Stand: 19.10.2018
Der Reisebericht zu unserer 52.USA-Tour im Herbst 2018 |
Entschuldigung
für eine ganze Reihe von Tippfehlern! Wir schreiben den Bericht manchmal unter widrigen Bedingungen, so dass es zu Tippfehlern kommt. Der Klassiker: "Es isst..." statt "Es ist..." oder auch das "a" doppelt sich sehr gerne auf der kleinen Tastatur. Meist korrigieren wir unseren Bericht vor dem Hochspielen, doch jetzt ist uns aufgefallen, dass mehrmals ein unkorrigierter Text veröffentlicht wurde. Spätestens kurz nach unserer Rückkehr werden wir die Endlesung und -korrektur vornehmen. Bis dahin bitten wir, die "Feler" einfach zu überlesen. Danke ! |
29.09.2018: Köln-FRA Eine neue Tour steht an und dem Titel folgend, wollen wir mal wieder mehr wandern. Nachdem auf der Frühjahrstour das Wandern gesundheitsbedingt viel zu kurz kam, ist unser Ziel diesmal, mehrere uns bereits bekannte Wanderungen anzugehen. Dazu gehört eine Zweitagestour am Grand Canyon, eine ebenfalls zweitägige Tour im Zion und abermals der Versuch, die Subway in allen drei Dimensionen zu fotografieren. Obwohl unser Flugzeug erst in zwei Tagen gehen wird, starten wir bereits heute am Mittag mit dem Zug nach Frankfurt. Im Gegensatz zum Frühjahr erfolgt die Einfahrt des ICE in Köln diesmal in der richtigen Reihenfolge und die Verspätung von nur wenigen Minuten ist nicht der Rede Wert. Übrigens checkt uns Anita kurz nach dem Betreten des Zuges bei der DB via Smartphone ein und tatsächlich hören wir den Zugbegleiter bei seiner Fahrkartenkontrolle nur kurz in den Bart grummelnd "Ach ja, die sind ja schon eingecheckt". Keine Ahnung, wie das neue System der DB funktioniert. Vermutlich erkennt es an der Sitznummer, wer bereits eingecheckt ist. Im Sheraton in Frankfurt ankommend fahren wir gleich hoch in die 9.Etage. Denn seit dem Frühjahr wissen wir ja, dass die Club-Suiten eine eigene Rezeption auf dieser Etage haben. Das Einchecken erfolgt in der gewohnten Freundlichkeit und nach einer gemütlichen Tasse Kaffee geht es zum Shoppen durch den Flughafen und dann in die Sauna. Die ist ebenfalls wie gewohnt: Fast leer. Das Abendessen nehmen wir in der Lounge ein und dann heißt es, alle Akkus aufzuladen. Und das gilt für unsere Akkus wie auch die der Geräte. Beide sind in den letzten Wochen etwas zu kurz gekommen und gerade die der Kameras haben es besonders nötig: Die Zeit in den letzten Wochen war etwas knapp, so verschoben wir das Aufladen auf heute, mit der unangenehmen Konsequenz, dass einige Fotos auf dem Hinweg zum Sheraton mangels Energie gar nicht erst entstanden sind. Das darf uns nicht nochmal passieren. Gegen Mitternacht geht es dann doch endlich mal ins Bett. |
30.09.2018: FRA Ein Rumgammel-Tag, der ein guter Einstieg in den Urlaub ist: Gegen 8:00Uhr erst aufstehen und dann Frühstück in der Lounge. Der Vorteil unserer Zimmerkategorie ist, dass Speisen und Getränke in der Lounge im Zimmerpreis enthalten sind und das Angebot ist für uns völlig ausreichend. Danach geht es zur Besucherterrasse des Frankfurter Flughafens. Hier lässt sich gut erkennen, wie sich die durchaus berechtigten Ängste vor terroristischen Anschlägen in den letzten Jahren ausgewirkt haben. Die Besucherterrasse ähnelt dem Käfig im Zoo: Ein hoher Zaun verhindert, dass man mal schnell rüber klettern und auf das Vorfeld gelangen kann. Ein Schild weist zusätzlich darauf hin, dass dieser Zaun den aktuellen Sicherheitsmaßnahmen geschuldet ist. In einem älteren, nicht mehr betretbaren Abschnitt, kann man sehen, wie die Absperrung früher war: Gerade mal hüfthoch. Weiter geht es über zwei Saunagänge aufs Zimmer und am Nachmittag besucht uns unser alter Weggefährte Marco einschließlich seiner Tochter. Schön, ihn endlich mal wiederzusehen und es gibt genügend zu erzählen. Das anschließende Einchecken am Lufthansa-Automaten funktioniert einwandfrei und da wir keine entsprechenden Zeichen auf unseren Bordkarten sehen, gehen wir davon aus, dass uns morgen die zusätzliche Sicherheitskontrolle vermutlich erspart bleibt. Da Anita etwas kränkelt versuchen wir der sich nahenden Erkältung noch schnell mit einem weiteren Saunabesuch entgegenzuwirken, wohl wissend, dass das manchmal auch nach hinten losgeht. Nach dem Abendessen genießen wir noch ein Glas Wein auf der Terrasse, die einen beeindruckenden Blick auf die Skyline von Frankfurt bietet. Anschließend suchen wir wieder unser Zimmer auf, wo wir den Abend mit allerlei Badezusätzen und Cremes gemütlich ausklingen lassen. Jedoch nicht, ohne uns auf den morgigen Tag zu freuen. |
01.10.2018, FRA - Los Angeles -Las Vegas: Wir haben heute viel Zeit, denn die Maschine geht planmäßig erst gegen 14Uhr. Dennoch stehen wir früh auf und um 9 Uhr sitzen wir beim Frühstück. Im Gegensatz zum Frühjahr ist unser Zimmer diesmal nicht auf der obersten neunten Etage sondern auf der achten. Das hat den kleinen Nachteil, dass man jeweils den Club-Bereich verlassen und wieder betreten muss, um in der Lounge zu essen. Aber das geht in Ordnung. Gegen 10Uhr checken wir aus und begeben uns zu den Kontrollen. Wie bereits im Frühjahr erwähne ich an dieser Stelle nochmals die Annehmlichkeiten eines Businessfluges, zum Beispiel bei der Sicherheitskontrolle eine eigene Lane zu haben. Aber wie ebenfalls bereits im Frühjahr erwähnt könnten wir da gut darauf verzichten. Alles läuft bestens. Was mich abermals verwundert ist, dass der Mitarbeiter beim Durchleuchten meines Koffers zwischen "gut" und "böse" unterscheiden kann. Mein Koffer ist voll von Technik: Kabel, Akkus, Ladegeräte und alles in einer komprimierten Tasche in dem Koffer. Beiläufig sehe ich das Röntgenbild und erkenne so gut wie nichts außer bunten Kabeln usw. Sieht aus wie das U-Bahnnetz einer mir unbekannten Stadt. Faszinierend! In der Lounge verbringen wir dann die kommende Zeit. Gegen Mittag nehmen wir eine Kleinigkeit zu uns: Anita nimmt eine vorzügliche Suppe und bei mir muss ein Hähnchenschenkel daran glauben. Das Boarding erfolgt mit wenigen Minuten Verspätung. Wir sitzen wieder im Oberdeck der 747-8 und genießen den reichlichen Platz. Übrigens fällt uns ein gravierender Vorteil der Business-Class im Oberdeck im Vergleich zu der im unteren Deck auf, der uns bisher gar nicht bewusst war: Im Oberdeck gibt es neben den Sitzen zur Wand hin sehr große Staufächer und hier meine ich wirklich groß. Jacken und Equipment verschwinden darin und es bietet den Vorteil, während des Fluges an die Fotoapparate zu kommen ohne aufstehen zu müssen um an die Staufächer über den Sitzreihen zu gelangen. Acht Reihen a vier Plätze gibt es hier und drei Flugbegleiterinnen bemühen sich erfolgreich, uns die Reise sehr angenehm zu gestalten. Über das Platzangebot für uns und den Komfort der Bestuhlung habe ich ja schon im letzten Bericht ausführlich erzählt. Beeindruckend auch das Mehrgänge-Menü. Wir entscheiden uns beide für ein Getrüffeltes Ochsentartar als Vorspeise, gefolgt von einem traumhaft zarten Kalbsschnitzel. Mit einer Käseplatte schließt des opulente Mahl nach etwa einer Stunde ab. Ich glaub es im Frühjahr bereits einmal erwähnt zu haben, dass ich in so manch einem durchaus guten Restaurant weniger gut gespeist habe. Auch der Wein hat eine gute Qualität und ist alles andere als ein "Bordstein-Klopper". Etwas verwirrt sind wir jedoch, als wir um einen trockenen Roten bitten und uns die Flugbegleiterin dann zwei Weine zur Auswahl offeriert, wovon es sich bei einem um einen sehr blassen Rotwein handelt.....nämlich ein Weißwein. Aber all das sind ja nur Nebensächlichkeiten, denn das Highlight ist und bleibt die Bestuhlung, die sich auf Wunsch mit nur einem Knopfdruck auf dem Bedienpanel von einem Stuhl in ein Bett verwandelt, und die Anreise im wahrsten Sinn des Wortes wie im Flug vorbei gehen lässt. Nach einem kleinen Snack etwa gegen Mitte des Fluges und einem Abendessen -beides weniger spektakulär als das Mittagessen- landen wir mit kaum nennenswerter Verspätung in Los Angeles. Die Imigration in Los Angeles weicht von der, die wir aus Vegas kennen, ab: An einem Automaten gibt man allerlei Daten ein, schiebt den Reisepass zum Scannen in das Gerät und schon erhält man eine Quittung, mit der man dann wieder bei einem Officer vorstellig wird. Das mag umständlich klingen, ist es auch, aber letztlich nimmt dieses Verfahren weniger Zeit in Anspruch als die klassische Vorgehensweise in Las Vegas. Insbesondere, wenn gleich mehrere Maschinen zeitgleich abzufertigen sind und sich lange Schlangen bilden. Wir verlassen den Sicherheitsbereich, wechseln das Terminal und müssen uns ein weiteres Mal dem Sicherheitscheck unterziehen. Weshalb? Die Erfahrung aus dem Frühjahr, nach der Ankunft in Los Angeles einen Wagen zu übernehmen und dann ziemlich übermüdet bis nach Las Vegas zu fahren, hat uns dazu veranlasst, statt zu fahren lieber weiter zu fliegen. Leider war das mit Lufthansa nicht möglich, so dass wir uns für Delta entschieden hatten. Die über vier Stunden Connectingtime haben wir bewusst gewählt, damit wir im Falle einer Verspätung der Lufthansa-Maschine noch genügend zeitlichen Puffer haben. Wir sind guter Dinge, die Zeit bis dahin in der Lounge verbringen zu können, schließlich haben wir für den Weiterflug erstmalig die First Class gebucht. Das klingt ziemlich arrogant, war aber leider notwendig, zumal der Preisunterschied auf dieser recht kurzen Strecke vertretbar ist. Wir mussten die First-Class wegen unseres Handgepäcks wählen. Auf der Langstrecke von Frankfurt nach Los Angeles konnten wir aufgrund unserer Buchungsklasse großzügig Handgepäck mitnehmen, das wäre auf dem Weiterflug nach Las Vegas nicht erlaubt gewesen. Um das zu verhindern blieb uns nichts anderes übrig, auf diese Klasse zu wechseln. Die vier Stunden bis zum Flug verbringen wir übrigens NICHT wie geplant in der Lounge, denn dort haben auch First Class-Gäste keinen Zutritt, wenn sie nicht auf einem internationalen Flug sind. Und da Lufthansa kein Partner von Delta ist gehen wir leer aus. Wir sitzen also in der stark gefüllten Abflughalle und sind hundemüde und es ist laut und wir wollen bald weiter. Und jetzt fällt uns der Unterschied zum Frankfurter Flughafen auf, wo es trotz der Massen an Fluggästen relativ leise ist. Und weshalb Frankfurt so leise ist, haben wir erst vor zwei Tagen zufällig einer Rate Show entnommen, in der die Frage auftauchte, weshalb es in Frankfurt nur die Durchsage gibt "Letzter Aufruf für den Flug X. Bitte begeben Sie sich umgehend zu Flugsteig Y". Weitere Aufrufe gibt es in der Regel nicht. Fernsehen kann bilden: Die richtige Antwort ist, dass man in Frankfurt einen Flughafen mit ruhiger Atmosphäre schaffen wollte. Man reduzierte daher die Durchsagen auf die notwendigsten und hat stattdessen die Monitore mit den entsprechenden Hinweisen stark ausgebaut. Das war uns vorher gar nicht bewusst, aber an den beiden letzten Tagen haben wir mal darauf geachtet und tatsächlich einen Unterschied zu anderen Flughäfen feststellen können. Ganz besonders jetzt in dieser Sekunde hier in Los Angeles. Erwartungsgemäß gibt es auf der Kurzstrecke kaum einen Unterschied zwischen der First Class und den anderen. Wir kommen zwar in den Genuss des Pre-Boarding, haben in den Gepäckfächern mehr Platz und sitzen in der ersten Reihe. Ach ja, wir werden sofort bewirtet, das ist aber auch schon alles. Mittlerweile ist es dunkel. Gegen 22 Uhr nähern wir uns nach einer Stunde und zwanzig Minuten einem Meer von Lichtern und landen alsbald in Vegas. Sogar den Strip können wir währen des Anfluges lokalisieren. Wir haben die Ehre, das Flugzeug als erste zu verlassen und begeben uns sofort zu den Taxen, um zum Hotel New York, New York zu gelangen. Das ist ein Novum für uns und ist dem Umstand geschuldet, dass wir uns morgen früh vom Vermieter des Wohnmobiles abholen lassen. Diesmal haben wir einen sog. "Early Bird" gebucht, d.h. wir übernehmen das Fahrzeug bereits sehr früh am Tag und damit verbunden ist der Transfer vom Hotel zur Vermietstation. Der "Pick up" erfolgt jedoch nur in bestimmten Hotels und so fiel unsere Wahl eben auf das New York, New York. Sehr freundlich werden wir im Hotel eingecheckt aber wir sind uns einig, dass diese Hotels uns nicht zusagen. Trotz der späten Stunde gibt es eine Warteschlange, überall um uns herum klappern und klingeln eine Millionen Spielautomaten und zum Auffinden der Lifte benötigt man schon fast GPS. Etwas übertrieben aber dennoch nicht zu vergleichen mit dem Check Inn im Best Western McCarrann Inn oder unserem Platinum, bei denen beim Check Inn höchstens mal eine Person vor einem steht, wenn überhaupt. Bevor wir den Lift betreten dürfen müssen wir uns erst mit unserem Schlüssel