätzen, in wieweit wir uns einer gewissen Gefahr aussetzen. Zumindest aber ist es einfach ein unsicheres Gefühl als auf dem Strip oder aber auch mutterseelenallein 100m Meilen von der Zivilisation entfernt im amerikanischen Backcountry.

Aber vielleicht ist das ja auch alles nur Einbildung.

Es geht zurück über den Strip um unsere angefangene Shopping-Tour fortzuführen.

Der Schein trügt, dass es sich bei der Gestaltung unserer Las Vegas-Tage um das Tagebuch von Kampf-Shoppern handelt: Es handelt sich wirklich nur Kleinigkeiten, die es bei uns  gar nicht gibt oder aber um Verbrauchsartikel, die bei uns deutlich teurer sind. Und so wird Anita bei ihren Jeans doch noch fündig.

Zurück im Hotel relaxen wir noch im Jacuzzi, bevor es dann ins Bett geht.

 

 
Mittwoch, 16.09.2009  Las Vegas – Valley of Fire – Las Vegas
 

Obwohl die Abende in den letzten Tagen deutlich länger werden, ändert sich kaum etwas am Aufstehen am Morgen.

Um 6UIhr geht der Wecker und es folgt die  Morgenhygiene, die aber in keinem Verhältnis steht zu den rudimentären Handlungen in der Wildnis.

Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass wir uns nach zwei oder drei Tagen in der Wildnis bereits an die eingeschränkten Möglichkeiten der Hygiene gewöhnen. So lange man über Wasser verfügt, mit dem man sich mehr oder weniger waschen kann, reicht das.

Aber nach einer gewissen Zeit ist es für sich und auch die Menschen in der näheren Umgebung sicherlich besser, wenn man komfortablere Waschmöglichkeiten nutzt.

Und wenn man dann in einem guten Motel den Luxus eines ordentlichen Bades hat, dann kann man sich umgekehrt kaum vorstellen, dass man mit den spartanischen  Gegebenheiten der letzte Woche zurecht gekommen ist.

Doch das nur so nebenbei.

Jetzt geht es  los in die Natur, nämlich ins Valley Of Fire. Nur in Las Vegas im Pool zu „chillen“ oder zu shoppen ist nicht unsere Welt und so lüstet es uns einfach wieder nach Sonne, Sand und Trails.

Der Weg ins Valley Of Fire wird uns jedoch nicht leicht gemacht. Auf der I-15 gibt es einen langen Stau aufgrund eines Unfalls. Als wir die Unfallstelle passieren, sehen wir, dass Folien einen auf der Straße liegenden Leichnam bedecken.

Wir hoffen inständig, dass es kein Mensch ist und versuchen die Situation schnell zu verdrängen.

 

 
 

Wir brauchen weit über zwei Stunden um dort anzukommen. Normalerweise ist man in einer Stunde dort.

Das erste Ziel ist das Visitor Center, das seit letztem Jahr umgebaut worden ist: Das Eingangsportal ist vergrößert und bietet nun mit Getränkeautomaten die Möglichkeit, mit einem schönen Panoramablick zu pausieren.

 
 

Auch im hinteren Teil wurde ein weiteres Gebäude sowie Restrooms angebaut.

Unsere nächste Station ist der Trailhead zum Elephant Rock, wo wir ein  1,5Meilen langes Teilstück des Arrowhead – Trails gehen. An seinem Ende ist eine kleine Brücke, auf der einst Kaptain Kirk im Startrek verstarb. Wir haben diese Brücke letztes Jahr kennen gelernt und möchten nochmals Fotos machen.

 
 

Am Elephant-Rock machen wir noch ein paar Fotos für die spätere Diashow, bevor es dann weiter geht nach Las Vegas.

Wir suchen noch einmal den GAP-Laden auf, doch wiederum vergeblich. Wir finden einfach nicht die Artikel, um die wir gebeten worden sind.

