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(Not) for your eyes only!

Stand: 09.04.2016

 

Unsere 47. USA-Tour im Frühjahr 2016

 

 

 

"ziemlich" live geschrieben

 

 

Hier entsteht derzeit unser aktueller Reisebericht:

 

Frankfurt - Las Vegas – 

Anza Borrego - Joshua Tree N.P.

Grand Canyon

Zion N.P. - Death Valley - 

Las Vegas – Frankfurt


 

 

 

 
16.03.2016: Köln => FRA  
Es geht wieder los und die Vorfreude lässt sich kaum noch steigern. Während Anita heute noch bis zum Nachmittag arbeiten muss habe ich das Glück, schon frei zu haben. Ich verbringe ihn zum Teil damit, unser Handgepäck wieder auszupacken, doch noch die eine oder andere Fototasche als bessere Alternative zu erproben um dann wieder alles einzupacken um dann wieder von vorne anzufangen.
Von daher ist es gut, spätestens heute Abend in Frankfurt zu sein, um nichts mehr Umpacken zu können.
Kaum ist Anita da, da sind wir auch schon auf dem Weg zum Bahnhof um nach Frankfurt zu fahren. Die Sitzplatzreservierung hätten wir uns diesmal sparen können, denn der Zug ist nur wenig besetzt. Aber wehe, wir hätten keine.....
Um 18Uhr erreichen wir FRA und checken sogleich im Sheraton ein. Diesmal haben wir lange überlegt, ob wir überhaupt vorab in Frankfurt nächtigen, denn im Moment sind zwei Messen, was die Preise für ein Standardzimmer im Vergleich zu unseren bisherigen Übernachtungen hier auf mehr als das Doppelte in die Höhe getrieben hat.
Zum Glück haben wir uns bereits vor drei Wochen zu einer Buchung durchgerungen, denn seit einer Woche sind die Standardzimmer alle ausgebucht und nur noch bessere Zimmer zu einem Preis von 700,00€ verfügbar.
Wir sprechen hier von einer Nacht und einem Zimmer, nicht von einer Etage.

Nach einem freundlichen Einchecken erfolgt die selbe Prozedur für uns wie immer: Saunen und im Zimmer noch einmal alles hin- und herräumen. Statt Essen zu gehen essen wir heute auf dem Zimmer, was auch seinen Reiz hat.
Während Anita noch im Bad die letzte Haarkur aufträgt fallen mir die Augen zu, denn mittlerweile ist es schon Mitternacht.
 

 
17.03.2016  FRA => Las Vegas  
Zwar klingelt unser Wecker schon um 6 Uhr, aber erst um 10Uhr checken wir aus und gehen durch die Kontrollen. Das Einchecken hat Anita bereits gestern online getätigt. Um 12:15Uhr soll unser Condor-Direktflug losgehen. Wie immer erfahren wir erst kurz vorher, von welchem Gate.
Am Gate verrät uns unsere Frankfurt-Airport-App, dass unser Flug ca. 40 Minuten Verspätung haben wird. Es gibt weder eine Durchsage mit dem Hinweis noch steht es auf den Displays.
Aus den 40 Minuten wird über eine Stunde aber der Kapitän ist guter Dinge, dass wir trotz der Verspätung aufgrund der guten Wetterlage bzw. Luftströmung pünktlich in Vegas ankommen werden. Die Verspätung hängt damit zusammen, dass die Maschinen nach Ankunft in Frankfurt kurzfristig ausgetauscht werden mussten.
Wir sitzen in der 23.Reihe und sind mit unseren Plätzen wie erwartet zufrieden: Platz satt, da wir Plätze mit mehr Beinfreiheit gebucht haben und daher am Notausgang sitzen. Im Gegensatz zum letzten Mal erhalten wir jetzt noch eine Instruktion, was wir im Notfall machen müssen. Natürlich mit dem ausdrücklichen Hinweis, das ganze Procedere nicht  aus Spaß mal auszuprobieren.  Schade!
Das umfangreiche In-Seat-Entertainment verhindert ein weiteres Mal, viel zu schlafen.
Tatsächlich landen wir fast pünktlich und bei der Imigration erleben wir das, was wir noch nie erlebt haben: Keine Maschine vor uns, so dass wir nach nur wenigen Minuten durch die Imigration sind. Da wir kein Gepäck aufnehmen müssen sind wir gleich am Shuttle und kurz darauf auch schon beim Autovermieter sind. Durch unsere Gold-Card ersparen wir uns wieder das Anstellen am Schalter und können sofort zum Auto gehen. Per Mail haben wir wenige Minuten vorher die Parkplatz-Nummer und den Autotypen erfahren: Etwas Enttäuschung kommt zunächst auf: Ein Hyuandai Santa Fe. Aufgrund der Tatsache, dass wir diesmal endlich wieder mal mehr Zelten wollen und wegen des zu erwartenden kühleren Wetters mehr Equipment mitnehmen werden, haben wir uns statt für ein Cabrio für einen SUV entschieden. Zumindest für die erste Zeit.

Beim genaueren Betrachten des Wagens kommt dann doch Freude auf: überall im Wagen gibt es zusätzliche Staufächer, was uns sehr entgegen kommt. Ich denke, wir werden sie zu füllen wissen. Und mit 290PS erscheint er uns kräftig genug für uns und unsere Ausrüstung.
Der erste Weg führt uns zum Storage, der mittlerweile unter einer anderen Führung steht. Von den vielen angekündigten   Umbauten und Renovierungsarbeiten scheinen noch nicht viele umgesetzt zu werden. Außer einem neuen Schild und einem neuen Tastenfeld im Eingangsbereich hat sich nur die Miete verändert. Natürlich nicht zu unserem Vorteil.
Im Storage sind wir nun mit längeren Umräumaktionen beschäftigt. Ursprünglich hatten wir für diesen Urlaub eine fünftägige Trekkingtour über den Hermits-Trail am Grand Canyon geplant und dementsprechend unsere Rucksäcke schon vorbereitend gepackt.
Leider gab es keine Permit für uns und auch alternative Trekking-Touren waren uns nicht gegönnt. Am Grand Canyon war nichts zu kriegen und die Natives bei Havasupai haben sich nicht mal auf unsere Anfrage hin gemeldet.
So bleiben uns diesmal nur Tagestouren und das bedarf der erwähnten Umräumaktionen.
Nach fast zwei Stunden sind wir fertig, fahren beim Mc.Donald´s kurz vorbei und checken -wie immer- im Best Western McCarran Inn ein.
Auch hier gibt es das übliche Procedere: Aussortieren, was morgen im Storage bleibt und einsortieren, was mitgenommen werden soll.
Auch heute geht es hundemüde ins Bett, aber voller Aufregung, was uns denn diesmal im Urlaub alles erwarten wird.
Wir sind so müde, dass uns die Flugzeuge, die anscheinend quer durch unser Zimmer fliegen, nicht stören.
Im Ernst: Entweder haben wir diesmal ein schlecht gedämpftes Zimmer zum Airport hin oder die Startrichtung liegt heute zufällig in unsere Richtung. Aber das stört uns nicht wirklich.


 
   
18.03.2016 Las Vegas => Anza Borrego  
Um vier  Uhr erwischt uns der Jetlag, um 6Uhr das beste Frühstück der Welt und um 7Uhr sind wir im Storage. Diesmal geht es schnell und nach wenigen Minuten sind wir schon auf der Piste.
Es geht in Richtung Süd-Kalifornien. Diesmal sind wir recht früh im Jahr im Urlaub und unten in Anza Borrego hoffen wir -wenn auch nicht mit heißen- aber zumindest mit etwas wärmeren Temperaturen. 2001 waren wir an Weihnachten hier und empfanden die Temperaturen recht mild. Allerdings waren wir damals auch noch nicht mit dem Zelt unterwegs, was das ganze auch wieder relativiert.
Gut 350 Meilen erwarten uns heute. Der Weg führt uns ein gutes Stück über die  Route 66, die für uns auch heute noch nicht ihre Faszination verloren hat, obwohl es doch nur ein einfacher Highway ist.



Unser Highlight Nr. 1 ist Roy´s Cafe. Genau genommen ist es mein Highlight, denn Anita kannte es vorher gar nicht. Das Witzige ist, dass ich erst kürzlich über das Cafe gelesen hatte und mir vor dem Urlaub noch vorgenommen habe, mal zu recherchieren, wo es denn liegt.
Aber wie das oft eben so ist. Irgendwann ist es aus dem Kopf und man denkt nicht mehr dran.
Und jetzt führt uns der Weg zufällig daran vorbei:

 
Das Cafe ist seit einigen Jahren geschlossen und das Motel sogar noch länger. Einige Motelzimmer, ähnlich Cabins, wurden zwischenzeitlich zu Ausstellungsräumen für Künstler umfunktioniert. Sie zu besichtigen ist einerseits interessant, andererseits kostet die eine oder andere Cabin aber auch etwas Überwindung. Insbesondere die sanitären Anlagen sind so, wie sie vor vielen Jahren verlassen wurden.
Am Spätnachmittag durchfahren wir zunächst den Joshua-National Park und erreichen einige Zeit später das Areal von Anza Borrego State Park.

Das Gebiet ist für einen State Park ungewöhnlich groß, darin gibt es immer wieder  kleinste Ansiedlungen, die nicht zum Park gehören. Inmitten des Parks liegt Borrego Springs, das wiederum nicht zum Park gehört.
Unser Auto, mit dem wir uns mittlerweile gut angefreundet haben, hat leider kein Navi und unser Navi, das wir vor einigen Jahren hier erworben haben, kennt unseren Campground nicht.
Also ist unsere erste Anlaufstation das Visitor Center. Der Ranger erklärt uns den Weg zum Campground ebenso freundlich wie genau. Nach einer guten halben Stunde erreichen wir dann den Tamarisk Campground.
Für uns ein völliges Novum: Wir konnten zwar grundsätzlich eine Campsite online reservieren, nicht jedoch vorbestimmen, welche wie haben möchten. Das bedeutet, dass uns beim Einchecken eine zugewiesen wird. Das kennen wir von keinem anderen Campground, die wir bisher kennengelernt haben.
Unsere Befürchtung, dass uns aufgrund der recht späten Anreise nur "der letzte Rest" zu Verfügung steht bewahrheitet sich zum Glück nicht. Obwohl es jetzt schon fast 6 Uhr sind können wir noch aus fünf Campsites aussuchen und entscheiden uns für die Nummer 1, die nur zu einer Seite hin Nachbarn hat.
Wir nehmen unsere Campsite in Beschlag, bauen unser großes Zelt auf und nehmen den Innenausbau vor. Trotz gewisser Routine beim Zeltaufbau ergeben sich wieder Irritationen, denn dieses Zelt haben wir schon seit längerer Zeit nicht mehr genutzt. Der Aufbau ist nicht das Problem sondern die Ausrichtung. Aber das haben wir auch wieder schnell korrigiert.
Mit dem Sonnenuntergang verkriechen wir uns ins Zelt und kurz darauf schlafen wir auch schon fest. Im ersten Moment fühlt sich das Liegen im Zelt sehr gut an, mal sehen, wie wir das morgen beurteilen werden.
 
   
19.03.2016: Anza Borrego  
Um 6Uhr geht der Wecker und langsam wird es hell. Die Nacht im Zelt war hervorragend für uns beide. Aufgrund der zu erwartenden kühlen Temperaturen haben wir uns ja für ein bestimmtes Equipment entschieden. Neben dem bereits erwähnten größeren Zelt haben wir diesmal unsere Monster-Schlafsäcke mitgenommen. Das sind zwar keine Hitec-Schlafsäcke sondern sehr dicke Baumwoll-Schlafsäcke. Man kann sich das vorstellen wie zwei dicke Steppdecken, die sich per Reisverschluss verschließen lassen. Der Nachteil ist, dass sie ein riesiges Volumen haben. Die Vorteile überwiegen jedoch: Es ist ein sehr angenehmen Material,  sie halten richtig warm und durch die Dicke des Materials hat man nach unten hin einen weichen Boden. Vermutlich könnten wir sogar die Isomatten darunter weglassen und würden immer noch bequem liegen. Und was die Isolationsfähigkeit der beiden Monster angeht sind wir heute überdimensioniert.
Entgegen unserer Befürchtungen ist das Thermometer in der Nacht gerade mal auf 18 Grad gesunken, weshalb wir erst gegen 5 Uhr den Schlafsack überhaupt zugemacht haben. Diese Temperaturen haben wir nicht erwartet.

Bevor es gleich losgeht zu unserer ersten Wanderungen komme ich noch mal kurz auf den Campground. Er ist sehr gepflegt, hat sogar einige Cabins und die sanitären Anlagen sind eher unüblich. Jede einzelne Toilette hat auch gleich ein Waschbecken, so dass das morgendliche und abendliche  Waschen sehr diskret möglich ist. Und eine Dusche gibt es auch. Wo Licht, da leider auch (etwas) Schatten: Alles Wasser, was hier zu Verfügung steht, ist kein Trinkwasser. Also putzen wir uns auch die Zähne mit gekauftem Wasser. Aber wir sind nun mal in der Wüste.

Unser erster Hike soll zur Palm Bowl gehen. Gleich vorweg: Es gibt knapp zwei Dutzend Trails, zumindest laut der Park-Zeitung. Von zwei längeren Trails einmal abgesehen haben alle anderen eine Länge von 0,5 bis max. 3 Meilen. Wir sehen uns fast schon unterfordert, wollen uns aber vorsichtshalber mal nicht zu weit aus dem Fenster hängen.
Die Anfahrt zieht sich. Rund 40 Meilen heißt es zu fahren und lässt einem die Größe des Parks noch einmal vor Augen halten.
Dafür finden sich immer wieder Gelegenheiten für einen Fotostopp, z.B. der Viewpoint Badlands .

Der Trail ist lediglich 2 Meilen lang (hin und zurück) und stellt keine wirkliche Herausforderung da. Er ist gut zu erkennen, in kurzen Sequenzen muss man mal über etwas Geröll klettern bis man dann die erste Oase mit einigen Palmen erreicht. Es ist zugleich der erste Schatten bis jetzt. Nach wenigen Minuten erreichen wir dann das Ziel: Die Palm-Bowl, eine Oase inmitten einer völlig dörren Canyon Landschaft, in der über 100 großgewachsene Palmen Schatten spenden.

Obwohl es erst Mitte März ist freuen wir uns über diesen Schatten, denn die Temperaturen sind für diese Jahreszeit laut Zeitung der Parkranger völlig ungewöhnlich. Normalerweise sind die Durchschnittstemperaturen Mitte März zwischen 15Grad und 25Grad. Heute werden wir mit 30 Grad überrascht. Aber die Temperatur ist das eine. Das andere ist die kolossale Stärke, mit der die Sonne vom Himmel brennt.

Womit wir außerdem belohnt werden?
Wir sehen eine Vielzahl von Kakteen blühen, einige sogar das ersten Mal...

Diese Ocotillos kennen wir sonst nur ohne Blüten und ohne Blätter, nur als vertrocknet aussehende braune Stängel.


Nach ca. 10 bis 15 Minuten Fotostopp im Schatten geht es wieder zurück zum Trailhead.
Ein paar junge Amerikaner fragen uns, ob der Hike gut ist und ob es Schatten gibt. Wir geben ihnen gerne unsere Eindrücke wieder: Schöner Hike, die meiste Zeit sehr offen aber zum Schluss wird man mit einer Idylle belohnt.

Auf dem Rückweg geht es zunächst in Borrego Springs zum Market um dort ein paar Lebensmittel und vor allem Eis für die Kühlbox zu kaufen. Der Market ist ganz gut sortiert und wir nehmen vor dem Laden auch noch einen kleinen Snack ein. Während Anita clevererweise Obst wählt steht mir der Magen nach Chicken-Drumsticks. Aber irgendwie sind die arg fettig und bevor ich mir den Magen verderbe geht die Hälfte leider ungenutzt in die Tonne. Lebensmittel wegzuwerfen ist für uns ein "no go" aber ich habe sie wirklich nicht runtergekriegt.

Im Visitor-Center erkundigen wir uns nach dem Wetter und sehen uns im Theater einen Informationsfilm an. Der Film ist gut und interessant gemacht aber der Beamer arg lichtschwach. Schade um die schönen Bilder, die so gar nicht richtig zur Geltung kommen.

Auf dem Weg zurück zum Campground fahren wir wiederholt an großen, verrosteten Skulpturen vorbei, die Rückschlüsse über die Vergangenheit dieser Region in den verschiedenen Epochen geben.



Zum Größenvergleich musste Anita die Nachzucht füttern...


Zurück auf der Campsite stellen wir fest, dass Zelt und Bänke noch in der prallen Sonne stehen, weshalb wir kurzentschlossen den dem Campground gegenüberliegenden Cactus-Trail angehen wollen. Eine Loop von einer Meile ist doch ein guter Tagesausklang.
Doch eine Meile kann auch anstrengend sein, wenn die Loop zunächst nur nach oben geht und es absolut keinen Schatten gibt. Die Sonne wird von dem kargen hellen Boden reflektiert und wir sind froh, die Loop nach 20 Minuten hinter uns zu haben. Auf die Schönheit der Loop, die -dem Namen entsprechend- durch Felder von Kakteen führt, haben wir uns gar nicht richtig konzentrieren können.

Mittlerweile liegt etwas  Schatten über der Campsite und wir lassen den Abend bei einem schönen Grillen ausklingen. Lagerfeuer gibt es heute nicht, weil der Parkranger schon Feierabend gemacht hat. Das verschieben wir eben auf morgen.

Gute Nacht !
 