als Berechtigte ausweisen. Der Lift bringt uns in die 22. Etage und über recht verwinkelte Flure erreichen wir dann endlich unsere Spa-Suite. Die wiederum überzeugt uns schon in den ersten Sekunden nach dem Betreten. Das Zimmer ist recht groß, inmitten des Raums prangt der Whirlpool und da es ein Eckzimmer ist, haben wir sogar in zwei Richtungen einen netten Ausblick auf Las Vegas. Und somit endet auch unser Rätselraten um die Hotelfront des New York, New York. Wir haben uns immer gefragt, ob die Gebäude auf der Frontseite, die der Skyline von New York nachgebildet sind, wirklich Hotelzimmer beherbergen oder nur Kulisse sind. Jetzt wissen wir, dass die Fenster kein Fake sondern echt sind und sich dahinter tatsächlich Zimmer befinden. Das erklärt uns nun auch, weshalb der Flur, über den wir eben zum Zimmer gelangt sind, so verwinkelt ist. Anita glaubt beim Blick aus den Fenstern festzustellen, dass es heute weniger Leuchtreklamen und Lichter gibt als es sonst üblich ist. Dass sie richtig liegt erfahren wir dann aus dem Fernsehen, denn heute jährt sich erstmalig das Massaker, bei dem genau vor einem Jahr ein Verwirrter aus dem Mandalay Bay wahllos in die Menge geschossen hat und bei dem viele Menschen zu Tode kamen. Unter dem #StrongerLas Vegas werden heute in vielen Hotels die Lichter etwas gedimmt. Wir erinnern uns sehr gut an den Tag. Damals habe ich gerade eine Dia-Show bearbeitet und war zu diesem Zeitpunkt an dem Teil "Las Vegas", als die Eilnachricht über meinen PC reinkam. Wir haben etwas Hunger und gehen optimistisch nach unten zum Food Court, müssen aber zu unserer Überraschung feststellen, dass bis auf einen Pizza-Laden alle Fastfooder und Restaurants bereits geschlossen haben. Von wegen der immer wieder erwähnten Öffnungszeiten in Amerika, nach denen die Geschäfte angeblich rund um die Uhr geöffnet sind. Na gut, jetzt ist auch schon Mitternacht. Zurück im Zimmer nutzen wir noch den Whirlpool, wobei wir gegen die Müdigkeit ankämpfen müssen. Der Whirlpool ist übrigens einer der besten, die wir je hatten. Die Wasserzufuhr ist so stark, dass er schon nach kurzer Zeit gefüllt ist und zum Besteigen einlädt und das Wasser, aus dem Hahn kommend, kocht fast. Nach etwa 10 Minuten Entspannung ergeben wir uns letztlich bedingungslos Morpheus. Wir schaffen gerade noch den Weg vom Whirlpool zum Bett und schlafen in Sekundenbruchteilen ein. Es war halt doch ein langer und trotz vieler Annehmlichkeiten auch anstrengender Tag. |
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02.Oktober 2018, Las Vegas - Grand Canyon: Gestern ist es ja doch fast 1 Uhr gewesen, bis wir geschlafen haben und jetzt um 5 Uhr läutet der Wecker zum "Pre Wake up". Wir haben zwar noch etwas Zeit aber trotzdem quälen wir uns jetzt schon aus dem Bett. Ich nutze den Whirlpool nochmal zum Wachwerden. Frühstück fällt zunächst aus. Und jetzt spüren wir auch die Nachteile unseres Zimmers: Es gibt keinen Kühlschrank (okay, im Moment vernachlässigbar) und keine Kaffeemaschine (jetzt im Moment eine kleine Katastrophe) Der Blick aus dem Fenster zeigt uns die morgendliche Inspektion der Achterbahn, die durch die Fassade des New York New York donnert. Zwischen 7:30Uhr und 8:00Uhr soll uns der Vermieter am Hotel abholen. Klar, um 7:15Uhr stehen wir schon draußen. Das schnelle Ausschecken per TV hat nicht funktioniert, obwohl wir es uns gestern Abend noch angesehen hatten. So erfolgte das Ausschecken eben analog, also direkt an der Rezeption. Der Preis für das Zimmer ist die eine Sache und war für das, was geboten wurde, aus unserer Sicht okay. Dass aber noch eine Ressort Fee in Höhe von knapp $40 "on top" kommt ist schon eine Unverschämtheit. Pünktlich werden wir abgeholt. Entgegen der Vermutung, dass der Fahrer auch andere Early Birds aufnimmt, sind wir allein und es ergibt sich ein netter Small Talk. Irgendwann erreichen wir die Vermietstation von El Monte. Wir werden in der großen Halle sehr freundlich empfangen, aber sogleich dazu verdonnert, uns den Videofilm über die Nutzung des Wohnmobils anzusehen. Er unterscheidet sich geringfügig von denen der anderen Vermieter, die wir uns bei YouTube schon angesehen haben. Ausnahme bilden die Videos von Cruise Amerika, die wesentlich ausführlicher sind. Nach einer Viertel Stunde Video über das, was man beachten soll und vermeiden muss, geht es wieder an den Counter, wo jetzt alle Formalitäten ausgefüllt werden. Wir haben extra von daheim aus eingecheckt, d.h. alle relevanten Daten übermittelt. Der Prozess, den wir jetzt erleben müssen, hat meiner Meinung nach ein starkes Optimierungspotenzial. Die übermittelten Daten liegen der Mitarbeiterin nun ausgedruckt vor und sie muss alles nun in den Vertrag übertragen. Warum überspielen wir die Daten denn, wenn sie nicht automatisch in den Vertrag gezogen werden können? Dann hätten wir die Daten doch auch jetzt Face-to-face übergeben können. Endlich sind wir fertig...aber noch nicht unser Wagen, der wird noch gereinigt.. Also warten wir noch ein paar Minuten und dann sehen wir unseren Weggefährten erstmalig. Mir fallen fast die Augen beim Anblick des Wagens raus und ich frage Anita, was sie denn da geordert hat. Sie stammelt nur: "Das habe ich nicht bestellt". Wir sind von einem etwas kürzeren Wohnmobil ausgegangen, kürzer als der im Frühjahr, so etwa 27-29 Feet. Jetzt steht ein 30-Feet Fahrzeug vor uns und ich bin mir gar nicht sicher, ob er nicht noch länger ist. Als die Mitarbeiterin dann auch noch die beiden Slides ausfährt sind wir wirklich sprachlos. Das sind zwei Wände des Wagens, die sich motorisch nach außen fahren lassen und somit den Innenraum vergrößern. So etwas haben wir schon oft gesehen aber noch nie selbst gefahren. Hierdurch ergibt sich nicht nur eine Sitzecke im vorderen Teil des Fahrzeugs sondern im hinteren Teil hat er eine weitere Sitz- und Tischkombination. Sogar ein Backofen ist vorhanden, ein weiteres Novum für uns. Der Wagen ist in einem Top-Zustand, mit gut 30.000 Meilen für ein Wohnmobil auch noch recht frisch. Außer einer herausfahrbaren Markise hat das Wohnmobil sogar noch eine Außendusche und -entgegen der Beschreibung- auch noch eine Rückfahrkamera. Ein nicht unwichtiges Teil bei einem solchen Fahrzeug. Nachdem wir ausgiebig gestaunt und den Wagen nach Makeln untersucht haben, rangieren wir den Truck vom Hof in Richtung Storage. Aller großen Freude zum Trotz werden wir jedoch ernüchtert: Die Slides, die das Wageninnere um einige Zentimeter anwachsen lassen fordern ihr Tribut. Die Staufächer im Heck des Wagens sind ihnen zum Opfer gefallen und das bedeutet -welche Ironie- dass wir unsere Fahrräder nicht mitnehmen können. Wir versuchen sämtliche Variationen und probieren sogar, sie in der hinteren Sitzecke unterzubringen. Aber das ist alles unsinnig. Die Gefahr, dass sie während der Fahrt umfallen und uns verletzen oder das Mobiliar beschädigen, ist zu groß. Nach etlichen Versuchen und durchgeschwitzten Körpern entscheiden wir uns gegen eine Mitnahme. Wir verlassen den Storage und biegen beim Walmart ein. Zunächst gehen wir zum Pick-Up-Service. Von Deutschland aus haben wir ein neues Tom-Tom-Gerät und zwei Sprechfunkgeräte hier her liefern lassen. Letztgenannte als Ersatz für die Geräte, die uns im Frühjahr bei dem Einbruch in den Storage entwendet wurden. Danach geht es dann an die weiteren wichtigen Dinge: Wasser, Getränke, Lebensmittel, Fastfood für gleich. Obwohl wir glauben, nicht zu trödeln, verbringen wir doch 2 Stunden mit dem Einkauf. Der Walmart ist ziemlich voll, es ist laut und quirlig und uns wird noch einmal deutlich, Shoppen ist nicht unsere Welt. Während Anita alle Lebensmittel im Wagen verstaut gehe ich nochmals zurück, und lass einen Zweitschlüssel anfertigen. Der Gedanke, den Schlüssel im Wagen eingeschlossen zu haben oder noch schlimmer, ihn zu verlieren (was wir ja schon mal hatten) ist kein Problem, wenn der Partner den Zweitschlüssel aus der Tasche zaubern kann. Wir werden ihn beim Vermieter abgeben und ich denke, der Nachmieter wird sich freuen. Im Wagen gibt es dann einen kleinen Imbiss, bestehend aus Hähnchenschenkel und Popcorn-Chicken. Seit gestern Abend hat es nichts mehr zu essen gegeben und schließlich ist es schon 14Uhr. Das Essen ist nicht ganz so gediegen wie gestern in der 747, aber die Atmosphäre hier mitten in unserem Schiff so toll, dass es uns nicht weniger schmeckt. Danach geht es nur noch ans Fahren in Richtung Grand Canyon. Gut 270 Meilen liegen vor uns und die reißt Anita auf eigenen Wunsch hin mal wieder alleine ab. Was uns auffällt: Der Wagen ist in einem hervorragenden Zustand, er ist merkbar leiser als die bisherigen Wohnmobile und das für Wohnmobile schon obligatorische Klappern und Knacken der Einbauten ist kaum zu vernehmen. Geblieben sind jedoch die Behäbigkeit, egal ob man beschleunigt, abbremst oder vorhat, abzubiegen. Trotz der guten Motorisierung hat der Wagen ja auch ein Gewicht von über 5 Tonnen. Außer einem Tankstopp, an dem die Zapfsäule bei $100 automatisch abschaltet, und dem schon obligatorischen Stopp an der alten Tankstelle bei Hackberry, wo wir uns nur draußen umschauen und noch nicht einmal in den Laden reingehen, geht es ohne Unterbrechungen unserem Ziel entgegen. Die Züge in den USA sind deutlich länger als unsere. Oft haben sie 3 bis zu 5 Lokomotiven und wir machen uns ein Spaß daraus, die Anhänger zu zählen. Unser Rekord liegt bei 125(!) Anhängern. Kurz nach 20 Uhr erreichen wir den Grand Canyon. Die Registration am Campground hat bereits geschlossen aber man erwartet uns, so ein Schild im Glaskasten. Wir sind auf der Juniper Loop und haben die Campsite 172 reserviert. Die Fahrt über die Loop gestaltet sich für uns beide etwas anstrengend, denn es ist stockdüster und beide schauen wir konzentriert auf die überhängenden Äste der Bäume, damit wir auf keinen Fall mit dem hohen und breiten Wagen irgendwo gegenstoßen. Anita kennt sich gut aus auf der Loop und weiß um eine Abkürzung, damit man nicht die komplette Loop abfahren muss. Die Abkürzung endet aber leider genau hinter unserer Campsite und das Rückwärtsfahren gestaltet sich aufgrund der Dunkelheit recht schwierig. Also sorgt die geniale Abkürzung dafür, dass wir noch eine Runde drehen müssen. Aber dann gelingt es uns mit gemeinsamer Anstrengung trotz Enge der Campsite und der Dunkelheit unseren RV sicher auf die Campsite zu rangieren. Die Wohnmobile sollten möglichst eben stehen, damit die Gasanlage für Heizung, Kühlschrank und Herd richtig funktionieren. Aus diesem Grund spielten wir im letzten Urlaub mit dem Gedanken, uns Rampen zuzulegen. Haben dann aber doch wieder davon Abstand genommen. Hier bei El Monte sind diese Rampen im Gegensatz zu unseren bisherigen Campern mit an Board. Die Libelle -ebenfalls bei El Monte mit dabei- zeigt uns, dass der Wagen absolut eben steht. Super! Anita bedient von innen das Panel und lässt die beiden Slides ausfahren, während ich von außen sicherstelle, dass die Slides nicht irgendwo gegen Bäume oder Äste stoßen. Beim Betreten des Wohnmobils schauen wir uns beide ungläubig an, wie riesig der Innenraum nun ist. Beides ist unbeschreibbar: Die Größe des Innenraums und die unserer Augen. Wir versuchen mal nachzuhalten, wie viele Personen hier nächtigen könnten: Von vorne beginnend: 2 Personen bequem im Alkoven, 1 auf dem umklappbaren Dreiersofa, 1 auf der vorderen umgebauten Tischgruppe 2 auf der zu einem Etagenbett umgebauten hinteren Tischgruppe und natürlich 2 auf dem feststehenden Doppelbett im hinteren Teil. Okay, solange die 8 Menschen liegen und schlafen erscheint uns das alles geordnet und problemlos zu sein. Wenn ich mir aber vorstelle, dass alle wach sind und durch den Wagen laufen, dann sollte man hier ein Ampelsystem entwickeln. Das wiederum brauchen wir nicht. Dass wir zu zweit diesen Platz haben ist schon Luxus. Anita wiederholt immer nur: "Das habe ich nicht bestellt." Wir können uns das ganze sowieso nicht erklären, weshalb wir an diesen Wagen gekommen sind. El Monte hat den Ruf eher hochpreisig zu sein, weil die Wagenflotte i.d.R. nicht älter als 2 Jahre ist und dementsprechend in einem guten Zustand ist. El Monte hat aber auch die "Mighty" Line. Das sind die Fahrzeuge, die älter als 2 Jahre sind und aus der Main-Line aussortiert werden. Diese sind billiger aber dennoch wohl in einem ordentlichen Zustand und genau hierfür hatten wir uns entschieden. Auf einem Übergabeprotokoll, das wir im Wagen finden, stellen wir fest, dass dieses Wohnmobil erst vor 7 Monaten zugelassen wurde. Und außerdem haben wir noch zwei Personal-Kits dazu bekommen, die eigentlich kostenpflichtig sind und die wir -weil wir im Storage gut ausgestattet sind- gar nicht mitbestellt hatten. Es besteht aus Handtüchern, Bettwäsche, Teller, Becher, Besteck usw. Was immer hier passiert sein mag: Über diesen Weg bekommt man uns ggf. als Dauerkunden "angefüttert". Wir sehen uns dem nächsten "To do" gegenübergestellt: Alles Equipment, das wir heute Mittag im Storage mehr oder weniger nur reingeschmissen haben, sucht jetzt eine Unterbringungsmöglichkeit. Und das ist nicht einfach. Nicht, weil wir zu wenig Platz haben sondern mal umgekehrt: Das RV hat an jeder nur erdenklichen Stelle einen Schrank, Schubladen, Staufächer und wo man auch hinsieht, entdeckt man wieder eine neue Unterbringungsmöglichkeit. Mit Bangen denke ich jetzt schon an das Ausräumen in zwei Wochen, das sich vermutlich wie das Ostereiersuchen gestalten wird. Alles ist nach einiger Zeit gut verstaut und wir hoffen mal, dass wir in den nächsten Tagen auch noch wissen, wo wir es deponiert haben. Zum Abschluss des Abends setzen wir uns in die gemütliche Sitzecke und essen noch die Reste unseres Walmart-Fastfoods, bevor es dann gegen Mitternacht ins Bett geht. |
