Stand: 18.05.2018

Ära 51
 Reisebericht unserer
 51.USA-Tour
 
 

 Hier entsteht derzeit unser Reisebericht
 
28.April 2018
Es geht also wieder mal los nach fast 8 Monaten.

Das wird sicherlich wieder ein besonderer Urlaub und das geht schon auf dem Weg zum Bahnhof los. Vor einem Hotel sehen wir viele Menschen und einige Busse mit der Aufschrift "Andre´ Rieu und sein Orchester".
Nun kenne ich den Namen und auch seine Musik, weiß aber überhaupt nicht wie er aussieht. Ich sage noch zu Anita, sie soll mir sagen, wenn sie ihn erkennt und etwas erstaunt schaut sie mich an und antwortet: "Du, der steht genau neben mir".
Ach ja, jetzt habe ich auch ein Gesicht zu seinem Namen.

Um 12:30Uhr soll unser Zug nach Frankfurt gehen und wer uns kennt weiß, dass wir selbstverständlich deutlich früher auf dem Bahnsteig sind. Das ist auch gut so, denn über Lautsprecher erfahren wir, dass die Wagons in einer anderen Reihenfolge gekoppelt sind und so müssen wir den Bahnsteig entlang in einen anderen Abschnitt.
Welch ein Joke: Der Zug fährt ein und die Wagons sind nun doch in der richtigen Reihenfolge. Ein Schelm, wer da an Absicht denkt.
Rund 50 Minuten später erreichen wir Frankfurt und der erste Weg führt uns zu einem Ticketautomaten der Lufthansa, da es Anita nicht möglich war, vorab online einzuchecken. Genau genommen habe ich schon meine Bordkarte, Anita aber nicht.
Der Automat druckt die Bordkarten aus, allerdings oben mit einem Buchstabencode, der uns verrät, dass Anita morgen sicherlich einer zusätzlichen Sicherheitskontrolle unterzogen wird. Das kennen wir schon von einer unserer vorangegangenen Flügen.
Wenige Minuten später checken wir wieder im Sheraton ein. Diesmal gönnen wir uns statt eines Zimmers eine Suite im Clubbereich. Sie ist großzügig geschnitten, gut ausgestattet, absolut ruhig und sauber, aber man merkt doch, dass das Sheraton etwas in die Jahre gekommen ist.



Beim genauen Hinsehen entdeckt man doch, dass wir nicht die ersten Gäste in diesen Räumlichkeiten sind.
Nach einem kleinen Snack geht es dann in die Sauna. Uns wundert es immer, dass wir hier im Saunabereich fast immer allein sind. Das Sheraton ist das drittgrößte Hotel Deutschlands mit rund 1000 Zimmern. Ich frage mich immer, wo diese Menschen denn sind, auf jeden Fall nicht hier unten in der Sauna - zum Glück.

Das Abendessen nehmen wir in der Lounge ein und dann geht es schon bald auf das Zimmer und dann ins Bett, denn morgen steht der Flug nach Los Angeles an.



 
29. April 2018
Ab 6:30Uhr gibt es in der Lounge Frühstück und dementsprechend früh stehen wir schon auf, denn unsere Maschine geht recht früh.
Das Frühstück hier in der Lounge in der 9.Etage kann sicherlich nicht mit dem Frühstücksbuffett unten im Restaurant Flavors mithalten, was auch schwer ist, denn wir haben noch in keinem Hotel ein besseres vorgefunden, dafür kostet es hier auch nicht über 30€ pro Person und es bietet hier oben im kleinen Rahmen aber genau das, was wir mögen: Gute Brotauswahl, Rührei mit Bacon and Links und das übliche Angebot an Käse.
Viel Zeit haben wir ja sowieso nicht.
Der Tower hat eine eigene Rezeption auf der 9. Etage und hier checken wir auch schon sehr schnell aus. Wenn wir mal vom gestrigen Empfang absehen, der durchaus sachlich und korrekt, aber erstmalig ohne die gewohnte besondere Freundlichkeit stattfand, ist das Personal ansonsten absolut freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend. Und das besondere Flair hier oben gefällt uns so gut, dass wir sicherlich im Herbst wieder hier oben sein werden.

Vom Sheraton aus geht es zunächst noch kurz in die Lufthansa-Lounge, dann in den Flieger von Frankfurt aus nach München und dort wieder in die Lounge.
Warum die Lounge?

Weil wir uns einen kleinen großen Wunsch erfüllt haben: Schon lange wollten wir einmal im Airbus A380, unserem Lieblingsflugzeug, in der Business-Class fliegen. Dreimal sind wir schon A380 geflogen: In der "Tokyo" in der Economy Class und später in der "Frankfurt" und in der "New York" in der Economy Plus, wobei wir behaupten, dass die Economy Plus im A380 der alten Business-Class entspricht.
Eigentlich war unser Wunsch noch ein ganz anderer: Anlässlich unserer 50.USA-Tour im letzten Herbst hatten wir geplant, im A380 in der First Class zu fliegen, bekamen aber keine Plätze.
Und auch für den heutigen Flug gab es keine Plätze mehr in der First Class, dafür aber zwei in der Business Class im Oberdeck unserer A380.
Bevor es ans Boarding geht muss sich Anita einer besonderen Kontrolle unterziehen lassen, was wir schon erwartet hatten. Aufgrund ihres Codes auf der Boardkarte sind wir schon davon ausgegangen und tatsächlich wurde sie rausgezogen. Die aber geht erstaunlich schnell und nach geschätzten drei oder vier Minuten ist sie schon fertig.
Das Boarding geht für uns recht flott. Wir besteigen die "München" und dürfen die Treppe hochsteigen, vorbei an den sieben Plätzen der First Class. Und hier macht sich bei uns nun keine Traurigkeit sondern Ernüchterung und eher Erleichterung breit. Irgendwie hatte ich die Sitze in der First Class durch das Internet anders in Erinnerung. Die erwarteten Schlafkabinen gibt es hier gar nicht und so sind wir im Nachhinein sogar froh, nur in der Business-Class zu fliegen.
Der Service schlägt noch einmal die von uns bei Lufthansa bisher gemachten Erfahrungen: Neben der persönlichen Begrüßung durch "unseren" Flugbegleiter wird sogleich die Speisekarte erläutert und die ersten Getränke nach Wunsch serviert.
Langer Rede kurzer Sinn: Bei diesem Flug heute nach Los Angeles passt einfach alles: Die freundliche und zuvorkommende Betreuung durch "Tim", unserem Flugbegleiter, der Service und vor allem die Bestuhlung. Über ein Display lässt sich der Sitz in jede nur erdenkliche Position fahren und vor allem in die bei einer Langstrecke wichtigste Position: Dem Bett. Tatsächlich lässt sich der Sitz auf eine Länge von etwa 2 Meter in ein Bett verwandeln. Doch bis wir zum Schlafen kommen dauert es noch eine Zeit, denn zunächst gibt es in der Luft  ein mehrgängiges Essen nach Wahl. Nun sind wir auf das Essen im Flugzeug nicht unbedingt erpicht, obwohl es  qualitativ und geschmacklich in den letzten 25 Jahren aus unserer Sicht revolutioniert wurde, aber das Essen heute ist ein Erlebnis und wir bestätigen uns gegenseitig, schon in manch gutem Restaurant weniger gut gegessen zu haben. Hier ausnahmsweise mal einen kurzen Einblick: Oktopus-Salat, Tafelspitz für mich und für Anita Kalbs-Roastbeef, gemischtes Gemüse mit Morchelporee und anschließend jeweils eine Käseplatte, dazu sogar Weine der etwas besseren Klasse.
Der Service ist uns an der einen oder anderen Stelle fast schon unangenehm: So wird das Essen am Platz mit Tischdecke eingedeckt....
Aber das wichtigste für uns ist tatsächlich die Möglichkeit des bequemen Liegens.

Das bequeme Reisen in der Business Class hat für uns seinen Preis: Kommen wir zwar ausgeruht und völlig entspannt in Los Angeles an, so müssen wir aber heute leider noch nach Vegas, und das mit dem Auto.
Zunächst aber führt uns der Weg zur Imigration und hier erleben wir etwas für uns Neuartiges: Wir können uns an einem Automaten, einem sog. "Kiosk" anmelden und ersparen uns damit den Weg zum Officer und den bekannten langen Wartezeiten.
So der Plan!

Mit dem Kiosk kommen wir gut zurecht aber dann hat Anita auf ihrem Ausdruck ein dickes Kreuz und so müssen wir anschließend doch noch zum Officer. Während ich durchgewunken werde muss Anita die übliche Prozedur über sich ertragen: Fingerabdrücke werden abgenommen und ein Foto wird gemacht.

Aber alles in allem ist die Imigration doch recht flott und bald schon sind wir mit dem Shuttle auf dem Weg zu Hertz. Auf dem großen Display sehen wir unseren Wagen auf dem Parkplatz 939 und stehen kurz darauf etwas enttäuscht vor einem Nissan. Eigentlich hatten wir in Amerika mit etwas Amerikanischem gerechnet und nicht mit einer Reisschüssel.



Hoffnung keimt auf, denn der Wagen hat entgegen unserer Bestellung kein "Never lost" installiert und so hoffen wir auf einen Tausch des Fahrzeugs. Doch ein Mitarbeiter bremst uns aus: Wir erhalten das "Never lost" GPS-Gerät vorne an den Tresen. Also dackeln wir mit unseren Trolleys zu den Tresen um dort zu erfahren, dass wir als Gold Card-Member das Gerät beim Rausfahren erhalten.
Also geht es wieder zur 939, nehmen uns den asiatischen Geländewagen und fahren zum Ausgang. Man will uns schon fahren lassen als wir darauf aufmerksam machen, dass wir noch das GPS-Gerät brauchen. Das setzt einen etwas längeren Buchung- oder Umbuchungsprozess in Gang. Auf jeden Fall wird der Strichcode am Auto noch mehrmals gescannt, wir mehrmals vertröstet, machen uns dabei wahrscheinlich bei den hinter uns in der Schlange Wartenden unbeliebt, bis wir endlich das Gerät -einem Handy gleichend- erhalten.
Das ist für uns neu, denn bisher hatten wir das Never Lost je nach Kategorie des Fahrzeugs, standardmäßig dabei und diese Geräte waren im Vergleich zum heutigen Gerät immer fest installiert.

Und jetzt bezahlen wir, wie erwähnt, den Preis für unseren Business-Trip: Wir müssen mit dem Wagen noch über vier Stunden nach Vegas fahren. Das hätten wir vielleicht doch anders organisieren sollen. Die größte Herausforderung ist allerdings, erst mal aus Los Angeles rauszukommen. Das Straßennetz und vor allem das große Verkehrsaufkommen hat doch eine andere Qualität als das von Vegas, wo alles ein wenig beschaulicher zu geht. Das war ja vor etwa 15 Jahren auch der Grund für uns, weshalb wir Vegas als Standard-Destination gewählt hatten.

Nach gut der Hälfte der Fahrt übernimmt Anita das Ruder bzw. das Steuer und im Dunkeln erreichen wir gegen 21Uhr etwa die Glitzerstadt Las Vegas. Bei unserem üblichen Mc.Donald´s gegenüber vom Mandalay Bay nehmen wir noch kurz einen Snack ein bevor wir dann im Platinum einchecken. Richtig, nicht unser Mc Carran Inn steht auf dem Programm sondern das Platinum.

Der Empfang ist gewohnt freundlich und es ist ein schönes Gefühl, im Platinum mal nicht erst gegen Ende des Urlaubs einzuchecken.
Wir haben diesmal ein etwas einfacheres Zimmer für diese eine Nacht gebucht, da wir heute keine Waschmaschine brauchen. Es fehlt der Blick über den Strip und einen Kamin gibt es auch nicht, aber insgesamt übertrifft es dennoch unsere Erwartungen. Die heutige Suite ist gefühlt nur unwesentlich kleiner.



Wir sind ziemlich platt und so geht es sehr schnell in die Federn, damit wir fit sind für den bevorstehenden Urlaub.
Los geht´s!

   
 
30. April 2018
Die Wecker sind auf 6 Uhr gestellt aber wach werden wir schon um 5 Uhr.
Nach einer ausgiebigen Morgentoilette räumen wir die wenigen Habseligkeiten hin und her und checken gegen 7 Uhr aus. Der General Manager der Rezeption (er ist tatsächlich der Chef der Rezeption) erkundigt sich nach unserer Zufriedenheit und nach einem kurzen Small Talk erkennt er, dass wir nicht nur in gut zwei Wochen wieder hier sein werden sondern auch, dass wir schon eine Reservierung für den Herbst haben.
Er gibt uns seine Visitenkarte, falls wir irgendwelche Wünsche haben und die werden wir ihm auch tatsächlich noch mailen für unseren Besuch in zwei Wochen. Mal schauen, ob er was für uns machen wird.

Wir frühstücken bei Dennys und das ausnahmsweise etwas üppiger als sonst, da uns das nächste Essen erst am Abend wieder zu Verfügung stehen wird.

Und jetzt kommt der für uns spannende und auch etwas verängstigende Moment unseres Urlaubs: Wir erreichen pünktlich um 9Uhr das Office des Storages und warten auf den Mitarbeiter.
Denn folgendes ist passiert:
Vor ca. 4 Wochen erhielten wir eine Mail von unserem Storage mit der Bitte vorbeizukommen oder zumindest anzurufen. Telefonisch erfuhren wir, dass bei einem Kontrollgang festgestellt wurde, dass auf unserem Storage kein Schloss mehr sei.
Im ersten Moment ging es uns durch den Kopf, dass wir wohl doch nicht vergessen hatten, den Storage zu verschließen. Aber erstens erschien uns das völlig haltlos und zweitens wäre das doch unmittelbar nach unserem Urlaub vor knapp 8 Monaten aufgefallen und nicht erst jetzt.

Der zweite Gedanke war beunruhigender: Einbruch.
Wir malten uns sogleich aus, was uns erwarten könnte: Vandalismus, unser technisches Equipment ist verschwunden und das Schlimmste: Unsere Wanderschuhe sind weg. Letztgenanntes mag banal klingen aber auf die Schnelle passende und gute Wanderschuhe zu finden ist ein ziemliches Unterfangen.
Dann aber haben wir alles verdrängt vor dem Hintergrund, dass wir uns außer Sorgen im Moment sowieso nichts machen können. Der Mitarbeiter des Storages hat uns noch mitgeteilt, dass er sofort ein neues Schloss dran gemacht hat und der Schlüssel im Office abgeholt werden kann.

Die Spannung steigt mittlerweile wieder stark an, denn der Manager ist immer noch nicht da und so teilen wir uns auf: Ich bleibe vor dem Office stehen und Anita spaziert auf Erkundungsgang durch die Anlage, jeder in der Hoffnung, den Manager irgendwo zu finden.
Nach gut 20 Minuten gelingt es uns auch und gespannt gehen wir, nachdem wir uns eindeutig als Mieter identifiziert haben, zu unserem Storage. Beim Öffnen wird uns klar, dass hier geräubert wurde.




Einige Schubladen wurden geöffnet und mehrere Taschen durchsucht. Nicht alles ist geöffnet aber doch einiges und so ist zu vermuten, dass entweder alles sehr schnell gehen musste oder aber der Einbrecher gestört wurde.
Wir nehmen uns rund eine Stunde Zeit um den Schaden zu begutachten, Gestohlenes zu identifizieren und Durchwühltes wieder einzuräumen.
Wir finden einige Dinge, die uns gar nicht gehören: Ein Messer, eine Visitenkarte und eine uns unbekannte Tasche mit vielen Ampullen und Medikamenten. Genauer sehen wir uns das nicht an und übergeben das Gefundene dem Manager.
Wir kontrollieren alles und stellen erleichtert fest, dass Vieles, was wir befürchtet hatten zu verlieren, noch da ist: Das technische Equipment, die Schuhe, der Leatherman, unsere Stirnleuchten usw.

Sogar dreißig 1-Dollarnoten, die wir für das Valet-Parking und die Maid angespart hatten und letztes Jahr erstmalig (und jetzt auch letztmalig)  dort deponiert hatten, sind noch da. Spätestens jetzt ist uns klar, dass es keine gute Idee ist, Geld im Storage zu deponieren, auch wenn es nur $30 sind.
Was aber fehlt ist eine Kamera.

Einerseits stinkt uns das zwar, andererseits müssen wir auch etwas schadenfroh schmunzeln, denn es ist jene Kamera, die im letzten Urlaub durch die Sonnenfinsternis völlig zerstört wurde.
Der Dieb wird daher wenig Freude damit haben. Leider ist aber auch das Zubehör hierzu verschwunden und das hätten wir gerne noch genutzt, falls wir wieder eine vergleichbare Kamera kaufen.

Wir sehen das ganze dennoch optimistisch, denn es hätte ganz anders kommen können. Zum Teil sind wir es selbst Schuld, denn wir hatten vor zig Jahren auf Zahlenschlösser gesetzt, die eben weniger sicher sind als Schlösser mit Schlüsseln. Wir dachten damals, dass es ziemlich blöd ist, wenn man mal vor dem Storage steht und der Schlüssel vielleicht noch zuhause ist.

Im Office erfahren wir, dass es an jenem Tag wohl gleich mehrere Einbrüche gab. Ärgerlich ist halt, dass wir den alten Storage 14 Jahre hatten und es war nie etwas passiert und der neue Storage bereits nach wenigen Monaten aufgebrochen wird.

Mit unserem Auto fahren wir zur Vermietzentrale, geben ihn dort bei Hertz ab und lassen uns mit dem Taxi zu Cruise Amerika bringen, wo wir das Wohnmobil übernehmen wollen. Hier klappt alles wie am Schnürchen: Unser Termin ist eigentlich erst um 12:30Uhr aber um kurz nach 12 Uhr stehen wir dort auf der Matte und kommen ohne Wartezeit direkt dran. Da wir bereits letztes Jahr bei Cruise Amerika einen Wagen gemietet hatten und wir die technischen Dinge kennen, geht die Übernahme ohne Unterweisung von statten und so schnell, dass wir noch vor 12:30Uhr wieder den Hof verlassen. Das ist, glaube ich, eine absolute Ausnahme und widerspricht allen Berichten und Hinweisen aus dem Internet.

Wir sehen uns einer neuen Herausforderung gegenüber, denn wir haben den Irrsinn begangen, uns für einen C30 zu entscheiden. Der ist nochmal gut 1,5Meter länger als das Wohnmobil vom letzten Frühjahr und so kutschieren wir nun mit einem etwa 9 Meter langen Wagen durch die Stadt. Das Fahrgefühl gleicht eher dem Panzer, den ich während meiner Bundeswehrzeit gefahren habe. Die 10 Zylinder reichen nicht aus, den Wagen flott zu beschleunigen und der Lenkradius gleicht dem eines Tankers auf dem Wasser.

Zurück im Storage laden wir alle für den Urlaub notwendigen Utensilien, die wir vorhin beim Aufräumen bereits zurecht gelegt hatten, ein und nach wenigen Minuten geht es zum Walmart. Der erste Weg führt zum Pick-Up-Schalter, denn wir haben letzte Woche online zwei Fahrräder bestellt. Die bekommen wir dann auch nach paar Minuten, allerdings demontiert. Erst wird uns die Montage zu unserer Freude angeboten, zwei Minuten später erfahren wir dann, dass die Montage erst morgen möglich ist.



Also nehmen wir die Räder eben so und schauen uns draußen an, welches Werkzeug wir benötigen. Das erwerben wir anschließend beim Walmart aber das ist gar nicht so einfach, denn von einfachen Schraubenziehern für 69Cent abgesehen befindet sich alles Werkzeug, aber auch wirklich alles, in Vitrinen, weshalb wir erst mal nach dem Verkäufer Ausschau halten müssen.
Offensichtlich scheint Werkzeug bei den Dieben sehr beliebt zu sein.

Zusammen mit vielen anderen Dingen verlassen wir Walmart, z.B. Philips head screw driver, und statt mit zwei 6mm und 8mm Allen keys mit einer adjustable wrench haben wir einen kompletten Schlüsselsatz dabei. Übrigens, bis vor einer halben Stunde kannte ich die Vokabeln des Werkzeuges -vom Philips einmal abgesehen- noch nicht.
Shoppen bildet !

Es geht nun in Richtung des weltberühmten Rachels, das uns als UFO-Ungläubige bis zu unserer ersten Tour vor gut 10 Jahren überhaupt nichts gesagt hat. Als wir unserem Freund Michael damals sagten, dass wir zufällig in Rachel gelandet sind, riss er nur ungläubig seine Augen auf und fragte "Ihr wart tatsächlich in Rachel???" Er kannte es gut.