   
20.03.2016: Anza Borrego
Der Tag beginnt wie gestern: Um 6 Uhr klingelt der Wecker, irgendwann geht es zur Morgentoilette und noch irgendwann später geht es los.
Auf dem heutigen Programm steht der Pictograph Trail.

Ein 3 Meilen Trail (hin und zurück), der uns an einem großen Felsen mit Felszeichnungen vorbeiführt.

Der Trail führt uns wieder an einer Vielzahl von Pflanzen vorbei, die durch die Sonne in besonderes Licht gehüllt werden.



Wir sind noch fast allein als wir den Fels erreichen.


Die Film- und Fotoaufnahmen gestalten sich etwas schwierig, weil direkt neben dem Fels eine kleine Pfütze, nicht größer als ein Unterteller, ist und die wird von einer großen Anzahl von Wespen umlagert. Kaum komme ich der Pfütze etwas näher da schwärmen auch schon die ersten Wespen in unsere Richtung. Also muss das Zoomobjektiv heran.
Die Trailbeschreibung verspricht uns eine Viertel Meile weiter einen trockengefallenen Wasserfall, von wo aus man einen herrlichen Blick ins Tal erhalten soll. Wir gehen den Weg also weiter und Anita rätselt, ob die Wash, die wir entlang gehen, hin und wieder auch aktiv ist. Ein "dry  waterfall" heißt ja nicht unbedingt, dass nie wieder Wasser entlang läuft. Und tatsächlich erkennen wir an der Vegetation sowie den Strukturen im Sand, dass hier gelegentlich noch Wasser fällt. Kurz darauf erreichen wir den versprochenen Ausblick, der  uns nicht enttäuscht.



Nach einer Viertel Stunde des Staunens geht es wieder zurück und jetzt begegnen uns auch einige Hiker. Ich korrigiere: VIELE Hiker, als wären sie alle zum selben Zeitpunkt gestartet.
Das hält uns natürlich nicht davon ab, die Flora zu genießen und zum wiederholten Male bestaunen wir die dicken Blätter einer blühenden Yucca.


Wir erreichen den Trailhead nach etwa 1,5 Stunden und der Parkplatz, auf dem wir vorhin noch alleine standen, ist mittlerweile gut gefüllt. Wir machen uns auf den Weg zum nächsten Trailhead zum "Alcoholic Pass". Doch auf dem Weg dorthin suchen wir zunächst den "PCT", der unsere Straße queren soll. "PCT"?
Das ist der legendäre und seit dem Buch "Der große Trip", das letztes Jahr auch verfilmt wurde, berühmte "Pacific Crest Trail". Das ist ein Wanderweg, der von der Kanadischen Grenze biss runter nach Mexico führt.
Wir können ihm einfach nicht widerstehen und erwandern ihn. Leider nicht in ganzer Länge sondern nur auf einem kleinen Stück, vermutlich gerade mal  einen Kilometer.


Das ändert jedoch nichts an unserem Empfinden für diesen Trail. Jedes Jahr starten zig Hiker im Frühjahr des Jahres  zu diesem Abenteuer, die meisten beginnen ihn an der mexikanischen Grenzeum dann im Herbst an der kanadischen Grenze anzukommen. Ergreifend, wenn wir daran denken, wie viele Blasen hier gelaufen wurden und wie viele Tränen auch geflossen sind. Wir wandern also jetzt in den Spuren derer, die es anderen oder sich selbst beweisen wollten oder diesen Trail brauchten, um zu sich selbst zu finden, zumindest für eine halbe Stunde folgen wir ihren Spuren.
Wir halten es für recht unwahrscheinlich, diesen Trail einmal selbst zu gehen und noch unwahrscheinlicher, ihn in der Gänze zu bestreiten. aber reizen würde er uns beide.
Kommen wir mal wieder auf den Boden der Tatsachen und fahren wir erst mal zum Trailhead vom Alcoholic Pass,  einem zwei Meilen Trail.
Am Trailhead stehen einige Autos und einzelne Wanderer laufen umher, aber wir sehen niemandem, der auf diesem Trail läuft. Vielleicht liegt es ja an der brennenden Sonne und den mittlerweile angestiegenen Temperaturen. 34Grad!
Wir werden uns später mal erkundigen, ob das für diese Jahreszeit ein neuer Rekord ist.
Wir gehen also los und nach nur etwa 300 Metern (geschätzt) geht es schon steil nach oben. Ich weise Anita darauf hin, dass wir jederzeit umkehren können, wenn es ihr zu viel wird. Aber leider kommt keine Reaktion, stattdessen steigt sie emsig den Weg auf. Nach geschätzten 600 Metern und gefühlten 1000 Metern Aufstieg dreht sich Anita endlich um und stellt die Frage, ob wir uns das wirklich antun sollen. Denn nach jeder Kurve, hinter der man das Ende des Trails zumindest zu erahnen hofft, werden wir enttäuscht. Der Trail macht nichts anderes als nach oben zu steigen und einfach immer weiter zu gehen.
Ich antworte zu ihrer Überraschung mit dem einzig mir vernünftig erscheinenden Wort: "Ja!!!".
Auf meinen Hinweis, dass ich diese Frage schon zwei Liter Schweiß vorher gestellt habe, antwortet sie nur, dass sie die Frage eher rhetorisch denn ernst gemeint empfand.
Kommunikation ist eben alles!
Wir kehren also um und auf dem Rückweg überrascht mich dann ein klappernder Busch direkt neben mir.

Eine Klapperschlange macht auf sich aufmerksam und sagt uns klipp (oder heißt es besser "klapp"?) und klar, dass sie in ihrem Busch nicht gestört werden möchte. Andernfalls kann sie auch anders.
Wir verstehen ihre Klapper und entfernen uns langsam rückwärts von dem Busch. Zu gerne würde ich ihr mal auf den Busch klopfen um mir ein Bild von ihr zu machen. Aber hier muss ich dem Verstand den Vorzug geben.
Auch wenn nur relativ wenige Menschen letztlich an einem Biss der Schlange sterben, die Schmerzen müssen höllisch sein und die Nachwirkungen oft Jahre anhalten.
Zurück am Trailhead fahren wir in Richtung Borrego Springs. Wieder kommen wir an Skulpturen vorbei, die uns zu einem weiteren Fotostopp zwingen.
Neben Weinbauern und Mammuts gibt es auch...


einen Skorpion, der sich in der Auseinandersetzung mit einer Heuschrecke befindet.

Wie gigantisch diese Skulpturen sind zeigt der Vergleich mit Anita:

Nachdem Anita diese Schlacht wohl zu gewinnen scheint, da der Skorpion sich eine ganze Zeit nicht mehr bewegt
geht es weiter nach Borrego Springs zum dortigen Market.
Wir kaufen zum heutigen Grillen ein und essen dort vor Ort einen kleinen Snack. Anita entscheidet sich für etwas Obst und ich habe aus dem gestrigen Desaster gelernt und nehme etwas Salat.
Auf dem Weg zum Campground kommen wir wieder an den Skulpturen von gestern vorbei. Und da mir eine Idee für unsere spätere Diashow eingefallen ist kommen wir nicht umher, nochmals anzuhalten.
Leider "fremdeln" wir im Moment noch ein wenig mit dem neuen 3D-System, so dass wir die Fotos morgen nochmal machen, wie wir auf der Weiterfahrt feststellen müssen.
Gegen 4 Uhr erreichen wir die Campsite und der erste Gang ist wieder die Dusche.
Ach ja, zur Dusche: Es gibt eine Dusche und für die benötigt man spezielle Tokens. Ein Token reicht für 2 Minuten Duschen und für einen Dollar gibt es zwei Token. Gestern habe ich für $5 10Token gezogen und schon feststellen müssen, dass ich meine übliche Duschdauer überschätzt habe. Die vier Minuten für die ersten zwei Tokens scheinen gar nicht zu Ende zu gehen. Anita bestätigt mir diese Erkenntnis.
Die Dusche ist halt zweckmäßig und an sich auch recht sauber. Leider lässt sich zwar die Stärke des Duschstrahls beeinflussen, nicht jedoch die Wassertemperatur. Bei dieser Hitze hätte ich gerne kalt, wenn nicht sogar eiskalt geduscht. Stattdessen ist das Wasser heiß.

Gesäubert geht es dann zum gemütlichen Teil des Tages über. Beim Ranger erwerben wir für $6 noch einen Bündel Feuerholz und schon geht das Grillen los.
Es gibt Steak, dazu Champions und Paprika sowie Naan und wir genießen diesen gemütlichen und lauwarmen Abend am Lagerfeuer.
Zwischendurch tippen wir beide in die Tasten. Entweder, um unseren Reisebericht langsam anwachsen zu lassen oder aber, um die diversen Speicherkarten zu sichern und die Clips in 3D zu konvertieren.

Aber irgendwann verschwinden wir beim letzten Aufglühen der Holzscheite in den Federn.
Gute Nacht !



 
21.03.2016: Anza Borrego => Joshua Tree National Park
Um 6 Uhr klingelt wieder der Wecker aber wir klettern letztlich erst um 7Uhr aus dem Zelt, um genügend Licht für den Zeltabbau zu haben. Da wir das Zelt heute Abend bereits wieder im Josua Tree National Park aufbauen werden, hatten wir uns an sich vorgenommen, den jetzigen Abbau nicht ganz so akribisch vorzunehmen wie sonst. Aber die Routine siegt und von einigen wenigen Pflegearbeiten mal abgesehen könnte das Equipment so schon wieder in den Storage.
Das Wetter hat sich gewandelt: Wo gestern noch klarer Sonnenschein herrschte sind heute einige Wolken aufgezogen und es ist windig. Nur die Temperatur ist noch ganz okay.
Ca. 8 Uhr wird es dann, bis wir den Campground verlassen. An den Skulpturen halten wir noch einmal kurz für ein paar Foto- und Filmaufnahmen und schon geht es weiter. Rund 130 Meilen heißt es zu fahren.
Unterwegs kommen wir am Salton Sea vorbei, der uns zu einem kurzen Halt und einem noch kürzeren Strandspaziergang einlädt.

In Twentynine Palms gehen wir dann mal zum Dennys zum Frühstücken. Es wird -glaube ich- für uns der längste Aufenthalt beim Dennys:
Freundlich wird uns ein Tisch zugewiesen und sofort bestellen wir schon mal unseren Kaffee. Dann tut sich erstmal nichts mehr. Irgendwann machen wir auf uns aufmerksam und werden gefragt, ob die Bedienung denn noch nicht bei uns gewesen sei um die Bestellung aufzunehmen, was wir verneinen. Eigentlich heißt es bejahen, denn "Ja, die Bedienung war noch nicht da".
Sie entschuldigt sich und verspricht, den Server umgehend zu ordern, und fragt uns, ob sie uns denn zwischenzeitlich den Kaffee nachschenken darf. Das bejahen wir ebenfalls.
Dann tut sich erst mal nichts mehr. Wir sind uns einig, dass die Frage nach dem Kaffee eher rhetorisch gemeint war, bestenfalls eine Absichtserklärung.
Nach geraumer Zeit kommt eine Bedienung und bringt den damals versprochenen Kaffee. Für Anitas Tasse reicht er Kaffee noch, beim Versuch, meine Tasse nachzuschenken, neigt sich die Brühe dem Ende entgegen. Die Bedienung entschuldigt sich und verspricht frischen Kaffee zu holen.
Wir drehen uns beide um und versuchen die versteckten Kameras  ausfindig zu machen, entdecken aber nichts.
Um die Geschichte nicht in die Länge zu ziehen: Irgendwann kommt dann tatsächlich die Bedienung und nimmt unsere Bestellung auf, die ebenfalls längere Zeit auf sich warten lässt. Auf den zusätzlich bestellten und vergessenen Orangensaft weisen wir freundlich hin, als die Bedienung schon die Rechnung bringt. Als Entschuldigung für das Desaster brauchen wir die Getränke nicht zu bezahlen.
Weit über eine Stunde haben wir mit diesem Theater verbracht. Dennoch werden wir auch zukünftig wieder mal zum Essen zum Dennys gehen, nicht aber hier und schon gar nicht zur Mittagszeit.

Gegen 13 Uhr erreichen wir dann die Registrierungsstation des Indian Cove Campgrounds. Leider ist der Ranger "on Campground"  und so warten wir zusammen mit anderen Campwilligen vor der Tür. Mittlerweile sind die Wolken wieder weniger geworden aber es ist immer noch windig, meines Erachtens sogar ein gutes Stück mehr als heute morgen in Anza Borrego. Und deutlich kühler ist es, zumindest gefühlt aufgrund des Windes.
Der Ranger lässt sich nicht blicken und Anita glaubt, an der Eingangstür noch einen Hinweis gelesen zu haben, den ich doch bitte bestätigen möge.
"Aha!", kommt es uns über die Lippen. Hier steht, dass man während der Abwesenheit des Rangers durchaus schon auf die Campsite fahren kann, wenn man eine Reservierung hat und weiß, wo der Campground ist. Den ersten Teil haben wir und den zweiten Teil werden wir schon hinkriegen, also fahren wir die ein bis zwei Meilen zum Campground.
Die Campsites sind herrlich in die felsige Landschaft integriert, allerdings recht dicht beieinander. Wir erreichen unsere Campsite 101 und langsam kommen die Erinnerungen an unsere Buchung zurück. Wir hatten uns für einen relativ abgelegenen Platz entschieden, soweit  das hier überhaupt möglich ist, und uns erstmalig für eine Walk In Campsite entschieden. Wir hatten das schon fast vergessen und dies ist dem Umstand geschuldet, dass wir erst recht spät eine Reservierung vorgenommen haben, weil wir immer noch auf eine Backcountry-Permit gehofft hatten.
Das bedeutet, dass der Wagen nicht unmittelbar vor der Campsite geparkt werden kann und wir stattdessen ein paar Schritte zu ihr gehen müssen. Und natürlich das Equipment dorthin tragen müssen.
Auf der Campsite stehend wissen wir nicht so genau, ob wir uns jetzt freuen oder ärgern müssen: Zur Campsite sind es zwar nur etwa 100 Meter, dafür geht es aber über sandigen Boden nach oben. Und da wir ja immer viel Equipment glauben dabei haben zu müssen, werden wir wohl mehrmals laufen müssen. Außerdem finden wir keine plane Stelle, auf der unser Zelt wirklich gerade stehen kann. Ein Hin- und Herrollen im Zelt ist quasi vorprogrammiert.
Dafür entschädigt die Lage am Ende der Campsitereihe und insbesondere der Ausblick auf jeden Fall. Wir stürzen uns also in den Zweckoptimismus und freuen uns über diese Campsite, zumindest überwiegend.

Nach dem Aufbau fahren wir zum Ranger, der mittlerweile eingetroffen ist, und informieren ihn, dass wir die Campsite bezogen haben. In 29 Palms kaufen wir ein. Und da es so windig und auch recht kühl ist verzichten wir heute auf das Grillen und das Lagerfeuer und kehren kurz bei Mc.Donald´s ein, bevor es wieder zurück geht.
Bei der Rückkehr auf dem Campground retten wir das Zelt auf der momentan verwaisten Nachbarsite. Wir hatten vorhin schon den wenig professionellen Aufbau beobachten können. Die jungen Leute haben ziemlich unterdimensionierte Zeltnägel verwendet und das Zelt trotz des Windes nicht abgespannt.
Das hatte zu Folge, dass sich das Zelt aus drei der vier Zeltnägel gelöst hat und tatsächlich nur noch an einem Hering hin- und herweht.  Aufgrund der Sträucher und des Grills hat das Zelt schon einige Risse abbekommen.
Wir bringen Ordnung in die Sache, schlagen die Zeltnägel wieder rein und legen schwere Steine auf sie.
Der Abend entwickelt sich dann anders als gewünscht:
Die jungen Herrschaften feiern trotz der "Quiet Hours" ab 10Uhr bis in die Nacht und wir stellen fest, dass es für die Nachtruhe wohl besser gewesen wäre, statt drei Zeltnägel reinzuhauen den letzten Hring auch noch zu entfernen. Denn ohne ihr Zelt hätten wir jetzt Ruhe. Aber das ist nur ein kurzer Gedanke...
Wir bereiten uns jetzt auf eine vermutlich kühle bis kalte Nacht ein und sind froh, gut ausgerüstet zu sein. Ob sich unsere Ausstattung  bewährt werden wir noch sehen.
Also dann, gute Nacht !

 
 
22.03.2016: Joshua Tree N.P.
Unsere gestrige Vermutung, dass es nachts deutlich kälter wird als in Anza Borrego hat sich in der Nacht bestätigt. Irgendwann in der Nacht bin ich mal aufgewacht und glaubte mich schon allein im Zelt, bis ich Anita dann weit unten in ihrem Schlafsack doch noch entdecken konnte.
Wieder gehen die Wecker in aller Frühe aber wir brauchen ein wenig, bis wir aufgetaut sind. Na ja, ganz so schlimm ist es nun doch nicht und einmal aus dem Zelt gekrochen und tief Luft geholt lässt es sich recht gut aushalten.
Der morgendliche Blick von unserer Campsite entschädigt uns abermals von allen Strapazen.


Die Morgentoilette reduziert sich auf eine Katzenwäsche auf der Campsite und schon geht es los. Unsere trink- und feierfreudigen Nachbarn kriegen noch nichts mit von unserem Aufbruch.
Unser erster Hike heute soll der 49Palms-Trail sein und uns zu einer weiteren Oase führen, aus 49 Palmen bestehend.
Dazu verlassen wir den Park zunächst um ihn  an anderer Stelle wieder zu betreten. Auf dem Parkplatz stehen nur zwei Fahrzeuge, was die ersehnte Einsamkeit verspricht.
Am Trailhead sind wir etwas überrascht. Der Trail ist mit 2 mal 1,5 Meilen und nur 91 Meter Aufstieg als "moderate" klassifiziert.

