Stand: 18.09.2015, Version17.08.2023

 

Stand: 30.08.2015

 

Unsere 46. USA-Tour im Herbst 2015

 

"ziemlich" live geschrieben

 

Hier entsteht in der kommenden Zeit unser aktueller Reisebericht:

 

Frankfurt - Las Vegas – 

Crater Of The Moon N.M. - Yellowstone N.P.

Capitol Reef - 

Zion N.P. - Death Valley - 

Las Vegas – Frankfurt


Kurzes Vorwort:

Diese Tour soll sich so gestalten, wie sie von uns ursprünglich einmal geplant war, obwohl sie zwischenzeitlich ganz anders aussah...

Zur Erinnerung: Vor etwa vier Monaten krochen wir trotz gemäßigten Wetters über den Tonto Trail und den Bright Angel Trail aus dem Grand Canyon und schworen uns damals, dass dies die letzte Trekkingtour sein sollte. Also zukünftig nur noch -durchaus auch anstrengende- Dayhikes aber keine mehrtägigen Touren mit Zelt und Schlafsack usw. auf dem Rücken.

Kaum oben angekommen erhielten wir damals überraschend eine Permit für eine Tour, die wir für den heutigen Urlaub geplant hatten: Nochmals RIM2RIM2RIM, also von der Südseite des Grand Canyons hinunter, auf die Nordseite hoch und dann das ganze wieder zurück. Nur kurz haben wir darüber nachgedacht, diese Tour nicht zu machen und schon war wieder das Funkeln in den Augen, dieser für uns ausgesprochen anstrengende Tour nach drei Jahren wieder anzugehen. Also haben wir im Frühjahr alles vorbereitet: Die Rucksäcke stehen schon abmarschbereit im Storage und warten nur darauf, mit den frischen Lebensmitteln abgeholt zu werden.

Umso größer war dann wenige Wochen später unsere Enttäuschung als die Permit ankam und wir feststellen mussten, dass sie fehlerhaft ist. Offensichtlich ist den Rangern ein Fehler unterlaufen und so hätten wir auf halben Weg nach oben zum Northrim auf dem Cottonwood Canyon Campground umdrehen müssen um wieder zum Ausgangspunkt zu gelangen.

Mehrmalige Mails und Faxe mit den Rangern brachten keinen Erfolg, da die entsprechenden Permits bereits alle vergeben waren. Auch in der Folgezeit haben wir es mehrmals und leider vergebens versucht.

Wir akzeptieren das als "Schicksal" und fragen und zweckoptimistisch: "Wer weiß, wozu es gut ist?"

Daher schaut unsere Route nun doch anders aus und unser Schwerpunkt auf der Tour soll sein: "Wieder Yellowstone - und das ist auch gut so!"

 

29.08.2015:
Heute, am Samstag, starten wir mit dem Zug von Köln-Deutz aus nach Frankfurt.
Nach weniger als 50 Minuten Fahrzeit erreichen wir am frühen Nachmittag den Frankfurter Flughafen und checken gewohnheitsgemäß im Sheraton ein.

Diesmal haben wir als Option ein Zimmer mit Blick auf den Flughafen gebucht.

Zwar geht unsere Maschine erst am Folgetag gegen Mittag und eine bequeme Anreise wäre auch morgen möglich gewesen. Doch mittlerweile genießen wir es, den Urlaub besonders relaxt mit einem halben Saunatag anzugehen. Doch die ist heute erst wieder um 18Uhr geöffnet und so ziehen wir das geplante Abendessen einfach nach vorne. Das "Dinner" im gehobenen Restaurant Mc.Donald`s, den wir endlich dank der FRA-App im Terminal 1 finden, gestaltet sich wie immer interessant. Wir staunen, was so alles um uns herum passiert und welch interessante Gestalten uns umgeben. Vermutlich denken das die anderen auch von uns. Auffallend ist unser Tischnachbar: Zunächst höre ich nur Geschäftstelefonate von ihm, dass er am Montag nach Österreich fliegt und dann in einem anderen Telefonat, dass er sich in Wien in einem Hotel für zwei Wochen einmieten möchte. Erst nach einer Zeit sehen wir zu ihm rüber: Er schaut wirklich nicht wie ein Geschäftsmann aus: Vielmehr entspricht -man möge mir jetzt das Schubladendenken verzeihen, ehr wie ein Obdachloser aus, der diese Telefonate offensichtlich "spielt". Er scheint in der Tat ein wenig verwirrt aus.
Zurück im Hotel genießen wir dann -heute wieder einmal völlig vereinsamt- die Saunen im Hotel. Leider sind die Duschen wegen eines Wasserschadens außer Betrieb und so müssen wir nach jedem Saunagang immer wieder zu den Duschen in den Umkleiden.
Danach geht es nach einer Pause noch einmal durch den Flughafen. Eine junge Frau steht etwas verwirrt vor der Anzeige der Abflüge und nach einem kurzen Blickkontakt ist mir klar, dass sie Hilfe braucht. Sie hat einen Schweizer Dialekt und sucht vergebens nach ihrem Flug um 22:35Uhr nach London. Zunächst können wir ihr nicht helfen, doch dann entdecke ich, dass ihre Maschine in zwei Stunden in Frankfurt (Hahn) startet. Sie kann es gar nicht glauben, dass sie hier völlig verkehrt ist. Wir weisen ihr den Weg zur Informationen und machen uns in der Folgezeit noch viele Gedanken: Im Internet recherchieren wir, dass es von hier bis zu Hahn etwa 125 Straßenkilometer sind und sie es mit einem Taxi zum Preis von etwa 200€ noch schaffen könnte. Hoffen wir mal, dass sie ihren Weg noch findet.
Außerdem sind wir fest davon überzeugt, dass sie bestimmt nicht die erste ist, der dieses Missgeschick passiert.
Mit einem Glas Wein auf dem Zimmer lassen wir den Abend dann gemütlich ausklingen und freuen uns bereits riesig, auf die kommenden drei Wochen, in diesem unserem (na ja, fast) Lande.
 

30.08.2015:

Wir lassen uns um 6:00Uhr schon mal vom Handy wecken, obwohl unsere Maschine erst um 12Uhr gehen soll. Um halb neun checken wir aus und gehen in Richtung "B", von wo aus unsere Maschine "irgendwo" starten soll. Eingecheckt haben wir schon gestern online. Die Gepäckkontrolle verläuft fast reibungslos, bis auf den vergessenen Ersatzakku in der Hosentasche, weshalb ich dann doch noch zur Leibesvisitation muss. Und außerdem verursacht mein kleiner Koffer mit dem ganzen Elektro-Kram in meinem Rucksack die Aufmerksamkeit, so dass ich ihn einmal öffnen muss. Auf meine Frage, ob ich die ganze Elektrik zukünftig besser lose im Rucksack verstauen soll entgegnete mir der freundliche Mitarbeiter nur, dass das schon in Ordnung sei, ein Koffer im Koffer aber immer Misstrauen erweckt. Ich soll ihn zukünftig einfach rauslegen. Darauf lächle ich ihn an und sage, wenn das meine Frau hört, wo sie doch vorhin extra noch gesagt hat, ich soll den Koffer besser rausnehmen.

Er grinst zurück und gibt mir den Tipp, ich soll ihr nicht sagen, dass ich wegen des Koffers jetzt aufgehalten werde sondern aus irgendeinem anderen nichtigen Grund. Gute Idee ;-)

Ärgerlich ist, dass wir erst kurz vor dem Boarden erfahren, an welches Gate wir müssen, so dass wir die ganze Zeit ratlos zwischen der Gepäckkontrolle und der Passkontrolle umherirren.

Eine Viertel Stunde vor dem offiziellen Boarding wird dann das Gate doch noch angeschlagen und eine Meute von Las Vegas Hungrigen macht sich auf den Weg zu B45.

Am Schalter wird uns eine neue Boardkarten ausgedruckt und nachdem die Mitarbeiterin feststellt, dass wir ohne Gepäck reisen, müssen wir gleich die Reservierung für den Rückflug vorzeigen. Genau wie im Frühjahr. Offensichtlich hat man Angst, wir würden "one way" fliegen und nicht mehr zurückkehren wollen.

Nach einiger Zeit beginnt dann das Boarden. Zunächst die Business-Class dann die Economy. Unsere Premium-Economy-Class wird vergessen, doch ein netter Mitarbeiter von Condor weist und darauf hin, dass wir immer -wie sonst auch- direkt hinter der Business-Class einsteigen können.

Grundsätzlich ist es uns ziemlich egal, wann wir einsteigen. Das Problem ist nur, wer zu spät kommt, den bestraft häufig einer der Mitreisenden, die ihr übergroßes Handgepäck genau über dem einzig noch freien Gepäckfach reinpresst.

Doch diesmal ist das alles kein Problem. Wir sitzen in der siebten Reihe und unser Gepäckfach ist völlig leer.

Wir starten pünktlich und das ist -wie wir heute Abend noch erfahren werden- vielleicht ein Glücksfall.

Denn heute Abend wird uns mein Bruder noch einen Online-Artikel zusenden, wonach unsere "Gegenmaschine" (also die Linie Las Vegas => Frankfurt) am Freitag in Denver zwischenlanden musste und mit 32 Stunden in Frankfurt gelandet ist. Wenn ich mich jetzt nicht verrechne, war genau diese Maschine, in der wir jetzt sitzen, betroffen: Eine Mittdreißigerin hatte ihre Katze mit an Bord geschmuggelt, die ist dann ausgebüxt und durch die Maschine geirrt ist. Daraufhin ist die Katzenhalterin gegenüber einer Flugbegleiterin handgreiflich geworden, wollte gewaltsam in das Cockpit und drohte, aufgrund ihrer Kontakte zur Mafia die Maschine zum Absturz zu bringen, worauf die Maschine von zwei aufgestiegenen F16-Kampfjets begleitet in Dallas zwischenlanden musste. Doch davon wissen wir ja jetzt noch gar nichts.

Der Service ist gewohnt freundlich und aufmerksam und die Speisen können sich mittlerweile mit einem guten Restaurant messen: Neben Pasta oder alternativ Rindfleisch  gibt es als Starter Salat mit Lachs und marinierte Krabben. Und die Sitzplätze bieten ebenfalls ausreichenden Komfort und vor allem Platz!

Gegen 15Uhr Ortszeit landen wir pünktlich und wie vom Piloten vorhergesagt etwas ruppig, weil über Vegas Gewitter und starker Wind herrschen. Dafür war die eingeschlagene Route gut gewählt: Unter uns konnten wir den Bryce Canyon, den Zion und den Hoover Dam entdecken.

Wer vorne sitzt kommt in den Genuss, schnell draußen zu sein und daher stehen wir bei der Imigration auch ziemlich weit vorne in der Schlange. Das Prozedere geht recht zügig, da sich die Schlange in Grenzen hält. Hier haben wir schon ganz anderes erleben müssen.

Vorbei an den Gepäckbändern gehen wir zum Zoll und der Schalterbeamte stutzt etwas, nachdem wir angeben drei Wochen zu bleiben und kein Gepäck dabei zu haben scheinen. Auf unsere Erklärung, dass wir in Vegas einen Storage haben gratuliert er uns zu einer solch guten Entscheidung. Einfach nett !

Per Email erfahren wir, dass uns bei Hertz auf dem Parkplatz Nr. 226 (im Englischen "Stall") ein schwarzer Camaro erwarten wird. Prima, wir werden uns daher ein mögliches Upgrade auf diesen Wagentypen sparen können.  Wir buchen meist die Standard-Cabrio Klasse und wählen dann, wenn uns der Wagen nicht gefällt, ein Upgrade. Bisher hatten wir oft Glück und erhielten durch unsere Mitgliedschaft einen Wagen der größeren Klasse.

Exakt eine Stunde nach der Landung verlassen wir schon mit dem Wagen die Vermietstation, das ist für uns schon fast schon rekordverdächtig. Dazu trägt bei, dass die Wagenübernahme eine Sache von wenigen Minuten ist: Wir brauchen uns nicht am Schalter anstellen, stattdessen steht der Wagen im "Stall" und wir brauchen nur noch losfahren und an der Ausfahrt unsere Papiere vorzeigen.

Das Umräumen im Storage dauert nun leider etwas länger, weil wir ja -entgegen unserer ursprünglichen Planung- nun doch einiges Material mehr mitnehmen und anderes dafür im Storage lassen. Statt der geschätzten 10 bis 15 Minuten wird es nun doch eine gute Stunde aber wir haben ja viel Zeit.

Nach einem kleinen Snack in unserem typischen Mc.Donald`s am Strip geht es traditionsgemäß ins Best Western Mc Carran Inn. Hier müssen wir unser Gepäck nur noch etwas optimieren bevor wir dann erschöpft ins Bett gehen. Ich glaube, ich schlafe ein bevor die Augen überhaupt zu sind.

 

31.08.2015: Ein reiner Fahrtag !
Um 2:00Uhr ist die Nacht leider für uns zu Ende, denn der Jetlag hat uns im Griff. Da wir im Gegensatz zu sonst auch nichts im Walmart einzukaufen haben und wir auch keine Lust haben, uns jetzt schon auf den Weg zu machen bleibt uns nichts anderes übrig als zu warten.
Gegen 5Uhr räumen wir dann schon mal den Wagen ein und um 5:45Uhr versuchen wir unser Glück beim Frühstück. Und tatsächlich, obwohl die Frühstückszeit eigentlich erst um 6Uhr beginnen soll können wir schon frühstücken. Um 6:30Uhr stehen wir dann vor dem Storage und wie erwartet vor verschlossener Tür, denn das Gelände kann erst ab 7Uhr betreten werden.
Doch der Hausmeister, den wir schon seit über 10 Jahren kennen, erkennt auch uns und öffnet das Tor. Keine 10 Minuten später sind wir fertig und der Hausmeister öffnet erneut für uns das Tor, damit wir rauskommen.
Der restliche Tag gestaltet sich durch 524Meilen Fahren (das sind über 900km, die Anita auf eigenen Wunsch alleine meistert), Tanken, Snack-Pause, Fotografieren usw. Die Route ist sehr einsam, auf weiten Strecken kommen uns nur gelegentlich Autos entgegen. Auch die Infrastruktur ist rudimentär.

 Diese Strecke sind wir letztes und vorletztes Jahr schon einmal gefahren. Vor zwei Jahren übernachteten wir in Twin Falls um am nächsten Tag die Shoeshone Falls zu besuchen, im letzten Jahr haben wir uns gegen die Falls ausgesprochen  und auch dieses Jahr stehen sie nicht auf dem Programm. Da wir aber früh in den Dunstkreis von Jerome, unserem heutigen Etappenziel, gelangen, entscheiden wir uns spontan, doch noch vorbei zu fahren.
Während wir vor zwei Jahren in aller Frühe völlig alleine waren, verlaufen sich nun doch etwa 1 Dutzend Touristen auf dem riesigen Gelände.
Die Faszination ergreift uns aber auch heute und wir rätseln, ob heute mehr oder weniger Wasser die Fälle hinunterfließt als damals. Wir wissen es nicht.


Nachdem wir an der Grenze zu Idaho die Uhren vorstellen mussten erreichen wir gegen 19Uhr Jerome, wo wir im Sawtooth Inn & Suites einchecken.

Dieses Motel hat uns schon im letzten Jahr gut gefallen und enttäuscht uns auch heute nicht.


Wir sind aber so platt, dass unsere Energie nur noch dafür reicht, um im gegenüberliegenden Mc.Donald`s zu Abend zu essen und dann ins Bett zu fallen.
Das Plätschern im Hallenbad, das uns sicherlich gut gefallen hätte, fällt Morpheus zum Opfer.
Aber 900 Kilometer Autofahren nach der kurzen Nacht bleibt eben nicht ohne Folgen, egal ob als Fahrer oder Beifahrer.
Also jetzt ganz schnell ins Bett, gute Nacht !

01. September 2015:

Unsere Hoffnung, dass wir den Jetlag in den Griff bekommen, endet gegen 4 Uhr in der Nacht.