Und weil wir schon  mal hier sind, landen wir auch wieder beim Starbucks. Ich nehme wieder einen Frappe, die Clips nerven immer noch, wie gestern, nur Anita verzichtet auf ihr Eis und nimmt lieber einen Iced Tea.

 
 

Später vergnügen wir uns noch im Pool im Motel. Dabei fällt uns ein Pärchen auf, bei dem wir uns fragen, wie die zueinander gefunden haben:

Er ist komplett am Körper tätowiert, wie ich es noch nie live bei jemandem gesehen habe. Neben vielerlei Bildern ziert großflächig der Spruch „Only God can judge me“ seinen Rücken. Sie hingegen ist überhaupt nicht tätowiert, glauben wir. Bis ihr dann beim Rausklettern aus dem Pool das Höschen runterrutscht und eine Tätowierung freilegt. Also doch, der Anfang ist auch bei ihr schon angelegt....

 
 
Nach dem Pool geht es wieder über den Strip, zu einem Besuch beim Mc. und dann zum berühmten Eingangsschild von Las Vegas, dessen Blinken ich gerne filmen möchte.
 
 

Seit es einen Parkplatz unmittelbar neben dem Schild gibt, ist man hier nicht mehr ungestört und man muss sich fast schon ein Wartemärkchen ziehen. früher war das Schild nur zu erreichen, in dem man etwas davon entfernt geparkt die belebte Straße überquert hat.

In letzter Zeit wurde auch unerlaubt am Schild gehalten, was von der Polizei in der Regel geduldet wurde.

Doch jetzt gibt es ca. 10 Parknischen sowie eine längere Parkbucht für Shuttles und jetzt meine ich fast, dass der Andrang größer als in manch einem Casino ist. Na gut, etwas übertrieben ist es schon.

Zwei Filmteams sind auch vor Ort und filmen das Schild. Wenn wir die Sache richtig einschätzen, dann haben die beiden Teams gar nichts m miteinander zu tun und sind nur zufällig hier vor Ort.

Wir warten, bis wir an der Reihe sind, und drehen „unseren“ Film.

Noch ein  kurzer Halt bei Walmart (uns ist noch spontan eingefallen, was wir noch gebrauchen könnten) und dann geht es zurück ins Hotel. damit endet unser letzter Tag in Vegas.

 

 
 
Donnerstag, 17.9.09: Rückflug Las Vegas - Frankfurt
 

Wir lassen es einmal richtig krachen und stehen erst um halb acht auf. Um 9.00Uhr geht es zum Storage, um alle restlichen Utensilien reinzustellen, dann wieder zurück zum Hotel, um unser Gepäck aufzunehmen.

Anita hat heute Geburtstag und wünschte sich, noch einmal zu frühstücken. Ich bin auf der „Choice Line“ und darf mir aussuchen, wo.

Ich entscheide mich für das Peppermill am Strip, das dem ehemaligen „Stardust“-Hotel gegenüber liegt. Wir kennen es aus dem Film „Showgirls“, den wir zufällig vor einiger Zeit gesehen haben.

 
 

Auf dem Parkplatz wird der Hauptdarstellerin der Koffer geklaut. Wir hoffen, dass uns das nicht auch passiert und parken den Wagen genau vor dem Laden.

Auch innen haben einige Szenen gespielt. Wir betreten Peppermill und sind erst mal erschlagen, wie viel los ist. Zum Glück bekommen wir einen Tisch, unmittelbar am Fenster und vielleicht sogar derselbe Tisch wie im Film.

Aber das ist nicht gewiss, das müssen wir wohl noch überprüfen, wenn wir uns den Film nochmals ansehen.

Das Interieur ist recht ansprechend: Blaues Neonlicht, sehr viel Chrom, und ein freundliches und ansprechendes Personal.

 

 
 

Anita bestellt sich ein Omelette und ich eine Western Fruit Plate.