3.Oktober 2018: Grand Canyon Nachdem wir einen Backofen haben gibt es heute zum Frühstück Knack und Back Croissants. Unser erster Weg gilt dem Check Inn am Campground, der gestern Abend ja schon geschlossen hatte. Am Vormittag fahren wir unsere Slides wieder ein und fahren zum Market-Plaza zum General Store, um für die morgige Trekking-Tour noch Energie-Riegel und einen Wasserkessel zu kaufen. Letztgenannten haben wir im Storage vergessen und der ultraleichte Wasserkessel, den wir fürs Trekking nutzen, ist tief in unseren Backpacks verpackt. Wir werden auch fündig aber fast $40 für einen recht einfachen Topf ist uns nun doch zu teuer und daher entschließen wir uns, doch unseren Trekking-Wasserkessel auszugraben. Mit dem Shuttle fahren wir dann zum Backcountry-Office um in Erfahrung zu bringen, ob die Wasserleitung nach Indian Garden intakt ist. Jetzt sollte ich mal erklären, was wir denn überhaupt planen: Wir haben uns für eine Tour entschieden, die wir bereits mehrmals gemacht haben. Jetzt gibt es genügend Mitmenschen, die die Hände über dem Kopf zusammensachlagen und sich (oder uns) fragen: "Warum denn schon wieder?" Unsere Antworten: a) Weil die Tour so schön ist b) Das geht niemanden etwas an, das ist unser Ding! Morgen wollen wir etwa 4,5 Meilen den South Kaibab-Trail runterlaufen bis zum Tipp Off, wo wir dann die Abzweigung nehmen um nach weiteren 4,5 Meilen auf Indian Garden zu übernachten. Von dort aus geht es dann wieder über den Bright Angel Trail rund 1000 Meter nach oben. Diese Tour ist bestimmt nicht einer unserer spektakulärsten Hikes aber dennoch mehr als ein Spaziergang, insbesondere mit den schweren Backpacks. Im Backcountry-Office erfahren wir, dass es auf Indian Garden Wasser geben wird. Allerdings entspricht die Wettervorhersage nicht unseren Hoffnungen. Morgen soll es bis 11Uhr höchstwahrscheinlich regnen, danach besteht immer noch eine leichte Chance auf Regen und erst in der Nacht und am Folgetag soll sich das Wetter bessern. Wir bleiben zunächst bei dem Vorhaben, die Tour zu machen. Wir schlendern noch ein wenig am Rim entlang und schauen in der Bright Angel Lodge, ob der von mir so geliebte Bluecheese-Burger noch im Angebot ist. Leider steht im Schaukasten nichts davon. Wir werden es übermorgen erfahren, wenn wir wieder aus dem Canyon herausklettern und anschließend uns das Restaurant gönnen. Mit den Shuttle geht es wieder zurück. Auf der Campsite fotografieren wir unsere Schuhe, was in der Nachbarschaft vermutlich zu Irritationen führt. Wir benötigen die Bilder jedoch für die spätere Reisereportage. In ein paar Tagen stehen wir vor einem Problem: Am North Rim des Grand Canyons haben wir eine Campsite reserviert, aber leider war die einzig freie eine Campsite für RV bis max. 27 Feet. Damals sind wir davon ausgegangen, dass unser Wohnmobil nicht länger sein wird. Wir fahren daher mit unserem Gefährt aus dem Park um bei Mc.Donald´s ins Internet zu gelangen um zu sehen, ob es vielleicht momentan eine gecancelte Campsite in entsprechender Größe gibt. Doch leider wird die Seite neu aufgesetzt und so ist der Campground weder online noch telefonisch zu erreichen. Zurück auf der Campsite wird dann gemütlich gegessen und um 8Uhr geht es schon ins Bett, denn morgen steht uns ein anstrengender Tag bevor. |
04.10.2018: Grand Canyon Die Nacht wird deutlich kürzer als geplant, denn gegen 3 Uhr etwa scheint es sintflutartig zu regnen. Zumindest hört sich das in unserem Wohnmobil so an. Es prasselt ohrenbetäubend auf dem Dach und unser Plan, morgen für zwei Tage in den Canyon zu gehen, scheint im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser zu fallen. Langsam ebbt das Prasseln etwas ab, es scheint fast so, als würde es aufhören, da beginnt das Ganze wieder von vorne. Wir entschließen uns vorläufig, die Tour gar nicht erst anzugehen. Statt um 5 Uhr aufzustehen verschieben wir das auf 6 Uhr und frühstücken sogar, wobei das Frühstück aber nur aus einem Onion Roll besteht. Immer wieder schauen wir aus dem Fenster und plötzlich entdecke ich doch ein Stückchen blauen Himmel. Obwohl wir irgendwie kein gutes Gefühl haben entscheiden wir uns nun doch für unseren Tripp. Die Backpacks haben wir gestern schon komplett aufgerüstet und dabei Wert gelegt auf Leichtigkeit. Ganz im Ernst: Das haben wir nur halbherzig gemacht. Was wir im Gegensatz zu sonst weniger eingepackt haben ist: meine sehr leichtgewichtige aber kräftige Taschenlampe, Verzicht auf Walkie Talkies (der Trail wird ganz gut frequentiert, so dass man im Notfall andere Hiker um Unterstützung bitten kann), 6 Batterien weniger Dafür müssen wir vorsichtshalber neben den Regenjacken auch die Regenponchos mitnehmen und die sind leider richtig schwer. Wir packen also unsere Backpacks und gehen zur Busstation. Ursprünglich hatten wir mit einer Campsite geliebäugelt, die nahe der Busstation liegt, doch die wurde uns in letzter Sekunde beim Online-Reservierungsprozess weggeschnappt. Gestern sind wir die Strecke schon mal gelaufen, um die Zeit zu stoppen, wie lange man von der Campsite bis zur Haltestelle benötigt. 12 Minuten nackt, also ohne Backpacks. Also rechnen wir heute mit den schweren Backpacks etwa mit dem Faktor 1,5. (Anita sagt, das soll ich nicht schreiben, sonst halten uns alle für verrückt) Irgendwie sind wir schon an der Haltestelle platt. Mit dem Shuttle fahren wir bis zum Visitor Center und von dort mit einem anderen bis zum South Kaibab Trailhead. Unsere beiden Backpacks im Shuttle Das Wetter sieht deutlich besser aus als heute in der Frühe, obwohl immer noch viele Wolken über uns sind. Aber laut Wetterbericht soll die Chance auf Regen ab etwa 11Uhr deutlich geringer werden. Wir fahren also unsere Wanderstöcke aus und los geht es. Gleich zu Beginn führt uns der Trail steil in die Tiefe, aber das kennen wir ja schon, schließlich erlaufen wir diesen Trail bereits das dritte Mal und wenn man unsere damalige Tour runter bis zur Phantom Ranch mitzählt, sogar das vierte Mal. Am Ooh Aah Point dürfen wir das erste Mal auf das runterschauen, was uns erwartet. Und daher rührt bekanntermaßen tatsächlich sein Name. Denn hinter einer Kurve hat man auf dem South Kaibab Trail erstmalig einen ungestörten Blick in den riesigen Grand Canyon und verlockt beim Anblick fast jeden Hiker zu einem begeisterten Ausruf von "Wow", "Breathtaking" oder eben "Ooh Aah". Gefühlt kommt uns die bisherige Strecke vom Trailhead bis hierher ungewöhnlich lang vor. Das ist kein gutes Zeichen hinsichtlich unserer Kondition. Nach ca. 15 Minuten begegnen wir einer Rotte von Arbeitern, die den Weg ausbessern. Die Gruppe ist ca. 8 Mann stark. Doch nach dem genauen Hinsehen muss ich mich sogleich korrigieren: 3 Männer und 5 Frauen und jetzt fallen uns beiden fast die Augen aus dem Kopf. Die jungen Frauen, so etwa alle Anfang 20 Jahre und sehr zierlich, reißen große Steine aus dem Boden und eine weitere hackt mit soviel Kraft mit einer Spitzhacke den harten Boden auf, dass sich jeder Mann dahinter verstecken könnte. Wir sind beide ziemlich sprachlos. Viel Kraft zum Sprechen hätten wir wahrscheinlich sowieso nicht, denn der Hike ist sehr anstrengend. Seit dem Frühjahr waren wir jedes Wochenende Wandern oder Radfahren und glaubten, diesmal eine sehr gute Kondition zu haben. Aber irgendwie können sich unsere Körper nicht mehr daran erinnern. Die Konditionen sind natürlich hier und jetzt andere als daheim. In der Wahner Heide oder an Rhein und Mosel sind wir statt auf 2.000 Meter Höhe auf vermutlich 50 - 80 Metern gegangen, hatten keine etwa 15-20kg schweren Backpacks auf dem Rücken und unsere Trails waren immer gemäßigter. Hinzu kommt, dass mein Rucksack auch irgendwie nicht richtig zu sitzen scheint. Erstes Etappenziel und Ort für eine erste Pause soll Cedar Ridge sein. Blick auf Cedar Ridge Die kurze Pause an Cedar Ridge nach etwa 1,5 Meilen und 340 Tiefenmeter hilft auch nicht viel. Da waren wir bei heißerem Wetter schon besser unterwegs. Nach einiger Zeit auf dem weiteren Weg kommt mir der unausgesprochene Gedanke, einfach umzukehren. Doch das wäre so verrückt, jetzt den steilen Weg wieder hochzuklettern. Die nächste Station, Skeleton Point, scheint einfach nicht näher zu kommen, der Weg zieht sich gefühlt ins Unendliche. Statt mit unserem GPS-Gerät zeichne ich die Tour mit dem Smartphone und dem Programm Komoot auf, das sogleich das Kartenmaterial hinterlegt hat. Und das bestätigt mir, dass wir noch nicht am nächsten Punkt vorbeigelaufen sind. Anita dreht sich irgendwann um und erwähnt so nebenher, dass sie vorhin schon daran gedacht hatte, ob wir nicht umdrehen sollen. Zwei Seelen - ein Gedanke. Hätte sie das vorhin gesagt, wäre ich bestimmt bei ihr gewesen und wir wären jetzt schon auf dem Rückweg. Doch jetzt noch umzudrehen macht keinen Sinn, nur viel Mühe. Wer eine solche Tour noch nicht gemacht hat, versteht vermutlich gar nicht, weshalb es anstrengend sein soll, wo es doch nur bergab geht. Wäre der Weg tatsächlich zwar herabführend aber eben, dann wäre er sicherlich gut zu gehen. Dieser Trail aber besteht zu fast 100% aus einer Stufe nach der anderen. Und die einzelnen Stufen sind auch nicht nach DIN sondern sehr unterschiedlich und teilweise sehr hoch. Für mich aber insbesondere für Anita, die noch kürzere Beine hat als ich, mutet das schon in Klettern an. Bei jeder Stufe überlegt man sich, ob es eine Stelle gibt, an der man die nächste Stufe geschickt umgehen kann. Denn jede Stufe bedeutet, sich und das Gewicht des Rucksackes abzufedern. Ich habe mal gelesen, dass man die Welt beim Wandern ganz anders erlebt (Stimme ich voll zu) und viel mehr sieht (Quatsch, ich sehe beim Wandern immer nur die nächsten zwei bis drei Meter des Weges). Endlich erreichen wir den Skeleton Point, wo eine längere Pause geplant war. Wir sitzen noch nicht richtig, da fängt es an zu tröpfeln und kurz danach an zu regnen. Auch das noch. Ich würde mir die Mühe, jetzt die Ponchos auszupacken und anzuziehen, lieber ersparen, aber Anita weist zu recht darauf hin, dass außer uns auch die Rucksäcke und ggf. der Inhalt pitschnass werden könnte. Also holen wir die Ponchos rasch heraus, die wir -wie das Erste Hilfe Kit- strategisch geschickt so im Rucksack deponiert haben, dass man sofort darauf zugreifen kann. Wenigstens das klappt gut. Aus der Pause wird natürlich nichts und so nehmen wir wieder quälende Fahrt auf. Mir gehen so allerlei Gedanken durch den Kopf: "Hätten wir doch heute Morgen auf unser Bauchgefühl gehört!" "Oben wartet ein für uns sowas von luxuriöses Wohnmobil mit Heizung, kühlen Getränken und trockenem Bett" "Die Qualen des morgigen Aufstiegs über den Bright Angel Trail, auf dem wir in den letzten Jahren bei jedem Aufstieg uns schworen, dass es heute der letzte ist". Ich frage mich weiter, warum wir das machen: Weil wir dann was Interessantes für unseren Reisebericht zu schreiben haben? Nein ! Damit die spätere Reiseshow ein klein wenig spektakulärer wird? Nein ! Damit wir uns oder anderen etwas beweisen können? Früher haben wir uns vielleicht selbst etwas beweisen wollen, aber das ist seit einigen Jahren bestimmt vorbei. Die richtige Antwort ist: Weil uns Trekking Spaß macht: Es macht Spaß, sich anzustrengen und mal an den eigenen Grenzen zu spielen, abseits der üblichen Wege zu wandern und nur wenigen Menschen zu begegnen, inmitten der Wildnis mutterseelenallein zu nächtigen, sich auf die essentiellen Bedürfnisse zu reduzieren: Wasser zu haben, ein Dach über dem Kopf und etwas Essen, sich zu erden und bewusst zu machen, wie unwichtig