Also hier ist unser Anekdötchen aus dieser Zeit:
Rachel ist das Mekka der UFO-Gläubigen, denn Rachel ist der einzig bewohnte Ort an der Grenze zur Area 51, also einem militärischem Gebiet der Amerikaner, das berühmt wurde, weil man hier in der 50er und 60er Jahren glaubte, UFOs gesichtet zu haben. Die Gerüchte spitzten sich sogar soweit zu, dass das Militär damals einen Alien aus einem abgestürzten UFO gefangen genommen haben soll.
Hintergrund dieser UFO-Sichtungen ist -so zumindest die offizielle Darstellung :-)  dass Area 51 ein Versuchsgebiet des Militärs ist und hier neuartige Maschinen ausprobiert wurden, u.a. der Senkrechtstarter und der Tarnkappenbomber. Da diese Maschinen kaum an gewöhnliche Flugzeuge erinnerten lag es nahe, an UFO-Sichtungen zu glauben.

Völlig unbefleckt fuhren wir damals vom Zion aus in diese Richtung, da ich gerne mal über den "E.T.Highway", so heißt dieser Highway mittlerweile sogar offiziell, fahren wollte. Da uns die Strecke bis zu einer gesicherten Unterkunft zu lang erschien und wir auf der Karte auf über 100 Meilen lediglich einen einzigen Ort mit einem Motel und mit dem Namen Rachel entdecken konnten, beschlossen wir hier ein Zimmer zu reservieren.
Ich kann mich noch gut an unsere Gesichter erinnern als wir hier ankamen und vor allem an die Situation beim Betreten des Restaurants/Motels, das in einem Film nicht besser hätte dargestellt werden können. Wir hörten von draußen viele und laute Stimmen, öffneten die Tür zum Motel und schlagartig verstummte das Gemurmel und alle Gäste schauten zu uns rüber.

Wir erinnerten uns ebenso schlagartig an spannende Filme, deren dramatisches Massaker genau so begann. Doch nach einem kurzen Scannen von uns drehten sich alle wieder zu ihren Tischen und redeten weiter.
Die Hoteliers-Frau entschuldigte sich, dass das Zimmer noch nicht fertig ist und gab uns noch eine Cola aus.
Das Zimmer war das einfachste Zimmer, das wir je hatten. Das Bad mussten sich sogar zwei Zimmer teilen, was wir weder zuvor noch in den Jahren danach nie wieder erlebt haben. Dafür war unser Zimmer erstmalig mit einem Videorekorder ausgestattet. Weshalb verstanden wir erst als wir feststellen mussten, dass es hier keinen TV-Empfang gab.
Am Abend gab es dann den weltberühmten Alien-Burger, der genau genommen geschmacklich nicht anders war als viele anderen Hamburger auf dieser Welt, aber von einen einmaligen Flair umgeben war.
Dieses Anekdötchen ist uns auch heute noch sehr präsent und so haben wir unsere Route nicht zufällig an Rachel vorbei gewählt.

Doch zunächst versuchen wir mit unserem Schiff noch in Vegas zu tanken, doch das erweist sich als schwieriger als gedacht, denn nicht jede Tanke lässt sich bequem und gefahrlos mit unserem Wohnmobil ansteuern.
Endlich finden wir eine geeignete und müssen dann feststellen, dass bei unserer AMEX ein Zipcode als zusätzliche Sicherheitsstufe abgefragt wird. Und das funktioniert bei dieser Kette nicht wie gewohnt.
An der Abfahrt der I-15 auf den Highway klappt es dann und notfalls könnten wir ja auch noch in Rachel tanken, wenn die Tanke um diese Zeit noch geöffnet hat, wenn wir ankommen.

Irgendwann biegen wir dann auf den bereits erwähnten E.T.Highway ab und jetzt geht es 40 Meilen lang durch das Niemandsland. Wir haben in all den Jahren ja schon Gegenden kennengelernt, die sehr einsam sind und es kaum mal ein Haus zu entdecken gab, doch dies hier schlägt alles: Es gibt weder Haus noch Scheune noch sonst irgend etwas, was nach Zivilisation aussieht, von den Warntafeln, dass hier Rinder frei rumlaufen, einmal abgesehen.
Gegen 20Uhr erleuchtet das Firmament in der Ferne und die Metropole Rachel wirft uns ihre Lichter entgegen.

Wir betreten erneut das Restaurant, wie einst vor zig Jahren, aber die Lokalität ist  fast menschen- oder alienleer und die Hoteliersfrau hat Mühe, unsere Stellplatzreservierung zu finden.
Nach kurzer Zeit des Suchens gibt sie auf und fragt lediglich, ob wie denn im Voraus bezahlt hätten, was wir bestätigen.
Ein Mitarbeiter zeigt uns dann recht wortkarg, wo wir unseren Wagen hinstellen können und unsere Frage, ob wir gleich noch essen können, wird ebenso wortkarg verneint.
Wir sind ein wenig verärgert, haben wir doch immer noch unser Erlebnis von damals im Kopf.

Dafür ist der Stellplatz besser ausgestattet als erwartet: Er hat Strom- und Wasseranschlüsse und das für $20. Das ist, glaube ich, der preiswerteste Stellplatz, den wir je hatten. Und es geht noch weiter: Hatten wir damals keinen TV-Empfang gibt es jetzt sogar Free WifI.

Stattdessen essen wir dann gemütlich im Wagen die Chicken, die wir vorsichtshalber beim Walmart mitgenommen haben und räumen noch etwas den Wagen ein.

Mal sehen, ob wir morgen nochmals des Versuch machen und hier frühstücken oder ob wir das Ganze sein lassen.

Gute Nacht!
 





 
01. Mai 2018:
Obwohl wir schon um 6Uhr wach sind warten wir mit der Abfahrt zunächst mal bis 8 Uhr, denn wir wollen dem Little Alien Inn noch eine Chance geben, sich uns gegenüber zu rehabilitieren. Zwar verrät uns das Internet, dass das Restaurant abends bis 10Uhr geöffnet ist und wir aber gestern um 8Uhr schon nichts mehr bekommen haben, aber schließlich bin ich scharf auf irgendwelche Souvenirs, die wir in der nächsten Diashow mit einbauen können.

Bei Wikipedia lesen wir, dass die Tankstelle bereits vor über 10 Jahren geschlossen hat. Von daher können wir dankbar sein, gestern doch noch frühzeitig getankt zu haben, da wir ansonsten jetzt ein echtes Problem hätten.
Außerdem lesen wir, weshalb Rachel Rachel heißt, was recht interessant ist. Nämlich.........ach, lest doch selbst bei Wikipedia nach.

Ich nutze die Zeit bis 8 Uhr um noch einige Fotos der Untertasse und von Aliens zu machen.




Leider haben wir kein Thermometer dabei aber das Näschen verrät mir, dass es lausig kalt ist. Wir haben sogar heute Morgen für die Morgentoilette die Heizung angemacht. Der Witz ist aber, dass die Heizung den Wohnbereich und das Schlafzimmer gut aufwärmt, der Auslasskanal im Badezimmer jedoch kläglich versagt.

Um 8:10Uhr gehen wir in Richtung Restaurant und das Schild im Fenster stimmt uns schon ein wenig gnädig: Die Öffnungszeiten des Restaurants sind -abweichend von den Daten im Internet- tatsächlich von 8Uhr bis 20Uhr, also war die gestrige wortkarge Aussage "Closed" korrekt.

Wir werden sogar relativ freundlich begrüßt und dürfen Frühstück bestellen. Die Preise sind etwas über Denny´s oder vergleichbaren Restaurants, gehen aber aus unserer Sicht aufgrund der ungewöhnlichen Lage des Restaurants ohne jegliche Infrastruktur in Ordnung. Überhaupt stellen wir uns die Frage, wie viele Meilen die Menschen hier zum Einkaufen bewältigen müssen und wie oft kaufen sie ein und.....sind die Eier auf unseren Tellern überhaupt frisch?

Der Ton der Mitarbeiterin pendelt immer wieder zwischen ruppig und nett und wir kommen zu dem Schluss: Ist okay!
Was wir allerdings überhaupt nicht finden ist ein geeignetes Souvenir. Je länger ich suche desto niedriger werden meine Ansprüche bezüglich Geschmack und Originalität aber dennoch werden wir nicht fündig. Tassen haben wir schon regalweise, bedruckte T-Shirts ziehen wir in der Regel sowieso nicht an und was uns wirklich gefällt (ein illuminiertes Bild von Rachel mit UFOs) ist unverkäuflich.

Wir entscheiden uns gegen einen unsinnigen Kauf und steigen in unser mobiles Haus. Heute liegt ein reiner Fahrtag vor uns und wir werden erst gegen Spätnachmittag unser heutiges Tagesziel erreichen.

Anita setzt sich hinter das Steuer und lässt sich kaum noch von dem Platz vorne links weglocken. Immer wieder stelle ich ihr die Frage, ob ich mal wieder fahren soll aber ihr "Willst du unbedingt?" und das dazugehörende Gesicht lassen erkennen, dass ich keine Chance habe.
Dem auf dem Platz vorne rechts Sitzenden bleibt nur die Aufgabe, gelegentlich Kaffee oder Kaltgetränke zu reichen, CDs einzuwerfen oder mal das Navi einzustellen.
Nach über 300 Meilen übernehme ich dann für die letzten 30 Meilen das Steuer und es klingt wie ein Witz: Während Anita 300 Meilen von wenigen langgestreckten Kurven mehr oder weniger nur geradeaus gefahren ist werde ich jetzt mit dem Wohnmobil auf den wenigen Meilen richtig gefordert: Enge Kurven, ein steiler Bergpass, zwei Baustellen, in denen man auf eine engere Spur wechseln muss und ein steiler Abstieg.

Gegen 16Uhr erreichen wir unser Tagesziel Campground by the Lake in dem Ort South Lake Tahoe in Kalifornien.
Der Campground, seinem Namen folgend, liegt in Sichtweite des Sees und bildet ein schönes Panorama, leider liegt eine vielbefahrene Straße zwischen uns. Dennoch hat Anita hier einer der schönsten Campsites im Vorfeld reserviert.
Wir stehen mitten im Wald am Beginn der Loop und die beiden Nachbar-Sites scheinen zumindest diese Nacht nicht belegt zu sein.
Direkt neben unserer Site verläuft ein Fahrradweg und das erinnert uns, noch schnell die Fahrräder zu montieren, aber das erweist sich als ein Unterfangen.
Die ersten Bauteile zu montieren ist ein Kinderspiel, doch dann geht es darum, das Vorderrad einzubauen und hier sind wir beide -auch wenn wir uns jetzt blamieren- überfordert.
Ich habe schon häufiger Vorderräder eingebaut bzw. einbauen müssen aber hiermit kommen wir beide nicht klar. Uns fehlt das Werkzeug, was wir benötigen, um die Schrauben an der Nabe zu lösen um anschließend die Vordergabeln einzusetzen.
Obwohl wir unsere Werkstatt etwas in die Sonne verlegt haben ist es so kalt, dass wir es nach einer guten halben Stunde vorziehen, die Werkstatt in das Wohnmobil zu verlagern. Sorgsam achten wir darauf, alles abzudecken, damit kein Schmutz reinkommt.
Überhaupt gehen wir mit dem Wagen schon seit dem ersten Mal mit einem Wohnmobil sehr sorgsam um: Das Betreten des Fahrzeugs -von der Fahrerkabine einmal abgesehen- mit Schuhen verstößt gegen unsere strengen Regeln und im Eingangsbereich liegt eine schmutzabsorbierende Matte, so dass wir im "Häuschen" stets auf Strümpfen oder barfuß laufen können. Einer Freundin von uns werden jetzt bei diesen Zeilen aufgrund von vermuteten "Eumeln" die Nackenhaare hochgehen  :-)

Zurück zu unserer Baustelle. Selbst die Bedienungsanleitung hilft uns nicht weiter bis uns nach Stunden (und das ist jetzt nicht übertrieben) eine mögliche Lösung dämmert, nachdem wir im Karton eine "Quick Release" finden, also eine Schnellspanneinrichtung. Uns war gar nicht bewusst, dass unsere Räder mit diesem Feature ausgestattet sind.
Und dann geht es richtig schnell: Vorderrad einbauen, Bremsen montieren und justieren, alle Schrauben nachstellen und jetzt fehlt nur noch das Aufpumpen der Reifen. Das machen wir morgen. Ebenso das Montieren der Reflektoren.



Während wir für das erste Rad gut zwei Stunden benötigen, ist das zweite Rad in ca. 20 Minuten fertig.
Trotzdem verstehen wir nicht ganz, weshalb diese Montage notwendig war, denn es handelt sich um Falträder, die früher abwertend eher Klappräder genannt wurden, und zusammengefaltet und montiert beim Transport nicht mehr Platz benötigen als demontiert aber entfaltet.

Es ist lausig kalt, weshalb wir schnell im Wohnmobil verschwinden.
Beim Eintreffen auf dem Campground sind wir noch davon ausgegangen, draußen grillen zu können. Aufgrund der aufkommenden Kälte verständigten wir uns dann darauf, im Wohnwagen zu kochen und draußen zu essen. Da das Montieren der Räder so viel Zeit in Anspruch genommen hat steht für uns fest:  Alles findet drinnen statt.
Mittlerweile haben wir ziemlich viel Hunger, denn jetzt ist es schon 20 Uhr und der letzte Happen war unser Frühstück in Rachel.

Heute gibt es Hamburger, die Anita durch die Pfanne zieht. Das Kochen ist verbunden mit allerlei Auspacken, denn die mitgemietete Küchenausstattung ist "brandnew", d.h. jedes Teil, ob Topf, Pfanne oder Messer ist noch verpackt.

Aus  meinem Bluecheese-Burger, also einem Hamburger mit einem Blauschimmelkäse, wird leider ein Ziegenkäse-Burger, denn irgendwie scheinen wir beim Walmart aufgrund der Eile des Einkaufs daneben gegriffen zu haben.
Aber das wird rausgerissen durch den "World famous Käse-Mais-Salat", den Anita bereits seit unserem ersten Campen vor gut 15 Jahren traditionsgemäß macht. Das Rezept ist -seinem Namen folgend- ebenso simpel wie schmackhaft: geriebener Käse und  Mais und Ranch-Dressing und.....sonst nix.
Alles zusammen umrühren, kühlen, stehen lassen und am besten erst am Folgetag essen, wenn er gut durchgezogen ist. Es passiert aber öfters, dass er am zweiten Tag nicht mehr existiert...

Ansonsten beschäftigen wir uns noch damit, die Fahrradschlösser einzustellen, die Helme auszuprobieren und mal wieder aufzuräumen.

Um 21:30Uhr überkommt mich dermaßen die Müdigkeit, dass ich nur noch ins Bett will, während Anita weniger müde zu sein scheint. Kein Wunder, schließlich war ich es ja, der das Wohnmobil durch die schwierige Passage fahren musste ;-)

Gute Nacht.

 
 
02.Mai 2018:
Um 5Uhr sind wir schon wach aber es ist viel zu früh und vor allem noch viel zu kalt etwas zu unternehmen außer einen heißen Kaffee zu trinken. Leider hat unser Wohnmobil kein Außenthermometer und wir haben auch keins aus dem Storage mitgenommen. Von daher wissen wir gar nicht, wie viel wir jetzt frieren müssten. Aber zum Glück hat der Wagen ja eine gute Heizung und so genießen wir die Morgenstimmung beim Blick aus dem Fenster.



Übrigens ein großes Manko beim C25 und C30, wenn man ohne Stromanschluss autark stehen muss: Die Heizung läuft zwar mit Gas und ist somit stromunabhängig. Das Gebläse, das die warme Luft in den Wagen transportiert, saugt die Batterie laut Herstellernangabe jedoch nach 2 Stunden völlig leer. Das könnte man nur durch den Generator verhindern.

Gegen 9Uhr beginnen wir mal damit rauszugehen und die Endmontage unserer Fahrräder zu beginnen. Dazu gehört das Aufpumpen der Reifen, das Justieren der Lenker und Bremsen, das Nachziehen aller Schrauben und die Montage der Halterungen für die Kameras.
Das Aufpumpen erweist sich jedoch als etwas schwierig. Die Pumpe ist ausgelegt für Schrader-Ventile und die französischen Ventile, doch nach einiger Zeit haben wir sie korrekt konfiguriert.

In einer ersten Runde über den Campground wollen wir überprüfen, ob die Fahrräder alle Einzelteile behalten. Das ist in etwa so der erste Flug eines Flugzeuges bevor es an den Halter übergeben wird.
Anita fährt noch nicht, da springt schon die Kette ab, was aber schnell repariert ist oder wie der Amerikaner sagt: fixed. Gut, dass es ein Fahrrad und kein Flugzeug ist.

Wir gehen uns noch mal aufwärmen und kommen dann vollausgestattet zurück um eine erste Ausfahrt zu machen. An der einen oder anderen Stelle muss noch mal die Sattelhöhe verstellt werden aber sonst klappt es recht gut.



Wir kurven ein wenig am Ufer des Lakes entlang und kehren dann zum Lunch in ein nettes Lokal mit Außengastronomie ein. Der Wind ist zwar immer noch recht kalt aber die Sonne brennt auf der Haut so intensiv, dass ich sogar mit Fahrradhelm esse. Sieht vielleicht etwas merkwürdig aus, ist uns aber jetzt egal.

Wobei sich die Frage ergibt, ob ich wirklich auffalle. Die Gegend und vor allem die Menschen scheinen alle ein wenig esoterisch geprägt zu sein und einige laufen und verhalten sich aus unserer Sicht etwas ungewöhnlich. Da knutscht unsere Nachbarin am Nebentisch innig mit zwei Welpen, einige kleiden sich, als wären wir in der Arktis (vielleicht haben die ja ein Thermometer und wissen, wie viel sie frieren dürfen) und andere wiederum scheinen in T-Shirts, kurzer Hose und Flipflops gar nicht zu merken, wie kalt es ist.
Aber uns gefällt die Toleranz, die man in Amerika einander aufbringt, wie wir schon oft feststellen durften. Obwohl wie Kölner ja allgemein auch eine ausgeprägte Toleranz aufweisen und sogar einen Ausspruch haben: Jeder Jeck is anders.

Leider überkommen mich solche Kopfschmerzen, dass ich es vorziehe, im Camper kurz Siesta zu machen, was auch hilft. Nach einiger Zeit drehen wir dann nochmal eine Runde über die verschiedenen Loops des Campgrounds.

Übrigens Campground: Auch diese Nacht scheinen wir ohne direkte Nachbarn zu sein, was das Wohngefühl steigert. Aber selbst mit Nachbarn ist man ja im und außerhalb des Wohnmobils weitgehend für sich. Der Campground ist recht gepflegt und aufgrund der Jahreszeit mag er im Moment vielleicht gerade mal zu einem Drittel oder sogar nur zu einem Viertel belegt sein.

Die Sanitäranlagen haben sogar eine Dusche und interessant ist, dass es auf den Restrooms eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Steckdosen  gibt. Im Zeitalter der Smartphones, Digitalkameras und Tablets kommt man halt ohne Strom nicht mehr aus und wer eine Campsite ohne Stromanschluss hat kann seine Geräte hier aufladen. Ein Schild bittet darum, dass man die Geräte nicht unbeaufsichtigt lassen soll. Ich stelle mir gerade vor, wie bei uns auf der Herrentoilette mit acht Steckdosen acht Herren stundenlang die Restrooms besetzen.

Der Sonne folgend setzen wir uns mit unseren Campingstühlen nach draußen aber nicht lange, denn der Wind bleibt einfach kalt. Mit Hilfe des leider immer wieder unterbrochenem W-LANs erfahren wir, dass die Höchsttemperatur heute 11 Grad beträgt.

Wir verstauen die Stühle und die Räder in dem schier unendlich großen Kofferraum, der sich am Ende des Fahrzeugs direkt unter dem Schlafzimmer befindet. Hier könnten vermutlich vier oder sogar noch mehr unserer Räder untergebracht werden, allerdings stellt sich uns die Frage, ob die Räder auch in kleinere Wohnmobile passen.  Es geht dabei weniger um den Platz als um die Größe der Ladeluken, denn im Herbst werden wir einen etwas kleineren Camper haben.

Heute Abend gibt es neben dem bereits erwähnten Käse-Mais-Salat Würstchen. Italian Sausage, die wir nur durch unseren gemeinsamen Trip mit Marco vor vielen Jahren kennen- und schätzengelernt haben. Übrigens noch ein Hinweis zur Soße. Beim Denny´s essen wir regelmäßig Buffalo Chicken Wings oder -stripes. Das besondere an diesem Gericht ist die wahnsinnsscharfe Buffalo-Soße. Die brennt einem fast den Hals weg und die Unterhaltung zwischen Anita und mir gleicht der Unterhaltung zweier heiserer Menschen. Aber die Soße ist delikat.
Gestern landete sie auf den Hamburgern und heute auf den Würstchen. Anschließend schweigen wir immer paar Minuten, nach Luft schnappend :-)

Heute ist es Anita, die von der Müdigkeit übermannt wird und so sind wir schon gegen 8 Uhr im Bett und betrachten noch kurz analog zur Morgenstimmung die Abendstimmung.



Gute Nacht. 
 