Um 6 Uhr sind wir dann beim Frühstück. Die Frühstückseier werden einem hier nach Wunsch zubereitet: Spiegeleier  oder Rühreier oder Omelette, alles mit oder ohne Sausage, Bacon usw. Man füllt einfach eine Wunschliste aus und irgendwann einmal wird dein Name aufgerufen.

Und weil wir für die weitere Fahrt Getränke haben möchten geht es noch schnell zum Walmart, der erst vor einer halben Stunde geöffnet hat. Ich zähle nach: 6 Mitarbeiter und zwei Kunden - wir !

Um 9Uhr erreichen wir dann das "Craters of the Moon National Monument".

Vor zwei Jahren haben wir diesen Park kennengelernt, im letzten Jahr mussten wir unsere Tour durch die Höhlen aufgrund des Wetters ausfallen lassen und heute verspricht der wolkenlose Himmel, dass wir wieder hindurchklettern können.

Wir benötigen eine Permit und hierzu müssen wir einige Fragen beantworten: z.B., ob wir in den letzten zehn Jahren in irgendeiner Höhle westlich von hier waren, ob wir heute das selbe Schuhwerk  tragen und ob wir unsere Brillen und Kameras auch damals dabei hatten. Wir beantworten alle Fragen selbstverständlich ordnungsgemäß, auch auf die Gefahr, dass wir keine Permit erhalten.

Der Hintergrund dieser Vorsichtsmaßnahme ist, dass es seit etwa zehn Jahren zu einem ausgeprägten Fledermaussterben kommt, was auf einen Virus zurückgeführt wird, der die sog. White-Nose-Deseas, der sich im Westen ausbreitet.

Wir erhalten die Permit und gehen einen längeren asphaltierten Weg zum Indian Tunnel. Hier steigen wir über eine Eisentreppe hinab in die sehr große Höhle. Genau genommen ist es gar keine richtige Höhle, da es immer wieder große Löcher in der Decke gibt. Obwohl man im ersten Abschnitt über ein paar Steine klettern muss, sich gelegentlich den besten Weg zu bahnen hat und man letztlich nach etwa 300 Meter durch eine kleine Öffnung schlüpfen muss, ist diese kurze Tour zu empfehlen.

Es macht Spaß und Kinder hätten hier sicherlich ihre helle Freude.

Überirdisch geht es dann wieder zurück, wobei der Weg mit Stangen markiert ist.

Über einen weiteren asphaltierten Weg geht es dann zum Eingang der Beauty Cave.

Hier haben wir keine Treppe zum Absteigen kommen aber auch so mit etwas Klettern runter. Im Gegensatz zur ersten Höhle ist es hier ziemlich kalt und nach wenigen Metern absolut dunkel.

 

 

Nach etwa 50 Metern erreichen wir dann auch schon das Ende der Höhle, so dass wir nach ein paar Fotos mit den Taschenlampen wieder umkehren.

Taschenlampen sind Pflicht, denn allzu leicht könnte man sonst im Dunkeln über größere Steine stolpern.

Im Umkreis von kaum mehr als 100 Metern gibt es hier vor Ort noch zwei weitere Höhlen, die wir uns aber sparen. Denn in diesen beiden Höhlen heißt es zu Klettern und teilweise zu kriechen. Und aus Erfahrung wissen wir, dass man sich allzu leicht den Kopf anhauen kann.

Die zwei Stunden sind wie im Flug vergangen und schon geht es zurück auf die Piste, denn es liegen noch ca. 240 Meilen vor uns bis zur Lake Lodge im Yellowstone.

Gegen 18Uhr erreichen wir unsere Cabin, die uns für vier Nächte Unterschlupf bieten soll.

Beim Betreten der Cabin wird uns noch einmal schnell bewusst, wie luxuriös wir die letzten Tage genächtigt haben aber ernsthaft überrascht sind wir nicht, kennen wir diese Cabins doch aus den beiden letzten Jahren.

Die Cabin ist eben so, wie es eine Cabin vermuten lässt: Einfach, zweckmäßig, rustikal und historisch. Das einzige, was uns immer wieder ärgert, ist die Tatsache, dass die Cabin mit einem sehr schmalen Bett ausgestattet ist und das als Doppelbett angeboten wird.

Anitas Vorhersage, dass es im Cafe heute das Coconut Chicken Meal gibt, erweist sich als richtig. Seit zwei Jahren gibt es am Dienstag immer dieses Gericht und wir freuen uns darüber.

Ärgerlich hingegen das Verhalten weiniger Gäste: Im Eingangsbereich steht extra ein Schild, wonach man im Sinne aller Gäste darum bittet, keine Sitzplätze zu blockieren, sondern sich stattdessen erst nachdem man an der Ausgabe die Speisen übernommen und an der Kasse bezahlt hat, einen freien Platz zu suchen. Wir beobachten jedoch  eine vierköpfige Familie, bei der der Vater sofort beim Betreten des Cafés zu einem freien Tisch am Fenster sprintet und mit zwei Taschen gleich einen weiteren Tisch besetzt. Ein Ehepaar, das gerade mit seinen Tabletts auf dem Weg zu einem der Tische war, muss sich nun einen anderen Tisch suchen.

Übrigens ist das Cafe so voll wie wir es noch nie gesehen haben. Wir gehören beim Frühstück und beim Abendessen meist  mit zu den ersten Gästen und da ist das Cafe angenehm leer und ruhig. Aufgrund der späteren Anreise sind wir nun entsprechend spät im Cafe und es ist brechendvoll.

Auf dem Rückweg gehen wir am Gift-Shop vorbei und kaufen eine zweite Flasche Bären-Spray.
Der Hintergrund für unsere Entscheidung ist ein Vorfall vor drei Wochen. In der Nähe unserer Cabin bzw. unser Wandergebiet ist ein erfahrener Wanderer von einem Grizzlys angefallen und anschließend angefressen im Dickicht versteckt worden.

Das ist übrigens äußerst ungewöhnlich, denn der Mensch gehört eigentlich nicht ins Beuteschema von Grizzlys und Schwarzbären. Wenn es zu Angriffen kommt dann üblicherweise nur, wenn Mensch und Bär ohne Vorwarnung aufeinander treffen, sich der Mensch dummerweise zwischen Bär und seiner Beute befindet oder noch eher, wenn sich der Mensch zwischen Bär und seinen Cups (seine Jungen) aufhält.

Doch dieser Bär muss erkannt haben, dass der Mensch auch als Beute dienen kann und so haben die Ranger alle Hebel in Bewegung gesetzt, das Tier zu ergreifen und einzuschläfern. Er wäre sonst eine zu große Gefahr für andere Hiker geworden.

Aus diesem Grunde sind wir in uns gegangen und erstehen nun als Ergänzung zum ersten Spray aus dem Vorjahr eine zweite Flasche. Und weil wir damit über $50 kommen, erhalten wir noch ein Special Offering: eine Decke mit dem Motiv des Yellowstones.

Wir schlagen zu und erst beim Rausgehen auf dem Giftshop stellen wir fest, dass es mit der Kommunikation zwischen uns beiden nicht ganz geklappt hat, denn keiner von uns wollte sie haben, aber jeder nahm an, der andere hätte sie gerne.

Zurück in der Cabin geht es dann recht schnell in das schmale Bett. Wir sind mal gespannt, "was es mit uns macht". Gute Nacht! 

 

 

02.September 2015:
Diesmal schlafen wir bis der Wecker bimmelt und das ist 5:30Uhr. Wir quälen uns aus dem Bett und das nicht etwa, weil die Nacht zu kurz war, sondern wegen unserer Knochen. Okay, wir sind nun nicht die schmalsten Personen aber auch andere Menschen mit paar Kilo weniger hätten ihre Schwierigkeiten im Bett. Wichtig ist, dass beide möglichst mittig im Bett liegen, was aufgrund der Breite des Bettes auch nicht unbedingt schwer ist. Eine ausgelegene Kuhle ist dabei recht hilfreich, die Mitte zu finden. Liegt man weiter außen muss mit dem Partner abgesprochen werden, wenn er sich hinlegt oder aufsteht. Die Weichheit der Matratze führt ansonsten dazu, dass Partner A nichtsahnend an der Kante liegt, während sich Partner B mit Elan aufs Bett legt oder setzt und somit den eben genannten Partner A katapultartig aus dem Bett befördert.
Mag jetzt alles übertrieben klingen und ist vielleicht auch etwas überzogen, aber definitiv nicht viel.
Uns ist schleierhaft, wie wir das in den letzten beiden Jahren in diesen Betten ausgehalten haben. Aber vielleicht liegt es ja tatsächlich speziell nur an diesem Bett.


Mit  leichtem Buckel wie Quasi Modo geht es ins Cafe zum Frühstück. Es ist 6:30Uhr und eigentlich sollte es nun öffnen aber es verzögert sich um ein paar Minuten.

Die Rucksäcke haben wir gestern Abend noch mit Wasser und Proviant bestückt, so dass wir sofort nach dem Frühstück zum  Grant Village fahren können. Hier müssen wir erneut warten, bis  das Visitor Center öffnet. Irgendwie sind die Öffnungszeiten des Yellowstones und unsere Startzeiten nicht ganz kompatibel.
Sofort nach dem Öffnen der Türen stehen wir bei der Rangerin am Tresen und erkundigen uns nach den Bedingungen des Riddle Lake Trails. Es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass man sich vor Beginn eines Trails bei den Rangern nach dem Zustand des Trails erkundigen soll und insbesondere, ob derzeit verstärkt mit Bären gerechnet werden muss.
Unser Trail ist sowieso bis Mitte Juli gesperrt, weil diese Gegend im Frühsommer verstärkt von Grizzlys frequentiert wird.
Das ist heute nicht der Fall, dennoch ist der Trail wegen brütender Trompeten-Schwänen gesperrt. Die sehr freundliche Rangerin schlägt uns aber einen Alternativ-Trail vor, der hinsichtlich der Länge und des Schwierigkeitsgrades vergleichbar ist:
Shoeshone Lake (via DeLacy Creek)

 


Der Trailhead ist von hier aus ca. 11 Meilen entfernt und unterwegs entdecken wir einen kapitalen Wapiti. Wir wahren einen angemessenen Sicherheitsabstand, denn im Moment ist Brunftzeit und in dieser Zeit sind die männlichen Tiere wohl sehr streitsüchtig. Mit Testosteron vollgepumpt bis in die letzte Ecke machen sie dabei keinen Unterschied zwischen Hirschen und Menschen. So zumindest entnehmen wir das Warnhinweisen.

Nach kurzer Zeit parken wir den Wagen auf dem Parkplatz, gegenüber des Trailheads. Unser Start verzögert sich leider zwangsläufig, denn wir müssen feststellen, dass der Kofferraum recht feucht ist. Und nicht nur der: Auch die Rucksäcke und einiges andere Equipment. Die Ursache ist schnell gefunden: Die Wasserblase in meinem Rucksack war nicht fest genug zugedreht und es ist gibt keine Möglichkeit, Anita dafür verantwortlich zu machen. Schließlich habe ICH die Blase zugedreht. Obwohl es noch sehr früh ist hat die aufgehende Sonne schon genügend Kraft, den Teppich des Kofferraums und unser Equipment in gut 15 Minuten zu trocknen.

 

 


 

 

 

Jetzt aber geht es wirklich los:

 

 

Der Trail hat eine Länge von 3 Meilen hin zum Shoeshone Lake, dem zweitgrößten See im Yellowstone N.P., und natürlich 3 Meilen wieder zurück.
Er ist mit einer durchschnittlichen Laufzeit von 2 bis 3 Stunden angegeben aber wir wissen aus Erfahrung nur zu gut, dass unsere Touren aufgrund der vielen Fotostopps meist länger als angegeben dauern. Der Trail wird in unterschiedlichen Karten und Beschreibungen mal mit "easy" und mal mit "moderate" klassifiziert. Insgesamt sind hin und zurück ca. 240 Höhenmeter zu absolvieren. Das zunächst zu den nackten Daten:
Jetzt zur Praxis: Die Steigungen und Gefälle sind minimal und ein großer Teil des Trails führt durch den Wald, spendet damit also viel Schatten. Nur kürzere Abschnitte führen dann ohne jeglichen Schatten über Wiesen.

Was uns heute besonders fasziniert ist die Geräuschkulisse, und damit meine ich jetzt nicht die sog. Bärenglocken, mit denen man auf sich aufmerksam machen soll um eine überraschende Konfrontation mit einem Bären zu vermeiden, die aber stundenlang vor sich hin bimmelt und ganz schön nerven können. Ich meine damit die vielen anderen Geräusche. Heute ist es recht windig und die teilweise schon morschen Bäume wippen im Wind und ihr verknöchertes Holz gibt eine fast schon etwas gespenstische Atmosphäre. Anita meint, das seien bestimmt  die Bäume aus Tolkins Mittelerde, die sich einfach nur ein wenig unterhalten....


Es gibt aber auch noch andere Geräusche: Plötzlich gibt es mehrere Einschläge direkt neben uns. Wir schauen nach oben und entdecken einen Squirl, der sich wohl auf den kommenden Winter vorbereitet, und Tannenzapfen sammelt. Dabei bricht sie die Zapfen ab und schmeißt sie gut 5- 8 Meter nach unten auf den Boden. Mögliche Verluste, in Form von Anita und mir, die mehrmals ausweichen müssen, nimmt der Squirl ganz klar in Kauf. Überhaupt kennen die Squirls beim Zusammentragen ihrer Wintervorräte kaum Scheu: Ein weiterer Squirls läuft uns mehrmals fast über die Füße, aufgeregt, möglichst viele Zapfen in möglichst schneller Zeit zu bunkern.
Im weiteren Verlauf des Trails altere ich in Sekunden um Jahre. Die ganzen Versuche, mit etwas Bewegung und Fitness das erreichbare Lebensalter nach hinten zu verschieben, werden in Sekunden zunichte gemacht.
Anita bleibt stehen und ruft mir aufgeregt zu, sie habe einen Bären gesehen.
Wie von der Tarantel gestochen verfalle ich in die "Billy the Kid"-Stellung: Statt mit gezogenem Revolver stehe ich mit gezogenem Bärenspray im Anschlag, um die bessere Hälfte und mich vor dem Feind zu verteidigen. Sogar die Kamera vergesse ich zu ziehen. Anita zeigt sogleich auf den Waldboden, wo ein Wanderer einen Haribo-Gummibärchen verloren hat!
Ich weiß nicht, ob ich lachen soll, besser mein Sauerstoffgerät, das ich nicht habe, aus dem Rucksack hole oder doch das Pfefferspray auslösen soll...
Na ja, zumindest gibt es ein nettes Bild...

...und der Beweis, dass wir in einem Bärengebiet unterwegs sind.

Am Ende der drei Meilen erreichen wir nach 95 Minuten das Ziel: Es ist der Shoeshone Lake. Wir sind mutterseelenallein und kommen uns vor wie in der Bacardi-Werbung, bloß dass statt der Palmen Nadelhölzer das Ufer säumen.

 


Auf dem kompletten Hinweg ist uns außer den diversen Squirls und einigen Schmetterlingen kein einziges Lebewesen begegnet, der Trail verheißt Einsamkeit, wie wir es lieben. Und auch jetzt "an der Beach" sehen wir weit und breit keinen Wanderer. Nach etwa 20 Minuten entscheiden wir uns für den Rückweg, denn trotz aller Idylle ist es hier an der "Karibikküste" des Yellowstones (;-) sehr windig und langsam kühlen wir etwas aus.
Der Rückweg verläuft über den selben Trail und hier kommen uns nun doch über den ganzen Verlauf etwa ein knappes Dutzend Hiker entgegen. Also ist der Trail nicht ganz vereinsamt aber dennoch angenehm ruhig......von den Bärenglocken einmal abgesehen.