man als Mensch doch inmitten der Natur und Wildnis ist. Es macht einfach Spaß.....bloß nicht heute. Es regnet, der Rucksack hängt irgendwie verkehrt und mit den legendären Worten von Jan Ulrich "Die Beine sind heute nicht gut". Heute ist kein guter Tag. Es regnet und regnet und es geht weiter und noch steiler bergab, so dass ich mich nach etwa 500 weiteren quälenden Metern umdrehe. Unsere Augen können wir nur erahnen, denn bei ihr und bei mir fließt der Regen über die kleinen Schirme der Ponchos in Bächen nach unten. Meine Frage "Umdrehen?" habe ich noch gar nicht ganz ausgesprochen, da sehe ich plötzlich nur noch die Rückseite von Anitas Poncho. Das war vermutlich die beste Frage von mir an diesem Tag. Ich erwähnte eben, dass die Schwierigkeit des South Kaibab Trails die unendlich vielen Stufen sind, wegen derer man beim Abstieg jedesmal sich und das Gewicht des Backpacks abfedern muss. Dann muss ich jetzt ergänzen, dass man beim Aufstieg an jeder Stufe sich und das Gewicht des Backpacks nach oben stemmen muss. Wir passieren nach kurzer Zeit wieder den erwähnten Skeleton Point und es geht Stufe für Stufe nach oben. Der Regen hört auf und ich frage mich, ob die Entscheidung der Umkehr wirklich richtig war, denn der Aufstieg -das ist uns beiden sehr bewusst- wird ein Hammer. "Jetzt, wo der Regen doch aufgehört hat, könnte man doch......." Sollte uns der Regenbogen einladen, nochmals umzukehren? Ich sage es Anita erst gar nicht und nur zwei oder drei Minuten später fängt es bereits wieder an zu regnen, was mich in der Entscheidung zur Umkehr bestätigt. Früher hätten wir vielleicht "Weich-Eier" dazu gesagt, heute ist es die Vernunft, die über den Ehrgeiz siegt. Doch erstmal stehen noch etwa 650 Höhenmeter auf knapp 5 Kilometer vor uns. Fotografisch gesehen hat Regenwetter mit einer ausgeprägten Wolkenbildung meist mehr zu bieten als ein wolkenloser Sonnentag. Irgendwie ist uns das beiden heute ziemlich egal. Das Wandern in den Ponchos gehört nicht zu unseren Lieblingsbeschäftigungen. Zwar wird man von oben nicht nass, aber die Luft darunter ist feucht und erinnert an eine Dampfsauna, nur nicht ganz so heiß. Langer Rede - kurzer Sinn: Der Aufstieg ist kein Vergnügen. Sprach ich eben noch davon, es macht Spaß mit seinen eigenen Grenzen zu spielen? Wir sind an unseren Grenzen und fast schon ein bisschen drüber. Ich muss zugeben, dass mir paarmal die Frage durch den Kopf geht: "Wie soll ich denn je oben ankommen?" Anita -nicht weniger erschöpft als ich- beruhigt dann immer: "Schritt für Schritt". Kaum eine Kurve, an der wir nicht mal kurz pausieren. Wenn wir jetzt schon wüssten, was wir erst morgen erfahren werden, dann würde uns die Erschöpftheit erklärlich sein und wir hätten auch nicht das Gefühl versagt zu haben. Denn morgen werden wir am Visitor Center erfahren, dass eine Tour vom Trailhead bis zum Skelton Point und zurück als eine "Besonders anstrengende Tour" klassifiziert ist. Und hierbei geht man nicht davon aus, dass es Menschen gibt, die die Kühnheit besitzen, diese Tour auch noch mit Trekkingrucksäcken zu machen. Doch davon wissen wir im Moment ja noch gar nichts und im Moment heißt es nur: Oben ankommen. Das schaffen wir tatsächlich. Nach sieben Stunden, 10 Kilometern und 2 x 650 Metern erreichen wir das El Dorado. Der Shuttle bringt uns zum Market Plaza, wo wir noch einkaufen. Doch Shopping? Nein, wir haben zwar einiges Fleisch im Wohnmobil aber derzeit alles eingefroren, da wir nicht damit gerechnet haben, heute schon wieder zurück zu sein. Während Anita im Laden einkauft, bewache ich draußen unsere Backpacks. Zurück auf dem Campground erfreuen wir uns an dem Luxus, den wir jetzt genießen dürfen: Getränke, Essen und vor allem....ein trockenes Bett. Eine Sache habe ich noch vergessen zu berichten: Trotz des anstrengenden Aufstiegs, der uns nach Luft hat schnappen lassen, haben wir neben dem Fluchen doch noch die Kraft gehabt, uns abermals gegenseitig zu schwören, dass dies nun wirklich die letzte Trekking-Tour für uns ist. Ab sofort werden wir nur noch Tagestouren machen, auch wenn sie lang und anstrengend sind. Aber die 15 bis 20kg Gepäck wollen wir nie wieder auf dem Rücken spüren. Allerdings ist mir schon bewusst, dass wir beide mit dem Drang für alles gerüstet zu sein, auch ein Daypack bis an die Grenzen beladen können. Doch jetzt heißt es, die Annehmlichkeiten unseres RVs zu genießen und schon recht bald (7 Uhr!) ins Bett zu gehen, ohne vorher das Zelt aufbauen zu müssen und das Lager zu machen. Gute Nacht! |
05.10.2018: Grand Canyon Obwohl wir heute einen entspannten Tag einlegen möchten und die Wecker auf 7Uhr stehen, werden wir bereits wieder vorher wach. Zu unserer Freude aber auch Überraschung merken wir in den Knochen so gut wie nichts von unserem gestrigen „leichten Spaziergang“, noch nicht einmal ein leichter Muskelkater hat Einzug gehalten. Das ist ein gutes Zeichen, dass unsere Körper doch etwas besser im Schuss sind als wir es gestern glaubten und insbesondere fühlten. Relaxen heißt, zunächst mal zu frühstücken und dann fahren wir wieder raus zum Mc.Donald´s . Ab heute soll die Reservierungs-Website der National Parks funktionieren, so dass wir unsere Campsite am North Rim ggf. umbuchen können. Doch hier weicht die Praxis von der Theorie ab. Wir können uns online immer noch nicht einloggen und das automatische Telefonsystem (Menschen scheint es hier nicht mehr zu geben) behauptet bei jedem Anruf, dass unsere Reservierungsnummer nicht existiert. Ich glaube, hier muss noch nachjustiert werden. Unverrichteter Dinge fahren wir zurück, stellen unseren Camper am Market Plaza ab und lassen uns mit den Shuttles zu Hermit Rest bringen. Von hier aus gehen wir dann ein gutes Stück am Rim entlang. Wehmütig blicken wir in den Canyon, der sich uns gestern gegenüber nicht gerade freundschaftlich gezeigt hat. Weit unten im Tal erkennen wir einige Stücke des Hermit Trails, über den wir vor einigen Jahren von Hermit Rest aus bis zu Indian Garden gewandert sind. Von dort aus ging es dann via Bright Angel Trail wieder hoch zum Rim. 5 Tage waren wir damals unterwegs und wir haben sie bis heute als eine der vermutlich anstrengendsten, auf jeden Fall aber mit einsamsten Touren im Gedächtnis. Wollten wir den nicht nochmal machen? Haben wir vor 24 Stunden nicht gesagt, dass das diesmal die wirklich letzte Trekking-Tour war? Sollen wir nicht doch noch mal? Fragen über Fragen aber im Moment schieben wir jegliche Überlegung oder gar Planung beiseite und reden uns ein, dass der Grand Canyon auch von hier oben aus sehr beeindruckend sein kann. Nicht nur wir nutzen den gutausgebauten Weg am Rim entlang. Wir spazieren bis zur Abyss, das sind lediglich 6 km, aber Anita möchte gerne noch ins Visitor Center, um sich dort den typischen Stempel für ihren Collecting Pass abzuholen. Wir sind uns unsicher, ob das Visitor Center erst um 18Uhr oder sogar schon um 17Uhr schließt. Wir liegen mit unserer Befürchtung richtig, dass es um 17Uhr schließt und gegen 16:30Uhr erhält Anitas Pass einen weiteren Stempelabdruck. Im Market Plaza kaufen wir noch kurz ein und fahren dann mit unserem Fahrzeug zum Campground, wo wir den Abend bei bewölktem Himmel und mollig warmen Wagen ausklingen lassen. Wir laden uns und das Equipment auf. Den erstrebten Bluecheese-Burger gibt es für mich auch, homestyled bei Anita. |
06.Oktober 2018, Grand Canyon South Rim - North Rim Gestern hat uns Micha per Wattsapp darauf hingewiesen, dass die 89 zwischen Kamerun und der 160 derzeit gesperrt ist. Auch die Shuttlefahrerein wies uns gestern nebenher darauf hin und im Visitor Center sahen wir gestern ebenfalls einen Hinweis. Weshalb das wichtig ist? Die 89 ist DIE Verbindung vom Grand Canyon South Rim zum North Rim oder Monument Valley oder Zion oder Lake Powell usw. Für uns bedeutet das, dass wir auf dem Weg von hier zum North Rim entweder über 16 Meilen Luftweg rüber gelangen würden, oder per Trail etwa 21 Meilen zu Fuß oder aber mit dem Auto statt sonst ca. 230 Meilen nun 377 Meilen fahren müssen. Dementsprechend früh starten wir gegen 7Uhr, noch bevor die Sonne aufgeht. An einem der unzähligen Aussichtspunkte halten wir noch einmal, um vom Grand Canyon Abschied zu nehmen, das heißt vom South Rim aus. Bei Kamerun entdecken wir keinen Hinweis auf eine Sperrung und probieren, die 89 in Richtung Page zu fahren. Und tatsächlich scheint sie unmittelbar vorher wieder freigegeben worden zu sein, denn wir sehen eine Vielzahl von Schildern zur Sperrung, die zur Seite geschwenkt sind. Unterwegs überholt uns ein Flix-Bus. Wir waren uns gar nicht bewusst, dass es die auch hier gibt. (Nachtrag 18.10.2018: Lt. Internetpräsenz von "Flixbus" ist das in München ansäßige Unternehmen tatsächlich seit 31.05.2018 im Westen der USA expandiert) In Page gehen wir bei Walmart die Vorräte auffüllen und weiter geht es in Richtung North Rim. Das Wetter scheint sich nicht zu bessern, im Gegenteil. War es am Morgen zwar bewölkt aber trocken beginnt es jetzt in Strömen an zu gießen. In Sichtweite des National Parks erfreuen wir uns am Indian Summer. Besser gesagt, wir würden uns daran erfreuen, wenn jetzt die Sonne schiene und die bereits goldgelben Laubbäume ihre Farbenpracht zur Schau stellen würden. Bei diesem Regen verblasst die Pracht leider deutlich. Gegen 14:00Uhr erreichen wir den Grand Canyon North Rim. Wir passieren den Trailhead von North Kaibab Trail, auf dem wir bereits mehrmals auf unseren RIM2RIM2RIM-Touren angelangt sind oder aber auf den beiden RIM2RIM gestartet sind. Wir haben damals geflucht, wie weit es denn vom Trailhead bis zum Campground ist und jetzt beim Vorbeifahren wird uns auch klar, dass das tatsächlich noch eine ganz schöne Strecke ist. Wir erreichen den Campground und jetzt stehen wir vor dem bereits erwähnten Problem, dass unser Camper ja deutlich länger als die reservierte Campsite ist. Doch der Ranger beruhigt uns und meint, dass die drei Feet kein Problem sein dürften. Langsam rollen wir erfreut über den Campground und beim Anblick der Campsite 25 sind wir schon erstaunt, weshalb hier nur Fahrzeuge bis 27 Feet Platz finden sollen. Mir erscheint die Campsite deutlich größer, was sich beim Einparken dann auch bestätigt. Allerdings ist die Campsite nicht eben und so greifen wir erstmalig auf die Rampen zurück, damit der Wagen gerade steht. Übrigens regnet es immer noch, wenn auch nicht mehr so stark. Wir gehen zu "unserem" General Store, an den wir tolle Erinnerungen haben: Auf unserer ersten RIM2RIM-Tour haben wir hier am Abend zuvor mit Marco noch gesessen und gegessen (ich habe mir an dem Mikrowellen-Gericht fürchterlich den Mund verbrannt) Auf unserer zweiten RIM2RIM2RIM-Tour haben wir abends noch eine Decke für unsere Zeltnacht gekauft. Eine so kalte und stürmische Nacht -fast auf den Tag genau vor 2 Jahren- an die wir heute noch oft denken. Am nächsten Morgen warteten wir hier durchgefroren vor verschlossener Tür auf den Shuttle bis der Mitarbeiter dann etwas früher die Türen öffnete mit den Worten: "Leute, der Kaffee ist schon fertig!", was uns heute noch vor Freude die Tränen in die Augen treibt. Im Internet beobachten wir akribisch die Wettervorhersagen, die uns an Montag bis Dienstag Besserung vorhersagen. Ein Trost zunächst. Zwischendurch erlischt die komplette Beleuchtung im General Store. Stromausfall. Nach wenigen Minuten erleuchtet der Store um schon nach Sekunden wieder im Dunkeln zu versinken. So geht das mehrere Male und erschwert unser Surfen, denn jedesmal wird das W-LAN unterbrochen und bedarf einer Neuanmeldung. Aber irgendwie ist das auch toll. Da sitzt man hier mit sämtlicher Technik von Smartphone über elektronische Kassen bis hin zu Kaffeeautomaten und inmitten der High Tec geht einem der Strom aus und nichts funktioniert mehr. Was uns aber fasziniert: Die Gelassenheit aller Beteiligten, vom Gast bis zu den Mitarbeitern ertönt jeweils ein "Aaah" wenn das Licht angeht und sogleich ein "Oooh" wenn es wieder verlischt. Wir haben uns übrigens dem Chor lauthals angeschlossen. Gerne wären wir auch noch zum Rim gelaufen um ein wenig von der Nordseite in den Canyon schauen zu dürfen, aber es regnet weiter und so verschieben wir dieses Rendezvous auf morgen. Wir verschwinden im RV und machen es uns bei Essen und Trinken gemütlich. Übrigens hat unser Wohnmobil auch einen Fernseher und einen DVD-Player, doch beides bleibt für uns im Urlaub ein Tabu, zumindest im RV. Gegen 8 Uhr verschwinden wir dann ins Bett. |
07.10.2018: North Rim - Coral Pink Sand