Allerdings ist das Profil des Trails so, dass wir auf dem Hinweg auf 1,5 Meilen 91 Meter Aufstieg haben werden und auf dem Rückweg das ganze nochmals. Widersprüchlich zur Klassifizierung  sind jedoch die Gefahrenhinweise:


Vermutlich steht die Gefahr des Trails in direktem Zusammenhang mit den Temperaturen. Die sind mittlerweile im Gegensatz zur Nacht deutlich angestiegen aber sehr gemäßigt. Zumindest haben wir noch die dicken Hemden über den Shirts.


Nach etwa 1,5 Meilen, auf denen uns lediglich ein Jogger-Pärchen überholt hat, erreichen wir die versprochene Oase, die schon von einiger Zeit auf sich aufmerksam gemacht hat.

Ob es nun wirklich (noch) 49 Palmen sind überprüfen wir nicht, stattdessen pausieren wir im Schatten der Palmen. Obwohl es nicht heiß ist hat auch hier im Joshua die Sonne bereits an Kraft gewonnen und brennt ziemlich.

Eigentlich haben wir die Pause gar nicht nötig, aber sie gehört nun mal einfach zu einem Hike hinzu. Wie gut es ist, bereits früh zu starten, wird uns nun noch einmal drastisch vor Augen gehalten. Nach wenigen Minuten kommt eine Masse an einzelnen Hikern und stürmen die Oase. Wir verabschieden uns ziemlich schnell und gehen zurück zum Trailhead. Mittlerweile ist Wind aufgekommen, der uns hin und wieder etwas frösteln lässt.
Als nächstes steuern wir das Visitor Center an, wo der Garten derzeit in voller Blüte ist.


Nach einem kurzen Rundgang steuern wir den Cholla-Cactus-Garden.



Der Weg führt uns, wie der Name des Gartens schon verrät, durch eine riesige Ansammlung von Chollas, von denen viele in er Blüte sind.


          

Statt weiter zu Wandern verlassen wir uns jetzt auf unseren Wagen und befahren eine längere aber völlig anspruchslose Off-Road-Strecke.


Ich betone das so, weil ich früher einen Riesenspaß hatte, mit Geländewagen anspruchsvollere Off-Road-Sektionen zu bestreiten. Aber mit dem Alter wird man wohl weiser oder zumindest vorsichtiger und jetzt sind wir beide froh, ohne Gefahren wo anzukommen. Aber etwas Gelände muss nun doch geschnuppert werden.
Der Weg führt uns in ziemlicher Einsamkeit durch ein flaches Gelände. Die Straße ist gesäumt von Joshuas, deren Größe im Vergleich zu unserem Auto zu erahnen ist.


Nach diesem Trip geht es in die Zivilisation zurück nach Yucca Valley, wo wir zunächst  beim Walmart ergebnislos shoppen (oder eben "nicht shoppen") und dann zu Mittag essen, nämlich beim Panda-Express. Den haben wir aufgrund einer aufmerksamen Leserin unserer HP im letzten Jahr wieder entdeckt.

Wieder zurück im Park starten wir zum Barker-Dam, einem kurzen Trail (ca. 1 Meile).



Erschlagen werden wir von der Masse an Menschen, die unseren Hike begleiten.
 

In der Mitte der Loop gelangen wir an den eigentlichen Damm, der im letzten Jahrhundert von Farmern gebaut wurde, um mit dem angestauten Wasser ihr Vieh zu tränken. Aufgrund der vorherrschenden Dürre in der Folgezeit wurde die Viehzucht hier vor Ort aufgegeben und damit auch der Damm. Leider erfreute sich der Damm der Leidenschaft von Sprayern. Trotz großer Bemühungen der Ranger sind die Graffitis kaum zu entfernen.


Nach diesem Hike geht es zurück zur Campsite. Unsere Party-Nachbarn sind weg, der Krach am Abend jedoch nicht. Eine vielköpfige Familie neben uns erfreut sich einer recht lauten Kommunikation und es dauert eine ganze Zeit, bis sie sich der Idylle und Stille dieses Landstrichs anpasst.
Aber wir dürfen uns ja nicht beschweren. Wir wollen es ja so: Camping statt Motel! Und der Blick auf den gerade aufgegangenen Mond (morgen ist Vollmond) bestätigt uns in dieser Entscheidung.

Also dann, hinein ins nächtliche (fröstelnde) Vergnügen.

 
 

23.03.2016: Joshua Tree N.P.

Und wieder klingelt es in aller Frühe und wieder dauert es eine Zeit bis wir uns auf den Weg machen. Diesmal ist es der Sonnenaufgang, den ich unbedingt im Zeitraffer aufnehmen möchte. Und wieder ist es kühl, aber nicht kalt. Überhaupt haben wir den Eindruck, dass die Nacht nicht so kalt war wie die vorherige. 8 Grad zeigt unser Thermometer.

Der erste Hike für heute soll der Lost Horse Mine – Trail, den man als moderate (4 Meilen) oder strengous (6 Meilen) bezwingen kann. Wir wollen uns vor Ort entscheiden, wenn wir den Weg sehen. Gut eine halbe Stunde Fahrt liegt hinter uns als wir am Trailhead ankommen.

Und dann passiert es: Wir steigen aus und schauen uns nur noch entgeistert an: Es ist eisig kalt. In der Windstille würde es wohl gehen aber der Wind ist recht stark und lässt und augenblicklich bibbern.  Wir überlegen kurz und bestätigen und gegenseitig, dass wir uns das nicht antun müssen. Die nächsten zwei bis drei oder vier Stunden in dieser Kälte wandern nehmen wir heute nicht mehr auf uns.

Wir springen wieder ins Auto, stellen die Heizung auf Vollanschlag und genießen die Wärme. Obwohl uns diese Entscheidung nicht ganz leicht gefallen ist und wir diesen Hike wirklich gerne gemacht hätten hat hier die Vernunft gesiegt.

Stattdessen planen wir heute noch etwas leichtes Gelände zu fahren, werden aber zunächst im Walmart in Yucca Valley für das abendliche Grillen und das Lagerfeuer einkaufen. Von hier aus geht es zurück "ins Gelände".

In der Parkzeitung finden sich  ein paar Trails in unserer Kategorie. Doch zunächst begegnet uns unterwegs der Keys View, der einen schönen Ausblick in die angrenzenden Berge und Täler verspricht.

Und hier oben bestätigt uns der eisige Wind noch einmal die Richtigkeit unserer Entscheidung. Nach ein oder zwei Bildern und einem schnellen Blick in die Ferne sieht man von uns nur noch einen Kondensstreifen in Richtung zurück ins Auto.

Die weitere Fahrt durch das leichte Gelände im wohltemperierten Wagen stellt eine sehr angenehme Alternative zu dem ursprünglich geplanten Hike dar…..

Der Trail ist, wie bereits erwähnt, nicht anspruchsvoll und erlaubt ein weiches Dahincruisen. Rätselhaft bleibt, weshalb "high Clearance" -  also hohe Bodenfreiheit des Fahrzeuges empfohlen wird. Von 4 x 4 ist nicht die Rede und gerade diesbezüglich hätte ich eher Bedenken, wenn ich diesen Trail mit einem normalen Fahrzeug befahren würde.

Neben den bildhübschen Joshuas finden sich natürlich immer wieder Kuriositäten:

Was uns aber noch mehr fasziniert ist ein Meer von gelben Blüten, die sich wohl schlagartig gebildet haben. Das nennt sich "Blooming", entsteht innerhalb von ein oder zwei Tagen, sobald es Zeit ist, und dauert auch nur wenige Tage. Zumindest kennen wir das so von einer anderen Wüste, dem Death Valley.

Dieser ansonsten eher karge Landstrich genießt nun für eine kurze Zeitspanne ein völlig anderes Aussehen.

Irgendwann geht es zurück zur Campsite. Zwischenzeitlich haben wir die weitere Route spontan umgeplant: Wir werden aufgrund der Temperaturen bereits morgen statt übermorgen den Joshua Tree N.P. verlassen und den Weg zum Grand Canyon auf zwei Tage aufteilen. Für die nächste Nacht haben wir spontan online ein Zimmer in Kingman gebucht.

Dadurch entgeht uns zwar eine geliebte Zeltnacht aber die Tagestemperaturen lassen die Tagesaktivitäten etwas schmälern. Zumindest für uns.

Zurück auf der Campsite hat sich die Welt dann verändert. Unsere Nachbarsite ist weder von trinkfesten jungen Leuten noch von vielköpfigen Familien belagert: Sie ist leer.

Und das Wetter? Schlagartig haben sich hier angenehme Temperaturen breit gemacht und lassen uns den Abend unvergesslich werden.

Jetzt kommt Wehmut auf: Hätten wir vielleicht doch nicht umdisponieren sollen und weiter hier bleiben? Der Vorteil, die Tour zum Grand Canyon auf zwei Tage aufzuteilen, liegt aber auf der Hand: Wir haben morgen früh wesentlich mehr Zeit, das Zelt in Ruhe abzubauen und das Equipment zu reinigen und übermorgen werden wir deutlich früher am Grand Canyon ankommen, und haben dadurch mehr von ihm.

Was aber zunächst stört ist, dass ich im Zeitraffer einen Sonnenuntergang und Mondaufgang festhakten möchte, dafür eine höherliegende Position auf unserer Campsite ausgesucht habe und dennoch einige Menschen mitten durch das Bild laufen. Aber das lässt sich verschmerzen.

Und so geht ein lauwarmer und uns sicherlich unvergesslicher Abend langsam zu Ende. Es geht eben doch nichts über einen Abend am Lagerfeuer und einer Nacht im Zelt.....wenn die Temperaturen soweit okay sind. Gute Nacht !

 

 


 
24.03.2016: Joshua Tree N.P. => Kingman
Wieder klingelt der Wecker um 5:30Uhr und wieder lassen wir uns Zeit. Während wir uns noch langsam an das Hellerwerden gewöhnen arbeitet die Kamera schon munter vor sich hin.
Als es hell genug ist beginnen wir entspannt mit dem Abbau des Zeltes sowie der notwendigen Pflege des Equipments. Trotz der Kälte der vergangenen Tage ist es zum Glück knochentrocken gewesen und so ist es gar nicht notwendig, das Zelt und die Schlafsäcke lange trocknen zu lassen.

Und ausserdem erfolgt der Abbau bei sehr angenehmen Temperaturen und auch die Nachbarschaft, die in der Nacht noch angereist ist, hat qualitativ stark zugewonnen. Zwei nette Mädels, denen wir noch mit unserem Dosenöffner aushelfen können, erzählen, dass eine von ihnen von New York nach Kalifornien zieht und sie den Umzug mit diesem Trip verbinden. Nach gut einer Stunde sind wir mit dem Abbau und dem Gespräch durch und es geht los.
In Twentynine Palms wird beim Mc.Donald´s noch kurz gefrühstückt bis es dann auf die Piste geht. Wir probieren ein völlig neues Produkt zum Frühstück, nämlich die All New Breakfast Bowl.
Bringen wir es mal auf den Punkt: Die Bowl unterscheidet sich schwer von den Bildern, auf die wir uns verlassen hatten. Das nächste Mal werden wir lieber wieder auf altbewährtes zurückgreifen.
Jeder, der schon mal die unendlich weiten Highways der USA befahren hat weiß, dass das Fahren weit mehr bedeuten kann als nur von Punkt A zu Punkt B zu kommen. Und so genießen auch wir das Fahren genauso wie die anderen Dinge im Urlaub. Man kann ja so viel sehen und auch immer wieder Neues, z.B.

Der Hintergrund erschließt sich uns leider nicht. Aber an einem ca. 50 Meter langen Zaun, der ein abgebranntes Haus umgibt, hängen Hunderte, ich schätze eher Tausende von Schuhen.


Nach gut vier Stunden erreichen wir Kingman, wo wir eine Kleinigkeit essen, bevor es gleich weiter geht.
Weil wir noch recht früh hier sind und vermutlich noch nicht im Days Inn einchecken können entschließen wir uns zu etwas Verrücktem: Morgen kommen wir zwar an Hackberry vorbei, der legendären Tankstelle, die heute "nur" noch ein Giftshop ist, aber wir werden sie so früh passieren, dass sie noch gechlossen sein wird. Aus diesem Grund nehmen wir die gut 20 Meilen in Kauf um schon mal vorbeizufahren und mal wieder Fotos zu machen.


Ich weiß nicht, wie oft wir schon hier waren und wieviel Fotos ich in den vielen Jahren gemacht habe: auf Dia, in Digital, in Farbe, in Schwarzweiß. Aber eben noch nicht in 3D und ausserdem gibt es immer wieder Neues zu entdecken.


Aber bald schon geht es zurück nach Kingman. Endlich wieder mit Strom versorgt können wir alle Gerätschaften statt mit 12 Volt mit richtigen 110 Volt laden (mir ist schon klar, dass es da letztlich keinen Unterschied gibt, wenn man die entsprechenden Ladegeräte hat) und sämtliche Bilder und Clips wieder sichern und konfertieren.
Und so wird es dann doch Mitternacht, bis wir endlich ins Bett kommen.
Gute Nacht !
 

25.03.2016: Kingman => Grand Canyon

Zugegebenerweise hat ein Motel auch Vorzüge gegenüber einem Zelt. Entspannt wachen wir auf ohne uns aus dem Schlafsack entpuppen zu müssen.

Das Frühstück im Days Inn ist eben typisch für ein Motel: Kaffee ohne Abzuwinken aber ansonsten nur ein paar Muffins.

Es geht bei ziemlicher Kälte los und auf der Höhe von Seligman trauen wir unserem Außenthermometer des Fahrzeuges kaum: umgerechnet -4 Grad. Trotzdem reicht die im warmen Auto gespeicherte Wärme aus für einige Fotos.

Auch hier kann ich nur sagen, dass wir vermutlich schon jede Ecke fotografiert haben und dennoch bleibt der Finger am Auslöser nicht ruhig.

Verdächtig kommt uns ein Wagen hinter uns vor, der bei jedem unserer Fotostopps zunächst anhält und dann beim Losfahren wieder aufschließt. Schließlich bleibt der Wagen parallel zu uns mitten auf der Straße stehen und eine Amerikanerin fragt uns zu meiner Überraschung nach dem besten Weg Prescott.

Meine Überraschung über Anitas Ortskenntnisse kennt kaum noch Grenzen als sie der Dame ausführlich (und ohne den Atlas rauszuholen) was der schnellste Weg ist und welche Straßen sie nehmen uns. Ich bin begeistert.

Nach dem Fotostopp und meinem Erstaunen geht es weiter in Richtung Grand Canyon.  In Tusayan, also kurz vor dem Eingang des Parks planen wir bei Mc.Donald´s das nicht eingenommene Frühstück vom Days Inn zu kompensieren, werden aber von einer riesigen Warteschlange erschlagen. Richtig, es ist Karfreitag und ganz Amerika einschließlich der außeramerikanischen Touristen wollen zum Mc. Donald´s und nachher vielleicht auch noch zum Grand Canyon nebenher.

Also verschieben wir den Brunch und fahren in den Park. Tatsächlich ist viel los und dennoch bekommen wir auf dem Market Plaza noch einen Parkplatz.

Im neu renovierten Cafe werden wir mit einer neuen Technik überrascht. Statt direkt zu den Ausgabeplätzen zu gehen bestellt man nun mehr oder weniger online an Automaten. 

Bezahlt wird entweder bar an einer Kasse (ja, so etwas gibt es auch noch) oder eben –wie sollte es anders sein- per Kreditkarte. Nach einiger Zeit leuchtet dann auf einem Bildschirm die Nummer des Kassenbons auf und man kann das Essen an einem zentralen Ausgabeschalter in Empfang nehmen.

Wir sind uns unsicher, ob uns das neue System gefällt. Die Wartezeit erscheint uns nicht kürzer als beim alten System aber das Essen hat an Aussehen und Geschmack gewonnen. Auch das Interieur hat gewonnen. Der nebenliegende Gift-Shop wurde verkleinert, dafür gibt es eine zusätzliche kleine Bar.

Gestärkt und endlich abgefrühstückt geht es mit dem Shuttle zum Trailhead des South Kaibab Trails, wo genauso viele Menschen aus- wie einsteigen.

Diesmal lasten aber nicht die üblichen bis zu 20kg schweren Rucksäcke auf unseren Schultern um eine mehrtägige Trekkingtour zu starten. Stattdessen haben wir nur das leichte „Sturmgepäck“, bestehend aus den wichtigsten Dingen: Erste-Hilfe-Kit, etwas Wasser und viel Fotoequipment, eben nur das, was man nun wirklich unbedingt benötigt.

Am Rim des Grand Canyons gehen wir entlang, bestaunen immer wieder „das große Loch da unten“ und stellen fest, dass wir nach unserer ursprünglichen Planung über den Hermit´s Trail genau heute von da unten hochgekommen wären. Aber leider gab es ja keine Permit für uns.

Wir rätseln, ob das wirklich mal wieder Schicksal war: Keine Wolke trübt den knackig blauen Himmel und in windgeschützten Abschnitten ist es sogar richtig warm, aber wenn der Wind pfeift ist es bitterkalt. Wir haben überhaupt keine Ahnung, wie warm oder kalt es auf dem Hermit´s Trail und Tonto Trail, also auf dem mittleren Plateau des Grand Canyons ist oder war.

Vielleicht ist es dort nachts eisigkalt und wir können froh sein, keine Permit bekommen zu haben.

Den Trail am Rim gehen wir etwa 3 Meilen bis zum Mather Point, der von den Massen heimgesucht wird.