03.Mai 2018:
Heute erwartet uns ein reiner Fahrtag. Rund 470Meilen, also etwa 750km hat uns Anita in die Reiseroute eingebaut, angeblich haben wir das im Vorfeld unserer Planung besprochen. Hintergrund und running Gag bei uns ist, dass mich Anita bei den Reiseplanungen zwischendurch oft etwas fragt während ich am Computer an anderen Dingen konzentriert arbeite und dann alles abnicke (weil ja Männer meist nicht zuhören....)
Ich darf mich also nicht beschweren und lehne mich auf dem Co-Piloten Sitz zurück und sorge -wie schon erwähnt- gelegentlich für Getränkenachschub. Man nennt mich auch den Flugbegleiter....
Obwohl wir schon um 6:30Uhr starten zieht sich die Strecke, allerdings ist sie landschaftlich angenehm abwechslungsreich.

     











Es geht über Pässe hoch und runter, an einem Wildbach entlang, zweimal werden wir inspiziert, ob wir Feuerholz oder Früchte nach Kalifornien einführen, mal ist es sonnig, mal stark bewölkt, mal ist es kühl und mal ist es angenehm warm.

Gegen 17Uhr erreichen wir in Crescen City den Redwood KOA-Campground.
Eigentlich mögen wir die KOA-Campgrounds nicht so sehr, obwohl wir hin und wieder darauf zurückgreifen (müssen). Die KOAs sind in der Regel sehr gepflegt und bestens ausgestattet, dafür im oberen Preissegment und was uns wirklich stört: Die Camper stehen meist Wagen neben Wagen, jeder hat zwar seinen Picknick-Tisch aber der Flair ist weit entfernt von denen der wilderen Campgrounds in den National Parks.
Heute müssen wir wieder auf einen KOA zurückgreifen, weil die Auswahl an geeigneten Campgrounds hier in der Gegend eher gering ist und der KOA der einzige ist, auf dem man zu dieser Reisezeit eine Site reservieren kann.
Anita hat dann gleich zugeschlagen und eine der drei Deluxe-Sites gebucht. Mit $65 pro Nacht (abzügl. 10% Discount als Cruise Amerika-Camper) ist er der teuerste Campground, den wir je hatten und hoffentlich haben werden.
Langsam fahren wir auf das KOA-Gelände und chauffieren mit unserem C30 auf die C12 und dann kriegen wir doch große Augen. Es ist die letzte Site einer Reihe und direkt am Wald. Vor unserem Camper haben wir eine kleine Tischgruppe, einen Grill und eine Schaukel.






Auf unserer Site würde niemand auf die Idee kommen, auf einem KOA zu nächtigen. Also, Anita, hast du richtig gut ausgesucht.
Auch die sanitären Einrichtungen sind in einem sehr gepflegten Zustand, einschließlich sauberer Duschen. Und obendrein gibt es auch noch eine Rec-Hall, also einen Freizeitraum mit Spielen für die Kinder, Tischtennisplatte und einigen Tischen. Alles bestens.

Wir fahren aber gleich wieder los zum 4 Meilen entfernten Walmart um noch die restlichen fehlenden Utensilien einzukaufen. Wir sollten einmal den Aktienkurs von Walmart im Auge behalten und ggf. spekulieren. Wir vermuten, dass der Aktienkurs während unseres USA-Urlaubs stark ansteigt.

Der Walmart ist riesig und dennoch finden wir nicht alles, was wir gerne hätten und bald schon geht es zurück zu unserer kleinen Idylle.

Das Abendessen definiert sich durch die bei Walmart gekauften Chicken, denn es ist recht kalt und wir ersparen uns erneut ein bibberndes Grillen. Ich kritisiere an uns, dass wir während unserer Zelt-Phase bestimmt gegrillt hätten, wobei Anita kontert: "In unserer Zelt-Phase wären wir bei diesen Temperaturen zu Mc.Donald´s gefahren". Ich muss ihr recht geben.



 
 
04.Mai 2018:
Heute begehen wir den Triathlon, wovon wir am Morgen aber noch nichts wissen. Dazu später mehr...

Gegen 8Uhr machen wir uns mit dem Wohnmobil auf den etwa 40Meilen entfernten Trillium Falls zu ein oder zwei kleinen Hikes, was davon abhängig ist, was meine Beine machen.
Zunächst geht es vorbei an der Pazifik-Küste, die uns zu mehreren kurzen Stopps einlädt. Mit diesem Schiff mal eben für ein paar Fotos auf die Schnelle anzuhalten ist gar nicht so einfach und so beobachten wir mit Radar-Augen, um rechtzeitig eine genügend große Anhaltebucht zu erkennen.





Leider lässt sich die Sonne nicht blicken und so verschwindet das Motiv etwas in der diesigen Atmosphäre.



Auf dem weiteren Weg entdecken wir zwei imposante Statuen, wobei die Linke eine Höhe von 50Feet hat, also etwa 16 Meter. Es sind Figuren, die auf eine kleine Attraktion, die Mysteries Trees aufmerksam machen sollen.



Gegen 10:00Uhr etwa erreichen wir den Trailhead und zu meiner großen Freude entdecke ich, dass es einen Bike-Trail gibt. Sofort stürme ich zu Anita und berichte ihr von dem Entdeckten und ihre Freude ist sehr groß. So groß, dass es doch einige Zeit braucht, bis ich sie überreden...ich meine überzeugen kann.
Wir machen den Deal: Erst radeln, dann hiken und schon entfalten wir unsere Bikes.
Der Weg auf der Übersichtskarte ist so detailliert erklärt, dass wir nach etwa 5 Minuten radeln durch den Wald erkennen müssen, in die falsche Richtung zu fahren.
Mein Orientierungssinn ist eher mittelmäßig, Anitas hingegen recht gut ausgeprägt. Aber die Beschilderung ist für uns beide nicht wirklich geglückt. Wir vermuten, dass die Tafel mit dem Hinweis ursprünglich mal wenige Meter vom jetzigen Standort entfernt  und im anderen Winkel angebracht war, dann würde sie nämlich genau stimmen.

Wir drehen also um und radeln den Davison-Trail, der uns nach drei Meilen zu einem Campground führen soll. Die amerikanischen Bike-Trails, die wir bisher kennen, sind asphaltiert und gut ausgebaut und das hatte ich auch hier erwartet. Stattdessen geht es querfeldein durch einen recht dunklen und dichtbewachsenen Wald. Ich frage mich, weshalb Herr der Ringe in Neuseeland und nicht hier gedreht wurde, denn der Wald hat einen mystischen und fast schon Angst einflößenden Charakter. Bäume und Pflanzen sind ungewöhnlich groß gewachsen und einige sind so dreist, sich einfach quer über unseren Trail zu legen. Zum Glück nur die ganz kleinen.



Mehrere Male müssen wir die Räder über die kleinen Stämme wuchten und dann naht das Ende unserer Tour.
Ein weiterer Baum liegt quer, doch der hat noch so viele Äste dran, dass wir mit den Rädern durchklettern müssten und das sehen wir dankenswerterweise als ein Wink mit dem Zaunpfahl: Wir dürfen umkehren.



Denn wir fahren mit mehreren Handicaps: Der Waldweg geht ziemlich steil hoch und runter, unsere Schaltungen an den Rädern haben mangels genauer Justage ein mitunter krachendes Eigenleben und als Rheinländer, der Tag für Tag auf etwa 50 Meter über dem Meeresspiegel lebt, macht die jetzige Höhe ziemlich zu schaffen.

Zurück am Trailhead verstauen wir unsere Räder und machen uns jetzt zu Fuß auf den Weg zum Trillium Fall, ein 2,5-Meilen langer Rundweg durch und zwischen den Redwoods, die zu den größten Bäumen der Welt zählen.
Etwa 0,1 Meilen vom Parkplatz entfernt beginnt der eigentliche Trail, der rechts vom Hauptweg hoch in den Wald führt. Und augenblicklich tut sich eine monumentale Welt gigantischer Bäume auf. Wir müssen uns gegenseitig zur Vorsicht mahnen, auf den Weg zu achten, weil unsere Köpfe nur noch ungläubig nach oben in die Wipfel der Bäume gerichtet sind, soweit man diese überhaupt noch sehen kann.

Die Bäume haben eine Höhe von bis zu 80 Metern, einzelne Exemplare sollen sogar bis zu 110Meter sein und die Stämme unten haben bis zu 7 Meter Durchmesser. Obwohl sich das Wetter deutlich zu bessern scheint und die Sonne herauskommt ist es hier unten eher dunkel, denn die Kronen der Bäume nehmen zuviel Licht für ihren eigenen Bedarf weg.



Und hier unten bei uns am Fuße der Giganten schaut es aus wie in einem Regenwald: Riesige Pflanzen verschaffen sich Platz zwischen dem Meer von verschiedenen Farnen.




Umgestürzte Bäume zeigen ihr surrealistisch anmutendes Wurzelgeflecht in unvorstellbaren Dimensionen.



Und selbst wenn sie Halt verloren haben wissen sie sich festzuklammern um weiter zu leben und nach oben zu streben.




Der etwa 3 Meter hohe Wasserfall, den wir passieren, fristet ein unscheinbares Dasein im Angesicht der Bäume, die uns die Faszination der Natur spüren lassen.



Wir erscheinen regelrecht zwergenhaft im Vergleich zu diesen Redwoods.



Und auch der Dschungel scheint uns in sich aufzunehmen.



Der Hike ist mit moderate und etwa 2 Stunden Laufzeit angegeben. Wir überschreiten die Zeit deutlich, denn hinter jedem Baum gibt es wieder Neues zu sehen, was uns ausbremst.

Doch irgendwann einmal erreichen wir das Ende des Trails und gehen voller imposanter Eindrücke zu unserem Wagen zurück.

Nach den beiden Disziplinen Laufen und Fahrradfahren fehlt zum Triathlon ja eigentlich nur noch eine Wasser-Sportart und wir beschließen, nachher mal nicht im Camper sondern auf dem KOA zu duschen.
Auf dem Rückweg sieht die Pazifikküste aufgrund des besseren Wetters noch bemerkenswerter aus...



 und wir freuen uns bereits jetzt darauf, morgen an der Küste entlang den Highway Number One zu befahren.

Zurück am Campground betanken wir den Wagen mit Gas, bzw. lassen betanken. Denn aus Sicherheitsgründen darf die Gasanlage nur von Ausgebildeten betankt werden. Rund drei Gallonen haben wir bereits verbraucht.

Nachdem wir dann der dritten Disziplin, dem Duschen, nachgegangen sind geht es auf unsere Schaukel zum Entspannen.
Nebenher füllen wir noch etliche Flaschen mit Wasser. Warum?



Die passen besser in den Kühlschrank oder für das Zähneputzen in den Badezimmerschrank oder in den Rucksack zum Wandern. Im Sinne der Nachhaltigkeit kaufen wir nicht jedesmal Dutzende von Flaschen sondern füllen diese aus der Gallone in die alten Flaschen. Okay, den Kanister sollten wir zukünftig versuchen auch noch einzusparen.

Nach dem Essen könnten wir ja jetzt ins Bett gehen, doch uns steht noch eine Aufgabe bevor. Im letzten Bericht haben wir kein einziges Bild vom Innenleben des Campers aufgenommen und auch jetzt erreichte uns seitens B. der Wunsch, sich unseren Camper mal anzusehen. Und dafür machen wir jetzt ein Fotoshooting:































So, jetzt aber gute Nacht !

 
05.Mai 2018:
Zum gestrigen Tag sei noch gesagt, dass wir unser Wohnmobil endlich mal komplett angeschlossen haben, also nicht nur den Stromanschluss sondern auch die Wasserversorgung und -entsorgung. Ich verstehe nicht, wie die Amerikaner es vor knapp 50 Jahren geschafft haben den Mond zu erobern aber andererseits nicht in der Lage sind, Panels im Wohnmobil zu entwickeln, die auch richtig funktionieren.



Haben wir den "Black Water"-Tank doch gestern erst völlig  entleert zeigt er immer noch an, er sei zu 2/3 gefüllt.
Der Frischwassertank, der vor unserem gestrigen Auffüllen mit Sicherheit schon gut entleert hätte sein müssen  war angeblich immer noch randvoll.
Ähnliche Kuriositäten hatten wir auch schon im letzten Jahr beobachten müssen.

Um 9:00Uhr erst verlassen wir zu einer für uns eher ungewöhnlichen Zeit den uns lieb gewordenen Campground in Richtung Bodega Bay.
Doch zuerst geht es wieder zum Walmart den Aktienkurs hochschnellen lassen. Endlich finden wir auch die Abteilung mit den Thermometern aber leider ist kein für unsere Zwecke geeignetes dabei.

Wir wählen als Route sehr bewusst die Avenue of the Giants, das ist ein etwa 31 Meilen langen Abschnitt der alten 101 und die kennen wir bereits aus unserer ersten Tour vor zig Jahren.



Mit unserem 30Feet langen Fahrzeug können und dürfen wir nur den Hauptweg befahren und allenfalls an vorgegebenen Stellen Stopps einlegen. Denn für die Seitenwege sind wir zu groß bzw. zu lang.
Die erwähnte Avenue of the Giants führt über weite Abschnitte durch Wälder voller Redwoods, was unsere gestrige Faszination auf dem Hike wieder hochkommen lässt. Allzu gerne würden wir zwischendurch anhalten und einen Hike machen aber dafür reicht heute die Zeit nicht.



Anita sitzt am Steuer und obwohl die Straße zweispurig ist kommt manchmal das Gefühl der Enge auf, wenn es heißt, das Wohnmobil zwischen den Giganten und entgegenkommenden Wagen durchzuschleusen. Gerade wundert es mich noch, dass die Bäume alle in einem unversehrten Zustand sind da entdecke ich auch schon zwei verletzte Bäume, die offensichtlich irgendwann einmal in einen Unfall verwickelt wurde.
Und nur wenige Sekunden später hinter der nächsten Kurve werden wir von einem Passanten mit den Armen winkend zum Stoppen gezwungen, denn just vor wenigen Sekunden hat sich hier ein Unfall ereignet. Ein Wagen scheint aus einer Haltebucht auf die Straße eingebogen zu sein und hat dabei einen Motorradfahrer übersehen, der geistesgegenwärtig gebremst  hat und leider gestürzt ist. Er ist zwar etwas benommen aber zum Glück nicht wirklich verletzt. Sein Motorrad scheint den Unfall hingegen weniger gut überstanden zu haben.
Nachdem unsere Unterstützung nicht gebraucht wird warten wir und schon wenige Minuten später erscheint der Sherriff und kurz darauf auch die Feuerwehr.
Etwas vom Zwischenfall angeschlagen aber zugleich über den  nicht allzu dramatischen Ausgang erleichtert führen wir die Fahrt fort.
Etwa gegen 13:30Uhr erreichen wir dann das heutige Highlight, den legendären Highway Number One, also die weltberühmte Küstenstraße, die von hier aus runter in den Süden geht.
Es dauert aber bestimmt noch etwa eine Stunde, bis wir endlich den Pazifik sehen.



Das Wetter meint es anfänglich nicht allzu gut mit uns: Die Sonne versteckt sich hinter einer ziemlich dicken Wolkendecke, die sich nur langsam aufzulösen scheint.
So gegen 16Uhr ist die Wolkendecke löchrig und die Sonne findet Gelegenheit, die Küste zu erhellen und sie erstrahlen zu lassen.



Anita wird heute Abend in den Armen spüren, was sie heute leistet, denn die Strecke ist dermaßen kurvenreich, dass es kaum mal eine gerade Stelle zum Entspannen gibt.
Und manche Stellen in den Kurven lassen uns die Herzen rasen, besonders wenn der entgegenkommende Verkehr, "sehr entgegenkommend" ist.
Interessant ist, dass in allen Niederungen unserer Strecke immer wieder darauf hingewiesen wird, dass hier im Falle eines Tsunamis ein Gefahrenbereich ist.



Anitas Wunsch, von unserer Campsite aus die untergehende Sonne über dem Pazifik zu erleben, wird immer unwahrscheinlicher, denn es geht mittlerweile auf 19Uhr zu und dennoch können wir es schaffen.
Unsere Campsite liegt im Duran Beach State Park und hier hat Anita für zwei tage eine Campsite direkt am Wasser herausgesucht und gebucht. Der Empfang an der Eingangsstation ist sehr freundlich und wir werden darauf hingewiesen, dass sehr viele Deutsche das Jahr über hier her kommen und dass er sie meist an den Wohnmobilen von Cruise Amerika erkennt.
Aha, jetzt sind es also nicht nur die kurze Hose und die weiße Socken in den Sandalen und die Bildzeitung unter dem Arm, die uns aus Deutsche outen, jetzt lässt ein Camper von Cruise Amerika auch schon den Schluss zu.
Von der Eingangsstation bis zu unserer Campsite Nr. 96 sind es noch gut eine Meile und Meter für Meter werden unsere Gesichter etwas länger. An der 96 ist die Kinnlade dann auf Hüfthöhe. So haben wir uns die Campsite, auf die wir uns so sehr gefreut hatten, nicht vorgestellt. Camper neben  Camper, der Blick geht zwar aufs Wasser aber auf einen kleinen Nebenarm des Pazifiks, die Sonne verschwindet nicht auf dem Meer sondern hinter einem Berg und außerdem zieht es gewaltig und die eiskalte Luft weht uns kräftig um die rotwerdenden Nasen.




Die Infrastruktur ist ebenfalls verbesserungswürdig: Kein Stromanschluss, kein Wasseranschluss, kein Abwasseranschluss und kein Internet. Okay, das wussten wir alles vorher und darüber haben wir kein Recht zu schimpfen.
Beim Abendessen -natürlich wegen der Kälte wieder drinnen- entscheiden wir uns, morgen weiterzufahren, wenn wir denn auf dem Weg zum Yosemite National Park einen Platz finden. Zum Glück gibt es bei Cruise America immer gleich einen Katalog der KOAs. Aber was nützt uns das ohne Internet? Es gibt ja auch noch das Handy zum Telefonieren, vielleicht kann sich der eine oder andere noch daran erinnern.
Beim ersten KOA stoßen wir auf das Problem, dass es ihn nicht mehr gibt oder zumindest kann man ihn nicht mehr telefonisch reservieren.
Doch beim zweiten haben wir Glück. Er liegt etwa 150 Meilen von hier entfernt und damit fast genau auf der Hälfte auf dem Weg zum Yosemite.
Anita telefoniert, versteht aber dann aufgrund der etwas schlechten Verbindung nicht, ob er nun $36 oder $63 kostet aber wir vermuten mal eher den letztgenannten Preis. Zwar haben wir hier bereits die zweite Nacht bezahlt und eine Rückerstattung ist fast ausgeschlossen, aber das ist jetzt in der Situation eher nachrangig.

Im Wohnmobil schmeißen wir die Heizung an um den Wagen für die Nacht gut vorzuheizen.  Und um die Heizung zu betreiben ohne die Batterie leerzusaugen schmeißen wir erstmalig auch den Generator an, der auch sofort anspringt. Die Genarator-Stunden müssen übrigens anschließend mit dem Vermieter abgerechnet werden, da wir keine Generator-Flatrate gebucht haben. Erstaunlich ist auf diesem Campground, dass dieQuiet-Hours, also jene Zeiten, in denen auf dem Campground Stille zu herrschen hat und auch keine Generatoren laufen dürfen, erst um 22Uhr beginnen. Das kennen wir von anderen Campgrounds anders, da beginnen sie in der Regel schon um 20Uhr oder sogar 19Uhr.
Es ist ja heute kein Wetter um draußen zu sitzen. Aber selbst wenn es das wäre, würden wir es kaum aushalten, denn fast von jedem Camper  her hört man das Gebrumme des Generators.

Ein letzter Blick auf das Wasser und in der Ferne sehen wir noch grüne und rote Lampen blinken. Aus meiner alten semi-maritimer Vergangenheit (das hört sich gut an, es steckt aber nicht viel Wissen dahinter) erinnere ich mich, dass Boote und Schiffe Steuerbord ein grünes und Backbord ein rotes Licht haben müssen. Bei Bojen geben die Farben an, auf welcher Seite man sie passieren muss.
(Nachtrag: am nächsten Tag sehen wir bei Licht, dass es sich um die nächtlichen Hinweise der Fahrtrinne handelt, denn hier gibt es tatsächlich Tiden)

Wir gehen ins Bett und sind guter Dinge, dass der morgige Campground besser sein wird.


06.Mai 2018:
Die Sonne scheint hier etwas früher aufzugehen oder wir schlafen etwas länger. Auf jeden Fall ist die Dachluke über unseren Bett schon hell erleuchtet und beim ersten Blick aus dem Fenster bestätigt sich alles: Es ist hell, der Pazifik liegt immer noch nicht vor uns, die Camper stehen nach wie vor Wagen neben Wagen und es ist lausig kalt.