Wir warten leider recht lange auf unsere Bestellung. Nach einer halben Stunde kommt sie endlich und ich möchte an dieser Stelle gleich alle Interessierten vorwarnen:

Die Portionen sind nicht groß, sie sind riesig: Insbesondere meine Fruit Plate ist so groß, dass es schon nicht mehr vertretbar ist: Neben Erdbeeren, Birnen, Wassermelonen, Honigmelone und Kiwi gibt es auch noch ein Banana-Nut Bread mit Marshmelos-Creme.

 
 

Unter dem Brot hatte ich mir  allenfalls zwei Scheiben vorgestellt, nicht jedoch ein ganzes und noch dazu frisch gebackenes Brot!

Wer also hier mal essen gehen sollte, dem sei geraten, sich zu zweit eine Portion zu teilen.

In meinem Falle habe ich mehr als die Hälfte unangetastet zurück geben müssen.

Wir verlassen das Set in Richtung Autovermieter, wo wir den Sebring abgeben.

 
 

Fazit dieses Wagens: Es hat uns zuverlässig drei Wochen lang begleitet. Aber der Zustand ist katastrophal:

Sitze waren verschmutzt, auf der hinteren Bank waren Brandlöcher.

Außen hatte der Wagen Dellen und Kratzer. Was den äußeren Zustand des Wagens angeht hatten wir das ja auch bei der Übernahme bereits gesehen.

Doch den Innenraum konnten wir erst bei Tageslicht beurteilen und da war es schon zu spät.

Das soll uns eine Lehre sein.

 

 
 

Jetzt geht es mit dem Shuttle zum Flughafen. Natürlich sind wir wieder viel zu früh da, lange, bevor der Schalter öffnet. Aber schließlich öffnet er und wir werden bedient.

Kleines Anekdötchen nebenher: Vor uns in der Schlange steht eine achtköpfige Familie. Der älteste Sohn, ca. 18 Jahre alt, fällt mir wegen seiner Klugsch.... auf. Als die Wartenden darauf hingewiesen werden, am Schalter Ticket und Ausweis bereit zu halten, amüsiert er sich und fragt seinen Vater, ob es denn wirklich Deppen gibt, denen erst am Schalter klar wird, dass man ein Ticket und ein  Ausweis benötigt.

Endlich ist er an der Reihe, da fällt der Familie und ihm plötzlich ein, dass ihr ganzes Gepäck noch eine Reihe weiter hinten steht....

Wir amüsieren uns s köstlich!!!

So, das war es dann auch schon.

Wir checken ein, ich tippe die letzten Zeilen und beide drücken wir wieder beim Start die Nasen am Kabinenfenster platt. Wir sehen mal wieder auf das, was unter und somit auch hinter uns liegt:

 

 

Es war ein phantastischer, rundherum geglückter, ebenso schöner wie anstrengender, intteressanter Tripp.

Wir haben nette Leute kennen gelernt, Amerikaner wie auch Deutsche,
wir haben selten so viel mit anderen amerikanisch und deutsch geredet wie auf diesem Tripp...

Und dann haben wir auch noch Stephi und Gunter kennen gelernt und seither hat sich etwas verändert:

Eben in der Condor-Schlange vor dem Abflug haben wir mehrmals längeren Blickkontakt mit anderen Wartenden gehabt. Vielleicht kennen die uns ja auch????

Doch jetzt steht erst mal eine lange Pause an, bevor es im kommenden Jahr wieder zum Storage, zum Alexis, in den Grand Canyon oder auch zum besten Frühstück der Welt geht.

Inzwischen haben wir genügend Zeit, die beiden letzten Touren erst mal zu verarbeiten, als  Fotobuch, als Dia-Show und als Reisbericht und uns mit unseren USA-Freunden zu treffen und über unsere gemeinsame zweite Heimat zu plaudern.

Also dann, es gibt genügend zu tun, bis zum nächsten Mal. 

 

 
Zum Schluss wieder etwas Statistik:
 
gefahrene Meilen: 2270      /  = 3653 km
getankte Galonen: 70,511 / = 266 Liter
gelaufene Meilen: 49      /   = 79 km

Nächte: 6 x Hotel     /  15 x Zelt