Von den großen Aussichtspunkten, die natürlich von den autofahrenden Touristen gestürmt werden, ist der Trail recht verlassen.

Vom Mather Point geht es zum Visitor Center um uns den aktuellen Wetterbericht geben zu lassen und Anitas obligatorischen Stempel abzuholen.

Gegen 14:30Uhr versuchen wir in der Bright Angel Lodge einzuchecken, wo wir eine Cabin gebucht hatten. Die ist übrigens ausschlaggebend, dass wir trotz der ausgefallenen Trekkingtour hier am Grand Canyon sind.

Anita hatte bereits lange vor der Beantragung der Permit für den Hermit´s Trail Zimmer bzw. Cabins gebucht und da man meist etwas Glück braucht, um überhaupt eine zu ergattern, wollten wir die Reservierung trotz der ausgefallenen Trekkingtour nicht canceln.

Während man üblicherweise erst ab 16Uhr einchecken kann haben wir heute erneut Glück und dürfen jetzt schon rein. Unsere Frage, ob ggf. ein Upgrade auf eine Cabin mit Rim View möglich ist wird leider verneint. Das Haus ist in allen Kategorien ausgebucht. Ich könnte jetzt sagen „Es ist eben Ostern“. Aber das ist nur die Hälfte der Wahrheit. Die Cabins sind so gut wie immer ausgebucht und bei kurzfristigen Anfragen zu Upgrades oder Aufenthaltsverlängerungen sind wir bisher immer leer ausgegangen. Hier muss einem das Glück schon hold sein, dass gerade in diesem Moment jemand kurzfristig abgesprungen ist.

Wir werden sogar gefragt, ob wir denn in der Nähe einen Parkplatz gefunden haben. Das wiederum haben wir mit Glück. Zwar sind die meisten Parkplätze schon überfüllt und sogar den am Market Placa haben wir eben noch erstmalig völlig ausgelastet erlebt aber in völliger Naivität (oder Dreistigkeit?) sind wir einfach auf den Parkplatz der Cabins gefahren und haben einen freien Parkplatz gefunden.

Die Entfernung vom Auto bis zu unserer Cabin ist ertragbar aber noch zu optimieren. Gerade beim ersten Betreten der Cabin sehe ich, dass eine Amerikanerin in ihr Auto direkt vor unserer Cabin steigt. Sofort renne ich raus und frage, ob sie so nett wäre, ein oder zwei Minuten zu warten, damit ich den Wagen holen kann. Typisch amerikanisch, wie wir es bisher erlebt haben, wird das mit größter Freundlichkeit und Selbstverständlichkeit bejaht. (und auch umgesetzt!)

Nach dem Ausräumen des Wagens und Einräumen unserer kleinen Cabin überlegen wir das weitere Vorgehen. Wir werden noch etwas am Rim entlanggehen und dann möglichst zügig im Bright Angel Restaurant essen gehen.
Zur Erinnerung: Das haben wir im letzten Herbst eher zufällig kennen gelernt, nachdem unser „Stamm-Cafe“ wegen der vorhin erwähnten Renovierung geschlossen hatte. Und weil wir so begeistert waren haben wir es daraufhin zu unserem neuen (zumindest alternativen) Stammrestaurant erkoren.

Eine Viertelstunde vor dem Öffnen des Restaurants reihen wir uns in die Warteschlage ein, die aber pünktlich und dann sehr zügig abgebaut wird.

Der Service ist sehr freundlich und das Essen schmackhaft. Während Anita sich mit Chicken begnügt muss bei natürlich das absolute Highlight herhalten: Der Bluecheese Burger.

Nach diesem genussvollen Dinner geht es wieder an den Rim für eine weitere Sunset-Zeitrafferaufnahme. Rund 40 Minuten stehen wir in der eisigen Kälte und wechseln uns immer wieder ab, wer sich in die Sonne stellen darf.

Leider passiert es auch hier, dass andere in unsere Aufnahme greifen. Obwohl wir uns schon neben die Kamera stellen und der Rim eine riesige Länge hat muss eine Touristin in das Bild greifen, um selbst eine Aufnahme machen zu können. Ich werde die Bilder rausnehmen können, frage mich aber schon, weshalb einige Menschen in solchen Situationen nur ihre eigenen Interessen im Kopf haben und nicht mal links und rechts von sich schauen können, im wahrsten Sinne dieser Worte.

Leicht durchgefroren geht es dann zurück in die Cabin. Der Rim View ist uns von hier aus leider verwehrt, aber wir können uns ja die Bilder ansehen und haben dann nochmals einen Sonnenuntergang.

Also dann, gute Nacht!

 

26.03.2016: Grand Canyon => Zion N.P.

Wieder liegt eine angenehme Nacht hinter uns, wobei wir gestern Abend nicht umhinkamen, die Heizung anzudrehen. Überhaupt haben wir die Idee, wie die Heizkosten reduziert werden könnten, in dem man die Türen abdichtet. Im Eingangsbereich der Cabin zieht es ordentlich durch die Ritzen. Aber es ist nun mal eine Historic Cabin und als Camper darf man sich über solch kleine Unzulänglichkeiten überhaupt nicht aufregen.

Auf den ansonsten für uns obligatorischen Sonnenaufgang verzichten wir aufgrund der Witterung und machen uns so gegen 7 Uhr auf den Weg in Richtung Zion N.P.

Auf dem East Rm Drive halten wir an einem schönen Aussichtspunkt noch einmal an, einerseits um noch ein paar Fotos für die geplante spätere Diashow zu machen, andererseits um uns wieder vom Grand Canyon zu verabschieden. Wenn alles gut geht sehen wir uns im Herbst wieder und wenn alles besonders gut geht, dann auch gleich für mehrere Tage….

Traditionsgemäß halten wir an der Cameron Trading Post um zu tanken, das übliche einmalige Durchfliegen durch den Giftshop schenken wir uns heute. Kurz vor der Trading Post gibt es jetzt einen Kreisverkehr, oder wie mein Fahrlehrer mich vor Jahrzehnten verbesserte: „Es gibt keinen Kreisverkehr, nur kreisförmig angelegte vorfahrtberechtige Straßen“.

Na ja, genau so etwas haben sie jetzt dort und nicht nur dort. Wir können uns des Eindrucks nicht verwehren, dass amerikanische Städtebauer vor einiger Zeit in Deutschland waren, unsere „Kreisverkehre“ bestaunt haben und mit der Überzeugung zurückkamen, was die Deutschen haben muss gut sein….jetzt bauen wir auch welche. Im Ernst: Uns begegnen immer mehr dieser kreisförmig angelegter……., na ja, ihr wisst schon.

Zurück zum heutigen Tag. Wir fahren bis zur Navajo Bridge um einige Bilder zu machen. Warum? Weil sich in einer bestehenden Diashow leider ein paar 3D-Bilder befinden, die auf einem Auge etwas unscharf sind und deshalb müssen wir sie eben neu machen. Dabei entdecken wir, dass es dort einen größeren Stand der Natives gibt, wo Schmuck angeboten wird.

Statt einfach weiterzufahren drehen wir um, weil wir gerne über Page fahren möchten um dort beim Walmart noch etwas aufzurüsten.

Die 17 Meilen Umweg für die Bilder von der Navajo Bridge haben wir gerne in Kauf genommen.

Ironie in der Geschichte: Die Artikel, die wir beim Walmart zu kaufen beabsichtigten und wegen derer wir umgekehrt sind, finden wir leider nicht.

Unser Weg führt über die 89 und dort in Kanab vorbei. Einer unserer älteren und typisch amerikanischen Motels, das „Treasure Trail“ ist ja bereits bei unserer letzten Durchfahrt abgerissen gewesen und jetzt müssen wir sehen, welchem riesigen Motel-Klotz es weichen musste.

Gerne denken wir an so manche Übernachtung hier zurück, an nette Abende vor dem Zimmer im Schein einer klassischen Neonbeleuchtung und auch daran, dass uns diese Art der Motels, mögen sie auch einfach und manchmal ein klein wenig schmuddelig sein, trotzdem lieber sind als die komfortablen und steril anmutenden Neubauten. Na ja, aber auch nur, so lange sich die erwähnte Schmuddelligkeit in Grenzen hält und als Stil gesehen werden kann und die Zimmer nicht wirklich schmutzig ist ;-)

Einige Meilen später erreichen wir dann Mount Carmel, dem Epi-Zentrum der Scones (im „Golden Hill Restaurant“  und checken dort in der Best Western Thunderbird Lodge ein. Dem vorab per Mail geäußerten Wunsch nach einem bestimmten Zimmer, das wir „immer“ haben, kann sogar entsprochen werden und so finden wir uns in heimischen Gefilden wieder.

Die Thunderbird Lodge kennen wir bereits seit vielen Jahren aufgrund des gegenüberliegenden Restaurants mit seinen berühmten Scones. Als Unterkunft kennengelernt haben wir es vor ca. zwei Jahren, nachdem wir hier mangels Campingmöglichkeit im Zion spontan übernachten mussten und so angetan waren, dass wir seither häufiger als Übernachtungsmöglichkeit wählen.

Nachdem dem Einräumen des Zimmers geht es gleich wieder los in den Zion zum Visitor Center um uns nach dem aktuellen Wetterbericht zu erkundigen, der uns für morgen angenehmere Temperaturen (ca. 22Grad, sonnig) vorhersagt. Der  Park ist aufgrund des Osterwochenendes brechend voll. Wir waren zwar schon einige Male über Ostern in den Staaten, können uns aber nicht erinnern, eine solche Flut von Autos und Menschen hier gesehen zu haben. Überall, wo es der Seitenrand zulässt,  wird geparkt.

Unserem morgigen Vorhaben mit Fahrrädern durch den Park zu sausen steht im Moment nichts entgegen. Direkt hinter dem Parkausgang erkundigen wir uns nach den Leihrädern und fahren gut gelaunt zurück zum Motel.

Im Golden Hill wird dann zu Abend gegessen, (fast) ausschließlich wegen der Scones.

Mit Strom und Internet bestens versorgt wird dann wieder auf dem Zimmer getippt, gemailt, gesurft, überspielt und konvertiert.

Bis es dann endlich wieder in das riesige Bett geht.

Gute Nacht !

 
   

27.03.2016:Zion N.P.

Unser Zimmer ist erdgeschossig und liegt direkt an bzw. eigentlich schon auf einem Golfplatz. Beim morgendlichen Öffnen der Terrassentür verschlägt es uns die Sprache. Irgendwie stimmt die gestrige Wettervorhersage nicht mit dem aktuellen Wetter überein. Es ist stark bewölkt, windig und wieder eisig kalt.

Mit Optimismus im Gepäck fahren wir dann doch in den Zion,

bleiben aber bestimmt eine halbe Stunde im Auto sitzen und beobachten die Wetterlage. Und da sind wir nicht die einzigen. Auch in Nachbarautos finden offensichtlich die selben Diskussionen und Überlegungen statt wie in unserem: „Sollen wir? Wirklich? Oder lieber nicht?“

Aber irgendwann sind wir uns darüber schlüssig, dass wir nicht wissen, was wir tun sollen. Unsere Idee, neben dem Fahrradverleiher zunächst bei einem Frühstück die Zeit ins Land streichen zu lassen in der Hoffnung, dass sich das Wetter bessert, funktioniert nicht. Wo man früher auch frühstücken konnte ist jetzt ein Restaurant und das hat noch nicht geöffnet.

Also setzen wir uns mit einem Snack aus dem Lebensmittelladen ins warme Auto und denken weiter. Fast bin ich schon soweit, unsere Radel-Tour ausfallen zu lassen, da kommt Anita auf eine Idee: Wir fahren zunächst einmal mit dem Shuttle den ganzen Drive hoch und runter. Zum einen machen wir das sehr gerne und zum anderen vergeht die Zeit weiter. Immer noch in der Hoffnung, das Wetter  könnte sich noch bessern.

Geplant und umgesetzt: Rund 1,5 Stunden benötigt man, um den Scenic Drive mit dem Shuttle hoch und runter zu fahren.

Und tatsächlich: Zurück am Auto ist die Temperatur schon etwas milder geworden und der Wind hat deutlich nachgelassen. Auch die Wolkendecke weist einzelne Löcher auf, weshalb unserem Plan nichts mehr im Wege steht. Bei Ausrüster leihen wir uns Fahrräder und Helme.

Schleierhaft ist uns, wie der Verleiher nachhalten kann, wer welche und wie viele Fahrräder ausleiht: Wir bezahlen für zwei Räder ($35 pro Rad), nehme uns einen Helm und draußen dann die Räder. Wir hätten genauso drei oder mehr Räder nehmen können, und ich glaube kaum, dass der Verleiher es gemerkt hätte. Auch die Fahrradnummer wird nirgends hinterlegt.

Wir bringen die Räder also zu Fuß in den Park, rüsten die Fahrräder auf dem Parkplatz noch mit dem Fotoequipment auf, mit dem wir unsere rasanten Fahrten filmen wollen, und schon hält uns nichts mehr.

Theoretisch!

Denn unsere Räder haben nur eine Dreigang-Schaltung und damit tun wir Gänge-Verwöhnten etwas schwer. Der Párus-Trail, ein Fahrradweg, der vom Visitor Center bis zur Canyon-Junction führt und vor einigen Jahren mit dem Boom der Radler gebaut wurde, geht leicht aber tendenziell kontinuierlich nach oben. Erst als wir schwer in die Pedale treten müssen kommt uns das wieder in den Sinn. Eigentlich hätten wir daran denken müssen, denn wir sind diesen Trail schon mehrere Male mit den Rädeln gefahren.

Die Dreigangschaltung und die recht breiten Reifen erschweren unsere rasant geplante Fahrt. Bisher hatten wir immer Fahrräder mit mehr Gängen.

Und meine geplante Konditionsüberprüfung sehe ich schwinden: Der Scenic Drive geht von der eben erwähnten Junction auf dem ersten Stück sehr steil über gut einen Kilometer (oder sogar mehr?) bis zum ersten Shuttle-Halt beim Court of the Patriachats. Bisher habe ich meine Kondition überprüft, in dem es mein Ziel war, dieses Stück ohne Abzusteigen zu schaffen und dabei möglichst nicht über die eigene lang heraushängende Zunge zu fahren.

"Warmduscher" lassen sich mit ihren Rädern mit dem Shuttle nach oben fahren, was für uns auf keinen Fall in Frage kommt. Bisher!
Aber bei den heutigen Rädern kapitulieren wir bereits ohne es ausprobiert zu haben. Erstmalig lassen wir uns hochfahren. Die Shuttles haben alle vorne Fahrradträger, die bis zu zwei Räder aufnehmen. Wir müssen uns erst mal mit dem Klappmechanismus des Fahrradträgers vertraut machen, wobei uns der Shuttle-Fahrer aber behilflich ist. Nach 40 Minuten sind wir oben und starten die ersten Etappen unserer Abfahrten. Bei jeder passenden Station halten wir kurz, um die Kamera wieder neu anzubringen: Mal vorne auf der Lenkstange, mal am Rahmen zur Seite hin, mal hinten zum Rucksack raus, dann auf dem Kopf und vor der Brust. Daraus schneiden wir dann eine rasante Abfahrt.

An der Zion Lodge machen wir Pause. Nicht, dass wir es bergab wirklich nötig hätten, aber für uns gehört es zur Tradition, unter dem großen Baum eine Portion Fritten zu verspeisen und dem quirligen Leben auf dieser Wiese zuzusehen.

Fast hätten wir die Sache mit den Fritten für heute gecancelt, denn die Warteschlange ist so lang, dass es uns (fast) den Appetit vergeht. Klar, es ist Ostern und -wie bereits erwähnt- ganz Amerika einschl. Europa unterwegs und andererseits haben wir jetzt genau Mittagszeit. Sonst sind wir hier meist wesentlich später am Tag.

Aber irgendwann ist die Schlange abgeschmolzen und Anita holt das Essen, während ich auf der Wiese schon mal einen Platz reserviere und die Räder nicht aus den Augen lasse. Vermutlich ganz umsonst, denn Schlösser scheinen hier nicht gängig zu sein. Wir haben sowieso kein Schloss mitbekommen (allerdings auch vergessen zu fragen) und auch andere, durchaus hochwertige Räder, werden hier unverschlossen geparkt.

Nach der Pause geht es dann noch mal durch den Giftshop und erkundigen uns nach den Preisen für Mieträder. Denn auf dem Fahrradparkplatz stehen seit neuestem Leihräder, deutlich besser ausgestattet als unsere. Zu unserem Erstaunen sind die Preise identisch mit unseren Leihgebühren. Wir werden uns also das nächste Mal die  Räder hier ausleihen.

Wieder auf der Piste geht es weiter, bis dann am Court of Patriachats den großen Almabschwung vor uns haben. Die Abfahrt sprechen wir genauestens ab um eine gute Inszenierung hinzulegen. Und dann geht die rasante Fahrt los, die einem die Haare (sogar meine wenigen) zu Berge stehen lassen.

Unten angekommen radeln wir dann gemütlich zurück zum Verleiher und geben unsere Räder ab. Das wars auch schon. Kontrolliert wird nichts und wenn wir die Räder überhaupt nicht mehr abgegeben hätten würde es vermutlich niemand merken. Wie bereits erwähnt: Uns ist das System völlig schleierhaft!

Beim Solfood, dem kleinen Einkaufsladen, kaufen wir noch etwas Lebensmittel ein (Salat) um später dann in der Thunderbird-Lodge ein Picknick zu machen.

Wir bereiten noch kurz die Utensilien für die morgige Weiterfahrt vor und dann geht es auch schon ins Bett.

Gute Nacht !

