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(fast) live

Letztes Update:
18.Oktober 2010; 15:00Uhr, MEZ, aus dem Zug....

Wir sind einen neuen Weg gegangen und haben auf dieser Tour erstmalig versucht, unseren Bericht (fast) tagesaktuell ins Netz zustellen, was auch gelungen ist.  Wir schrieben unter widrigsten Bedingungen: Im Auto – im Zelt – im Scheine des Lagerfeuers. Tipp- und Rechtschreibfehler waren somit vorprogrammiert. 
Solltet ihr einen entdecken: Ihr dürft ihn einfach behalten !

Warum wir die Tour  „The Real Angel Tour“ nennen? Weil unsere vergangenen Tour „The Angel Tour“ heißen sollte. Da unsere Trekking-Tour im Frühjahr dem Wetter zum Opfer fiel und diese Tour kurzentschlossen zur „The No-Angel-Tour“ mutierte, war der neue Name quasi schon Pflicht !!!

Und weshalb „The Real Angel Tour“ nun plötzlich die „Third Dozen Tour“ heißt ? => Das erfährst du, wenn du unsere erste Trekking Tour zum West Rim Trail liest

Tag 0



Obwohl noch kein Meter geflogen befinden wir uns schon Mitten in Amerika: Wir sind noch für ein paar Stunden auf der Photokina und sehen hier die amerikanischen Flaggen, treffen auf Gino*, einem europäischen Seeadler, der einem Golden Eagle zum Verwechseln ähnelt (zumindest für mich) und hören an vielen Ständen Englisch. Somit stimmen wir uns quasi schon einmal auf den Urlaub in Amerika ein und auch unsere Kamera wird hier bereits eingestimmt auf das, was sie in den nächsten drei Wochen erwartet. Fotos machen !



* Der Vogel-Park Hellenthal ist zu Gast auf der Photokina und bietet sich als herrliches Motiv an.

Doch irgendwann sind unsere Füße platt, als hätten wir schon eine Trekking-Tour hinter uns, und wir begeben uns einige Stunden früher als geplant zum Hauptbahnhof, wo wir unser Gepäck schon am Vorabend in der Schließanlage deponiert haben.

Eigentlich haben wir erst für einen Abendzug eine Sitzplatzreservierung, doch weil wir so die Nase voll haben von den Menschenschlangen werden wir jetzt auf gut Glück einen früheren Zug nehmen. In der Hoffnung, nicht die ganze Zeit stehen zu müssen.
Beim dortigen Starbucks verabschieden wir uns noch von unserem Freund Michael und los geht es nach Frankfurt.

Eine Sitzplatzreservierung für diesen Zug wäre rausgeworfenes Geld gewesen: Der Zug ist gerade mal halb besetzt. Nach nur 45 Minuten erreichen wir den Frankfurter Flughafen und weitere 10 Minuten später checken wir im Sheraton im Flughafen ein.

Die Rezeption meint es gut mit uns und weist uns ein Zimmer im siebten Stock zu mit dem Zwinkern in den Augen, dass wir von dort aus gleich sehen können, ob unsere Maschine pünktlich ist. Nach  einem kurzen Besuch auf dem Zimmer reihen wir uns gegen 17:45Uhr in der Schlange der Vorabend-Check-Inner ein und stellen schmerzlich fest, dass die Schlange etwas länger ist als im April: Rund 15 Reisegäste stehen vor uns und nur ein Schalter ist geöffnet. Nach ca. 30 Minuten sind wir dran und die Abfertigung am Schalter selbst geht sehr zügig. Vermutlich weniger als vier oder fünf Minuten stehen wir am Schalter und schon sind wir fertig. Vielleicht kommt es uns auch nur so kurzweilig vor, denn  die Bedienstete am Counter ist außerordentlich freundlich.
Die Schlange der Wartenden hat sich mittlerweile verlängert, so dass man das Ende nicht mehr erblicken kann. Klingt zwar übertrieben; aber tatsächlich macht sie nach einigen Metern einen Knick und reicht bis in den Verbindungsgang der beiden Hallen. (Frankfurt-Condor-Erfahrene wissen, was ich meine)

Wir vervollständigen unsere USA-Vorbereitung und nehmen beim Mc.Donald`s im anderen Terminal noch einen kleinen Snack ein. Zwar gibt es auch unter dem Sheraton noch einen Mc.Donald`s, aber der im Terminal 2 bietet einen schönen Ausblick auf die in den Abendhimmel startenden und landenden Maschinen.
Zurück im Hotel pflegen wir uns ausgiebig, denn nunmehr kommen drei Wochen auf uns zu, in denen die Hygiene manchmal zwangsläufig etwas hinten anstehen muss.

Also denn, bis demnächst….

Tag 1

Die Nacht ist gut verlaufen außer der Tatsache, dass ich um 3:30Uhr einmal aufgewacht bin, im Halbschlaf die Zeiger meiner Uhr falsch deutete und wie von der Tarantel gestochen in die Höhe sprang, weil ich glaubte, verschlafen zu haben. Davon einmal abgesehen verlief alles prima.

Um 6.30Uhr gehen wir zum Frühstück runter, das uns auch diesmal wieder begeistert. Um 7.30Uhr checken wir aus und kurz danach reihen wir uns wieder in eine Schlange ein. Diesmal vor der Passkontrolle.
Die nächste Warteschlange erwartet uns dann bei der Durchleuchtung, allerdings haben wir die nach fünf Minuten anstandslos überstanden. Neu für uns ist, dass es hinter dieser Durchleuchtung noch eine weitere Passkontrolle gibt. Allerdings werden Passagiere mit deutschen Pässen, so weit wir das erkennen, mehr oder weniger unkontrolliert durchgewunken.



Mit ca. 20 Minuten Verspätung starten wir. Der Flug verläuft glücklicherweise völlig unkompliziert und ohne Zwischenfälle. Vielleicht mal abgesehen von Anita und mir, denn wir amüsieren uns köstlich über ein Buch, das ich allen Flugreisenden wärmstens empfehlen möchte: „Landebahn verfehlt!“ Es beinhaltet von der ersten bis zur letzten Seite ungewöhnliche Erlebnisse auf Flugreisen. Mitunter scheinen die Geschichten so unglaublich, dass man sich ernsthaft fragen muss, ob man überhaupt noch einmal ein Flugzeug betreten möchte. Doch die meisten Geschichten sind lustig und mitunter lachen wir zwei so lauthals, dass sogar die Sitznachbarn zu uns rüber schauen.
Trotz der anfänglichen Verspätung kommen wir sogar eine halbe Stunde früher an und sogleich geht mir eine Geschichte aus dem Buch durch den Kopf:

Eine Durchsage eines Piloten, nachdem ebenfalls verspätet abgeflogen und auch verfrüht angekommen wurde: „Liebe Fluggäste, wenn Ihre Liebsten, die Sie gleich am Flughafen abholen, von meteoritenhaften Erscheinungen sprechen, dann waren wir das eben, als wir wieder in die Erdatmosphäre eingetaucht sind….“

 Zwischen Landung und Verlassen des Autovermieters vergeht gerade mal eine Stunde. Alles läuft wie geschmiert: Bei der Immigration stehen wir ziemlich weit vorne in der Schlange, unser Gepäck kommt „just in time“, der Shuttle zum Autovermieter erreicht Sekunden nach uns die Haltestelle und am Dollar-Express-Schalter sind auch all unsere Daten vorhanden. Nur kein passendes Auto. Die SUV-Fullsize-Line ist leer. Die Dollar-Mitarbeiterin bestellt via Funkgerät einen Wagen, wobei ich noch kurz ergänze, dass wir aber unbedingt einen mit Allrad haben müssen. Nach zwei höchstens drei Minuten Warten wird ein Jeep Grand Cherokee Laredo vorgefahren: ein Wagen, den wir schon mehrmals hatten und stets zufrieden waren.

Noch während der Fahrt kommen mehrere SMS an von Anja + Micha sowie Stephi + Gunter. Allesamt genauso vom USA-Virus Infizierte wie wir und die wir über unsere Website kennen gelernt haben.

An dieser Stelle euch Vieren schon einmal herzlichen Dank !!!


Unser erster Weg führt uns zum Mc.Donald`s um Cola zu holen. Denn die 38Grad lassen uns austrocknen. Weiter geht es zu unserem Storage, wo wir schon mal alles einladen, was wir vermutlich in den nächsten drei Wochen benötigen. Doch vor dem Beladen kommt erst mal das Bezahlen, denn die Miete wird fällig. Und so wandert eine entsprechende Summe für die nächsten zwölf Monate über die Theke.




Gut eine Stunde später checken wir in unserem Stamm-Hotel, dem Best Western Mc.Carran-Inn  ein. Wir schleppen den Inhalt des Autos in unser Zimmer. Diesmal haben wir Glück: Unser Zimmer ist auf dem First Floor, unmittelbar am Eingang und das Auto parkt direkt davor.
Obwohl uns die Müdigkeit allmählich überkommt, packen wir alles ein, aus und um. Gegen 17:00Uhr geht es nochmals mit einem kurzen Umweg über den Mc.Donald`s (diesmal auch zum Essen) zum Storage, um all jene Sachen zu verstauen, die wir nun nicht mehr benötigen.

Ein kurzer Einkauf bei Walmart versorgt uns mit dem Wichtigsten: Getränke, Creme und Batterien.

Und nun endlich geht es zurück zum Hotel. Beide sitzen wir auf dem Bett, tippen noch etwas in die Tastaturen unserer Netbooks und gleich machen wir uns auf den ersehnten Weg zu Morpheus: Wir hören ihn schon seit ein paar Stunden rufen und jetzt geben wir nach. Also dann, bis morgen….

Tag 2

Was für ein Tag; oder besser: Was für ein Nacht. Nachdem uns gestern Abend die Müdigkeit übermannt hat und wir bereits vor 20Uhr tief und fest geschlafen haben, werden wir beide irgendwann einmal wach. Wir sind putzmunter und stellen mit Schrecken fest, dass es noch nicht einmal 2.00Uhr sind. Wir wälzen uns hin und her und erklären die Nacht für beendet.

Um 4.00Uhr checken wir aus und verlassen damit erstmalig das Mc.Carran Inn ohne das berühmt-berüchtigte „beste Frühstück der Welt“. Wir cruisen ein wenig im Dunkeln über den funkelnden Strip bevor wir über die I-15 in Richtung Zion fahren. Unser erster Rast ist St.George, wo es diesmal nicht in den Walmart geht sondern zum Dennys zum Frühstück. Anita entscheidet sich für einen „Grand Slam“, ein Frühstück, bei dem man aus vielen Möglichkeiten vier Zutaten wählen kann. Ich hingegen nehme etwas Neues bei Dennys: Mozzarella-Sticks zwischen zwei Toastbrotscheiben.

Kurz darauf befinden wir uns tatsächlich wieder beim Walmart, allerdings in Hurricane. Neben Grillgut und Getränken decken wir uns mit Lebensmitteln für unsere morgige Trekking-Tour ein.


Noch vor 11 Uhr erreichen wir den Zion. Am Eingang erwerben wir einen neuen Inter Agency Annual Pass, also eine Dauerkarte, um ein weiteres Jahr lang die Nationalparks betreten zu dürfen.

Unser erstes Ziel ist der Backcountry-Schalter im Visitor Center und nun fällt Anita auf, dass ihr die Mitarbeiterin auf die 100$ gar kein Wechselgeld gegeben hat. Anita geht zurück zum Eingang und ich erstürme den Gift Shop des Visitor Centers. Während Anita also Geld reinholt gebe ich es aus und überrasche sie mit einem neuen Tagebuch für die nächste Tour.

Am Backcountry Schalter holen wir die reservierte Permit für unseren morgigen West-Rim-Trail ab. Der Ranger erklärt uns kurz die üblichen Regeln (Pack it out – pack it in...., was meint, dass alles, was wir hinein tragen auch wieder herausbringen müssen – wirklich alles !), die wir schon kennen und weist uns darauf hin, dass wir ein Wetter-Update machen sollen: Die Wetterbedingungen sind prima: Für die nächsten Tage ist Sonnenschein pur angesagt, lediglich die Temperaturen (93 Grad Fahrenheit) machen uns im Moment in wenig zu schaffen. Und was uns auch erfreut: Die Wasserquelle in der Nähe unseres morgigen Nachtlagers läuft.

Auf dem Watchman-Campground schlagen wir auf der vorreservierten Site unser Zelt auf und stellen mit Schrecken fest, das es kleinste Löcher aufweist. Den Grund hierfür können wir nicht eruieren:

Ist es das Resultat der Raupenplage vom Frühjahr?

Mechanische Zerstörung beim letzten Verpacken ?

Sind es Glutlöcher vom letzten Lagerfeuer ?

Wird das Material mürbe?

Es sind ca. 15 kleine Löcher, allesamt kreisrund, als wären sie ausgestanzt, und alle in einer Region, zum Glück überwiegend in der Seitenwand und nicht „over head“. Trotzdem muss der Schaden behoben werden und trotz bester Ausstattung reicht unser Reperatur-Tape nicht aus, um alle Löcher zu überkleben.

Bevor wir uns auf den Weg nach Springdale begeben um Tape zu kaufen, packen wir unsere Trekking-Rucksäcke.


Um möglichst wenig auf das Wasser der dortigen Quelle angewiesen zu sein, das vor dem Verzehr auch noch gereinigt werden muss, beabsichtigen wir, möglichst viel Wasser mitzuschleppen. Das sind pro Person ca. 5-6 Liter, das wiederum bedeutet: 5 – 6kg an Gewicht. Also versuchen wir diesmal am Equipment zu sparen. Allerdings fällt es schwer, an dieser Stelle sinnvoll an Gewicht zu sparen, denn alles ist durchdacht und soll uns im Notfall eine Hilfe sein. Die Lebensmittel reduzieren wir auf das Nötigste und wir verzichten sogar auf Ersatzkleidung. Schließlich ist es nur eine Zwei-Tageswanderung und das Wetter scheint gut zu werden.

Doch beim Auflegen der Backpacks bilde ich mir ein, niemals zuvor einen so schweren Rucksack getragen zu haben. Objektiv betrachtet erscheint mir das nicht nachvollziehbar, subjektiv hingegen ist diese Feststellung unumstößlich.

Es geht raus aus dem Zion nach Springdale um dort beim ehemaligen Happy Camper und heutigem Sol-Food nach einem Tape zu suchen. Statt auf den „20 Minutes parking only“-Parkplatz zu parken, steuern wir den 50 Meter weiter entfernten „unlimited“ an. Doch schon beim Reinfahren kommt ein Parkwächter auf uns zu. Dieser Parkplatz ist nunmehr kostenpflichtig und mit 10$ Tag uns zu teuer. Also steuern wir doch wieder den urprünglichen an. Bei Sol Food werden wir allerdings nicht fündig; „Repair Tape“ scheint „Sold out“ zu sein. Nach einem Erfrischungsgetränk im danebenliegenden Cafe und etwas Surfen durch die Galaxie des World Wide Web geht es weiter.

Wenn uns jemand beobachtet, muss er sicherlich an seinem oder unserem Verstand zweifeln. Da sitzen zwei Deutsche Urlauber in einem der schönsten Teile der USA und spielen mit ihren beiden Netbooks. Tatsächlich haben wir mittlerweile aufgerüstet und können nun parallel zueinander „klimpern“.

Wir fahren weiter nach Springdale rein um beim zweiten Sol-Food, der deutlich größer ist, unser Glück zu suchen. Aber hier ist die Camping-Abteilung so rudimentär, dass wir so gut wie gar nichts an “Outdoor“ finden, geschweige denn ein Reperatur-Tape.

Also machen wir uns auf den Weg zum „Zion Adventure Outfitter“ in Springdale. Während Anita sich bei der Bedienung danach erkundigt, ob unsere morgige Shuttle-Reservierung steht, erstehe ich das Repair-Tape, übrigens das letzte.

Vielleicht ein sicheres Zeichen dafür, dass es in der letzten Zeit eine Vielzahl von Zelten mit vielen kleinen kreisrunden Löchern gab.

Zurück im Base-Camp machen wir uns daran, jene Löcher ordnungsgemäß zu stopfen. Das Tape klebt so gut und ist so klar, dass man anschließend genau hinsehen muss, um die Flickstellen zu erkennen. Wir blödeln etwas rum, dass dies ja nun eine gute Gelegenheit ist, mal wieder ein neues Zelt anzuschaffen aber ernsthaft denkt keiner von uns beiden daran: Es war uns in den letzten fünf Jahren ein so stabiler und verlässlicher Wegbegleiter, dass wir ihn auf keinen Fall austauschen wollen.

Nach getaner Arbeit beabsichtigen wir ein wenig zu relaxen. Irgendwie steckt man in unserem Alter den Jetlag und die letzte Nacht nicht einfach so weg. Aber die Luft im Zelt hat annähernd Saunatemperaturen und schweißgebadet flüchten wir nach einer viertel Stunde ins Auto um uns mal die Großbaustelle anzusehen:

Seit Monaten beobachten wir via Internet, dass die Hauptverkehrsader des Zion N.P. renoviert wird und dadurch der über eine Meile lange Tunnel temporär gesperrt ist. In den ersten Wochen wurde er am Tag gesperrt und war in der Nacht offen, in der letzten Zeit genau umgekehrt. Wir haben unsere Tourplanung mehrmals verändern müssen, um diesen Sperren auszuweichen.

Wir fahren also durch den Zion und erkennen zunächst keinerlei Beeinträchtigungen, die von den Baustellen ausgehen. Doch dann beginnt die Straße nur noch einspurig zu werden. Die letzte Meile etwa vor dem Tunnel ist nur noch einspurig befahrbar und wird so zeitweise für den jeweiligen Gegenverkehr gesperrt. Doch wir haben Glück: Wir fahren an das Ende einer langsam fahrenden Schlange (schon wieder eine Schlange!) und sind das letzte Fahrzeug, das noch durchgewunken wird. Unser Weg führt uns bis zur Mount Carmel Junction (was für ein Zufall!), wo wir im „Golden Hill – Restaurant“ traditionsgemäß essen. Als Beilage gibt es ein Essen, das hier allenfalls nicht erwähnt werden muss, schließlich geht es ja hauptsächlich nur um unsere „Scones“.


Während des Essens sprechen wir noch über die morgige Trekking-Tour: Wann wir aufstehen werden, was noch zu tun ist usw.

Voller Ideen im Kopf geht es zurück durch den Zion N.P. Und hier erwischt es uns nun: Der Tunnel ist gesperrt und wir müssen gut eine halbe Stunde warten. Nachdem uns eine lange Schlange an Autos aus dem Tunnel entgegenkommt, schöpfen wir Hoffnung.


Doch weit gefehlt: Drei riesige LKW kommen uns entgegen, fahren an unserer Schlange vorbei, drehen hinter uns an einer etwas weniger engen Stelle und überholen uns, um wieder in den Tunnel reinzufahren. Es handelt sich um Baustellenfahrzeuge, die auf der anderen Seite des Tunnels verwendet werden, aber dort nicht wenden können. Sie müssen also tatsächlich jesdesmal durch den Tunnel, um drehen zu können.

Doch für uns bedeutet das, endlich wieder weiter fahren zu können. Mittlerweile ist es dunkel als wir auf unserer Campsite ankommen. Ich tippe noch ein wenig in die Tasten bevor es dann ins Zelt geht. Denn schließlich steht uns ein anstrengender Tag bevor.


Tag 3 – The West Rim Trail – Das Desaster !

Folgende Tour ist geplant: Von Springdale aus lassen wir uns mit dem Shuttle zum West Rim Trailhead bringen. Von hier aus erwartet uns eine ca. 9 Meilen lange Tour bis zur Campsite Nr. 2, die wir im Vorfeld online reserviert haben. Der mittlere Teil der Strecke am ersten Tag splittet sich in den West Rim Trail und in den Trail durch den Telephone Canyon. Mit dem Trail durch den Telephone Canyon spart man sich sogar noch ca. 1,5Meilen. Der landschaftlich schönere Weg ist laut Internet der längere West Rim Trail, für den wir uns entschieden haben. Außerdem ist der kürze Weg sowieso momentan wegen Ausbesserungarbeiten geschlossen.
Am nächsten Tag starten wir von hier aus bis zum Scouts Lookout. Von hier aus könnte man mit leichtem Gepäck noch Angels Landing erklimmen. Dieser Trail ist jedoch derzeit wegen Ausbesserungsarbeiten ebenfalls geschlossen. Von Scouts Lookout geht es dann nach unten zum Haltepunkt Grotto. Der Zion-Shuttle wird uns dann wieder zum Visitor Center bzw. unserer Campsite bringen.

Die nachfolgenden Kilometerangaben sind mit dem GPS-Gerät vom Trailhead aus gemessen.

Noch bevor die Wecker um 5 Uhr klingeln sollen, sind wir schon wach. Unser erster Gang führt uns wegen der Morgentoilette zu der neu errichteten Anlage, die im Frühjahr in unmittelbarer Nachbarschaft zu unserer Campsite unter lautem Getöse erreichtet wurde. Nebenher: Die Toilettenanlage ist sauber, alles topp: Aber auch hier hat man es nicht geschafft, neben den Waschbecken einen Haken anzubringen, an dem ich endlich mal meinen Kulturbeutel aufhängen kann. Aber das nur so nebenbei.

Viel zu früh fahren wir los nach Springdale zum Zion Adventure Outfitter. Unser Versuch, vorher an der Tanke einen Kaffee zu organisieren, scheitert an den angeblich rund um die Uhr geöffneten Geschäften. In diesem Land, von dem bei uns in Deutschland behauptet wird, dass alle Geschäfte rund um die Uhr „7-24“ geöffnet sind, und an dem sich unser Einzelhandel mal eine Scheibe von abschneiden soll, stehen wir um 5:45Uhr und müssen unserem Kaffeedurst eine Abfuhr erteilen.

Gerne hätten wir den Wagen auf unserer Campsite gelassen und wären stattdessen mit dem Shuttle nach Springdale gefahren. Doch leider verlässt der erste Shuttle um 7.15Uhr die Station am Zion N.P.

Kurz vor sieben Uhr tut sich etwas im Zion Adventure Outfitter. Um 7.00Uhr sitzen wir schon im Shuttle und warten! Unsere nette Fahrerin hat uns darauf hingewiesen, dass es zwei weitere Mitfahrer gibt, die noch nicht eingetroffen sind. Anita und ich blödeln ein wenig rum, dass es sich bei unseren Mitfahrern bestimmt um zwei Amerikaner handelt: Vor einigen Jahren haben wir zwei nämlich schon einmal genauso auf andere Mitfahrer gewartet. Diese amerikanische Familie hatte damals verschlafen und traf wirklich in letzter Sekunde ein, als unser Fahrer den Wagen schon gestartet hatte.

Doch diesmal ist es anders: Die Mitfahrer, egal welcher Herkunft, werden nicht zu unseren Mitfahrern. Um 7:15Uhr teilte uns unsere Fahrerin mit, dass wir wohl unter uns bleiben werden.

Die Fahrt ist ebenso lang wie unterhaltsam und spannend. Über eine Stunde benötigen wir, um von Springdale zum Trailhead vom West Rim-Trail zu gelangen.


Die Strecke führt durch einsames und unwegsames Gelände und aufgehalten werden wir gelegentlich durch Rehe, die unseren Weg kreuzen, und „Wild Turkeys“, die aufgeregt vor uns flüchten.

Unterwegs erfahren wir viel über tolle Hikes im Zion (tatsächlich, es gibt doch noch einige Trails hier, die wir noch nicht erkundet haben) und über die Lebensgeschichte von den Fahrerin (Polin, Amerikaner auf einem Tauchkurs kennen gelernt, ihm (er ist Ranger) hinterher gezogen in den Yellowstone N.P. und nun seit zwei Jahren im Zion N.P.).

Sie wiederum ist ganz fasziniert davon, dass wir schon so oft hier waren, welche Trails wir schon absolviert haben und dass wir so große USA-Fans sind.