Am Trailhead ankommend schwingen wir uns in den Wagen, den wir mittlerweile "KIT" nennen (Unsere Generation weiß, dass das eine Anspielung auf den schwarzen Wagen von David Hasselhoff in der Serie "Knight Rider" ist) und fahren in die Old Faithful Area. Zunächst schauen wir uns im Visitor Center in einem sehr schönen Auditorium einen Film an, der uns einige Tipps über das Hiken im Yellowstone gibt und Hinweise verrät, wie wir reagieren sollen, wenn uns ein Bär überrascht.


Ich stelle fest, dass im Film die Hinweise fehlen, wie man auf Ehefrauen in brenzligen Situationen reagiert, die supertolle Jokes machen...

Anschließend gehen wir zum Old Faithful, dem wohl bekanntesten Geysir des Yellowstones oder vielleicht sogar der Welt?
Und dann warten wir darauf, dass er eine beeindruckende Eruption von sich gibt. Und wir warten. Und wir warten.
Wir können uns zwar nicht genau erinnern, wie viele Eruptionen  wir von ihm in all den Jahren beobachten durften, wir wissen aber genau, dass er stets paar Minuten zu früh oder aber gar pünktlich kam.
Aber jetzt reizt er erstmalig für uns das Toleranzfenster bis zum äußerten aus. Das bedeutet in der Konsequenz, dass die Finger an den Auslösern schon fast zu verkrampfen beginnen.
Endlich geht es los und nach geschätzter ein oder zwei Minuten ist alles vorüber

und die Menge der Schaulustigen scheinen fast am Ende der Show in Windeseile in alle Richtungen wegzuströmen.


Das jetzige Spektakel sowie eine kleine Szene im vorangegangenen Film inspiriert mich, dieses Spektakel morgen oder übermorgen in Zeitraffer zu filmen.

Wir laufen einmal durch den Generalstore und essen draußen auf der Veranda ein kleines Stück Käse als Snack und Wegzehrung.
Auf dem Rückweg beabsichtigen wir noch in Grant vorbei zu fahren, was wir uns aber für morgen aufsparen werden, weil wir gedankenversunken eine Abfahrt zu früh genommen haben.

Zurück in unserer "komfortablen" Hütte gehen wir den üblichen Dingen nach, bevor es dann zum Abendessen ins Cafe geht. Jetzt um 4:30Uhr gehören wir mit zu den ersten Gästen und haben die freie Tischwahl.
Wir entscheiden uns für Truthahn und Buscetta-Chicken. Beides soweit okay, wenn auch nicht mit den Coconut-Chicken vergleichbar.

An der Rezeption erkundigen wir uns noch nach dem Wetter. Für heute ist mit einer 20prozentigen Wahrscheinlichkeit noch mit Regen am Abend zu rechnen. Das gleiche gilt für den Folgetag und Folge-Folgetag. Aber Ende der Woche wird mit Schnee gerechnet. Das hatte uns der nette Verkäufer von gestern schon prognostiziert, allerdings hatten wir das als Joke oder bestenfalls Kaffeesatz-Leserei verstanden.
Wir stellen also fest, dass wir mit dem Wetter noch richtig Glück haben und sehen der morgigen Wanderung trotz sukzessiv kälteren Temperaturen mit viel Zuversicht entgegen.
So, nun geht es also  in die Cabin in unser SM-Bett (Schmale Matratze). Gute Nacht !

03.September 2015:

Die Wecker sind heute überflüssig, denn eine Gewitterfront liegt über uns. Wir rätseln, ob es sich bei dem Gewitter um die verspätete 20% Regenwahrscheinlichkeit von gestern Abend handelt oder ob es die verfrühte prognostizierte 20%ige Regenwahrscheinlichkeit von heute Abend sein könnte.

Es kracht mächtig und etwas missmutig stehen wir auf. Bei dem Wetter haben wir keine Lust zum Wandern. Zwar hört es auf zu regnen, doch gigantisch große und massiv wirkende Wolken liegen über uns. Dennoch ziehen wir unser "Wander-Kostüm" an, gehen frühstücken und fahren los in Richtung Canyon und Tower Fall.

Während unserer letzten Besuche des Yellowstones in 2013 und 2014 sowie auch gestern konnten wir morgens gegen 7 Uhr eine traumhaft anmutende, idyllische Morgenstimmung erleben. Dicht über den Flüssen und Seen waberten Nebelschwaden, hinter denen sich langsam die aufgehende Sonne durchzusetzen versuchte.

Edgar Wallace hätte es nicht besser vermocht, eine solche Atmosphäre zu kreieren.

Und heute? Nix !

Die Landschaft schaut eher trostlos und verregnet aus und keinerlei Nebel ist über den Gewässern zu entdecken. Wir rätseln über die physikalischen Grundlagen, weshalb es keinen Nebel gibt, wenn es vorab geregnet hat. Der Nebel im Herbst entsteht ja nach unserer Meinung, wenn das Wasser wärmer als die darüber liegende Luftschicht ist. Hat der Regen also das Wasser abgekühlt oder das der Regen den Nebel gebunden? Egal! Auf jeden Fall sieht es heute nicht danach aus, dass die Akkus der Kameras mehrmals aufgeladen werden müssen.

Wir entscheiden und nun definitiv gegen das Wandern und machen nichts anderes, als einmal durch den kompletten Park zu fahren und an der einen oder anderen Stelle anzuhalten.

 

Und so gelangen wir auch im Verlauf der Tour zum Old Faithful, wo ich die gestern entwickelte Idee einer Zeitrafferaufnahme umsetze. Dazu suchen wir uns einen Platz in vorderster Reihe auf der Terrasse vom Old Faithful Inn und warten darauf, dass der alte Zuverlässige das macht, was man von ihm erwartet. Und er tut es.

Ob er diesmal pünktlich ist oder nicht wissen wir nicht, da wir die vorausgesagte Zeit gar nicht wissen.

Wir führen unsere Runde weiter und erreichen nach 150 Meilen wieder unsere Cabin. Das heißt, wir sind mal eben gute 250km gefahren, nur so zum Sightseeing. Aber der Park ist eben nicht nur der erste Nationalpark der Welt, er ist auch riesig groß.

Zu unserer Überraschung ist unser Zimmer noch nicht fertig, so dass wir uns nach einer halben Stunde Siesta noch einmal auf den Weg machen. Am Trailhead zum Uncle Tom Trail halten wir kurz um zu schauen, ob wir den morgen machen wollen. Im Grant Village schlendern wir mal durch den Outdoor-Laden, bevor es dann wieder zurück geht. Unser Zimmer ist gemacht und bald schon geht es ins Cafe zum Abendessen.

Wir sind am Abend ein ganz klein wenig mürrisch, weil wir nicht wandern konnten bzw. nicht wollten.

Dabei hatte sich das Wetter im südwestlichen Teil des Parks deutlich gebessert aber irgendwie konnten wir uns dann doch nicht mehr aufraffen, den ursprünglich für heute geplanten Beaver Ponds Trail machen.

So, jetzt geht´s ins Bett, mal sehen, was uns morgen erwartet.

 

4.September 2015:

Die vergangene Nacht soll unruhig gewesen sein. Wieder Gewitter und starker Wind, so dass in unserer Cabin die Vorhänge geweht haben. So wird mir berichtet. Ich habe diesmal nichts davon mitbekommen.

Das Prozedere ist dasselbe: Aufstehen, Morgentoilette, in das erwähnte Wander-Kostüm schlüpfen, Frühstücken und losfahren. Aber heute ist das Wetter wieder so wie erwartet und gewünscht.

Es gibt zwar  noch große dicke Wolken, aber die sind aus unserer Erfahrung heraus nicht gefährlich.

 

Und über den Gewässern liegt wieder der fast schon etwas gespenstisch anmutende und umso fotogenere Nebel.

 

Mit steigender Höhe sehen wir, wie sich der Nebel über die Täler gesetzt hat.

Wir planen für heute die Wanderung, die ursprünglich für gestern vorgesehen war. Wir wollten uns mit den Schwierigkeitsgraden der Hikes langsam steigern und hatten daher für gestern den Beaver Ponds Trail auf dem Programm, der es nun auf den heutigen Tag geschafft hat.

Der Weg dorthin hat es in sich, knappe Termine im Yellowstone sind ein "no go". Denn hinter jeder Kurve kann es sein, dass einzelne Bisons aber auch ganze Gruppe die Straße für sich nutzen und den Verkehr zum Erliegen bringen. Und heute passiert es sogar zwei mal, dass wir von Herden aufgehalten werden.

Beim ersten Mal beobachten wir ein Bison, das sich umdreht und ans Ende der Autoschlange schaut. Wir interpretieren das so: "Jungs, die Schlange ist noch nicht lang genug - da geht noch was!"

Etwa 4 Meilen später begegnen wir der zweiten Herde und die hält uns so lange auf, wie niemals zuvor. Langsam schiebt sich die Fahrzeugschlange durch die langsam ziehende Bisonherde.

Anita macht einmal den Fehler und lässt eine zu große Lücke zu dem vorausfahrenden Fahrzeug und schon nutzen Bisons diese Lücke aus und setzen sich dazwischen, als hätten sie einen riesigen Spaß daran, Staus zu machen. Einem Bison fahren wir fast in die Hacken, weil es ohne Vorwarnung stehenbleibt und uns anschaut nach dem Motto: "Eyh, was geht denn jetzt hier ab?"

Ungelogen ein bis zwei Minuten bleibt es regungslos stehen bis es endlich weiter geht.

Der Trail beginnt in unmittelbarer Nähe vom Liberty Cap beim Mammoth Hot Springs, einen bekannten und beliebten und damit stark frequentierten Hot Spot vom Yellowstone. Bekannt war uns dieser Ort u.a. durch Filmberichte über den Yellowstone, denn gelegentlich durchstreifen einzelne Hirsche den kleinen Ort. Und das kann jetzt zur Brunftzeit manchmal ungemütlich werden. Doch heute entdecken wir nur eine friedlich grasende Hirschkuh.

Am Visitor-Center erkundigen wir uns nach den Wegkonditionen, aber unsere Rangerin ist sehr sparsam mit den Auskünften und zeigt uns nur, wo der Trailhead ist. Den kennen wir schon, bedanken uns aber recht freundlich und fahren mit dem Wagen zum Trailhead.

Nun beginnt zwischen Anita und mir eine nicht endend wollende Diskussion, wo wir parken sollen. Wir stehen jetzt auf einem Parkplatz, der auch als Parkplatz für Besucher der Restrooms ausgewiesen wird. Anita ist davon überzeugt, dass nur Nutzer der Restrooms diesen Parkplatz nutzen dürfen. Ich hingegen vertrete die Meinung, dass mit dem Hinweis auf "Restrooms Parking" gemeint ist, dass derjenige, der zu den Restrooms möchte, hier parken kann. Aber eben nicht ausschließlich.

Die Aufgabe des Mannes ist nachzugeben, wo Widerstand keinen Wert mehr hat und so bin ich damit einverstanden, auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu parken. Ich verkneife mir den Sarkasmus die Frage aufzuwerfen, ob ich denn hier parken darf, wenn ich erst die Restrooms aufsuche und dann den Trail laufe ;-)

Der Trailhead beginnt "um die Ecke" der Restrooms und soll im weiteren Verlauf als Loop zu den Beaver Ponds führen und dann hier in der Nähe wieder enden. Er ist mit 5 Meilen angegeben und wird an unterschiedlichen Stellen mal mit 8km und mal mit 8,3km Länge umgerechnet. Der Schwierigkeitsgrad soll von "moderate" bis "strengous" reichen. Da wir diesbezüglich schon die tollsten Sachen erlebt haben, werden wir uns mal überraschen lassen: So manch mit "strengous" gekennzeichneten Trail empfanden wir als "moderate" und genausoft das ganze auch umgekehrt.

Zunächst erschrecken wir uns ein wenig, denn ein gutes Dutzend junger Hiker, durchschnittlich ein Drittel so alt wie wir (grob geschätzt) betritt mit uns den Trail. Nichts gegen Mit-Hiker aber wenn man es liebt, alleine zu Hiken, ist das leider sehr viel. Aber wir werden uns sicherlich arrangieren. Außerdem hegen wir die Hoffnung, dass so junge Hiker vor Kraft strotzen und uns schon in der ersten Kurve abhängen.

Bis zum ersten und einzigen Abzweiger ist es etwa 1,2 Kilometer und die haben es in sich. Der Weg, der zunächst  durch den Wald führt, geht sehr steil bergauf, und zu unserem Erstaunen keucht und hechelt das Jungvolk nicht leiser als wir. Dennoch lassen wir die Jung-Hiker an uns vorbei ziehen, um an der bereits erwähnten Abzweigung wieder auf sie zu stoßen.

Doch die Hiker scheinen gar nicht alle zusammenzugehören, denn die meisten biegen links ab und haben vermutlich eine Trekkingtour vor sich. Nur drei Hiker biegen mit uns nach rechts ab. Der weitere Wegverlauf steht im großen Kontrast zu dem ersten Kilometer. Von geringfügigen Höhenschwankungen verläuft der Trail relativ eben und genau wie vorgestern durch beschattete Wälder und offene Wiesen.

Die in der Trailbeschreibung versprochenen vielfältigen Düfte ziehen in unsere Nasen und wir staunen immer wieder, wie gut und angenehm Natur riechen kann.

Was die Tierwelt angeht werden wir jedoch enttäuscht: Keine Wapitis, keine Elche, noch nicht einmal Hörnchen. Und auf den Beaver Ponds, wo wir uns Biber versprochen haben, plätschern nur ein paar Enten.

Aber davon einmal abgesehen ist der Trail prima. Zugute kommt uns wieder das Wetter, wobei sich sonnige und stark aufheizende Abschnitte mit angenehm wolkigen abwechseln. Also alles zusammengenommen: Ein toller Trail.

An den Beaver Ponds begegnet uns wieder die Dreiergruppe, die dort pausiert. Animiert von der Idee, auch mal eine Pause zu machen, setzen wir uns kurz und stellen dann fest, dass wir weder Hunger noch ein Pausenbedürfnis haben und daher geht es gleich weiter.

Nach exakt drei Stunden kommen wir wieder am Wagen an, das entspricht der Trailbeschreibung "2 -3hours". Früher hätte es uns gekitzelt, eher bei 2 Stunden als bei 3 Stunden zu liegen aber heute sind wir einfach nur froh, solche Trails überhaupt gehen zu können und genießen es, ohne Druck wandern zu können.

Was natürlich nicht ausschließt, dass Anita all unsere Trails akribisch protokolliert - wenn auch nur für unsere Statistik.

Trailbewertung:
Rückblickend verstehe ich gut, dass dieser Trail einer der beliebtesten Dayhikes im Yellowstone ist. Die Graduierung "moderate - strengous" können wir nicht ganz nachvollziehen. Der erste, sehr steile Anstieg gehört sicherlich zu den etwas schwierigeren bzw. anstrengenden Trails, doch den restliche Teil möchten wir fast schon als "easy" bezeichnen. Aber das liegt vermutlich auch an den Wetterbedingungen, die heute hervorragend waren. Im Juli/August in der knallen Sonne kann ich mit die Passagen unten in den dann sicherlich stickigen Wiesen sehr anstrengend vorstellen.

Mit dem guten Gefühl, die Beine gut bewegt und den Körper durchlüftet zu haben fahren wir zum Uncle Tom´s Trailhead, entscheiden und aber dann doch spontan dagegen.

Auf der weiteren Fahrt durch den Park kommt es uns wieder über die Lippen: "Wieder alles richtig gemacht!" Denn das Wetter nördlich vom Canyon Village ist ziemlich schlecht. Dicke dunkle Wolken liegen über Mount Washborn und das ist genau der Trail, den wir heute gemacht hätten, wenn wir nicht den für gestern vorgesehenen Trail nach hinten verschoben hätten.

Langsam geht es in Richtung Cabin, die natürlich wieder nicht fertig ist. Also drehen wir nochmal eine Runde zum See und schlendern durch den General Store.