Aber die Sonne scheint recht kräftig und wir beschließen, noch vor dem Frühstück einen kleinen Spaziergang um den Campground zum Pazifik hin zu machen. Obwohl man uns gestern am Eingang sagte, dass alle Campsites belegt sind, sehen wir noch ein paar wenige freie. Entweder haben die Camper bereits vor unserem Erwachen am frühen Sonntag ihre Heimreise angetreten oder aber nicht alle Camper sind gestern erst angekommen. Schade, dass diese dann vorher nicht telefonisch absagen, damit andere Camper noch in den Genuss eines Platzes kommen.


(Das ist übrigens keine Montage)

Dieser Campground scheint übrigens sehr beliebt zu sein, zumindest in den Sommermonaten. Dafür spricht, dass man im Sommer nicht länger als drei Tage hier bleiben darf.
Nach dem Frühstück geht es los. Unsere erste Station ist "The Tides" in Bodega Bay. Es ist nur schwer wiederzuerkennen, aber hier suchten einst Einwohner Schutz vor dem Angriff der Vögel in Alfred Hitchcocks "Die Vögel".



Einen höheren Wiedererkennungswert hat da schon das alte Schulhaus, von dem aus die Schulkinder die Flucht nach Hause starteten unter dem Angriff der Vögel.



Wir haben die Szene möglichst genau nachgestellt und wer im Internet unter "Hitchcock Vögel Schulhaus" nach Bildern recherchiert wird die Ähnlichkeit sicherlich bestätigen können. Anita rennt genau dort, wo 1962 die Schülerinnen und Schüler rannten und ich habe versucht, genau den damaligen Standort der Kameras zu finden.



Was sich verändert hat ist der Hintergrund. Der heute das Haus überragende Baum war damals lediglich ein dicker Busch.

Übrigens: Obwohl der Film mittlerweile ein Alter von 55 Jahre hat, ist es erstaunlich, wie viele sich doch für das alte Schulhaus interessieren. Während unseres Aufenthaltes kamen drei Autos mit Interessierten an, machten schnell ihre Fotos und schon waren sie wieder weg.

An der Stelle bietet es sich an, mal über unser Handicap zu sprechen: Mit unserem riesigen Wohnmobil sind wir wenig flexibel. Für den Besuch des alten Schulhauses mussten wir unten an der Straße in einiger Entfernung parken, denn wir hätten zwar die kleine Straße vor dem Schulhaus in eine Richtung hochfahren können, aber an Drehen oder auch nur Parken wäre nicht zu denken gewesen. Dafür war die Straße zu eng und unser Wohnmobil um Längen zu groß. Ähnlich ist es uns auf den langen Strecken gegangen. Früher mit dem Cabrio haben wir oft gedreht, weil wir im Vorbeiflug etwas Interessantes gesehen hatten. Das alles fällt seit Beginn unserer "RV-Phase" weg und das ist für zwei Fotointeressierte ein wirklich hartes Los.

Nach diesem Intermezzo nehmen wir wieder Fahrt auf und erreichen etwa gegen 15Uhr den Placerville Campground in Shingle Springs, also etwa in der Mitte zwischen Bodega Bay und unserem morgigen Ziel, dem Yosemite National Park.

Der Empfang ist wieder freundlich, der Preis ist -wie erwartet- der höhere, die Camper stehen -ebenfalls wie erwartet- Wagen neben Wagen und dennoch ist die Site prima, denn am Picknicktisch sitzend sehen wir direkt ins Grüne. Außerdem verwöhnt uns heute erstmalig das Wetter, wir können draußen nicht nur essen sondern auch Grillen und wir sitzen noch eine ganze Zeit herum, bevor wir dann irgendwann mal ins Wohnmobil gehen.



Denn wir haben neben Bericht schreiben, Bilder sichern noch mehr zu tun, z.B. den Wagen reparieren. Genau genommen das Brett unter dem Bett. Während ich heute gefahren bin, musste ich einmal etwas stärker bremsen. Und ich rede jetzt nicht von einer Vollbremsung. Plötzlich hörten wir ein längeres Rutschen und wir vermuteten zunächst, dass irgendetwas auf dem Boden durch das Bremsen nach vorne gerutscht ist. Ist es auch: Die Matratze im Schlafzimmer ist mitsamt einem Teil des darunter befindlichen Brettes verrutscht. Kurze Bestandsaufnahme: Das Brett, das das Bett trägt und zugleich einen der Tanks abdeckt ,hat eigentlich sechs Schrauben, doch nur eine einzige war wirklich vorhanden.
Die Reparatur ist schnell erledigt.

Aus der nun einjährigen Erfahrung mit Wohnmobilen unterschiedlicher Typen von verschiedenen Anbietern raten wir hiermit allen zukünftigen Campern, Werkzeug, Ponal und paar Schrauben mit auf Fahrt zu nehmen. Wir haben bisher alles auf allen drei Touren benötigt!

So, jetzt reicht es aber und es geht ins Bett.

In den nächsten Tagen sind wir im Yosemite und werden auf spartanische Campsites stoßen. Uns wird Strom, Wasser und vor allem Internet fehlen, weshalb vorläufig mit keinem Bericht zu rechnen ist.



Wir sind wieder im Netz!
Bis einschließlich 13.Mai 2018 waren wir ohne Handynetz und Intranet.
Wir dürfen feststellen, es gibt auch ein Leben ohne SMS, Whattsapp usw. und das  ist gar nicht mal so schlecht ;-)
 
07.Mai 2018:
Das Aufstehen um 6Uhr fällt uns heute beiden sehr schwer, denn gestern ist es noch bis nach Mitternacht gegangen bis wir endlich im Bett waren. Wieso? Es gab technische Probleme. Unsere bei Walmart gekaufte externe Festplatte als zusätzliche Sicherung unserer Bilder begann zu spinnen und wollte nicht mehr so wie wir. Parallel dazu erwies sich das Internet vermutlich aufgrund von Überlastung so langsam, dass es uns nicht möglich war, den aktuellen Bericht hochzuspielen.

Nach Mitternacht hatten wir dann die Technik wieder im Griff und nicht umgekehrt.
Mit kleinen Äugeleins verlassen wir um 8 Uhr den Campground, der uns -mit Ausnahme des langsamen Internets- sicherlich auch in recht guter Erinnerung bleiben wird.

Bis eben haben wir noch ernsthaft überlegt, unsere Route mal wieder zu ändern, da die Temperaturen im Yosemite in den nächsten Tagen hinter unseren Erwartungen zurückbleiben werden. Die möglichen Alternativen waren Moab, Grand Canyon, Valley Of Fire und Zion aber erstens wäre es eine weitere intensive "Gurkerei" (= Fahrerei) von etwa 600 bis 800 Meilen gewesen und zweitens war es kaum möglich, geeignete Campsites zu finden. Unser Anspruch diesbezüglich ist ja mittlerweile nicht allzu gering.

Anita hat die heutige ursprüngliche Route von 150 Meilen auf etwa 170 Meilen zugunsten eines Walmarts verlängert. Was kaufen wir denn eigentlich immer so ein? Neben dem Auffüllen von Getränken und Grillgut und weiteren Utensilien diesmal auch Schrauben für das Bett.

Das Navi scheint unser Schimpfen am ersten Tag unseres Urlaubs über die monotone Landschaft gehört zu haben und präsentiert heute eine ausgefeilte Route, auf der wir alle paar Minuten mal links und dann wieder rechts und dann wieder links abbiegen müssen. Und sie führt durch riesige Weinanbaugebiete.



Anita meint, wir könnten ja Glück haben und zufällig durch unsere favorisierten Weine durchfahren, also Gallo und Barefoot. Ich weise auf die Gefahr hin, dass wir dann sicherlich zu einer Weinprobe einkehren und daraufhin nicht mehr unser Tagesziel erreichen, bzw. vielleicht gar nicht mehr erst finden.



Langsam nähern wir dem Yosemite und die Landschaft nimmt zunehmend die von uns gewohnte Form ein, wobei wir hier betonen müssen, dass uns die Landschaft in den letzten Tagen auch zugesagt hat.



Die Temperatur nimmt ebenfalls zunehmen an Fahrt auf, wobei das relativ zu den Vortagen gesehen werden muss. Die heutigen 26 Grad im Vergleich zu den Tagen zuvor lassen uns direkt schwitzen.

Am Parkeingang erstehen wir für $80 den Annual Pass, der nun wieder ein Jahr gültig ist. Vielleicht ist das noch ein günstiger Zeitpunkt, denn in den Nachrichten hörten wir, dass die Preise für die Nationalparks evtl. schon im Juni um rund 30% steigen könnten.



Wir steuern den für die nächsten vier Tage reservierten Upper Pine Campground an, auf dem wir die Campsite 210 gebucht haben. Am Eingang zum Campground werden uns vom Ranger zunächst minutenlang die Regeln erklärt und die sind nicht ohne:
Da wir uns in einem aktiven Bärengebiet aufhalten, müssen sämtliche Lebensmittel entweder in den sog. Storages, die es auf jeder Campsite gibt, deponiert werden oder bei den Wohnmobilen auch innen im Wagen, Nicht jedoch in den von außen zugänglichen Staufächern und auch nirgends im Auto, was der Bär von außen sehen könnte.
Überhaupt soll vorne die Fahrerkabine frei von jeglichem Material sein, das das Interesse des Bären wecken könnte.

Jegliche Lebensmittel müssen während des Kochens oder des Essens maximal eine Armlänge entfernt sein. (Wir in Köln haben von unserer Oberbürgermeisterin vor zwei Jahren hingegen gelernt, dass man immer eine Armlänge Abstand halten sollte. Doch das hatte nichts mit Essen zu tun)

Nach dem Briefing suchen wir unsere Campsite auf und die hat es im positiven Sinne in sich.



Von allen Campsites scheinen wir die größte und vielleicht auch beste zu haben: Sie liegt in der Außenrunde des Campgrounds, mitten im Wald und ist richtig idyllisch. Obwohl ich immer rumalbere, dass ich in Bärengebieten lieber eine Campsite in der Mitte möchte, da vermutlich zuerst die äußeren einem Bärengriff zum Opfer fallen, bin ich rundherum zufrieden. Gäbe es jetzt noch Strom usw. wäre das Glück perfekt.

Zunächst verstauen wir alle Lebensmittel in das Wageninnere und sorgen dafür, dass es von draußen nichts zu sehen gibt, was für einen Bären von Interesse sein könnte. Als Anita sogar das Navi ausbaut weise ich darauf hin, dass ich davon ausgehe, dass der Bär sich hier auskennt....

Mit dem Shuttle, der nur zwei Gehminuten von unserer Campsite entfernt hält, fahren wir zu, Yosemite Village. Auf dem Weg fällt uns auf, dass die Wasserfälle im Moment besonders viel Wasser führen, was wir auf die Schneeschmelze zurückführen.





Im Yosemite Village angekommen erkundigen wir uns nach dem Wetter, was viel Sonne verspricht,  ärgern uns aber darüber, dass es das hervorragend sortierte Sportgeschäft nicht mehr gibt und fahren mit dem Shuttle weiter zur Yosemite Valley Lodge. Sollte der Name einem Leser neu vorkommen so ist das nicht verwunderlich, denn es hat mehrere Namensveränderungen gegeben:
The Majestic Yosemite Hotel (ehemals The Ahwahnee Hotel)
Yosemite Valley Lodge (ehemals Yosemite Lodge)
Half Dome Village (ehemals Currey Village)
Yosemite Conversation Heritage Center (ehemals Le Conte Memorial Lodge)
Leider ist uns der Grund für die neuen Namen noch nicht bekannt.

Auf jeden Fall ist alles noch am selben Ort und so buchen wir für übermorgen einen Shuttle, der uns zum Glacier Point, von wo aus wir erstmalig die 4 Meilen-Wanderung ins Tal machen wollen. Es gäbe alternativ auch die von uns bereits mehrmals erlaufene 8-Meilen-Tour, aber die ist im Moment leider nicht machbar.

Der Shuttle fährt uns zurück zum Campground, wo wir beide unseren üblichen Tätigkeiten nachgehen: Anita grillt -nun schon zum zweiten mal draußen(!) - und ich bastel an den Rädern, d.h. ich montiere Licht, fette das  Scharnier und statte die Räder mit einer typisch amerikanischen Illumination aus, die bei uns zuhause mit Sicherheit verboten ist.



Und dann geht es zum Kaffee in den Wagen und bevor es ins Bett geht, leiten wir noch diverse Sicherheitsmaßnahmen ein und eine davon ist, dass wir an der Tür und im Schlafzimmer noch unser Pfefferspray deponieren.

Gute Nacht !

 
08.Mai 2018:
Heute steht Fahrradfahren durch den Yosemite an und gleich vorweg, der Tag heute entschädigt uns für kaltes und weniger angenehmes Wetter sowie die anstrengende Fahrradtour von ein paar Tagen.

Aber der Reihe nach:
Die Nacht war weniger kalt als erwartet. Der Wetterbericht hatte etwa 2 Grad für die Nacht prognostiziert und da wir wegen der Batterie auf die Heizung verzichtet hatten rechneten wir mit dem Schlimmsten. Doch es war im Wohnmobil auch ohne Heizung gut auszuhalten und beim Verlassen des Wagens stellen wir fest, dass es frisch aber nicht kalt ist.

Nachdem ich das Bad verlassen habe ertönt nach kurzer Zeit ein Alarmton im Wohnwagen. Schnell loakalisieren wir die Quelle: Es ist der Gas-Sensor. Zwar bekommen wir ihn still, doch nach wenigen Sekunden ertönt er erneut und das ganze passoert mehrmals hintereinander.
Schnell lese ich die umfangreiche Bedienungsanleitung, die wir im Vorfeld haben ausdrucken lassen, und schnell finden die die unglaubliche Uesache: Der Gas-Sensor reagiert aus mein neues Deodorant und schlägt Alarm. Wir grinsen beide etwas, da ich derjenige bin, der es bei anderen noicht mag, wenn sie in Parfüm oder Deo fast baden. Also einmal den Wagen richtig lüften und ab morgen wieder das aalte Deo benutzen und schon ist die Sache geregelt.

Wir nutzen noch ein paar Minuten "Generator-Time". Diese ist hier ungewöhnlich geregelt. Generatoren dürfen nur morgens von 7Uhr bis 9Uhr, mittags 12Uhr bis 14Uhr und dann abends wieder von 17Uhr bis 19Uhr im Betrieb sein. Das mag einerseits für uns ungünstig sein, dass es nur solche Zeitfenster gibt, aber andererseits hat es den riesigen Vorteil, dass man in den anderen Zeiten ruhig und ungestört draußen sitzen kann. Von daher: Super!

Um 9Uhr endet aber für uns die etwa 10minütige Auflade- und Aufheizen-Generatorzeit und kurz darauf schwingen wir uns auf die Räder. Die Sonne kommt raus und es wird eine phantastische Radeltour, kein Vergleich mit der Tour vor ein paar Tagen.

Das Visitor-Center verrät uns, dass es heute 29 Grad werden soll, also unsere optimale Betriebstemperatur und so macht das Fahren über die recht gut ausgebauten und vor allem flachen Radwege riesig Spaß. Eine kraftanstrengende Tour wird es ebenfalls nicht, muss ich doch alle paar Minuten anhalten um wieder ein paar Fotos zu schießen.

Faszinierend sind für uns immer wieder die Wasserfälle, die -wie gestern schon erwähnt- im Moment durch das Schmelzwasser gut gefüllt sind.




In dieser Idylle mag man glauben, dass einem das Wasser  hier zu anderen Zeiten im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Hals stehen kann.






Im Visitor Center erkundigt sich Anita nach dem morgigen 4 Meilen Hike vom Glacier Point aus, da wir gestern Abend in der Zeitung lesen mussten, dass dieser erst ab Mai geöffnet ist. Aber was heißt "ab Mai"?
1.Mai?  15.Mai?  31.Mai?

Auf jeden Fall erfahren wir, dass er geöffnet ist. Allerdings hat der kleine Shop oben noch geschlossen und es gibt derzeit auch kein Wasser oben, was bedeutet, dass wir morgen "plenty of water" mitnehmen müssen.

Wir haben den Yosemite 1993 auf unserer ersten Tour in den Südwesten kennen gelernt und waren damals im Vergliech zu den anderen Nationalparks, wie z.B. Grand Canyon, Bryce Canyon, Zion, eher enttäuscht. Das lag vielleicht daran, dass er damals (vielleicht waren wir an einem Wochenende dort?) völlig überlaufen war und wir mehr im Stau standen als dass wir viel sehen konnten.
Erst auf unseren folgenden Besuchen haben wie ihn lieben und schätzen gelernt und gerne denken wir daran, wie wir an der Besteigung des Half Domes erst gescheitert sind und ihn dann später bezwungen haben.

Und heute geht es uns hier richtig gut: Wie bereits erwähnt stimmt das Wetter, die gut ausgebauten Wege, die allerdings insgesamt etwas zu kurz für uns sind, und mittlerweile auch unsere Räder.
Vor ein paar Tagen auf den Wegen durch den Wald hatte ich schon daran gezweifelt, ob der Kauf der Räder eine gute Investition war und hätte sie am liebsten in den Storage verbannt. Aber jetzt laufen sie wie am Schnürchen und unsere Begeisterung kennt kaum Grenzen.

Übrigens bestätigt sich hier im Yosemite unser Eindruck, dass das Radfahren in den USA -zumindest in "unseren" Gebieten - richtig boomt. Hier sieht man mehr Radfahrer als Fußgänger wäre zwar deutlich übertrieben aber dennoch gibt es viele Besucher, die sich Fahrräder ausleihen.



Im Degnan´s Kitchen und Loft, das am Wegesrand liegt, pausieren wir kurz für eine Cola, bevor es dann durch eine herrliche Landschaft wieder ins "Base-Camp" zurück geht.




Bevor es nach einer kurzen Pause ans Grillen geht (Wieder draußen!) drehen wir noch eine Runde mit den Fahrrädern über den Campground, um mal zu sehen, wie andere denn hier Campen. Uns fällt ein alter PKW und ein ebenso alter Bus auf, die meines Erachtens sofort ins Museum gehörten. Beide in einem hervorragenden Zustand, als kämen sie gerade aus der Fabrik. Wir bleiben stehen und dann kommt auch schon der Besitzer auf uns zu und erklärt, dass jemand seinen Oldtimer angefahren hat und sich nicht gemeldet hat. Und jetzt sehen wir auch den Schaden am Kotflügel. Es handelt sich um einen Chevrolet aus dem Jahre 1936.

Zurück auf dem Campground geht es dann nach dem erwähnten Grillen in den Wagen, denn langsam wird es etwas kühl. Eine nette Geschichte müssen wir aber noch erzählen:

Beim Fahrradfahren heute Mittag ist uns eine Gruppe von Mädchen auf Fahrrädern aufgefallen. Aufgefallen sind sie uns nur deshalb, weil die letzte in der Reihe so mit ihrem Smartphone beschäftigt war, dass sie erst uns fast über den Haufen gefahren hätte und anschließend vor Schreck fast von der Bahn geflogen wäre.

Am Nachmittag haben wir sie wieder gesehen und Anita hört, dass das Mädel mit dem Smartphone laut sagt, dass sie erneut Mom und Daisy verloren haben.
Wenige Minuten später kommen zwei Damen vorbei, wobei Anita unbeabsichtigt (so ihre Aussage anschließend) hört, dass die eine die andere fragt, ob sie die "Family" gesehen hat und die andere daraufhin antwortet, sie wird mal auf der anderen Seite der Brücke nachschauen.
Anita schaltet sich nun ein und erklärt ihnen, dass ihre restliche Familie in die andere Richtung gefahren ist,...falls sie Mom und Daisy sind.
Die beiden sind ganz verdaddert aber auch hell auf erfreut und bedanken sich mehrmals.
Anita ergänzt nur noch zu mir gewandt: "Ich hoffe ja bloß, jetzt die richtige Familie zusammenzuführen".

Gute Nacht !

Nachtrag: Habe ich doch erst heute davon berichtet, dass der Genarator nur zu bestimmten Zeiten genutzt werden darf, besetzt doch eben ein Camper, der des Lesens nicht mächtig ist, und lässt seinen Generator bis 21:30Uhr laufen. Wir hingegen um Ruhe bemüht starten ihn nur zu den freigegebenen Zeiten und dann auch wohl dosiert.

 
09.Mai 2018:
"Bloß nicht verschlafen", heißt es heute morgen, und obwohl noch viel Zeit ist rasseln unsere Handys ab 6 Uhr im viertelstündigen Rhythmus.
Wir verzichten sogar auf unser tägliches Frühstück, das aus einem Brötchen besteht, und verlassen um 8Uhr den Campground zu Fuß, um mit dem Shuttle zur Yosemite Valley Lodge zu fahren, um dort zu Frühstücken.

Ein All American Breakfast liegt bei $10, was im üblichen Rahmen für einen National Park ist. Erstaunt und angenehm überrascht sind wir dann aber doch über die recht üppige Portionsgröße.

Um 9:45Uhr stellen wir uns dann für den Bus zum Glacier Point an, für den wir vorgestern zwei Karten erworben haben.