 
   

28.03.2016: Zion N.P. => Pahrump

Um 7:30Uhr checken wir aus und es ist wieder lausig kalt. Das Thermometer zeigt Minusgrade an.

Im gegenüberliegenden Golden Hill frühstücken wir, wobei wir den Eindruck haben, dass das Restaurant zwar schon geöffnet ist, die Mitarbeiter aber noch nicht so richtig auf Gäste eingestellt sind.

Aber letztlich klappt alles und bald schon geht es los in Richtung Pahrump. In Hurricane machen wir beim Walmart Zwischenstation,  kaufen schon mal ein paar Mitbringsel ein und dann geht es auch schon wieder weiter.

Unser Weg führt uns über Las Vegas, wo wir uns im Storage der Dinge entledigen, die wir nicht mehr brauchen, z.B. Schmutzwäsche, Schlafsäcke, Zelt usw. Alles andere wird im Wagen möglichst komplett und in wenigen Taschen verstaut.

Der nächste Halt ist auf dem Parkplatz vor dem Autovermieter, wo wir das nächste Auto übernehmen. Lt. Mail ist es ein gelber Mustang. Gerne hätten wir wieder einen Camaro, aber wenn man nur die kleine Cabrio-Klasse bucht muss man schon zufrieden sein, wenn man schon ein kostenloses Upgrade erhält.

Wir übernehmen den Wagen in der Box und stellen beim rumschauen fest, dass ein Wechsel des Wagens kaum möglich gewesen wäre, da unser Mustang neben der Ober-Oberklasse Porsche und Mercedes das einzige verfügbare Cabrio ist.

Auf dem Parkplatz räumen wir dann alles vom SUV ins Cabrio, geben den treuen Weggefährten ab und los geht's. Mit dem Wagen können wir zufrieden sein, denn er ist Keyless: Sobald wir uns dem Wagen mit unseren Empfängern nähern öffnen sich die Türen und außerdem ist das Platzangebot im Kofferraum deutlich besser als befürchtet.

Am späten Nachmittag erreichen wir dann Pahrump und gehen dort beim Dennys essen. Anders als beim Denny´s in Twentynine Palms werden wir zügig bedient und der Aufenthalt im Restaurant hält sich in Grenzen.

Anschließend checken wir dort im Best Western Pahrump Oasis ein, das uns gut gefällt. Die Zimmer sind recht großzügig und gepflegt.

Den Abend verbringen wir wieder mit dem Üblichen: Tippen, Sichern, Überspielen usw.

Und dann geht es auch irgendwann einmal ins Bett. Gute Nacht, bis morgen ! 

 
   
29.03.2016: Pahrump => Death Valley  
Nachdem wir mit allen üblichen Dingen fertig sind, insbesondere dem Packen, geht es zum Frühstück. Der Frühstücksraum ist die eigentliche Bar und die nebenliegende Bowlingbahn des Motels. Alles recht ansprechend und auch das Frühstücksbuffet ist für amerikanische Motelverhältnisse sehr ordentlich.

Zu unserem Erstaunen scheint es heute Nacht sogar geregnet zu haben und auf den entfernteren Bergen erkennen wir, dass es sogar geschneit hat.

Bevor es nach dem Auschecken auf die Piste geht wird nochmals beim Walmart Station gemacht. Mundwasser, Cremes und noch in paar Dinge stehen auf der Einkaufsliste bevor es dann für vier Tage in die Wüste geht.
Kurz hinter der Death Valley Junction auf dem Highway 190 kommt uns ein Camper entgegen und plötzlich verliert er vom Dach eine große Kühlbox. Zum Glück fliegt sie zigmal überschlagend auf den rechten Straßenrand und nicht in unsere Gegend. Spontane Handzeichen nutzen nichts, die hat der Camper ebenso wenig mitbekommen wie seinen "flying Cooler". Bei nächster Gelegenheit drehen wir, um ihm entweder die Kühlbox hinterherzufahren oder zumindest ihn darauf aufmerksam zu machen, dass er jetzt ohne gekühlte Getränke unterwegs ist.
Doch die Kühlbox scheint sich in Luft aufgelöst zu haben. Entweder hat ein Nachfolgefahrzeug die Kühlbox aufgesammelt oder sie so weit in den Graben gefallen, dass wir sie nicht mehr sehen.
Also drehen wir erneut um und setzen unsere ursprüngliche Fahrt fort.
Die erste Station ist ein kleiner Umweg, denn wir fahren für ein paar Fotos zu Dante´s View. Zunächst sind wir platt, wie voll es hier ist. Wer den Parkplatz hier oben kennt weiß, dass hier einige Fahrzeuge Platz haben. Der Platz ist aber so voll, dass einzelne Fahrzeuge sogar in der Mitte geparkt werden.
Die zweite Überraschung ist, dass es hier noch kälter als erwartet ist: 5 Grad sind es gerade mal und ein starker Wind, der einem die gefühlten Temperaturen auf weit unter den Gefrierpunkt zu drücken scheint.

Nach einigen, sehr schnellen Fotos geht es wieder zurück und die nächste Station ist das Visitor Center. Auch hier ist der Parkplatz gerammelt voll. Das Thermometer am Visitor Center wechselt zwischen 71Grad Fahrenheit und 72Grad, also immerhin 21Grad. Wir haben hier schon andere Temperaturen erlebt, unser persönlicher Rekord liegt bei 53Grad.
Nachdem wir der Rangerin unseren Annual Park Pass gezeigt haben und eine schnelle Runde durch den Giftshop gedreht haben geht es weiter. Wir befahren den Daylight Pass um die Reste des diesjährigen Bloomings sehen zu können.
Jedes Jahr im Frühjahr fangen die unscheinbar aussehenden Sträucher an zu blühen und geben ein faszinierendes Bild ab. Von dem "Blooming of the century" vor ein paar Jahren, das wir zufällig miterleben durften, ist es dieses Jahr wieder zu einem sehr ausgeprägten Blooming gekommen, da es im Herbst ausgiebige und sehr ungewöhnliche Regenschauer gegeben hatte.

Nach dem Hoch- und Runterfahren geht es dann zu unserem Motel in Stovepipe Wells. Unser Wunsch, möglichst in dem von uns favorisierten Gebäude "Roadrunner" unterzukommen, wird ziemlich schnell "abgewatscht". "Geht nicht, wir sind ausgebucht!" ist die knappe Antwort. Seit Stovepipe Wells nicht mehr von "Xanterra" betrieben wird sondern von einem Privatmann sind zwar Ausstattung und Preis deutlich gestiegen, nur die Freundlichkeit ist unserer Meinung nach ein Stück auf der Strecke geblieben.
Er hätte ja zumindest so tun können als würde er sich bemühen, unserem Wunsch nachzugehen.
Anita fragt noch nach, ob die Sperrung des Pools doch wohl nur für heute ist kommt die ebenso knappe Antwort, dass er nicht weiß, wann die Bauarbeiter fertig sein werden.
Wir sind ziemlich sauer: Seit über 20 Jahren kommen wir zweimal jährlich meist für mehrere Nächste hier her, schwärmen unseren Freunden immer von dieser Location vor und jetzt werden wir zutiefst enttäuscht.
Wir beschließen dem Haus noch ein Tag für den Pool zu geben  und dann nachzufragen, wie man sich das weiter vorstellt. Schließlich sind die Zimmer nicht gerade preiswert und dann kann man ja wohl den kompletten Service erwarten. Obwohl wir, das müssen wir zugeben, den Pool zumindest heute nicht nutzen würden:
Denn das Wetter meint es nicht besonders gut mit uns: Während es heute noch "mostly sunny" (aber mit einem recht kalten Wind!) ist soll es morgen bewölkt werden, mit einer Regenwahrscheinlichkeit von 20%. 
Wir fahren etwas "verschnupft" nach Panamint zum Essen. Wer uns kennt, der weiß weshalb! Hier gibt es den "Bluecheese Burger", also ein Burger, der mit  Bluecheese (Blauschimmelkäse) belegt ist. Während sich vielleicht bei dem ein oder anderen bei dem Gedanken leicht der Magen verdreht, bin ich seit Jahren begeistert. Voraussetzung ist immer, dass man Bluecheese mag ;-)
Wir haben das Thermometer unseres Wagens auf metrische Maße eingestellt und so können wir ohne lange umzurechnen die Temperaturschwankungen auf dem Weg hier her beobachten. Abfahrt von unserem Motel (22Grad), Fahrt über den Pass (8Grad) und hier in Panamint (19Grad).
Aber wieder ist es der kalte Wind, der uns auf der Terrasse ein wenig bibbern lässt. Aber Reingehen ins Restaurant kommt nicht in Frage. Wir brechen doch nicht mit unseren Traditionen. Es ist schon außergewöhnlich, dass wir diesmal einen anderen (windgeschützteren) Tisch gewählt haben.
Nachdem wir nun den erwähnten Burger und Anita ihr "Patty Melt" verspeist haben geht ganz schnell wieder ins Auto und schmeißen nicht die Klimaanlage an sondern die Heizung.
Rund 40km sind es von hier bis zum Motel. Das heißt, man fährt eben mal 40km hin und 40km zurück zum Essen. In Deutschland würde man sich an den Kopf packen (wir uns übrigens auch) aber hier ist das nichts Ungewöhnliches.
Der Pool, den wir jetzt nicht nutzen können  aber auch nicht nutzen würden, wenn wir könnten, ist immer noch geschlossen.
Stattdessen verbringen wir den Abend im Zimmer und machen das übliche:: Tippen, Überspielen usw.
Also dann, gute Nacht !
 
   
30.03.2016: Death Valley

Der gestrige Wetterbericht hat nicht gelogen. Über dem Himmel von Death Valley hängen einige dickere Wolken und gefühlsmäßig würde ich sagen, dass es heute noch regnen wird.
Gegen 8Uhr starten wir in Richtung Badwater. Bei Furnace Creek beginnt die Badwater Road, die auf der Ostseite des eigentlichen Death Valleys entlang führt. Ein Hinweisschild sagt uns das, was wir bereits wissen: Nach ca. 44 Meilen ist die Badwater Road gesperrt. Der Hintergrund sind die Flashfloods im vergangenen Oktober, die ein Stück der Badwater Road mitgerissen haben muss und bis heute noch nicht vollständig repariert ist.
Das Badwater selbst ist aber zum Glück von hier aus noch zu erreichen. Und was wir heute vorhaben ist, dass wir zur tiefsten Stelle der westlichen Hemisphäre durchdringen wollen, also zur wirklich tiefsten Stelle.

Zum Hintergrund: Unmittelbar neben der Badwater Road befindet sich Badwater und hier ein Schild mit dem Hinweis, dass dies mit -87 Meter die tiefste Stelle ist. Bis vor einigen Jahren gab es auch noch den Hinweis, dass die wirklich tiefste Stelle nicht hier sondern einige Meilen inmitten des Salzsees ist. Genauere Angaben gab und gibt es nicht. Auf einer Karte haben wir vor einigen Jahren diesen Punkt eingezeichnet gefunden, jedoch ohne jegliche Koordinaten oder GPS-Daten. Mit spitzem Bleistift und Lineal haben wir dann versucht, die GPS-Daten zu errechnen und sind losgegangen.
Kommunikation ist alles: Ich hatte Anita so verstanden, dass es dort am tiefsten Punkt eine Plakette oder Hinweisschild gibt. Anita behauptete später, sie habe gesagt: "Vielleicht hat man ja dort eine Plakette montiert".
Auf jeden Fall haben wir nichts dergleichen gefunden und für uns festgelegt, dass diese Stelle, die wir errechnet haben, ab sofort die tiefste Stelle ist - zumindest für uns.
Jahre später kam uns die Idee, an dieser Stelle eine Bild für unsere Weihnachtskarte zu machen und haben "unsere tiefste Stelle" wieder angesteuert.
Wir glaubten unseren Augen kaum zu trauen. Weniger als zwei Meter von unserer Stelle entfernt existierte nun eine Plakette im Boden mit dem Hinweis, dass hier die tiefste Stelle ist.
Wir sind immer noch stolz darauf, diese Stelle mit einfachsten Mittels so gut errechnet zu haben.

Während die meisten Besucher also nur bis zu dem 30 Meter entfernten Schild gehen, einige wenige mehrere Hundert Meter bis zum Salzsee, werden wir heute einen längeren Hike vor uns haben. Die drei wichtigsten Dinge zum Überleben haben wir dabei: Wasser, GPS-Gerät und Kamera. Na ja, einige andere Utensilien haben wir natürlich auch noch dabei: Sonnencreme, Erste-Hilfe-Set usw.
Das GPS-Gerät zeigt uns Luftlinie 5,4km an.
Nach geschätzten 500Metern beginnt fast eine neue Welt: Außer dem Wind ist es absolut still. Kein Geräusch von Autos, von Menschen oder Maschinen.
Und die neue Welt offeriert uns noch anderes Überraschendes: Die Sonne kommt raus. Während in alle Himmelsrichtungen dicke Wolken über den Gebirgszügen liegen gibt es jetzt ein riesiges Wolkenloch - nämlich über uns.
Der Salzboden ist  sehr hell und reflektiert das Sonnenlicht, was ein traumhaftes Licht zum Fotografieren ergibt.
Weil die Gefahr des Sonnenbrands aber sehr hoch ist haben wir uns mit 50er Sonnencreme eingerieben, tragen trotz der aufkommenden Wärme/Hitze lange Hosen und nehmen die Mützen kaum einmal ab.
Der Weg als solches ist ein Easy Walk. Alles absolut eben, ab und zu mal hochstehende Salzkrusten, die uns grundsätzlich dazu einladen, darüber zu stolpern, wenn man statt nach vorne und unten in der Gegend herum sieht.

Diesen Hilke darf man aber nur in den kühleren Monaten angehen. Der heutige Hike ist noch einigermaßen okay: Die Temperatur mit 25 Grad noch angenehm und dennoch brennt die Sonne durch unsere Kleidung auf der Haut.
Wer diesen Hike im Sommer macht ist nicht nur leichtsinnig sondern hat nach unserer Meinung nach eine Affinität zum Suizid.
Obwohl der Hike vielleicht für andere monoton zu sein scheint ist er ein Highlight. Das herrliche Licht, die Ruhe und eine leichte Orientierungslosigkeit, wenn wir das GPS-Gerät nicht hätten. Überall gibt es etwas zu sehen: Der Boden sieht diesmal völlig anders aus als bei unserem letzten Trip. Damals gab es mehreckige flache Felder von ca. 1m mal 1m, die sich alle aneinander fügten und jeweils von einer Art Salznaht begrenzt wurde. Die sind wohl aufgrund der letzten Überschwemmung verschwunden und beginnen jetzt wieder langsam zu wachsen.



In einiger Entfernung sehe ich etwas, was ich als vier Vögel identifiziere. Anita weist mich darauf hin, dass das nur vier Steine oder eben aufgerichtete Salzkrusten sind. Wir kommen näher und ich stelle noch einmal meine Behauptung der vier Vögel auf, die wiederum von Anita abgewatscht wird. Erst als sich die Salzkrusten bewegen und ihr Gefieder säubern weicht sie von ihrer Meinung etwas ab.

Wie gut, dass wir unser GPS-Gerät haben, dass uns eindeutig signalisiert, dass wir uns in eine Richtung bewegen. Das Gefühl für Entfernung geht nämlich völlig verloren. Wir gehen und gehen aber die andere Seite des Valleys scheint keinen Meter näher zu kommen, alles sieht gleich aus. Ich kann mir gut vorstellen, dass hier Verirrte verzweifeln. Sie glauben, dass das Ziel nur einige Hundert Meter entfernt ist und laufen und laufen und erreichen ihr Ziel nie.
Wir unseres schon. Mittlerweile ist es uns ziemlich heiß: Zwar zeigt unser Thermometer tatsächlich nur 25 bis 29 Grad an aber die Sonne -wie bereits erwähnt- brennt uns auf den Pelz.
Langsam nähern wir uns einem zunächst nur als schwarzen Punkt erkennbaren Marker, der genau auf unserer Ideallinie liegt. Und tatsächlich erreichen wir nach 1Stunde und 15Minuten den tiefsten Punkt. Die Plakette fehlt: Weggeschwemmt oder gestohlen?
Stattdessen gibt einen Steinhaufen, auf dem ein Stein die genaue Höhe angibt:


Wir machen viele Fotos und erfreuen uns, wieder an diesem Punkt zu sein.
Mein ursprüngliches Vorhaben lassen wir aufgrund der Temperaturen lieber. Mit einem Zeitraffer wollte ich innerhalb einer Stunde einen 360Grad-Schwenk fotografieren. Aber eine Stunde hier in der prallen Sonne zu verbringen ist uns zu lange.
Stattdessen machen wir nochmals eine Aufnahme gleichzeitig vom tiefsten Punkt des Death Valleys und dem höchsten: Telescope Peak, dessen 3.300Meter hoher Gipfel vermutlich bis etwa Juni noch zugeschneit ist.

Wir gehen langsam zurück und nach knapp 12 Kilometern haben wir die Nase voll., denn wir sind doch etwas platt.
In Furnace Creek machen wir Station um dort auf "unserer" Bank, die mittlerweile Schaukelstühle sind, einen kleinen Snack zu uns zu nehmen. Aber jetzt würden wir mit den Hintern in der Luft hängen, denn es gibt weder unsere Bank noch die mehr oder weniger adoptierten Schaukelstühle. Ein Skandal, da ist man mal paar Monate nicht hier und schon herrscht Revolution. Also essen wir unser Sandwich eben auf dem Boden, denn alle anderen Sitzgelegenheiten stehen in der prallen Sonne.
Weiter geht es zu unserem Kiosk an der Straße, die zu Scottys Castle führt, um auch hier wieder ein paar Aufnahmen zu machen.
Im Motel machen wir uns kurz frisch und dann geht es wieder zu Panamint zum Essen. Während wir gestern auf der Terrasse ziemlich gefröstelt haben ist es heute etwas angenehmer, zumal wir mit langen Hosen und Jacken vorgesorgt haben.
Das Wetter wird schlechter und starlker Wind kommt aauf, der in der Ferne kleine "Twister" verursacht.