Dunes Ich glaube, die Nächte am North Rim haben es in sich, zumindest unsere Nächte. Es ist eisig kalt geworden. Während Anita ausnahmsweise mal die Temperatur noch ganz okay findet, friere ich wie ein Schneider. Gegen Morgen schalten wir dann auch mal die Heizung an. Die Sache mit den amerikanischen Wohnmobilen und ihren Heizungen hat nämlich -wie in den vergangenen Berichten bereits einmal erwähnt- eine besondere Bewandtnis: Die Heizungen laufen zwar mit Propan-Gas, damit die warme Luft im Wagen zirkuliert greift man auf Gebläse zurück und die ziehen so viel Energie, dass die Haus-Batterie des Campers (in Abgrenzung zur Starter-Batterie) nach etwa 2-3 Stunden oder bei unserem Modell nach ca. 3-4 Stunden völlig leer ist. Eigentümer europäischer Wohnmobile schlagen immer die Hände über dem Kopf zusammen wenn ich das erzähle). Der Blick auf unser Thermometer zeigt, dass mein Frieren nicht ganz unbegründet war. Die niedrigsten Werte heute Nacht waren im Wageninneren 6 Grad und als niedrigste Außentemperatur wurde 1 Grad gemessen. Der zweite Blick fällt durch die Fenster nach draußen und wir kommen uns wie in einem Edgar Wallace - Film aus den 60er Jahren vor. Umgeben von Nebel erkennt man nur die schwachen Schatten von Bäumen und wir warten nur darauf, dass plötzlich der Hexer oder der Frosch mit der Maske zwischen ihnen hindurch kommen. Phantastisches Wetter für schöne Fotos, ein ganz mieses Wetter für einen Hike am Canyon-Rand. Außerdem regnet es immer noch oder vielleicht schon wieder. Bei Weitem nicht so stark wie vorher aber dafür kontinuierlich. Gegen 9Uhr begeben wir uns zum General Store um bei einer Tasse Kaffee nochmals das Wetter zu checken. Und wieder geht das Licht aus. Aber diesmal trifft es einen Gast ziemlich unangenehm. Er war im Begriff seine Getränke und das Essen mit einer Kreditkarte zu bezahlen, als man ihm sagt, dass hier nur bar bezahlt werden kann. Die Bedienung weist aber sogleich auf den Geldautomaten hin, der im Store steht. Just in der Sekunde, als der Gast Geld zieht, geht der Strom weg und seine Kreditkarte wird einbehalten. Es soll aber einen Mitarbeiter mit einem Schlüssel für den Geldautomaten geben. Es gibt aber noch ein Problem: Für diesen Urlaub hatten wir eine zweite zweitägige Trekking-Tour geplant und dafür liegt uns auch schon die Permit vor. Wir beabsichtigen bzw. beabsichtigten, nochmals den West Rim Trail zu gehen. Ein Shuttle -ebenfalls schon organisiert - soll uns hoch bringen zum Trailhead und von da aus geht es dann in zwei Tagen runter ins Tal. Nun hatten wir uns doch kürzlich erst dazu entschieden, keine Trekking-Tour zu machen. Im Sinne von Konrad Adenauer "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?" könnten wir uns ja doch noch hinreißen lassen, die Tour durchzuziehen. Aber laut Wetterbericht soll es im Zion in der entsprechenden Nacht -1 Grad werden und wir wissen noch nicht einmal, wo das gemessen wird. Denn unsere Campsite liegt hoch oben, wo es wohl noch kälter sein könnte. Wir lassen Vernunft walten und entscheiden uns gegen dieses Vorhaben respektive, wir werden es voraussichtlich anders angehen. Statt der zweitägigen Trekkingtour werden wir den Trail an einem Tag ablaufen. Zur Erinnerung: Das haben wir vor einigen Jahren zwangsläufig schon einmal gemacht, nachdem wir schwer bepackt die Campsite Nr. 2 nicht finden konnten und dann nur noch die Möglichkeit sahen, die Strecke durchzulaufen. Mit Grauen denken wir beide daran, wie es Anita damals erging. Wenn wir diesmal diesen knapp 25km langen Hike laufen, dann nur mit den Daypacks und das müsste doch zu schaffen sein. Mal sehen, wie wir das später sehen. Auf jeden Fall cancelt Anita jetzt zwischen Strom weg, Strom da und Strom wieder weg unsere Campsite online. Nach dieser Episode verlassen wir den Store und wundern uns nicht wenig über einige Eisschollen, die ein Wagen wohl verloren haben muss. Abweichend von dem Wetter, das wir online eingeholt haben, entdeckt Anita einen Aushang der Ranger, aus dem hervorgeht, dass es heute zeitweise wohl schon geschneit haben muss und noch schneien wird. Abgesehen davon, dass wir am Rim aufgrund des Nebels, der immer noch herrscht, sowieso nichts vom Grand Canyon sehen würden, erscheint es uns wenig wünschenswert, unseren RV durch den Schnee zu jonglieren. Damit steht fest: Wir reisen heute noch ab! Jetzt ist die Sache so: Aufgrund der Tatsache, dass wir ja ein 30-Feet-Fahrzeug haben und nicht wussten, ob wir damit auf die 27-Feet-Campsite dürfen, hat Anita Plan B entwickelt und für diese zwei Nächte alternative Campsites in der Nähe reserviert. Die gestrige Reservierung haben wir verfallen lassen und irgend jemand anders hat sich bestimmt gefreut, noch kurzfristig kostenlos eine Campsite gefunden zu haben. Für die heutige Nacht haben wir noch eine Reservierung in Coral Pink Sand Dunes und die werden wir jetzt ansteuern. Langsam packen wir zusammen: Ich dirigiere Anita von den Rampen und anschließend rückwärts raus aus der Campsite. Nach nur wenigen Minuten wird uns klar, wo das Eis bzw. der Schnee, den wir vor dem General Store gesehen haben, her kommt. Von überall! Links und rechts der Straße verstecken sich die Wälder unter einem Zuckerguss aus Schnee. Es schneit und ich bin versucht, Jingle Bell zu summen und die Spekulatius auszupacken, wenn wir welche dabei hätten. Mir ist nicht ganz klar, weshalb hier überall Schnee liegt, wir auf dem höher gelegenen Campground aber statt Schnee nur Regen hatten. Erst nach ca. 40 bis 50 Meilen verschwindet der Zuckerguss und die Landschaft zeigt sich wieder in der gewohnten Art und Weise. Irgendwann kommt etwas Hunger auf und jetzt spielen wir die Vorteile eines RV voll aus. Wir halten einfach an einer sicheren Stelle am Straßenrand an und ohne den Wagen zu verlassen gehen wir von vorne nach hinten ins Cafe´, schmeißen die Heizung an, nehmen eine Stulle zu uns und schauen mit einer Tasse Kaffee in der Hand in die Landschaft. That´s RV! Gegen 15Uhr etwa erreichen wir Coral Pink Sand Dunes. Es regnet natürlich schon wieder. Wir beschäftigen uns ein wenig mit der Fotografie und warten gespannt auf eine Regenpause. Die nutzen wir umgehend, um ein paar Meter über dem Campground zum Overlook zu gelangen. Coral Pink Sand Dunes ist ein State Park und bei den OHV-Freunden (OHV = Off Highway Vehicle), sehr beliebt, weil sie hier mit ihren Fahrzeugen in einem Teil des Parks durch die Dünen brausen dürfen. Aufgrund des sehr trüben Wetters zeigt sich der Sand leider nicht in seinem schönsten Kleid. Überhaupt scheint es auch hier in den letzten Tagen stark geregnet zu haben, denn die Pfützen sind teilweise riesig. In Restaurant "Chez RV" bereitet die Chefköchin das Abendessen vor. Als Beilage gibt es einen gefüllten Champignon. Richtig gelesen: einen(!). Ich habe noch nie so große Champignons gesehen. Sie schmecken vorzüglich aber die Herkunft erschließt sich mir nicht. Nach kurzer Zeit (es ist mit 8 Grad recht kühl) geht es zurück zum Wagen, wo das Essen uns erwartet, bevor es dann gegen 22Uhr ins Bett geht. |
08.10.2018: Coral Pink Sand Dunes - Zion
N.P. Hier im dem Coral Pink Sand Dunes State Park sind die Nachttemperaturen deutlich angenehmer als im Grand Canyon. 5 Grad zeigt unser Gerät als Tiefsttemperatur an. Gegen 7 Uhr machen wir uns auf den Weg in Richtung Zion. Obwohl wir erst gegen 12 Uhr im Zion einchecken können hat die frühe Abreise seinen Grund: Übermorgen planen wir ja die ursprünglich auf zwei Tage und nunmehr auf einen Tag gekürzte West Rim Trail-Tour im Zion. Hierzu lassen wir uns morgens (fast schon nachts -;) zum Lava Point hochfahren und gehen dann runter bis Grotto im Hauptcanyon des Zion. Ob wir die Tour tatsächlich machen hängt vom Wetter ab und das erfahren im Visitor Center. Danach haben wir bis 12 Uhr Zeit, den Shuttle noch kostenfrei zu stornieren. Die Strecke ist recht neblig. Dichter Nebel hat sich in der Ferne über die Senken gelegt. An der Mt.Carmel Junction tanken wir noch. Ich betone das so, weil wir sonst immer an der Mt. Carel Junction auch noch im Golden Hill frühstücken, und das nur wegen der Scones. Doch die müssen noch auf uns warten. An der Eingangsstation zum Park zeigen wir unseren National Park Ausweis und kaufen zusätzlich die Berechtigung zur Durchfahrt durch den langgestreckten Tunnel im weiteren Verlauf. Anita macht den Fehler und beantwortet die Frage, ob wir bereits einmal mit einem Camper durch den Tunnel gefahren sind, wahrheitsgemäß mit "Yes". Das wird vermutlich damit quittiert, dass wir keinen aktuellen Flyer erhalten. Übrigens gibt es wohl keine Zeitungen mehr. Bisher hat es in allen National Parks zum Flyer immer noch eine Zeitung über den Park gegeben, die etwa zweimal jährlich aktualisiert wurde. Drin enthalten interessante News über den Park, die Öffnungszeiten vom Visitor Center sowie die Zeiten vom Sonnenuntergang bzw. -aufgang. Im Sinne der Nachhaltigkeit bzw. Ökologie -so unsere Vermutung- wurden diese gestrichen. Weder im Grand Canyon noch hier gibt es die. Wir haben diese Zeitungen immer ganz gerne gelesen und lange Zeit auch gesammelt. Am Tunneleingang müssen wir ein paar Minuten warten. Entgegen unserer sonstigen Erfahrung ist die Rangerin am Tunneleingang etwas muffig. Erst ganz am Schluss lässt sie sich mal zu einem kleinen Lächeln hinreißen. Na ja, es ist auch noch sehr früh. Wenige Minuten später erreichen wir das Epi-Zentrum vom Zion und staunen nicht schlecht feststellen zu müssen, dass der Park bereits sehr voll ist. Ein Hinweisschild gibt an, dass der Parkplatz für die Wohnmobile bereits voll ist. Uns fällt ein, dass heute Columbus Day ist. Wir probieren es dennoch. Das ist nicht die Verkaufsfläche eines RV-Händlers. Das ist nur der Parkplatz. Und wir haben Glück und finden den letzten freien (passenden) Parkplatz, und das auch noch in fotogener Idylle. Unser erster Weg gilt nun dem Visitor Center um uns nach den erwarteten Temperaturen bzw. überhaupt nach dem Wetter zu erkundigen. Dieser erklärt uns, dass es morgen und übermorgen sonnig sein wird, es danach aber wieder eine Regenwahrscheinlichkeit von 50% (Donnerstag) bzw. 30% (Freitag) gibt. Das sind doch für unsere morgige Wanderung gute Nachrichten und damit erübrigt sich es, den Shuttle abzusagen. Wir nutzen die Gelegenheit, und erkundigen uns beim Backcountry-Schalter, ob man mit unserem Gefährt denn überhaupt bis zum Trailhead von der Subway gelangt, da wir für Freitag eine Permit haben. Die Rangerin erklärt uns, dass es zwar eng werden wird, es aber oben am Trailhead eine Haltebucht gibt, die wir für unseren Wagen nehmen können. Doch das liegt noch etwas in der Ferne, unser nächstes Vorhaben ist ja der West Rim Trail. An einem Modell vor dem Visitor Center erklärt mir Anita, welchen Weg wir gehen werden. Wir haben noch Zeit bis zum Check In und daher gehen wir einer unserer Lieblingsbeschäftigungen nach: Wir fahren mit dem Shuttle einmal hoch bis zum Temple Of Sinawava und wieder zurück. Während wir beim Start ohne jegliche Wartezeit in den Shuttle einsteigen können, staunen wir bei der Rückkehr nicht schlecht über eine riesige Warteschlange, die sich fast bis zu den Restrooms hinzieht. Wartezeit laut einem Hinweisschild ca. 45 Minuten. Im Visitor Center holt sich Anita mal wieder ihren Stempel ab und ich spiele mit dem Gedanken, mir für einen Gag in der nächsten Show ein paar Stofftiere zuzulegen. Doch wir nehmen Abstand davon: Die Batterien lassen sich nicht austauschen. Mittlerweile ist es Mittag und wir machen unseren Parkplatz für einen Camper frei, der sich riesig freut. Wir rollen langsam zum Eingang des Campgrounds, lassen die übliche Einweisung hinsichtlich der Regeln auf dem Campground über uns ergehen und fahren noch vor der Campsite zunächst die Dumpstation an. Wir möchten uns des Brachwassers (Blackwater = Toilette; Greywater = Spüle, Dusche, Handwaschbecken) entledigen und Frischwasser tanken. Übrigens ist der Schlauch für das Dumpen nagelneu und noch eingepackt. Ob das jetzt Zufall ist oder El Monte jedem Mieter aus hygienischen Gründen einen neuen Schlauch (einschließlich Handschuhen) einpackt wissen wir nicht. Suchen unsere Campsite. Um unser rollendes Haus ordentlich auf der Campsite unterzubringen bedarf es einiges Rangierens, doch gemeinsam haben wir den Wagen dann so, wie wir es wollen. Wir nutzen schon mal die Zeit um die Rucksäcke zu packen. Nun aber nicht die Trekking-Rucksäcke sondern die Daypacks. In ihnen hat alles Equipment, von den Stirnleuchten über Wasser und Proviant bis hin zu Erste-Hilfe-Kit und Fotoausrüstung Platz. Eigentlich kommt alles rein außer Zelt, Schlafsäcken, Kocher, Wasserfilter, Hammer usw. Außerdem heißt es, sämtliche Akkus zu laden und um morgen fit zu sein, gehen wir auch recht früh unsere Akkus laden. Um 19Uhr liegen wir schon im Bett. |