Ich hatte irgendwie im Kopf, dass wir mit einem Kleinbus mit 10-12 Leuten hochgefahren werden, so wie wir das vom Zion oder Grand Canyon her kennen aber Anita erinnert sich, dass es auch damals schon ein richtiger Reisebus war und der kommt gerade um die Ecke.
Um 10Uhr starten wir und die Begrüßung des Busfahrers "Willkommen zu der etwa 4 bis 5 stündigen Tour" halte ich zunächst für einen Joke, aber tatsächlich werden wir mit einer knapp zweistündigen Fahrt zum Glacier Point überrascht.



Nicht unbedingt zu unserer Freude, denn eigentlich wollen wir nur schnell hoch zum Trailhead um hier mit unserem Hike zu starten, stattdessen erhalten wir eine umfangreiche Sightseeing-Tour. Damit relativieren sich natürlich auch die $27 pro Person.
Der Busfahrer erzählt und erzählt und sicherlich auch hoch interessante Fakten über den Yosemite und dennoch müssen wir beide dagegen ankämpfen, nicht gleich einzuschlafen. Zum Glück werden unsere zugefallenen Lider durch die Sonnenbrillen verdeckt.

Interessant ist, dass die letzten 16 Meilen für Fahrzeuge über 30Feet Länge verboten sind und wir mit unserem Schiff somit gerade noch hätten durchfahren dürfen. Ob auch "können" weiß ich nicht, denn die Kurven sind sehr eng und der Reisebus, der deutlich länger als 30Feet lang ist und eine Sondergenehmigung hat, kämpft Kurve für Kurve gegen entgegenkommende Wagen.

Oben angekommen zeigt der Glacier Point seine Schönheit. Von hier aus hat man einen hervorragenden Blick auf unseren Lieblingsberg, den Half Dome, den wir vor paar Jahren im zweiten Anlauf in einer Dreitages-Tour bezwungen haben.



Er ist ebenso markant wie berühmt und die Firma "The North Face" hat ihn vor vielen Jahren als Vorlage für ihr stilisiertes Logo genommen.




Für heute haben wir uns als  Hike für den 4-Mile-Trail entschieden, der uns runter ins Tal bringen soll. Alternativ gibt es den 8 Meilen langen Panorama-Trail, den wir bereits mehrmals erlaufen sind aber aufgrund meines momentanen Handicaps im Fuß halten wir den Ball mal flach und nehmen den 4-Miles-Trail, der übrigens NICHT 4 Meilen lang ist sondern 4,8 Meilen, also schon fast ein 5-Miles-Trail wäre.
Und er ist nicht ohne: Auf 4,4 von 4,8 Meilen geht er über 1000Meter in die Tiefe, d.h. er ist auf vergleichbarer Länge steiler als der legendäre Bright-Angel-Trail am Grand Canyon.

Und er geht nach kurzer Zeit bereits recht steil nach unten. Wir entdecken auf der ersten Meile auf der Schattenseite sogar noch einige Schneefelder



und beim Anblick des Schnees fällt uns ein, dass wir eben im Halbschlaf vom Busfahrer hörten, dass die Straße hoch zum Glacier Point auch gerade erst eine Woche wieder geöffnet ist.
Lediglich einzelne Wolken am Himmel lassen die Sonne mal kurz ausruhen, ansonsten ist herrlichster Sonnenschein bei angenehmen Temperaturen, so dass dieser Hike wirklich phantastisch sein könnte, würde er nicht zu steil abwärts gehen. Anita verdreht sich irgendwann einmal den Fuß und so bilden wir zwei schon fast das Invaliden-Duo, beide etwas humpelnd aber voller Ehrgeiz.



Der Abstieg geht etwas "um die Ecke" und statt auf den Half Dome und den Nevada Fall tauchen nun die beiden übereinander liegenden Upper Yosemite Fall und der Lower Yosemite Fall auf der gegenüberliegenden Wand auf.
Wir haben noch etwas vom Busfahrer gelernt: Der Upper Yosemite Fall, also der obere von den beiden,  ist  der größte Wasserfall Amerikas und zugleich auch der zweithöchste weltweit.



So verlockend die Gegend und das Wetter auch ist, beides lenkt uns nur zeitweise davon ab, dass der Hike langsam etwas zur Qual wird. Aber alles Jammern hilft nichts, denn nach oben zurück ist keine Option also bleibt nur weitergehen und durchhalten, und das machen wir auch ganz tapfer.



Etwa eine Meile vor dem Trailende wartet dann noch eine Überraschung auf uns: Eine Klapperschlange liegt quer über dem Weg und stellt uns vor ein kleines Problem, wie wir denn weiterkommen sollen.



Es handelt sich um eine kleine bzw. vermutlich junge Klapperschlange und folgende Weisheiten haben wir von Rangern bisher gelernt:
1.) Junge Klapperschlangen sind eigentlich nicht ganz so gefährlich, weil sie noch nicht so viel Gift produziert haben.
2.) Junge Klapperschlangen sind unerfahren und daher aggressiver, weil sie eher alles angreifen als erfahrene Klapperschlangen.
3.) Im Frühjahr tragen Klapperschlangen noch mehr Gift in sich als im Herbst.

Was sagt uns das jetzt? Nichts!
Denn wissen wir, ob sie wirklich jung ist?
Und wenn sie jung ist: Wie sollen wir ihr Benehmen beibringen, dass sie nicht in alles beißt, was sich bewegt?

Wir beschäftigen uns zunächst mit dem Fotografieren und dann nimmt sie doch die für Klapperschlangen typische Angriffstellung ein, indem sie sich zusammenrollt aber kurz danach schon verkriecht sie sich in die Büsche und macht den Weg für uns frei.

Nach etwa 3,5 Stunden kommen wir unten etwas schmerverzerrt an. Das ist keine wirklich gute Zeit aber unser GPS sagt uns, dass wir über eine Stunde davon gestanden sind, vermutlich wegen Fotos oder einer kurzen Rast. Das relativiert unsere Zeit etwas.

Von unseren bisherigen Hikes sind wir es gewohnt, dass wir am Trailhead ankommen und wir dann entweder ins Auto oder in einen Shuttle steigen können, doch davon ist hier und heute keine Rede. Wir müssen noch etwa 1 Meile bis zur Busstation gehen, von wo aus wir dann den Heimweg zu unserem Campground antreten. Unsere erste Idee, die Busfahrt zu unterbrechen und im Village noch Station zu machen, um etwas zu trinken und ggf. zu essen, verschmeißen wir schnell wieder zu Gunsten unserer Campsite.

Jetzt heißt es nur noch zu grillen, "die Wunden zu lecken"  bzw. zu verarzten und bald dann schon ins Bett zu gehen. Wie bereits erwähnt, wir sind etwas platt!

Von daher: Gute N.....zZzZzZ

 
10.Mai 2018:
Um 6 Uhr klingelt zwar der Wecker aber dem strecken wir kollektiv die Zunge raus und warten, bis Generator-Time ist, damit wir die Heizung zur Morgentoilette und Frühstück anschmeißen können.

Gegen 9Uhr etwa -wir wissen gar nicht so genau wie spät es ist, was ein gutes Zeichen für einen Urlaub ist- schwingen wir uns auf die Räder und fahren zunächst zum Half Dome Village, dem ehemaligen Curry Village um uns ein bisschen umzusehen. Hier gibt es auch ein Sportgeschäft, aber das ist überwiegend auf Kletterer spezialisiert, so dass wir heute nicht ins Geschäft kommen.

Anschließend suchen den Weg zum Mirror Lake. Suchen ist die richtige Bezeichnung, denn der Lageplan in der Zeitung des Nationalparks ist etwas verwirrend und so stellen wir nach einiger Zeit fest, dass wir schon zu weit gefahren sind. Also wieder umdrehen und in die entgegengesetzte Richtung radeln.
Wir finden tatsächlich den Abzweiger. Dieser Trail ist asphaltiert und nur für Hiker und Biker gedacht und es fährt sich herrlich durch den Wald.
Laut Lageplan endet der Fahrradweg an einer bestimmten Stelle und von dort aus geht es dann nur noch zu Fuß weiter. Tatsächlich erreichen wir eine Stelle, an denen viele Fahrräder geparkt sind...



...und erst als wir auch unsere "Pferdchen" ordnungsgemäß angebunden haben lesen wir ein Schild, dass der weitere Weg nur für die Leihfahrräder gesperrt ist.



Hintergrund: das nächste Stück ist recht steil und man möchte wohl verhindern, dass die Biker auf ihren Leihrädern auf die Nase fallen. Vermutlich ist das hier in Amerika wieder so eine für uns ungewöhnliche Sache mit der Haftung.

Wir lassen unsere Räder trotzdem stehen, denn etwas Gehen kann den von gestern noch etwas geschundenen Füßen bestimmt nicht schaden. Vom permanenten Abstieg gestern merkt man einzelne Muskeln in den Beinen und das beste gegen einen Muskelkater, so meine Erfahrung, ist einfach weiter bewegen.
Doch nach etwa 300 geschätzten Metern ist dann tatsächlich Schluss mit dem Fahrradfahren und bereits nach weiteren 300 Metern erreichen wir den idyllisch gelegenen Mirror Lake, der zum Fotografieren und für andere auch zum Baden einlädt.



Ein richtiger Hike ist das wirklich nicht, aber da wir diesmal nur die Crocks anhaben ist es nicht verkehrt, die Länge des Hikes zu begrenzen.

Bei der Gelegenheit entwickelt sich die Idee, demnächst für das Fahrradfahren hier im Urlaub ein paar Turnschuhe zu kaufen, womit es sich vermutlich besser fährt, als mit Crocks und vor allem besser geht als mit den Crocks.



Wir fotografieren viel und drehen auch ein paar Clips, die wir für die spätere Dia-Show* benötigen.
(* Ich schreibe immer noch von einer Dia-Show, obwohl die heutige Technik ja überhaupt nichts mehr damit zu tun hat. Und trotzdem möchte ich den Begriff nicht aussterben lassen)

Irgendwann machen wir uns wieder auf den Rückweg und als hätte gerade die Rush-Hour begonnen ist nun wesentlich mehr los als auf dem Hinweg.
Unser nächstes Ziel ist nochmals das Half Dome Village und dort geht es zu dem kleinen Imbiss. Nach so vielen Tagen gesunder Kost muss nun mal endlich wieder etwas weniger Gesundes her und zwar eine kleine Portion Fritten.



Noch schöner bzw. besser als das Essen ist die Möglichkeit, draußen in der Natur auf der Terrasse zu essen und den Tag zu genießen.

Nach diesem Intermezzo geht es zurück zu unserem Base-Camp. Erst nach einer halben Stunde etwa fällt Anita ein, dass wir heute Vormittag doch geplant hatten, am Ende der Radeltour noch im Store ein paar Lebensmittel zu kaufen, die uns mittlerweile ausgegangen sind.

Wir vergessen die Zeit, wir vergessen das Einkaufen.....wir sind offensichtlich im Urlaub!

Gut, dass ich die Räder nicht schon zusammengefaltet und im Wagen verstaut habe. Also schwingen wir uns erneut auf die Räder. Vermutlich haben wir das Einkaufen absichtlich vergessen, damit wir jetzt noch einen Grund für eine weitere Runde mit den Rädern haben. Dort angekommen besorgt sich Anita im Visitor Center auch noch schnell den ebenfalls fast vergessenen Stempel für ihren National Pass. Entgegen vieler anderer Nationalparks gibt es aber hier leider kein öffentliches Internet, auf das ich bei der Gelegenheit gehofft hatte.

Auf der Rückfahrt werden wir schon wieder von der Tierwelt überrascht. Ein gar nicht mal so scheues Reh steht mitten auf dem Weg und wir halten keine zwei Meter von ihm entfernt.



Erst als ich es endlich geschafft habe die Kamera rauszukramen und anzuschalten geht es langsam in die Büsche.

Zurück im Camp grillen wir wieder und bald schon geht es wieder in den Wagen. Morgen verlassen wir dann nach mehreren Tagen diesen Campground und den Yosemite in Richtung Kings Canyon. Schade, denn der Campground und insbesondere die Campsite gefallen uns riesig.
Im Kings Canyon haben wir keinen Campground vorreservieren können und wir hoffen auf etwas Glück, dem wir mit einer sehr frühen Abfahrt morgen früh etwas nachhelfen wollen.

Gute Nacht!

 
11.Mai 2018:
Ab 5Uhr klingeln unsere Wecker und um 6Uhr geht es -von einer Tasse Kaffee im Cockpit einmal abgesehen- ohne Frühstück schon los. Vorher haben wir uns wegen der Quiet Hours nicht wirklich getraut aufzubrechen. Nachdem wir vor ein paar Tagen ziemlich rangieren mussten, um das Schiff richtig einzuparken, geht das Rausfahren heute entgegen unserer Befürchtung sehr flott und völlig unkompliziert.

Bevor es nun richtig auf die Piste geht betanken wir den Wagen noch mit Frischwasser und umgekehrt "dumpen" wir das Greywater und Blackwater. Aber auch mit völlig leeren Tanks zeigt uns das Panel mehr oder weniger volle Tanks an.

Etwa 170 Meilen liegen vor uns und das GPS zeigt uns hierfür knapp vier Stunden an bis wir unser Ziel im Kings Canyon Nationalpark erreicht haben sollen. Die lange Fahrtdauer erklärt sich damit, dass von Fresno einmal abgesehen nur kurvige und teilweise enge Straßen vor uns liegen.

Den Grund für unseren frühen Aufbruch habe ich ja bereits gestern erwähnt: Wir haben für heute keine Reservierung!
Derzeit sind viele der Campgrounds im Kings Canyon und benachbarten Sequoia National Park aufgrund der Winterpause noch nicht geöffnet und von den geöffneten hat Anita nur einen einzigen gefunden, der auch einige Campsites für Gäste hat, die mit ihrem "Schiff" von 30Feet anreisen.

Also: "Früher Vogel fängt den Wurm" und so wollen wir möglichst früh vor Ort sein, um hoffentlich noch eine Site zu erwischen. Und wenn das nicht klappt? Dann greift Plan B!  Den müssen wir dann aber noch entwickeln!

Wir nähern uns also langsam dem Kings Canyon



und die Straße führt abenteuerlich die Berge entlang nach oben um dann anschließend wieder hinunterzuführen. Überall finden sich noch die Hinweisschilder auf Schnee oder Räumfahrzeuge, die Straßen scheinen tatsächlich erst seit kurzer Zeit wieder geöffnet zu sein.










Unten im Canyon begleitet uns über mehrere Meilen ein beeindruckender aufgewühlter South Fork King River. Immer wieder wird auf Hinweisschildern davor gewarnt, dem Fluss zu nahe zu kommen, denn ein Hineinstürzen könnte tödliche Folgen haben. Er soll wohl nicht nur reißerisch sondern auch eiskalt sein.



Um schnell am Campground anzukommen haben wir sogar auf das zwischenzeitliche Tanken verzichtet. Aber das stellt kein Problem da: Zwar gibt es im Park keine Tankstelle, doch kurz nach Betreten des Parks verlässt man ihn nach einigen Meilen wieder bevor man ihn dann nach weiteren Meilen erneut betritt. Und auf diesem Zwischenstück gibt es Tankstellen.
An der ersten Tankstelle bei Hume Lake fahren wir vorbei, weil sie rund vier Meilen von der Hauptstraße entfernt liegt.
Nach einigen Meilen sehen wir dann das Hinweisschild zur zweiten Tanke, nämlich bei der Kings Canyon Lodge.


Die kennen wir, denn hier haben wir am 11.08.1996 für $69 genächtigt und wir können uns gut daran erinnern, dass die Zimmer recht einfach waren aber eine Veranda hatten und sie uns gut gefallen hat.
Ich kann mich deshalb so gut daran erinnern, weil wir damals dort getankt haben und ich Anita fragte, ob ich mal nach einem Zimmer fragen soll. Anita meinte, dass ich zwar gerne fragen kann aber die Chance hier um diese Zeit noch ein Zimmer zu bekommen ziemlich aussichtslos ist.
Beim Bezahlen der Tankrechnung habe ich dann gefragt und man erwiderte mir auf die Frage nach einem Zimmer mit "Yes", wobei ich so verdattert war, dass ich nochmals nachgefragt habe "Really?".
Yes!


Nach einer Viertel Meile stehen wir dann davor:


Das ist der traurige Rest dieser Lodge. Uns wundert, dass die Lodge noch im aktuellen Plan des Park-Services enthalten ist, obwohl es hier aussieht, als sei die Lodge bereits vor langer Zeit abgerissen worden.
Schade darum.

Zum Glück haben wir noch genügend Sprit, der auf jeden Fall reichen sollte und so bleibt unser erstes Ziel der Campground, den wir dann auch erreichen.

Der Sentinel Campground im Cedar Grove Bezirk hat über 80 Sites, aber lt. Internet sind nur 12 Sites für unser Schiff geeignet. Wir fahren sie alle nach unserer Prioritätenliste ab und müssen frustriert feststellen, dass fast alle infrage kommenden Sites bereits besetzt sind. Wir steuern die andere Loop an und tatsächlich finden wir eine freie Site für unser Wohnmobil. Die Nacht wird interessant werden, da wir ziemlich schief stehen und wir im Wohnmobil dann wohl hoch und runtergehen werden.
Ich sinniere noch über den Plan, während Anita bereits zum Ausfüllen der Geldtüte zum Eingang zurück geht. Ich schaue mir eine Site zwei Nummern weiter an, die mir sehr groß und eben erscheint, die wir aber auf unserem Plan aus dem Internet mit dem Hinweis "Die Campsite passt!" nicht markiert haben. An dem Pfosten hängt noch ein Tag, also quasi eine Quittung, dass man bezahlt hat und wie viele Nächte man bleiben wird. Üblicherweise entfernt man die Tags am Abreisetag. Ich lese mir mehrmals die Daten und die angekreuzten Übernachtungen an und komme zu dem Schluss, dass die Site heute Mittag offensichtlich verlassen wurde, der Tag jedoch nicht entfernt  wurde.
Ich wittere eine tolle Site und wedle mit den Händen und Armen in die Ferne in der Hoffnung, dass Anita den Umschlag mit dem Geld noch nicht in den Tresor eingeworfen hat. Und tatsächlich hat sie es noch nicht, so dass wir sofort die Site wechseln und eine ausgesprochen schöne und große Site besetzen.



$18 pro Nacht ist ein Preis, den man für diese Lage gerne bezahlt.

Übrigens liegt der Campground in einem aktiven Bärengebiet, so dass wir die nächsten Tage die gleichen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen werden wie die letzten Nächte.



Damit das Abenteuer nicht allzu monoton wird lesen wir, dass auch vor Klapperschlangen, die hier leben, gewarnt wird. Also stets die Augen aufhalten.
Die Sache mit dem Benzin lässt uns aber doch keine Ruhe und daher geht es nach dem Bezahlen gleich wieder los zurück zu der ersten Tankstelle beim Hume Lake. Die Fahrt ist weiterhin abenteuerlich, besonders die letzten vier Meilen, die von der Hauptstraße abgehen, denn die Straße ist enger und vor jeder Kurve hoffen wir, dass nicht ein Rennfahrer mittig entgegenkommt.
Wir erreichen die Idylle und zum Glück gibt es auch die eingezeichnete Tankstelle. Beim Preis schauen wir uns nur schmunzelnd an und fragen uns gegenseitig, ob wir in dieser Abgeschiedenheit denn wirklich einen anderen Preis erwartet haben. Er liegt gut $1 pro Gallone höher als die üblichen Tankstellen.









Bei $100 schalten übrigens die meisten Tanksäulen automatisch ab und man müsste die Kreditkarte noch einmal durchziehen.

Wir fahren zurück bis zur Hauptstraße und dann wieder in Richtung unseres Campgrounds, den wir jetzt allerdings links liegen lassen und weiter durchfahren. Unterwegs gibt es noch den einen oder anderen Halt, z.B. für einen mächtigen Wasserfall ("Grizzlys Waterfalls").
Keine 50 Meter vom Parkplatz entfernt peitscht er uns seine Gicht in die Gesichter.





Nach einigen Meilen endet hier die Hauptstraße. Wir drehen und es geht zurück zum Campground.
Bevor wir wieder mit dem Grillen beginnen gehen wir noch zu Fuß zum nahegelegenen Visitor-Center, aber das ist derzeit noch geschlossen und wird erst ab Mitte/Ende Mai besetzt. Überhaupt sind wir etwa zwei bis drei Wochen zu früh hier. Der Vorteil: Es ist sehr wenig los.

Jetzt wird gegrillt. Die Sonne scheint und brennt uns mächtig auf den Pelz. Aber sobald sie sich nur mal kurz hinter einer Wolke versteckt merken wir die noch sehr kalte Luft, was für uns bedeutet, dass wir im Wohnmobil essen.
Ein Camper kommt vorbei und erkundigt sich, ob wir denn auch eine Heizung hätten, denn heute Nacht soll es bis kurz über den Gefrierpunkt kalt werden.
Wir sind froh, dass wir nach der "M-Phase" (Motels) und "T-Phase" (Tent / Zelt) mittlerweile bei der "R-Phase" (RV) angelangt sind.