Mittlerweile sind riesige Wolken aufgezogen, die bis ins Deatn Valley reichen. Es lässt sich gut erkennen, dass sie sich an einigen Stellen außerhalb des Valleys abregnen. Hoffentlich erleben wir nicht noch eine unangenehme Überraschung.

Zurück im Motel können wir auf die geplante Beschwerde hinsichtlich des Pools verzichten: Er kann wieder genutzt werden.
Aber darauf verzichten wir heute nochmal und verschwinden dann bald schon im Zimmer und im Bett.
Gute Nacht !
 
 
   
31.03.2016: Death Valley N.P.

Das Wetter überzeugt uns beim Aufwachen, dass es sich drastisch ändern wird: Keine Wolke ist am Himmel zu sehen und es ist bereits angenehm warm als wir in den Wagen steigen. Wir starten mit einem ausgiebigen Frühstück, genau wie gestern: Für jeden eine halbe Bearclaw (ein ziemlich süßes Ding, vielleicht mit einem Mandelhörnchen vergleichbar), die wir jeweils am Vortag erstanden haben. Mehr als eine halbe Bearclaw und die Zähne kleben vermutlich zusammen.
Unser Ziel ist der Desolation Canyon, dessen Trailhead in der Nähe der Badwater Road ist, unmittelbar neben dem Artist Drive.
Den Trailhead und die ersten 200 Meter kenne ich bereits, da wir vor zwei oder drei Jahren auf der Suche nach den damaligen Drehorten von Star Wars waren und ein Movie Set genau hier lag. Der Trail verspricht einen 3-Meilen-Roundtrail, der durch engere Canyons gehen soll und farbprächtige Felsen bietet. Allerdings ist es kein ausmarkierter Trail. Offensichtlich gehört er zu den weniger frequentierten Trails, denn unser Wagen ist das einzige Fahrzeug am Trailhead.
Wir starten, gehen um eine Felsgruppe in Richtung Süden, eine große und breite Wash entgegen.


Nach einiger Zeit verjüngt sich die Wash und die Durchgänge werden zunehmend enger.


Wohin der Weg wohl führen mag ist nicht zu erahnen, denn es geht Kurve für Kurve abwechselnd nach links und dann wieder nach rechts und kontinuierlich, wenn auch wenig ansteigend, nach oben. Die Canyonwände sind recht hoch, so dass ein schnelles Hochklettern, um die Lage zu peilen, nicht möglich ist.


Nach einiger Zeit erreichen wir erste Felsstufen. Die erste hat eine Höhe von gut 2 Metern und bevor wir uns entscheiden sie hochzuklettern schauen wir uns den Rock gut an, ob wir ihn denn anschließend auch wieder runterklettern können. Aber das scheint kein Problem zu werden und so kann uns nichts mehr aufhalten. Zwei weitere, weniger hohe Stufen heißt es hochzuklettern und  der Weg macht weiterhin das, was wir eben beschrieben haben: Er geht hoch und links- und  rechtsherum. Er verrät nicht, wohin er gehen mag. Drei Meilen Roundtrip heißt 1,5 Meilen hin und 1,5 Meilen zurück. Unser GPS-Gerät sagt uns, dass wir die 1,5 Meilen bereits überschritten haben, wobei man in dem engen Canyon natürlich berücksichtigen muss, dass nicht immer ein GPS-Signal zu empfangen ist und die gemessenen Werte daher nicht 100 Prozent richtig sind. In jeder Windung des Trails sichern wir uns zu, dass wir bis zur nächsten Kurve gehen und dann, wenn sich der Weg weiter weigert uns zu sagen, wo er hin will, wir umkehren werden. Soweit unser Vorhaben: Wir gehen aber immer weiter und Anita spekuliert, ob mit Roundtrip vielleicht gemeint ist, dass der Weg letztlich wieder zum Trailhead führt. Dafür spricht, dass der Weg -trotz anderer Hinweise in der Park-Zeitung, immer noch markiert ist, wenn auch nur rudimentär. Gegen Anitas These spricht, dass ein solcher Rundweg üblicherweise als "Loop" bezeichnet wird. Nach etwa 3,5 km sind wir schon ziemlich weit aufgestiegen (ca. 240Meter), können in rund 200 Meter ein Stück vom Artist Drive erkennen und sehen keine Markierungen mehr.


Es sieht so aus als würde der Weg hier nun enden, hoch oben auf dem Gipfel einer Anhöhe.
Der Blick ist beeindruckend und wir genießen den Ausblick "mental und digital".



Wir hätten jetzt grundsätzlich die Möglichkeit, die 200 Meter bis zum Artist Drive zu gehen, den dann entlang zu wandern bis zur Badwater Road und diese dann bis zum Abzweiger der unpaved Road, die zum Trailhead führt.
Uns scheint es einfacher und vor allem interessanter zu sein, den  bisherigen Weg wieder zurückzugehen.
Das machen wir auch. Wir begegnen auf dem Rückweg noch eine Familie, ansonsten sind wir -wie wir es gerne haben- völlig einsam unterwegs.

Kurzer Rückblick auf diesen Trail: Wir sind begeistert, von den kleinen Klettereinlagen über die teilweise engen Canyons und die farbenprächtige Felsen bis zu dem Ausblick, der einen am Ende überrascht. In den Sommermonaten sollte man Abstand nehmen, ihn zu gehen, denn die Schatten sind trotz der hohen Felswände rar und er beginnt schließlich weit unter Meereshöhe. Und bei aufkommendem Regen sollte er auf jeden Fall gemieden werden, denn die schmalen Canyons und die Wash sind prädestiniert, sofort vollzulaufen und zu einem reißenden Gewässer zu werden.
Aber ansonsten ist er aus unserer Sicht wirklich empfehlenswert.

Wir fahren eine Runde über den Artist Drive um herauszubekommen, von wo aus wir vorhin auf den Drive sehen konnten. Aus dieser Perspektive ist es schwer, diesen Punkt auszumachen aber eine Markierung im GPS-Gerät gibt uns einen ungefähren Anhaltspunkt.
Nach dieser Rundfahrt landen wir wieder in Furnace Creek zu einem Snack auf den Schaukelstühlen, die es nicht gibt.

Die nächste Station ist der Ranger bei Stovepipe Wells, bei dem wir uns versichern lassen, dass wir morgen mit unserem Wagen die Dirt Road befahren können, die uns zum Trailhead zu den Darwin Falls führen soll.
Anschließend geht es an den Pool unseres Motels. Schließlich müssen wir ihn auch nutzen, wenn wir uns doch schon beschweren wollten. Wir sind alleine im Pool und können so ausgiebig mit dem neuen Kamerasystem Unterwasserbilder machen. Wir sind halt einfach ein wenig verspielt.

Auf dem Zimmer gibt s noch einen Kaffee, bevor es dann zum Essen nach Panamint geht. Auf dem Weg dorthin entstehen noch einige wichtige Aufnahmen für unsere spätere Dia-Show.

Zurück in Stovepipe Wells spazieren wir noch mal kurz durch den Gift-Shop, erkennen wir, dass am Pool alle Liegen besetzt sind und versuchen ein wenig durch das World Wide Web zu surfen. Vergebens: Es findet gerade eine Konferenz statt und alle Beteiligten sitzen mit ihren Laptops und greifen vermutlich sämtliche Kapazität der Internet-Verbindung ab.
Na gut, dann gehen wir halt ins Zimmer dem Üblichen nach: Speichern, Sichern, Überspielen, na ja, das kennt man ja schon.
Gute Nacht !
 
   
01.04.2016: Death Valley (Darwin Fall)

Um kurz nach Sieben treten wir aus dem Zimmer. Vor unserer Tür stehen drei rasante Cabrios (eins von uns). Der IQ (oder ist der Anstand?) von Corvette-Fahrern scheinen antiproportional zu den PS ihrer Fahrzeige zu stehen, zumindest bei einigen. Denn das mittlere Cabrio steht vor dem Durchgang zu den Zimmern.


Aber ansonsten sieht alles prächtig aus: Wieder keine Wolke am Himmel und das Thermometer zeigt jetzt schon 22 Grad. Das wird wieder ein toller Tag.
Zunächst gehen wir im Salon frühstücken. Anita wurde nach dem letzten Besuch im Rahmen einer Umfrage ausgesucht und hat dafür neben einer Gutschrift auch noch Gutscheine für ein Frühstück im Salon erhalten. Da das Frühstück im Salon über $20 kostet scheint ihnen die Umfrage letztes Jahr wirklich wichtig gewesen zu sein.
Nachdem uns der Ranger gestern beruhigte, dass wir auch mit einem Wagen ohne 4x4 und hoher Bodenfreiheit bis zum Trailhead vom Darwin Fall gelangen und nur ein paar größere Steine umfahren müssen, haben wir unsere Hiking-Schuhe noch nicht gesäubert und eingefettet sondern: noch einmal angezogen!
Den Darwin Fall haben wir deshalb auf unser Programm genommen, weil wir bereits vor ein paar Jahren auf dem Trail waren und ihn nicht gefunden haben. Peinlich: Mal finden wir die legendäre Campsite 2 auf dem Westrim Trail im Zion nicht und dann wieder den Darwin Fall.
Der Ranger, dem wir von unserem Missgeschick berichteten, lachte nur und meinte, wir sollen einfach immer der Pipeline folgen. (Anmerkung: Das haben wir damals auch gemacht).
Dafür wissen wir jetzt auch, wofür diese Pipeline ist und gleich vorweg: das hätten wir nie gedacht. Diese sehr provisorisch und anfällig wirkende Leitung transportiert das Wasser vom Darwin Fall etwa 4 Meilen nach Panamint und versorgt dort das Motel, das Restaurant (wo es meinen Bluecheeseburger gibt ;-) und den Campground.

Doch jetzt der Reihe nach und erst mal schauen, ob wir den Darwin Fall diesmal finden.
Wir fahren zunächst in Richtung Panamint. Die Temperatur wechselt von den bereits erwähnten 22 Grad (Dach runter und offen fahren) bis zu 11 Grad auf dem Pass (4956feet Höhe => Dach hoch und geschlossen fahren).
Vom Pass kommend sehen wir in der Ferne ganz hinten erstmalig die noch schneebedeckten Berge der Sierra Nevada mit Mount Whitney.



Eigentlich hätten wir die bei jeder Fahrt nach Panamint sehen müssen. Aber die Luft ist gestern und heute ungewöhnlich klar und erlaubt eine ungewöhnliche Weitsicht. Vermutlich sind sie uns deshalb heute das erste Mal aufgefallen.

Nach einiger Zeit erreichen wir die unpaved Road zum Trailhead. Die ist übrigens nach wie vor nicht ausgeschildert und direkt hinter einer Kurve. Knapp 2,5 Meilen fahren wir über eine nichtasphaltierte Straße, die zwar ziemlich staubt aber uns -bzw. unserem Mustang- keine Schwierigkeiten bereitet. Am Trailhead sind außer uns nur 2 Autos, was eine eher ruhige Tour verspricht.
Wir folgen der erwähnten Wasserleitung,


deren Verankerung so manchem Fachmann wohl die Blässe ins Gesicht treiben würde:


Der Weg führt zunächst einer breiten Schneise entlang in einen Canyon. Den genauen Weg kann man sich aussuchen, entweder über Kies oder über einen klassischen Trampelpfad. Sollte man die Pipeline einmal versehentlich aus den Augen verloren haben ist das kein Problem, man muss sich dann auf die Ohren verlassen. Denn alle 50 Meter zischt es, weil Rohrverbinder undicht sind und Wasser rausspritzt.
Dann nimmt der Trail plötzlich eine andere Gestalt an: Es geht durch Dickicht und nicht immer ist klar zu erkennen, wie er weitergeht. Erinnerungen von damals kommen auf. Gelegentlich muss man etwas über einen großen Fels klettern, durch die Büsche gehen und hin und wieder die Seite eines kleinen Rinnsales überqueren. Und dann naht die Stelle, an der wir damals kein Weiterkommen erkennen konnten und erfolglos umgekehrt sind.
Ob wir diesmal erfolgreicher sein werden?

Na ja, das werde ich in den nächsten Tagen berichten.... oder wie es früher in den Filmen hieß:

"Fortsetzung folgt!"

Wir finden tatsächlich einen kleinen Durchgang in den Büschen, der dafür spricht, dass es hier weitergehen könnte. Dann kommt ein großer Fels und mir vergeht langsam die Lust. Anita, die für ihr Leben gerne klettert, schlägt sich weiter durch während ich abwarte.
Kurz darauf ruft sie mich mit einer Kopfbewegung zu ihr hin. Sie scheint einen Weg gefunden zu haben. Und im selben Moment kommt uns ein junges Pärchen entgegen, das uns bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.  Und nach geschätzten 2 Minuten stehen wir vor dem Wasserfall.



Ein herrliches Bild und der Fall bietet sich förmlich für einen erfrischenden Sprung an, was natürlich verboten ist. Bereits am Trailhead wird darauf hingewiesen.
Wir verharren ein paar Minuten und schon bekommen wir Besuch von anderen Hikern. Erst ein amerikanisches Ehepaar, dann eine Amerikanerin mit Kind und in der Ferne hört man schon, dass uns gleich weitere Hiker begegnen werden.
Wir kehren um und werden uns über zwei Dinge bewusst:
1.) Bei unserem damaligen Versuch, den Darwoin Fall zu finden, fehlten uns nur noch geschätzte 100 Meter bis zum Ziel.
2.) Der Weg war damals wesentlich zugewachsener als heute. Und wenn es nach mir gegangen wäre, wären wir auch heute wieder unverrichteter Dinge umgekehrt, da ich nicht glaubte, dass der Weg weiterführt. Da der Ranger gestern auch noch sagte, wir müssen nur der Pipeline folgen um den Fall zu finden, waren wir sowieso etwas verunsichert als plötzlich der Pipeline nicht mehr zu sehen war.

Es geht also zurück und unser Gehör hat uns nicht getäuscht: Es kommen uns einige Hiker entgegen.
Es geht zurück ins Motel und hier an den Pool. Leider musste wir eben feststellen, dass unsere Maid unsere Toilettenspülung beschäddigt hat. Wir informieren einen Mitarbeiter und er verspricht Abhilfe.
Nach einer guten halben Stunde am Pool bzw. vorrangig für Unterwasseraufnahmen im Pool geht es zurück ins Zimmer. Die Spülung ist noch ddefekt und wir müssen sie per Hand im Wasserkasten auslösen.
Grundätzlichn kein wirkliches Problem und wir würden normalerweise mit einem Lächeln darüber hinwegsehen. Da uns aber diesmal gleich mehrere Umstände in Stovepipe Wells schon nicht gefallen haben ärgert uns das.
Aber wir geben ja allen eine Chance und machen uns erstmal mit unsrem gelben "Postauto" auf den Weg. Wir schwanken zwischen Furnace Creek und Rhyolite und entscheiden uns dann kurz vor der Abzweigung für das Letztere.

Rhylolite ist eine Ghostrown, die wir einmal über einen Bericht in einer Zeitschrift entdeckt haben. Okay, wir waren schon viele Male dort und kennen es fast auswendig. Fast, denn die Erfahrung zeigt ja, dass manchmal doch noch Neues zu entdecken ist.
Und so auch heute:
Zunächst das weniger Schöne: Das kunstvoll gestaltete Sofa ist in starker Mitleidenschaft gezohen worden. Ob es sich um Vandalismus handelt oder ob der Zahn der Zeit und das Gewicht der Sitzenden dafür verantortlich ist entzieht sich unserer Kenntnis. Auf jeden Fall läuft ein darauf Sitzender Gefahr, sich den Popo zu verkühlen.


Aber das Museum hat geöffnet und das ist für uns ein Novum. Ich schätze die Anzahl unserer Besuche sicherflich auf ein gutes Dutzend, vermutlich sogar deutlich mehr. Aber nocbh nie war das kleine Museum geöffnet.



Mit dem Ehrenamtlichen, der dieses Museum heute besetzt, kommen wir etwas ins Gespräch. Dabei entdecke ich eine DVD über die Enstehung der Kunstwerke von Albert Szukalski, z.B. das hier zu bestaunende "The Last Supper"


Von der DVD hatten wir schon gehört, sie aber bisher noch nicht erwerben können. Auf meine Frage, ob die DVD auch in Europa läuft (Bei Kassetten hat es früher immer die verschiedenen Formate PAL und Secam gegeben, bei den DVD gibt es glaube ich Länder-Codes) rümpft er nur die Schulter. Er denkt ja, weiß s aber nicht wirklich.
Das Risiko gehen wir ein und kaufen die DVD. Er bittet uns jedoch zu  mailen, ob es funktioniert oder nicht. Das werden wir machen.

4 Meilen weiter liegt Beatty, wo wir etwas Nachtanken wollen. Da der Spritpreis im Vergleich zu Stovepipe Wells, oder gar Furnace Creek oder Panamint deutlich günstiger ist, tanken wir gleich voll.
Mit den Worten einer Bakannten: Man muss überall sparen ;-)
Überhaupt ist der Sprit günstig wie schon seit vielen Jahren nicht mehr, der Verfall des Rohölpreises schlägt richtig durch.
In Las Vegas, immer etwas teurer als woanders, liegt der Preis zum die $2,50/Gallone, unterwegs haben wir auch schon mal nur $1,89 bezahlt.