Das letzte Stück zum Trailhead ist nicht immer befahrbar, wie wir im Internet erfahren haben, und jetzt sehen wir auch weshalb: Der Weg ist ausgespült und hat eine Lehmschicht. Wenn es vorher geregnet hat, ist er nicht zu befahren. Und was es heißt, auf einer Lehmpiste nach Regen zu fahren, haben wir vor paar Jahren schon erleben müssen.

Doch heute ist alles im grünen Bereich und nach gut einer Stunde verabschieden wir uns sehr freundlich von einander.

Bei uns entsteht das übliche „Davor-Foto“. Denn nun erwarten uns zwei aufregende Tage im Backcountry des Zion N.P.





Dass aber alles anders verläuft als geplant, wir bald die Nase vom Trekking gestrichen voll haben und abends wieder in unserem großen Zelt schlafen müssen, haben wir nicht erwartet.
Aber davon berichten wir in den nächsten Tagen, wenn wir mal wieder Internet haben. Bis dahin: Seid gespannt !

Die ersten 20 Meter sind gar nicht so anstrengend ;-)

Im Ernst: Das schwere Gewicht unserer Backpacks merken wir schon nach kürzester Zeit aber wir sind ja hart im Nehmen und wir haben doch schon ganz andere Touren erlaufen und durchlebt. Wir wurden durch das Internet und durch die Fahrerin vorgewarnt, dass es hier oben recht frisch werden kann, insbesondere in der Nacht. Von daher haben wir uns gut vorbereitet und neben den Schlafsäcken, die trotz Hi-Tec immer noch größer und schwerer als unsere Sommerschlafsäcke sind, auch Jacken und Fleece-Hemden eingepackt. Beim Verlassen des Autos glaubten wir kurz, evtl. etwas überziehen zu müssen, aber nach wenigen Minuten sehen wir das schon ganz anders: Die Beine unserer Zipphosen werden recht schnell abmontiert.


Die ersten Kilometer durchlaufen wir eine steppenähnliche Landschaft. Der knie- maximal mannshohe Bewuchs spendet keinerlei Schatten und nur selten passieren wir einen schattenspendenden Baum. Leider, denn die Sonne brennt trotz der späten Jahreszeit (Ende September) und der frühen Tageszeit (ca. 8:30Uhr) ziemlich intensiv. Etwa 93Grad Fahrenheit (ca. 33Grad Celsius) sollen es heute noch werden.



Die monotone Landschaft wird genau bei Kilometer 5,0 unterbrochen, als wir erstmalig einen Blick nach rechts auf das werfen können, was uns in den nächsten Stunden bevorsteht: Der Blick vom West Tim Trail in den Canyon des Zion N.P., genau genommen: auf die Rückseite einer der beiden Canyonwände.



Bis hierhin laufen wir trotz der Wärme an einem Stück durch, ohne auch nur ein einziges Mal Pause zu machen. Bis auf „schnelle Bilder“ stoppen wir sogar noch nicht einmal. Wir sind sehr flott unterwegs und vor einer viertel Stunde hatte ich für uns so geplant, auf der Hälfte unserer Tagesetappe ausgiebig Mittag zu machen. Doch Geschwindigkeit und die Hitze fordern genauso ihren Tribut wie die Tatsache, ohne Pausen zu laufen: Die Kräfte schwinden langsam und wir entschließen uns, hier schon einmal im Schatten zu rasten. Anita schlägt vor, eine Flasche Wasser mit Isostar zu versetzen, doch ich lehne für mich ab: Erfahrungsgemäß schmeckt die „Brühe“ so gut, dass man mehr trinkt als unbedingt notwendig ist. Und im Gegensatz zu Anita halte ich unsere Wasservorräte als etwas zu knapp bemessen, wenn wir auf das Quellwasser verzichten wollen.

Anita schlägt nun vor, dass wir dann aber unbedingt spätestens an der Abzweigung zum Telephon Canyon bei Meile 6.7 eine ausgiebige Mittagspause mit Isostar machen sollen. Dem stimme ich zu. Mittagspause bedeutet für Anita, was zu trinken und zu ruhen, für mich hingegen auch etwas zu essen. Während Anita immer noch vor und während der Hikes kein Essen verträgt, was sich natürlich auf ihre Kondition nur negativ auswirken kann, esse ich eine kleine Packung gesalzener Nüsse, um dem Salzverlust durch das Schwitzen entgegen zu wirken.

Nach etwa 10 oder 15 Minuten geht unser Hike weiter und von nun an unterbrechen wir unseren Hike (zwangsläufig) immer wieder.




Bei Kilometer 6,9 erfolgt ein langgezogener Abstieg zu Patato Hollow. Da der Trailhead deutlich höher liegt als der Endpunkt, spricht jeder von einem „Downhill-Hike“, also einer Tour, die überwiegend abwärts gehen sollte. Doch- das kann ich schon vorausschicken- wir werden uns noch überrascht sehen !

Etwa nach einem weiteren Kilometer, also etwa bei 8.0km, endet dieser Abstieg und der Weg führt uns durch das Potato Hollow mitten durch eine hüfthohe Graslandschaft. Anita meint hierzu, was ich als hüfthoch bezeichne, gleicht bei ihr halshoch. Aber das scheint mir übertrieben.



Die Nasen sind überfordert mit den vielen verschiedenen Düften, die uns wie Nebelschwaden umgeben. Nach einigen hundert Metern endet der Gang durch das nasale Eldorado. Bei Kilometer 8.9 geht der Weg zu den Campsites 7 und 8 ab.Wir lassen sie liegen, denn unser Ziel ist ja die Nr. 2.

Wenige Meter dahinter, bei Kilometer 9.0, widerspricht der Weg dem Begriff „Downhill Hike“ so sehr, wie er nur widersprechen kann. Es geht steil bergauf. Wir röcheln schon ein wenig vor uns hin und fragen lauthals, weshalb man erst absteigt, wenn man kurz darauf wieder hoch muss; wer uns was von „Downhill“ erzählt hat und wieso wir unsere Urlaube nicht so gestalten wie andere: Pool, Cocktails, Essen, Schlafen und wieder von vorne.

Bei Kilometer 9,7 endet der Aufstieg und wir werden mit einem beeindruckenden Panoramablick belohnt.



Auf dem weiteren Weg gibt es mehrere Spots, die zu einem kurzen Fotostopp einladen. Unsere kurzen Pausen werden länger und die Zeitfenster von Pause zu Pause immer kürzer und anstrengender. Bei Kilometer 10.4 folgt ein weiterer Aufstieg. Unser Kommentar hierzu deckt sich mit dem, gut einen Kilometer vorher, weshalb ich drauf verzichte, ihn zu zitieren.




Bei 11,1km teilt sich der Weg auf: Links geht es über den Telephon Canyon weiter, rechts hingegen zum West Rim Trail. Der Weg durch den Telephon Canyon ist mit 1,8 Meilen etwa 1,4Meilen kürzer als der West Rim Trail. Erfahrungsberichte aus dem Internet raten jedoch zu dem längeren, da er landschaftlich schöner sein soll. Wir haben uns im Vorfeld für den längeren und schöneren Trail entschieden, hätten jetzt an dieser Stelle aber auch gar keine andere Möglichkeit, da der kürzere Trail geschlossen ist.

Mittlerweile ist es kurz vor zwölf Uhr und die Temperaturen steigen und steigen. Erst am nächsten Tag werden wir erfahren, dass aus den vorhergesagten 93Grad tatsächlich 105Grad wurden, also 40Grad (!) Nur gelegentlich geht ein kleiner Wind an uns vorüber. Eigentlich ist es gar kein Wind sondern ein warmer Hauch, der kaum Abkühlung bringt. Den Luxus, unsere Kappen mit Wasser zu benetzen um somit eine Abkühlung zu schaffen, können wir uns aufgrund der Wasserknappheit nicht leisten.

So röcheln, laufen und quälen wir uns weiter. Allmählich fangen bei uns auch die Füße an zu schmerzen aber wir sind ja guter Hoffnung, dass in knapp 5 Kilometern (für heute) alles vorbei ist.






Bei Kilometer 13.9 lädt uns eine aus großen Steinen zusammengesetzte Sitzbank zum Verweilen ein. Uns bietet sich ein herrliches Panorama, dessen Schönheit wir aufgrund unserer Erschöpfung gar nicht angemessen genießen können. Wir verweilen ein paar Minuten und sind uns gewiss: Nur noch zwei Kilometer bis zur ersehnten Campsite.

Übrigens ist der Trail nicht überlaufen. Auf der ganzen Strecke begegnen uns ein Jugendlicher und ein Paar. Das ist alles. Ach ja, und ein paar Bauarbeiter, die den Trail an einer Stelle reparieren. Allmählich kommen wir an Campites vorbei, deren Bezeichnungen uns aufatmen lassen: Campsite Nr. 3 folgt im kurzer Abstand zur Campsite Nr. 4.

Wir bauen uns gegenseitig auf: Die nächste Campsite ist die unsere !

Unser GPS zeigt mittlerweile 16km an. D.h., nach unserer Berechnung muss die Site jeden Moment kommen.Aber die Strecke zieht sich länger als erwartet.
Aber dann: Wir sehen das Schild in der Ferne und unser Schritt wird trotz der müden Füße und den dazugehörigen Körpern schneller. Wir trauen unseren Augen nicht, als wir davor stehen und auf dem Schild die „1“ lesen.
Wir müssen wohl die Campsite 2 übersehen haben, obwohl wir seit einigen Kilometern akribisch das Schild suchen.

Ich lasse Anita und die Backpacks dort, wo sie stehen und gehe ein kurzes Stück zurück zu den Waldarbeitern und frage sie, was denn mit der Site 2 passiert ist. Einer der Bauarbeiter lacht und sagt uns, dass im Zion alles ein bisschen anders ist als woanders. Er beruhigt, dass die Bezeichnung der Campsites 1 und 2 genau anders rum ist und sich somit von der Reihenfolge aller anderen Sites unterscheidet.

Er erklärt uns auch noch, wo die gesuchte Quelle sich befinde:. Hinter der Wegkreuzung sei sie ausgeschildert.

Wir gehen also guten Mutes weiter. Bei Kilometer 16,8 erreichen wir tatsächlich die Kreuzung.



An dieser Stelle finden wieder die Trails durch den Telephone Canyon und dem West Rim Trail zusammen. Zur Quelle sind es 100 Yards. Und außerdem geht hier auch der Trail weiter in Richtung „Grotto“, unserem morgigen Ziel. Wir überlegen noch, ob wir erst Wasser aufnehmen sollen oder doch erst zur Campsite wollen.

Nach kurzem Denken entscheiden wir uns.


Wie wir später feststellen müssen, ist unsere Entscheidung völlig verkehrt.

Uns widerfahren hinter einander gleich zwei dumme Fehler.
Aber das erzählen wir euch in ein paar Tagen, wenn es wieder „Netz“ gibt.

Bis dahin. Alles Gute und danke fürs Lesen und Mitfiebern !!!

Die beiden Fehlentscheidungen:

1.) Wir entscheiden uns dafür, den Weg in Richtung Grotto zu gehen. Schließlich hat uns der Bauarbeiter ja gesagt, dass zunächst die Quelle kommt und dann die Site 2. Außerdem haben wir im Internet gelesen, dass die ersehnte Quelle zwischen der Campsite 1 und der noch mehr ersehnten Campsite 2 liegt. Der Weg verändert schlagartig sein Gesicht. Statt durch ein bewaldetes Gebiet zu führen, wie bisher, geht es nun als Serpentine an einem Felshang steil in die Tiefe. Nach wenigen Minuten wird mir klar, dass hier wohl kaum noch die Campsite kommen kann.




Das Kartenmaterial hat uns davon ausgehen lassen, dass die Campsite Nr. 2 noch auf dem Stück des West Rim Trails liegt, also vor der Junction. Dies widerspricht jedoch der Aussage des Bauarbeiters. Interpretiert man die Karte anders, dann könnte Nr. 2 auch auf dem Weg in südliche Richtung liegen, so dass die rechte Ecke des Dreiecks den Standort symbolisieren soll.
Doch in der Realität gibt mir der Wegverlauf keine Hoffnung, noch auf die Campsite zu stoßen.
Vorsichtig weise ich Anita darauf hin, dass die Campsite doch hinter uns liegen muss. Anita ist so am Ende ihrer Kräfte, dass sie am liebsten nur noch laut losheulen könnte. Das habe ich in über 20 Jahren noch nie erlebt. Ich motiviere sie, doch einfach loszuheulen. Doch sie findet wieder ihre Fassung und meint nur, dass das auch nichts bringt, sie würde dann mit feuchten Augen nur den Wasserverlust erhöhen. Wenn ich das in den Reisebericht schreibe, klingt das beim späteren Lesen bestimmt ganz amüsant, doch jetzt in der Situation ist uns nicht zum Lachen zu mute. Anitas Zustand lässt sich am Gesicht und am Gehen ablesen. In einer schattigen Kurve bleiben wir kurz stehen und überlegen, was nun zu tun ist. Und hier wird nun Ratio vom Gefühl verdrängt und es folgt eine weitere Fehlentscheidung:




2). Anita fühlt sich außerstande, den hinter uns liegenden steilen Abstieg wieder bis zu Junction zurück zulaufen. Stattdessen entscheiden wir uns dafür, den Weg weiter nach unten zu gehen. Wir laufen zunächst kommentarlos Schritt für Schritt -fast in Zeitlupe- weiter. Ich bleibe in ihrer Nähe, um notfalls eingreifen zu können, falls sie umkippt. Viel Ballast kann ich ihr nicht abnehmen, außer ihrer Kamera, weil sie sich dagegen wehrt.
(Nachtrag: Sie hatte doch wohl nicht etwa Angst, dass ich ihr die ganzen Wertsachen wegnehme und dann abhaue ?)

Nach einiger Zeit erreichen wir eine Stelle, an der der weitere Verlauf des Weges nicht mehr eindeutig ist. Sich jetzt auch noch zu verlaufen, wäre wohl das Schlimmste, was uns passieren kann. Wir nutzen die uneindeutige Stelle um eine eindeutige, und diesmal hoffentlich auch vernünftige Entscheidung zu treffen und legen eine Rast ein.

Wir versuchen die Situation nüchtern zu betrachten und nach möglichen Lösungen zu suchen und stellen fest:

a) Eine Umkehr zur Junction scheidet aus, denn der Weg ist mittlerweile zu weit und viel zu steil.

b) Unsere Wasservorräte sind etwa zur Hälfte aufgebraucht, es verbleiben noch etwa 2,5 Liter pro Person. Das müsste reichen, wenn wir es nur als Trinkwasser nutzen; nicht zum Kochen und schon gar nicht zum Kühlen.

c) Eine Möglichkeit ist, soweit wie machbar weiter zu gehen. Erreichen wir Grotto nicht oder zu spät, um den letzten Bus zum Visitor Center zu erreichen, müssen wir die Nacht auf dem Weg in Schlafsäcken verbringen.

d) Alternativ könnten wir uns trennen: Ich gehe alleinr weiter und hole Hilfe.

e) Wir rufen Hilfe mit dem Walkie Talkie oder mit meinem Notrufsender, falls sich die Situation verschlechtert.

f) Wir haben jetzt 17.00Uhr. Die Sonne geht ca. 19.30Uhr unter, so dass man bis höchsten 20:00Uhr noch Licht hat. Da wir den Weg ab Scout Lookout kennen und auch Stirnleuchten haben, müsste der Weg gut zu finden sein.

g) Voraussetzung ist, dass wir jetzt aber den richtigen Weg finden.

Nach Abwägung aller Möglichkeiten und Gefahren entscheiden wir uns für die Variante, weiter zu gehen, soweit es geht. Notfalls übernachten wir in den Schafsäcken an Scouts Lookout oder noch besser unten bei Grotto.

(Nachtrag: Ich Nachhinein glaube ich, dass dies die richtige Entscheidung war!)

Wir klären den weiteren Wegverlauf und nehmen wieder Fahrt auf, wobei diese Wortwahl die Situation verfälscht. Schritt für Schritt geht es weiter. Dennoch:

Die Pause hat Körper und Geist gut getan: Wir haben wieder ein konkretes Ziel vor uns, das wir ansteuern müssen und haben auch gleich einen Notfallplan im Kopf, falls das Ziel nicht erreicht werden kann. Die Strecke ist zwar immer noch anstrengend; es läuft sich aber nunmehr deutlich besser als vorher, trotz der schmerzenden Füße.

Leider folgt nun wieder ein anstrengender Aufstieg. Doch jetzt haben wir noch nicht einmal mehr Lust, darüber zu schimpfen.




Nach einiger Zeit taucht Angels Landing vor uns in der Ferne auf. Die Sonne steht schon so tief, dass der Landepunkt der Engel im Schatten versinkt. In uns geht jedoch die Sonne auf, oder sagen wir besser, ein Hauch Hoffnung entflammt. Wir wissen, dass Scouts Lookout nun nicht mehr allzuweit entfernt liegt und wir damit einen entscheidenden Schritt weitergekommen sind.

Und jetzt ein spezieller Hinweis an Stephi und Gunter: Ihr bibbert ja, wie wir wissen, auf unserer Tour netterweise mit und in eurer letzten Mail schriebt ihr von Condoren auf unserer Tour.




Ihr wisst ja gar nicht, wie Recht ihr habt. Unser Weg führt uns zwangsläufig an einem Baum vorbei, auf dessen Spitze ein Condor wacht. Nun bin ich grundsätzlich zwar nicht allzu ängstlich vor der Tierwelt; über die am Grand Canyon ausgewilderten Condore habe ich jedoch gelesen, dass ihnen mittlerweile bekannt ist, dass Wanderer Backpacks haben und diese meist mit Essenssachen beladen sind. Seither hat man mehrmals Zwischenfälle registriert, wonach Condore Backpacks angegriffen haben. Und da an den Backpacks in der Regel noch Menschen dran hängen, kann sich ein solche Jagd zum Nachteil für Backpack und Hiker entwickeln. Ich bilde mir auch ein, dass dort oben, nur wenige Meter über uns, Condor mit dem Kfz-Zeichen 31 uns speichelleckend beobachtet.

Anita beruhigt mich, dass uns schon nichts passieren wird und wir den Baum und Nr. 31 gefahrlos passieren können. Ich meine, das riecht ziemlich nach Zweckoptimismus von Anita; unter dem Motto: Lieber die Gefahr, von Nr. 31 angegriffen werden, als auch noch einen Umweg zu gehen und die Strecke noch länger werden zu lassen.....

Auf jeden Fall passiert zum Glück nichts: Nr. 31 registriert und ignoriert uns zugleich, und auch wir tun nichts, um mit ihm in einen Konflikt zu geraten.

Liebe Stephi, lieber Gunter:
An dieser Stelle ein herzliches Danke, dass ihr von Condoren und nicht von Bären oder Pumas geschrieben habt!

Etwa 20 Minuten später, es geht natürlich noch einmal kräftig bergauf, liegt Scouts Lookout zu unseren Füßen. Menschenleer !
Die Tatsache, dort in einigen Minuten wieder rasten zu können, zieht uns förmlich nach vorne. Es ist jetzt kurz vor sieben Uhr; wir haben jetzt 21,3 km hinter uns bzw. unsere Füße hinter sich. Unser GPS-Gerät sagt, dass wir mittlerweile 10 Stunden unterwegs sind.



Vermutlich will Anita die Qualen schnell hinter sich haben und so schlägt sie vor, bei Scout Lookout gleich weiter zu gehen. Den weiteren Weg kennen wir ziemlich gut, haben wir ihn doch schon öfters erwandert. Die erste Etappe ist Walther`s Wrigleys, über zwanzig Switchbacks sorgen dafür, dass man schnell an Höhe gewinnt oder -in unsere Richtung gesehen- an Höhe verliert. Anitas Füße schmerzen mittlerweile so sehr, dass sie nicht mehr in der Lage ist, vorwärts abzusteigen. Ihr bleibt nichts anderes übrig als diese Passage rückwertslaufend zu überstehen.




So sehr ich sie bedaure; ich bin froh, dass wir im Moment alleine sind und uns niemand beobachtet. Das Tageslicht weicht langsam der hereinbrechenden Nacht. Akribisch beobachte ich im Tal die vorbeifahrenden Shuttles, denn im Gegensatz zu Anita bin ich mir nicht sicher, wie lange der Shuttlebetrieb um diese Jahreszeit abends aufrecht erhalten wird. Doch jeder Shuttle, der in Richtung Temple of Sinawawa fährt, kommt in einer knappen halben Stunde wieder zurück in Richtung Visitor Center.
Mittlerweile ist es so dunkel, dass ich doch meine Taschenlampe raushole. Zum Glück habe ich die notwendigsten Utensilien immer so griffbreit, dass ich noch nicht einmal das Backpack abnehmen muss. Wer schon mal einen knapp 20 Kilo schweren Backpack getragen hat weiß, was es bedeutet, ihn wieder aufzusetzen.
Und dann passiert es, die letzten Meter laufen wir nochmal zur Höchstform auf und gehen schnellen Schrittes (also relativ !) zum Haltepunkt, den wir um 20Uhr erreichen.

Und hier die Daten laut GPS:
Länge: 24,8km
Laufzeit: 11Stunden und 30Minuten, davon7h und 19` in Bewegung.

Und hier der ergänzende Hinweis an alle Ranger oder sonstige Hiker aus dem Internet, die von einem angeblichen Downhill-Hike sprechen:

Wir sind insgesamt 545Meter aufgestiegen !

Nach wenigen Minuten der Entspannung kommt auch der Shuttle. Mittlerweile ist es so stockdunkel,dass man kaum die Hand vor Augen sieht. Ich wedel mit der Taschenlampe, damit uns der Shuttle auf keinen Fall übersieht und uns evtl. hier stehen lässt.

Im Bus geht uns nochmal das durch den Kopf, was wir in den letzten Stunden verbockt – aber auch durchgestanden haben. Die Ironie an der Geschichte: Unsere Fahrerin fragte uns an diesem Morgen, ob wir denn zwei Tage bleiben werden. Anita lag auf der Zunge rumzualbern und zu antworten:
„Nein, nur ein Tag, wir schleppen immer aus Spaß unsere Trekking-Rucksäcke durch die Gegend !“

Manche Witze sollte man nicht sagen, manche besser noch nicht einmal denken !!!!

Der Shuttle entlässt uns am Visitor-Center. Wir steigen sogleich in den Shuttle nach Springdle und holen hier unser Auto ab. Anita hätte am liebsten noch auf der Campsite unsere Trekking-Mahlzeit gekocht, die wir heute 11 Stunden und 25km durch die Gegend geschaukelt haben.
Aber da lege ich ein Veto ein: Schließlich müssen wir noch unsere Wunden lecken, d.h. die Füße verarzten. Und so holen wir an der Tanke (jetzt hat sie auch geöffnet!) einen Snack und ein paar Getränke.
Im Zelt versorgen wir Mägen und Füße. Letztere haben es noch notwendiger als unsere Mägen.

Und wir kommen zu dem Schluss, dass dies definitiv unsere letzte Trekking-Tour war, für immer !
Oder zumindest für die nächsten Jahre!
Also auf jeden Fall für diesen Urlaub !
Zumindest: „vermutlich!“
Aber über eins sind wir uns wirklich einig:
Wir erzählen niemanden, dass wir vermutlich die einzigen Menschen auf der Welt sind, die es schaffen, eine richtige Trekking-Tour ohne Übernachtung hinzukriegen.
Denn wir wissen: Das wäre ja viel zu peinlich ;-)


Tag 4

Nach diesem Tag lassen wir es ruhig angehen. Weder ein Handy noch der Wecker und auch nicht das Morgenmagazin im Radio nervt, denn wir haben uns gestern noch entschieden, uns nicht wecken zu lassen. Und tatsächlich werden wir erst gegen 8Uhr vom Sonnenlicht und dem regen Treiben auf anderen Campsites wach.