So, das wär es zunächst für heute.

Wenn uns nicht der Bär wegen Hunger besucht oder eine Klapperschlange wegen der Kälte bei uns Zuflucht sucht berichten wir morgen weiter.



 
12.Mai 2018:
Gestern Abend und heute Nacht gibt es noch Dinge, die es zu berichten gilt.
Zunächst habe ich gestern in Ruhe nochmal die Zeitung durchgelesen und entdecken müssen, dass hier im Park ALLE(!)  Lebensmittel in die Bären-Container verschlossen werden müssen. Das ist deutlich rigider als im Yosemite. Nun können wir weder den Inhalt des Kühlschranks geschweige denn den Kühlschrank komplett im Container verstauen aber dennoch sperrten wir alles -vom Inhalt des Kühlschranks einmal abgesehen- an Lebensmitteln ein.

Uns außerdem sind wir diese Nacht zweimal vom Regen erwacht, der kräftig auf unser Autodach prasselte. Anita sind die zwei Campingstühle eingefallen, die noch von unserem gestrigen Lagerfeuer dort standen, aber die werden schon wieder trocken.

Um 6Uhr gehen die Wecker und noch vor 7 Uhr geht es vom Campground runter in Richtung des General Highways, der uns im Laufe des Vormittags zum General Sherman Tree führten soll.
Was das ist? Ich komme noch darauf zu sprechen. Vorab: Es ist das größte lebende Ding der Welt!

Wir fahren deswegen so früh los, weil wir heute an einem Samstag mit deutlich mehr Verkehr rechnen und der dortige Parkplatz dann sicherlich recht voll sein wird.
Wieder nehmen wir die Abkürzung, die sich allerdings später als geringfügig länger herausstellen wird, über Hume Lake um noch einmal den mit Goldstaub versetzten Sprit zu tanken. Der Schnorchel schaltet sich bei $88,88 aus, d.h. eigentlich schon ein paar Cent früher, aber Anita spielt gerne mit Zahlen.

Statt wie gestern umzudrehen fahren wir weiter in südliche Richtung um dann nach einigen Meilen wieder auf den Generals Highway zu gelangen.
Eine weitere Tankstelle gibt es nach einigen Meilen in Stony Creek Village. Hier ist der Sprit ca. 40 Cent teurer als sonst aber immer noch 70Cent billiger als in Hume Lake. Da haben wir wohl aufs falsche Pferd gesetzt.

Gegen 9:30Uhr etwa erreichen wir den RV-Parkplatz vom General Sherman Tree. Und obwohl wir auf einem besonders ausgewiesenen RV-Parkplatz  stehen ist unser Wagen so lang, dass wir -würden wir ordnungsgemäß in der eingezeichneten Parktasche parken - andere große RVs beim Durchfahren behindern würden.
Im Sommer werden es genau 25 Jahre, dass wir erstmalig und bisher auch letztmalig hier waren und mittlerweile gibt es zwei groß ausgebaute Parkplätze. Damals hielt man -wenn man Platz gefunden hat- auf der Straße und ging dann ein kurzes Stück hoch zum General Sherman Tree. Heute ist es umgekehrt: Man geht ein gutes Stück hinunter.
Doch jetzt möchten wir das Geheimnis lüften: Der General Sherman Tree ist der gigantiste  Baum der Welt und damit das größte lebendige Ding auf der Erde.



Es gibt Bäume, die höher sind (z.B. die vor paar Tagen gesehenen Redwoods an der Küste) und auch einige, die einen größeren Stammumfang haben.
Dennoch ist der General Sherman Tree der Baum, der das meiste Volumen aufbringt.
Wir sind immer davon ausgegangen, dass er bereits "ausgewachsen" sei aber heute erfahren wir, dass er jährlich so viel Holz entwickelt, wie ein etwa 20 Meter hoher Baum üblicher Größe. D.h. seit unserem letzten Besuch ist seine Masse um etwa 25 20-Meter-Bäume gewachsen. Über 3.000Jahre alt können diese Sequoias werden und der General Sherman Tree wird auf ca. 2.200Jahre geschätzt.

Sieht man hoch zur Krone dann erweckt es den Eindruck, ein Teil sei gestutzt oder abgefallen. Eine Erklärung hierfür findet sich nicht. Aber wie dem auch sei, er scheint zur Seite hin eine neue Krone herauszubilden.

Seine Abmessungen im Bild zu verdeutlichen ist schwer und noch schwerer ist es, den Baum in seiner Gänze zu fotografieren.



Das ist nur mit einem Super-Weitwinkel zu schaffen (GoPro)




Aber hier einige Daten, wobei die Amerikaner zu meiner Freude immer Ideen haben, wie man sich das besser vorstellen kann

Höhe: 92Meter *
Volumen: 1486m³ **
Durchmesser: 11 Meter (Stamm, unten)***

*Schauen wir als Erwachsener nach oben zur Krone so ist das dasselbe Verhältnis, als würde eine Maus zu einem 1,80Meter hohen Menschen hochschauen

**Würden wir das Volumen des Baumes mit Wasser füllen so hätten wir etwa 9.800 Badewannen voll Wasser. Würden wir jeden Tag ein Vollbad nehmen reicht das für 27 Jahre.

***Der mit Kopfsteinen belegte Boden entspricht genau 1:1 dem Durchmesser des General Sherman Trees am unteren Stamm und zeigt im Verhältnis zur Anita recht beeindruckend die Größe



Wir laufen noch ein wenig rum und gehen dann doch ziemlich flott zurück zum Auto, denn es ist hier richtig kalt aufgrund der Höhe (ca.2.000Meter) und der vielen Schatten. Wir zwei sind einige der wenigen Besucher, die in kurzen Hosen rumlaufen. Im Gegensatz dazu begegnen uns aber auch andere Besucher, die mit Mütze und Handschuhen sich wohl auf eine Expedition begeben wollen.

Auf dem Parkplatz schütteln wir dann nur mit den Köpfen. Hatten wir doch unser Wohnmobil extra längs gestellt, damit wir niemanden bei der Durchfahrt behindern, hat sich ein weiteres Wohnmobil quer gestellt und zwar genau an der engsten Stelle.
Ist das jetzt Egoismus "Hoppla, jetzt komme ich" oder eher Dummheit?

Wir chauffieren unser Gefährt jedoch raus und machen uns auf den Heimweg. Bei Stony Creek Village halten wir kurz. Weniger um zu tanken aber gerne hätten wir Propan aufgefüllt, denn das Panel (Ach ja, das Panel, was mag es uns anzeigen und was mag es bedeuten?) zeigt seit heute morgen rot, d.h. nur noch max. 1/3.
Dann müssen wir ggf. Gas sparen, doch das ist nicht so einfach. Der Kühlschrank, die Heizung und der Warmwasser-Boiler für die Dusche laufen auf Gas und wenn das leer läuft, werden
a) die Lebensmittel warm,
b) unsere Füße hingegen eiskalt und
c) die Menschen um uns herum wahren mit zugehaltener Nase Distanz.

Aber hier gibt es kein Gas, dafür aber Free WiFi und das heißt, dass wir nach etwa 6 Tagen kurzfristig wieder an die Zivilisation anknüpfen können. Aber mal genau betrachtet stellen wir gemeinsam fest, dass mal so eine Woche ohne Internet, Wattsapp, SMS und sogar Telefonnetz richtig angenehm ist.
Wir stellen zufrieden fest: Wir haben es überlebt, es geht tatsächlich ohne!

Zurück auf dem Campground machen wir Urlaub: Anita liest und ich fotografiere, schreibe meinen Bericht, kontrolliere mal alle Füllstände und langweile mich so, dass ich mich frage, wie es andere schaffen, einfach nix zu machen.
Die beiden Campingstühle sind durch die intensive Sonnenstrahlung knochentrocken und laden ein, besetzt zu  werden, aber lange halten wir es in der knallen Sonne nicht aus.

Nachher wird noch gegrillt und dann geht es ins Bett und morgen geht es dann schon ganz langsam in Richtung Ende des Urlaubs. Aber paar Tage haben wir noch und das genießen wir.

Ach ja, Füllstände: Anita kommt auf die Idee, den Füllstand des Propans nicht am Panel im Wageninneren abzuzlesen sondern am Messgerät direkt am Gastank unter dem Wagen. Und siehe da: Der Tank ist noch fast bis zur Hälfte voll, was für uns und unsere Mitmenschen bedeutet:

Kalte Getränke, warme Füße und wohlriechende Körper.


 
13.Mai 2018:
6:00Uhr: Wecker klingeln
7:00Uhr: Abmarsch
Vorher entfernen wir selbstverständlich noch den Tag an der Säule, damit die Nachrückenden wissen, dass die Site frei ist.
Apropos: In der gestrigen Nacht auf den heutigen Sonntag sind deutlich mehr Sites besetzt gewesen als in der Nacht zuvor. Vermutlich die ganzen einheimischen Wochenendausflügler, die den Campground gestürmt haben. Ich kann noch erwähnen, dass es aus meiner Sicht die kälteste Nacht in diesem Urlaub war, was Anita allerdings nicht bestätigen möchte. Auf jeden Fall musste ich in dieser Nacht erstmalig auf diesem Trip den Reißverschluss vom Schlafsack schließen.

Auch jetzt ist es m.E. noch sehr frisch aber die ersten Sonnenstrahlen haben schon so viel Kraft, dass wir sie als angenehm wärmend empfinden.



Wir verlassen also den Campground, der uns -wie wir im Nachhinein feststellen konnten- eine besondere Campsite beschert hat. Fast alle Campsites liegen zwar vor Regen geschützt mitten im Wald, unsere hingegen war völlig frei und beim Grillen der angenehm wärmenden Sonne ausgesetzt. Also doch noch ein Volltreffer!

Heute stehen etwa 300 Meilen auf dem Programm und unser Ziel ist ein vorreservierter KOA-Campground bei Barstow, denn langsam neigt sich der Urlaub zu Ende und wir müssen wieder in Richtung Las Vegas fahren.
Die Fahrt durch den Park ist ein Erlebnis für die Augen, denn insbesondere die Daisys (Sonnenblumen) sind es, die sich im Sonnenlicht aalen und uns ihr reflektiertes Licht als gleißendes Gelb ins Gesicht werfen.




Bevor wir vom Kings Canyon endgültig Abschied nehmen machen wir noch an einem weiteren Baum Station, nämlich am General Grant Tree:



Auch an diesem Baum können wir einem Hinweisschild Daten und plastische Vergleiche entnehmen:

Der 82m hohe Sequoia ist vom Volumen her der drittgrößte Baum der Welt. Er ist 1500Jahre jünger als der älteste Baum der Welt und dennoch der weltweit bekannteste, weil er 1926 von Präsident Kalvin Colidge als offizieller  Nation Christmas Tree ernannt wurde.

Und hier nun die Vergleiche:
Wäre der Stamm des Baumes ein Benzintank so würde man mit einem Auto mit durchschnittlichem Benzinverbrauch etwa 350 mal um die Erde fahren können.
Würde man den Stamm jedoch mit Sportgeräten füllen, so fasste er 159.000 Basketbälle oder aber 37 Millionen  Tischtennisbälle.
Möchte man den unteren Stamm umarmen, so müssten 20 Personen Hand in Hand eine Kette um ihn herum bilden.

Neben dem General Grant Tree gibt es weitere imposante Kolosse zu sehen, die meisten noch gut stehend, einige wenige bereits umgefallen. Beeindruckend ist auch die Möglichkeit, durch einen umgestürzten hohlen Baum gehen zu können.

Wie gestern bereits ist es recht kühl und wir beide haben nichts dazu gelernt: Wieder mit kurzen Hosen unterwegs sehnen wir uns nach einiger Zeit zurück zum Wagen, sind aber froh, diesen Abstecher gemacht zu haben.
Auf dem Parkplatz zurück steht vor unserem C30 ein C25, den wir vor einem Jahr gemietet hatten. Endlich haben wir mal einen plastischen Vergleich der beiden Fahrzeuge.



Die Perspektive mag den objektiven Vergleich ein wenig verzerren, aber klar ist, die 5 Feet Differenz lassen sich nicht leugnen.

Wir verlassen den Parkplatz und auch den Park und lassen uns durch unser Navi über die 245 in Richtung Süden leiten.


Durch das Schild werden wir bereits vorgewarnt, dass die Straßenführung eng werden könnte, da sich aber die Warnung auf Fahrzeuge über 30 Feet Länge bezieht sehen wir der Sache eher gelassen entgegen. Doch an diesem Tag wird uns deutlich, dass man dem Navi nicht immer trauen kann bzw. sollte: Irgendwann einmal leitet uns die freundliche Stimme unseres GPS-Gerätes mit dem manchmal etwas unverständlichen deutsch-amerikanischen Akzent weg von der 245 und wir folgen ihren Anweisungen fast schon sklavisch. Doch das haben wir noch nicht gekannt: Zwar ist die Straße immer noch asphaltiert, aber ansonsten hat sie nichts gemein mit einer für unser Schiff geeignetenStraße. Sie ist eng, windet sich von einer Kurve in die nächste und vor jeder sind wir verängstigt, dass uns ein Wagen entgegen kommt. Einmal kommt uns tatsächlich ein Wagen, den wir zum Glück rechtzeitig sehen, entgegen und zum weiteren Glück ist es nur ein PKW.
Ich bewundere Anita, wie sie mit ihren Armen den Boliden im Griff hat.  Die mehrmals am Tage von mir gestellte Frage, ob ich sie ablösen soll, wird sowieso stets verneint, so dass ich mir meinen Text in dieser Situation vermutlich sowieso sparen könnte.

Wir haben insofern Glück, dass die Straße ab einer bestimmten Stelle etwas breiter wird, bevor uns endlich das bereits seit einer viertel Stunde befürchtete Wohnmobil entgegen kommt. Wenn das vor wenigen Minuten passiert wäre hätte ich nicht gewusst, wie wir das Problem lösen können. Aneinander vorbei fahren wäre absolut unmöglich gewesen, so dass einer von uns die ganze Strecke hätte rückwärts rangieren müssen. Anita sagt bei diesen Zeilen: "Und das wäre ich NICHT!"

Irgendwann gelangen wir wieder auf die ursprüngliche Straße und die vielleicht 3 oder 4 eingesparten Meilen haben wir mit mehr Zeit und Adrenalin bezahlen müssen.
Übrigens ermuntert uns die freundliche Stimme im Navi einige Zeit erneut dazu, die Straße zu verlassen, aber wir haben ja gelernt und ignorieren ihre tollen Tipps.

Die Strecke wird bald weniger spannend aber dafür ein El Dorado für Obst- und Weinfreunde, denn der Weg führt uns viele Meilen entlang an Obstfeldern, Weinanbaugebieten und Oliven-Hainen. Aber auch Ölfelder sind zu sehen.






Irgendwann ereignet sich dann plötzlich diese Situation.....



die zwar erschreckend anmutet, jedoch völlig ungefährlich ist, wenn man sie richtig wahrnimmt: Der LKW auf der rechten Seite wird rückwärts huckepack transportiert.
Ich meine mich erinnern zu können mal gelesen zu haben, dass diese Art des Abschleppens bei uns in Deutschland genau aus dem Grund verboten ist, um keine Irritationen im Straßenverkehr zu erzeugen, die auch noch gefährlich werden können.

Im weiteren Verlauf unserer Fahrt kommen wir an einer riesigen Windkraftanlage vorbei, Hunderte von Windrädern verteilen sich auf dem Bergrücken und das Bild zeigt nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Panorama.


Wie ich einmal im Kabarett hörte: "Diese Propeller erzeugen Wind. Glaubst du nicht? Must du mal drauf achten: Wenn die still stehen,  hast du voll die Windstille!"

Und noch einem weiteren Highlight begegnen wir in Mojave, dem Flugzeugfriedhof:
Vor vielen vielen Jahren habe ich einmal über diesen Friedhof der Flugzeuge im Stern gelesen. Ältere Maschinen werden statt sie zu entsorgen dort zwischengelagert und warten dort auf eine weitere Verwendung: Oft dienen sie als Ersatzteilträger, manchmal werden sie wohl sogar wieder reaktiviert. Sie werden hier gelagert, weil die Luft dermaßen trocken ist, so dass die Maschinen über viele Jahre nicht rosten.



Wir biegen ab vom Highway und suchen eine geeignete Stelle nahe heranzukommen um Fotos zu machen. Im Gegensatz zu unserem ersten Besuch vor einigen Jahren, als wir bis an den Zaun herankamen, ist jetzt nicht mehr daran zu denken. Eine Vielzahl von Firmen sind rund um das Gelände entstanden, die sich u.a., auch mit aktuellen Testprogrammen beschäftigen.  Damals gab es nur den Friedhof, einen Tower und natürlich die Landebahn aber offensichtlich scheint sich hier aktuelle Entwicklungen angesiedelt zu haben. An einigen Toren und Zäunen hängen sogar Schilder, die das Fotografieren verbieten. Sind wir schon wieder in der Nähe der Aera 51, Entschuldigung: Area 51?

Also bleibt uns nur ein Foto aus der Ferne. Wir entdecken sogar das Leitwerk einer Lufthansa-Maschine und albern noch rum, dass das doch wohl nicht die A380-München sein wird, mit der wir vor zwei Wochen noch geflogen sind. Nein, so sehr haben wir uns nicht daneben benommen, dass man gleich die Maschine ausmustern muss.

Kurz vor Barstow begehen wir einen Fehler, den ich mir zuzuschreiben habe. Der Highway ist neu gebaut und unser Navi gibt uns ständig an, wir würden über dem Acker fahren und sollten schnellstmöglich wieder auf den Highway. Der Hintergrund scheint folgender zu sein. Der alte Highway geht ca. 50 Meter von uns links entfernt und bildet jetzt den zweispurigen Highway für die Gegenrichtung. Unsere Straße in südliche Richtung hingegen ist neu und existiert auf Tom Tom überhaupt nicht.
Übrigens, hier mal ein Hinweis zur geschickten Verkaufsstrategie von Tom Tom. Das Gerät haben wir vor einigen Jahren bei Walmart (wo sonst?) gekauft mit dem großartigen Versprechen auf der Verpackung, dass es lebenslange Updates gibt. Das hat ein oder zwei Jahre auch funktioniert. Danach war das Kartenmaterial so umfangreich, dass es nicht mehr in den kleinen Speicher des Gerätes passt und eine bestimmte Auswahl an Bundesstaaten usw. um das Kartenmaterial zu verkleinern,ist nicht  möglich.
Was heißt das jetzt? Wir haben ein lebenslanges Update, das wir nicht installieren können.  Aber das nur so nebenbei, zurück zu unserer jetzigen Situation.

Das Interessante ist, dass uns das Navi auf der alten Straßenführung, auf der wir uns ja nicht befinden, Seitenstraßen zeigt, die auch in der Landschaft noch zu erkennen sind, von denen man die meisten aber nicht mehr nutzen kann, weil einfach ein Zaun gezogen wurde.  (Dass Straßen plötzlich durch einen Zaun bzw. Mauer unterbrochen wird kennen wir in Deutschland auch aus dem Jahre 1961, allerdings hatte das bedauerlicherweise andere Gründe.)

Nachdem wir nun schon einige Meilen gem.- Navi über die Äcker fliegen schlage ich Anita vor, vom Highway runter zu fahren und dem Navi dann folgend über Nebenstrecke nach Barstow bzw. zu unserem Campground zu fahren. Ich befürchte nämlich, dass wir uns später in Barstow überhaupt nicht mehr nach dem Navi richten können.
Anita folgt meinem Vorschlag mit etwas kritischem Blick und darauf hätten wir besser vertrauen sollen: Nunmehr führt uns das Navi über eine zunächst sehr interessante Strecke, nämlich der offiziellen "Old 58 Highway", und der fristet meines Erachtens ein genauso trauriges Dasein wie einst die Route 66. An den mittlerweile verfallenen Motels und Restaurants lässt sich ablesen, dass hier einst viel Durchgangsverkehr herrschte, der vermutlich durch den neuen Highway völlig verödete, von uns zweien einmal abgesehen.
Hier möchten wir ungern mit einer Panne hängenbleiben und die Kriminal-Statistik füttern.

Wir sehen eine gewisse Hoffnung in unserem Navi, zeigt es uns doch den Weg zum Campground an, allerdings dann irgendwann einmal über eine unpaved Road, die wir mit Sicherheit nicht mit unserem, Wohnmobil zu fahren beabsichtigen.
Jetzt ignorieren wir zum zweiten Mal am Tag die tollen Tipps der jungen Frau in unserem Navi und orientieren uns an der gezeichneten Wegbeschreibung auf unserer Reservierungsbestätigung und siehe da, im zweiten Anlauf gelangen wir wohlerhalten und überlebt am KOA-Campground an. Der gehört zu der Gattung jener Campgrounds, die in unserem Beliebtheitsranking im unteren Bereich liegt, wobei wir aber mit der Campsite 20 sogar noch Glück haben, und eine am Anfang einer Reihe erwischen. So haben wir zumindest zu einer Seite hin freie Sicht.
Ansonsten bietet der KOA das, was man von ihm erwarten kann: Gepflegte Sanitäranlagen mit Duschen und eine gute Infrastruktur, also Wasser, Strom, Dumping und Internet an der Campsite.