Während wir in den ersten Jahren stark kauforientiert durch das Land gezogen sind, immer mit der Idee im Kopf, jetzt könnte man das ideale, einmalige und so was von originellem Mitbringsel erstehen, haben sich bei uns -wie bereits mehrmals erwähnt- die Kauf-Hormone stark gelegt.

Wir schlendern nach wie vor gerne durch diese Läden, amüsieren uns über den einen oder anderen Artikel, aber meist verlassen wir die Läden mit den selben Sachen: einen Kaffee oder eine Soda.

Wieder zurück an der Cabin stellen wir zufrieden fest, dass sie gesäubert ist. Wir machen uns ein wenig ausgehfertig und dann ins Cafe zum Abendessen und siehe da, es gibt wieder die Coconut-Chicken.

Zurück in der Cabin gehen wir unseren üblichen Tätigkeiten nach. Während ich diese Zeilen in die Tastatur hacke räumt Anita den Wagen für unsre morgige Weiterfahrt ein. Um irgendwelchen sexistischen Vorwürfen entgegen zu treten: Anita macht es in der Tat Spaß, das Auto zu beladen und in einem stets aufgeräumten Zustand zu setzen. Tatsache ist, dass immer alles griffbereit ist. Ich darf dabei allenfalls das Gepäck raustragen, aber auch das wird mir manchmal verwehrt :-)

Und während ich vor mich hertippe merke ich schwere Schritte an der Wand unserer Cabin. Zwar wackelt die Oberfläche meines Kaffees nicht wie einst das Wasserglas in Jurassic Park, dennoch ist mir klar, dass das Stampfen nicht menschlichen Ursprungs ist. Und tatsächlich sehe ich beim Blick aus dem Fenster den behaarten Rücken eines Bisons, der an unserer Veranda vorbei geht und bei der Nachbar-Cabin zu grasen beginnt. Sollten wir noch einmal in den Yellowstone kommen, dann bestehen wir auf eine Cabin mit Gras vor der Tür.  Denn wir wollen unseren eigenen Bison im Vorgarten.

 

Kommen wir denn wieder?
Am Anfang unseres diesjährigen Urlaubs zweifelten wir etwas an der Richtigkeit unserer Entscheidung, im dritten Jahr in Folge in den Yellowstone zu reisen.

Das Cruisen durch den Park am zweiten Tag war sicherlich weniger anstrengend als eine Wanderung, aber die Bewegung in der Natur hat gefehlt, so dass wir uns einig waren, dass das vorläufig der letzte Yellowstone-Besuch sein soll. Die vielen Menschen an den Hot Spots, auch wenn Old Faithful mit Sicherheit einen Besuch Wert ist, hat uns in dieser Meinung bestärkt. Aber dann sind unsere beiden Wanderungen, die uns jeweils in ziemlicher Abgeschiedenheit durch eine abwechslungsreiche Natur geführt haben und uns mit dem Yellowstone auf jeden Fall versöhnt hat.

Das positive Bild hängt auch ein gutes Stück von er Lage unserer Cabin ab (wenn wir mal vom Bett absehen können). Das Lake Village und insbesondere die Lage Lodge wirkt  Vergleich zu den anderen Unterbringungsmöglichkeiten  angenehm  verschlafen. Auch wenn wir in unserem Bericht erwähnt haben, dass das Cafe nicht pünktlich geöffnet und die Zimmer noch nicht fertig waren, dann ist das auch ein Punkt, der die Lake Lodge von den optimierten und durchorganisierten anderen Standorte unterscheidet. Hier geht die Uhr eben manchmal etwas nach. Zwei der Mitarbeiter der Lake Lodge, mit denen wir ins Gespräch kamen, sagten uns unabhängig voneinander, dass hier der beste Ort im Yellowstone ist. Mag vielleicht etwas Eigenwerbung dabei sein aber wir glauben, dass da schon was dran ist. Und wer den ganzen Park kennenlernen möchte hat mit Lake Village auch noch ein zentrales Basis-Lage.
Und die Sache mit unserem Bett, da bin ich mir sicher, wird Lake Village auch noch in Ordnung bringen.
Und da wir in zwei Jahren aus einem besonderen Anlass wieder hier oben sein werden können wir uns gut vorstellen, wieder hier unterzukommen. Aber davon schreiben wir erst, wenn es soweit ist.

 

5.September 2015:
Zum letzten Mal die selbe Prozedur: Wecker - Aufstehen - Morgentoilette - Frühstück - Ausschecken - Losfahren!


Das Himmel über dem Yellowstone ist bedeckt und im Grand Teton regnet es aus ihm heraus kräftig, so dass unser Hike ausfällt. Ganz böse sind wir nicht, denn da wir Lebensmittel im Auto transportieren hätten wir entweder alles mitnehmen müssen oder uns nach Bärensicheren Boxen bemühen müssen.
Außerdem hüllt er sich in Nebel.


Der fast schon obligatorische Gang durch den Generalstore lässt uns große Augen machen. Er ist - das wissen wir vom Vorjahr- bezüglich "Outdoor" gut ausgestattet.
Besonders beeindruckend finde ich einen für $299 erhältlichen elektrischen Zaun, der um das Zelt gelegt wird und Bären abhalten soll. Ob das in der Praxis funktioniert weiß ich nicht, ich stelle mir nur gerade vor, man hat sein Zelt so abgesichert, muss nachts mal raus und denkt nicht mehr an den Zaun..........

Der weitere Verlauf unserer insgesamt 296 Meilen dauernden Fahrt verläuft unspektakulär und ist keiner Zeile Wert.
Am späten Nachmittag kommen wir dann Evanston an, wo wir nach einem Rundgang durch Mc.Donald`s und Walmart im dortigen Best Western Dunmar Inn, das wir in guter Erinnerung haben, einchecken. Hier herrscht etwas Unruhe, denn dieses Wochenende ist Labour-Day-Weekend und am Abend findet ein Rodeo statt. Hierzu hat der Veranstalter eine ganze Reihe von Zimmern gebucht aber jetzt stehen plötzlich noch vier Rodeos an der Rezeption, für die es keine Zimmer mehr gibt.
Glücklicherweise gibt es für uns ein Zimmer und unsere Augen leuchten beim Betreten vor Glück: Ein richtiges Bad, Platz, ein Schrank und.......ein großes Bett.

Gute Nacht !
 
6.September 2015:
Das Bett ist eine Wucht und groß genug, so dass niemand von uns Gefahr laufen musste, rauszufallen.


Im Zimmerpreis ist das Frühstück enthalten und es gibt Pancakes und die essen wir eher seltener. Das sind Pfannkuchen und die Amerikaner essen sie wohl häufig, und dann mit viel Butter bestrichen und darüber ein Meer von Ahornsirup.
In der Tat: Der Ahornsirup ist zuckersüß und wenn wie beim Frühstück Amerikaner beobachten, wie sie die Pfannkuchen im Ahornsirup absaufen lassen fangen bei und automatisch die Zähne an zuzukleben.
Nach dem Frühstück fahren wir in Richtung Goblin Valley los und staunen über die Außen-Temperaturanzeige unseres Wagens: 26Grad Fahrenheit werden angezeigt und beim Raushalten der Nasen stellen wir fest, dass sie nicht lügt:
 -3Grad Celsius sind das!



Der wolkenlose Himmel hat vermutlich in der Nacht so ausgekühlt.

Goblin Valley hat sich leicht verändert. Nicht nur wegen natürlicher Veränderungen, die zwangsläufig durch Wind, Wasser und Schnee, die an den Gesteinen knabbern, verursacht werden.
Und nicht nur durch angebliche Pfadfindern, die sich im letzten Jahr einen Spaß daraus gemacht haben, eine dieser Skulpturen umzustürzen und dann auch noch so clever waren, das zu Filmen und ins Internet zu setzen.
Auch die Campsites wurden renoviert und erweitert, zumindest seit unserem letzten Besuch, der aber auch "erst" 12 Jahre her ist.




Mittlerweile sind einige Wolken über uns, bremsen die Brennkraft der Sonne aber nur gering. Wir spazieren für einige Fotos in 3D zwischen den Skulpturen durch. Für die halbe Stunde haben wir uns das Wasser einfach mal gespart aber wir merken sehr schnell, dass man bei den Temperaturen auch ohne körperliche Anstrengung viel Wasser verliert und unsere Kehlen lechzen nach den Getränken im Auto.
Das geplante Kurzpicknick auf dem oberen Plateau schenken wir uns, da es aufgrund des großen Andrangs recht turbulent und laut zugeht.
Also fahren wir weiter in Richtung Capitol Reef und planen  an der nächsten möglichen Picknick-Area mal eine Kleinigkeit zu essen, denn unser Frühstück war um 6Uhr.
Dabei durchstreifen wir Hanksville, wo wir an einer Autowerkstatt interessante Metallskulpturen entdecken können.






Aber erst kurz vor dem Eingang zum Capitol Reef N.P. entdecken wir eine nette und abgelegene Parkmöglichkeit. Aufgrund der vorangeschrittenen Zeit und dem Wunsch, heute Abend im Rim Rock Inn Restaurant essen zu gehen fällt das Picknick sehr spartanisch aus.
Unser erster Besuch gilt dem Visitor Center im Nationalpark. Während Anita ihren Pass abstempeln lässt studiere ich den Wetterbericht, der uns optimistisch in die nächsten Tage blicken lässt: Sunny und nur selten mal ein paar Wolken. Die Ranger wollen zu unserer Überraschung noch nicht einmal unseren Anual Park Pass sehen, d.h. man könnte hier ohne Eintrittsgebühr den Park durchqueren.
Wir erkundigen uns nach dem für morgen geplanten Hike zum Chimney Rock, den wir vor fast 20 Jahren in den Anfangszeiten unserer Wanderleidenschaft gelaufen sind und der uns in guter, wenn auch nicht ganz unanstrengenden Erinnerung haften geblieben ist. Der Trail ist geöffnet und so steht die Planung für morgen fest.

Gegen 15:30Uhr checken wir im Broken Spur Inn ein. Eigentlich wollten wir wieder drei Nächte ins Rim Rock Inn, das wir im Frühjahr nach langjähriger Abstinenz wieder besucht haben und das uns gut gefällt. Vermutlich wegen des Labour Weekends können wir dort erst am morgen ein Zimmer bekommen, so dass wir heute alternativ hier nächtigen werden. Und es gefällt uns gut: Die Zimmer sind sehr groß, wieder ein ordentliches Bett, ein kleines Hallenbad und auch sonst alle Annehmlichkeiten.
Endlich nutzen wir dieses Mal auch den Pool, wenn auch nur für ein paar schnelle Bahnen. Erfrischend ist er auf jeden Fall.


Von hier aus fahren wir gegen 5 Uhr zum Rim Rock Inn Restaurant, dessen Bluecheese-Burger uns  -besser mich! - wie einen Magneten anzieht.
Wir betreten 5 Minuten nach 5Uhr das Restaurant und erhalten einen Fensterplatz mit gewohnt herrlichem Blick auf die Cliffs. Schätzungsweise 10 bis 15 Minuten später ist der  Laden voll und ich kann keinen freien Platz mehr entdecken.
Dieses Wochenende hat wohl doch viele Amerikaner in die Natur gezogen.
Wer sich an den letzten Bericht von uns erinnert hat vielleicht noch im Kopf, dass Anita einen nicht endend wollenden Salat gegessen hat, von dem wir annahmen, dass er wohl von unten nachwächst während man ihn von oben abträgt.
Das ist auch heute wieder in etwa.
Nach dem vorzüglichen Mahl geht es zurück in unser Broken Spur Inn und dann auch schon bald ins Bett.
Gute Nacht, bis morgen !
 
 
7.September 2015:
Viertel nach Sieben sind wir beim Frühstück. Das Wetter sieht nämlich grauenvoll aus: Große dicke Wolken zeichnen sich m langsam erhellenden Firmament ab, so dass wir uns Zeit lassen können. Zum Glück nicht allzu viel, denn beim  Betreten des Frühstücksraums ist es noch recht ruhig und kurz hinter uns kommt ein Schwung von Gästen herein und nimmt das für amerikanische Motels sehr abwechslungsreiche Buffet in fester Hand.
Eigentlich hatten wir vor, uns im Visitor Center nach der Wettervorhersage für heute zu erkundigen aber mittlerweile haben wir -ich hoffe, wir werden uns niemals irren- es meist recht gut im Griff, das Wetter für den aktuellen Tag aufgrund der Wolkenformation vorherzusagen.
Und daher beschließen wir, dass es heute tagsüber trocken bleiben wird, zumindest am Vormittag und frühen Nachmittag.

Und deshalb steuern wir sofort den Trailhead zum Chimney Rock an. In den Frühzeiten unserer Wanderaktivität hatten wir schon einmal das Vergnügen miteinander. (1997).


Am Trailhead stehen etwa 3 bis 4 Autos. Nach kurzem Aufschnallen unseres Equipments geht es los. Der Trail wird mit "difficult/strenous" angegeben und hat eine Länge von 3,6 Meilen, also etwa 5,9 Kilometer.
Er fordert uns gleich raus, denn er geht recht steil etwa 180Meter nach oben. Oben auf dem Plateau angekommen bietet der Trail einen interessanten Blick ins Tal auf den Highway 24.




Von hier aus führt der Trail in einer großen Runde sukzessiv wieder nach unten. Uns läuft -von den letzten 500Meter einmal abgesehen- kein anderer Wanderer über den Weg und der Trail ist, wie wir ihn von damals in Erinnerung haben, empfehlenswert.

Nach etwa 2,5 Stunden erreichen wir wieder den Trailhead und damit unser Auto. Der Parkplatz ist mittlerweile etwas voller aber noch nicht überfüllt.
Wir hatten den Trail als durchweg schwieriger in Erinnerung. Vielleicht liegt das doch daran, dass wir mittlerweile trotz fortgeschrittenen Alters durch das viele Wandern eine bessere Kondition haben oder aber mal wieder am Wetter. Zwar hat die Sonnen immer wieder man durch die Wolken gestrahlt und den Trail (und uns!) aufgeheizt, aber zusammengenommen hielten die Wolken doch das Schlimmste ab.

Der geplante Kurzbesuch im Visitor Center fällt der Tatsache zum Opfer, dass wir keinen freien Parkplatz finden und auch keine Lust haben, eine Viertelstunde wie auf dem Kettenkarussel über den Parkplatz zu kreisen.
Also fahren wir auf die "24" , machen hier ein paar Aufnahmen der Wolken, fahren weiter zum Panoramapoint, um auch hier Aufnahmen der vorbeiziehenden Wolken zu machen und letztlich geht es zum Parkplatz des Goosenecks Overlook. Von hier aus gehen wir den etwa eine Drittel Meile langen Trail zum Sunset Point.


Hier genießen wir erst auf den Holzbank und dann in freier Natur auf dem Felsboden für einige Zeit den Ausblick, bevor es dann wieder zurückgeht.



Wir starten einen zweiten Versuch in Richtung Visitor Center und  nunmehr hat sich die Parkplatzsituation deutlich entschärft. Die Wettervorhersage prognostiziert für die nächsten Tage nur "sunny" und Temperaturen in den unteren 80ern, also etwa 27 Grad.
Allerdings war die gestrige Vorhersage für heute auch "sunny" und von den Wolken am Vormittag stand nichts in dem Aushang.

Der Rundgang durch das VC lässt uns auch mal grinsen:



Wir fahren noch eine Runde über den Scenic Drive, denn für morgen planen wir den "Old Wagon Trail", dessen Trailhead hier an der Straße liegen soll. Wir finden ihn auch recht schnell und schauen schon einmal in die Tiefe um zu sehen, wie er denn wohl verlaufen wird.