Währen d Anita die „bösen Trekking-Rucksäcke“ auspackt, klimper ich ein wenig in die Tastatur. Anschließend geht es zum Sol-Food zum Frühstück und ins dortige Internet. Einerseits müssen wir ja wieder Teile des Reiseberichtes hochspielen, andererseits überlegen wir jetzt, wie wir mit unserer Routenplanung fortfahren.

Die Salt-Creek in Canyonlands, über die wir zum Peek-A-Boo-Camp wollen, ist immer noch gesperrt. Unsere Trekking-Tour zum dortigen Angel Arch würde sich somit von drei Tagen auf fünf Tage erweitern. Und da sind wir uns einig: Auf drei Tage würden wir uns ja -trotz der gestrigen Erfahrung- einlassen. Nicht aber auf fünf Tage. Das heißt aber auch, dass wir den Namen „The Real Angel Tour“ nicht mehr aufrecht erhalten können. Also improvisieren wir. Ab sofort heißt unsere Tour:

The Real Angel Tour
The 3rd Dozen – das dritte Dutzend ist voll!

Und unsere Tour gestalten wir (vorläufig) auch neu: Es geht morgen vom Zion aus für drei Nächte zum Grand Canyon Südrim.

Anita geht noch zum Visitor Canter, um sich ihren Stempel für ihr Buch abzuholen. Anschließend fahren wir mit dem Shuttle durch den Park. An der Zion Lodge halten wir an und genießen unter dem großen Baum (den jeder kennt, der schon mal hier war) bei einer Coke das Leben ohne Trekking ! Außerdem machen wir paar Fotos für unsere Diashow (wird noch nicht verraten !) bevor es weitergeht zu Weeping Rock. Ich fotografiere zum x-ten Male das Weinn des Felsens, mal mit kurzer Belichtungszeit, mal mit langer, mal mit mitgezogener Kamera, mal ohne.




Auf dem Rückweg zum Shuttle fällt Anita ein Hinweis auf eine sog. „Pioneer Plant“ auf. Es handelt sich dabei um eine Symbiose aus Algen und Pilzen, die es schafft, sogar Steine aufzubrechen, um deren Mineralien herauszuholen. Der Name „Pioneer Plant“ rührt daher, dass diese Pflanze damit Lebensraum für andere Pflanzen schafft, wenn die Steine erstmal porös sind.
Warum uns dieser Hinweis so ins Auge stößt? Kürzlich haben wir einen Bericht gelesen über den Kölner Dom, in dessen Schatten wir ja wohnen. Genau diese „Pioneer Plants“ stellen die Dombauhütte seit kurzer Zeit vor schier unlösbare Probleme, denn sie überwuchern das Gestein des Doms. Und die Ironie an der Geschichte ist, dass dies die Folge der zunehmenden Luftverbesserung(!) ist. Kein Witz: Auch hier auf dem Schild steht, dass die Pioneer-Plants ein Zeichen für eine gute Luft sind, denn nur dort können sie wachsen. Von daher lässt sich auch erklären, dass diese Pflanzen aufgrund der früheren übermäßigen Luftbelastung in Köln keine Chance auf Wachstum hatten.

===ENDE DER KLUGSCH......===

Wir beenden die Shuttle-Runde nach einem weiteren kurzen Abstecher am Court of Patriachats. Bei den Rangern erkundige ich mich kurz, ob wir ein Lagerfeuer entzünden dürfen; denn gestern haben wir kein einziges Lagerfeuer gesehen. Nachdem uns das genehmigt wird, geht es nochmals nach Springdale um Feuerholz zu kaufen.

Und mit der untergehenden Sonne sitzen wir am Grill und am Lagerfeuer und genießen den angenehm warmen Abend, bis es dann bald in die Schlafsäcke geht. Also dann, bis morgen !

Tag 5

Wieder einmal wachen wir vor unseren Weckern auf: Um kurz vor sechs Uhr stehen wir auf und fangen an mit dem Abbau des Zeltes. Beim Verlassen der Restrooms erwische ich Anita, wie sie mit dem Handy vor der Toilettentür Fotos macht. Ich befürchte schon auf besondere Neigungen von ihr gestoßen zu sein, die mir bisher völlig unbekannt waren. Weit gefehlt: Sie entdeckt auf der Tür ein heuschreckenähnliches Insekt, das einer Gottesanbeterin ähnelt. Vielleicht kann uns ein cleverer Leser Nachhilfe geben und uns den Namen des Tieres mitteilen. Es ist etwa groß wie ein Zeigefinger lang ist.



Nachtrag: Anja und Micha haben uns bestätigt, dass es sich um eine Gottesanbeterin handelt. Stephi und Gunther sind der Sache noch weiter nachgegangen:
„Da Ihr ja jetzt schon wisst, dass das grüne Ding wirklich eine Gottesanbeterin ist, brauchen wir auch nicht besserwisserisch mit den Details zu kommen: Es handelt sich sehr wahrscheinlich um eine „Mantis religiosa“, also um eine europäische Gottesanbeterin, die 1899 in die USA eingeschleppt wurde (mit irgendwelchen Pflanzen). Die hat’s dann von Kalifornien über die Sierra Nevada durch die Wüsten bis nach Utah geschafft – naja, sie hatte ja auch 100 Jahre Zeit.“
Euch allen: Vielen Dank !


Wir beabsichtigen den Park in östliche Richtung zu verlassen. Das bedeutet, durch den Tunnel zu müssen. Doch diese Straße ist erst ab 8:00Uhr geöffnet. Also nutzen wir die viele Zeit um noch einmal kurz zu Sol-Food zu fahren. In dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten und Öffnungszeiten gibt es bei Sol-Food vor 8Uhr keine Gelegenheit zu einem Kaffee und so setzen wir uns draußen auf die Terrasse und nutzen das W-Lan. Das hält sich zum Glück nicht an die Öffnungszeiten und gewährt uns Zutritt. Gegen 7:45 Uhr fahren wir dann wieder los durch den Park, um uns um 8:15Uhr in die Schlange einzureihen, die gerne durch den Tunnel möchte. Über 0,5Meilen scheint die Schlange lang zu sein, wie ich an den Schildern erkennen kann.



Nach etwa einer viertel Stunde setzt sich die Schlange in Bewegung. Im Convoy vieler Autos schleichen wir uns durch den Park bis zum Ost-Ausgang. Am bekannten Eingangsschild des Parks halten wir noch einmal kurz für das übliche Bild an und müssen erstaunt feststellen, dass das Schild mit dem Namen des Parks abgehängt wurde. So nackt haben wir es noch nie gesehen. Umso erstaunlicher ist, dass es vorgestern definitiv noch dort hing.

Also eine Premiere: Wir vor dem Schild, das es im Moment nicht gibt !

Zufälliger Weise“ kommen wir wieder an Mount Carmel vorbei und überzeugen uns, dass die Scones als Beigabe zum Frühstück genauso gut schmecken wie zum Dinner. Sie tun es !
Der nächste Halt findet an der 89 an der Paria Ranger Station statt.



Eigentlich geht es nur darum, die Restrooms aufzusuchen, aber es ist eine gute Gelegenheit, sich mal umzusehen. Wir können uns noch gut erinnern, wie wir wir uns hier im Frühjahr mit Stephi und Gunter getroffen hatten, und bei den Verlosungen vergeblich auf eine Permit für die Wave hofften. Auch mit Marco standen wir schon hier, um uns nach den Gegenbenheiten unserer „Wet – Wild – West – Tour“ zu erkundigen: In fünf Tagen Backcountry vom Wire Pass bis zu Lee`s Ferry.
Im Fenster erkennt man, wie viele Wave-Hoffende an den täglichen Verlosungen teilgenommen haben. Derzeit sind es etwa 35 bis 55 pro Tag, wir haben schon einmal von 101(!) gelesen. In der Ranger Station erkundigt sich gerade ein deutsches Paar englisch stammelnd danach, ob es für morgen noch eine Permit für die Wave gibt. Ich grinse und frage mich innerlich, wie naiv man denn sein kann.
Allerdings: Vor zehn Jahren, auf unseren ersten Exkursionen zur Wave, als sie noch nicht so bekannt war, ging das tatsächlich noch. Da war es sogar einmal möglich, für den selben Tag noch eine zu bekommen. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Beim Verlassen höre ich mit einem Ohr, dass der Ranger, den wir schon seit vielen Jahren kennen und der uns schon viele Fragen über das Wetter, die Road-Conditions und beste Camp-Möglichkeiten beantwortet hat, heute seinen letzten Tag hat, bevor er in Rente geht. Ich komme nicht umhin, noch einmal zurückzugehen, ihm für seinen „good job“ herzlich zu danken und ihm alles Gute zu wünschen. Er freut sich sichtbar über unsere Wünsche, aber wir haben nicht den Eindruck, dass er sich darüber freut, dass es heute sein letzter Tag ist. Ich kann mir vorstellen, dass er seinen Job neben dem Verdienst auch aus Leidenschaft getan hat.
Doch vorher hat er noch uns einen letzten Dienst erwiesen: Er zeigt sich auf unsere Frage zuversichtlich, dass wir mit unserem Wagen die Cottonwood Road trotz des schlechten Zustandes bis zum Trailhead vom Yellow Rock befahren können und gibt uns noch den Tipp, wo wir parken sollen. Also dann: Nochmals dir, lieber Ranger, vielen Dank und alles Gute !

Etwa zwei Meilen hinter der Ranger Station auf der 89 in Richtung Page fahrend beginnt links die Cottonwood Road. Auf einem umgefallenen Schild steht der Hinweis, dass 4x4 und „High Clearence“ empfohlen sind. An der Cottonwood Road ist, wie wir in Berichten im Internet lesen konnten, schon lange kaum etwas ausgebessert worden, weil man sich um die Zuständigkeit und den damit verbundenen Kosten streitet. Aufgrund der Hinweise und Warnungen glaubten wir, die Cottonwood Road in einem wesentlich schlechteren Zustand* vorzufinden.

Ergänzender Hinweis zu den „Road Conditions“. Wir tun uns schwer, den Straßen-Zustandsbeschreibungen anderer Glauben zu schenken und auch selbst welche abzugeben.
1.) Die Einschätzung über den Zustand ist unserer Meinung nach immer seeeehr subjektiv. Der eine sagt, die Straße XY ist ohne nennenswerte Schwierigkeiten mit einem 4x4 und HC zu meistern, der andere -weniger Off-Road-erfahren- kämpft an der selben Stelle mit Schaufel um das nackte Überleben.

2.) Was wir Deutsche im eignen Land uns kaum vorstellen können ist, dass sich hier im Westen der USA der Zustand aufgrund von Unwettern oder Flashfloods innerhalb von Minuten völlig verändern kann. Für Dirt Roads, die eben noch mit eine Limousine befahrbar waren, benötigt man Minuten später „hochhackige“ Geländewagen oder sie existieren auf einigen Abschnitten gar nicht mehr. Allein von daher sind Zustandsbeschreibungen immer nur Momentaufnahmen.

Die ersten Meilen sind eine klassische Dirt Road, die man mit etwas Vorsicht ohne Weiteres auch mit einem normalen Fahrzeug bestreiten kann. Erst ab der neunten Meile kommt es zu Auswaschungen, die für einen PKW schwierig werden.




Mit unsrem High Clearance werden wir jedoch an keiner einzigen Stelle wirklich gefordert. Ein etwas langsameres und behutsameres Durchfahren der Sektion genügt völlig.
Nach 14 Meilen erreichen wir langsam den Trailhead zum Yellow Rock. Eine gute Orientierung sind die Maste der Telegraphenleitung**

**Anita amüsiert sich köstlich über meinen Ausdruck „Telegraphenleitung“. Sie fragt mich, wie ich denn darauf komme, dass es eine „Telegraphenleitung“ ist. Ich erkläre ihr das logisch: Wir sind im Wilden Westen; und niemals hab ich in einem Western gesehen oder gehört, dass die Rothäute Strom- oder Internetleitungen zerstört haben, sie haben immer nur den „Sprechenden Draht“ gekappt, also die Telegraphenleitungen. Anita akzeptiert diese Erklärung !

Bei der 14. Meile steht ein „Telegraphen-Mast“, der statt zwei Beinen wie alle anderen Maste drei Beine besitzt. Hier halten wir kurz an um zu sehen, was uns in ein paar Minuten bevorsteht. Zwischen dem mittleren und rechten Bein des Mastes erkennen wir das Geröllfeld, über das wir gleich klettern müssen, um zum Yellow Rock zu gelangen.



Links vom linken Bein „spinkst“ der Yellow Rock schon etwas hervor. Etwa 200 Meter hinter dem Telegraphen-Mast stehen linkerhand, bereits gut sichtbar, mehrere Bäume, die eine kleine Oase in der ansonsten eher dürftig bewachsenen Gegend bilden. Hier fahren wir rein und parken. Das ist auch gut so, denn unmittelbar hinter der Abzweigung durchläuft die Cottonwood Road eine tiefe ausgespülte Senke. Parallel zu uns fährt ein weiterer Geländewagen die Cottonwood Road weiter durch und setzt mit lautem Getöse auf.

Obwohl wir bis eben im prallen Sonnenschein fuhren, kommt jetzt plötzlich ein großes Wolkenfeld daher. Es sieht zwar nicht nach Regen aus, macht das Sonnenlicht aber sehr diffus. Was für die Wanderung sehr angenehm ist, kann für das Fotografieren schlecht sein. Dennoch rüsten wir uns auf. Diesmal nur mit einem Daypack. Wir nehmen davon Abstand, auch heute wieder unsere Trekking-Rucksäcke spazieren zu führen ;-)

Ob das Wetter so bleibt?
Ob es doch noch regnen wird?
Oder kommt vielleicht doch wieder die Sonne durch?
Erreichen wir den Yellow-Rock überhaupt?

Das erfahrt ihr ihr ein paar Tagen beim nächsten Update ! Bis dahin: Vielen Dank fürs Mitlesen !!!

Anita & Hartmuth

Vom Parkplatz aus folgen wir einem ausgetretenen Weg bis zu einem Bachlauf, den wir in südliche Richtung (links) folgen. Nach etwa 400 Meter erkennt man auf der rechten Canyonwand einen Seitencanyon, in den wir hineingehen. Nunmehr stehen wir genau vor jenem Geröllfeld“, das wir eben noch aus der Ferne betrachten durften. Es ragt vor uns in die Höhe, wobei wir das tatsächliche Ausmaß schlecht schätzen können. Wir sagen mal 50 – 100 Meter – aber ohne jegliche Garantie ! Der Weg ist recht einfach......zu erkennen! Zu gehen hingegen ist er wesentlich schwerer:




Der Weg führt in Serpentinen steil nach oben und das Problem ist, dass es jede Menge sehr loser Steine gibt, die einem den Boden unter den Füßen wegziehen, sobald man auf sie tritt. Schwieriger als der Aufstieg können wir uns den späteren Abstieg vorstellen. Anita erinnert sich an den Bericht von Micha und Anja, die bis hier schon „in der Wand waren“ und genau aus dieser Furcht heraus wieder umgekehrt sind. Eine Umkehr wäre vielleicht nicht das Verkehrteste. Aber wie wir ja wissen, entscheiden wir manchmal mit dem Bauch statt mit dem Kopf und klettern also weiter. Ich gehe voran und Anita folgt mir mit etwas Abstand. Dabei achten wir darauf, dass wir niemals in einer Flucht zueinander gleichzeitig weiterkraxeln: Denn sind wir genau übereinander und Felsbrocken lösen sich, hat der untere keine Chance, dem Geröll auszuweichen. (Nicht dass wir nun erfahrene Steilwandkletterer sind, aber man lernt nun mal aus Berichten und Kletter-Filmen)
Im Moment sind wir tatsächlich froh, dass sich zwischen uns und der Sonne immer noch das Wolkenfeld befindet. Nach etwa 15 Minuten sind wir oben auf dem Geröllfeld angekommen. Von hier aus geht es nach rechts den Grat entlang und hier kommen uns von weiter oben zwei Wanderer entgegen, die wir passieren lassen. Es sind Deutsche, die uns auf Englisch netterweise vor einer angeblich herannahenden Gewitterfront warnen. Da uns der Ranger gesagt hat, dass erst ab Samstag mit Regen zu rechnen ist und ich den Wettervorhersagen der Ranger aufgrund unserer Erfahrung fast blind traue, setzen wir unsere Tour nach oben hin fort. Auf dem nächsten Bergkamm angekommen erstrahlt in der Ferne bereits der Yellow Rock.





Zumindest sollte er laut Beschreibung erstrahlen, doch bei den jetzigen Witterungsverhältnissen kommt er seiner Aufgabe nicht nach und liegt etwas blass danieder. Wir haben jetzt etwas weniger als einen Kilometer hinter uns. Wir wandern weiter nach links rüber und steigen den Steinmännchen folgend die andere Bergrückenseite ab. Irgendwann enden die Steinmännchen bzw. wir können zunächst keine mehr erkennen. Nach einigen Fotos aus der Ferne nähern wir uns dem Yellow Rock, den Peter Schäfer einmal als das Herz des Südwesten bezeichnet hat.
Anita kontert: Das ist der Ayersrock von Utah – nur eben in gelb und etwas kleiner!
Wir werden uns das merken !
Nach 1,6km Gesamtstrecke stehen wir nun am Fuße des „gelben Ayers Rock“. Und nun folgt ein klassisches kommunikatives Missverständnis zwischen uns. Anita stellt die Frage: „Und nun – rauf gehen?“ Ich interpretiere das als ein Wunsch von ihr, den Berg zu besteigen und bin selbst sofort Feuer und Flamme von dieser Idee und schon unterwegs. (Erst später wird sich herausstellen, dass es nicht unbedingt ein Wunsch von ihr war sondern wirklich nur eine Frage. Richtigstellen konnte sie das auch nicht mehr, weil ich schon unterwegs war.)
Und jetzt passiert das, was wir uns gewünscht und zugleich befürchtet haben: Das Wolkenfeld zieht ab und die pure Sonne kommt mit aller Kraft hervor. Schlagartig steigt die subjektiv empfundene Temperatur und die Sonne brennt auf der Haut. Der Gipfel des Berges soll unser Ziel sein, bzw. ist mein Ziel. Doch der Weg dorthin ist steil.
Das Sonnenlicht reflektiert auf dem hellen Stein. Der Yellow Rock ist jedoch nicht nur gelb, sondern an mehreren Stellen mit roten oder weißen Streifen durchzogen. Die Maserung erinnert ein wenig an die Coyote Buttes South, wo wir im Frühjahr mit Stephi und Gunter waren, nur dass die Farbfelder hier nicht ganz so abgegrenzt erscheinen.





Wir erreichen nach einiger Zeit den Gipfel des Berges. Zumindest glaubten wir das bis eben. Denn oben angekommen erkennen wir, dass der tatsächliche höchste Punkt nochmals etwa 100 Meter weiter entfernt ist. Aber auch den erklimmen wir. Hier oben bietet sich ein beeindruckender Rundum-Blick. Unter einem selbst liegt der gelbe Fels, in der Ferne verschiedene Höhenzüge. Die Cottonwood-Road zeichnet sich in der Ferne gut ab und gewährt uns somit einen guten Blick auf nachfolgende Wanderer oder jenen, die gerade unser Auto klauen.
Ziemlich genau 2 Kilometer sind wir vom Auto bis hierhin auf die Spitze des Berges gelaufen. Meine Aussage von vorhin, dass es keine Steinmännchen mehr gibt, muss ich revidieren. Hier auf dem Yellow Rock stehen wieder einige und markieren somit den Weg nach oben. Nach 15 Minuten des Staunens und Fotografierens folgen wir dem GPS und den Steinmännchen in umgekehrter Reihenfolge. Der Weg ist auch aus dieser Richtung eindeutig und ein „easy Walk“ - bis dann das bereits erwähnte Geröllfeld in den Blick kommt. Hier stehen wir nun vor der schwierigen Aufgabe, es talabwärts zu überqueren. Gleich vorweg: Es geht – aber es erfordert die volle Aufmerksamkeit. Wir bemühen uns, genau den Weg hinabzuklettern, den wir hoch gegangen sind. Jeder größere Stein, auf den man treten muss, wird zunähst vorsichtig „angetreten“ um ihn auf Rutschfestigkeit zu überprüfen. An der einen oder anderen Stelle bleibt uns nichts anderes übrig, als auf dem Hosenboden abzusteigen. Und trotzdem passiert es zwei oder dreimal, dass wir wegrutschen – zum Glück ohne Folgen. Nach einiger Zeit erreichen wir völlig durchgeschwitzt (die Sonne knallt immer noch gnadenlos) sicheres Terrain.
In kürzester Zeit sind wir wieder am Wagen, rüsten ab

und ziehen kurz Fazit:
Gesamtstrecke: 4,26km
Zeit: 2h 47Minuten (davon 45Minuten Pausen / Fotostopps)
Aufstieg: 325Meter (kumuliert)
Anfahrt: 14 Meilen von der 89 aus / 4x4 und High Clearance erforderlich
Lohnenswert? Der Weg dort hin ist abenteuerlich (Geröllfeld) und der Yellow Rock ist sehenswert. Kein „Must Do“ aber doch interessant. Voraussetzung ist, dass die Sonne scheint und den Berg erstrahlen lässt. Wenn der Himmel bewölkt ist verliert der Yellow Rock seine Faszination, dann kann man sich m.E. den Besuch ersparen.

Der Rückweg vom Parkplatz aus gestaltet sich noch sehr interessant. Genau an der ersten Stelle (von der 89 aus), an der auf jeden Fall High Clearance erforderlich ist, hält ein entgegen kommender PKW an und der Fahrer steigt aus, um sich diese Sektion genau anzusehen. Ich spreche den Fahrer an, dass dies bis zum Trailhead zu Yellow Rock vermutlich die schlimmste Stelle ist. Er berichtet, dass er die Cottonwood Road komplett durchfahren möchte. Ich vermute mal, dass es Deutsche sind, was sie bestätigen. Wir warnen die beiden vor der weiteren Strecke, insbesondere die letzten 10 Meilen sollen lt. Wegbeschreibung in der Paria-Rangerstation „bad“ sein. Seine Frau drängt ihn nun doch zur Umkehr und bittet uns, in Sichtweite zu bleiben, falls sie stecken bleiben. Und so fahren wir wieder mal als Begleitfahrzeug bis zur Junction mit der 89, wo sich unsere Wege trennen.

Der weitere Weg ist völlig unspektakulär: In Page gehen wir beim Walmart einkaufen, an unserer Standard-Tanke Cameron Trading-Post nehmen wir Sprit auf und fahren durch bis zum Grand Canyon, den wir gegen 19Uhr betreten. Mittlerweile ist es stockdunkel, doch wir finden den Weg zum Campground sofort. Das Einchecken müssen wir morgen erledigen, da der Schalter bereits geschlossen ist. Auch unsere vorreservierte Campsite 107 finden wir sogleich und nun macht sich beim Zeltaufbau bezahlt, dass wir die Site schon von früheren Aufenthalten kennen. Wir müssen nicht mehr überlegen, wo und wie das Zelt am besten aufgebaut werden soll, wir wissen es bereits. Trotz der Dunkelheit bauen wir unser Zelt im Scheine unserer Stirnleuchten in rekordverdächtiger Zeit auf. Schnell geht es noch zum Canyon-Cafe um zu Abend zu essen. Und hier haben wir Glück: Wir betreten das Cafe weniger als fünf Minuten vor Feierabend und können tatsächlich noch essen.

Hiernach geht es nur noch ins Zelt und in die Schlafsäcke und dann zu Morpheus. Gute Nacht, bis morgen !


Ganz lieben Dank...