Von Beatty geht es zurück, an Stovepipe Wells vorbei nach Panamint. Hier ist heute viel los und wir erwischen gerade noch den letzten freien Tisch auf der Terrasse. Unsere Bedienung erkennt uns heute nicht nur wieder; sie weiß sogar unsere typische Bestellung, einschließlich der Größe und wie durch oder nicht durch wir den Burger wünschen.
Zum Schluss verabschieden wir uns herzlich und weisen schon mal darauf hin, dass wir im Herbst wieder da sein werden. Tisch und Bluecheese Burger reservieren wir heute aber noch nicht.

Zurück in Stovepipe Wells erleben wir unseren letzten Sonnenuntergang im Death Valley für dieses Mal:

Und unsere Wasserspülung?

Wie erwartet oder wie befürchtet funktioniert sie immer noch nicht und langsam kommt doch Ärger auf.  Wir weisen den "Manager on duty" darauf hin. Sofort geht er an Funkgerät und weist einen seiner Techniker hin: "Code 1 in Room No.....".
"Ich weiß nicht, was mich mehr beunruhigt", sage ich zu Anita, "dass die Toilettenspülung nicht funktioniert oder dass es so häufig vorkommt, dass sie schon einen Code dafür haben" und parodiere damit ein Zitat aus dem Film "Broken Arrow".
Aber eine Entschuldigung für das, was passiert ist und dass man es immer noch nicht repariert hat, bleibt er uns schuldig. Da kennen wir die Amerikaner aber sonst völlig anders.
Völlig anders ist dann auch der Techniker: Er erscheint innerhalb von zwei/drei Minuten, entschuldigt sich für die Umstände und keine 10 MInuten später ist alles repariert. Und für das Trinkgeld überschlägt er sich fast noch.

Wir beginnen mal wieder zu packen, diesmal erstmaig ein "pre-storage-Packen", also schon mal vorsortieren, was wir morgen schon mal in den Storage packen und was ins Hotel soll.
Ich befürchte, dass man beim Lesen des Berichtes uns unterstellen könnte, dass wir vom Anfang bis Ende des Urlaubs nur Packen. Aber das klingt alles wesentlich schlimmer als es in der Praxis ist. Und so sind wir ziemlich schnell fertig und wird uns morgen im Storage einiges an Zeit ersparen.

Eigentlich wollen wir noch an den Pool, aber der ist trotz deer vorangeschrittenen Zeit ziemlich voll und so surfen wir in der Nähe des Office durch das Internet. Na ja, wir paddeln eher ein wenig, denn die Geschwindigkeit des Netzes ist zwischen ganz ganz langsam und gar nicht. Aber zum einen haben wir hier schon noch schlechtere Internetgeschwindigkeiten (gleich null) und andererseits sind wir auch in der Wüste. Und ein paar Tage ohne ständig in die Mails und Nachrichten sehen zu können und glauben zu müssen, "erdet" und auch ein wenig und ist durchaus entspannend.

Und so gehen wir also "geerdet" und netzlos bald schon ins Bett.
Gute Nacht !


 
   
02.04.2016: Death Valley => Las Vegas

Wir lassen uns Zeit, denn wir möchten gerne in Pahrump zu Mittag Essen und vor 16Uhr werden wir vermutlich auch nicht im Hotel einchecken können. Und unseren typischen Zwischenstopp in Badwater haben wir ja au auch nicht, da die Ausfallstraße nach Vegas, die wir sonst immer nutzen, ja hinter Badwater gesperrt ist.
Also fahren wir erst gegen 9Uhr los, halten für ein paar Clips am Kiosk und verlassen dann das Death Valley über die Death Valley Junction, so, wie wir vor paar Tagen reingekommen sind.
In Pahrump geht es dann mal wieder zum Walmart (Getränke usw.) und dann zum KFC zum Mittagessen.
Und bald schon erreichen wir Vegas, wo unser erster Stopp wieder einmal der Storage ist. Das Ein- und Auspacken geht aufgrund unseres gestrigen Vorpackens innerhalb von wenigen Minuten. Aber dann fangen wir an zu basteln.
Die einzelnen Storages haben wegen der Sprinkleranlage oben eine Öffnung und da kann es mit der Zeit fürchterlich stauben. Das mussten wir in der ersten Zeit leider erfahren und daraufhin haben wir dann eine dicke Folie im Storage angebracht, die das Einstauben erfolgreich verhindert. Aber die ist mittlerweile selbst ziemlich verstaubt und nach jedem intensiven Umräumen sehen wir aus, als hätten wir im Sandkasten gespielt.
Also tackern wir eine neue Folie ein, diesmal natürlich noch etwas optimiert und das sollte erst mal für die nächsten Jahre wieder reichen.
Gegen 16Uhr checken wir dann im Platinum ein, wo wir jetzt schon paar Mal waren. Unserem vorab gemailten Wunsch nach einem speziellen Zimmer kann man uns leider nicht erfüllen.
Zum Hintergrund: Es gibt im Platinum verschiedene Zimmer- und Suitenkategorien und wir haben eine mit Strip-View und obere Etage gebucht.  Beim letzten Mal mussten wir leider feststellen, dass "obere Etagen" ab 7.Etage bedeutet und sich der Stripview je nachdem, wo sich die Suite auf der Etage befindet, sehr relativieren kann.
Von daher empfehlen wir hier eine Suite ab 7. Etage oder höher mit den Endzahlen .17, .18 oder .19.
Wir haben die 18 und sind sehr zufrieden.
Das Platinum hat ein Valet-Parking und so gestaltet sich das Einchecken für uns ebenso einfach wie kompliziert.
Der Wagen wird abgegeben und das Gepäck wird uns auf das Zimmer gefahren. Um sich aber nicht zwanzig kleine Taschen und Beutel auf den Caddy packen zu lassen haben wir das Gepäck auf einige wenige Taschen komprimiert. Und warum haben wir soviel Gepäck? Weil wir ja auch noch die ganze Schmutzwäsche dabei haben, die wir dann oben nebenher waschen können. Damit im Herbst wieder alles schön sauber ist und nicht mehr nach Hiken, Grillen und Lagerfeuer riecht.
Julian bringt uns nach wenigen Minuten den Caddy mit dem Gepäck aufs Zimmer. Er erinnert sich zwar nicht an uns, wir uns aber an ihn.
Er fragt mich etwas, was ich nicht sofort verstehe. Die Frage lautete, ob wir denn auch Kochen wollen. Anita versteht die Frage und beantwortet sie aus dem Nebenzimmer heraus sofort mit "No!", was Julian herzlich lachen lässt. Also quasi: Die Frau möchte nicht auch noch im Urlaub kochen müssen.
Obwohl Kaffee und Waschmittel vorhanden sind versorgt er uns noch darüber hinaus mit allem, was wir benötigen.
Kaum ist er weg geht der Startschuss los.
Alle Taschen werden ausgeleert und das Waschen und Packen geht los. (Schon wieder Packen!)
Das vorläufige Packen geht schnell, denn viel Gepäck werden wir auf dem Rückflug nicht haben. Eben nur ein paar Mitbringsel für uns und andere. Trotzdem benötigen wir noch eine Tasche, in der wir unsere Tasche aufgeben wollen.
Die ersten Maschinen sind fertig und es geht zu einem Cruisen über den Strip, zum Walmart und vom Mc. Donald´s nehmen wir noch einen Snack mit, den wir dann auf dem Balkon zu uns nehmen werden. Der Blick auf den wohl niemals schlafenden Strip fasziniert. Unten im Pool plätschern noch einige wenige im Pool oder im Hottub.
Die Zeit vergeht viel zu schnell und so ist es dann schon fast Mitternacht, bis wir endlich ins Bett kommen. Die Vorhänge lassen wir sperrangelweit auf und so gleiten wir im Schein der Millionen von Lampen (Tausende wäre völlig untertrieben) in Morpheus Welt.
Gute Nacht!
   
03.04.2016: LAS VEGAS

Wir stehen um 7Uhr auf, frühstücken unsere letzte Bearclaw auf dem Balkon und um 10Uhr sind wir in der Nähe des Restaurants "Peppermill" am Parkplatz. "Peppermill" ist bekannt aus dem Film "Showgirls", wo einige Außenaufnahmen gedreht wurden. Der Film als solches ist inhaltlich mit Sicherheit kein "Knüller", aber als Vegas Fan ein "must see".
Wir gehen aber nicht ins Peppermill sondern haben etwas ganz anderes vor: Anita hat mir zum Geburtstag einen Gutschein für Fahrten mit dem "Big Bus" geschenkt. Das ist ein oben offener Doppeldecker, der verschiedene Routen in Vegas anfährt. In dem zweitägigen Paket, was sie für uns gebucht hat, ist neben der normalen "Hop on - Hop off-Tour" auch noch eine Nachtfahrt und eine Fahrt im High-Roller mit drin.
Wir beginnen zunächst mit der Blue-Tour, die uns durch Downtown führt. Auch in Teile, in denen wir (vielleicht zum Glück) noch nie waren. Unter anderem -und das gefällt uns als Filmfreunden nun wieder- kommen wir an dem Gebrauchtwarengeschäft auf "Hangover 3" vorbei, in welchem Alan seine Freundin kennengelernt hat.
Der Bus hält an vielen Punkten an und gibt Gelegenheit, die Fahrt zu unterbrechen und mit dem nächsten Bus fortzusetzen.
Wir machen das, was die meisten in unserem Bus tun: Sitzen bleiben. Die meisten fahren tatsächlich die komplette Runde ohne Unterbrechung und überhaupt sind wir überrascht, dass so wenige Fahrgäste auf dem Bus sind.
Zum Glück haben wir vorgesorgt und Mützen und Sonnencreme dabei, denn obwohl es nur um die 25 bis 30 Grad sind brennt die Sonne sehr. Zu empfehlen sind auch Getränke, die haben wir leider nicht dabei.
Die Touren werden jeweils von einem Guide begleitet, der auf dem Bus für gute Stimmung sorgt.
Nach dieser Runde wechseln wir von der Blue-Tour (Downtown) auf die Red-Tour, die uns über den Strip führt. Die vielen Informationen sind interessant aber -wie für Amerika wichtig- wird mit vielen Millionenbeträgen um sich geworfen: Welches Hotel wie viel gekostet hat. Nichts desto trotz: Bei einigen Herstellungspreisen, die bis in die Milliarden gehen, frage ich mich schon, wie sich solche Investitionen überhaupt amortisieren sollen.
Aber außer den Millionen- und Milliardenbeträgen (im Amerikanischen "Billions") gibt es auch andere Informationen. Zum Beispiel wissen wir jetzt endlich, weshalb es in den meisten Casinos diese bunten und oft nicht angenehm anzusehenden Teppiche gibt. Bisher glaubte ich, dass die Amerikaner und wir sehr unterschiedliche Geschmäcker haben. Die Lösung: Man möcht die Blicke der Besucher weg vom Boden hin zu den Spielautomaten lenken. Ich sage: Das glückt ihnen !
Nach diesen beiden spannenden und sonnigen Touren geht es zum Dennys zum Mittagessen. Zunächst versuchen wir es bei dem Denny´s direkt neben dem "Big Bus Welcome Center", das übrigens nur aus dem Parkplatz besteht. Doch es ist Sonntag Mittag und eine längere Schlange erwartet uns hier. "20 Minuten Wartezeit" signalisiert uns ein Hinweisschild. Das ist uns zu lang und wir fahren einen vom Strip etwas entfernten Denny´s an. Na gut, das dauert auch 20 Minuten und dann hätten wir auch gleich beim ersten Denny´s warten können, doch dieser hier ist was völlig leer und angenehm ruhig.
Nach dieser Mittagspause geht es zum "Welcome Las Vegas"-Signal vorbei zum obligatorischen "We were here Foto".

Um 19Uhr soll die Abendfahrt starten und wir überlegen jetzt um 15:30Uhr, ob wir denn die Fahrt mit dem Highroller noch zeitlich schaffen können oder sie besser auf morgen verlegen.
Das kommt auf die Warteschlange an und wir beschließen, es einfach mal zu probieren.
Einen Parkplatz dort zu finden stellt keine Herausforderung dar. Auch der Umtausch unseres Gutscheins in echte Karten geht schnell, da niemand an der Kasse ansteht. Im Vorraum wird Anitas Handtasche noch untersucht und schon geht es in den Vorraum, der den Besuchern das Warten in der Warteschlange angenehm gestalten helfen soll, indem ein Film gezeiht wird. Diesen Warteraum passieren wir in wenigen Sekunden, weil es keine Wartenden gibt.
Da wir auch keine Fotos in der Greenbox von uns machen lassen wollen geht es sofort zum Boarding zu den Gondeln und auch hier sind wir überrascht über den Andrang, der gegen null tendiert.
Vor einem Jahr, als der Highroller gerade geöffnet hatte, gab es hier Warteschlangen. Ist die Attraktivität mittlerweile verblasst? Oder haben wir nur Glück, dass heute und jetzt -obwohl es Sonntag ist- die Touristen lieber woanders sind?
Egal! Und dann kommt das Unglaubliche: Uns allein gehört für eine halbe Stunde die Gondel Nr.13 ganz allein.


Langsam hebt sich die Gondel in die Höhe und gibt einen Blick über Las Vegas frei. In 2015 wurde er u.a. als "Best View of Las Vegas" ausgezeichnet.



Der Highroller, momentan noch mit 550 Feet (ca. 160m)  das höchste Riesenrad der Welt ist so groß, dass es "unseren" Kölner Dom noch um wenige Meter überragt.
Nach etwa einer Viertel Stunde läuft dann auf den Bildschirmender Countdown zum "Höhepunkt" der Fahrt, wenn die 550Feet erreicht werden.


Wie man sieht sind auch die andere Gondeln intim besetzt.
Übrigens gibt es auch noch die Möglichkeit der "Happy half hour". Gegen einen Aufpreis von $10/Person wird einem in der Gondel eine Bar reingerollt und dann heißt es "Freies Trinken, bis die Fahrt zu Ende ist." Oder mit den Worten von Udo Lindenberg zu seinen damaligen Trinkekzessen: "Dann habe ich den Wirt erst mal gefragt: Und, was muss weg?"
Nach einer halben Stunde erreichen wir -man mag es kaum glauben- wieder den ursprünglichen Ausgangspunkt und verlassen die Gondel.
Übrigens, wir haben zwar keine Bar reinrollen gesehen aber dann im Ausgangsbereich im Gift-Shop doch ein paar Leute gesehen, deren Ausstrahlung und Ausdunstung den Verdacht nahelegen, dass sie das "Happy Half Hour" in Anspruch genommen haben. Und ich vermute, dass sie mehr über das Angebot der rollenden Bar als über den Ausblick auf Las Vega berichten könnten.
Unsere Frage, ob wir wohl noch den Highroller in das heutigere Programm aufnehmen können hat sich übrigens erledigt. Alles hat so gut geklappt, dass wir viel zu früh fertig sind und so sonnen wir uns noch ein wenig auf der Plaza vor dem Highroller und genießen mit den eigenen Augen und denen unserer Kameras das rege Treiben. Letztes Jahr waren wir übrigens über einen recht großen Polaroid-Lade erstaunt, der hier aufgemacht hatte. Polaroid, das sind übrigens die Sofortbilder, die das amerikanische Unternehmen in den späten 50er Jahren erfunden hat und deren Beliebtheit in den 60er und 70er Jahren gipfelte. Trotz der Digitaltechnik (oder gerade "wegen"?) erlebte Polaroid in den letzten zwei Jahren einen kleinen neuen Boom.
Aber jetzt sehen wir mit etwas Traurigkeit, dass genau dieser Laden zwar noch vorhanden ist, sich aber sehr stark verkleinert hat.
Nach einiger Zeit machen wir uns auf den Weg zum erwähnten "Big Bus Welcome Center", also dem Parkplatz. Zwei Mitarbeiter erkennen uns sofort wieder. Wir sind uns unsicher, ob wir so markant sind oder uns am Vormittag dermaßen daneben benommen haben. Vielleicht liegt es ja auch am Tipp, den wir ihnen gegeben haben. Vielleicht auch ein etwas großzügiger Tipp, insbesondere im Vergleich zu einigen Fahrgästen, die gar nichts gegeben haben.
Aber egal, auf jeden Fall erkennen sie uns wieder und bestätigen unseren Verdacht, dass wir jetzt um 18.15Uhr noch viel zu früh hier sind. Man empfiehlt uns die Lounge im Peppermill. Die kenne ich schon, weil wir vor paar Jahren im Restaurant des Peppermills mal gefrühstückt hatten und ich auf dem Weg zu den Restrooms dort mal reingeschaut habe. Ich war damals begeistert und hatte Anita vorgeschwärmt, aber irgendwie haben wir es dann verdrängt und unser Vorhaben, die Lounge mal zu besuchen erst verschoben und dann vergessen.
Jetzt aber setzen wir das um. Zunächst hält uns unser Touristen-Outfit (kurze Hose, Crocks, T-Shirt) fast schon davon ab, die Lounge zu betreten, denn es gibt einen Dress-Code. Zumindest unsere Mützen verschwinden im Rucksack und beim Betreten der Lounge, werden wir weder schief angesehen noch verwiesen.
Die Lounge ist aus meiner Sicht ein optisches Leckerbissen, zumindest wenn man etwas amerikanisches Blut und einen Hang zum Licht in sich spürt: Die Lounge ist ziemlich dunkel. (Vielleicht hat uns deshalb niemand schief angesehen, weil man uns bei dem Licht gar nicht richtig sehen konnte) Sie ist auf wenig rotes und blaues Licht reduziert und beim Betreten muss man sich zunächst wirklich ein wenig konzentrieren um sich zu orientieren.
In der Mitte des Raumes gibt es eine runde Sitzgruppe und in deren Mitte ein blau beleuchtetes Wasserbecken, in dessen Mitte wiederum ein Feuer brennt.
Wie bereits erwähnt ein optisches Highlight, allerdings fehlt es an Sauerstoff. Ein eigenartiger Geruch, der evtl. von dem Brennmittel für das Feuer herrührt, schwängert den Raum.
Nachdem sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben erkennen wir einzelne Gäste und finden uns plötzlich nicht mehr so "underdressed", denn auch andere Gäste bevorzugen einen ausgeprägten Freizeitlook.
Statt Alkohol bestellen wir zwei Diet Coke, aber auch damit scheinen wir keine unangenehme Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen.
Nach einiger Zeit verlassen wir beeindruckt und hoffentlich nicht letztmalig die Lounge und gehen zum gegenüberliegenden "Welcome Center". Der nächste Guide, der uns auch erkennt, begrüßt uns gleich mit einer herzlichen Umarmung. Wir staunen nur, wie hier alle "drauf" sind. Im Spalier bittet man uns, den Bus zu betreten.
Nach einiger Zeit kommen immer mehr Fahrgäste und die obere Etage des offenen Doppeldeckers füllt sich fast komplett.
Eine einstündige Fahrt ohne Unterbrechungsmöglichkeit hat man uns versprochen und dass wir uns noch wundern werden, wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Statt um 19Uhr starten wir erst eine Viertel Stunde später, weil man noch auf Gäste eines anderen Busses warten musste. Und dann geht es los...
Die Information, dass die Tour eine Stunde dauert, haben wir von einer der Mitarbeiterinnen der Big Bus-Tour. In einem Prospekt lesen wir, dass man die Fahrt in der Fremont Street unterbrechen und dann mit dem nächsten Bus fortsetzen kann.
Und während der Fahrt erfahren wir dann zu unserem Erstaunen aber auch Freude, dass die Tour tatsächlich in der Fremont Street pausiert, der Busfahrer mit uns zur Fremont Street gehen wird und wir uns dann wieder am Bus zur Fortsetzung der Tour treffen werden.
Wer das vorher nicht wusste und ggf.noch ein Folgeprogramm geplant hat, wird jetzt sicherlich in Schwierigkeiten kommen. Aber wir sind da völlig entspannt, zudem wir sowieso heute oder morgen vorhatten, nochmal kurz zur Fremont Street zu fahren.
Zunächst geht es über den Strip, den wir schon zig mal befahren haben, doch heute wehen wir ihn aus einer etwas gehobenen Perspektive.