Wir haben mittlerweile 15Uhr und fahren zum  Rim Rock Inn um einzuchecken. Leider ist das von uns gewünschte Zimmer nur für eine Nacht frei und stattdessen gibt man uns ein Zimmer zur Vorderseite des Motels. Schade, nach hinten raus ist es ruhiger.
Dafür ist unser Zimmer bzw. speziell  das Bad aufgrund des Schnitts um ein gutes Stück größer.
Wir sind mit dem Zimmer einerseits durchaus zufrieden, im Vergleich zum Zimmer des Vortages schneidet es aber trotz des etwa $15 Preisvorteils schlechter ab. Es ist kleiner, hat keine Kaffeemaschine (den Kaffee gibt es jedoch kostenlos in der Lobby) und das Motel hat keinen Pool. (Wobei Anita richtigerweise ergänzt, dass wir die Pools von Vegas oder Death Valley einmal abgesehen sowieso seltenst nutzen).
Was das Restaurant bzw. das Frühstück angeht schneidet hingegen unser "Rim Rock Inn" deutlich besser ab: Man sitzt im Restaurant mit einem unvergleichlichen Blick auf die Tafelberge.
Sollten wir mal wieder in diese Gegend gelangen bin ich mal gespannt, für welches der beiden Motels wir uns dann entscheiden werden.
Um 5 Uhr geht es dann zum Abendessen ins Restaurant, über dessen Vorzüge ich ja bereits berichtete.
Pam bedient uns in einer angenehmen, zuvorkommenden aber auch nicht aufdringlichen Freundlichkeit. Während sich Anita wieder mit einem großen fast von  selbst nachwachsenden Salat auseinandersetzt gibt es für mich diesmal ausnahmsweise.......einen Blue Cheeseburger.  :-)
Sollte ich morgen wieder hierzu greifen, und die Chancen würde ich nicht allzu gering einschätzen, werde ich doch mal fragen, ob es den auch in etwas kleiner gibt. Um ihn zu schaffen verzichte ich schon auf den "Deckel" des Burgers sowie an Dekomaterial.
Danach geht es dann vors Zimmer. Kein Tippfehler diesmal! Wirklich "vors" Zimmer, denn wir genießen das Treiben der Zimmernachbarn aber vielmehr die langsam aufkommende Abendstimmung von der Terrasse aus.
Und dann wird es doch endlich mal Zeit, ins Bett zu gehen.
Wie jeden Abend: Gute Nacht !
 
08.Sept. 2015:
Nach dem üblichen Prozedere befinden wir uns um 8Uhr am Trailhead zum Old Wagon Trail, nachdem wir vorsichtshalber wegen der RR doch noch bis zum Ende des Scenic Drives gefahren waren.
Wir rätseln noch, ob wir die Jacken anziehen oder zumindest mitnehmen sollen, denn es ist zwar etwas frisch aber nicht richtig kalt und die Sonne scheint bald schon vom wolkenlosen Himmel auf den Trail zu scheinen.
Wir entscheiden uns für Mitnehmen: Ja! ; Anziehen: Nein !
Zunächst geht es zwei drei Meter steil nach unten und von dort aus kontinuierlich nach oben. 3,8Meilen soll er nur lang sein, einen Höhenunterschied vom tiefsten zum höchsten Punkt ca. 320 Meter und wird als anstrengend klassifiziert.
Wir protzen für Optimismus und Neugierde, sehen wir den gestrigen Trail trotz der selben Klassifizierung über weite Strecken eher als moderate wenn nicht gar easy.
Zumal der Trail lt. Kurzbeschreibung durch Pinienwälder führt, also uns Schatten verspricht.
Nun ist es aber so, dass sich die Ranger bei der Klassifizierung vermutlich stets was dabei denken und sie manchmal sehr stimmig ist.
Einerseits werden wir schnell daran erinnert, dass die Pinienwälder zumindest im Südwesten der  USA sich dadurch auszeichnen, dass die Bäume gerade mal mannshoch oder etwas mehr sind und so dick und wuchtig gewachsen dass man sich kaum drunterstellen kann. Allenfalls ein Kauern dicht am Stamm ist bis auf wenige Ausnahmen möglich. Von daher entfällt schon mal der Luxus eines schattenreiches Trails.
Und dann geht er doch recht steil nach oben.
Wir müssen feststellen: Der Trail ist anstrengend!
Der Trail geht zunächst 1,4km steil nach oben, bis sich daran eine Loop anschließt, die wir im Uhrzeigersinn folgen.
Und bis zur Mitte der Loop steigt der Trail weiterhin recht steil an.
Den Trail zeichnet eine ganze Reihe von Dinge aus:
1.) Absolute Einsamkeit: Kein anderer Hiker stört unsere Kreise => wir lieben es !
2.) Der Trail ist nur durch Steinmännchen gekennzeichnet und führt über viel Geröll => wie lieben es überhaupt nicht!



Tatsächlich ist der Weg durch ganz viele Steinmännchen gut gekennzeichnet und dadurch lässt er sich schnell immer wieder finden, wenn man mal vom rechten Weg abgekommen ist. Im Dunkeln hingegen ohne entsprechende Taschenlampen ist er prädestiniert, um sich fürchterlich zu verlaufen.
Und von ein oder zwei Passagen abgesehen, bei dem der Weg gut ausgetreten und einfach zu laufen ist, ist er komplett steinig und erfordert immer wieder genau hinzusehen, wo man hintritt.



Immer wieder kontrolliere ich mit dem GPS-Gerät, wie hoch es denn wohl noch gehen wird. Der Trail hat sich nämlich etwas ganz hinterlistiges ausgedacht. Immer wieder kommen kleine Anstiege, an deren Ende man den Höhepunkt des Trails vermutet, und wo man eines Besseren belehrt wird, sobald man diesen Punkt erreicht.
Das klingt vielleicht alles dramatischer als der Trail tatsächlich ist und mit Sicherheit haben wir schon anspruchsvollerer und vor allem längere Trails absolviert, dennoch müssen wir darauf achten, nicht auf die eigenen Zungen zu treten, weil wir so hecheln und schnaufen. Na ja, das ist jetzt auch übertrieben aber zumindest spielen wir in dieser Phase beide mit dem Gedanken, unsere zweitägige Trekkingtour zum Kolob Arch im Zion am Ende der Woche sein zu lassen.
Doch dann plötzlich scheinen wir in der Mitte der Loop den Scheitelpunkt zu erreichen und der Weg führt wieder etwas nach unten. Und schon sind alle Energien wieder aufgeladen. Ein Holzpfosten mit zwei Pfeilen verrät uns, dass der Trail nun in einer anderen Richtung weiter in Richtung Trailhead führen wird.
Zunächst geht es ebenso steil wie vorhin hoch nun runter und schon verrät uns ein weiterer Pfosten, dass es hier einen Viewpoint gibt, den wir mit etwas Klettern licht erreichen.


Der Blick von hier oben entlohnt uns auf jeden Fall für die bisherige Anstrengung. Ganz weit in der Ferne scheint man den Parkplatz am Ende des Scenic Drives erkennen zu können, ansonsten sehen wir bei einem 360Grad Schwenk nichts, was nach moderner Zivilisation aussieht.



Hier würden wir am liebsten stundenlang pausieren und diesen Anblick für ein lebenslang auf der inneren Festplatte abspeichern.
Aber der große Planet am Himmel stört ein wenig. Hier oben auf dem Felsplateau gibt es keinerlei Schatten und daher führen wir unseren Hike nach nur 5 Minuten Pause weiter. Es geht weiter bergab und bald schon erreichen wir die Stelle, an der die Loop begann und nun für uns endet.
Wir stellen fest, dass der Trail auf dem Stück, der vom Trailhead bis zur Loop führt, besser zu begehen isst als in der Loop.
Nach 2Stunden und 50Minuten stehen wir wieder am Wagen und freuen uns auf die kalten Getränke darin.
Unsere Bewertung dieses Trails:
Frühes Losgehen ist zumindest im Sommer dringend zu empfehlen bevor die Sonne in Fahrt kommt. Der Trail ist einsam, wie wir es bevorzugen. Und der Ausblick vom Viewpoint aus entschädigt, wie bereits erwähnt, für die anfängliche Anstrengung.

Der Rest des Tages gestaltet sich so angenehm als hätten wir Urlaub, um diese Erkenntnis mal wieder zu erwähnen:
Wir fahren zu einer der verschiedenen Picknick-Areas hier und genießen im Schatten eines großen Baumes, der größer als die Pinien ist, den Tag: Die Tasten des Laptops werden strapaziert und ebenso unsere Gedanken, was wir denn jetzt mit unserer Trekkingtour machen.
Denn so sehr wir das Trekken auch lieben, es ist leider aufgrund der großen und vor allem schweren Backpacks niemals ein "easy walk". Nach langem Überlegen und Abwägen kommen wir zum Schluss, dass wir bei unserer ursprünglichen Planung wohl bleiben werden. Ob wir dann von unserer Campsite aus wirklich bis zum Kolob-Arch gehen werden, das sehen wir ja dann noch. Aber zunächst bleibt es bei der ursprünglichen Planung.
Nach dem Picknick, das mangels Essen nur bei kalten Getränken  bleibt, fahren wir für ein paar Fotos, die wir noch benötigen, noch etwas durch die Gegend. Schließlich fehlt noch das Eingangsschild des Parks,



die Twin Rocks



und vor allem habe ich den Chimney Rock unseres gestrigen Hikes zwar von oben, nicht jedoch in seiner vollen und beeindruckenden Pracht von unten fotografiert.



Bald schon sind wir aus- und durchfotografiert und kehren im Motel zur kurzen Siesta ein.
Danach geht es zum Essen ins Restaurant.
Wieder sitzen wir an "unserem" Tisch am Panoramafenster mit Blick auf die Cliffs. Und was gibt es heute wohl zu essen? Während Anita sich mit Tortillas beschäftigt, greife ich........nein, diesmal nicht zum Blue Cheeseburger. Er ist mir einfach zu mächtig.
Stattdessen kann ich nicht einem anderen Gericht widerstehen, dass mich schon seit dem Frühjahr aufgrund seines Namens anspricht: The Sergio Leone Fettucine.
Mit weitaus weniger Dramatik und Brutalität als seine Filme lasse ich mir seine Nudeln schmecken. Der Service ist heute übrigens nicht ganz so aufmerksam wie gestern der von Pam. Ich muss sogar um das Auffüllen des Getränks bitten, so dass es beim Trinkgeld heute ausnahmsweise bei den vorgeschlagenen 18% bleiben wird.
Und dann?
Dann wiederholen wir den gestrigen Abend, indem wir lange mit unseren Stühlen vor dem Zimmer bei einer gemütlichen Tasse Kaffee das illustre Treiben beobachten.



Zur Erinnerung: Eigentlich wollten wir ja ein Zimmer nach hinten raus mit Blick in die menschenleere Idylle. Wir hatten ja gar keine Ahnung, was uns damit entgangen wäre ;-)
So und nun gute Nacht!
 
09.September 2015:
In gewohnter Art und Weise an einem Tisch am Fenster mit dem Blick in ein unvergleichliches Panorama frühstücken wir. Der Service heute morgen ist....bemerkenswert. Irgendwie scheint das Personal mit der Öffnung des Restaurants noch nicht unbedingt mit Gästen zu rechnen, so scheint es. Vielleicht ist aber auch die eingeplante Serviererin auf der Strecke geblieben und stattdessen bedient uns eine bemerkenswerte kleine und hagere Dame im älteren Bereich. Ihre Stimme klingt wie die eines Reibeisens oder als hätte sie die Nacht damit verbracht, mit den Gästen ein Wetttrinken zu veranstalten. Und ihre Stimme lässt uns erahnen, dass sie nicht verloren hat zumindest hat sie nicht vorzeitig aufgehört.
Von nikotingeschwängerten Nebeln umringt bedient sie uns ausgesprochen nett und aufmerksam. Und wenn wir sie nicht noch darauf aufmerksam machen würden, dass ich zum Frühstück noch einen zusätzlichen Bacon hatte, wäre er nicht berechnet worden.
Jetzt aber geht es los in Richtung Zion, wobei wir kurzentschlossen entscheiden, eine kleine Runde über den Scenic Drive des Bryce Canyons zu drehen. Nach zwei Fotostopps geht es schon weiter und im Visitor Center des Red Rocks muss ich unbedingt noch einmal halten. Bei einem unserer letzten Besuche entdeckte ich im Visitor Center einen Katalog aus der guten alten Zeit des noch wilderen Westens. Es hat sich seinerzeit offensichtlich alles bestellen lassen, was das Herz begehrte oder zumindest, was es damals gab. Herrenkleidung, Damenkleidung, Uhren, Werkzeuge, Werkstoffe und natürlich Waffen, Waffen und Waffen.
Uns interessiert die Frage, wie lange wohl das Zeitfenster zwischen Bestellung und Lieferung war, vermutlich Wochen oder Monate.
Es lege das Online-Geschäft !
Nach dem Studium des Neckermann-Katalogs des letzten und vorletzten Jahrhunderts geht es weiter. Mittlerweile macht sich etwas der Hunger breit, doch ein Essen im Golden Hill, so sehr die dortigen Scones auch verführerisch sind,  wäre uns zu mächtig.

Zum Glück kommt Anita die rettende Idee: Beim letzten Trip in diese gegen  entdeckten wir erstmals die noch recht neue "German Backery Forscher" und genau die erreichen wir nach paar Minuten.





Es gibt nunmehr für uns Schoko-Croissants und ein Stück Almond Butter Cake.
Wir stellen fest, dass der Snack nicht nur den Hunger stillt sondern auch noch schmeckt.

Weiter geht es bis in den Zion, wo es am Backcountry-Schalter gilt, unsere Permit für die morgige Zweitages-Tour abzuholen.
Uns fällt heute nochmals und wiederholt auf, dass wir den Eindruck haben, dass die Ranger genau an diesem Schalter fast immer weniger freundlich sind als an den anderen Schaltern. Ob wir uns das einbilden?
Keine Ahnung !
Von hier aus geht es nun zum nächsten Visitor-Center, nämlich dem vom Kolob-Canyon. Das Gebiet gehört zwar auch zum Nationalpark, dennoch muss man den Zion verlassen und dort wieder hineinfahren. Rund 35 Meilen trennen diese zwei VC.




Dort erkundigen wir uns noch einmal kurz nach den Bedingungen:  Kein Feuer erlaubt, Gaskocher hingegen schon, alles war mit reingenommen wird muss auch wieder rauskommen usw.
Hiernach geht es zum "Town and Country Inn" in  Cedar City. Zunächst sind wir etwas irritiert, da die Wegbeschreibung unseres Navis von den Schildern am Straßenrand abweichen bis wir feststellen, dass sich das Motel auf beiden Seiten der Hauptstraße niedergelassen hat.
Der Empfang ist freundlich, die Deko ebenso eigenwillig wie originell und insgesamt gefällt uns das Haus.


Nach einem kurzen Abendessen bei Mc.Donald`s geht es dann in den Indoor-Pool des Hotels.



Interessant: Das Motel auf der anderen Straßenseite hat den Außenpool.
Auf dem Parkplatz des Motels packen wir dann unsere großen Rucksäcke



und bald schon verschwinden wir im Zimmer im Bett.
Gute Nacht !
 
10.September 2015:
Wir stehen früh auf um pünktlich um 6:30Uhr beim Frühstück zu sein. Doch es ist noch alles dunkel und langsam erst wird das Buffet gefüllt und eröffnet.
Irgendwie klappt das dieses Jahr nicht mit den Öffnungszeiten.
Zügig fahren wir anschließend zum etwa 20 Meilen entfernten Trailhead, den wir ja schon von zwei Touren her kennen. Unser erster Trip war in den Frühjahren unserer Hiking-Leidenschaft und entwickelte sich damals zu einem "Horror-Trip". Die 22 Kilometer mit gut 220Meter Höhenunterschied überstieg  damals unsere bzw. meine Kondition.  Vollbepackt mit einer umfangreichen Fotoausrüstung mit mehreren Kameras und vielen Objektiven schleppte ich mich damals aus dem Canyon, wobei mir Anita damals sogar zum Auto vorlief und mir auf den letzten Metern den Rucksack abnahm.
Vor etwa 6 Jahren sind wir den Trip dann als eine Zweitagestour angegangen und das war deutlich entspannter.
Jetzt stehen wir also erneut an diesem Trailhead und rüsten uns auf.
Unser Plan ist zunächst bis zur vier Meilen entfernten Campsite #4 zu gehen, dort die Rucksäcke zu deponieren und ggf. auch schon das Zelt aufzubauen und dann den Rest zum Kolob Arch zu wandern. Vielleicht aber auch nicht, denn der Arch gilt zwar als vermutlich größter Arch der Welt aber er ist so weit über uns in der Wand, dass man schon genau hinsehen muss, um ihn zu sehen oder gar zu fotografieren. Also trotz der Größe und der Einmaligkeit ist er eher unspektakulär anzusehen.
Aufgerüstet mit dem üblichen "Picture before" machen wir uns auf den Weg zur vier Meilen entfernten Campsite 4...