Zwischendurch an Anja, Gunther, Marco, Micha und Stephi, die uns super nette Mails geschrieben haben und auf unserer bisherigen Tour mitgefiebert, mitgebibbert, mitgelitten und sich mit uns mitgefreut haben, sowie uns aufmunternde Grüße geschickt haben, den aktuellen Wetterbericht mitgeteilt haben, Tipps gegeben haben und uns bestätigt haben, dass es sich um eine Gottesanbeterin handelt.
Euch sei gesagt, dass wir an vielen Stellen und vielen Gelegenheiten auch an euch denken, da wären z.B. Paria Ranger Station, Bearclaws, Yellow Rock, Pizza Hut in Kanab usw. usw. Euch allen nochmals: Danke! Und da unsere West Rim Tour glimpflich verlaufen ist, stehen die Chancen auf ein Wiedersehen ja richtig gut ;-)

Tag 6: Ride The Rim

Nach dem Aufstehen und der üblichen Prozedur geht es zum General Store. Während Anita Eis für den Cooler besorgt, stöbere ich die Hosen-Collection und werde fündig. Stolz zeige ich ihr meine Beute. Ein Grinsen kommt mir entgegen: „Ich meine ja fast, dass du genau dieses Modell in dieser Farbe schon hast!“ „Macht nix!“ kontere ich, „dann hat man zur Not immer noch ein Duplikat!“
Anschließend geht es zum Visitor Center. Anita holt sich ihren Stempel und ich mir das Wetter-Update ab. Rund 27Grad sollen es werden mit 25% Wahrscheinlichkeit des Regens. Die nächtlichen Temperaturen werden auf ca. 7 Grad geschätzt. Der Nord Rim ist übrigens fast identisch. Erstaunt sind wir jedoch von den Temperatur auf der Phantom Ranch. Während es am Tag etwa 38Grad sein sollen, sinkt die Temperatur in der Nacht auf 3Grad! Erst glaube ich an einen Rechen- oder Schreibfehler, aber diese niedrige Nachttemperatur zieht ich von gestern über heute bis morgen. Wirklich erstaunlich! Und ich kann es mir eigentlich nicht erklären.

Wir gehen eine Tür weiter zum Fahrradverleih, denn wir haben uns entschieden, Räder auszuleihen. Der Shop direkt gegenüber des Visitor Centers öffnet um 9.00Uhr und fünf Minuten danach stehen wir an dem kleinen Holzhäuschen. Die Miete lässt uns doch in wenig Schlucken: Mit $35 pro Tag pro Rad ist der Preis genau $10 teurer als im Zion. Dennoch schlucken wir die Kröte, schließlich haben sich die Beine schon auf eine kontinuierliche Drehbewegung eingerichtet. Man erklärt uns ausführlich, welche Strecken im Grand Canyon befahren werden dürfen und wie wir uns auf der Hermit Road zu verhalten haben, wenn uns ein Shuttle passiert. Unser Mietvertrag und die Belehrung, auf was alles zu achten ist und wer was wann bezahlen muss bei einem Zwischenfall, umfasst zwei Seiten. Sogar unser Alter und das Gewicht muss angegeben werden. (Aus welchem Grund ???) Einen Helm kriegen wir auch noch verpasst und dann geht es los. Zweimal müssen wir noch zu unserem Auto radeln; beim ersten Mal um unsere Rucksäcke zu holen (Nein, nicht die Trekkingrucksäcke), das zweite Mal, weil wir Anitas Kamera vergessen haben.



Doch dann geht es wirklich los. Es gibt zwischen dem Visitor Center und dem Beginn der Hermit Road sowie teilweise auf der Hermit Road selbst seit letztem Jahr die sog. Greenrway. Es sind für Fußgänger und Radler angelegte Kombi-Wege. Bis zum Anfang der Hermit Road geht es tendenziell nach unten und so ist das Radeln „ein Hammer“. Der Greenway führt durch den Wald, macht immer wieder Kurven und die Kreuzungen sind gut gesichert. So sausen wir an einem Stück bis zum Beginn der Hermit Road.



An der Shuttlestation steht eine lange Schlange. Leicht triumphierend radeln wir an ihr vorbei und sind glücklich und zufrieden, zu den Individualreisenden zu zählen. Doch Hochmut kommt vor dem Fall !
Hermit Road startet mit einem langgezogenen Anstieg. Der Rad-Vermieter hatte uns schon vorgewarnt, dass sich die 6% Steigung „brutal“ auswirken und wir alternativ den Shuttle nehmen sollten, was selbstverständlich gegen unsere Biker-Ehre wäre. Jetzt aber treten wir wie besessen in die Pedale und kommen kaum vorwärts. Zwischenzeitlich tauschen wir die Räder, damit Anita das Rad mit der besseren Schaltung fahren kann. Und jetzt zieht der Bus langsam aber kraftvoll an uns vorüber, vollgestopft mit Touristen, die sich zwar eben vielleicht die Beine in den Bauch gestanden haben, nicht aber wie wir jetzt wie die Wilden „kurbeln“ müssen.




Wir hassen mitleidige Anblicke und schauen daher erst gar nicht in den Bus!
Aber wir haben auch unsere Highlights: Jedem Berg folgt ein Abfahrt und die genießen wir: In voller Fahrt sausen wir von Tal zu Tal, jeweils unterbrochen von einem kräftezehrenden Hinaufröcheln. Insbesondere die Oberschenkel machen uns zu schaffen. Jan Ulrich entschuldigte sich einmal für mangelnde Leistung mit „Die Beine waren nicht gut“. Und der hatte im Gegensatz zu uns außer Kaffee und Kekse vermutlich noch ganz andere Dinge im Blut.
So hecheln und sausen wir von Berg zu Berg und Tal zu Tal und halten an dem einen oder anderen Spot an um Fotos zu machen und Sauerstoff in die Beine zu pumpen. In der Tat ist gar nicht der Anstieg als solches das Problem, sondern die Höhe. Für Menschen, die an 330Tagen im Jahr auf 50Meter ü.M. leben und nun plötzlich auf 2.000Meter radeln, ist die Umstellung nicht ganz leicht. Aber es macht Spaß.
Bei Hermits Rest machen wir Rast. An der kleinen Snackbude erstehen wir außer Wasser und Coke sogar eine Bearclaw.













Diese Bearclaw widmen wir -wie gewünscht- Anja & Micha.
Nach diesem Break geht es wieder zurück zum Ausgangspunkt, wobei der Rückweg nicht weniger anstrengend ist als der Hinweg. Nur der 6%-Anstieg vom Hinweg wird zum Downhill-Knüller und wir rasen den Berg hinab. Unten am Wendehammer drehen wir sogar noch eine Extrarunde, so viel Schwung haben wir.

Auf dem weiteren Weg zu unserem Rad-Vermieter entdecke ich etwas im Augenwinkel und sofort lege ich eine Vollbremsung hin und „schmeiße“ mehr oder weniger mein Fahrrad zu Boden. (Das mit dem „Hinlegen“ des Fahrrades ist zwangsläufig: Die Räder haben -wie auch schon im Zion- keine Ständer. Auch ein Klingel gehört nicht zur Grundausstattung – und auch kein Licht)

Anita – zwei Kurven hinter mir – befürchtet schon, dass ich einen Unfall hatte, weil ich über den Boden krieche. Dabei verfolge ich mit der Kamera nur ein lohnenswertes Objekt – eine Tarantel !



Der Rest des Tages ist schnell erzählt: Während es anfängt zu regnen geben wir die Räder, ab. Im Visitor Center lassen wir uns von der Idee „anfixen“, morgen ein Stück des Hermit Trails zu gehen und nehmen im Canyon-Cafe unser Abendessen ein. Das ursprünglich geplante Grillen fällt leider dem Regen zum Opfer.
Nachdem wir den Bericht hochgespielt und uns über neue Mails gefreut haben, geht es zurück auf die Campsite. Und hier passiert uns auch noch ein Anekdötchen: Während ich hinten am Auto entlade, fällt plötzlich der Wasserbehälter auf dem Tisch zu Boden und ein lautes Flattern erschreckt uns. Offensichtlich hat sich ein Vogel über unser Wasser hermachen wollen, wie wir glauben. Am nächsten Morgen werden wir jedoch feststellen müssen, dass er es weniger auf das Wasser als auf unsere Tischdecke abgesehen hatte, denn die ziert jetzt ein dickes Loch.

Also dann, gute Nacht.

Und was morgen ansteht und passiert, das verraten wir euch in den nächsten Tagen !

Tag 7 – Hike the Hermit

Wir hatten uns folgenden Plan vorgenommen: 6.00Uhr Wecken, 7.00Uhr Aufsitzen, 8.00Uhr Start am Hermit Trailhead.
Was soll ich sagen? Wir haben den Plan tatsächlich – aber eher zufällig – auf die Minute eingehalten. Unser Auto parken wir in der Nähe des Train-Depots bzw. auf der Höhe des Bright Angel Trailheads und nehmen von da aus den Shuttle über die Hermit Road.



Der Bus ist fast leer: außer einem amerikanischen Ehepaar und uns sitzen noch drei Asiaten im Bus. Der Fahrer kämpft gegen die Technik und kann die PA-Anlage nicht aktivieren. So bemüht er sich, sehr laut zu sprechen, damit wir ihn auch ohne die Anlage verstehen können. Doch er kämpft vergeblich gegen das Gequatsche der drei Asiaten an. Zum Glück kennen wir das, was der Fahrer uns mitteilen möchte, vermutlich bereits aus der Vergangenheit. Denn ansonsten hätten wir keine Chance, ihn zu verstehen. Die Krönung jedoch ist, dass einer der drei Quasselstrippen dann nach einiger Zeit vorne zum Fahrer geht und ihn eigentlich genau das fragt, was er vorher versucht hat uns allen mitzuteilen.
Nach gut 40 Minuten entlässt uns der Bus an der Station Hermit Rest. Wir betreten nun Neuland, denn bei Hermit Rest waren wir bisher immer nur am Rim oder aber im Gift Shop. Bis zum Trailhead hat es uns noch nie gezogen. Wir lassen den Giftshop rechts und die Toilettenanlage links liegen und erreichen nach ca. 150Metern den Trailhead.


Der Trail soll nicht „ohne“ sein, heißt es: Er wird als steil und felsig beschrieben und wendet sich an erfahrene Wüsten-Hiker. An anderer Stelle haben wir gelesen, dass er gerne zum Stolpern und Knie-verdrehen neigt. Wir sind gewarnt und setzen uns als heutiges Ziel auch nur eine Etappe von etwa 2,5km bis zur sog. Dripping-Spring-Junction. Allerdings überwindet der Trail allein bis dahin auf dieser kurzen Sektion schon einen Höhenunterschied von 439m, das sind nochmal 80m mehr und damit noch steiler als der Bright Angel Trail vom Trailhead bis zum One-and-a-half-Mile Rest House.



Wir starten; und sogleich geht der Trail steil nach unten. Er ist in keinster Weise so gut ausgebaut wie alle anderen Trails am Grand Canyon, die wir kennen, und somit weder mit dem Bright Angel Trail, den beiden Kaibab Trails oder dem Tonto Trail zu vergleichen. Die aus Steinen angelegten Stufen sind mitunter sehr hoch und wir können uns vorstellen, dass man sich hier leicht das Knie verdrehen kann. Jetzt um diese Zeit (ca. 8:30Uhr) liegt noch Schatten auf dem Trail. Uns wird schon etwas mulmig bei der Vorstellung, diesen Trail nachher wieder hochgehen zu müssen.



Obwohl er bei weitem nicht so frequentiert ist wie die anderen o.g. Trails, kommen uns doch viele Hiker entgegen. Allerdings handelt es sich letztlich um eine Schulklasse des United World Colleges, wie ich auf Nachfrage hin erfahre, die den Grand Canyon erkunden will.



Kompliment: Etwa 20 Schülerinnen und Schüler kämpfen sich unter Aufsicht einer einzigen Lehrerin seit gestern Abend mit Trekking-Rucksäcken schwer bepackt über den Hermit Trail vom Colorado hoch zum Rim. Und das auch noch gut gelaunt; was haben wir früher geschimpft, als wir beim Klassenausflug im Siebengebirge nur den Drachenfels hoch mussten!



Ansonsten aber gibt es kaum andere Hiker. Der Weg hat nur eine kurze Passage zum Entspannen: Hier geht er auf etwa 200 Meter fast ebenerdig, bevor er dann wieder in seine alte Gewohnheit verfällt: steil, holprig und felsig ! Nach 2km erreichen wir die erste Junction. Hier geht links der Waldron Trail ab. Wir befinden uns jetzt auf einem riesigen Zwischenplateau, weshalb der Weg nun ohne nennenswerte Steigung oder Gefälle verläuft. Wir bleiben auf dem Hermit Trail bis wir einige hundert Meter später die zweite Junction erreichen. An dieser Stelle geht links der Trail zu Dripping Springs ab.



Gut 2,5km haben wir nun hinter uns. Hier unten herrscht eine richtige Idylle: Leicht bewaldet und damit auch etwas Schatten spendend, erinnert es ein bisschen an Indian Garden. Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen und rüsten uns mental wie auch physisch auf den anstehenden Aufstieg vor: Anita mit Wasser und ich mit etwas Beef Jerkey und Power Drink.



Und nach einer viertel Stunde geht es wieder los. Unser Aufstieg wird durch die Schulklasse begleitet. Gegenseitig überholen wir uns immer wieder, was den Aufstieg abwechslungsreich gestaltet.
Überhaupt: Der Aufstieg ist sicherlich anstrengend - aber weniger brutal als befürchtet. Allerdings müssen wir einräumen, dass uns eine große, dicke Wolke beim Aufstieg begleitet, die das Sonnenlicht angenehm dämpft. Der Trail bietet im Gegensatz zum Bright Angel Trail zwar mehrere Schattenpartien, dennoch gibt es auch brutale Sonnenabschnitte. Und die würden uns sicherlich zusetzen wenn es nicht die erwähnte Wolke gäbe.
Das GPS dient uns als Motivator: Zeigt es uns doch Wegstrecke und momentane Höhe an, so dass wir stets wissen, was wir schon geschafft haben. (Natürlich kann es auch demotivierend wirken, wenn man abliest, was man tatsächlich erst geschafft hat. Doch wir sind ja Berufsoptimisten und achten nur auf das, was schon hinter uns liegt.)
Im Visitor Center ist der Trail mit rund 2 bis 4 Stunden plus Pause angegeben. Nach gut 3 Stunden incl. Pause erreichen wir den Trailhead wieder und haben damit nicht nur einen tollen Hike hinter uns sondern auch eine ganz gute Zeit erzielt.

Wir ziehen mal wieder Fazit:
Der von uns gelaufene Hike ist ja nur ein ganz kleiner Ausschnitt des Hermit Trails und wir können uns auch nur über diesen Abschnitt ein Urteil bilden. Auf unserer Etappe zählt der Weg selbst zu den abenteuerlichen Highlights. Vom Panorama ist er leider nicht mit den „Grand Views“ der Kaibab Trails oder des Bright Angel Trails zu vergleichen.
Dafür wird man am Ende unseres Abschnittes an der Junction Dripping Spring mit einem schattigen, oasengleichen Plätzchen belohnt.
Wir sind ihn übrigens ohne Wanderstöcke erlaufen. Vermutlich ist der Abstieg mit Wanderstöcken angenehmer zu laufen.


Trotz unserer widrigen Trekking-Erfahrung vor einigen Tagen geht uns schon wieder eine Planung für einen möglichen Tripp in 2011 durch den Kopf: Hermit Trail – Tonto Trail – Bright Angel Trail ?
Aber bis dahin ist noch lange Zeit !
Bei Hermit Rest nehmen wir einen kleinen Snack zu uns. Leider sind die Bearclaws „Sold out“. Die letzte ist wohl gestern über den Tisch gegangen. Klar, an uns !
Mit dem Shuttle geht es zurück zum Parkplatz und von dort aus mit dem Wagen ins Canyon Cafe zum weiteren Denken. Nach einem guten Kaffee geht es zum neuen Visitor Center, das kürzlich unmittelbar neben dem Watchtower eröffnet hat.



Es ist recht klein und nicht mit dem anderen Visitor Center zu vergleichen. Dafür ist es gemütlich, überschaubar und auch ganz nett.
Beim Desert View überzeugen wir uns mit einem Blick in den Canyon, ob noch alles in Ordnung ist. Und beim Wegfahren entdecken wir auf dem Parkplatz mal wieder eine „wilde Horde“ von 30 Harleys. Immer wieder ein oder viele Fotos Wert:



Auf dem Rückweg zum Canyon Cafe halten wir Ausschau nach einem guten Spot für den Sonnenuntergang, falls er es heute überhaupt Wert sein wird, fotografiert zu werden; denn es regnet. Somit fällt leider auch erneut unser Grillen ins Wasser. Nach dem Abendessen färbt sich der Himmel rot und purpur, weshalb wie sofort zum Yavapai Point für ein paar nette Fotos rauschen.



Und so neigt sich ein weiterer Tag dem Ende entgegen. Im Zelt bereiten wir schon einmal alles vor, soweit das geht, damit wir morgen früh schnell selbiges abbrechen können.

Also dann, gute Nacht !

Und morgen geht es mit dem Wagen weg vom Grand Canyon zum.....

Das verraten wir erst beim nächsten Update, denn wir wissen ja gar nicht, ob wie nicht wieder alles über den Haufen werden....

Tag 8 – Ride to Devils Canyon

Um 5:00Uhr klingeln die Wecker, aber wir werden schon vorher wach durch die Nachbarn. Auf mehreren Campsites hört man reges Treiben. Flott bauen wir unser Zelt ab und sind in weniger als einer Stunde mit allem fertig. Am Yavapai-Point genießen wir den Sonnenaufgang, allerdings ist es so bewölkt, dass sich die Sonne nur ganz kurz zeigt. Das Erlebnis, dass sich der Canyon langsam rot verfärbt, wenn sich das Morgenlicht über ihn ergießt, fällt sehr kurz aus.



Heute haben wir kein festes Reiseziel, denn wir müssen erst übermorgen in Moab ankommen. Also verlassen wir den Grand Canyon über den Ost-Ausgang in Richtung Cameron, wo wir natürlich wieder tanken müssen. Hier stöbern wir ein wenig im Gift- Shop herum und entdecken dann in der Snack-Ecke eine riesige Slim Jim. Das ist eine typisch amerikanische Rindswurst, gut gewürzt und aus recht trockenem Fleisch bestehend. Üblicherweise gibt es sie in etwa 8cm Länge oder alternativ 12cm. Doch die hier bringt es auf einen satten Meter! Sogar die Native an der Kasse muss lachen, als ich sie anschleppe und fragt auch noch, ob ich dafür gerne eine Tüte möchte.
Weiter geht es über Kayenta zu 4 Corners. Das ist zwar ein Umweg, da wir aber Zeit haben, fahren wir mal wieder diese Strecke. Wir waren nämlich schon recht lange nicht mehr bei 4 Corners.



4 Corners ist die einzige Stelle in den USA, an der gleichzeitig vier Bundesstaaten aufeinander stoßen, nämlich Utah, Arizona, Colorado und New Mexico. Mit $3 pro Person gewähren uns die Natives Zugang zu dieser amerikanischen Einmaligkeit.
Wir sind recht erstaunt, dass kaum etwas los ist. Gerade mal ein Dutzend Touris verteilen sich auf dem Gelände und knipsen in vielen Variationen den Schnittpunkt der vier Bundesstaaten.
Bei der Gelegenheit kommen wir mit zwei älteren amerikanischen Ehepaaren ins Gespräch, die allesamt irgendwelche Städte in Deutschland kennen.
Wenn ich antworte, dass wir aus Cologne kommen, sehe ich oft in ratlose Gesichter (natürlich nicht immer).

Wir werden uns angewöhnen, in solchen Situationen darauf hinzuweisen, dass wir in Köln einen großen Dom haben und der nach einer Studie das bekannteste rsp. beliebteste Bauwerk Deutschlands ist.
(Was uns selbst aber bis vor kurzer Zeit völlig unbekannt war.)

Nach diesem Intermezzo entscheiden wir uns, heute im Natural Bridge Monument unser Zelt aufzuschlagen und morgen dort zu wandern. Hierzu fahren wir die 160 weiter bis wir auf die 41 abbiegen. In Utah wird sie dann zur 162. Bei Bluff biegen wir auf die 163 ab. An dieser Stelle ist die alte bekannte Tanke bei den Twin Rocks, die für uns stets ein Motiv für die Kamera Wert ist. Nunmehr gelingt es mir erstmalig, daran vorbeizufahren ohne auch nur ein Foto zu schießen.

Kurz vor Mexican Hat biegen wir dann rechts in die 261 ein, die mir bemerkenswert erscheint: Über eine Schotterstraße geht es in Serpentinen sehr steil nach oben zum Pass. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte mit dem Beifahrer wechseln. Die Kurven sind sehr eng und dass die Straße nicht ganz „ohne“ ist, verraten die vielen Schilder. So ist der Weg für Gespanne und Fahrzeug ab einer bestimmten Länge gesperrt. Wir kommen mit unserem Allrad ohne jegliche Schwierigkeit hoch.
Ich erinnere mich aber gut daran, dass wir auf unserer ersten Tour in den Südwesten 1993 diese Straße mit einem Mustang gefahren sind. Damals war die Straße eine richtige Washboard-Road. Der Mustang tänzelte förmlich auf den Wellen und das Heck ging immer wieder in Richtung Abhang. Ich habe daraufhin das Steuer übernommen aber auch bei mir verhielt sich unser „Gaul“ genauso störrisch. Wir brauchten damals recht lange bis wir endlich oben am Pass waren. Heute hingegen läuft alles bestens.
Auf halber Strecke halten wir kurz und werfen einen Blick auf das zu unseren Füßen liegende „Valley Of The God“, von vielen auch als das kleine Monument Valley genannt.






Weiter geht es zum Natural Bridges Monument. Leider müssen wir vor Ort feststellen, dass alle Campsites belegt sind. Auch das Wetter spielt nicht mit: 40% Regenwahrscheinlichkeit sind prognostiziert.
Wir fahren weiter und entscheiden uns, zwischen Blanding und Monticello den Devils Canyon Campground anzufahren, wenn er denn geöffnet ist. Er ist nicht das ganze Jahr über „busy“ und unser Versuch vor ein paar Wochen, für den jetzigen Zeitpunkt eine Site im voraus zu reservieren, scheiterte daran, dass es im Internet hieß, er sei zu dieser Zeit bereits geschlossen.

Doch zu unserer Freude ist er geöffnet und so drehen wir eine Runde nach der anderen, um eine geeignete Site zu finden. Kaum zehn Camper verteilen sich auf dem riesigen Areal. Die Sites sind überwiegend im Wald angelegt und die ganze Anlage ist absolut topp gepflegt. Sogar in den Pitt-Toiletts sind sauber und duften besser als so manche Toilette in Restaurants.
Wir schlagen unser Zelt auf Site 28 auf und entchein uns für eine Stelle am Waldesrand. Leider stößt der letzte aber durchaus wichtige Hering nach 2 Zentimeter Lehmboden auf Felsen. Mehrere Versuch, ihn mit Gewalt reinzuschlagen, scheitern jämmerlich. Also müssen wir das Zelt doch an einer anderen Stelle auf dieser Site aufschlagen. Hier kann man die Heringe fast mit der Hand einschlagen.
Während Anita den Innenausbau vornimmt, fahre ich zum Check In. Check In bedeutet hier, dass man sich registrieren muss und Geld in einen Umschlag steckt, dann das Kuvert in einer „Tube“ versenkt.Doch dann schrecke ich ziemlich zusammen:




An der Infotafel stehen Warnhinweise, dass es sich hier um ein Bärengebiet handelt und welche Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müssen. Ich hole Anita hinzu und wir rätseln beide, was wir nun machen sollen.
„Das Zelt doch wieder abbauen und -wie ursprünglich schon mal überlegt – ins Motel gehen ?“ geht uns durch den Kopf.
Da kommt zum Glück die Host herbei und beruhigt uns (teilweise zumindest), dass hier auf dem Platz noch keine Bären gesehen wurden. Gleichzeitig weist sie aber schon mal darauf hin, dass das nun nicht heißt, dass es hier keine Bären gibt. Sie mahnt auf jeden Fall zur Vorsicht (kein Essen unverschlossen deponieren, keine Essensreste herumliegen lassen, nicht in der Kleidung schlafen, mit der man gegrillt hat usw.)
Außerdem warnt sie uns vor einem nahenden Unwetter, das heute Nacht über uns rüber ziehen soll. Ich albere rum, dass mir ein vorüberziehendes Gewitter allemal lieber ist als ein vorüberziehender Bär!