09.10.2018: West Rim Trail Um 4:30Uhr klingelt der Wecker erstmalig, gefolgt von einem Nachwecken um 4:45Uhr und dem Alarmwecken um 5:00Uhr. Aber um 4:45Uhr sind wir schon auf. Das Frühstück erfolgt in der Schnellversion: Ohne Croissants, stattdessen Kaffee, Onion Rolls und Orangensaft. Mehrmals überlegen wir, ob es richtig ist, die Tour zu machen. Wir kennen die Tour zwar ziemlich gut, haben wir sie doch, wie erwähnt, schon mehrmals als 2-Tages-Hike hinter uns gebracht und bei unserer Premiere sogar voll bepackt zwangsläufig als 1-Tages Tour schaffen müssen. Jetzt gehen wir sie nicht im Sommer sondern im Oktober bei sehr gedämpften Temperaturen und nur mit den leichteren Daypacks auf dem Rücken. Aber dafür sind wir auch paar Jahre älter. Aber wo ein Wille ist.... Den Shuttle haben wir wieder bei Zion Adventure Company geordert, wo bei wir gar nicht wissen, ob es überhaupt einen anderen Anbieter gibt. Bei der telefonischen Reservierung vor 14 Tagen wies man uns darauf hin, dass in Springdale, wo die Company verortet ist, mittlerweile alle Parkplätze bewirtschaftet werden. Es gibt also nicht mehr die Möglichkeit, den Wagen einfach in Springdale kostenfrei abzustellen. Mit unserem RV hatten wir das sowieso nicht vor, zumal unsere Campsite recht nah am Ausgang zum Park und damit zum Eingang von Springdale liegt. "15 Minuten dauert des Fußweg vom Parkeingang bis zu uns" teilte uns der Mitarbeiter der Company am Telefon mit, natürlich in Englisch. Um 6:15Uhr soll der erste Shuttle starten. Die beiden folgenden Shuttles fahren in stündlicher Taktung, aber uns war der früheste Shuttle wichtig. Kurz nach 6:00Uhr stehen wir natürlich schon vor der Tür der Company. Außerdem stellen wir fest: Obwohl das Thermometer vorhin 8Grad anzeigte ist es gefühlt ziemlich kalt. Auf unseren bisherigen Touren waren die 12 Plätze der Shuttles fast immer ausgebucht. Heute hingegen sind wir nur zu dritt. Unterwegs am Trailhead gabelt er noch einen weiteren Hiker auf, setzt ihn aber dann am Wildcat-Canyon-Trailhead wieder ab. Rund eine Stunde benötigen wir, um am Trailhead zum West Rim Trail, dem Lava Point anzukommen. Beeindruckend ist die Fahrweise unseres Guides auf den letzten 2 Meilen. Die gehen über einen sehr engen, einspurigen Waldweg steil bergab und er fährt mit beachtlicher Geschwindigkeit und offensichtlich auch Routine hindurch. Wir können uns daran erinnern, dass wir mal eine Fahrerin hatten, die sich das letzte Stück nicht mehr getraut hat runterzufahren, so dass wir dieses Stück zu Fuß gehen mussten. Zu ihrer Ehrenrettung: Der Weg war damals nass und schlammig und sie befürchtete, anschließend nicht mehr hochzukommen. Wir steigen aus, übergeben dem Fahrer das aus unserer Sicht übliche Trinkgeld, über das er sich sehr zu freuen scheint, und dann geht es auch schon los. Gleich vorab: Es ist lausig kalt hier oben! Wir Leider haben wir kein Thermometer dabei um die Temperatur zu messen, aber es muss einige Grade unter null sein, denn die Pfützen sind fest gefroren. Auch der teilweise matschige Boden ist gefroren und gibt beim Betreten knackende Geräusche. Kein Wunder, denn der Lava Point liegt gut 1000 Meter höher als unser Endpunkt "The Grotto" bzw. unser Campground. Wir versichern uns gegenseitig, dass der Entschluss, auf die Nacht im Freien zu verzichten, und den Trip nur an einem Tag zu machen, das einzig Richtige war. Wir würden die heutige Nacht mit unserem Equipment sicherlich überstehen, aber Spaß hätten wir sicherlich nicht. Denn wir werden zwar jetzt gleich absteigen, unsere Campsite diese Nacht wäre aber dennoch rund 800 Meter höher als Grotto. Wir vermummen uns: Lange Hosen, Hemd bzw. Bluse, darüber ein Windbreaker und noch ein dickes Hemd. Zur Reserve haben wir auch noch Regenjacken dabei. Nicht wegen des Regens, denn der soll ja heute nicht kommen, sondern als zusätzlicher Windbreaker. Auch die Köpfe müssen geschützt werden: Mützen und Bandanas. Ein junge Frau kommt uns entgegen und grüßt freundlich. Erst danach wird mir klar, dass ich sie mit meiner Vermummung doch eigentlich ziemlich erschreckt haben muss. In der Sommerzeit erfreuen wir uns auf anstrengenden Trails, wenn die Sonne sich Zeit lässt aufzustehen. Jetzt ist das genau umgekehrt. Sie geht langsam auf und lässt die teilweise schon im Herbstkleid daher kommende Vegetation goldgelb erstrahlen. Und auch uns, denn auch jetzt hat die Sonne noch genügend Kraft um uns angenehm zu wärmen. Wie bereits erwähnt geht es eine ganze Zeit teilweise steil, teilweise leicht bergab. Für heute haben wir uns, wie schon oft, wieder einmal für ein professionelles Hiken entschieden. Fachleute raten dringend zu regelmäßigen Pausen, was wir oft vernachlässigen. Im Idealfall heißt das: Eine Stunde wandern => 5 - 10 Minuten pausieren. Das haben wir uns gestern fest auf die Fahne geschrieben. Nach gut zwei Stunden (natürlich OHNE Pause, wie immer) steigen wir noch einmal stark hinab und dabei rutsche ich leider auf dem schlammigen Boden aus und es haut mich hin. Ich rufe sofort Anita entgegen: "Alles gut, nichts gebrochen, keine Schmerzen, nur vermatscht!". Ich betone das so, weil es ab und zu mal vorkommt, dass es einen von uns hinhaut und das ist aus Angst einer Verletzung für den Partner oft schlimmer als für einen selbst. Aber steigen wir einfach weiter ab, denn jetzt kommt der für uns fast schönste Part auf diesem Trail: "Potatoe Hollow". Es geht runter in ein Tal, das wir für die nächste halbe Stunde durchlaufen dürfen. Der Weg ist sehr eben und führt uns durch hüfthohe Gräser und Kräuter. Als wir dieses Stück vor einigen Jahren erstmalig durchschritten, haben unsere Nasen Kapriolen geschlagen. Die Wildkräuter haben ein dermaßen intensiven Geruch verbreitet, dass wir uns wie in einer Kräutersauna vorkamen. Jetzt im Oktober ist der Geruch leider nicht mehr so intensiv aber beim tiefen, sehr tiefen Einatmen vernehmen unsere Nasen noch diesen aromatischen Geruch. Doch leider ist dieser Abschnitt bald vorbei und es naht der "Fun Part", wie Anita ihn zu nennen pflegt. Von nun an geht es sehr lange sehr steil nach oben und wir fragen uns, warum wir denn erst so tief abgestiegen sind, wenn wir jetzt wieder soweit nach oben müssen. Wir hecheln uns über den steilen Pfad und ich kann kaum glauben, dass wir diesen Trail auch schon mit den großen und schweren Backpacks hochgekraxelt sind. Doch die Anstrengung lohnt sich, denn jetzt erhalten wir einen so beeindruckenden Blick auf den gegenüberliegenden Rim, dass es einem den restlichen Atem, den man nach dem Anstieg sowieso überhaupt noch hat, auch noch verschlägt. Nach viel Hechelei und langen, aus dem Hals hängenden Zungen, erreichen wir eine Junction, an der wir nach immerhin mehr als 3 Stunden tatsächlich doch die erste Pause einlegen. Wir sind schon echte Profis beim Wandern.......;-) Es gibt Wasser mit einer aufgelösten Magnesium-Tablette, etwas Beef Jerky und ein paar Gummibärchen, die wir noch aus der Hinfahrt mit dem ICE haben. An der erwähnten Junction müssen wir uns entscheiden, ob wir weiter den längeren West Rim Trail gehen oder wir die Abkürzung durch den Telephon-Canyon gehen. Das würde uns etwa 2 Kilometer sparen. Wir haben schon beides probiert...kein Vergleich. Bisher sind wir zweimal den längeren West Rim Trail gelaufen und einmal zum Ausprobieren den Telephon-Canyon. Wenn wir eine Empfehlung aussprechen dürfen: Nehmt euch Zeit und entscheidet euch für den längeren West Rim Trail, der weiter den Blick in den Zion Canyon erlaubt, während der Telephon-Canyon Trail fast nur durch den Wald führt. Wenn wir eben geschrieben haben, dass wir uns an der Junction entscheiden müssen, dann entspricht das gar nicht der Wahrheit. Wir hatten uns bereits vorher für den West Rim entschieden....mit der kleinen Einschränkung, dass wir den Telephon Canyon nur dann nehmen, wenn wir merken, dass wir mit unserer Kondition haushalten müssen. Und so weit ist es trotz unserer Schnauferei und Hechelei zum Glück doch noch nicht. Der weitere Verlauf enttäuscht uns nicht, wie erwartet. Das Wetter ist ebenfalls bestens: Einfach nur sonnig! Während wir im Sommer stets nach Schatten gesucht haben erfreuen wir uns jetzt an der wärmenden Sonne. Sie tut gut, insbesondere dann, wenn es windige Passagen gibt, die immer wieder mal kommen. Nach 5 Stunden und 40 Minuten erreichen wir die nächste Junction. Sie ist quasi ein Drehkreuz, denn einerseits verbindet sich hier der Trail durch den Telephon Canyon wieder mit dem West Rim Trail, von hier aus geht es dann weiter tief runter in Richtung Grotto, außerdem gibt es einen kleinen Weg zu einer Wasserquelle und dann ist andererseits auch noch die legendäre Campsite 2. Wir versichern uns beide, dass es triftige Gründe gab, weshalb wir damals die Campsite 2 nicht finden konnten. Da ist zum Beispiel die nicht nachvollziehbare Reihenfolge der Campsites. Sie beginnt in der Nähe vom Lava Point mit der Campsite 9. Die weitere Reihenfolge ist 8 - 7 - 6 - 5 - 4 - 3 - 1 -2. Hallo? Wieso ist die zwei hinter der Campsite 1? Außerdem sind die Hinweisschilder für die Campsites alle direkt am Hauptweg. Nur das Schild der Campsite 2 ist ca. 10 Meter vom Weg entfernt. Und der Weg zur Campsite war seinerzeit - so haben wir das in Erinnerung- ziemlich zugewachsen. Obwohl wir ja unsere Permit für eine Campsite zurückgegeben haben, gehen wir zur Campsite 2 und rasten dort, denn auf der Junction selbst sitzen schon andere und fotografieren (viel zu) zutrauliche Rehe. Wir übrigens auch... Was zwar recht nett aussieht hat aber vermutlich einen sehr ungünstigen Hintergrund. Die Rehe sind mit Sicherheit schon mal von Menschen gefüttert worden, sonst hätten sie nicht ihre natürliche Scheu verloren. Es wird seitens der Parks immer wieder darum gebeten, Wildtiere auf keinen Fall zu füttern. Hier auf der Campsite 2 lassen wir bei Gummibärchen, Slim Jim und Wasser mit aufgelöstem Magnesium noch einmal die Geschichten Revue passieren, die wir hier erlebt haben. Insbesondere erinnern wir uns daran, weshalb und das Trekking trotz mancher Anstrengung und Qualen so viel Freude bereitet. Denn wer hier an diesem -durchaus sehr engen- Plätzchen morgens einmal das Zelt aufgemacht hat und diesen Anblick inmitten der Natur genießen durfte, der kommt kaum noch davon weg. (Außer es ist lausig kalt) Nach etwa einer halben Stunde Pause und Erinnerung geht es weiter den West Rim Trail entlang und zwar ganz ganz tief und steil nach unten. Auf diesem Trailabschnitt windet es wie immer ziemlich stark und die Sonne tut sich schwer damit, unsere Körper auf eine angenehme Temperatur zu halten. Nach dem kräftigen Abstieg kommt -wie soll es schon anders sein - ein letzter Anstieg, der es uns noch einmal zeigen will. In mehreren Serpentinen geht es hoch, bis wir ein großes Felsplateau erreichen. Abermals steigen wir wieder ab und erreichen dann endlich Scout Lookout, von wo aus man jetzt zu dem gefährlichsten und interessantesten Part auf dem Weg zu Angel´s Landing gelangen würde. Angel´s Landing Mein Vorschlag, auch noch hoch zu Angel´s Landing zu gehen, findet wenig Anklang bei Anita, deren einerseits die Füße ziemlich schmerzen und sie andererseits die Befürchtung äußert, für den gefährlichen Abschnitt nicht mehr genügend Kraft zu haben. Das wäre fatal, denn auf dem Weg zu Angel´s Landing führt eine Passage auf einem schmalen Felsgrat entlang, wo es zu jeder Seite mehrere hundert Meter in die Tiefe geht. An einem Stahlseil in der Wand kann man sich entlanghangeln. Unter normalen Umständen würde uns das beiden nichts ausmachen Wir ziehen hier unsere dritte und letzte Pause durch. Noch eine gemeinsame Flasche Wasser mit aufgelöster Vitamin C- Tablette und schon geht es zum letzten Abschnitt. Spätestens ab hier erhält das Wandern eine andere Qualität, und das meine ich jetzt nicht im Positiven. Angel´s Landing ist ein sehr beliebter Trail im Zion N.P. und hier strömen die Touris hoch. Auf den abgelegenen und fast menschenleeren Trails ist es üblich, dass man sich grüßt und meist auch etwas Small Talk betreibt. Und wenn es auch nur darum geht, dem anderen Hiker ein "Oh, it´s a frosty morning" mitzuteilen oder sich zu erkundigen, wo man denn gestartet ist und was man noch vorhat. Hier aber gehen die meisten Hiker wortlos aneinander vorbei, unsere konsequenten "Hi"s werden nur teilweise mit einem "Hi" quittiert und die Krönung ist, wenn einem Hiker gleich nebeneinander entgegen kommen. Dabei ist uns dieses Jahr in dem Flyer erstmalig ein Hinweis auf die "Hiker Etikette" aufgefallen, in der extra betont wird, man möge in einer Linie laufen, wenn einem Hiker entgegen