...und gut eine Stunde stehen wir auf der Campsite 4....

Stutzig geworden, wie wir die vier Meilen in einer Stunden geschafft haben?
Nun, zwischen Start am Trailhead und dem erreichen der Campsite 4 liegen einige Erkenntnisse, Entscheidungen und Aktivitäten.  Aber der Reihe nach:
Wir sind etwa einen halben Kilometer unterwegs. Bisher ging der Trail nur abwärts und wir wissen, dass wir das morgen alles wieder hoch müssen.
Während wir auf unserer letzten Tour im Dunkeln gestartet sind ist es jetzt schon recht hell. Zwar scheint die Sonne noch nicht auf unseren Trail aber es ist alles andere als kühl oder gar kalt.
Nach dem Abstieg auf dem ersten halben Kilometer folgt ein kleiner Anstieg auf einem dicht bewachsenen Abschnitt. Die Luft ist richtig warm und vor allem stickig und gibt uns schon einen "Vorgucker", was noch folgen wird. Anita dreht sich zu mir um und fragt ebenso leicht schnaufend wie ich: "Wollen wir das eigentlich wirklich?"
Wir wissen, dass es heute hier im Canyon lt. Wetterbericht etwa 38Grad werden sollen und dass wir wohl keine Wolke zu Gesicht bekommen werden.
Wie haben diesen Trail ja nur gewählt, weil wir alternativ zu unserem großen Trip am Grand Canyon unbedingt noch gerne eine Trekking-Tour  machen wollten und hier kurzfristig noch eine Permit erhalten haben. Der Trail ist sicherlich schön und erfahrungsgemäß sehr einsam, die Campsites auch idyllisch am Fluss gelegen aber eben auch anstrengend.
Früher hätten wir uns vom ursprünglichen Ziel wahrscheinlich kaum abbringen lassen aber mittlerweile sehen wir einige Dinge des Lebens anders und entscheiden uns daher ungewöhnlich schnell gegen dieses Trip.
Der Rückweg zum Auto erfolgt -ich glaube- etwas euphorisch. Den halben Kilometer, den wir eben noch runter gelaufen sind gehen wir jetzt hoch und er zeigt uns, was uns ansonsten morgen -vermutlich schon in der prallen Sonne erwartet hätte.
Am Auto angekommene rüsten wir ab



und alsbald geht es los in den Zion um dort ggf. für zwei Tage eine Campsite zu ergattern.
Gegen 9Uhr etwa erreichen wir den Zion South Campground.



Zur Erläuterung: Es gibt im Zion N.P. zwei Campgrounds, den Watchman-Campground, dessen Campsites nur vorreserviert werden können und den South-Campground, wo eine Vorab-Reservierung nicht möglich isst. Uns gefällt der South-Campground besser, weil einen etwas wilderen und natürlicheren Charakter hat und die Campsites etwas weiter auseinander liegen. Leider müssen wir in den letzten Jahren feststellen, dass die Nachfrage an Camping wohl kontinuierlich gestiegen ist, so dass es immer schwieriger wird, auf dem South Campground eine freie Site zu finden. Doch jetzt haben wir Glück und finden tatsächlich eine freie Site, sogar eine der von uns favorisierten.



Sie liegt zwar in der Nähe der Durchgangsstraße und tagsüber mag man sich vorkommen, als würde man auf dem Rastplatz der A3 am Autobahn Kreuz Duisburg campen, aber dafür ist sie recht großzügig, liegt etwas abseits und am Abend fahren nur noch wenige Autos vorbei.
Und das ist -zufälligerweise- die Campsite 4, also genau die selbe Nummer wie im Kolob Arch. Und obwohl wir für die zweite Nacht schon eine Reservierung für den Watchman-Campground haben, beschließen wir, diese Campsite für zwei Nächte zu nehmen. Unsere bereits bezahlte Campsite werden wir einfach jemandem verschenken.
Nach dem Aufbau des Zeltes, den Anita heute komplett alleine durchführt, gehen wir einer unserer Lieblingsbeschäftigungen nach, dem Fahren mit dem Shuttle. Einmal fahren wir komplett durch und auf dem Rückweg halten wir natürlich traditionsgemäß an der Lodge um dort auf der Wiese unter dem großen Baum ausgiebig "abzuhängen" und uns eine Portion Fritten zu teilen. Allerdings stoppen wir diesmal schon an der Station "Grotto" um die etwa halbe Meile zu Fuß zu gehen um heute wenigstens etwas zu wandern.


Was würden wir bloß machen, wenn es den Baum an der Zion Lodge irgendwann einmal nicht mehr gibt? Wir und vermutlich eine Million anderer Besucher würden ihn vermissen und sich stattdessen einen  bösen Sonnenbrand einfangen.



Im Schatten des Baumes rätseln wir, was wir denn jetzt machen würden, wenn wir unsere heutige Tour planmäßig fortgeführt hätten: Vermutlich irgendwo zwischen Campsite 4 und dem Kolob-Arch händeringend bei fast 40 Grad einen Schatten suchen. Gut so, unsere Entscheidung ! Und statt des Tütenfutters, was wir aber in keinster Weise schlechtreden wollen, wird es heute Abend ein Grillfest und Lagerfeuer geben.
In Hurricane, etwa 30 Meilen von hier entfernt, besorgen wir Grillfleisch und Gemüse. Nur die Beschaffung eines Einweggrills erweist sich als schwierig. Zwar haben wir einen guten Grill im Storage, den wir aber nicht mitgenommen haben. Nach mehreren Anläufen bei Walmart und Tankstellen erwerbe ich einen einfachen Grill beim Happy Camper in Springdale. Vom preis her scheint er wohl goldbeschichtet zu sein ;)
Jetzt fehlt noch die Grillkohle und schon geht es auf unserer Campsite mit dem Grillen los.



Zum Menü: Anita begnügt sich mit Champions, Paprika und Frischkäse. Für mich gibt es Filet Mignon, das für mich beste Fleisch der Welt. Leider gibt es das immer nur im Doppelpack und Anita kann sich aufgrund des Bacons, der das Filet umgibt, nicht dafür erwärmen. So muss ich zwangsläufig aufgrund fehlender Kühlmöglichkeit wohl zwei essen.
So sehr das Fleisch auch schmeckt, aber zwei Stücke sind mir deutlich zu viel und grenzwertig, zukünftig wird es wohl doch wieder eher Würstchen geben.
Der Höhepunkt eines Grillabends ist natürlich das Lagerfeuer. Das allein schon ist für uns wichtig genug, ab und zu mal wieder im Zelt zu nächtigen.
Langsam wird es dunkel und das geplante Feuer birgt unerwartete Schwierigkeiten. Das Holz brennt gut an, fängt aber dann an zu schwächeln. Stattdessen raucht es mehr als es brennt, obwohl es trocken zu sein scheint. Gerne würde ich mit eingreifen, aber das lässt sich die Pyromanin Anita nicht ins Handwerk greifen.
Der Sternenhimmel im Zion ist überwältigend und es macht mir eine riesige Freude, auf der Bank liegend einfach nur die Sterne zu beobachten, mal einen Satelliten zu erkennen, Flugzeuge und deren mögliches Ziel zu identifizieren  und ganz selten auch mal das Glück einer Sternschnuppe zu haben.
Der beeindruckende Blick in den sternenklaren Himmel und die fast schon etwas mystische Atmosphäre, die durch meine pseudo-philosophischen Erkenntnisse abgerundet wird, erfährt massive Störung durch den neben mir sitzenden und schimpfenden Pyromanen, der mit seinen Anstrengungen, das Feuer in Gang zu halten, mir auch noch den Blick in den Kosmos vernebelt.
Aber irgendwie schafft es Anita dann doch noch, dass das Holz ordentlich brennt und irgendwann einmal geht es dann auch ins Bett.


Ich korrigiere: In das Zelt! Es ist auch jetzt um 10 Uhr noch so warm, dass wir es zunächst vorziehen, auf den Schlafsäcken zu nächtigen statt in ihnen.
 
11.September 2015:
Statt von den Weckern lassen wir uns heute von der Sonne wecken, die unser Zelt erhellt. Der Blick durch die Gaze bestätigt uns, dass das Campen eine Welt für sich ist, die wir nicht missen möchten. Vielleicht ist der Zeltboden nicht mit der bequemen Matratze eines gepflegten Motels zu vergleichen und die einzelnen Wirbel unserer Wirbelsäule werden mit ziemlicher Sicherheit im Laufe des Tages ihren ursprünglichen Platz finden. Und  blaue Flecken vergehen nach einiger Zeit auf jeden Fall. Was aber bleibt ist dieser Blick auf die Zinnen des Zions oder jedes anderen Gebirgszuges, wenn die aufgehende Sonne sie langsam aufglühen lässt. Die sich langsam erwärmenden Nadelhölzer geben ihren Geruch ab, der sich aber schwer tut, sich gegen unsere Anziehsachen durchzusetzen, in denen sich das gestrige Lagerfeuer festgekrallt hat.
Von einer Nachbarsite zieht schon der erste Kaffeeduft rüber und macht Appetit auf Frühstück und auf der anderen Nachbar-Site schaut verschlafen mit verwühlten Harren und zugekniffenen Augen ein Kopf aus dem Zelt und erschrocken stellen wir fest: "Ach du meine Güte, so sehen wir vermutlich auch aus.!
Ja, das ist Camping in der Natur, auf das wir nie im Leben verzichten wollen!!!
Nachdem wir -soweit das möglich ist- uns ansehnlich gemacht haben geht es zum Frühstück durch den Zion nach Mount Carmel ins Golden Hill. Erstaunt stellen wir fest, dass dort -teilweise auf deutsch- auch frische Backwaren angeboten werden. Die Bäckerei Forscher, die wir ja vor zwei Tagen kennenlernen konnten und nur etwa 5 Meilen entfernt ist, scheint aber nicht der Lieferant zu sein, vielmehr haben wir den Eindruck, es ist Konkurrenz. Wird der Südwesten nun plötzlich von deutschen Backwaren überflutet ?
Nach dem Frühstück, bei dem der Scone selbstverständlich nicht fehlen darf, rüsten wir uns auf der Campsite für einen Hike durch den Virgin River auf. Dazu verstauen wir alle wasserempfindlichen Ausrüstungsgegenstände in wasserdichte Säcke und in einen Pelicase.
Mit dem Shuttle geht es dann über 40 Minuten zum Temple of Sinawava und von hier aus führt ein asphaltierter Hike ungefähr eine Meile am Virgin River entlang.
Er endet dann und jetzt geht es ins Wasser.
 
Ein paar Hiker steigen zielbewusst und selbstsicher sofort in den Virgin River, andere kapitulieren an dieser Stelle und wiederum andere hadern mit der Entscheidung hineinzugehen, bis entweder die Vernunft oder die Neugierde und der Spaß siegen.
1993 waren wir erstmalig hier und gehörten eindeutig zu den Haderern.  Völlig unvorbereitet hatten wir weder ein geeignetes Schuhwerk noch angemessenes Equipment, um die Kameraausrüstung zu schützen und nach unendlich langem Hin und Her gewann damals die Neugierde, nachdem ein anderer Hiker aus dem Virgin River zurückkommend von dem beeindruckendsten Wasserfall sprach, den er je gesehen hatte.
Der Wasserfall erscheint nach etwa 300 Metern und entpuppte sich damals als Rinnsal, aber wir haben die Entscheidung für den Virgin River nie bedauert und sind mehrmals eingestiegen.
So wie auch heute.
Der Virgin führt heute wenig Wasser und so reicht der Wasserspiegel auf unserer Tour gerade mal bis zu den Oberschenkeln. Das haben wir auch schon anders erlebt.
Es ist viel los heute: Die Temperatur des Virgins ist im Visitor Center mit 17 Grad angegeben, so dass das eine angenehme Erfrischung im Vergleich zu  den Temperaturen im Zion ist. Um die 40 Grad sollen es heute sein und auch der gestrige Tag war in diesem Bereich. Also war unsere Entscheidung gegen den Kolob Arch ganz klar die richtige.
















Schlecht abschätzbar, wie weit wir in den Canyon gewatet sind, aber eine halbe Meile müsste es schon gewesen sein, bevor wir uns für den Rückweg entscheiden. Schließlich ist alles gutgegangen und keiner von uns beiden ist baden gegangen. Denn den Untergrund darf man nicht unterschätzen. Der Virgin wirbelt den Sandboden auf, so dass man nur erahnen kann, wo man hintritt. Über 30 Meter an einem Stück watet man gelegentlich bequem über reinen Sandboden bin man dann plötzlich wieder auf große Steine im Wasser trifft, die dafür prädestiniert sind, unangenehmen Kontakt mit den Zehen zu verursachen.
Festes Schuhwerk oder zumindest vorne geschlossene Schuhe sind Pflicht.  Unwissend haben wir mal den Fehler gemacht und sind mit offenen Survival-Sandalen durchs Wasser gelaufen. An den Macken der Zehen konnten wir jeden Stein identifizieren.
Zurück am Trailhead trifft uns fast der Schlag. Unsere Uhren hatten wir wasserdicht verpackt und jetzt erst wird uns bewusst, dass es schon drei Uhr sind.
Hier im Urlaub bei völliger Entspannung und mal ohne Uhr vergisst man Zeit und Raum.
An der Canyon Lodge steigen wir wieder für eine Pause unter "unserem" Baum aus und bald schon geht es über unseren Campground wieder mal nach Hiurricane.
Der Abstecher im gekühlten Wagen tut mehr als gut, denn die Temperatur auf unserer Campsite ist auf schwindelerregende

48Grad Celsius

gestiegen. Erst glauben wir an eine Fehlmessung unseres Fahrzeuges doch die Temperatur nimmt erst beim Verlassen des Zion langsam etwas nach.


Von daher ist der Ausflug nach Hiurricane in mehrfacher Sicht gut für uns:  Ich muss unbedingt kurz ins Internet und Anita benötigt für unsere Hiking-Schuhe Schuhwachs, den wir leider vergessen haben, aus Deutschland mitzubringen.
Beides erledigen wir mit Erfolg und schon geht es zurück auf die Campsites, um von hier aus noch einmal eine Tour durch den Zion mit dem Shuttle zu machen.
Auf die etwas verwegene Idee sind wir gestern gekommen, als ein später Shuttle über die A3 durch unsere Campsite gefahren sind. Warum fahren wir denn nicht mal mit einem  der letzten Busse am Tag durch?
Und das machen wir jetzt und es entpuppt sich als eine hervorragende Entscheidung. Die meiste Zeit der Fahrt sind wir mit der  Busfahrerin völlig allein und kommen mit ihr ins Gespräch. Darüber hinaus müssen wir alle paar Minuten unerwartet halten, weil i n der Dämmerung und in der Dunkelheit einige Rehe und Waschbären auf der Straße unterwegs sind.
Am Ende bedanken wir uns bei ihr sehr höflich für diese hoch interessante und unterhaltsame Tour. Sie ist sichtlich erfreut über unsere Komplimente.
Gegen 21:30Uhr kommen wir dann wieder auf unserer Campsite an und was bleibt ist das romantische Lagerfeuer, diesmal fast ohne Rauch und mit einem uneingeschränkten Blick in den Sternenhimmel.
 