Wir entscheiden uns,
a) hier zu bleiben aber
b) nicht zu kochen, um hier schon mal die Gefahr zu minimieren. Auch nehmen wir diesmal außer Wasser kein Getränk mit ins Zelt.

Wir leben daher statt vom Grill - aus der Kühlbox und gehen recht schnell beruhigt aber dennoch hoch konzentriert ins Zelt. Ich bin mir sicher: Wenn ich heute Nacht von einem Geräusch erwache, dann bin ich nicht ganz so relaxt wie sonst.

Also dann, bis morgen !

Tag 9 – Auf nach Moab

Statt von den Weckern lassen wir uns vom Morgen wecken, und das ist um 7Uhr. Wir krabbeln aus dem Zelt und ein wolkenloser Himmel erwartet uns. Das wundert uns nicht, denn alle Wolken, die gestern am Himmel waren, wurden heute Nacht über unserem Zelt entleert. Es hat nicht geregnet, es hat wie aus Eimern geschüttet. Verbunden mit einem ordentlichen Gewitter. Es war eine atemberaubende Nacht: Auf dem Rücken liegend - nur eine Stoffbahn Zelt und die unendliche Gewalt der Natur über sich. Die Blitze ließen unser Zelt erleuchten und der anschließende Donner hallte so lange nach, wie wir es noch nie erlebt haben. Und das ganze in einem Stereo Surround 10.1 – Sound, den ich mir in unserem Kino wünschen würde. (Aber ich arbeite noch daran ;-)

Während des Gewitters haben wir beide rumgealbert, dass wohl kein Bär bei diesem Wetter vor den Bau gehen wird. Allerdings hat Anita gekontert, wenn er denn schon unterwegs ist, sucht er mit Sicherheit einen trockenen Unterschlupf, z.B. bei uns im Zelt: „Lasst mich rein!“ flehend!
„Wenn schon“ erwidere ich, „Let me in` - schließlich wird hier Englisch gesprochen!“




Jetzt aber heißt es: Zeltabbau und etwas trocknen. Wir haben übrigens ziemlich Glück gehabt, dass wir gestern mit unserem Zelt noch einmal umgezogen sind: Der andere Platz war völlig ungeschützt und steht jetzt im Wasser. Manchmal ist so etwas ja doch Schicksal.

Nach etwa einer Stunde verlassen wir Devils Canyon Campground nördlich in Richtung Moab. In Monticello sehen wir eine ganze Reihe netter und preiswerter Motels, doch das Motel wollen wir uns erst heute in Moab gönnen - möglichst im Inca Inn bei Daisy. Dort haben wir früher zu unseren Motel-Zeiten häufiger genächtigt und kennen die Besitzer.

Unsere erste Station heißt aber „Super 8 – Motel“ um nach der Wettervorhersage zu „googeln“, denn es ziehen schon wieder große Wolken auf. Doch das „Super 8 – Motel“ verlangt erstmalig einen Zugangscode, weshalb wir zum Best Western wechseln. Die Wettervorhersage ist gelinde gesagt „suboptimal!“, denn für die nächsten Tage ist jeweils eine 30 – 60%ige Regenwahrscheinlichkeit vorhergesagt. Dafür wird am Ende der Woche am Grand Canyon, wo wir anschließend hin wollen, „sunny“ vorhergesagt.


Nachdem auch umliegende Gebiete, z.B. das von Anja und Micha empfohlene Sedona, schlechtes Wetter bieten, bleiben wir bei unserem Vorhaben und fahren zu Daisy.
Wenn wir ausnahmsweise nicht selbst unsere Pläne umschmeißen, dann haben wir andere, die das für uns erledigen: Daisy hat „No Vancancy Today“; erst morgen gibt es wieder freie Zimmer. Also gehen wir ein Motel weiter zum Adventure Motel. Die Motelpreise haben hier in Moab ganz schön angezogen - unter $100 ist kaum was zu kriegen.

Der Hotelier ist sehr nett, erklärt uns alles und weist uns letztlich auch noch darauf hin, dass es auch eine Laundary (Wäscherei) gibt. Im Nachhinein sind wir uns unsicher, ob das vielleicht eine Anspielung sein sollte auf unser Outfit. Aber egal, der sollte erst mal sehen, wie wir nach einer Woche Campen unter den Anziehsachen aussehen – wir benötigen dringend eine Dusche !

Da das Zimmer noch nicht zu beziehen ist, ruft uns Denny`s zu einem Frühstück. Während Anita wieder ihren Grand Slam bestellt, bin ich experimentierfreudig und ordere einen „Toast with bananas and caramel sauce – and eggs – sunny side up and Sausage links“.
Zu Deutsch: Einen Bananentoast mit Karamel-Soße, dazu Spiegeleier mit Würstchen.

Ein Frühstück so dezidiert in einem Reisetagebuch aufzuführen ist grundsätzlich nicht notwendig, außer man nutzt die Notizen als Gedächtnisstütze für den nächsten Besuch, um sich dann erinnern zu können, was ich das nächste Mal nicht mehr bestellen werde!
In der Tat, wie es die Zutaten schon vermuten lassen, ist das Frühstück sehr süß; zu süß für mich !

Nach dem Breakfast sind unser Ziel die Gemini Bridges! Die Gemini Bridges sind zwei parallel laufende natürliche Brücken im Canyonlands. Bei unserer Anfahrt berufen wir uns auf das englischsprachige Buch „4 x 4 Backcountry Roads of Utah“, das die Anfahrt zu den Gemini Bridges in eine Loop einbaut. Allerdings ist die Strecke mittlerweile so gut ausgeschildert, dass man auch ohne Buch gut zurechtkommt, wenn man mal den Ausgangspunkt gefunden hat.

Wir verlassen Moab auf der 191 in nördliche Richtung fahrend und biegen nach 9,8Meilen links ab. Ab hier sind die Gemini Bridges seit einiger Zeit bereits ausgeschildert. Die Straße ist eine Dirt Road, also unbefestigt. Nach 1,2 Meilen steigt der Weg an und führt uns zur Felskante eines Plateaus. Beim Meilenstand 2.1 geht der Trail wieder runter in einen Canyon.

Die Road ist in dieser Sektion mit einem Wagen mit High Clearance weitgehend ohne nennenswerte Schwierigkeiten zu befahren. Eine Passage ist allenfalls erwähnenswert, kann jedoch von jedem etwas erfahrenen Off-Roader mit einem Rental-SUV bewältigt werden, wenn er die Stelle geschickt umfährt.



Genau bei Meilenstand 4.0 erreichen wir Gooney Bird. (gebräuchlicher Name für einen Albatross)



Es geht den Ausschilderungen gemäß weiter, bis wir etwa beim Meilenstand 4,6 an eine T-Kreuzung gelangen. Hier heißt es, rechts abzubiegen und den Berg hinaufzuklimmen.



Und nun gelangen wir an eine Sektion, die uns vor ein Problem stellt:



Die Furchen zwischen den hochstehenden Felsbrocken sind so tief, dass es kaum gelingen wird, die Passage zu passieren, ohne aufzusetzen. Obwohl ich schon häufig mit den verschiedenen Fahrzeugen „off-Road“ unterwegs war, fällt mir hier kein sicherer Weg ein, durchzukommen.
Zumal der Jeep nur bedingt geländetauglich ist: Der lange Radstand erschwert es, Hindernisse einfach so zu überfahren, die fehlende Geländeuntersetzung bedeutet, Hindernisse mit Schwung statt mit Kraft nehmen zu müssen und die weiche Federung lässt den Wagen hinter den Hindernissen weit in die Federn eintauchen.
Wir spielen verschiedene Szenarien durch, und probieren eine Variante. Aber statt über den Felsbrocken rüber zu steigen, beißt sich der Jeep daran fest und lässt die Räder durchdrehen. Mit brachialer Gewalt und großer Risikobereitschaft wäre die Sektion natürlich machbar.
Wir kommen zu dem Schluss, dass es für den Wagen und unsere Reisekasse vermutlich besser ist, Vernunft walten zu lassen und unverrichteter Dinge umzukehren.
Aber wir haben ja noch den Joker! Es gibt ja auch noch einen anderen Zugang, der in dem o.g.Buch quasi der weitere Verlauf der Loop ist. Und den werden wir nun ausprobieren.
Wir fahren daher die komplette Strecke wieder zurück bis zur 191.
Diese fahren wir runter bis zur 313. Dort biegen wir links ab und fahren dann wiederum links in die Straße, die ins Canyonlands hoch führt.

Aufgrund der GPS-Daten aus dem Buch finden wir die Dirt Road recht gut, zumal die Strecke – wie bereits erwähnt- ausgeschildert ist. Wir folgen den „Gemini Bridges“ - Schildern und erreichen nach einiger Zeit den kleinen Parkplatz.. Die Anfahrt von dieser Seite aus ist wesentlich entspannter, es gibt keinen Abschnitt, an dem wir auch nur aussteigen und überlegen müssen, ob wir noch weiterkommen.
Vom Parkplatz führt ein einfach angelegter Weg zu den etwa 200 Meter entfernten Gemini Bridges. „Angelegt“ bedeutet, dass Steine und Äste den Weg markieren, den man nehmen soll, um die Zerstörung durch Querfeldein-Läufer einigermaßen in den Griff zu bekommen. Imposant stehen die Zwillingsbrücken zu unseren Füßen und obwohl sie mit jeweils etwa 8m recht breit sind, ist es etwas unbehaglich, sie zu überqueren.



Fast auf den Tag genau vor 11 Jahren kam hier ein 19Jähriger ums Leben, als es mit einem Jeep diesen sehr beliebten Trail fuhr und beim Überqueren der Brücke abrutschte und die 80Meter in die Tiefe stürzte. Eine Plakette erinnert an diesen Zwischenfall.



Trotz dieser Tragödie war es bis 2008 noch möglich, diesen Trial zu fahren. Die Attraktivität der Strecke führte jedoch zu einer zunehmenden Zerstörung der Landschaft, und zwar durch jene, die sich leider nicht an die vorgesehene Wegstrecke hielten sondern querfeldein fuhren. Aus diesem Grund wurde die Überfahrt wie auch der Weg unterhalb der Gemini Bridges zwischenzeitlich gesperrt.
Nach einem ausführlichen Shooting machen wir uns auf den Weg zurück in Richtung Moab.

Erstmalig sehen wir auf der dekorativen Bahnstrecke einen Zug fahren. Wir haben zwar vor langer Zeit mal gelesen, dass die Strecke tatsächlich noch gelegentlich frequentiert wird, einen Zug haben wir bei all unseren Besuchen jedoch nie gesehen.


In Moab steuern wir als erstes den Adventure Outfitter an, wo wir ein Imprägnierspray für unser Zelt erwerben. Der nächtliche Dauerregen hat uns gezeigt, dass die Imprägnierung nach nunmehr sechs Jahren nachlässt. Nach dem Einkauf und Tanken beim City Market (mit unserer Kundenkarte, die wir schon viele Jahr haben, sparen wir heute tatsächlich $3 !) schauen wir uns ein ATV an.
Wir spielen mit dem Gedanken, uns ein solches Teufelsgerät für morgen auszuleihen und erkundigen uns bei einem Verleiher. Dieser offeriert uns für $99 / Stunde ein solches Fahrzeug. Preisvergleiche ergeben dann, dass es auch für $170/Tag geht. Wäre zwar grundsätzlich eine nette Sache, aber das ist uns der Spaß nun doch nicht Wert, zumal wir ja auch mit unserem Jeep die eine oder andere Strecke fahren können.
Wir beziehen unser Zimmer (na ja, das Zimmer geht so! Sauber zwar, aber kein „Knüller“).
Aber dann kommt ein Highlight: Duschen ! Man mag gar nicht glauben, wie viele Schichten an Schmutz, Sonnencreme, Gesichtscreme so übereinander passen und wie viel Schrubben es bedarf, wieder bis zur Hautschicht durch zu dringen. (Echte Camper wissen das natürlich!)

Aber nicht nur in unserer Dusche wird es nass. Es regnet erneut aus vollen Eimern und der Weather-Channel spricht von Flashflood-Gefahr in weiten Teilen des Landes. Anita und ich sehen uns nur an und fangen an zu grinsen: Es muss Schicksal gewesen sein, dass unsere Trekking-Tour auf dem West-Rim-Trail so daneben gegangen ist, dass wir daraufhin die Tour zum Angel Arch abgesagt haben. Denn genau jetzt wären wir in diesem Gebiet, dem strömendem Regen und der Flashflood-Gefahr ausgesetzt. Ich glaube, wir können uns bei der verpassten Campsite Nr. 2 auf dem West-Rim-Trail dafür bedanken ! Wir haben vermutlich indirekt riesiges Glück gehabt.

Zur Feier (aber das hätten wir sonst auch gemacht) gehen wir „Fine Dining“ (Mc. Donald`s)
Richtig, Anja und Micha, ihr ahnt es schon: es gibt einen Angus ! (für Anita)
Nach diesem Snack beim Mc, geht es zurück ins Motel, wo wir recht schnell im Bett verschwinden. Gute Nacht !

Tag 10 – Secret Spire

Es ist herrlich, die Vorzüge eines ordentlichen Bades genießen zu können. Und wer jetzt fragt:
„Warum geht ihr denn dann nicht immer ins Motel?“
kann kein Camper sein!
Das Motel bietet seinen Gästen sogar Frühstück: Kaffee und Mini-Muffins. Das reicht nun doch nicht und so geht es auf die Schnelle zum Burger King. Anschließend sind wir schon wieder auf der Piste in Richtung Canyonlands zum Secret Spire – im Internet gelegentlich auch als Olympic Torch bekannt. Was das ist? Werden wir sehen !

Wieder geht es von der 191 auf die 313 in den Canyonlands N.P. Die genaue Wegbeschreibung schenken wir uns, denn sie ist vorbildlich auf der Seite von „Canyon Murmel“ zu finden. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für die Wegbeschreibung.
Eine besondere Orientierungshilfe sind neben den GPS-Daten die Bilder, durch die die Anfahrt überhaupt kein Problem darstellt. Die Dirt Road ist im ersten Abschnitt in einem sehr ordentlichen Zustand und ließe es m.E. sogar zu, sie mit einem normalen PKW zu befahren. Doch auf dem letzten Abschnitt ist es damit vorbei: Nun ist ein SUV erforderlich. Etwa 400Meter vor dem Ziel führt der Weg dann über Slickrock, erst hier müssen wir uns einen geeigneten Weg suchen, um das Hindernis geschickt zu passieren.
Etwa 200 Meter vor dem Ziel lassen wir den Wagen vorsichtshalber stehen und gehen den Rest zu Fuß. Unnötigerweise, denn der weitere Wegverlauf stellt kein Problem mehr dar (also weder zu Fuß noch mit dem Auto).
Weit über 1,5 Stunden brauchen wir, um Secret Spire bzw. Olympic Torch aus allen Perspektiven zu fotografieren.



Wir zwei neben der Fackel soll die Größe verdeutlichen. Wir schätzen sie auf ca. 7 Meter Höhe.

Unser Fazit: Ein Ausflug, der sich aus unserer Sicht auf jeden Fall gelohnt hat.

Wir machen uns wieder auf den Rückweg. Von der 131 haben wir hin und zurück 23 Meilen und etwa 3 Stunden benötigt. Bei dieser Zeitangabe schlägt allerdings unser Shooting im besonderen Maße zu Buche.

Anschließend geht es zum Arches N.P., wo wir unser Zelt aufschlagen, es trocknen und imprägnieren. Die Site hatten wir im Internet vorreserviert und mangels vieler Alternativen in Unkenntnis die Site Nr. 1 gebucht. Sie erweist ich jedoch als Volltreffer, weil sie etwas abseits liegt und sehr schön ist.
Hier noch ein ergänzender Hinweis: Der Campground im Arches N.P. gilt allgemein als der schönste Campground im Südwesten der USA. Wir können bestätigen, dass er wirklich sehr schön ist, finden aber, dass es auch andere Campgrounds gibt, die ihm in nichts nachstehen. (z.B. Valley Of Fire)

Und wie wir jetzt erst erfahren, sind alle Sites mittlerweile nur noch über Vorreservierung zu haben. Früher gab es zwei Bereiche:
a) Sites zur Vorreservierung
b) First Come First Served.
Jetzt kann man ohne Reservierung nur noch beim Host nachfragen, ob man das Glück hat, dass jemand seine Reservierung zurückgezogen hat. Damit endet auch das berühmte tägliche Schlangestehen in einer Linie am Visitor Center um Punkt 9.00Uhr.
Unser Zelt ist nun pünktlich zum einsetzenden Regen trocken und imprägniert und besteht auch sogleich die erste Traufe. Zum Glück hält der Regen nicht lange an und wir beginnen endlich mit dem seit Tagen verschobenen Grillen.
Ob das funktioniert oder der Regen wieder einsetzt ?

Fortsetzung folgt !

Ja, es funktioniert tatsächlich. Beim Host haben wir Feuerholz erworben, doch das Lagerfeuer bewahren wir uns für nachher auf ! Denn zunächst geht es noch durch den Park für ein paar Fotos, die ich gerne in unserer Diashow einbauen möchte. Letztlich landen wir in Moab beim Mc.Donald`s, um hier im Internet nach dem Wetter zu surfen und für Ende der Woche in Las Vegas ein Hotel zu buchen. Den Hinweis, dass man in den meisten Mc.Donald`s ins Internet kann, haben wir von Anja und Micha.
Der Mc.Donald`s in Moab hat sich ganz schön verändert: Aus dem Playland für die Kid`s ist nun eine Art Lounge geworden mit TV und Sessel und Couch. Es bietet sich förmlich an, hier zu surfen. Und wir sind nicht die einzigen. Am Nebentisch sitzen gleich vier Teenies mit ihren Laptops. Und wir natürlich !



Aber wir versacken beim Surfen und sind tatsächlich erst gegen 23:30Uhr wieder am Zelt. Ein Lotterleben; das muss sich morgen wieder ändern. Bis dahin: Gute Nacht !

Tag 11 – Das nächste Desaster !

Den nachfolgenden Tages-Bericht schreibe ich zu unserer (und evtl. euren) großen Überraschung vom Bett eines Motels aus. Dass wir heute in einem Bett statt in unseren Schlafsäcken nächtigen, hätte keiner von uns gedacht. Aber eine andere Möglichkeit haben wir heute nicht mehr, denn was uns heute passiert ist, kam völlig unerwartet und ist für uns völlig neu. Und dabei fing alles zunächst so gut an.....

Die ganze Nacht über hat es geregnet und auch jetzt tröpfelt es, so dass wir es morgens ruhig angehen lassen und erst kurz vor 8:00 Uhr aufstehen. Unser erster Weg gilt einem Kaffee beim Mc.Donald`s, nicht jedoch ohne vorher durch den Arches zu fahren und an verschiedenen Stellen für Fotos zu stoppen. Ein kurzer Stopp am Visitor Centr dient unserem neuesten Wetter-Update.: Es wird heute in der Zeit von 8AM bis 9PM mit starken Regenfällen gerechnet und vor Flashfloods gewarnt. Aber natürlich fehlt bei den Amerikanern niemals die Prise Humor:



Nach dem Frühstück geht es noch einmal zu den Gemini Bridges um noch einige Fotos, die vorgestern untergegangen sind, nachzumachen. Nachdem sich das Wetter nach unserem Frühstück zunächst deutlich gebessert hatte und der Himmel förmlich aufriss, beginnt er genau jetzt wieder, sich zuzuziehen. Große Wolkenfelder überdecken weite Teil über uns.
Weiter geht es nach Canyonlands, denn gerne möchte ich in paar Fotos dieser riesigen und beeindruckenden Wolken machen. Wir fahren durch bis zum Grand View, dem letzten Aussichtspunkt auf dem Hauptweg durch den Park. Während ich eine Vielzahl von Fotos schieße, kündigt sich Böses an: Am Horizont ziehen sehr sehr dunkle Wolken auf. Das scheint das Unwetter zu sein, weswegen schon vor Flashfloods gewarnt wird. Man sieht die Regenschauer langsam wie Nebelschwaden über Canyonlands ziehen. Ein faszinierendes Bild. Langsam kommt Wind auf, der sich nach ein paar Minuten orkanartig entwickelt, weshalb ich meine exponierte Foto-Location direkt am Rim lieber aufgebe und mich ins Auto verdrücke. Mit dem Orkan kommt auch starker Regen und plötzlich knallt es auf der Motorhaube und auf dem Dach:
Es hagelt. Innerhalb kürzester Zeit ist die Straße weiß als hätte es geschneit. Die wenigen Fahrzeuge, die unterwegs sind, stoppen aus Sicherheitsgründen am Straßenrand.





Unser Außen-Thermometer am Auto zeigt an, dass sich die Temperatur von 23 Grad Celsius in wenigen Minuten auf 7Grad(!) abgekühlt hat.
Nach 10 Minuten hat der Spuk ein Ende. Zunächst schaue ich vorsichtig auf unsere Motorhaube, ob sie ohne Beulen ist. Schließlich gehören wir zu den Hagelgeschädigten, die es bei dem berühmt-berüchtigten Kölner Hagel in der 90er Jahren erwischt hat und deren noch nicht einmal einjähriger Wagen nach wenigen Minuten wie das Gesicht eines pubertierenden Jugendlichen aussah. Aber diesmal sind wir mit dem Schrecken davon gekommen.,
Wir schleichen in Richtung Visitor Center. Noch auf dem Weg dorthin fällt uns ein Wasserfall auf, der sich auf die Straße ergießt, über sie hinweg fließt und am anderen Ende durch den aufsteigenden Wind hochgepeitscht wird. Es wirkt, als wäre ein Hydrant geplatzt.





Das Spektakel verursacht sofort einen kleinen Verkehrsstau, weil irgendwelche Schaulustige anhalten und fotografieren müssen. Besonders ein silberner Jeep blockiert die Weiterfahrt durch seine Neugier. Anita meint, ich soll still sein, das ist schließlich unser Auto.....
Am Visitor Center halten wir kurz an. Der Parkplatz ist überfüllt, weil viele ihre Weiterfahrt unterbrechen um das Unwetter abzuwarten. Das VC ist übrigens für uns völlig neu. Wir kennen nur das Visitor Center „einspunktnull“ und nicht das neue, wesentlich größere.
Nach einiger Zeit machen wir uns auf den Weg in Richtung Moab zum Shoppen. Nach „Alco“ geht es noch zum „City Market“ und dann zurück in den Park. Unterwegs halten wir nochmal an einem schönen Aussichtspunkt an, um das gigantische Wolkenspiel in Zeitraffer zu fotografieren. Die Sonne verschwindet allmählich und recht schnell wird es stockdüster, aber wir kennen ja den Weg zu unserer Site und unserem Zelt, auf das wir uns nach dem langen Tag freuen.
Wir fahren auf unsere Campsite und starren beide auf unser Zelt und kriegen im ersten Moment kein Wort heraus. Das mittlere Gestänge steht noch aufrecht wie ein tapferer Krieger, aber der hintere Teil ist, um das gewählte Bild fortzuführen, “gefallen“. Ziemlich geschockt nähern wir uns dem Kriegsfeld: Der Boden, auf dem das Zelt stand (und jetzt schwimmt), ist völlig durchweicht und das Wasser steht dort knöcheltief. Durch den Wind, der hier wohl getobt haben muss, sind die meisten Heringe herausgezogen worden. Bei genauer Betrachtung des Bodens ist von einem „Herausziehen“ keine Rede, die sind eher rausgespült worden. Während der mittlere Teil durch die zusätzliche Abspannung (die Angewohnheit, unser Zelt zusätzlich abzuspannen ist das Resultat des Desasters von Anja und Micha, deren Zelt letztes Jahr weggeflogen ist) gehalten hat, ist der hintere Teil mit dem Schlafzelt zu Boden gegangen.
Mit dem Ergebnis, dass sich die Fluten nicht nur unter sondern nun auch in das Zelt ergossen haben. Nach dem Aufrichten des Zeltes und dem Suchen der Heringe im Wasser (keine Übertreibung) wagen wir einen Blick in das Innere. Die ganze Tragweite der Flutung wird erst jetzt transparent: Die Schlafsäcke, Unterlagen, Wäsche, Zeltleuchten, Anitas Brille, der Wecker schwimmen in der braunen Brühe.