Kaum eingecheckt geht es mal wieder zu dem eine Viertel Stunde entfernten Walmart. Neben Joghurt und Chicken stellt sich uns die Frage, ob wir uns für die Zukunft für unsere RV-Phase für das Wohnmobil Nivelier-Rampen zulegen, damit wir auf schiefen Campsites nicht mehr im Wagen Bergsteigen müssen. Eigentlich hatten wir uns schon dafür entschieden. Jetzt stehen wir davor und uns hält weniger der Preis als vielmehr die Größe ab: Wieder ein Teil mehr, das wir mitschleppen müssen und vor allem benötigen wir, wenn wir so weiter machen, demnächst einen noch größeren Storage ;-)
Aber die eigentliche Frage, die wir uns stellen ist, wie oft benötigen wir diese Rampen? Wenn wir alle drei Urlaube der Phase "RV" zusammenrechnen sind wir vielleicht zwei oder dreimal in die Verlegenheit gekommen, im Camper die Wanderschuhe und Steigeisen anzuziehen. Und in der Phase des Zeltens, insbesondere wenn wir wild backcountry genächtigt haben, sind wir von ganz anderen Verhältnissen ausgegangen.
Und wer die wildesten und steilsten Trails, wie z.B. Bright Angel Trail, North Kaibab Trail und den4,8Meilen langen 4-Miles-Trail im Yosemite meistert, der kapituliert doch wohl nicht, wenn er im Camper barfuß mal die gefühlte Eiger Nordwand hoch muss.

Also streichen wir diesen Artikel und wenden uns noch ein paar Mitbringseln zu, die wir hier ergattern. Übrigens: Dieser Walmart ist der mit Abstand größte und bestsortierteste Walmart, den wir je betreten haben. Den sollte wir uns merken, wenn wir wieder in der Gegend sind.

Die Grill-Phase haben wir ja gestern schon abgeschlossen, der Tiefkühler ist fleischlos und so gibt es als Abendessen Reste aus dem Kühlschrank und die Chicken vom Walmart.

Wir beginnen schon mal langsam, unsere Sachen im Camper vorzusortieren, denn morgen geht es nach Las Vegas zum Storage und da wollen wir schon das meiste deponieren.

Und so ist es auch schon ganz schnell nach 22Uhr und für uns zwei allerhöchste Zeit, die einzigartige Idylle eines Campgrounds in der Nähe eines Highways zu genießen. Das permanente Vorbeirasen der Autos wird nur gelegentlich von einem in der Ferne ganz aufgeregt röhrenden Zug unterbrochen.

Das klingt jetzt aber doch schlimmer als es in der Realität ist aber wir vernehmen schon einen gewissen Klangteppich, der nichts mit der Geräuschkulisse eines Campgrounds in einem Nationalpark während der Quit Hours hat, von unserem Nachbarn mit dem Generator letzte Woche einmal abgesehen.


 
14.Mai 2018:
Das übliche Prozedere "Like every day..." aber erst gegen 7:30Uhr kommen wir in die "Puschen" und verlassen den Campground.
Lediglich 150 Meilen liegen zwischen hier und Las Vegas und gegen 11 Uhr etwa erreichen wir den Storage.
Unabhängig voneinander kommen wir zu der Überzeugung, dass sich hier etwas tut. Eine Kehrmaschine fährt über die Anlage und die Flure sind deutlich sauberer und gepflegter als wir das in Erinnerung hatten.
Zum Hintergrund: Seit 2003 bis letztes Jahr waren wir in einem anderen Storage. Die Anlage war kleiner und bis vor etwa 2 Jahren wurde der Storage privat geführt. Die Anlage war stets sehr gepflegt und wurde von zwei Hausmeistern, die sich gegenseitig vertraten, betreut. Ich denke immer an die Toilettenanlage, die sauberer war als die von manchem Restaurants. Erst als der Privatmann den Storage abgab merkten wir den Unterschied an Sauberkeit.
Als wir letztes Jahr hier her zogen hatten wir das Gefühl, dass die Pflege der Anlage noch deutlich Luft nach oben hat und der Einbruch in unser Kabuff hat uns noch darin bestätigt.
Doch jetzt beobachten wir zufrieden, "dass sich da was tut".

Erschreckende drei Stunden benötigt es, bis wir alles nach unseren Vorstellungen umgepackt haben. Leider müssen wir feststellen, dass doch mehr fehlt als vor 14 Tagen vermutet. So fehlt unser Erste-Hilfe-Set, was allein nicht so problematisch wäre. Doch leider waren darin auch zwei Funkgeräte für den Notfall. Die haben wir zum Glück zwar nie gebraucht aber sinnvoll waren sie auf abgelegenen Trails dennoch. Des weiteren ist ein Fernglas verlustig und bei der Kamera lag neben einem Ladegerät auch noch eine Schiene, um mit Kameras in 3D zu fotografieren.
Alles ersatzbar aber dennoch sehr ärgerlich.

Wir räumen alles von unten nach oben und umgekehrt und sind erstaunt, wie viel Platz wir doch haben und die beiden Fahrräder verschwinden sozusagen in der Ecke.
Irgendwann kommt mal der Manager bei uns vorbei und erkundigt sich sogar, ob wir denn auch Wasser zum Trinken haben, weil es hier doch sehr warm ist. Das nennen ich nun wirklich einen tollen Service, den wir zwar nicht in Anspruch nehmen müssen, aber könnten.

Von hier aus geht es nun zum KOA Las Vegas, den wir ja schon vom Vorjahr kennen und der uns eigentlich gar nicht zusagt, aber für den letzten Tag vor Abgabe des Fahrzeugs alles hat, was man braucht, einschließlich der Laundry.



Während Anita bei den Waschmaschinen bleibt räume ich die Reste im Wagen zusammen nach den Kategorien:
1. Geht morgen früh in den Storage und bleibt dort bis in den Herbst
2. Geht morgen in den Storage um anschließend mit ins Hotel zu gehen
3. Geht morgen in den Storage um anschließend mit auf die Rückreise zu gehen
4. .......

Auf jeden Fall geht es mir darum, jede Schublade und Klappe zu kontrollieren, ob sich nicht irgendwo noch etwas versteckt hat, und das dauert seine Zeit. Der C30 hat wirklich an jeder Ecke eine Klappe oder Schublade oder Tür, hinter der sich Stauraum befindet. Anita ergänzt: 6 Schubladen, 11 Klappen, 2 Schränke.
Platz satt !

Ein letztes Abendessen im Auto. Hier in Vegas und auch gestern schon in Barstow ist es so warm bis heiß, dass wir sogar erstmalig die Dach-Klimaanlage anschalten müssen.

Und irgendwann einmal ist es so dunkel und so spät, dass das Bett ruft. Morgen heißt es dann, den Boliden gegen ein schickes Cabriolet einzutauschen, ohne Platz satt, Küche, Kühlschrank, Tausende Staufächer usw. usw.

Liebgewonnen habeen wir ihn aber auf jeden Fall




Also dann, eine gute Nacht !
 
15.Mai 2018:
Bevor wir es vergessen: Wir haben mit unserer Campsite insofern erneut Glück gehabt, denn unser Nebenplatz ist frei geblieben und so hatten wir doch noch etwas Ausblick.

Recht früh verlassen wir den Campground und fahren noch schnell zum Storage, um den Wagen nunmehr komplett leerzuräumen.
Und von hier aus geht es dann tatsächlich gegen 9:30Uhr zu Cruise Amerika, wo wir uns von dem Gefährten verabschieden.



Ich weiß nicht, ob Cruise Amerika eine neue Lieferung von C19, C25 und C30 und wie sie alle heißen mögen oder ob derzeit kaum einer im Verleih ist, denn die zu Verfügung stehende Flotte ist heute ungewöhnlich groß.



Fazit zu unserem C30:
Wer sich im Netz ein wenig umhört und umschaut wird in Berichten feststellen, dass Cruise Amerika bei vielen Mietern nicht gut wegkommt. Die Wagenflotte sei überaltert und im schlechten Zustand, das Personal schnippisch und die Übernahme- bzw. Abgabeprozedere eine Zumutung.
Wir zählen uns -was Wohnmobile angeht- zu absoluten Greenhorns und können uns mit bisher drei Anmietungen keine besonders tragfähigen Meinungen bilden, aber unsere Erfahrungen mit C.A. im letzten Frühjahr und jetzt sind rundherum positiv. Die heutige Abgabe des Fahrzeugs dauert höchstens 15 Minuten, eher weniger, und die Mitarbeiterinnen sind sehr freundlich.
Im Netz habe ich von Fahrzeugen gelesen, die mit mehr als 120.000 Meilen übernommen wurden, unserer hatte etwa 60.000 Meilen drauf und der Zustand war okay: Das Fahrzeug war sehr sauber, so dass wir schon glaubten, der Wagen hätte zuvor eine intensive Grundreinigung erhalten, man roch noch den Reiniger. Die Küchenausstattung erschien uns, wie bereits berichtet, komplett neu. Der Wagen sprang stets sofort nach wenigen Umdrehungen an, was auf eine sehr neue bzw. starke Batterie schließen lässt.
Ach ja, einmal sind Matratze und Brett darunter beim Bremsen nach vorne gerutscht, weil Schrauben fehlten.
Im letzten Herbst hatten wir bei einem anderen Vermieter zu einem wesentlich höheren Preis einen Wagen eines Vermieters, der einen guten Ruf hat und hier hatten wir mehr Mängel.
Bei Wohnmobilen ist es bei der Vermietungen eben anders als bei normalen PKWs, die meist nach einem Jahr bereits  ausgetauscht werden. Wohnmobile werden über längere Zeiträume als Mietfahrzeuge geführt und dementsprechend sind die "Macken" schon vorprogrammiert.
Und jetzt zum Schluss noch der Hammer. Das Wohnmobil wird von einem FORD E-450 angetrieben, einem 10-Zilynder mit über 6 Liter Hubraum und etwa 305 PS. Bei Cruise Amerika wird er mit etwa 30Liter Sprit/100km angegeben. Im Internet las ich kürzlich auf eeiner Seite von einem Camper, der bei diesem Modell auf knapp 35L/100km kam. Wir haben jetzt Bilanz gezogen und kommen auf unglaubliche und erfreuliche 24,95Liter. Ich habe Anita, die akribisch Buch führt, gebeten, nochmals nachzurechnen. Aber es fehlt kein Beleg, alle Daten sind erfasst und nach den ordnungsgemäßen Regeln der Mathematik einschließlich der Gegenrechnung zur Beweisführung vorgenommen worden und das Ergebnis bleibt.


Mit dem Taxi lassen wir uns zur Rental-Station fahren, um dort für die letzten Tage ein weniger großes Auto zu fahren. Den Wagen haben wir bei Alamo gemietet. Alamo? Sind wir nicht seit Jahren begeisterte Hertz-Mieter? Stimmt! Allerdings hat uns der Geldbeutel dazu geraten, diesmal zu Alamo zu wechseln, da wir den Wagen in Vegas anmieten und LOs Angeles abgeben wollen. Und da verlangt Hertz für eine Einwegmiete doch tatsächlich zusätzlich zur Miete noch einmal eine Gebühr von $500,00.
Das ist uns der Spaß mit Hertz nun doch nicht Wert.

Und jetzt kommt der Part, weshalb wir zukünftig vermutlich wieder zu Hertz zurückkehren werden, wenn der Preis es zulässt:

Wir sind quasi schon online eingecheckt und sollen lt. Internet vor Ort nur noch zu einem Automaten. Dort werden wir von einem Mitarbeiter von Alamo abgefangen, der sich unsere Unterlagen ansieht und sagt, dass wir direkt zur Choice-Line gehen sollen und uns ein Cabrio aussuchen sollen.
Gesagt getan: In der Choice-Line fahren gerade zwei BMW-Cabrios weg aber es steht noch ein Camaro RS und ein prächtig ausschauender Ford Mustang zu Verfügung. Wir entscheiden uns für das Camaro-Cabrio und stellen schnell fest, dass sich das Dach wegen einer fehlenden Trennwand für das Gepäck nicht öffnen lässt. Zum Glück kennen wir das Problem schon aus den Vorjahren und verlassen das Car Rental Center um vielleicht in einer Stunde zwecks Umtausch wieder umkehren zu müssen.
Also wechseln wir von Camaro zu Mustang und noch bevor wir los können werden wir von einem Mitarbeiter von Alamo etwas angemacht, weil wir uns einfach einen Wagen nehmen wollen. Er kommt gerade mit zwei Mietern, die ebenfalls ein Cabrio haben möchten, auf uns zu. Unser Argument, dass uns sein Kollege gesagt hat, wir sollen uns einen Wagen selbstständig aussuchen lässt er nicht gelten und besteht darauf, dass alles über ihn geht. Es gibt im Moment eine lange Warteschlange für die Cabrios.
Hallo, warum reserviere ich einen Wagen, wenn dann keiner zu Verfügung steht? Jetzt kommt mein Werbeblock für Hertz mit Goldkarte: Hier steht der Wagen stets pünktlich bereit. Okay, dafür können wir uns den Wagen nicht immer selbst aussuchen.
Dier beiden Mieter überlassen uns den Mustang und wir verlassen das Zentrum, um eine Viertel Stunde später wieder vor Ort zu sein. Nicht der Wagen ist der Anlass. Ganz im Gegenteil, denn mit dem Mustang haben wir eine gute Wahl getroffen: Er ist bestens ausgestattet und hat erst 4.000 Meilen auf dem Tacho. Dass ein Wagen Sitzheizungen hat ist in dieser Ausstattungsvariante nichts Ungewöhnliches. Was aber für uns völlig neu ist: Die Sitze lassen sich nicht nur beheizen sondern auch kühlen.

Wir kommen zurück, weil meine Sonnenbrille nebst Etui verlustig ist. Anita weiß mit Sicherheit, sie in die Tasche eingepackt zu haben, also glauben wir, dass sie vielleicht noch in dem Camaro liegt. Der steht zum Glück noch dort, ist zwischenzeitlich repariert worden aber die Sonnenbrille findet sich nicht an.
Also muss sie noch im Camper sein. Aber auch dort Fehlanzeige: Weder die Reinigungskraft noch ich können sie finden.
Und jetzt noch einmal auf Cruise Amerika zurückzukommen: Die Wagen werden geputzt, und zwar gründlich. Es riecht in unserem Camper wieder nach Chemie und auf dem Boden sehe ich Reiniger, Tücher und Handschuhe. Unser positiver Eindruck ist also berechtigt.

Zurück zur Sonnenbrille: Sie bleibt verschwunden und die Chance, sie vielleicht im Taxi verloren zu haben, ist sehr gering. Alles merkwürdig!

Im Storages laden wir nur kurz die Sachen fürs Hotel ein und dann geht es über einen Snack bei Mc.Donald´s zu unserem Platinum-Hotel. Anita hatte den Chef der Rezeption angemailt. Unsere Lieblings-Suite ist zwar nicht frei, aber die von ihm gewählte Alternative liegt ebenfalls im 15. Stock und bietet eine tolle Aussicht.





Jetzt fängt es an langweilig zu werden. Denn üblicherweise gestaltet sich der Ankunftstag im Platinum mit Waschen der Kleidung und Zusammenstellen des Gepäcks. Das isst aber alles schon erledigt.
Dann nutzen wir die Zeit eben für eine traditionelle Fahrt über den Strip.
Beim Einchecken vorhin hat uns Julian, ein älterer Mitarbeiter des Platinums betreut. Er ist für die Abgabe und Rückgabe unseres Autos beim Valet-Parking zuständig und hat uns das Gepäck mit einem Trolley hochgebracht. Eigentlich hätten wir uns das sparen können, weil wir diesmal nur sehr wenig Gepäck im Vergleich zu unseren sonstigen Ankünften dabei haben, aber wir sagen uns, dass sich die Mitarbeiter über einen kräftigen Tip sicherlich immer freuen.
Und Julian scheint sich auch vage an uns zu erinnern, zumal Anita ihn au8ch noch auf sein Dienstjubiläum anspricht, von dem er uns damals berichtet hatte.

Und jetzt bringt er uns der Wagen und hat uns auch noch zwei Flaschen kaltes Wasser in den Wagen gestellt. Egal, ob dass jetzt das Resultat des Trinkgeldes von vorhin war oder nicht, wir finden das eine sehr nette Geste.

Auf dem Weg nach Downtown erwischt uns ein plötzlich auftretender Wind und meine Mütze fällt vom Kopf über das Auto auf die Straße.
Der Verlust wäre finanziell kein Desaster aber ideell.  Sie hat mich in vielen Jahren auf so manche qualvolle Wanderung nicht nur begleitet sondern auch geschützt. Muss ich nun von ihr Abschied nehmen?

Anita geht auf das volle Risiko, fährt einmal um den Block und wir passieren die Stelle. Gut auf den nachfolgenden Verkehr dieser belebten Straße achtend hält sie an und ich steige gestikulierend aus und hole meine Mütze zurück. Sie ist mittlerweile ziemlich verschmutzt, weil wohl einige Autos sie nicht beachtend überrollt haben aber Anita ist optimistisch, dass wir sie mit einer kräftigen Wäsche für den nächsten Trip wieder fit machen können.

Wir besuchen die Fremont Street. Hier gibt es eine große Baulücke, denn das Golden Goose ist abgerissen und auch das weltberühmte Cowgirl it demontiert.
Anita fühlt sich in der Fremont Street und vor allem in den angrenzenden Parkhäusern sehr unwohl und ich muss zugeben, dass ich immer drauf achte, dass wir uns beide nicht aus den Augen verlieren.
Nach weniger als einer Stunde verlassen wir schon wieder den Innenstadtbereich und fahren gemütlich über den Strip cruisend in unser Hotel.

Wieder ist es Julian, der uns den Wagen abnimmt und ich bedanke mich nochmals sehr herzlich für die Geste mit dem Wasser.

Auf dem Balkon sitzend genießen wir das Lichtermeer dieses verrückten und wohl niemals zur Ruhe kommenden Las Vegas. In der Ferne sehen wir auf das MGM Park, das eigentlich das 1996 erbaute Monte Carlo ist. Wir haben vor einigen Jahren dort genächtigt und konnten mit dem Fernglas in das Zimmer von Gisela und Ortwin, die zur selben Zeit im Luxor genächtigt haben, reinschauen. Na ja, nicht wirklich!
Aber unser ehemaliges Monte Carlo wurde im letzten Herbst von der MGM-Gruppe aufgekauft und wird seither für über eine halbe Milliarde(!) Dollar umgebaut.

Überhaupt verändert sich Las Vegas schneller als wir anreisen können. Bei jedem Besuch müssen wir wieder Neubauten, Umbauten oder Abrisse feststellen. Von wegen, N.Y, die Stadt die niemals ruht. Las Vegas erscheint uns noch viel unsteter.

Aber jetzt lassen wir es zumindest ein bisschen zur Ruhe kommen, zumindest vor uns...



 
16.Mai 2018:
Ein Tag, der noch Folgen haben wird.
Zunächst schlafen wir aus und frühstücken, wie immer im Platinum, auf dem Balkon. Es gibt Knack-und-Back-Croissants, Kaffee und...oh, den Orangensaft haben wir vergessen. Aber es geht auch so.
Anschließend wagen wir uns an den Pool, den wir um diese Zeit noch recht lange für uns völlig alleine haben. Doch dann passiert es: Auf dem Weg vom Pool zum Whirlpool rutsche ich aus und es haut mich ziemlich hin. Dabei fliegt leider auch die 3D-Kamera ziemlich fest auf den Boden. Anita beruhigt mich, dass nichts passiert ist und falls doch, besser die Kamera nimmt Schaden als ich. Ich hingegen kontere, bei mir heilt das schon nach einer Zeit wieder aber die Kamera könnte finalen Schaden haben.

Irgendwann reicht es uns am Pool und wir machen das, was wir in Vegas fast immer machen: Wir cruisen ausgiebig über den Strip und betrachten, was sich noch so alles verändert oder schon verändert hat und wir haben es bisher noch nicht gesehen.
In der Nähe der Stratosphere Towers gibt es neben den Hochzeitskapellen auch noch drei oder vier klassische ein- oder zweietagige Motels, die zwar ziemlich alt zu sein scheinen aber im rechten Neonlicht noch ganz nett ausschauen. Vor einem Motel entstanden einst Szenen für den Film "Viva Las Vegas" mit Chevy Chase und Beverly DÁngelo als Familie Griswold. Als Filmfreaks haben wir den genauen Standort der Schauspieler und Kameras bereits vor Jahren identifiziert.
Dieses Motel scheint noch im Betrieb zu sein aber die anderen angrenzenden sind schon geschlossen und das "Rummel Motel", auch ein bekanntes Motel, wird gerade dem Erdboden platt gemacht.