12.September 2015:
Da ich gerne ein paar Fotos vom Sonnenaufgang machen möchte entpuppt sich der Abbau unseres Zeltes als recht entspannt.
Während die Kamera vor sich hersaust bauen wir das Zelt ab, führen eine Equipmentpflege durch und verstauen alles in den diesmal fast ungenutzten großen Trekkingrucksäcken. Da wir für das nächste Mal schon einen vorläufigen Plan haben packen wir die Rucksäcke entsprechend.
Um 9Uhr etwa verlassen wir die Campsite, in Hurricane gibt es ein kleines Frühstück bei Mc.Donald´s und in Vegas verstauen wir die Rucksäcke im Storage.
In Pharump kaufen wir noch ein paar Kleinigkeiten beim Walmart und irgendwann zwischen 16:00Uhr und 17:00Uhr erreichen wir nach einem kurzen Stopp im Visitor Center


(121 Grad Fahrenheit = knapp 50Grad Celsius)


StovepipeWells, wo wir uns wieder für drei Nächte bei den Roadrunnern einquartieren.
Kurz hinter Las Vegas haben wir schon große, massivaussehende Wolkentürme gesehen, die sich bis ins Death Valley reingezogen haben und tatsächlich, in der Lobby lesen wir, dass mit Regen und ggf. Unwetter gerechnet wird. Insbesondere der morgige Sonntag hat Gefahrenpotenzial. Der darauffolgende Montag soll auch noch ein paar Wolken bringen und ab Dienstag wird es dann wieder schön.
Nett zu lesen ist ein Hinweis an der Rezeption. Ein Käfer, der derzeit in Death Valley überall anzufinden ist und ganz viele Brüder und Schwestern hat, wird sicherlich auch in unserem Zimmer anzufinden sein. Der Housekeeping bemüht sich intensiv, die Käfer aus den Zimmern fernzuhalten, was aber ein ziemliches Unterfangen ist. Man bittet um Verständnis, dass nicht mehr dagegen gemacht werden kann, weil das Sprühen von Gift hier im National Park verboten ist. Dafür können wir aber beruhigt sein, denn der Käfer und all seine Brüder und Schwestern sind völlig harmlos.
Diese Ankündigung finden wir sehr geglückt: Wir wissen, dass die Käfer harmlos sind und wir einfach mit ihnen leben müssen und können.
Übrigens müssen wir die Geschichte vom Tanken in Death Valley umschreiben: Bisher war der Sprit in Stovepipe Wells stets deutlich billiger als in Furnace Creek, meist um die 60 Cent pro Gallone. Und jetzt müssen wir feststellen, dass es erstmalig umgekehrt sind: In Furnace Creek kostet Regular $3,61/Gal und in Stovepipe Wells $4,22/Gal.
Erklär uns doch bitte einer die Welt !

Kurz nach dem Beziehen des Zimmers geht es ins 30 Meilen entfernte Panamint um dort den fantastischen Bluecheeseburger zu genießen. Ohne vorher nacch der Karte zu fragen bestellen wir ihn für mich, während Anita wieder ihren PettyMelt ordert. Die Bedienung äußert, sich an Anita erinnern zu können.
Damit steht für mich fest, dass ich mich beim letzten Mal wohl besser benommen haben muss als sie!
Auf der Terrasse sitzend genießen wir das leckere Essen, die kalte Cola und die angenehm warme Luft.
Im Hintergrund entwickelt sich in einiger Entfernung ein kräftiges Gewitter mit Regen und angsteinflößenden Blitzen. Unserer Bedienung gibt Anita den Tip, sich neben mich zu setzen, damit wir gemeinsam das Spektakel beobachten können.



Nach knapp einer Stunde verabschieden wir uns und ich weise schon einmal daraufhin, dass ich für morgen gerne einen weiteren Bluecheeseburger reservieren möchte.
Etwa in der Mitte der Rückfahrt kommt uns ein Wagen entgegen, der mit Lichthupe und Handzeichen und mahnt, langsam zu fahren. Und tatsächlich gibt es wenige Kurven später einen kleinen Stau und viele Wagen mit Warnblinkanlage.



Ein kleine Flashflood ergießt sich über die Straße, die aber dennoch so stark ist, dass sich zunächst niemand traut, hindurchzufahren.






Nach etwa 20 Minuten durchqueren die ersten Mutigen ganz vorsichtig den matschigen und ausgespülten Untergrund. Einer der ersten Fahrzeuge ist übrigens ein sog. "Erlkönig", als eine Neuentwicklung, die noch nicht der Öffentlichkeit vorgestellt ist und hier zur Unkenntlichkeit verkleidet Testfahren vornimmt.
Wir malen uns gerade aus, wie die Konzernleitung toben würde, wenn ausgerechnet einer ihrer Erlkönige hängen bliebe.
Aber alles geht gut. Und irgendwann reift auch in mir der Mut und ich übernehme das Steuer des Wagens. Mit einem SUV hätte ich überhaupt keine Bedenken gehabt aber mit einer solchen Flunder ohne Allradantrieb bleibt nur: "Mit Schwung hinein und auf der anderen Seite hoffentlich wieder raus".
Und es klappt, auch wenn unser Camaro ein völlig neues Bild abgibt.

Danach geht es nur noch zum Nachtschwimmen an den Pool, bevor wir dann am späten Abend gegen 10Uhr mal im Zimmer verschwinden. Allerdings müssen wir vorher dafür Sorge tragen, dass wir im Zimmer keinen ungebetenen Besuch bekommen. Denn eine handtellegroße Tarantel versucht am Fenster entlang Einlass in unser Zimmer zu finden, was wir grundsätzlich ablehnen.



Also dann, wieder einmal "Gute Nacht!"

 
13.September 2015:
Erst heute sehen wir, wie unser Auto gestern rumgesumpft ist


Was wir hingegen noch nicht wissen und in den nächsten zwei Tagen erst erfahren werden ist, dass der Wagen eine ungeheure Aufmerksamkeit auf sich zieht. Mehrmals werden wir von Amerikanern und Österreichern angesprochen, ob wie "Trouble" hatten und einige Male beobachten wir zufällig aus der Ferne, dass unser Wagen erst bestaunt und dann fotografiert wird.
Sollte jemand das Bedürfnis verspüren auffallen zu wollen, dann braucht er keinen Ferrari sondern nur einen Wagen mit dieser Speziallackierung.
Unser erster Weg führt uns zum Kiosk an der Abzweigung zu der Straße, die zu Scotties Castle führt. Üblicherweise entstehen hier einige Bilder oder Clips für unsere spätere Diashow. Aber heute gibt es nur einen kurzen Spot, der in wenigen Minuten "im Kasten" ist und ausgerechnet heute sind die Rahmenbedingungen optimal. Zwar ist die Luft recht heiß, aber die Sonne versteckt sich hinter einer so dicken Wolkendecke, wie wir sie in Death Valley noch nie erlebt haben. Zum ersten Mal erleben wir das Death Valley zu dieser Jahreszeit als richtig erträglich.  Aber wäre das immer so, dann wäre es sicherlich nicht das berühmte Death Valley.
In Furnace Creek pausieren wir ebenfalls traditionsgemäß und "frühstücken"  auf unserer Bank, allerdings besteht das Frühstück nur aus einem Croissant und etwas Fruchtsaft.
Der nächste Stopp ist wieder unser  Motel. Während unser Zimmer noch gemacht wird vergnügen wir uns am Pool, den wir für uns allein haben.
Auch jetzt noch schwebt über dem Death Valley die erwähnte dicke Wolkendecke. Wir können am Pool sogar barfuß gehen ohne dass uns wie sonst die Fußsohlen fast am Boden angelötet werden.
Nach einer guten Stunde und einer kurzen Siesta im Zimmer geht es schon wieder los zum Abendessen nach Panamint. Während Anita auf einen Avocado-Mushroom-Swiss-Burger ausweicht bleibe ich meiner Vorliebe in sklavischer Weise treu und bestelle meinen "BCB" (Bluecheeseburger).
Auf dem Rückweg halten wir etwa auf halber Strecke an um in aller Ruhe das Wolkenspiel beim Sonnenuntergang im Zeitraffer festzuhalten. Anita nutzt die Zeit zur Pflege und Verpacken der Hiking-Schuhe und mein Angebot, sie dabei zu unterstützen wird kategorisch abgelehnt.
Zurück im Motel beabsichtigen wir, noch etwas am Pool "abzuhängen", den wir erst wieder gegen 10Uhr  verlassen  als mehrere Hotelgäste gleichzeitig den Pool stürmen und für Unruhe sorgen. Kein Stern ist übrigens heute Abend aufgrund der Wolkendecke zu entdecken.
Während ich mal wieder die Bilder sicher und den Bericht tippe geht Anita Eis für die Getränke holen und plötzlich höre sie an der Türe ohne Reinzukommen. Während ich ihr die Türe öffnen möchte reißt sie sie mir wieder aus der Hand und ruft nur "Nicht öffnen!".
Das ist auch gut so, denn  während gestern eine handtellergroße Tarantel um Einlass bat ist es heute ein genauso großer Skorpion, der den Ritz unter der Tür von links nach rechts und umgekehrt absucht. Entweder spürt er die Kühle im Zimmer und möchte rein oder er hofft aufgrund des Lichts Insekten packen zu können.



Wir sind uns schnell einig, dass wir den nicht als Untermieter im Zimmer haben wollen auch wenn ich einmal gelesen habe, dass es die kleinen Skorpione sein sollen, die richtig giftig sind und gefährlich werden können.
Mit den Eiswürfeln vertreiben wir ihn aus seinem Versteck, denn immer wieder versteckt er sich unter der Türzarge. In einem günstigen Moment stürmen wir das Zimmer und verständigen uns darauf, das Zimmer heute Abend nur im Falle eines Brandes zu verlassen.
Mit der Tierwelt, die ich in diesem Urlaub schon digitalisiert habe könnte ich schon bald einen zoologischen Vortrag bestücken ;-)
So, nun aber mal wieder: "Gute Nacht!"


 

 
14.September 2015:
Um 6:30Uhr stehe ich mit der Kamera draußen und erwarte die aufgehende Sonne. Dabei bin ich nicht alleine: zwei Weitere sind mit den Kameras bewaffnet auf der Pirsch nach dem großen Planeten. Anita habe ich schlafend im Zimmer gelassen, wie ich glaubte. Doch plötzlich steht sie unerwartet mit einem Becher Kaffee für mich hinter mir.
Was für ein Service ! Danke !
Gemeinsam beobachten wir, wie die Sonne langsam über die Gebirgskette blinzelt und gleichwohl blinzeln wir ihr zwangsläufig zurück.
Kaum hat sich die Sonne auf die Reise in ihre Umlaufbahne begeben machen auch wir uns auf die Reise.
Unser erster anzusteuernde Punkt soll für heute Dante´s View sein, wo ich gerne einige Aufnahmen in 3D machen möchte. Das Wetter hierfür scheint ideal zu werden, denn Death Valley zeigt sich so, wie wir es meistens kennen: Ohne eine einzige Wolke am Himmel! Und heute kommt auch noch hinzu, dass die Luft besonders klar zu sein scheint, denn wir bilden uns ein, heute besonders klar und weit sehen zu können. Es wird doch wohl nicht nur an unseren neuen Brillen liegen?
Traditionsgemäß halten wir natürlich wieder in Furnace Creek um dort -ebenfalls traditionsgemäß- eine Bearclaw zum Frühstück zu kaufen. (Wir sind wohl wirklich sehr traditionell verhaftet: Alles was wir mehr als zweimal machen erheben wir schon zur Kultur und Tradition ;-)
Nach ca. 50 Meilen und einigen spontanen Fotostopps erreichen wir Dante´s View und tatsächlich können wir heute definitiv weiter sehen als sonst. Außerdem ist heute recht viel los hier oben. Aber das ist immer sehr unterschiedlich, denn gelegentlich hatten wir Dante´s View für uns völlig allein, andere Male dann wieder erschien es uns fast als das "Epi-Zentrum" von Death Valley. Die geplanten Aufnahmen nehmen etwas Zeit in Anspruch und wir können beobachten, dass die meisten Besucher kaum mehr als 10 Minuten bleiben: Aussteigen, dabei grundsätzlich den Wagen beim Abschließen mit der Fernbedienung zu unserem Leidwesen kurz hupen lassen, ein paar Fotos in jede Richtung schießen, kurz die Tafeln lesen und schon geht es wieder weg zum nächsten Highlight.

Ach ja, und natürlich nicht vergessen, mit dem Selfie-Stick noch ein Selfie zu machen. Die Selfie-Sticks haben hier richtig Hochkonjunktur und ich frage mich, wer auch die verrückte Idee kam, so etwas zu erfinden und noch schlimmer: Was sind das bloß für Menschen, die so etwas kaufen???
(Na gut, wir haben im Frühjahr auch einen gekauft. Wir haben ihn dann aufgeladen, ein einziges Mal benutzt und seither fahren wir ihn völlig ungenutzt in der Gegend rum. Aber bitte nicht weitersagen!)

Nach unserem Shooting mit einem professionellen Selfie (Stativ, Kamera und schöner Hintergrund) geht unsere Tour weiter. Spontan entscheiden wir uns wieder einmal für einen Abstecher nach Rhyoilite, einer Ghosttown, obwohl wir gestern noch überlegt hatten, diesmal nicht dort vorbeizufahren. Aber es liegt eben "fast" auf der Strecke.
Rhyolite fasziniert uns immer wieder obwohl wir schon viele Male dort waren. Beim letzten Mal beklagte ich noch den Zustand einiger der von Albert Szukalski geschaffenen Skulpturen und wir alberten noch rum, beim nächsten Mal etwas Tipp-Ex mitzubringen, um die ramponierten Stellen der weißen Skulpturen auszubessern. Das hat wohl jemand gehört und ist uns zuvorgekommen. Die Skulpturen sind in einem sehr ordentlichen Zustand und wurden sogar um eine weitere ergänzt. In einem ausliegenden Flyer lesen wir, dass der im Jahre 2000 verstorbene Künstler die Skulptur "Servin Ghost" in den 80er Jahren geschaffen hat und diese im letzten Jahr an das hiesige Museum gespendet wurde.

Während ich fleißig fotografiere hält ein älterer Amerikaner neben unserem Wagen und amüsiert sich prächtig über die "Kampfspuren" an unserem Wagen und erkennt fachmännisch, dass wir das Dach während unserer Flußdurchquerung aber unten hatten. Tatsächlich, erst jetzt fällt uns auf, dass man das ganz gut erkennen kann.

Von Rhyolite aus geht es zurück ins  Motel. Wir haben mit dem Timing einfach kein Glück: Ausgerechnet jetzt ist der Housekeeping mit unserem Zimmer beschäftigt, so dass wir die Zeit nutzen um uns auf die Bank zu setzen und die Blicke in die Ferne schweifen zu lassen. Und der Blick trügt, wenn man so will.
Meine Wetterprognose von heute morgen wurde von der Realität gestraft. Dicke Wolken sind zwischenzeitlich hier über StovepipeWells aufgezogen, so dick, wie wir sie noch nie gesehen haben. Und uns bläst der Wind um die Ohren. Wir schließen nicht aus, dass da noch einiges runterkommen könnte.
Doch zunächst können wir uns endlich im Zimmer umziehen und räkeln uns eine Stunde im und am Pool.
Der weitere Weg erklärt sich wohl von selbst:
Es geht nach Panamint zu der freundlichen Bedienung von vorgestern, die uns nicht nur wiedererkennt sondern uns auf den Kopf zusagen kann, was wir wollen. Ich bewundere Bedienungen, die sich die Bestellungen von Gästen so gut merken können.

Heute scheint aber ein anderer Koch Dienst zu haben. Der Bluecheese ist zu meinem Bedauern weniger als an den beiden Vortagen, was er wohl mit einer deutlich größeren Menge an Fritten auszugleichen versuchte.