Im Zelt klafft zudem ein 20cm langer Riss. Der Sturm muss hier richtig getobt haben. Wir holen erst mal richtig Luft und versuchen nach dem Schreck wieder klar zu denken.

Im Fachjargon: „Situationsanalyse – Entwicklung möglicher Handlungsstrategien – zielführende Konzeptumsetzung“.
Oder einfacher: Wir überlegen, was Sinn macht, was wir jetzt überhaupt machen können und legen einfach los!

Zunächst holen wir die triefend nassen Schlafsäcke sowie alles andere Equipment aus dem Zelt. Das Zelt bauen wir außerhalb des Sumpfgebietes neu auf um es morgen trocknen zu lassen.
Langsam kommt auch der Humor wieder:
„Viel getaugt hat die Imprägnierung ja doch nicht: Alles nass!“ oder
„Now and New: The first indoor pool!“ und „Yes, but not heated!“.

Sogar unsere Tischdecke, die wir mit Klammern am Picknicktisch befestigt hatten (ja genau, die mit den Löchern) ist spurlos verschwunden, einschl. Klammern.

Die pitschnassen Feudel, wie wir unsere Schlafsäcke und Bekleidung nun nennen, verstauen wir in wasserdichten Säcken und (es ist schon 20:00Uhr mittlerweile) es geht zurück nach Moab in der Hoffnung, noch ein Motel zu finden.
Daysi und Adventure-Inn zeigen uns in neon-rot: „No Vacancy“ und „Sorry“
Die Ketten-Motels würden wir gerne meiden und so landen wir am anderen Ende von Moab im Silver Sage Inn. Egal, ob das jetzt eine Absteige ist oder nicht, wir brauchen schließlich ein Motel und langes Suchen können wir uns zur vorgerückten Stunde nicht mehr leisten.
Dass es sogar AAA empfohlen ist, lässt uns etwas Hoffnung schöpfen und auch der Preis ist o.k. Beim Betreten des Zimmers sind wir doch angenehm überrascht: Microwelle, Kühlschrank, Kaffeemaschine und sogar einen modernen Flachfernseher. Also deutlich besser, als gedacht. Wenn wir nochmals ein Motel in Moab suchen müssen, dann werden wir wohl hier anfragen.

Und so liege ich also jetzt auf dem Bett und tippe diese Zeilen, während Anita im Internet nach einer Reinigung in Moab recherchiert. Das Schlimmste haben wir zum Glück überstanden. Wenn das Equipment nicht mehr zu retten ist, dann haben wir zum Glück nur materiellen Schaden (und vielleicht kalte und nasse Füße)
Im TV flimmern gerade Berichte über den Tornado, der über das Land gezogen ist. Ich möchte mit keinem tauschen, der statt seines Zelts vielleicht sein ganzes Haus verloren hat. Von daher können wir uns glücklich preisen, den Sturm gut überstanden zu haben.
Jetzt fällt uns gerade noch ein Unfall ein, den wir heute Nachmittag auf dem Rückweg von Canyonlands nach Moab gesehen haben und uns die Ursache nicht erklären konnten. Ein Campingmobil lag auf der Seite im Straßengraben, ohne einen sichtbaren Unfallgegner. „Vielleicht“, geht es uns so durch den Kopf, „ist er ja umgeblasen worden“. Und dagegen ist unser Desaster ja nur „Peanuts“. Also dann, eine gute Nacht !

Tag 12 - Aufräumen

Neuer Tag – neues Glück !
Nach dem Check-Out – übrigens sind wir immer noch von dem Motel angetan – geht es gleich auf die Mainstreet in den Wasch-Salon. Die Preise hier sind deutlich höher als in unserem Haus- und Hof-Salon in Las Vegas. Anita hat alles im Salon im Griff – ich außerhalb.



Während sie unser Equipment durch die Waschmaschinen und Trockner schleust, trockne ich draußen am Auto in der Vormittagssonne die restlichen Taschen. Mir geht durch den Kopf, dass ich vielleicht ein Schild aufstellen sollte: „This is not a garage sale!“

Nach gut 1,5 Stunden sind wir fertig und noch vor dem Frühstück wollen wir schnell zum Zelt und hier sehen, was noch zu retten ist.
Die nächsten 2 Stunden sind wir damit beschäftigt, das Zelt von innen und außen zu reinigen, die klaffende Wunde des Zeltes zu versorgen und alles wieder sturmfest zu machen. Mit dem Kleben des Risses würde ich sicherlich keinen Blumentopf gewinnen. Bei einer Schönheits-OP müsste ich auf jeden Fall mit drastischen Regressansprüchen rechnen .Aber wir vertreten beim Zelt und bei den Kameras die selbe Philosophie - ähnlich einem Rimowa-Koffer: Er gewinnt an Wert und Ansehen, je mehr Macken und Dellen er aufweist, denn das sind Zeichen dafür, dass er benutzt wird.
(Wenn ich jetzt auch noch den Schmiss bei den Studentenverbindungen aufführen würde, ginge das zu weit – deshalb lasse ich das !)



Sogar unsere verlustige Tischdecke findet sich wieder.Etwa 20 Meter von unserer Site entfernt guckt ein Zipfel von ihr aus einer Schlammspur. Anita ist ihr nach längerem Suchen und Klettern über die Felsen unserer Campsite auf die Schliche gekommen: Uns ist schleierhaft, wie das passiert ist. Vielleicht wurde sie vom Sturm weggeweht und ist dann in einer „Asse“ von Regen und Schlamm jämmerlich ertrunken. Jegliche Wiederbelebungsversuche wären sinnlos und so müssen wir sie nach mehreren Jahren des gemeinsamen Picknicks zu Grabe tragen. Bei der Gelegenheit entdecken wir in der Mülltonne sogar die Reste eines Edel-Zeltes aus der Nachbarschaft, das den gestrigen Tag nicht überlebt hat. Das lässt unsere bisherige Begeisterung für unser Vaude-Zelt wieder erneut aufkeimen: „Verletzt, aber nicht besiegt !“

Frisch gestylt und gepflegt sieht unser Zelt und unsere Campsite wieder richtig gut aus und so machen wir uns wieder auf den Weg nach Moab. Unseren ursprünglichen Plan, heute Nachmittag die von Stephi und Gunther empfohlenen False Kiva anzusehen, verschieben wir aufgrund der vielen aufziehenden Wolken lieber auf morgen, denn morgen soll es endlich wieder einen schönen Tag geben.
Stattdessen sehen wir uns am Colorado die Auslastung der Campingplätze an und fahren nach Moab, um fürs Grillen einzukaufen.
Die großen dunklen Wolken verziehen sich wieder und die Sonne macht wieder das, was sie hier sonst auch macht: Sie brennt schön! Auf 82 Grad Fahrenheit kommen wir.
Zurück auf der Campsite brutzelt schon das Fleisch auf dem Grill. Es gibt Walmart-Steaks und City-Market-Salat. Und anschließend erleben wir (wieder einmal) einen beeindruckenden Sonnenuntergang.
Wir entfachen endlich mal wieder ein Lagerfeuer. Das Holz dazu haben wir ja schon seit zwei Tagen ;-)
Die Sterne fangen an zu blinzeln, können sich aber nicht richtig durchsetzen: Ein großes Wolkenfeld streift uns. Wir merken ein paar Tropfen und befürchten schon das Schlimmste. Helle Blitze und lauter Donner lassen uns aufschrecken. Schnell errechnen wir die Entfernung des Gewitters (das kennen wir doch alle:
Differenz zwischen Blitz und Donner in Sekunden multipliziert mit 330 gleich Entfernung in Metern).

Und tatsächlich haben wir Glück. Gewitter, Wolken und Regen ziehen messerscharf an uns vorüber, so dass wir das Feuer noch genießen können. Allerdings wird es ziemlich frisch und bald schon verschwinden wir in den frisch gewaschenen Schlafsäcken in dem frisch geputzten Zelt. Gute Nacht !


Tag 13 – False Kiva

Um 7 Uhr krabbeln wir aus dem Zelt und wir haben vorher schon gemerkt: Es ist sehr frisch!
Mein Blick auf meinen Wecker mit eingebautem Thermometer sagt mir: Nix !
Der ist unserer vergangenen Flashflood zum Opfer gefallen, so dass wir ihn entsorgen mussten. Er piepste zwar noch wie in seinen besten Zeiten, sogar die Hintergrundbeleuchtung erleuchtete im hellsten blau, nur das wichtigste war außer Funktion: Die Anzeige.
Sämtliches Basteln half nichts. Also gilt unser erster Blick dem Thermometer im Auto: 47Grad Fahrenheit.

Schnell umgerechnet bedeutet das: Kalt! Nämlich 8Grad Celsius!

Dementsprechend schnell geht alles: Morgentoilette, Zeltabbau, Abmarsch. Dennoch bleibt für mich -während Anita weiter das Zelt abbaut – Zeit, den Sonnenaufgang festzuhalten:




Unser erstes Ziel gilt einem neuen Zeltplatz in oder um Moab. Nachdem wir ja Grand Canyon North Rim aufgrund der Frosttemperaturen gecancelt und uns für einen längeren Aufenthalt in Moab entschieden haben, benötigen wir einen neuen Standplatz. Der Devils Campground im Arches ist ab heute schon wieder für andere reserviert.

Wir entscheiden uns für einen Campground direkt am Colorado und klappern hier mehrere ab. Das Problem ist, dass am Montag in den USA Feiertag ist und die Amerikaner aufgrund des verlängerten Wochenendes somit den Touristen einfach die Campsites wegschnappen werden. Doch wir finden ein paar Sites, die uns zusagen. Auf dem Hal-Campground bauen wir unser Zelt auf. Alternativ hätten wir noch eine schöne Site auf dem Lower Drink Campground haben können, doch hier gibt es (das ist kein Witz!) nur Freilufttoiletten. Man sitzt also hinter einem Holzzaun und vorne hängt man ein Schild davor:
Occupied.
Dann doch lieber die etwas bessere Variante auf dem Hal CG.

Danach geht es zum Frühstück nach Moab und von hier aus gleich weiter in das Canyonland. Auf dem Programm steht das von Stephi und Gunther empfohlene False Kiva. Ihre Wegbeschreibung ist so gut, dass wir alles gut finden. Wir parken am Trailhead.
Der Weg ist nun nicht gerade gut ausgebaut, Fußspuren, Steinmännchen und unsere Trailbeschreibung lassen uns den Weg aber gut finden. Hin und wider muss man mal genau schauen und suchen, wie es weitergeht, zumal die Flashflood viele Fußspuren mit weggespült hat.
Da kommen uns zwei Amerikaner ganz recht, die hinter uns gehen und das gleiche Ziel haben. Anita schlägt vor, sie überholen zu lassen, dann müssen wir nicht den Weg suchen.
Gesagt – getan!
Doch die Orientierung der beiden ist -sagen wir mal vorsichtig – stark verbesserungsbedürftig. Kurz gesagt: An drei Stellen geistern sie ziellos durch die Gegend und wir müssen sie auf den rechten Weg bringen.
Nach ca. 2 Kilometern erkennt man im Fels hoch oben erstmalig False Kiva. Zugegeben, man muss genau auf die Steinmännchen achten, aber sonst ist der Weg nun keine große Herausforderung. Dennoch verlieren wir die beiden Amerikaner aus den Augen. Der Weg führt nun über Felsen und erfordert ein klein wenig Klettern. Plötzlich erschrecke ich ziemlich, weil sich ein dunkler Strick kurz vor mir hin- und herwindet.




Aber die Schlange ist noch schreckhafter als ich und es kostet mich ein wenig Mühe, ihr zu folgen um noch einen Schnappschuss zu ergattern. Nach einem kurzen Posing gehen und schleichen wir getrennte Wege.
Der Weg ist traumhaft schön, und noch schöner der Ausblick von hier oben auf die Ebene:



Nun heißt es nur noch, den Weg ein Stück weiter zu gehen und nicht, wie unsere beiden Amerikaner, den Weg nach oben zu verpassen.
Wir können es wohl nicht erwarten und steigen, wie wir später noch erfahren werden, bereits etwas zu früh nach rechts hinauf. Es geht ziemlich steil bergauf, man muss sich einen geeigneten Weg suchen, obwohl die Ideallinie mit Steinmännchen ausgewiesen ist. Wie üblich muss man natürlich auch darauf achten, dass man beim Rumklettern nicht abrutscht, weil die Steine unter den Füßen wegrutschen.
False Kiva ist von hier aus nun nicht mehr zu sehen und ohne Steinmännchen würden wir vermuten, den richtigen Weg verpasst zu haben. Nach ein paar Minuten des Hinaufkletterns stehen wir aber direkt davor. In einem Art Alcoven liegt die ersehnte Ruine.
Es handelt sich um eine von den Natives erbaute kreisrunde Stätte, oder nicht ? Man weiß es nicht genau, ob sie wirklich von ihnen stammt und daher trägt sie den Zusatz „False“. So zumindest unser Kenntnisstand.

Aber das spielt auch keine Rolle. Denn ob authentisch oder nicht:
Die Kulisse, in der sich die Kiva einbettet, ist unbeschreibbar.



Der Blick von hier oben in die Ferne und in die Ebene ist beeindruckend. An dieser Stelle ein Danke an Stephi und Gunter, dass sie uns auf diesen kurzen Hike aufmerksam gemacht haben.
Von diesem erhöhten Standpunkt aus sieht man nicht nur
- den White Rim Trail, den wir bereits mehrmals gefahren sind,
. den Candlestick, jener großer Felsen im Tal sondern auch
- unsere beiden Amerikaner, die offensichtlich den Aufgang zu False Kiva verpasst haben.
Sie entdecken nun auch uns und machen sich auf den Weg zu uns. Währenddessen studiere ich das Gipfelbuch.



Wenn man das Buch und die Kommentare studiert, kommt man zu dem Schluss, das False Kiva fast wie Mallorca fest in Deutscher Hand ist. Neben einigen Amerikanern haben immer wieder Deutsche ihre Eindrücke festgehalten. Nur zwei Eindrücke vermissen wir, nämlich die von Stephi und Gunther. (Oder haben wir sie überlesen?)
Neben unseren amerikanischen Freunden gesellt sich ein amerikanisches Ehepaar hinzu, das False Kiva noch mehr in das Dauerfeuer ihrer Kameras nimmt als wir es bereits tun.

Die Sonne geht ihrer üblichen Aufgabe in Utah nach: sie brennt wieder. Nicht so brutal wie in den Sommermonaten, doch recht kräftig, aber insgesamt recht angenehm.
Kaum zu glauben: Heute ist der Himmel fast wolkenlos und nichts erinnert mehr an das kürzliche Unwetter. Nach einer halben Stunde machen wir uns wieder auf den Rückweg. Obwohl es fototechnisch empfehlenswert ist, False Kiva beim Sonnenuntergang abzulichten, verzichten wir auf dieses Erlebnis. Den Rückweg würden wir ungern im Dunkeln gehen, zu groß erscheint uns die Gefahr, auf dem felsigen und unbekannten Terrain zu stolpern. Aber wir kommen bestimmt einmal wieder zurück, am besten bei Vollmond.

Doch jetzt sind wir statt beim Mondlicht beim Sonnenlicht und bei der jetzt herrschenden angenehmen Temperatur ist der Rückweg überhaupt kein Problem.
.

Unser Fazit: Für die ganze Tour haben wir gute 2 Stunden und 20 Minuten benötigt, davon 1h 45Min. reine Gehzeit. Die Länge beträgt etwa 5km für hin und zurück.
Der interessante und abwechslungsreiche Weg sowie die beeindruckende Aussicht von hier oben rechtfertigt die mögliche Anstrengung auf jeden Fall, sogar wenn die Kiva tatsächlich „fals(ch)e“ sein sollte.


Auf dem Rückweg machen wir noch einen kurzen Abstecher in den Arches, um noch einmal den Sonnenuntergang zu erleben, bevor es dann über Moab (Bericht hoch spielen und Abendessen) wieder zurück auf unsere abgelegene Campsite direkt am Colorado geht.
Im Schlafsack liegend lauschen wir andächtig dem Wasser, das diesmal zu unserer Freude sacht an der Campsite vorbei fließt statt von oben herunter strömt.

Also dann, gute Nacht !

Tag 14 – Von der Geburt bis zum Eiscreme

Das Wasser läuft immer noch an unserer Campsite entlang und langsam werden wir wach. Es ist wieder frisch:
47Grad F => 8Grad C => kalt !
Bei der Freiluft-Morgenhygiene sind das gefühlte 0 Grad.
Doch der Ausblick und die Lage unserer Campsite unmittelbar am Ufer des Colorados entschädigt für manches Zähneklappern.



Es geht natürlich mal wieder nach Moab und dort aber nicht zu Mc.Donlad`s, Burger King und Denny`s sondern zum Pancake Haus (Das Pancake Haus schreibt sich tatsächlich „Haus“) Wir kennen das Haus bereits aus früheren Besuchen, doch jetzt scheint es unter einem neuen „Owner“ zu stehen)

Ich teste nochmal in süß: Banana-Walnut-Pancakes. Üppig, aber lecker !
Anita bleibt da eher konservativ: Garden Omelette. Ebenfalls üppig aber auch lecker.

Und hiernach geht es nun doch wieder zum Mc.Donald`s, nicht etwa zum zweiten Frühstück und auch nicht um ins Internet zu kommen. Vielmehr ist die Straße beim Mc.Donald`s Ausgangspunkt einer Halbtagestour, die wir gestern auf der Seite von Angelika Czepan gefunden haben: Der Kane-Creek Boulevard, der unmittelbar von dort aus losgeht, ist unser Trailhead. Laut Tourbeschreibung ist es eine schöne Tour für einen Geländewagen, da nur die ersten fünf Meilen paved sind.

Gleich vorweg: Nach gut vier Meilen endet zwar die Teerschicht aber das Unpaved ist auf so festem Untergrund, dass weder 4x4 noch High Clearence erforderlich ist. Ein ganz gewöhnlicher PKW wird auf dieser Strecke, zumindest so weit wir sie gefahren sind, keinerlei Schwierigkeiten haben.

Angelika lokalisiert die Sehenswürdigkeiten nicht nach GPS-Daten sondern nach dem Meilenstand auf dem Tacho, jeweils von der 191 ausgehend. An diese Angaben halten wir uns sklavisch und kommen bestens zurecht.
Und wir erleben auch Dinge, die Angelika nicht beschreiben konnte:

Da ist z.B. der Heißluftballon, den wir schon seit Tagen in Canyonlands und im Arches beobachtet haben, doch so nah wie jetzt, kam er uns bisher noch nicht. Überhaupt sind wir uns unsicher, ob sein momentanes Manöver geplant ist oder nicht, denn er schwebt direkt auf die Canyonwand zu und erst im letzten Moment gewinnt er noch schnell an Höhe und schwebt dann (eigentlich heißt es ja: „fährt“) knapp über den Felsgrat hinweg. Eine spektakuläre Fahrt, wie wir meinen.



Doch zurück zu unserer Fahrt: Unser erster Stopp naht. Da diese Exkursion völlig ungeplant war, haben wir natürlich weder einen Ausdruck noch Literatur dabei. Also haben wir Angelikas Website auf das Netbook überspielt und fahren die Tour danach ab. Es klappt vorzüglich!



Der erste Halt ist beim Meilenstand 3,1: Die gut erhaltenen Petroglyphen am Moonflower Canyon lassen uns ein wenig verweilen.



Leider gab es in der Vergangenheit einige recht einfach strukturierte oder merkwürdig orientierte Menschen, die glaubten, diese Petroplyphen mit ihren eigenen Namen und Statements aufpeppen zu müssen. Schade, dass damit Dokumente der Natives unwiederbringlich zerstört werden. Übrigens wird aber auch davor gewarnt, diese Kritzeleien in Eigenregie zu entfernen.



Wir haben uns ja oft gefragt, wie es die Natives seinerzeit fertig gebracht haben, ihre Botschaften auch an hoch gelegenen Stellen zu hinterlassen. An diesem Newspaper-Rock wird ein Teil ihrer Geheimnisse gelüftet: In einem Ritz erkennt man ein Leiter-System, das es ihnen ermöglichte, auch in höhere und verwinkelte Regionen dieses Felsen vorzustoßen. Man war also bereit, sehr viel Aufwand zu betreiben, nur um anderen etwas mitzuteilen.
Das hat sich bis heute nicht verändert: Damals waren es die Natives mit ihren Petroplyphen,
heute sind wir es, die statt an den Felsen zu kratzen in die Tasten klimpern, um Websites zu füllen, und das auch noch, egal, ob es jemanden interessiert oder nicht ;-)



Unser nächstes Highlight konnte Angelika ebenfalls nicht vorhersehen: Der Amasa Back Trail ist eine beliebte Trialstrecke, bei der Mountain-Biker und Jeeper mit ihren Nerven spielen können: In der von 1 bis 5 reichenden Moab-Rankingskala hat dieser Trail bei den Jeepern einen Schwierigkeitsgrad von 4,5.
Kurz hinter dem Moonflower Canyon erreichen wir den Startpunkt und zu unserer großen Freude ist er gut besucht.



Bevor der erste Jeep startet sehe ich mir das erste Stück an und bin gespannt, wie sie diese Sektion nehmen. Über eine Stunde staune ich, wie sie diesen Bereich meistern, mal geschickt und elegant, mal mit mit brachialer Gewalt und lautem Knall, dass es mir vor Schreck kalt den Rücken runterläuft.



Aber es ist wie mit dem Fliegen: Runter kommen sie immer....



Mich hat diese Art des Fahrens immer wesentlich mehr gereizt als etwa Autorennen. Hier – so finde ich- ist die Beherrschung des Fahrzeugs in Verbindung mit einer guten Einschätzung und Planung, wie die Sektion richtig genommen werden muss, erste und wichtigste Voraussetzung, um durch zu kommen.


Obwohl es mir einen riesigen Spaß bereiten würde, mit einem dieser Boliden diesen Trial zu befahren, entscheiden wir uns mal wieder im Sinne unseres Autos gegen diese Strecke und fahren stattdessen weiter unsere Route ab. (Außerdem muss man klar sehen, dass wir mit unserem Jeep vermutlich schon an der ersten Felsstufe jämmerlich scheitern würden)
Genau wie vorgesehen zeigt unser Tacho 6,1 Meilen an als wir zu einem Boulder auf der rechten Seite gelangen.



Ein kleine Parkbucht weist uns den kleinen Trampelpfad zu ihm. Er ist von allen vier Seiten mit Petroglyphen besetzt und zeigt auf der der Straße zugewandten Seite die recht bekannte Geburtsszene.



Einen weiteren Stopp legen wir beim Meilenstand 7,6 ein. Hier beginnt der Hunter Canyon, ein Seitencanyon des Kane Spring Canyons, und lädt uns zu einem kleinen Hike ein. Ausgangspunkt ist der Trailhead, der sich unmittelbar neben der von weiten sichtbaren Freiluft-Toilette befindet. Neben dem Trail gibt es hier auch einfache Walk-in-Campsites. Der Trail führt laut Beschreibung am Trailhead, auf einer Strecke von über 6 Meilen bis zu einem Pass. Es folgt der Zusatz, dass der Trail ermüdend ist, aber aufgrund der tollen Aussicht den Aufwand rechtfertig. Davon werden wir uns heute nicht überzeugen, denn wir werden nur etwa eine halbe Meile bis zum Hunter Arch hiken.