Uns fallen erstmalig diese Pöller auf, die zu Hunderten die Fußgängerbereiche am Straßenrand zieren und die in Folge von Nizza und Berlin vermutlich die Fußgänger vor Attentaten mit LKW schützen sollen.



Noch ein trauriger Ort: Wir fahren auf unseren Cruising-Touren automatisch am Mandalay Bay vorbei, von wo aus ein Einzeltäter am 1.Oktober letzten Jahres von seinem Hotelfenster aus 57 Menschen mit Schusswaffen tötete. Wir hatten die Distanz zwischen dem Hotel und dem Festivalgelände kürzer in Erinnernung aber es liegen etwa 250 bis 500 Meter dazwischen. Erstaunlich und beängstigend, wie zielsicher und genau diese Waffen sind.
Uns wird es immer etwas mulmig, wenn wir von diesem Anschlag höre, denn im Schatten des Mandalay Bays und einiges näher als das Festivalgelände liegt unser Lieblings-Mc.Donald´s, bei dem wir öfters draußen sitzen. Uns wird nochmal deutlich, wie schnell sich die Erde für einen anders dreht, wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort sitzt.



Zurück im Motel geht es am Abend nochmal in den Pool, und hier passiert uns ein gravierender Fehler: Ich bin mir unsicher, ob ich mit der am Morgen hingefallenen Kamera überhaupt noch ins Wasser soll und ob sie denn noch dicht ist. Dabei öffne und schließe ich das Gehäuse und alles scheint okay zu sein. Doch bei den Unterwasseraufnahmen zieht das Gehäuse Wasser und ich befürchte, dass die Kameras großen Schaden genommen haben.
Sofort geht es hoch ins Zimmer und alles wird kontrolliert. Die Dichtigkeit des Gehäuses überprüfen wir im Jacuzzi. Kameras scheinen okay zu sein, Gehäuse auch, aber die Synchroneinheit zur Steuerung scheint Schaden genommen zu haben.
Ärgerlich dabei: Hätten wir der Qualität des Gehäuses vertraut und das Gehäuse vor dem "Tauchgang" nicht erst überprüft, wäre vermutlich alles in Ordnung gewesen.
Pech gehabt.
Den Abend verbringen wir dennoch ungetrübt auf dem Balkon bei einem leckeren Essen mit den Resten aus der Camper-Phase.




 
17.Mai 2018:
Nach langer Zeit verlassen wir das Platinum und somit Las Vegas bereits nach zwei Nächten, weil wir ja noch nach Los Angeles zurück müssen. Unser Flug geht morgen erst um 19Uhr. In unserem Umkreis gibt es genügend Menschen mit stärkeren Nerven, die sicherlich noch eine Nacht länger bleiben würden und dann die Strecke nach L.A. morgen an einem Stück fahren würden.

Seit wir vor ein paar Jahren am letzten Abend einen völlig unverschuldeten Unfall hatten wissen wir nur zu genau, wie lange so etwas aufhalten kann und das vertragen unsere Nerven nicht, zumindest nicht im Urlaub.
Also fahren wir lieber heute.
Außerdem müssen wir noch über Death Valley. Seit unserem ersten Jahr im Südwesten im Jahre 1993 sind wir auf jedem Trip in den Südwesten durch das Death Valley gefahren, einige wenige Male nur für einen Tag, meist jedoch für zwei oder drei Tage oder sogar noch mehr.
zunächst checken wir aus und verabschieden uns sehr freundlich von den Mitarbeitern des Valet-Parking. Julian ist leider nicht da.
Es geht noch einmal am Storage vorbei. Einerseits haben wir noch einiges zu verstauen, z.B. unsere Toilette-Utensilien, die letzten Stromkabel, usw. und andererseits holen wir den deponierten Trolley ab.
Diesmal haben wir ein Schloss angebracht, dass wir in Deutschland gekauft haben und das angeblich den höchsten Sicherheitsstufen entspricht. Wenn jetzt nochmals erfolgreich eingebrochen werden sollte, dann wird vermutlich die Tür aufgeschweißt worden sein und unser Schloss hängt als einziges unversehrt am Anschlag.
Aber wollen wir das mal bitte nicht hoffen, der jetzige Ärger reicht uns, auch senn sich der Schaden im Vergleich zu unseren Befürchtungen noch irgendwie in Grenzen gehalten hat.

Unser Ziel ist gegen Mittag in "Blue-Cheese-Burger-Hill" zu sein, also jenem Restaurant, das von Unwissenden meist mit Panamint gleichgesetzt wird, und wo ich vor vielen Jahren den Blue-Cheese-Burger kennenlernen durfte.



Doch zunächst geht es ins Death Valley um dort auf der Furnace-Creek-Ranch traditionsgemäß anzuhalten und auf der Bank eine kalte Cola zu trinken. Anita erinnert noch, dass unser Generalstore im letzten Herbst wegen Umbau geschlossen hatte aber jetzt, 8 Monate später sollte der Umbaus doch abgeschlossen sein.

Jedoch trauen wir unseren Augen nicht:



Storage samt Saloon und Parkplatz existiert nicht mehr. Wir sehen nur noch eine Großbaustelle, in der offensichtlich ein größeres Gebäude entsteht. Die Motelzimmer weiter durch existieren noch und in einem ist jetzt übergangsweise die Rezeption untergebracht.
Wir sind wirklich sprachlos. Die reißen hier alles nieder ohne das mit uns abgeklärt zu haben, zumindest uns vorzuwarnen wäre doch wohl ihre erste Pflicht gewesen.
Vermutlich hatten die Gebäude tatsächlich ein beachtliches Alter erreicht aber der Holzbau im alten Western-Stil hatte Charme und wir befürchten, dass der sicherlich auf alt getrimmte Neubau doch nicht den Charme der historischen Gebäude haben kann.



Aber man muss sich ja Neuem aufgeschlossen gegenüber zeigen und vielleicht sagen wir im Herbst, dass der Entschluss, etwas Neues zu bauen, auch ohne unser Einverständnis in Ordnung geht. Auf einem kleinen Schild entdecken wir den vermutlich neuen Namen: "Oase at Death Valley"

Ein ebenso kurzer Halt erfolgt im Visitor-Center, um unseren Ausweis vorzuzeigen. Zu unserem Erstaunen gibt es hier keine National-Park-Passes für die Sammler mehr und Anita muss an der Kasse tatsächlich nach dem Stempel fragen. Der ist gut verschlossen.

Unser nächster Halt ist kurz vor Stovepipe Wells am Kiosk, wo wir tatsächlich für unserer Dia-Show einen kurzen Clip abdrehen bevor wir dann bei Stovepipe Wells kurz anhalten. Hier wird zwar auch gebuddelt aber wir sind guter Hoffnung, dass nur ein Kanal oder ein Kabel verlegt wird und nicht gleich alles platt gemacht wird.

Wenn es jetzt auch kein "Blue-Cheese-Burger-Hill" mehr geben sollte  müssen wir uns einen anderen Urlaubsort suchen.

Statt gegen 12Uhr kommen wir gut 1,5 Stunden später an und zu unserer Freude gibt es Panamint noch. Auch das Restaurant. Aber Anastazia, unsere übliche Bedienung, ist nicht vor Ort und mindestens genauso schlimm oder schlimmer: Auf der Karte finden wir weder Anitas Patty Melt noch meinen Blue-Cheese-Burger. Eine kleine Welt bricht für uns zusammen und entfaltet sich wieder, als mit der Ober auf meine Nachfrage hin sagt, dass er mir einen zusammenbaut. Der schmeckt aber dann doch etwas anders als gewohnt aber ist okay. Anita hingegen muss mit einer nicht wirklich "alternativen Alternative" vorlieb nehmen, einem ganz normalen Cheese-Burger.

Noch etwa 4 Stunden Fahrt liegen vor uns. Wir kommen noch einmal in Mojave am Flugzeugfriedhof vorbei, gelangen aber auch heute trotz eines wendigeren Autos nicht wirklich viel näher an die Flugzeuge heran.



Übrigens habe ich mich mal bei Wikipedia schlau gemacht: Ziel dieses Ortes ist tatsächlich vorrangig das Parken und nicht die Verschrottung bzw. das Vorhalten von Ersatzteilträgern und die Kosten pro Maschine liegen je nach Größe des Flugzeuges bei $250 bis $500. Nein, nicht pro Tag oder Woche. Pro Monat, und das finde ich im Vergleich zu den üblichen Kosten von Storages sehr günstig.
Der Grund, weshalb Besucher bzw. Fotografen ungern gesehen werden, ist auf folgender: Hier werden aktuelle Maschinen gepaarkt, wenn die Auftragslage für eine Airline schlecht ist. Aus diesem Grund werden bei vielen Maschinen umgehend die Bezeichnungen überklebt, damit die Konkurrenz nicht gleich um die Auftragslage weiß.

Gegen 19Uhr kommen wir dann im Großraum Los Angeles an und es bestätigt sich noch einmal, dass unsere Entscheidung, Las Vegas als übliche Destination zu wählen, richtig war. Der Verkehr ist grauenhaft und überfordert uns fast.



Über zig Autobahnen und Zubringer und Spuren erkämpfen wir uns den richtigen Weg und überlegen uns, ob nach L.A: zu fliegen nicht doch der bessere Weg gewesen wäre. Das werden wir uns für das nächste Mal noch überlegen.

Irgendwann erreichen wir unser Best Western-Motel und sind recht angetan: Der Empfang ist überaus freundlich, die Anlage recht nett und nicht allzu groß und die Zimmer halt eben typisch.

Unser Abendessen besteht aus den letzten Resten der Reste aus dem Camper, denn zum Essengehen haben wir derzeit keine Lust.

Jetzt naht also die letzte Nacht für diesen Urlaub.



Gute Nacht !
 
18.Mai 2018 / 19.Mai 2018:
Nun bricht also der wirklich letzte Tag an.
Gegen 9Uhr gehen wir erst frühstücken und sind über das Angebot  von Best Western angenehm überrascht. Es ist eindeutig mehr als das übliche "Continental Breakfast", also auch mit Rühreiern, Sausage usw.
Der Frühstücksraum ist unerwartet voll. Entweder ist dieses Haus besonders ausgelastet oder es liegt daran, dass  wir zu einer für uns sehr ungewöhnlichen Zeit zum Frühstücken gehen, denn normalerweise sind wir eher gegen 6:00Uhr oder 7:00Uhr im Frühstücksraum. Manchmal ist der Kaffee noch gar nicht durch.

Die asiatische Bedienung hier ist äußerst freundlich und erklärt uns alles und zeigt uns auch, wo noch ein freier Platz ist. Eine nette Geste des Hauses finde ich auch, dass jedem Gast bereits ein Tablett mit Teller und Besteck usw. gereicht wird.

Wir verziehen uns nach dem Frühstück wieder ins Zimmer und ursprünglich hatten wir mal vor, den heutigen Tag bis zum Abflug mit einem Besuch des Pazifiks zu füllen aber aufgrund des wahnsinningen Verkehrs lassen wir das ausfallen.

Kurz vor 11Uhr müssen wir dann doch mal auschecken und auch jetzt wieder ein sehr freundlicher Ton. Das Haus gefällt uns.
Das Wetter, das vorhin nur bedeckt aussah, scheint sich etwas zu bessern. Bis zum Flughafen sind es etwa 12 Meilen und wir nutzen die durchkommende Sonne noch einmal um offen zu fahren. Nur einen Block von unserem Hotel weg haben wir in einer Querstraße einen freien Blick auf den Pazifik und jetzt kann uns doch nichts mehr halten.
Wir finden auch sofort einen Parkplatz und dann verbringen wir doch noch eine ganze Weile am Strand.



Während Anita sich nur in den Sand traut nehme ich auch Kontakt mit dem Wasser auf.



Wir beschließen, das Motel und seine Nähe zum Strand im Herbst bei der Tourenwahl mit zu bedenken und fahren dann doch endlich gegen Mittag zu Alamo um den Wagen abzugeben. Erstaunlich ist, wie viele Wagen auf einen Schlag reinkommen. Die Umschlagzahl der Mietwagen scheint am Flughafen von Los Angeles doch eine ganz andere zu sein als in dem bedächtigen Las Vegas.

Unsere Bordkarten haben wir uns schon gestern Abend im Hotel ausdrucken lassen und zusätzlich digital aufs Handy. Wir sträuben uns ja immer noch ein wenig mit den digitalen Bordkarten. Zum einen ist da immer die Angst, wenn denn dann mal das Handy beim Boarden versagt und zum anderen haben wir es schon so oft erlebt, dass es bei Passagieren mit digitalen Bordkarten länger dauert, weil sie das Handy nicht richtig auflegen, der Bildschirm dunkel wird usw.
Aber es schindet halt schon Eindruck, wenn die wichtigen Leute locker ihre Handys drauflegen.
Wir sind da altmodisch und haben immer noch die analoge Karte in der Hand.
Wir hätten sogar die Tags für das Gepäck ausdrucken können, was uns aber nichts nutzt, da wir keine entsprechenden Anhänger für diese Tags haben. Diese gibt es wohl bei Lufthansa am Schalter.

Also gehen wir zum Lufthansa-Schalter, geben unser Gepäck ab und schon geht es weiter zur Sicherheitskontrolle und dann in die Lounge.
Als Gast der Business-Class wird man ja an verschiedenen Stationen bevorzugt behandelt: Am Schalter und bei der Sicherheitskontrolle gibt es besondere Lines, das Boarding erfolgt früher und auch der Zugang zur Lounge ist der Business- bzw. First-Class vorbehalten. Das ist alles ganz nett, besonders der Service mit der Lounge gefällt uns, können wir uns hier doch in Ruhe stundenlang aufhalten und es gibt zu Trinken und zu Essen und wer möchte, kann auch nochmal Duschen gehen.



Aber auf das alles könnten wir gut verzichten, uns ist eigentlich nur der bequeme Sitz auf der Langstrecke wichtig.
Übrigens: auf dem Hinflug sind wir ja mit dem City-Hopper von Frankfurt nach München geflogen. Unsere Business-Class bestand da lediglich darin, dass wir zu zweit eine Dreierreihe für uns hatten. Aber auch hier sagen wir, dass uns das auf einer Kurzstrecke keinen Cent Wert wäre.

Der Abflug erfolgt pünktlich und mittlerweile sitzen wir beide im Oberdeck der Boeing 747. Die Bestuhlung ist fast identisch mit dem A380. Was aber stört ist die Geräuschkulisse, was uns noch einmal bestätigt, dass der A380 das leiseste Flugzeug ist, mit dem wir je geflogen sind.
Der Service ist sehr freundlich und aufmerksam, hängt dem des Hinfluges jedoch etwas hinterher. Das lässt einen Verdacht aufkeimen:
Uns ist nun mehrmals aufgefallen, dass der Service und die Freundlichkeit der Lufthansa-Mitarbeiter im A380 besonders groß ist und haben dann einmal gelesen, dass es damals zur Einführung der ersten A380 spezielle Schulungen gab und die Crews der A380 besonders ausgewählt wurden.
Wenn ich mich nicht irre sind es nunmehr 12 Jahre, seit die Lufthansa mit ihrer "Frankfurt" den ersten A380 hatte und eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass diese Besonderheit mittlerweile vorbei ist.
Wenn wir jetzt beide Flüge vergleichen, dann besticht der A380-Flug diesbezüglich ganz klar im positiven Sinne mit einer besonderen Freundlichkeit.
Soweit wir uns erin ern können ist das unserer erster richtiger Nachtflug. Von daher sind wir überrascht, dass wir kurz nach dem Start ein Schlaf-T-Shirt erhalten und für die sowieso schon sehr bequeme Bestuhlung noch eine zusätzliche Matte.

Nochmals kurz zum Essen, das ja bereits auf dem Hinflug beeindruckend war: Wir hatten vorhin beide gegrilltes Rinderfilet gewählt und das war ein Genuss, es schmeckte, als käme es direkt vom Grill bzw. aus der Pfanne. Leider konnte uns die Flugbegleiterin nicht erklären wie das funktioniert, da ja alles bereits beim Zulieferer vorbereitet werden muss. Schließlich können die Flugbegleiter ja das Fleisch nicht auch noch in der Luft kurz durch die Pfanne ziehen.
Und noch ein Anekdötchen. Exakt in der Sekunde, als die Flugbegleiter mit dem Essensservice beginnen wollen ertönt eine Durchsage vom Kapitän, dass vorausfliegende Flugzeuge von Turbulenzen in ca. 10 Minuten berichtet haben und dass er nun entschlossen hat, den Service einzustellen.
Unsere vier Flugbegleiter haben sich nur kurz angesehen, dann etwas gemauschelt und dann ging es wirklich in Sekundenschnelle, dass sie das Essen doch noch serviert haben.
Und was passiert? Ein Fluggast besteht darauf, dass er genau in diesem hektischen Moment, wo jede Sekunde zählt, noch ein Glas Wein zu bekommen. Wir zwei neigen dazu, uns fremdzuschämen aber er besteht darauf und schließlich muss die Chefin auf der Etage intervenieren.

Es wird Zeit ein Fazit über diese drei Wochen "Aera 51" zu ziehen:

Wetter:
Mit dem Wetter haben wir etwas Pech und zugleich wahnsinniges Glück gehabt. Die erste Woche im Norden unserer Tour war es deutlich kühler, ich muss eigentlich sagen "kälter" als erwartet. Zu einen haben wir die Durchschnittstemperaturen in diesem Gebiet etwas falsch eingeschätzt, zum anderen gab es genau in dieser Woche einen Kälteeinbruch. Dafür hat es in den ganzen drei Wochen nur ein einziges Mal geregnet und das auch noch nachts, Also: Eindeutig ein positives Ergebnis

Fahrräder:
Die Fahrräder sind besser als es der Preis und vor allem die erste Ausfahrt vermutet ließen. Ich denke, wir werden zukünftig noch unseren Spaß damit haben im Sinne von "Hals- und Speichenbruch und stets ein paar Finger breit Luft um die Felge". Ebenfalls ein klarer Pluspunkt.

Storage:
Ein trauriger Punkt. Zwar haben wir das Glück, dass sich der Schaden im Rahmen hält, dennoch macht es ein ungutes Gefühl, wenn man weiß, dass jemand Fremdes die Sachen durchsucht und auch noch entwendet hat. Natürlich hätte es noch viel Schlimmer kommen können. Erfreulich hingegen, dass wir das Gefühl gewonnen haben, dass sich die Ambiente des Storages positiv verändert.

Wandern:
Das ist nicht wirklich gut gelaufen. Wir konnten diesmal ungewöhnlich wenig wandern, was wir sehr bedauern und hoffen doch, dass die Voraussetzungen für den Herbst deutlich besser sein werden. Klarer Minuspunkt.

Wohnmobil:
Ich befürchte, unser Geschmack ist jetzt für die Zukunft verdorben, denn an dem C30er haben wir richtig Spaß gefunden. Der Platz ist für zwei Personen mehr als reichlich, ich möchte sagen üppig bis Luxus. Trotz aller Kritik im Internet den Wohnmobilen von Cruise Amerika gegenüber können wir nur Positives berichten. Im Herbst werden wir versuchsweise einen etwas kleineren Wagen eines anderen Vermieters haben und werden dann mal vergleichen.
Da uns beim C30 der Spritverbrauch sowas von angenehm überrascht hat (Anita hat nochmal alles nachgerechnet) bekommt das Wohnmobil einen klaren Pluspunkt.

Campgrounds:
Hier vergeben wir auch einen Pluspunkt. Einerseits hatte Anita im Vorfeld nicht nur intensiv nach geeigneten Campgrounds gesucht sondern darüber hinaus auch noch nach den besten Campsites recherchiert und andererseits hatten wir bei einigen Campgrounds, die wir nicht reservieren konnten auch noch eine dicke Portion Glück. Und den suboptimalen Campground bei Bodega Bay schludern wir jetzt einfach mal.

Flüge:
Es waren zwar nicht unsere ersten Flüge in der Business-Class, weil wir in der Vergangenheit schon zweimal wegen einer Überbuchung in de Genuss kamen, aber diesmal waren es unsere ersten regulär gebuchten Flüge.
Wir sind begeistert vom Service, der Freundlichkeit und insbesondere natürlich von der Möglichkeit richtig zu schlafen. Das "Drumherum" (Priority Boarding, Lounge, Sicherheitskontrolle usw.) müssten wir nicht unbedingt haben, nehmen es aber gerne mit in Kauf.
Dafür auf jeden Fall einen Pluspunkt.
Dass wir im Anschluss an den Hinflug auch noch mit dem Auto nach Vegas fahren mussten ist unsere eigene Schuld. Für de Herbst haben wir einen Anschlussflug gebucht.