Anschließend geht es in Richtung Downtown und hier halten wir wie versprochen in der Nähe der Fremont Street, zeitlich so, dass wir "The Fremont Expierence", die abends stündlich läuft, miterleben können.
Unser Guide begleitet und bis zur Fremont Street und läuft dabei durch das Golden Nugget und hier sehen wir erstmalig einige Highlights, die wir bisher nur vom Lesen her kannten.
Zunächst ist da der Pool des Nuggets. Darin enthalten ist ein riesiges Aquarium integriert. Der Knüller ist, dass es eine Wasserrutsche gibt, die in einer gläsernen Tube durch dieses Aquarium führt. Ein Hingucker !



Und das nächste Highlight folgt wenihe Minuten später, der größte Gold-Nugget, der je gefunden wurde:



Erschlagen werden wir von den Massen an Besuchern auf der Fremont Street. So viele Menschen wie heute haben wir hier noch nie gesehen.
Nach knapp einer Dreiviertel Stunde Fremont Street geht es zurück. An dieser Stelle wird uns nochmal klar, weshalb wir individuell reisen und möglichst nicht an organierten Touren teilnehmen. Wir waren jetzt gezwungen, zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder am Bus zu sein. Gerne wären wir noch etwas geblieben. Jetzt und heute ist das kein Problem, denn wir könnten ja jederzeit hier her zurückkommen, doch wenn man komplett organisiert und geführt reist kann das, insbesondere wenn man etwas der Fotografie verfallen ist, zum Problem werden.
Zurück am Welcome Center verabscbhieden wir uns alle freundlich voneinender und wir fahren zurück ins Hotel.
Wir genießen noch etwas den Abend auf dem Balkon, gehen nochmal in den schön illuminierten Pool und bis wir dann endlich ins Bett gehen ist es schon nach Mitternacht.
Bis morgen, also!


 
   
4.4.2016: Las Vegas

Der heutige Tag wird sich durch "Abhängen" auszeichnen. Am Morgen geht es für eine knappe Stunde an den Pool, wo wir fast allein sind.
Danach geht es dann zum Outlet. Obwohl wir schon seit Jahren keine Shopping-Junkies sind und das Einkaufen eher als notwendiges Übel betrachten, wollen bzw. müssen(!) wir doch etwas nachrüsten.
Meine Wanderschuhe sind leider endgültig hin: Die Sohle hat fast völlig das Profil verloren und bietet somit kaum noch Halt auf glatten Felsen. Und da wir im Herbst eine längere Tour planen komme ich jetzt nicht mehr umher, neue anzuschaffen. Also versuche ich nun im dritten Anlauf (soweit ich mich erinnere) neue Schuhe zu finden. Wenn uns das nicht glückt muss ich zuhause suchen und dann im Herbst in den sauren Apfel beißen, die Schuhe auf dem Hinweg anzuziehen. Das macht die Kontrolle am Flughafen und das Reisen im Flugzeug etwas unkomfortabel.
Und tatsächlich werde ich fündig: Das gleiche (oder zumindest optisch gleiche) Modell wird wieder angeboten. Leider nicht zum Outletpreis sondern zum regulären, aber da ich mit diesen Schuhen bisher hervorragend zurecht kam landet das Paar in der Einkaufstüte. Wenn unser Vorhaben im Herbst umgesetzt werden kann, werden sie ihre Zuverlässigkeit wieder unter Beweis stellen müssen.
Anita wird im zweiten Geschäft ebenfalls fündig und kauft sich eine Hose, nachdem sich eine ihrer bewährten Wanderhosen im Grand Canyon an einem Fels einen Riss zugezogen hat.
So lieben wir den Einkauf: Wir wissen genau, was wir suchen und können ganz konkret das entsprechende Geschäft aufsuchen. Genauer gesagt: Nach zwei Geschäften sind wir ausrüstungsmäßig upgedatet.
Unser ursprünglicher Gedanke war, im Foot-Court des Outlets auch zu Mittag zu essen, aber irgendwie spricht uns das nicht an und wir wechseln nochmals zum Panda-Imbiss.
Einer Leserin unserer Reisebereichte sei Dank, dass sie uns letztes Jahr schrieb, dass sie unsere Abneigung (einmal eine schlechte Erfahrung gemacht) Panda-Imbiss gegenüber nicht nachvollziehen kann. Deshalb haben wir dem Panda noch eine Chance gegeben und ihn im letzten Jahr nochmal ausprobiert. Und siehe da: Diesmal hat es uns geschmeckt. Vielleicht hatten wir beim ersten Mal einfach nur Pech oder beide das falsche Essen ausgewählt.
Danach geht es nochmal über den Strip und am Welcome-Schild von Las Vegas vorbei, aber das gewünschte Bild (gestern haben sich zwei Showgirls als Motiv angeboten) findet sich heute nicht.

Zunächst geht es nochmal zum Storage, einige Sachen unterbringen und uns im Office nach dem weiteren Vorgehen zu erkundigen. Leider hat der bisherige Besitzer gewechselt. Statt von einem Privatmann wird die Anlage nun durch ein Konzern geführt und das merkt man, leider nicht im Positiven. Die Miete ist nach oben gegangen und die früher von uns immer so gelobte Sauberkeit (die Restrooms waren einfach aber sauberer als manche Restrooms in Restaurants) ist auf der Strecke geblieben. Klar, früher gab es zwei Hausmeister, die alternierend sieben Tage in der Woche nach dem Rechten gesehen haben. Jetzt liegt plötzlich etwas Abfall rum. Auch unser bisherige Deal (12 Monate im voraus bezahlen, 13 Monate mieten) gibt es nicht mehr. Wir überlegen ernsthaft, den Storage zu wechseln. Im Idealfall genau gegenüber auf der anderen Straßenseite. Doch dort werden wir ernüchtert: Sie sind komplett ausgebucht und es ist nicht abzusehen, wann ein Storage frei wird. Und der Preis? Der richtet sich danach, wenn einer frei wird (also die Nachfrage steuert den Preis).
Ein Blick ins Internet ernüchtert uns ebenfalls. Der neue Preis scheint ortsüblich zu sein. Und wenn man die hervorragende Lage unseres Storages berücksichtigt liegen wir sogar noch recht günstig. Also entscheiden wir uns (zumindest vorläufig), den Storage zu behalten und machen uns einfach klar, dass wir die letzten 13 Jahre einfach ungewöhnlich viel Glück mit dem Storage hatten und jetzt in der Realität angekommen sind. Das nennt man Zweckoptimismus ;-)
Von daher zieht es uns zurück ins Hotel, wo wir am Pool noch etwas relaxen.
Mittlerweile ist es später Nachmittag und wir entscheiden uns gegen eine weitere Stadtrundfahrt (wäre mit dem Zweitagesticket, das mir Anita geschenkt hatte, möglich) und für einen richtig gemütlichen Abend im Hotel.
Wir schmeißen den Kamin an, verpacken uns in die Bademäntel und schlemmern unsere Reste, die wir zwischendurch für unsere Hikes gekauft hatten und die nicht mehr bis zum Herbst halten werden: Nüsse, Slim-Jim, Powerriegel und frisch aufgebackene Croissants. Okay, letztgenannte haben wir frisch eingekauft und waren nicht für die Wanderungen gedacht.
Wir genießen auf dem Balkon noch einmal den Blick auf die -wie bereits erwähnt- niemals schlafende Stadt, das pulsierende Leben und das Meer von Lichtern.
Und es wird wieder weit bis nach Mitternacht bis wir im Bett verschwinden, und weiterhin mit dem Blick auf "unser" Vegas.
Gute Nacht !
 
   
05.04.2016: Las Vegas => Frankfurt => Köln

Der weniger schöne Tag beginnt: Der Abreistag.
Den aber können wir sehr entspannt angehen: Da unsere Maschine erst gegen 16Uhr startet, haben wir "alle Zeit der Welt", wie Anita es immer nennt.
Ich nutze noch mal unseren Whirl-Pool, dann frühstücken wir auf dem Balkon und machen uns ganz langsam auf den Weg.
Beim Check Out entschuldigt man sich noch einmal, dass man unseren Zimmerwunsch nicht erfüllen konnten aber man hofft, dass wir mit dem jetzigen Zimmer dennoch zufrieden war. Ja, das waren wir.
Ein kurzer Abstecher, um die letzten Sachen in den Storage zu deponieren. Das ist unser "letzter Sack", ein großer Sack, in dem die letzten Sachen reinkommen, die wir beim nächsten Mal als erstes wieder benötigen.
(Jetzt kommt mir erstmalig die Frage in den Kopf, ob es wirklich "der letzte Sack" oder eher "der erste Sack" ist. Das muss ich mit Anita mal diskutieren!)
Wir trennen uns beim Vermieter von unserem gelben Postauto, mit dem wir sehr zufrieden waren und eine gute Alternative zu unserem Camaro darstellt, den wir in den letzten Jahren meist hatten. Dann geht es zum Flughafen, wo wir viel zu früh sind. Typisch!
Beim Check in erleben wir dann noch eine Überraschung:  Wir werden darauf aufmerksam gemacht, dass keinerlei Elektronik oder Batterien im aufgegebenen Gepäck sein dürfen. Im Gegensatz zum Hinflug, bei dem wir nur Handgepäck hatten, habe ich nun versucht, so viel wie möglich in den zwei superkleinen Taschen unterzubringen, die wir aufgeben wollen.
Was ich aber in den Taschen habe ist ein riesiges Paket an Batterien. Warum? Für unser Equipment benötigen wir immer viele Batterien (Taschenlampen, Zeltleuchten, Stirnleuchten, GPS usw.). Diese kaufen wir immer vor Ort und nehmen sie unverbrauchten dann mit nach Deutschland. Also öffne ich unsere Taschen wieder und packe sie in das Handgepäck. Dort soll es kein Problem darstellen, was uns wundert.
Aber es funktioniert. Zwar müssen wir diesmal nun doch wieder die Laptops und Tablets aus den Taschen nehmen, aber mein kleiner Koffer im Rucksack, der vollgestopft ist mit Elektronik und nun auch Batterien läuft ohne Nachfrage durch den Scanner.
Unsere Maschine startet mit 15 Minuten Verspätung, wird aber wegen des erwarteten Rückenwindes früher als geplant in Frankfurt ankommen.
Aber etwas anderes stört: Zunächst fehlen auf unseren Plätzen die Decken. Ob die Reinigungscrew vergessen hat sie aufzulegen oder ein paar dreiste Flugreisende sie beim Boarden einfach mit nach hinten genommen haben bleibt ungeklärt. Die Flugbegleiterin schließt beides nicht aus, besorgt uns jedoch schnell neue.
Das andere Problem lässt sich nicht so leicht abstellen. Es ist der kälteste Flug, den ich je erlebt habe. Ich habe im Flugzeug noch nie so gefroren wie jetzt. Wir sitzen in der ersten Reihe der Economy-Comfort-Class, also direkt hinter der Zwischenwand zur Business-Class in der vierten Reihe. Ob es nun an der Zwischenwand liegt oder woran sonst: Es zieht und die Außenwand ist eisig kalt. Ich mummle mich in zwei Decken ein. Anitas Platz ist weniger kalt, wenn auch nicht gerade warm. Aber zumindest zieht es nicht. Und es fehlt die eiskalte Außenwand. Später bemerke ich, dass sich eine der Gepäckklappen quasi direkt unter meinem Sitz befindet.
Was machen wir nun beim nächsten Mal? Ich hoffe, es war nur eine Ausnahme, denn diese Plätze sind wirklich prima: Kein Passagier vor einem, der einem die Rückenlehne beim Essen ins Gesicht katapultieren kann.
Vom Schnattern abgesehen geht der Flug kurzweilig und angenehm von statten. Zwar rappelt es über einen langen Zeitraum, so dass der Service eingestellt werden muss, aber das stört nicht. Insbesondere finden wir das Rappeln und Wackeln der Maschine nicht nur abwechslungsreich sondern auch für den Rücken angenehm, wenn man wie ein Fragezeichen im Sessel Schlaf finden möchte. (Nur beim Trinken sind diese Turbolenzen unangenehm)
In Frankfurt bin ich dann am Gepäckband ziemlich über die Disziplin erstaunt. Ich beschwere mich ja immer, dass die meisten Warte enden gerade mal eine Handbreit vom Gepäckband stehen, so dass man erst mal kaum eine Chance hat, das eigene Gepäcksstück zu erkennen, geschweige es dann vom Band zu nehmen. Und heute ist alles ganz anders und optimal: Alle stehen ein paar Schritte entfernt und derjenige, dessen Gepäckstück ankommt, tritt nach vorne, nimmt es vom band und geht wieder nach hinten. Toll! Es geht doch!
Und dann haben wir auch noch Glück mit dem Zug: Um 13:03Uhr haben wir unser Gepäck und der Zug geht um 13:09Uhr. Keine Chance, den Zug noch zu erreichen, selbst wenn wir rennen.
Und dann kommen wir zum Bahnsteig und der Zug steht noch da wegen einer Verspätung.
Also: alles super!
Und jetzt ist der richtige Moment ein Fazit zu ziehen:

Es war mal wieder toll, wie immer.
Drei Wochen in einem Land, das einem gefällt,
mit Amerikanern, die man in der Regel sehr sympathisch findet,
mit neuen Erlebnissen, die uns sehr beeindruckt haben,
mit einem Wetter, mit dem ,an gut leben konnte und das ganze
mit einem Partner, mit dem man Pferde stehlen kann.

Zu den Highlights zählen aus unserer Sicht:
Endlich "Roy´s Cafe" besucht zu haben
Die Kabine im Highroller, die uns allein gehörte
Der Pazifik Crest Trail, den wir auf einem ganz kleinen Stück erwandert haben
Das Wetter, das trotz des kleinen Temperatursturzes in der Mitte des Urlaubs viel Sonnenschein geschenkt hat
Das Blooming im Death Valley

Bezüglich des Wetters und unserer Autos noch eine Ergänzung. Wir haben uns ja schwer getan mit der Entscheidung, in den ersten zwei Wochen statt eines Cabrios einen SUV zu mieten. Und es war zufällig genau die richtige Wahl, denn es wurde zwischenzeitlich ja so kalt, dass wir vermutlich vor Wut in die Tischkante gebissen hätten, wenn wir mit dem Cabrio wegen der Kälte nur hätten geschlossen fahren können.

Was sich hingegen als problematisch erwiesen hat -zumindest aus meiner Sicht- ist die neue Kameratechnik, die nicht nur wahnsinnig Speicherplatz benötigt sondern für das Umwandeln in das finale 3D auch sehr viel Manpower gefressen hat. Das hat diesmal aufgrund der Laptopausstattung Anita zu spüren bekommen. Zwar sagt sie, dass das für sie kein Problem gewesen sei aber da muss ich mir für das nächste Mal was anderes einfallen lassen.

So, das wars jetzt. Allen, die unseren Bericht gelesen und mitgefiebert haben ein herzliches Danke für das Durchhalten und die Toleranz Fehlern gegenüber. Die werden wir in der kommenden Zeit  sukzessiv korrigieren.

Anita und Hartmuth, 4/2016