Der Trail führt an drei etwas versteckten und idyllischen Campsites vorbei. An der zweiten Campsite heisst man uns nicht willkommen: Die momentan verwaiste Campsite wird von zwei aggressiv kläffenden, und zum Glück angeleinten Hunden verteidigt. Wir gehen (mehr oder weniger) unbeeindruckt auf sie zu bzw. an der Campsite vorbei. In ihren Augen haben sie vermutlich die Auseinandersetzung gewonnen und ihr Revier erfolgreich verteidigt. In Wirklichkeit sind wir die Gewinner: Wir haben überlebt !
Der Trail ist unter anderen Umständen vermutlich auf der ganzen Länge sehr leicht zu finden und begehbar. Doch das Unwetter, das vor ein paar Tagen herrschte, hat auch hier zugeschlagen: In einer Passage wurde der Weg weggespült, es liegen abgebrochene Äste umher und am umgeknickten Gewächs lässt sich die Fließrichtung des Creeks hervorragend ablesen.
Was jetzt als harmloses Bächlein dahinplätschert muss sich kürzlich als reißender Strom gezeigt haben. Aber jetzt genügt es schon, ab und zu mal zu schauen, vor der Weg weiter gehen könnte und hin und wieder mal den Creek mit einem großen Schritt zu überqueren.



Nach etwa 0,4 Meilen erreichen wir einen auffälligen Baum, der am Wegesrand steht. Er ist ein guter Orientierungspunkt nach rechts oben zu schauen, denn hier thront der Hunter Arch.



Und genau von diesem Punkt aus sollte man sich einen Weg nach oben durch die Wildnis schlagen, um den Arch von einem höheren Plateau aus gut fotografieren zu können. Ob man sogar bis zum Arch weiterklettern kann, bezweifeln wir. Zumindest wir können es jetzt und heute nicht ausprobieren. Vielleicht beim nächsten Mal, denn den weiteren Trail bis zum Pass werden wir uns auf die To-Do-Liste setzen.



Zurück am Auto fahren wir die Road weiter. Auf der linken Seite tauchen nach kurzer Zeit hohe Felswände auf und auf der rechten Seite Menschen, die konzentriert nach oben zur linken Canyonwand schauen. Wir sind im Cirque of the Climbales in einem beliebten Klettergebiet. Natürlich reihen wir uns ein in die Menschenmenge der „nach-oben-Sehenden“.
(Das Bild täuscht: Die Aufnahme entsteht mit einem 300mm-Objektiv und ist eine Ausschnittvergrößerung; in Wirklichkeit ist die Climberin weit über uns entfernt in der Wand)



Weiter auf der Piste halten wir erneut, als der Tacho 10,3 anzeigt. Zur linken Seite versteckt sich hinter einem Felsen ein sehr origineller Hoodoo: „Devil`s Golfball“, der auch als „Happy Turk“ bezeichnet wird. Angelika assoziiert mit ihm eine Eistüte mit drei Eiskugeln. (Ein 12Meter hohes Eis; ich darf gar nicht daran denken !)
Angelika weist in ihrer Website auch darauf hin, dass dieser Hoodoo gelegentlich von Climbern angegangen wird. Wenn dem so ist, finden wir das ziemlich bedenklich und fragen uns, ob Happy Turk dann noch lange aufrecht stehen bleiben wird.




An diesem Highlight endet unser heutiger Ausflug.

Unser Fazit: Von hier aus führt die Straße noch etwa eine Meile weiter zu einem weiteren Campground. Überhaupt ist die Road bis hierher bestens ausgestattet mit (wenn auch sehr einfachen) Campgrounds. Also eine gute Adresse als „Over flow“-Campground, wenn man in Moab und direkter Umgebung nichts mehr kriegen sollte. Bis hierhin ist die Straße, wie bereits erwähnt, (zumindest heute) mit einem ganz normalen PKW ohne jegliche Bedenken zu befahren. Allerdings sind die meisten Campgrounds dann nicht zu erreichen, denn die Zugangswege zu den Campsites bedürfen sicherlich 4x4 und/oder High Clearance.
Der Weg ist in eine landschaftlich sehr schöne Gegend eingebettet und die beschriebenen Spots ermöglichen eine abwechslungsreiche Halbtagestour, die alles bietet:
- Kultur (Petroglyphen),
- Landschaft (einschl. Arch und Hoodoo),
- Action (Jeeping, Climbing),
- Hiking
(und letztlich sogar kulinarisch Highlights (Mc.Donald`s) ;-)

An dieser Stelle auch ein Danke an Angelika für diese nette Tour, die sie uns mit ihren Hinweisen auf ihrer Website geschenkt hat.

Mittlerweile ist es Nachmittag und eine gute Zeit zur Campsite zurückzukehren. Schließlich ist es unsere vorläufig letzte Nacht im Zelt und so machen wir einen Umweg über den City Market um Grillgut einzukaufen.

Und dann genießen wir noch einen traumhaft schönen Nachmittag und Abend auf unserer idyllischen Campsite.
Der Colorado rauscht noch immer an uns vorüber, die Petties brutzeln auf dem Grill und verbreiten einen hungerprovozierenden Duft und die Sonne ergießt ihr warmes Licht über die Zinnen unseres Panoramas.
Im Scheine unseres knisternden Lagerfeuers genießen wir dieses Stück Eden, trinken Kaffee und Kakao und nehmen bald Abschied von dieser, fast etwas abenteuerlich-romantisch anmutenden Szenerie.
Und wenn es in den beiden letzten Wochen auch mal etwas „getröpfelt“ hat und das Zelt auch mal ein „bisschen“ feucht war und wir deshalb schon mal „den Hauch eines Gedanken“ hatten, uns von Zelt und Camping zu verabschieden, so gehen diese Gedanken noch schneller in Rauch auf als unser Feuerholz.
Um nichts in der Welt würden wir diesen glücklichen Moment jetzt gegen ein Motelwelt eintauschen wollen.

Aber Schluss mit der Träumerei, ab morgen ist wieder die nackte Realität angesagt und da geht es nun für die letzten Nächte wieder in die Motels. Deshalb ende ich jetzt auch mit dem Geklimpere, damit wir das letzte Knistern des Holzes noch in uns aufnehmen können, bevor das letzte Lagerfeuer runtergebrannt ist und die Glut verlischt.




Tag 15 – Fahren, fahren, fahren....

Der heutige Tag ist ganz schnell erzählt, denn er besteht fast ausschließlich mit Fahren: Um 7:00 stehen wir auf, bauen das Zelt ab und fahren los. Leider ist das Zelt wieder feucht, diesmal durch die feuchte Luft am Colorado (man bekommt wirklich nix geschenkt), die auf der Plane kondensiert.
Wir fahren die folgende Strecke: Vom Campground aus die 128 bis zur Dewey Bridge, die 1913 erbaut und 2000 restauriert wurde.Vor paar Jahren fiel sie leider zündelnden Kindern zum Opfer.



Von hier aus geht es zur I-70, die wir bis Richfield fahren. Kurz danach geht es auf die 89, von der wir an Mt Carmel (diesmal jedoch ohne „Scones“) in den Zion abbiegen. Weiter geht es durch den Zion N.P. bis zur I-15 und von dort aus nach Las Vegas. Das sind insgesamt 530Meilen, die Anita am Steuer sitzt. Ich klimpere mal wieder in die Tastatur, mache Bilder und assistiere ihr, wenn sie Durst hat oder sonst was wünscht.

Wer sich in dem Gebiert auskennt, wird jetzt gleich aufschreien und uns darauf hinweisen, dass es da aber eine kürzere Strecke gibt. Das wissen wir! Wir haben uns aber für diese Strecke entschieden, weil wir auf ein Teil Interstate verzichten wollen, Spaß an Scenic Byways haben und auch beim Cruisen über amerikanische Straßen Entspannung finden. (Der Beifahrer vielleicht noch etwas mehr als die Fahrerin)
In Vegas geht es kurz zum Storage um Ballast abzuladen und anschließend zum Dennys. Hier werden wir ein wenig enttäuscht: Einerseits erhalten wir nicht das, was wir bestellen und andererseits ist unsere Bedienung ein wenig muffig. Erstmalig schrauben wir das Trinkgeld ziemlich nach unten)
Nach Denny`s wird es mal wieder Zeit für Walmart und anschließend checken wir im Mc. Carran Inn ein, aber auch hier ist die Rezeption nicht so freundlich wie sonst.
Das ändert nichts daran, dass wir schnell in den Betten verschwinden.
P.S.: Auch die enttäuschen: Die Betten sind ziemlich durchgelegen!
Gute Nacht !

Tag 16 - Partnertausch

Nun schaffen wir es also tatsächlich doch noch, unser „bestes Frühstück der Welt“ im Mc.Carrann Inn einzunehmen. Die Nacht haben wir trotz des etwas durchgelegenen Bettes gut überstanden. Gestärkt geht es zu Dollar um ein Auto anzumieten. Nanu, ist da ein Fehler drin ? Muss es nicht heißen, es abzugeben ?
Nein, wir tauschen unseren bisherigen treuen Partner (Jeep) gegen einen anderen. Die Farbe bleibt: Silber. Doch sonst verändert sich so ziemlich alles.
Wir suchen uns also aus der unendlichen Schlange der Convertibles (1 Fahrzeug ist vorhanden) einen silberfarbenen Mustang, laden alles um und geben den Jeep mit gut 2.000Meilen mehr auf dem Tacho zurück.



Mit dem Mustang haben wir wirklich Glück: Gute 10.000Meilen hat er auf dem Tacho und zu unserer Überraschung bietet er im Kofferraum deutlich mehr Platz als erwartet. Wir sind vor drei Jahren von Alamo zu Dollar gewechselt, weil Alamo keine Chrysler Sebring mehr als Cabrio hatte und wir bis dahin die Erfahrung machen mussten, dass der Mustang hinten kaum Platz hat. Nunmehr hat Dollar seine Wagenflotte gewechselt und bietet jetzt überwiegend den Mustang an. Doch der „Gaul“ hat sich weiter entwickelt und hat -für ein Cabrio- einen recht geräumigen Kofferraum.
Aber der Mustang ist ein „Show-Car“. Beim Einsteigen erleuchtet in den Schwellern der Schriftzug „Mustang“, sämtliche Ecken des Innenraums sind in Neon-Blau erleuchtet, die Instrumente wechseln die Farbe von schnee-weiß zu disco-blau. Und Temperatment hat er auch:
210 Pferdestärken und ein -im Vergleich zum Jeep- sehr sensibles Gaspedal lassen sein Temperament bei jedem Losfahren in den Halswirbeln spüren.
Aber das nur so nebenbei.

Unser nächster Besuch gilt „Casey“. Das ist ein gut sortierter Fotoladen, unmittelbar gegenüber unserem Storage. Auf der Photokina hat Tamrac einen neuen Fotorucksack vorgestellt und Casey hat ihn natürlich schon im Regal. Aber so sehr ich mir den Rucksack auch „schön rede“, er will mich nicht überzeugen bzw. passen. Der kleinere ist zu klein für meine Ausrüstung, der größere ist leider viel zu groß. Warten wir also, bis Tamrac mal eine Zwischengröße herausbringt. Also bleibe ich bei meinem jetzigen Modell.
Weiter geht es zu den Premium Outlets, wo wir für einen Bekannten bei GAP etwas einkaufen und dann endlich geht es los auf die Piste in Richtung Death Valley.



Erste Zwischenstation ist in Furnace Creek – Visitor Center. Unser Thermometer zeigt über 40Grad an und so fühlt es sich auch an.



Es geht weiter zum General Store. Aber hier ist „unsere Bank“ besetzt, so dass wir schnell wieder im Auto in Richtung Stovepipe Wells sitzen.
Beim Einchecken erfahrenen wir zu unserer Überraschung, dass es auch ein „free Breakfast“, was uns völlig neu ist. Vielleicht steht es ja im Zusammenhang mit dem Ausfall des Saloons und ist ein kleiner Ausgleich: Es hat kürzlich in der Küche gebrannt, weshalb es hier im Moment keinen Restaurant-Betrieb gibt. Wer nun auf spektakuläre Bilder hofft, den müssen oder besser können wir enttäuschen. Man sieht überhaupt nichts davon.
Neu für uns ist auch unser Zimmer: Erstmalig seit 15 Jahren haben wir einen Standard-Raum statt eines Deluxe-Room gebucht um einmal im sog. Historischen Teil von Stovepipe Wells zu nächtigen. Der Raum ist nur geringfügig kleiner, hat zwar keinen Kühlschrank und keinen Fernseher, aber ansonsten unterscheidet er sich eigentlich gar nicht von den anderen Räumen. Doch, ihm fehlt auch noch der Deckenventilator. Dafür ist er aber $40 billiger und wir fragen uns jetzt, weshalb wir diese Räume nicht früher schon einmal ausprobiert haben.
Tja, damit ist der Tag auch schon (fast) wieder um. Abends gehen wir bei molligen 25-30Grad Lufttemperatur an den Pool. Hier tippen wir vor uns hin, denn mittlerweile gibt es rund um die Rezeption free WiFi. Übrigens auch ein Privileg unseres Zimmers: Da wir näher an der Rezeption sind haben wir auch im Zimmer Empfang. Das würde uns bei den anderen Räumen nicht gelingen.
Die idyllische Ruhe am Pool wird aber plötzlich unterbrochen: Eine Schulklasse mit Teenies hat Pool und Außenbereich in fester Hand. Das pubertäre Gezicke und Getätschel wird von allen „Ü-20“er grinsend beobachtet.
Aber irgendwann reicht es uns und wir gehen ins Bett. Also dann, mal wieder Gute Nacht !



P.S: Und was wir in Death Valley machen, das verraten wir morgen !

Tag 17 - Dreharbeiten

Wir fangen an zu versumpfen. Offensichtlich ist es gestern doch so spät geworden, dass wir heute verschlafen und erst um 8:30Uhr unser Zimmer verlassen. Unser erster Weg geht in Richtung Saloon zum Frühstück.
Das wiederum ist ein amerikanisches „Continental Breakfast“, also nicht mit unseren üblichen europäischen Hotel-Frühstücken zu vergleichen. Für hiesige Verhältnisse hingegen ist es gar nicht mal schlecht: Neben Kaffee und Orangensaft gibt es Muffins, verschiedene Cornflakes und Obst.
Anschließend geht es zu „Dreharbeiten“ auf die Piste: Wir drehen nicht nur ein paar Runden durch den Park sondern machen tatsächlich ein paar Dreharbeiten für unsere spätere Diashow. Und so fahren wir eine große Runde von Stovepipe Wells nach Wildrose und von dort aus zur Panamint Valley Road. Diese fahren wir dann durch bis wir wieder auf die 191 kommen, um von dort wieder nach Stovepipe Wells zu gelangen. Das sind mal eben 91 Meilen „just for fun“.
Erschöpft von den anstrengenden Dreharbeiten gehen Schauspieler/in und Regisseur/in kurz zum Abschminken aufs Zimmer und dann zur Entspannung an den Pool.
Und hier verweilen wir -für unsere Verhältnisse sehr lang -. tatsächlich gute zwei Stunden mit
„Baden – in der Sonne trocknen – im Schatten abkühlen“ und dann das ganze wieder von vorne.
Für unser Picknick auf dem Zimmer holen wir im gegenüberliegenden General Store noch ein Sandwich und hiernach geht es nochmals los zu den Sanddünen zum Sonnenuntergang.
Bis vor etwa zwei Jahren hießen die Sanddünen bei Stovepipe Wells lediglich „Sand Dunes“. Zumindest wurden sie in Karten und auf Hinweisschildern nur so benannt.
Doch jetzt nennt man sie Mesquite Sand Dunes und seit diesem Jahr gibt es sogar einen ausgebauten Parkplatz mit einem Trailhead. Von hier aus führt nun ein kleiner Weg in die Sanddünen.
An den Hinweisschildern am Trailhead wird uns klar, wie leichtsinnig wir bisher waren. Zweimal sind wir bereits bis zur höchsten Düne gegangen und haben jeweils recht unbekümmert rumgealbert und uns im Sand gewälzt.
Jetzt lesen wir, welche Gefahren sich im Sommer dicht unter der Sanddecke verstecken:
Klapperschlangen (Sidewinder), Skorpione und Black Widow (Schwarze Witwe).
Kaum weiß man um die latente Gefahr, schon fühlt man sich überall gefährdet. Ich befürchte nur, dass wir das bis zum nächsten Mal schon wieder vergessen haben und dann genauso ungeschützt losmarschieren wie bisher.
Doch jetzt genießen wir, wie sich der Tag über Death Valley verabschiedet.



Bei der Gelegenheit fällt mir eine Gruppe Gleichgesinnter auf, die sich nicht ganz einig sind, welche Richtung denn nun die schöne ist....



Zurück in Stovepipe Wells geht es wieder an den Pool zum Night-Swimming, bevor wir dann wieder im Zimmer verschwinden.
Also dann, wie immer. Gute Nacht !

Tag 18 – Back to Vegas

Um 8:00 checken wir aus und anschließend gehen wir für ein paar Foto noch an den Pool. Wir verlassen Death Valley über Furnace Creek um bei Badwater kurz zu stoppen. Eigentlich hatte ich beabsichtigt, noch einmal das rege Treiben bei den „We were here-Fotos“ am Badwater-Schild zu fotografieren. Doch das fällt aus, weil um dieser Zeit vielleicht gerade mal ein Dutzend Besucher vor Ort sind. Sehr ungewöhnlich, wie wir aus unseren Erfahrungen wissen.
Über Shoehone geht es nach Pahrump und hier neben KFC auch noch zu Walmart, um einige Besorgungen für die Liebsten daheim zu tätigen. Unser Vorhaben, im Red Rock zu Wandern, verschieben wir auf morgen und so erreichen wir in aller Gemütlichkeit Vegas gegen 14.00Uhr.
Im Storage machen wir mal „Klar Schiff“ und entsorgen -nachdem wir damit im letzten Jahr schon einmal begonnen haben – einiges Equipment, das wir zwar irgend wann einmal angeschafft oder von Deutschland aus mitgebracht haben, das sich aber nicht w hat oder nur ungenutzt heißbegehrten Platz im Storage frisst.
Dazu gehören: Campingstuhl, alte Unterlegmatten, Aufbewahrungsboxen und allerhand Cremes und Kosmetik, die Gefahr läuft, unbemerkt abzulaufen (oder auszulaufen!).
Auch das Zelt wird noch einmal „nachgetrocknet“.

Anschließend geht es zum Tahiti-Village auf der Tropicana, wo wir aufgrund der guten Erfahrungen im Frühjahr, noch einmal unterkommen werden. Auch diesmal sind wir wieder höchst zufrieden, obwohl wir diesmal „nur“ eine One-Bedroom-Suite haben, d.h. dass wir neben dem Wohnraum nur ein Schlafzimmer haben. Das klingt nun etwas arrogant, ist aber ganz anders gemeint: Im Frühjahr hatten wir zufällig eine „Two-Bedroom-Suite“ gebucht ohne es zu wissen und erst am zweiten Tag festgestellt, dass ein weiterer Raum hinzu gehört, der sich mit unserer Karte öffnen lässt...
Da es hier neben der voll ausgestatteten Küche auch Waschmaschine und Trockner gibt, ersparen wir uns den üblichen Weg in den Waschsalon. Während Anita die Schmutzwäsche von Waschmaschine zum Trockner schleust, fange ich an zu packen und siehe da, nach knapp zwei Stunden sind wie so gut wie fertig.
Nach einem weiteren Bummel durch den Walmart, bei dem wir leider nicht fündig werden, geht es zurück ins Hotel. Schließlich landen wir in den Federn, es ist auch schon fast 2 Uhr.
Und was uns morgen erwartet?
Das verraten wir demnächst.....


Tag 19 – Partnertausch 2.0

Die langen Nächte fordern ihren Tribut und so stehen wir erst gegen 7.00Uhr und noch ziemlich müde auf. Das Continental Frühstück ist -wie erwartet- überschaubar: Kaffee, Mini-Muffins (die haben hier mittlerweile Hochkonjunktur, wie uns scheint) und Orangensaft. Der Service ist allerdings sehr sehr freundlich.
Unser erster Weg führt zum Red Rock-Canyon, um unsere von gestern auf heute verschobene Wanderung nachzuholen.
Der Red Rock Canyon liegt etwa 25 Meilen von Las Vegas in südlicher Richtung entfernt. Zunächst fahren wir über den Red Rock Campground; das war eine Bitte von Anja und Micha, die diesen Campground kennen und beim letzten Besuch feststellen mussten, dass er wegen Umbau geschlossen ist. Nun werden wir ihnen über den aktuellen Stand Bericht erstatten.

1.) Es wird immer noch daran gebaut, allerdings sind die meisten Sites geöffnet.

2.) Die Sites bekommen entweder alle ein Schattendach oder aber -falls es sie schon gegeben hat – sie werden ersetzt.

Doch dann geht es wirklich in den Red Rock Canyon State Park. Mit $7 wird uns der Einlass gestattet. Das Visitor Center, unsere erste Station- ist nagelneu, entweder neu gebaut oder völlig renoviert. Auf jeden Fall macht es einen tollen Eindruck. Überhaupt wird m.E. In diesen Statepark sehr viel Geld gepumpt, denn alles ist in einem sehr gepflegten Zustand. Im Giftshop erstehen wir einen Bilderrahmen. Während Anita ihn eher skeptisch beäugelt und auf der Gratwanderung von Kitsch und „originell“ eher zum ersten tendiert, sehe ich das anders. Unsere Gäste werden sich zukünftig selbst davon überzeugen können. (und wehe, sie nennen es „Kitsch“!)
Mit dem Wagen fahren wir zum dritten Spot, der gleichzeitig der Trailhead unserer heutigen Wanderung zum Calico Tank ist. Er ist mit 1,2 Meilen (eine Richtung) und „moderat“ angegeben. Wir rüsten uns auf (Daypacks, Fotogerätschaft und genügend Wasser) und los geht es. Die ersten 400Meter des Trails sind so gut ausgeschildert, wie wir es wirklich noch nie irgendwo erlebt haben. Wir albern schon rum, dass dies wohl der Trail für die „Sonntags-Hiker“ ist.

Kaum ausgesprochen endet die Beschilderung hinter der Stelle, an der sich der Calico Tank Trail und der Turtle Head Trail trennen. Doch der Weg ist so gut ausgetreten bzw. mit Steinstufen angelegt, dass es nur wenige Stellen gibt, an denen man vielleicht kurz überlegen muss, wie der Trail weiter geht. Je länger der Trail dauert, desto weniger Hiker trifft man. Wer jedoch einen „Lonesome Trail“ sucht, ist hier völlig falsch. Dafür liegt der Park zu dicht an Vegas, um auch den Städtern Erholung von den Shows und den Spielautomaten zu geben.

Die Folge ist, dass der Park und die Trails auch Menschen anziehen, die den Wert eines solchen Parks nicht genügend zu schätzen wissen. Wir entdecken Wegmarkierungen (Steinmännchen), die umgestoßen wurden, Kritzeleien auf Felsen und leere Wasserflaschen. Das kennen wir sonst gar nicht, sogar in stark frequentierten Nationalparks ist uns das bisher noch nicht begegnet.



Die meiste Zeit verläuft der Weg über gut ausgetretenes Terrain, an einigen Stellen muss etwas über Felsen geklettert werden. Aber der Trail macht jede Menge Spaß.
Am Ende erwarten uns die Tanks, das sind große Mulden, in denen sich -je nach Jahreszeit- Wasser sammelt. Doch heute ist alles knochentrocken.
Dafür können wir noch etwas weiterklettern. Und ab hier muss man schon genau schauen, wo man hin klettert. Besonders dann, wenn man den absolut besten Blick erhaschen will: Den auf Las Vegas. Wir suchen uns also einen guten Weg, klettern über mehrere Felsen und Felsplatten um dann endlich eine gute Stelle zu finden, um den Blick auf Vegas genießen zu können.



Auch wenn der Weg als solches schon schön und interessant ist, das Highlight ist aber der Blick.....