kommen. Wer es liebt, die Etikette zu leben, etwas Small Talk zu betreiben und stets zu grüßen und gegrüßt zu werden, der muss eben solche Abschnitte wie hier meiden oder die Konsequenzen ertragen lernen. Und noch zur Ehrenrettung des Trails: Es gibt auch hier sehr nette Begegnungen. Wir machen uns auf den letzten Abschnitt: Über die wohl einzigartigen Walter´s Wiggles geht es durch den Refrigator Canyon, der seinen Namen der Tatsache verdankt, dass hier kaum Sonne reinkommt und es zu jeder Tages- und Jahreszeit kalt wie in einem Kühlschrank ist, weiter. Der Trail war übrigens für mehrere Monate gesperrt, weil der Weg nach heftigen Regenfällen unterspült wurde und ein gutes Stück einfach wegbrach. Anita hat in den letzten Wochen regelmäßig aufmerksam die Homepage des Parks beobachtet um in Erfahrung zu bringen, wann der Trail wieder geöffnet wird. Zum Glück wurde er zwei Wochen vor unserem heutigen Trip wieder geöffnet, sonst hätte es weder einen Zwei-Tages-Trip noch einen Ein-Tages-Trip gegeben. Auf dem Trail entdecken wir Baumaschinen, die ich als "Raupen" bezeichnen würde. Eben noch habe ich mich gefragt, wie diese Maschinen denn wohl hier hoch kommen. Etwa wie am Grand Canyon per Hubschrauber? In dem Moment kommen drei dieser Geräte an uns vorbei: Sie werden tatsächlich über den steilen und engen Weg von Grotto hoch bzw. runtergefahren. Das letzte Stück, das uns jetzt erwartet, geht abermals steil bergab. Wir erinnern uns nur zu gut daran, unter welchen Schmerzen Anita hier -teilweise rückwärts- abgestiegen ist und das auch noch unter dem Zeitdruck, den letzten Shuttle noch zu erreichen. Heute fragen wir uns, wie wir es denn damals überhaupt geschafft haben, unten heil anzukommen. Apropos Ankommen: Nach 9 Stunden und 35 Minuten erreichen wir The Grotto. Wir sind ziemlich platt aber es reicht natürlich immer noch für ein traditionsgemäßes "High 5". Fast 25 Kilometer liegen nun hinter uns. Wir führen ja akribisch Statistik und so wissen wir genau, dass wir damals auf der legendären Tour mit Backpacks vollbepackt nur 2 Stunden länger benötigt haben. Und damals war es Sommer und die Temperaturen dementsprechend höher. Aber zu unserer Ehrenrettung muss auch erwähnt werden, dass wir heute insgesamt drei Pausen gemacht haben. Dafür hatten wir seinerzeit keine Zeit. Wir steigen in den Shuttle in Richtung Temple of Sinawava. Wer sich auskennt wird feststellen, dass das am entgegengesetzten Ende von unserem Campground ist. Haben wir den falschen Shuttle erwischt? Nein. Wir genießen es, bequem im Shuttle sitzend noch eine Runde durch den Park zu drehen und an jeder Ecke nach oben zu schauen und zu überlegen, ob das genau jene Zinnen hoch über uns sind, von denen wir in den letzten Stunden abgestiegen sind. Letztlich kommen wir natürlich doch am Visitor Center an und überprüfen noch einmal die Wettervorhersage für morgen. Morgen soll es zunächst sonnig werden. Am Donnerstag gibt es eine Regenwahrscheinlichkeit von 50% und am Freitag 30%. Zurück am Campground fallen wir erst mal über die Getränke im Kühlschrank her. Und dann gibt es Abendessen: Anita hat sich für Fettucine Alfredo mit Chicken entschieden und ich genieße Pad Thai. Sind wir essen gegangen? Nein, wir essen jenes "Tütenfutter", wie wir es immer nennen, welches wir heute Abend auch hoch oben im Backcountry gegessen hätten. Statt uns anschließend tief unten in die Schlafsäcke zu verkriechen, werden wir es uns anschließend auf dem großen Bett gemütlich machen und statt zu bibbern werden wir bei Bedarf den Wagen mit der Heizung angenehm temperieren. Aber eines wird uns morgen früh fehlen und da kommt doch etwas Wehmut auf: Rund 1000 Meter über uns würden wir morgen früh die Äuglein und das Zelt öffnen und uns an einem Anblick laben, der die fast zu Eis gefrorenen Füße und Nasen sofort vergessen lassen würde. Wie bereits gesagt: Wer das einmal erlebt hat, kommt nicht mehr davon weg. |
10.10.2018 Zion, Scenic Drive Nach der gestrigen anstrengenden Tour gibt es heute nur eins: Ausruhen? Nein! Dem Titel "Back To The Boots" entsprechend geht es auch heute wieder ans Wandern, wenn auch in keinster Weise so wie gestern. Um 6:30 Uhr lassen wir uns wecken und untersuchen erstmal, ob alle Knochen noch an den richtigen Stellen sind, sich die Gelenke in der vorgesehenen Richtung bewegen lassen und die Füße nicht doch denen der Hobbits entsprechen. Aber nein, alles scheint in Ordnung zu sein und so stehen wir beruhigt auf, frühstücken die üblichen Croissants und schon geht es los. Die Schuhe passen auch noch und daher spricht nichts dagegen, zum Shuttle zu gehen und uns bis ans ganz andere Ende des Scenic Drives fahren zu lassen. Die letzte Station ist Temple Of Sinawava. Von hier aus wandern wir den Scenic Drive zurück mit dem Ziel, so weit zu gehen, bis wir keine Lust mehr haben. Nein, das ist noch nicht 50 Meter hinter dem Start sondern es läuft sich heute recht gut. Beine, Gelenke und Schuhe scheinen so richtig eingelaufen zu sein. Wir sind diese Strecke bereits mehrmals gelaufen, mit den Fahrrädern geradelt, mit dem Shuttle sowieso oft gefahren und ganz früher sogar mit dem eigenen Wagen gefahren. Das ging noch bis 1999, bevor das Shuttle-System eingeführt wurde. Damals haben wir das bedauert, heute sind wir froh darüber, denn es erspart uns und Millionen anderer Besucher das damals oft erfolglose Parkplatzsuchen. Und trotzdem gibt es für uns heute eine Premiere, denn wir laufen die Strecke nicht auf der Straße sondern unten in der Wildnis am Fluss entlang. Wir haben das stets gemieden, glaubten wir doch das sei verboten, weil es mitten durch die Landschaft geht. Nachdem wir aber bei den letzten Besuchen mehrmals einzelne Hiker dort unten am Fluss haben gehen sehen, wurde die Neugierde zu groß und wir beschäftigten uns mit dem Thema etwas intensiver. In der Tat gibt es dort einen Weg, wobei "Weg" übertrieben ist. Wir folgen einem Trampelpfad. Er ist über weite Teile recht gut erkennbar, scheint aber noch nicht so breit ausgetreten zu sein, dass man ihn tatsächlich als Weg bezeichnen könnte. An einigen Stellen rätseln wir, wie der Trampelpfad wohl weiter gehen mag und gelegentlich passiert es auch, dass er am Virgin River als Sackgasse endet. Nur wenige Hiker kommen uns entgegen. Überhaupt wird der Scenic Drive zu geschätzten 99% der Besucher per Shuttle erforscht und das letzte Prozent teilen sich die Biker auf der Straße und die Hiker auf Straße und Trampelpfad. Es lohnt sich leise zu sein, denn gelegentlich entdeckt man Rehe, die nur wenige Meter entfernt grasen. Auch Anderes ist zu entdecken. Man darf nicht versäumen, die Augen auch nach oben zu richten, denn in der gegenüberliegenden Felswand gibt es Climber zu entdecken. Leider haben unsere 3D-Kameras ihre (Brennweiten-)Grenzen, und so sind die Climber leider nur zu erahnen. Aber bitte glaubt uns: Es sind wirklich welche! Fast ausnahmslos geht es fern der Straße durch das Dickicht und die Wildnis. An der Zion Lodge pausieren wir traditionsgemäß. Die üblichen Fritten, die man schon als ein Pflichtprogramm bezeichnen kann, essen wir.......nein, nicht unter dem Baum....sondern erstmalig vor der Lodge im Schaukelstuhl. Kommen wir jetzt etwa in das Alter, in dem man nicht mehr auf der Wiese liegt sondern im Stuhl schaukelt? Nein, es ist einfach zu kalt im Moment. Nachdem die Fritten weg sind kommen wir aber dennoch nicht umhin, uns wenigstens ein paar Minuten auf der Wiese rumzulungern. Dennoch, suchen wir sonst stets den Schatten, um es hier auszuhalten, ist es jetzt die Sonne, auf die wir angewiesen sind. Nach einer halben Stunde etwa geht es weiter. Lediglich zwei Abschnitte zwingen uns auf die Straße: zum einen ein Teilstück zwischen Weeping Rock und Grotto und dann das ganze Stück zwischen Court of the Patriachs und Canyon Junction. Dabei passieren wir auch ein Stück Baustelle, denn im Moment wird auf dem Scenic Drive eine neue Fahrbahndecke aufgetragen. Das verwundert uns, denn wir können uns nicht erinnern, dass bei unserem letzten Besuch die alte Decke ausbesserungswürdig war. Wir hoffen, dass sie die Originaldecke erhält: Die Fahrbahndecke im Zion N.P. ist traditionell nicht schwarz sondern rot und damit unverwechselbar. So haben wir den Park 1993 bei unserem ersten Besuch auch kennen gelernt. Entsetzt waren wir einige Jahre später, als der Belag auf einem anderen Teil des Parks plötzlich schwarz war. Vielleicht waren wir nicht die einzigen Erschrockenen, denn wiederum einige Jahre später erstrahlte der wieder neu aufgetragene Asphalt im historischen rot. Nun lassen wir uns beim nächsten Besuch mal überraschen, welche Farbe er auf dem Scenic Drive haben wird. Anita hat leider das Problem, dass ihr die Füße schmerzen. Offensichtlich ist der gestrige Tag doch nicht ganz spurlos an ihr vorübergegangen. Wir stehen nun am Anfang des Pá´rus Trail, das ist ein hervorragend ausgebauter Weg, der von der Canyon Junction bis zum Visitor Center führt und von Spaziergängern und Fahrradfahrern gerne genutzt wird. Wir sind auch schon einige Male über ihn hinweggesaust. Und dann macht Anita das, was für mich Höllenqualen wären: Sie zieht die Schuhe aus und geht die ganze Strecke barfuß. Sie empfindet das als eine Wohltat für ihre Füße, ich und entgegenkommende Spaziergänger können nur staunen. Erst am South Campground, wo der Boden wieder sandiger und steiniger wird, greift sie zu den Geräten, die bereits die Natives vor Jahrhunderten aus Tierfell nähten, um die Füße zu schonen. 7,8 Meilen liegen nun insgesamt hinter uns, das sind gute 12 Kilometer und als Apre-Hiking bzw. Auslauf-Runde ganz okay. Rund 5 Stunden Netto-Laufzeit (Mittagspause also abgezogen) haben wir mit dem Hike verbracht und viel weniger sollte man auch nicht zu Verfügung haben, denn es gibt immer wieder Stellen, die zum Verweilen oder Fotografieren einladen. Am Visitor Center holen wir uns das Wetter-Update. Die morgige Regenwahrschenlichkeit wurde von 50% auf 30% reduziert und die beiden darauffolgenden Tag sollen durchweg sonnig und etwa 21 Grad warm werden. Das hört sich doch gut an, denn den morgigen Regentag wollen wir nutzen, um mal wieder unser Wohnmobil zu bewegen. Genau...Wohnmobil! Das haben wir ja noch gar nicht richtig in Bildern erfasst, was wir jetzt nachholen: Das Abendessen halten wir aufgrund der Fritten vom Mittag etwas kleiner und in aller Gemütlichkeit beenden wir diesen Tag. Gute Nacht. |
11.10.2018: Zion - Fahrtag 30% Regenwahrscheinlichkeit wurden für heute prognostiziert und die ergießen sich seit Stunden vor dem Aufstehen über uns. Von daher passt unser Plan, heute statt zu laufen etwas zu fahren ganz gut und kurz nach dem Frühstück dirigiere ich Anita von der Campsite. Wenn man ein Ranking über die Schwierigkeit des Ein-/Ausparkens der einzelnen Campsites erstellen möchte, dann macht unsere B1 im Moment den ersten Platz. Aber mit vereinten Kräften klappt es und die bei der Bundeswehr einst erlernten Handzeichen und Regeln des Rangierens bewähren sich auch heute, nachdem ich diese vor paar Jahren Anita mal beigebracht habe. Schlechtes Wetter bietet durchaus schöne Motive und diesbezüglich werden wir belohnt... Unser Weg führt -wie zufällig- in Richtung Hurricane, wo es -wie zufällig- mal wieder einen Walmart gibt, an dem wir -wie zufällig- vorbeikommen und anhalten. Die Lebensmittel und Getränke für die letzten Tage werden eingekauft, eine Kamera als Ersatz für die im Frühjahr gestohlene verkneife ich mir mangels Entscheidungsfreudigkeit erneut und ansonsten finden ein paar Mitbringsel ihren Weg in unseren Einkaufswagen. Außerdem bietet uns das W-LAN im Walmart die Möglichkeit, unseren Reisebericht hochzuspielen, Mails zu checken und unsere Permit für die Subway zu stornieren. Nach reiflicher Überlegung haben wir uns gestern dagegen entschieden. Der Weg zur Subway verläuft in einem Canyon und zu dieser Jahreszeit, wenn die Sonne etwas tiefer steht, fällt wenig wärmende Sonne hinein. Aus der Erfahrung wissen wir, dass wir den kleinen Strom nicht nur einige Male überqueren müssen sondern einzelne Passagen auch komplett im Wasser laufen müssten. Und das Wasser ist im Moment so kalt, dass die Hiker, die durch den Virgin River waten, alle Thermo-Schuhe und -Hosen tragen. Wir verschieben das Vorhaben, die Subway in 3D festzuhalten, auf unbestimmte Zeit. Von Hurricane führt uns der Weg über Colorado City, Fredonia, Kanap zum Golden Hill an Mt.Carmel und richtig, jetzt kehren wir ein. Wenn wir das Restaurant und vor allem die Scones nicht kennen würden, dann würden wir jetzt bestimmt umdrehen und gehen. Eine etwas erschöpft aussehende Bedienung steht vor den Resten eines