Wir verabschieden uns nicht nur für heute sondern zumindest auch für dieses Jahr von Panamint und meinem Bluecheeseburger und fahren zurück ins Motel und dort wieder an den Pool.
Der Wind hat kein bisschen nachgelassen, so dass es beim Verlassen des Pools fast ein bisschen kühl ist, aber nur ein bisschen.
Und danach geht es dann auch bald schon ins Bett. Aber diesmal können wir unser Zimmer betreten ohne uns gegen die mörderische Tierwelt verteidigen zu müssen.
Und da kommt es auch schon wieder, unser "Gute Nacht!"

 
15.September 2015:
Um 9:00Uhr checken wir aus, nachdem ich den Sonnenaufgang doch noch einmal bildlich festhalten musste.
Trotz großen Widerstandes unseres Navis wählen wir die Strecke über Badwater um Death Valley zu verlassen.
Bei Badwater machen wir und viele andere die üblichen "We were here"-Fotis am Schild. Im weiteren Verlauf der Strecke überkommt uns ein recht ungutes Gefühl, denn dicke Wolken brauen sich über uns zusammen und wir befinden uns auf einer Flashfloodgefährdeten Strecke.



Unsere Blicke gehen im minütigen Abstand nach oben, und nicht nur direkt über uns schauen wir uns die Entwicklung an sondern auch in weiterer Entfernung.
Beim Passieren des Jubilee Pass beginnt es aber zum Glück erst zu regnen und nach 10 Minuten haben wir die Gefahrenzone schadlos verlassen.
Bezüglich der Spritpreise noch eine Ergänzung:
Furnace Creek:    $3,61/Gal.
Stovepipe Wells:  $4,22/Gal.
Shoeshone, die erste Tankstelle nach dem Verlassen des Death Valleys über Badwater: $5,21/Gal.

In Pharump tanken wir, gehen beim Walmart unsere Mitbringsel einkaufen und gehen traditionsgemäß (schon wieder!) beim KCF essen.

Es geht weiter nach Vegas, wo wir endlich eine Waschanlage für unser arg gebeuteltes Auto finden, denn der anhaltende Regen führt leider nicht zu dem gewünschten Ergebnis.




Mit rosa Schaum dick geschminkt könnten wir jetzt auch beim CSD mitfahren.

Um 15 Uhr erreichen wir den Storage. Zum Glück hat der Regen gerade aufgehört, so dass wir den Wagen im Trockenen komplett ausräumen können um uns einen Überblick zu verschaffen.
Einiges Equipment bleibt gleich hier, anderes nehmen wir mit, soweit es Pflege bedarf oder aufgefüllt werden muss.
Nach einer halben Stunde sind wir schon fertig und checken mal wieder im Platinum ein. Entsprechend der Buchung erhalten wir eine Princess-Suite mit Blick auf den Strip, unserem Wunsch nach einem Zimmer in den upper floors kann leider zu unserer Enttäuschung nicht entsprochen werden. Höher als sie siebte Etage ist leider heute nicht drin und dann ist das Zimmer auch noch ziemlich in der Ecke. Na ja, sehen wir es positiv: Es eröffnet eben eine neue Perspektive.





Doch dann kommt der Mitarbeiter mit unserem Gepäck und reist alles raus: Mit einer ausgeprägten Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft erklär er uns jedes Detail unserer Suite, von der Küche angefangen über die Klimaanlage bis zum Kamin und außerdem bietet er  uns noch an, zusätzliche Kaffeepads und Waschmittel zu besorgen. Seinen $10-Tipp hat er sich mehr als verdient.

Sofort beginnt das (Vor-)packen unseres Koffers, den wir aus dem Storage mitgebracht haben. Man muss sich unser Packen als einen kontinuierlichen Prozess vorstellen, der mit der Ankunft in Vegas beginnt und erst mit dem letzten Abstecher im Storage endet. Denn immer wieder kommt noch eine Kleinigkeit hinzu, die mitgenommen werden soll und gleichzeitig wird   etwas entnommen, bei dem wir uns im letzten Moment entscheiden, ihn doch besser in Vegas zu belassen.
Aber wir verbringen die letzten drei Tage natürlich nicht nur damit, uns mit dem Koffer auseinanderzusetzen. Es gibt mehr:
Heute verbringen wir den Abend auf dem Balkon bzw. "dinieren fein" an der Bar unserer Küche: Für Anita gibt es eine Suppe und ich erquicke mich an den Wings vom Walmart.
Mit keinem Restaurant der Welt würden wir in diesem Moment tauschen wollen.
Na ja, und dann ist es doch mal wieder Zeit ins Bett zu gehen, von wo aus wir einen tollen Blick auf dass funkelnde und so verrückte Vegas haben.
Gute Nacht !


 
16.09.2015:
Um 6:30Uhr hänge ich schon am Fenster und auf dem Balkon um die Sonne über Las Vegas beim Aufgehen zu begleiten. Um 9:00Uhr dann fahren wir los zum Outlet Center um den für uns eher weniger angenehmen Dingen nachzugehen: Shopping. Anita ersteht dabei ein paar Schuhe für ihr Kleid vor Ort und ich hingegen gehe leer aus. Was mir gefällt, ist nicht vorhanden und was vorhanden ist, gefällt nicht. Oder hat Preise, die wir für uns als unangemessen erachten.
Danach starten wir durch zum REI, einem gutsortierten Outdoorladen, bei dem wir unsere Dividende aus dem Vorjahr einlösen wollen. Hier werden wir beide im kleinen Rahmen fündig bevor es dann nochmal zum Abschluss unserer Shopping-Mania zum geliebten Walmart geht.
Und dann wird es Zeit zum Lunch.

Liebe Nina,
dieser Restaurantbesuch ist dir allein gewidmet. Du hast uns eine so nette Rückmeldung über unsere Reiseberichte in unser Gästebuch geschrieben allerdings mit der Anmerkung, dass du es nicht verstehst, dass uns das Essen vor einigen Jahren beim Panda-Express nicht geschmeckt hat.
Mit dem Hinweis, jedem eine zweite Chance zu geben, haben wir dir versprochen, es bei unserem nächsten Trip noch einmal zu versuchen und das Versprechen lösen wir jetzt ein.


In der Tat haben wir das Essen von damals nicht in bester Erinnerung, gehen aber dennoch völlig unvoreingenommen in den Panda-Express, der gut gefüllt ist.
Zunächst heißt es erst mal, sich einen überblick zu verschaffen.
Es gibt die Bowl, die Plate und die Bigger-Plate. Grundlage von allen ist zunächst Reis oder alternativ Nudeln und hier kann man dann eine, zwei oder drei Fleischbeilagen hinzunehmen.
Wir entscheiden uns beide für die mittlere Plate, also mit zwei Fleischbeilagen.
Da gerade unsere Zutaten ausgegangen sind müssen wir etwas warten, werde dafür aber mit zwei Mini-Frühlingsrollen netterweise entschädigt.
Dann nach einer Viertel Stunde kommt das langerwartete Essen und wir sind beim Öffnen der Styropor-Boxen fast schon ein wenig erschrocken über die Menge, die mehr als reichlich ist.
Unsere schlechten Erinnerungen von damals verlischen beim Essen, denn es schmeckt richtig gut. Anita, die das von Nina empfohlene Orange-Chicken bestellt hat, bestätigt, dass die Empfehlung gut war.
Also:

Liebe Nina,
vielen Dank für den Hinweis, dem Panda eine zweite Chance einzuräumen. Er wird uns sicherlich wieder sehen. Ich hoffe, die Mitarbeiter sind dann ebenso freundlich wie sie es heute waren. Aber eins werden wir beachten: Wir werden besser die kleinere Portion wählen. Denn wir haben heute kaum die Hälfte geschafft und nehmen den Rest als Doggy-Bag mit.

Vom Panda aus geht es zum Pool im Hotel und gegen 18Uhr dann starten wir noch einmal zu einer Dämmerungsfahrt über den Strip bis in die Fremont Street. Diesmal finden wir im Parkhaus einen besseren Ausgang, der uns direkt ins Casino und dann auf die Fremont Street führt. Sonst haben wir immer einen anderen Ausgang genommen und mussten immer durch etwas zwielichtige Nebenstraßen zur Fremont Street.
Fremont Street Experience beginnt jedoch nicht, wie erwartet um 19Uhr sondern wohl später. Wir ziehen einmal ganz langsam die  Fremont Street hoch und wieder runter und stoppen für eine Frappe beim Starbucks. Das muss sein, denn leider haben sie unseren typischen Starbucks bei der Fashion Mall in der Nähe des alten Frontiers vor wenigen Tagen wegen Umbau des Einkaufszentrums geschlossen.
Wir machen eine ganze Reihe Aufnahmen verrücktester Künstler, die auch nicht immer ganz jugendfrei sind (das hat sich u.M. nach in den letzten Jahren sehr stark entwickelt) und fahren dann auch schon bald wieder zurück über den Strip bis ins Hotel.

Und dann? Dann genießen wir wieder den Abend auf dem Balkon, essen unsere Reste und warten auf Mitternacht, denn Anita hat dann nach hiesiger Zeit Geburtstag.

Aber schon kurz nach Mitternacht fallen uns die Augen zu.

Gute Nacht !
 
17.September 2015:
Die Idee, der Großstadt heute in Richtung Valley of Fire oder alternativ Red Rock zu entfliehen verwerfen wir spontan wegen Unlust. Stattdessen hängen wir paar Stunden am Pool ab. Obwohl die Poollandschaft eher überschaubar ist hatten wir bisher nie das Gefühl, sie sei überlaufen. Weniger als ein Dutzend Besucher sind mit uns hier und in den Korbkörben, das sind große runde Liegen aus Korb, lässt sich die Zeit einfach gut verbringen.



Irgendwann einmal reicht es uns und wir fahren eine Runde: Im Storage bringen wir schon mal einige Sachen unter und kommen auf die Idee, mit den Management zu sprechen. Das vorausbezahlte Jahr endet im Februar komm. Jahres und wir werden sicherlich nicht vorher wieder vorbeischauen, um wieder vorauszuzahlen.
Und die ehemalige Website finden wir nicht mehr im Internet aus der hervorgeht, wie wir online zahlen können. Der Eigentümer konfrontiert uns dann mit schlechten Neuigkeiten: Er hat die Anlage zum 1.10. verkauft. The Good News: Es werden wohl sechsstellige Beträge investiert um die Anlage zu modernisieren.
Etwas verwirrt und verunsichert fahren wir noch kurz bei Walmart vorbei, weil wir natürlich wieder mal was vergessen haben.
Aber die Sache mit dem Storage lässt uns keine Ruhe. Sollen wir jetzt auf die Schnelle einen anderen Storage suchen und heute noch umziehen? Denn wenn die Anlage renoviert wird muss man sicherlich an unseren Storage und eben mal schnell vorbeikommen um aufzuschließen erweist sich als etwas schwierig.
Also fahren wir nochmal am Storage vorbei um mit dem Chef zu sprechen. Er beruhigt uns, dass der Betrieb zunächst ganz normal fortgeführt wird. Der neue Eigentümer ist ein Unternehmen, was derzeit reihenweise Storages aufkauft.
Wir sind mal gespannt, wie sich dass entwickeln wird. Notfalls müssen wir im kommenden Jahr nach einer Alternativen suchen, was wir bedauern würden. Zwar gibt es durchaus preiswertere Storages als unseren, aber der liegt nun mal direkt um die Ecke und ist insgesamt schon sehr gepflegt.
Vor 25 Jahren hat seine Familie diesen Storage aufgebaut, berichtet uns der Eigentümer. Er selbst wohnt in Kalifornien, seine Familie ist zwischenzeitlich verstorben und so düst er jede Woche hin und her und das ist ihm nun zu viel.
Und dabei hatten wir gerade versucht, den Storage gegen eine etwas größere Einheit umzutauschen, damit evtl. noch jemand anders sein Gepäck unterbringen kann.

Heute ist irgendwie fast schon Abreisetag, wir haben noch nicht einmal richtig Lust über den Strip zu cruisen und fahren stattdessen wieder ins Hotel und.....man mag es kaum glauben, gehen noch einmal zum Abschied an den Pool.
Der weitere Abend gestaltet sich recht einfach: Abendessen auf dem Balkon. Dabei zehre ich immer noch an den letzten Flügeln vom Walmart von vorgestern rum. Irgendwie war die eingekaufte Portion doch etwas zu mächtig und an Anita werde ich gerade mal einen Flügel quitt, und den aber auch nur ohne Haut.
Und wie geht es weiter? Richtig: Kofferpacken!
Denn wir haben einen gravierenden Fehler gemacht: Unser Storage beinhaltet neben allerlei nützlichem (und manchmal auch weniger nützlichem) Equipment auch v verschiedene Taschen und Koffer, die irgendwann einmal den Weg hier her gefunden haben. Und weil wie diesmal ein paar Mitbringsel mehr eingekauft haben bedienten wir uns eines alten Koffers, den wir vor einigen Jahren mal hier in den USA gekauft haben, ihn dann nach Deutschland gebracht und wieder hier her retourniert haben. Vielleicht hat er sogar noch eine weitere Tour zwischendurch auf dem Buckel.
Er machte einst einen soliden Eindruck aber der geringe Preis hätte uns damals stutzig machen sollen und so mussten wir ihn zwischenzeitlich schon mal kleben. Und jetzt, voll aber bestimmt nicht prall gefüllt, fangen andere Nähte an aufzugehen.
Wie haben also drei Möglichkeiten:
1.) Alles so belassen und auf Glück hoffen, dass er uns auf dem Heimflug nicht auseinanderfliegt und die Plünnen dann einzeln auf dem Gepäckband liegen. (Zum Glück noch nicht selbst passiert aber schon mal gesehen!)
2.) Zum Walmart einen neuen Koffer kaufen.
3.) Morgen früh im Storage umpacken und einen anderen Koffer aus der Sammlung mitnehmen.

Wir entscheiden uns nach längeren Überlegungen und Entscheidungsfindungsprozessen für Nummer 4:
Wir packen jetzt um und verteilen die Last, indem wir Anitas kleine stabile North Face-Tasche, die sie sonst immer als Handgepäck nimmt, aufgeben.

Da ist in weniger als 10 Minuten erledigt.

Tja, dann geht allmählich der Abend doch noch mal zuende. Wir stehen noch mal am Schlafzimmerfenster und schauen auf das Meer von Lichtern. Und dann kommt uns einer unserer Lieblingserkenntnisse über die Lippen: "Wir müssen morgen zurück und Las Vegas da unten macht einfach weiter, als wenn das überhaupt keine Rolle spielen würde".

Morgen steht dann noch die Rückreise an, die wir schon mal kurz besprechen:

10Uhr planen wir als Check Out im Hotel, spätestens 10:30Uhr. Vermutlich werden es aber dann eher 9Uhr, wie wir  uns kennen.
Ganz kurz die letzten Sachen (Kosmetika und Technik in den sog. "Letzter Sack") in den Storage fahren, unseren "KIT" bei Hertz abgeben und dann per Shuttle zum Flughafen. Gefrühstückt wird am Flughafen mit einigen von den Lebensmitteln, die wir mal für unsere Trekkingtour gekauft und dann aus bekanntem Grund nicht verwendet haben.

Und damit nehmen wir schon mal inneren Abschied von Las Vegas, von den USA, von diesem Bericht, den wir jetzt enden lassen (wenn nicht noch was Aufregendes passiert), vom Urlaub und zugleich von drei Wochen interessanten Begebenheiten, etwas Abenteuer, viel Bewegung und viel Luft, wenig Regen und umso mehr Sonne, einigen beeindruckenden und manchmal auch beängstigenden Wolken und das alles in einem -und das ist uneingeschränkt positiv gemeint - unbeschreibbaren Dream-Team.

Also dann, hoffentlich bis zum nächsten Mal !

Anita und Hartmuth, 18.9.2015