Nach einer längeren Rast, die weniger dem Ausruhen sondern dem Fotografieren und Genießen dient, geht es auf dem selben Weg zurück. Am Auto angekommen entscheiden wir, dass wir bald wieder herkommen und dann eine weitere Wanderung angehen werden. Heute werden wir nur noch die Loop weiterfahren und an der einen oder anderen Stelle anhalten.

Doch dazu kommt es nicht mehr......

Nach wenigen Metern weist Anita darauf hin, dass das Auto mit ihr spricht: „Low Pressure Tire“ bedeutet nichts Gutes. Seit der Übernahme vor paar Tagen bilde ich mir immer ein, vorne links ein nicht identifizierbares Geräusch zu hören, konnte aber bisher nichts finden. Sicht- und Wackelkontrolle verliefen bisher ergebnislos. Das ändert sich jetzt: Der Reifen ist ziemlich platt.
Und nun stellt sich die Frage: „Was nun?“. Da das Geräusch schon einige Tage vorhanden ist und erst jetzt der Schaden sichtbar ist, versuchen wir die zunächst einfachste Methode:

„Pump and pray!“

Bis zur ersten Tankstelle sind es etwa 8 bis 9 Meilen und die schaffen wir -etwas verlangsamt fahrend- ohne Schwierigkeiten. Komplizierter wird das Aufpumpen. Zwei junge Amerikaner blockieren mit ihrem Wagen und einem platten Reifen die Luftpumpe. Nach längerem Warten können wir doch endlich mal ranfahren. Nun ist das Aufpumpen in Amerika etwas anders als bei uns: Meist kostet es was und die Luftpumpen haben in der Regel keine Druckanzeige. Also pumpen wir auf Sicht- und Andrückkontrolle. Der Reifen ist rund und läuft, das Auto zeigt keinen niedrigen Luftdruck mehr an und ein „Pfffft“ ist auch nicht zu hören.
Ich verstehe die Welt nicht: In Deutschland fahre ich seit 38 Jahren Auto und hatte einen einzigen Platten (Vandalismus). Hier in den USA ist es schon das vierte Mal, dass es Schwierigkeiten mit den Reifen gibt.
So geht es also zurück nach Vegas und dort zum BASS. Doch leider werden wir beide in der Kleiderabteilung nicht recht fündig. Ein kurzer Blick in die Zeltabteilung verschafft uns einen Überblick, was der Markt hergibt, falls wir uns doch von unserem geliebten Zelt trennen müssen.
Anschließend geht es im Hotel kurz in den Pool, doch hier ist heute recht viel los. Eine Familie feiert was auch immer und beginnt zu grillen. Tatsächlich gibt es in der Poolanlage professionelle Gasgrille, die man benutzen kann. Allerdings haben wir sie noch nie wirklich in Betrieb gesehen. (Anita ergänzt: „Wir waren ja auch erst einmal hier!°)
Wir machen uns wieder auf den Weg zum „Stripcruisen“ und hier spricht unser Auto wieder. Leider immer dasselbe:
„Low Presure Tire“.
Unsere Sofortmaßnahme vom Nachmittag war zwar -wie man heute sagt- „zwar zielführend“, leider aber nicht nachhaltig!
Um morgen früh nicht mit einem völlig platten Reifen dazustehen, fahren wir zu Dollar und erklären am Schalter unser Anliegen. Man sagt uns, wir sollten uns am Dollar-Express Schalter erkundigen. Dort wiederum weist man uns darauf hin, dass wir das Auto reinfahren sollen mit dem Hinweis „No Return – change !“
Die Dame weist uns aber gleich darauf hin, dass sie im Moment kein Cabrio hat.
Wir überlegen draußen, was zu tun ist.

- Morgen wiederkommen in der Hoffnung, dass ein Cabrio da ist?
- Anderes Auto nehmen?
- Selber den Reifen wechseln? (Notrad ist an Bord)

Wir entscheiden uns, das Auto zurückzugeben – soll sich Dollar was einfallen lassen.

Und dann ufert das ganze aus: Erst erklärt uns die Mitarbeiterin von eben nochmals, dass kein Cabrio da ist. Meine Frage, ob es vielleicht möglich ist, den Reifen zu reparieren oder nur das Rad auszutauschen, kann sie nicht beantworten.
Wir können morgen wiederkommen, aber ohne Garantie, dass dann ein Cabrio verfügbar ist.

Das gleiche Spiel diskutieren wir anschließend mit ihrer Chefin und dann noch einmal mit dem Chef der Chefin.

Schließlich leiern wir ihm eine Bestätigung heraus, dass er entgegen des Mietverhältnisses kein Cabrio stellen kann und ein Upgrade.
Er bietet uns einen „Subaru“ an, zumindest verstehe ich ihn so. Mir ist mittlerweile alles egal, wir haben schließlich schon fast Mitternacht.

Als dann plötzlich ein „Suburban“ anrollt bin ich doch ganz angetan.



Der 5,3Liter - Neunsitzer hat die Größe eines Kleinlasters – zumindest aus unserer Perspektive. Wir stellen bei der Übernahme fest, dass wir mit diesem Fahrzeug in den letzten zwei Wochen keinerlei Platzschwierigkeiten gehabt hätten. Unser Gepäck (das Cabrio war voll mit Taschen, die in den Storage sollten) verstauen wir irgendwo in den Ecken des Kleinlasters.

Und was dann noch passiert, ist schon fast peinlich: Auf dem Strip wird mir bewusst, dass ich mich nicht erinnern kann, eine ganz besondere Tasche eingeladen zu haben: Den Fotorucksack!

In den ganzen Diskussionen mit Mitarbeiterin, Chefin und Chef, dem Warten auf das Auto, dem Umräumen, kann es sein, dass eine Tasche nicht den Weg in den Kleinlaster gefunden hat. Sofort machen wir einen U-Turn.
„Sofort“ bedeutet aber, erst mal die Gelegenheit zu haben: Denn der Strip quillt heute über und es dauert eine ganze Zeit, bis wir wieder an der Vermietstation stehen. Verlustig sind: Rucksack mit Kamera und alle Speicherkarten. Damit Anitas Video-Kamera beim Umladen nicht verloren geht, hat sie sie vorsichtshalber mit in den Fotorucksack gesteckt....

Während ich beim Auto bleibe und nach einem Parkplatz suche, rennt Anita schon zum Vermieter. Unsere Hoffnung ist, dass die Tasche noch dort ist oder sie jemand gefunden hat.......


Aber darüber berichten wir beim nächsten Update......

Anita kommt mir kurz drauf mit dem Rucksack in die Höhe haltend grinsend entgegen: Er lag unangetastet neben der Wartebank vor dem Express-Schalter. Wir lachen uns nur noch an, bewusst, welches Glück wir haben und werden daraus mit Sicherheit eine Lehre ziehen. Auf den Schrecken fahren wir noch kurz auf einen Snack beim Fast-Fooder vorbei und dann ins Hotel.

Übrigens: Die Auswahl der Fastfooder, so befürchte ich, wird für die nächsten Tage nicht vom Appetit sondern eher von den Parkmöglichkeiten abhängig sein, denn unser Lastesel ist lang und breit.....

Tag 20 – Vegas bei Tag und Nacht...

Obwohl es gestern ziemlich spät geworden ist, stehen wir nicht all zu spät auf und liegen um 9.00Uhr bereits am Pool. Das Continental Breakfast sparen wir uns, stattdessen gibt es Kaffee von unserem Zimmer und ein paar Kekse unserer vergangenen Tour. Die Pool-Anlage ist brechend voll: Außer uns liegen noch ca. 3 andere Personen herum....

Nach gut einer Stunde und vielen Unterwasseraufnahmen im Pool und im Whirlpool geht es zum Storage und anschließend eine Runde über den Strip cruisen. Neben dem Cruisen können wir tatsächlich auch mal wieder laufen. Und so parken wir im Parkhaus vom Harley Davidson Cafe`.- aber sehr vorsichtig. Die Durchfahrthöhe ist 6 Feet. Während Anita langsam reinrollt, beobachte ich das ganze akribisch mit den Händen auf den Ohren...
Im Ernst: ich kontrolliere tatsächlich, ob wir durchpassen und es gibt eine Stelle, an der es tatsächlich richtig knapp ist. Aber er passt!
Nun ist es so, dass das Parkhaus ein idealer Ausgangspunkt für einen Walk über den Strip ist, es aber eigentlich nur für Kunden des Cafes gedacht ist. Allerdings fehlt mir die Phantasie, wie das überprüft werden soll. Dennoch haben wir das Parken stetz dazu genutzt, im Cafeè eine kurze Pause einzulegen. Aus moralischen Gründen speisen wir auch heute wieder hier und ich empfehle nochmals die Chicken-Fingers, das sind in Kellogs Cornflakes gewälzte und dann frittierte Hähnchen-Filets. Köstlich!
Aufgrund der brennenden Sonne warten wir, bis ein Schattenplatz frei ist. Das Harley-Davidson-Cafe ist eines der ersten Restaurants am Strip gewesen, in denen man auch draußen sitzen konnte.
Nach dem Snack geht es für eine gute Stunde zu Fuß über den Strip.

Wir beabsichtigen, die danieder liegende amerikanische Wirtschaft nachhaltig anzukurbeln und fahren zum REI zum Shoppen. Diesmal gehe ich leer aus und Anita schlägt zu. Wir werden am Abend mal im Internet recherchieren, ob sich der Einkauf merklich auf den Dow Jones auswirkt.
Wir cruisen erneut über den Strip und machen am Las Vegas-Eingangsschild Station. Noch schöner, als sich selbst vor dem Schild abzulichten, ist es, andere dabei zu beobachten. Es ist kaum zu glauben, zu welchen Posen sich einige hinreißen lassen. Das lassen wir uns nicht entgehen und dokumentieren das ;-)



Und damit geht der Tag schon langsam vorbei. Ein letzter Besuch im Walmart und schon bald sind wir im Hotel.

Tag 20 – Vegas bei Tag und Nacht...

Der letzte komplette Tag bricht an. Wieder geht es zunächst zum Pool, schließlich ist man ja im Urlaub und sollte sich auch mal so benehmen. Das Frühstück besteht erneut aus Kaffee und den letzten Keksen. Nach dem Pooling fahren wir am Eingangschild vorbei, um unser gestriges Shooting fortzuführen.


Weiter geht es in Richtung Storage. Anita bemerkt, dass Leser unseres Berichtes sich vermutlich fragen, weshalb wir überhaupt ein Hotel brauchen, wenn wir doch die meiste Zeit im Storage verbringen.

Ich verbessere sie, dass dies Unsinn sei: Einerseits dauern unsere Besuche im Storage ja meist nur ein paar Minuten und außerdem passt kein Bett hinein.....

Aber zurück zum Storage: Wir haben uns für eine andere Taschenkombination entschieden, weshalb der erneute Besuch notwendig erscheint.
Der nächste Gang erfolgt zur gegenüberliegenden Casey`s Camera, und zwar maßgeblich aus zwei Gründen:

1.) Unser bisheriges Shopping-Verhalten konnte nach einer kurzen Internet-Recherche den Dollarkurs nicht maßgeblich stützen.

2.) Außerdem ist der von mir ins Auge gefasste neue Fotorucksack innerhalb einer Woche im Geiste geschrumpft und passt nun, , so dass ich ihn jetzt kaufen kann.

(Und last not least: Der alte Fotorucksack bleibt gelegentlich beim Autovermieter stehen!

Heute wird nicht lange gefackelt:
Bei Casey zur Tür rein, ins Regal greifen und an der Kasse stehen ist ein Ablauf.
Damit ist die Gefahr gebannt, doch wieder vom Kauf zurückzutreten. Ordnungsgemäß gebe ich meine Kreditkarte raus und vorsichtshalber gleich auch eine Photo ID, die seit einiger Zeit als zusätzliche Sicherungsmaßnahme häufiger angefragt wird. Mit großen Augen schauen wir den Verkäufer an als er uns in kaum gebrochenem Deutsch anspricht: „Oh, Sie wohnen in Koln“. Er erklärt uns, dass er einige Jahre in NRW gewohnt hat und u.a. auch in Köln. In einem kurzen aber informativen Small Talk erwähnt er zufällig, dass die Umgehungsbrücke am Hoover Dam genau heute eingeweiht wird. Das gleicht einem Startschuss und sogleich machen wir uns auf den Weg dorthin. Wir haben zwar wieder einmal kein Kartenmaterial dabei allerdings steuer ich unseren Lastwagen unter Zuhilfenahme meines Navigationssystems „Anita“ sicher hin. Die Menschen- und Automassen sind riesig und ein ebenso großes Aufgebot an Polizei sichert den Verkehr und sorgt für Sicherheit.



Von der Zeremonie, die oben auf der Brücke stattfindet, erkennen wir nur die USA-Flagge. Mit Bussen könnte man die Brücke sogar befahren. Uns bleibt der Genuss aus der Ferne und die Tatsache, die Brücke nach vielen Jahren Bauzeit und Beobachtung endlich vollendet zu sehen, und dass sogar am Tag ihrer Einweihung. Und das verdanken wir indirekt der Tatsache, dass wir uns für den neuen Rucksack entschieden haben.
Nach diesem Ausflug geht es zurück nach Vegas ins Hotel, um den neuen Fotorucksack einzuräumen und die Koffer endzupacken.
(Um kein Missverständnis bezüglich unseres Shopping-Verhaltens aufkommen zu lassen, das an der einen oder anderen Stelle evtl. etwas exzessiver beschrieben ist als es der Realität entspricht: Unsre Einkäufe halten sich in Grenzen. Unser Gepäck besteht aus zwei, sehr locker gepackten Taschen. Und vor einer Kontrolle beim Zoll in Deutschland müssen wir auch keine Bedenken haben: Trotz Fotorucksack und diversen Mitbringseln bewegen wir uns weit unter den Freigrenzen)



Nach einem kurzen Aufenthalt geht es wieder zum Strip. Gerne möchten wir noch einmal abends über den Strip walken und suchen nun nach einem geeigneten Parkhaus. Uns fällt das von Ballys ein, in dem wir früher schon einmal geparkt hatten. Wir stellen unseren LKW auf der Ebene „3D / Notre Dame“ ab. Ich komme noch darauf zu sprechen.

Um uns den Weg durch das Casino zu sparen verlassen wir das Parkhaus über die Außentreppe und gelangen letztlich durch dunkle Winkel von Hotel-Hinterhöfen. Wären wir nicht in Vegas, wo wir uns recht sicher fühlen, hätten wir jetzt sicherlich ein ungutes Gefühl. Wir schlagen uns zum Strip durch und hier ist heute am Samstag Abend natürlich der Bär los. Wir gehen über den Strip, posieren mit Schaustellern, die sich über diesen Weg einen Zuverdienst sichern und bestaunen die Wasserspiele vor dem Bellagio. Und dann geht es auch schon wieder zurück ins Ballys und in das Ballys-Parkhaus, das wir zunächst nicht finden. Zum Glück geht Anita nach kurzem Suchen ein Licht auf: Die Parketage „Notre-Dame“ gehört natürlich nicht zum Ballys sondern zum „Paris“, was im Nachhinein auch logisch klingt. Die Hotels und Parkhäuser gehen einfach fließend ineinander über.

Nach einem weiteren kurzen Aufenthalt am Eingangsschild zu Las Vegas (ich kann nur empfehlen, sich hier einmal eine halbe Stunde Zeit zu nehmen und nur die Menschen zu beobachten! Tolle Motive !) geht es zurück ins Hotel. Die letzten Vorbereitungen für unsere morgige Abreise werden getroffen. Also dann, gute Nacht !!!

Tag 22 – Rückreise - Gedanken

Jetzt sitzen Anita und ich am Flughafen und gerade landet die Maschine, die uns zurückbringen wird. Oder sagen wir: soll!
Denn noch sind wir nicht daheim und nach diesem Urlaub ist ja wohl fast alles möglich.
Heute ist (bis jetzt!) alles gut gelaufen: 8 Uhr aufstehen – 9Uhr Abfahrt zum Storage (genau, wieder einmal !) um noch schnell die letzten Dinge, wie z.B. Waschutensilien) zu verstauen und dann zum letzten US-Frühstück zum Mc.Donald`s, der heute ungewöhnlich voll war.

Den Truck haben wir weggebracht und das Einchecken am Condor-Counter ging auch schnell. Die Abfertigung erfolgte allerdings wie in der guten alten Charter-Flugzeit imm rauhen Ton. Vielleicht sollten wir doch mal wieder die Airline wechseln? Aber es ist nun mal die einzige Linie, die Direktflüge nach Vegas anbietet.

Nur das Wetter spielt heute nicht mit: Es ist ziemlich dicht bewölkt und deutlich kühler als die letzten Tage. Das macht uns den Abschied nicht ganz so schwer. Wir tippen so vor uns hin und lassen dabei noch einmal die letzten drei Wochen Revue passieren. Es war ein sehr aufregender Urlaub:

Wir hatten Höchsttemperaturen von über 40 Grad und damit wesentlich wärmer als gedacht. Dafür hatten wir „Sturmfluten“, sogar im Zelt. Letzteres ist der Flashflood fast zum Opfer gefallen.
Hagel haben wir in den USA vorher noch nie erlebt.
Wir haben niemals zuvor gleich drei Autos in einem Urlaub gehabt !
Dass man 20kg Trekking-Gepäck auch für eine Tageswanderung mitnehmen kann, war uns neu, und dass wir wohl die einzigen Menschen sind, die eine zweitägige Trekking-Tour an einem Tag schaffen, macht uns nicht wirklich stolz.
Dass die bereits verlustig geglaubte Kamerausrüstung wieder aufgetaucht ist, machte uns hingegen sehr glücklich.
Deprimierend: Wir haben auf dem Strip noch nie so viele Bettler gesehen: Angeblich schwangere Frauen, die angeblich in Notsituationen sind. Oder es vielleicht wirklich sind?
Gleichzeitig beweisen einige Bettler einen ungewöhnlichen und erfrischenden Humor, wenn sie auf ihren Schildern schreiben:
„Warum lügen? Ich brauche Geld für Bier“ oder
„Benötige Geld zur Rettung des Alkohols“ oder



(Das Bild entstand, nachdem ich mir sein Einverständnis eingeholt hatte)

Dass unsere Erlebnisse auch durchaus positive Seiten haben, ist uns bewusst:
Nach unserer Trekkingtour am West-Rim-Trail hatten wir so die Nase voll, dass wir uns gegen die fünftägige Tour zum Angel-Arch entschieden haben. Im Nachhinein haben wir erfahren müssen, dass wir schlechteste Wetterbedingungen gehabt hätten.

Mit dem Unwetter im Arches und in Canyonlands hatten wir das Glück, riesige und für uns völlig neue Wolkenfelder beobachten zu können. Eindrucksvolle Bilder entstanden.

Wir haben in der kurzen Zeit 3080 Meilen gefahren, haben 120 Gallonen Benzin durch die Motoren gepumpt, sind 20 Meilen geradelt und 43 gehikt.

Trekking-Touren, die (für uns) am Rande des Machbaren sind, sind Grenzerfahrungen, die wahnsinnig zusammenschweißen. Man setzt unendliches Vertrauen in den Partner und wird nicht enttäuscht.

Drei tolle und beeindruckende Wochen liegen hinter uns, die ebenso spannend wie aufregend und dennoch entspannend waren. Jetzt kommt die Winterzeit, in der man die vielen Giga-Byte Bilder auswertet und den Urlaub dann noch einmal auf der Leinwand erleben darf. Dem einen oder anderen werden wir diese Bilder dann in Form einer Dia-Show aufs Auge drücken können.

Und letztlich hatten wir regen Mailkontakt zu Menschen, die uns wichtig sind, und die unsere Tour fast live-haftig miterlebt haben, uns die Daumen gedrückt haben und mitgezittert haben. Danke dafür !

Die (fast) Liveberichterstattung war gelegentlich etwas anstrengender als gedacht. Ob wir das noch einmal machen werden, wissen wir noch nicht.

Der Internetzugang erwies sich hingegen in den drei Wochen als wesentlich unkomplizierter als erwartet. Gut, das liegt auch daran, dass wir die Nächte auf den Trekkingtouren statt im Backcountry in der Zivilisation verlebt haben.

Aber jetzt wird es Zeit zu schließen: Während ich mir im Rückflug schon mal Gedanken zur Dia-Show machen werde, wird Anita -wie ich sie kenne- schon mal Ideen für die nächste Tour entwickeln. Was wir jetzt schon wissen:

Wir werden den Touren im Vorfeld keinen Namen mehr geben, das hat sich nun zweimal nicht bewährt.

Und was die nächste oder übernächste Tour angeht:

Uns ist zu Ohren gekommen, dass man gemeinsam mit uns in einer zweitägigen Trekking-Tour die Narrows angehen möchte. Als Trekking-Tour, also MIT Übernachtung.

Also dann, packen wir es an !



Anita & Hartmuth, 17.10.2010

Nachtrag: Die Maschine startet mit einer Stunde Verspätung, nachdem der Flughafen „gedreht“* werden muss. (*Vom „Drehen“ eines Flughafens spricht man, wenn aus Gründen der Thermik die Maschinen ab einem bestimmten Zeitpunkt plötzlich in entgegesetzter Richtung starten und landen müssen)
Ich sage noch wie üblich, dass wir Las Vegas nun verlassen und Las Vegas einfach so weiter macht, als würde nichts passieren, als würde es die Stadt überhaupt nicht interessieren, dass wir weg sind. Alles nimmt seinen Verlauf. Anita kontert jedoch, dass es schon den einen oder anderen Händler gibt, der es merkt und bedauert.....
Aber diesmal ist es anders. Es beginnt zu regnen und wir reden uns ein, dass sich Las Vegas diesmal auch von uns mit einem weinenden Auge verabschiedet...

So long.....

Nachtrag II:

Natürlich geht unsere Geschichte noch weiter, denn ein solch abenteuerlicher Urlaub endet doch nicht einfach mit „dann sind wir Zuhause angekommen und alles ist o.k.“

Natürlich nicht:

Jetzt sitzen wir im ICE bei 270km/h und gut zwei Stunden Verspätung. Vorhin waren wir noch eben mal in Manchester. Und auch das ist wieder kein Joke:

Über dem Atlantik ist dem Piloten klar geworden, dass der Sprit nicht bis Frankfurt reichen wird. Dafür gibt es wohl zwei Gründe: Einerseits waren wir beim Start in Las Vegas aufgrund des Drehens des Flughafens wesentlich länger in Standby als kalkuliert. Andererseits war der Gegenwind über dem Atlantik stärker als berechnet.
(Ich dachte immer, wir würden auf einem West-Ost-Flug in der Regel mit dem Jetstream fliegen) Um Sprit zu sparen ist die Maschine langsamer geflogen, was aber auch nicht den gewünchten Erfolg brachte. Und letztlich kommt auch noch hinzu, dass der Anflug auf Frankfurt wegen des schlechten Wetters zusätzliche Reserven wegen evtl. Zusatzrunden bedarf. Aus Sicherheitsgründen lehnte das unser Kapitän ab.
Also musste man in Manchester zwischenlanden. Zum Glück durften wir in der Maschine bleiben, was ja auch nicht immer der Fall ist. Das hätte dann noch mehr Zeit in Anspruch genommen. Aber das Betanken hat ziemlich gedauert und ich sage Anita noch, dass ich froh bin, dass wir im Urlaub beim Tanken einschließlich Bezahlen) schneller waren. Sie entgegnet jedoch, dass wir auch nicht mit unserem Frachter „Suburban“ tanken waren, der hätte die 767 vielleicht noch geschlagen.

So, jetzt endet der Bericht aber wirklich, falls nicht noch etwas passiert. Wir werden wohl gut in Köln ankommen. Für die Fahrgäste, die eigentlich mit diesem Zug bis nach Brüssel reisen wollten, stellt sich ein Problem: Aufgrund des Streiks in Belgien endet dieser Zug heute in Köln.

Offensichtlich läuft es auch bei anderen Reisenden nicht immer optimal.