Schlachtfeldes: Vier Busse mit jeweils etwa 45 Gästen wurden innerhalb von zwei Stunden hier durchgefüttert und haben das Golden Hill vor wenigen Minuten erst verlassen. Wir befürchten schon, gar nicht bedient zu werden aber die nette Bedienung weist uns einen trümmerfreien Platz zu und sagt nur, alles, was auf der Karte steht, ist möglich. Beim Reingehen ist uns draußen ein vollbepacktes Fahrrad aufgefallen, bepackt mit Zelt, Zeltgestänge, Wanderstöcke und vielen Taschen und nur ein Gast außer uns ist im Restaurant. An seinem Englisch meine ich herauszuhören, dass er Deutscher ist und so kann ich es mir nicht verkneifen, ihn anzusprechen. Er ist tatsächlich seit 3 Monaten mit dem Fahrrad unterwegs, gestartet in Calgary und jetzt geht es noch weiter in den Westen. Ganz allein, nur auf dem Fahrrad. Faszinierend. So etwas könnte ich mir auch gut vorstellen, aber auf keinen Fall allein. Wir bestellen unsere heißgeliebten Scones, und als Beilage nehmen wir Fritten und Chicken. Im Ernst: Wer uns kennt, weiß, dass es uns hauptsächlich um die Scones geht und der Rest für uns tatsächlich eher Beilage darstellt. Gesättigt geht es zurück zum Campground. Der Regen hat seit Mt. Carmel nachgelassen und mittlerweile zeigen sich erste vielversprechende Lücken in der Wolkendecke. Natürlich ist unser Gang wieder in Richtung Visitor Center, um uns das Wetter-Update zu holen. Die Regenwahrscheinlichkeit für heute ist mittlerweile von 30% auf 80% gestiegen, dafür ist sie für die folgenden Tage auf 0% gesunken. Und außerdem lesen wir die Warnung vor Flash-Flood-Gefahr, so dass die Richtigkeit unserer Entscheidung gegen die Subway jetzt noch einmal Nahrung findet. Im Gift-Shop kaufen wir dann doch noch zwei Plüsch-Vögel mit Sound und das führt zu einer Heiterkeit an der Kasse, als ich die beiden Vögel quaken bzw. trillern lasse. Als ich auf Rückfrage der Umstehenden, was das denn für Vögel seien, ich antworte: "This is a duck, this is a hawk and this is my wife" ist die Stimmung auf dem Höhepunkt. Eine nette Dame tröstet mich dann noch "But she is quiet". Auf dem Weg zum Campground haben wir uns schon mal die Campsite 50 angesehen, die wir morgen beziehen werden. Der Hintergrund ist, dass Anita keine Site im Zion durchgehend für 6 Nächte reservieren konnte. Daher wechseln wir morgen und bekommen eine Campsite direkt am Wasser. (Möge die erwartete Flashflood uns verschonen) Auf dem Tisch im Camper wird dann einem Vogel unter Vollnarkose und sterilster Rahmenbedingungen der Bauch geöffnet. Bevor der Verdacht aufkommt, wir hätten etwas merkwürdige Leidenschaften, sei erklärt, dass wir nur überprüfen wollen, ob sich die Batterien im Inneren bei Bedarf austauschen lassen. Die Diagnose ist, dass sich im Falle einer Heiserkeit oder gar Verstummung das Problem mit einer leichten OP wieder kurieren lässt. Nach dieser OP essen wir noch und dann geht es auch schon bald ins Bett. Und was mir morgen vorhaben? Schauen wir mal. |
12.10.2018: Zion Um 6:00Uhr lassen wir uns wecken und es regnet.....nicht! Ganz im Gegenteil. Dier Sonne lässt das Surrounding unserer Campingsite erstrahlen. Wir frühstücken das übliche und dann fahren wir unser Wohnmobil auf den großen Parkplatz. Wir checken bewusst ziemlich früh aus, weil wir befürchten, sonst keinen Parkplatz mehr zu finden. Aber zu unserer Überraschung ist die Auslastung deutlich geringer als bei unserer Ankunft am Montag. Wir parken sogar an der selben Stelle wie neulich. Nach Rücksprache mit unseren Füßen und unserer Lust haben wir beschlossen, nicht auf Angel´s Landing hochzukraxeln sondern fahren mit dem Shuttle bis Weeping Rock. Bekanntermaßen gibt es dort hängende Gärten, über die sich ein kleiner Wasserfall ergießt. Das ergibt schöne Aufnahmen, die sich später in unserer Dia-Show sehr gut plastisch und realistisch untermauern lassen... Die zweite Wasser-Show findet anschließend am Lower Emerald Pool statt. Auch hier gibt es einen kleinen Wasserfall, der sich aufgrund des Sonnenstandes hervorragend ins Licht stellt. Am Big Bend machen wir einen Zwischenstopp, weil wir am Morgen Climber gesehen haben, die wir gerne digital festhalten wollen. Wie bereits erwähnt haben unsere 3D-Kameras systembedingt ihre Grenzen, was die Brennweite angeht, und so sind die Bilder nicht so formatfüllend wie gewünscht. Mit dem Shuttle geht es dann in die vermeintlich falsche Richtung (weil wir ja so gerne Shuttle fahren) um dann auf der Rückfahrt wieder an der Lodge auszusteigen. Mittlerweile ist es 14Uhr und Zeit, uns auf der großen Wiese unter dem großen Baum, den jeder kennt, der schon mal hier war, traditionsgemäß unsere Fritten zu essen. Anita hatte gestern angedroht, heute mit der Tradition zu brechen und stattdessen eine Brezel zu essen, was für mich einem Schock gleichkam. Jetzt kommt sie aber doch mit Fritten an: Es gibt keine Soße zu den Brezeln und dann bleibt sie doch lieber bei Fritten. (Nein, ich habe gestern nicht im Restaurant angerufen und darum gebeten, die Soße zu verstecken!) Zurück am Visitor Center kaufen wir noch weitere Vögel. Wer uns jetzt den selben unterstellt, hat nicht ganz unrecht. Wir benötigen die eben für die spätere Dia-Show. Nachdem wir ja nun wissen, wie Heiserkeit bei Vögeln kuriert werden kann, erübrigt sich heute eine weitere OP. Stattdessen fahren wir auf unsere neue Campsite und genießen den Tag bei endlich richtig schönem, sonnigen Wetter und etwa 21 Grad am Fluss. |
13.10.2018, Zion, Sandy Bench Dem Titel unserer Tour folgend müssen wir auch heute wieder wandern. Der Tagesbeginn unterscheidet sich kaum von den vorherigen, so dass wir gleich auf das Wesentliche eingehen wollen: Wir möchten einen netten, nicht allzu langen und für uns neuen(!) Hike angehen. Wir glaubten schon alles nennenswerte Hikes im Zion gemacht oder aber zumindest davon gehört zu haben, doch der "Sandy Bench Trail" ist für uns neu. Wir werden anschließend anhand einer älteren Wanderkarte recherchieren, ob der Trail in der Tat neu angelegt wurde oder ob wir ihn bisher -aus welchem Grund auch immer- überlesen haben. Man kann der Trail entweder vom Haltepunkt "Court of Patriarchs" starten oder aber von "Zion Lodge". Wir lassen uns mit dem Shuttle bis zum erstgenannten Punkt bringen, wobei der Shuttle heute morgen recht voll ist und wir uns an der Station von der letzten Reihe aus im Bus nach vorne mit ganz vielen "Excuse me" zum Ausgang durchzwängen müssen. Aber wir schaffen es. Der Name des Trails ist Programm und so steht "Sandy" nicht für einen Mädchennamen sondern für die Beschaffenheit des Trails. Wir laufen etwa eine halbe Meile vom Trailhead aus, und natürlich auch wieder nach oben. Natürlich nicht so steil wie auf den letzten Trails in dieser Woche aber auf jeden Fall so, dass Anitas "GPS" (Gelände Profil Sensoren = Anitas Beine :-) und auch meine es gut merken. Der Weg ist übersät von Huf-Abdrücken, so dass wir davon ausgehen, dass er von Pferden oder Mulis stark frequentiert wird. Nach der halben Meile beginnt dann eine Loop. Mangels Hinweisschild, in welche Richtung man die Loop nehmen soll, entscheide ich mich aus dem Bauch heraus für den Uhrzeiger-Sinn. Von nun an beginnt der Weg nur noch im Sand zu verlaufen und wir sind uns sicher, dass es sich um einen Reitweg handelt. Die Loop selber ist mit 2,5 Meilen, also etwa gut vier Kilometern angegeben. Nach einiger Zeit erkennen wir in der Ferne, quasi in unserer Gegenrichtung auf der Loop, eine Gruppe von Mulis und Reitern, was unsere Vermutung zu bestätigen vermag. Der Weg geht durchweg nach oben wenn auch gemäßigt, dafür aber fast ausschließlich durch tiefen, weichen Sand, was das Laufen nicht gerade erleichtert. Die Sonne scheint und mit etwa 23 Grad ist es angenehm warm. Ich mag nicht daran denken, wie sich dieser Trail im Hochsommer anfühlt. Zwischendurch haben wir einen traumhaften Blick in den Canyon, wobei man der Verführung widerstehen sollte, ganz bis an der Rand zu gehen, um hinunterzusehen. Es geht abrupt in die Tiefe und nur ein Ausrutscher, und der weitere Weg hat sich erledigt. Genau in der Mitte des Trails, also dort, wo man sozusagen wieder in die Gegenrichtung beginnt zu laufen, gibt es sogar eine kleine Rest-Area, wobei wir davon ausgehen, dass die eher für die Reitergruppe gedacht ist. An dieser Stelle kommt uns der erste Hiker entgegen, wobei ich mich korrigieren muss. Es ist kein Hiker sondern ein Jogger. "Hut ab", denken wir uns, denn bei diesem Terrain auch noch zu joggen bedarf schon einer bemerkenswerten Kondition. Nach einer sehr kurzen Pause geht es schon wieder weiter und auf dem weiteren Verlauf der Loop kommen uns dann doch noch etwa 4 oder 5 Hiker entgegen. Übrigens kann ich nur empfehlen, unserer spontanen aus dem Bauch heraus getroffenen Entscheidung zu folgen und die Loop im Uhrzeigersinn zu laufen. Denn jetzt geht es über eine längere Strecke auf sehr sandigem Boden steil nach unten. Die uns entgegenkommenden Hiker sind ziemlich aus der Puste und im Vergleich hierzu war unser Anstieg gefühlt gemäßigter. Ein nettes Anekdötchen: Auf dieser steilen Strecke kommt uns ein Ehepaar entgegen, das ziemlich außer Puste ist und erkundigt sich bei uns, wie weit es denn noch ist. Wir stehen Rede und Antwort und auf die Frage, ob man denn am Ende des Trails etwas besonderes sieht oder ob es so aussieht wie hier, können wir nur antworten: "Ja, es sieht dort aus wie hier...." aber wir sind der Meinung, dass es im Zion fast überall so aus sieht und einfach nur schön ist. Anitas Vermutung, dass das Ehepaar in wenigen Minuten den Rückweg einschlägt, bestätigt sich auch. Und noch ein Tip: Diesen Trail sollte man nur unter trockenen Bedingungen laufen. Wir können uns gut vorstellen, dass dieser Reitweg im Anschluss an Regen zu einer unangenehmen Matsch-Tour wird. Am Ende der etwa 2,5 Meilen langen Loop laufen wir jetzt ein kleines Stück den selben Weg wie auf dem Hinweg, um dann vom "Court of Patriarchs" bis zur Zion Lodge wieder ein Stück neuen Trail zu laufen. Dieses Teilstück ist wesentlich angenehmer zu laufen, weil es nicht so sandig ist. An der Zion Lodge ankommend haben wir knapp 8 Kilometer hinter uns, rund 260 Höhenmeter sind wir gestiegen und gebraucht haben wir fast 3,5 Stunden. Das geht auch schneller aber dann verpasst man viele fotogene Stellen. An der Zion Lodge pausieren wir, natürlich wieder für eine Portion Fritten. Mit dem Shuttle drehen wir noch eine Runde und fahren zurück zum Campground, wo wir den Rest des Tages wieder bei Sonnenschein verbringen. Des Rätsels Lösung: Auf unserer alten Hiking-Karte entdecken wir den Trail. Es gibt ihn also bereits länger, doch auf der alten Karte trägt er den Namen "Sandy Bench Horse Trail". Von daher haben wir ihn früher nicht zur Kenntnis genommen, weil er von unserem Verständnis her nur für Pferde gedacht schien. Wir nutzen die Zeit auf der Campsite für ein paar Fotos und räumen schon mal ein bisschen vor, denn übermorgen müssen wir den Wagen schon wieder zurückgeben. Außerdem muss das Equipment für den Trip im nächsten Jahr gepflegt werden, und da gehört auch dazu, die Schuhe zu reinigen und einzufetten. Worauf wir verzichten? Auf das Lagerfeuer, obwohl wir Feuerholz gekauft haben aber irgendwie fängt es mit Sonnenuntergang an kühl zu werden und da sitzen wir lieber im Wagen am Fenster und beobachten die Lagerfeuer der anderen. |
14.10.2018: Zion N.P. - Las Vegas Wir stehen gegen 7:00Uhr etwa auf, gehen der üblichen morgendlichen Routine nach und verlassen den Zion. Rund 180 Meilen liegen zwischen hier und Las Vegas. In Hurricane halten wir beim Walmart. Die Halloween-Ecke hat uns neulich keine Ruhe gelassen und so erwerben wir für eine unserer Dia-Shows etwas Ausstattung. In Las Vegas geht es zunächst zum Storage, wo wir schon einmal einige Sachen, die wir nicht mehr benötigen, abladen und bereits unsere Koffer mitnehmen. Auf dem heutigen KOA-Campground wollen wir nämlich schon paar Sachen verpacken. Eine Sache hatten wir noch vergessen zu erwähnen: Unsere Fahrräder konnten wir ja leider aus Platzgründen (verrückt: riesiges Wohnmobil, aber keinen Platz für die Räder) nicht mitnehmen. Was wir nicht erwähnt hatten: alle vier Reifen sind platt. Zwischenzeitlich hatte ich bereits die Befürchtung, sie sind in den letzten Monaten evtl. wegen der Hitze im Storage geplatzt. Daher pumpen wir probeweise zwei Räder auf und können feststellen, dass sie die Luft wohl halten. Vom Storage aus geht es zum KOA-Campground. Während Anita bereits erste Wäsche wäscht, beginne ich schon mal den Wagen aus- und umzuräumen, so dass die morgige Rückgabe schnell und unkompliziert verlaufen kann. Knapp zwei Wochen lang sah der Wagen jeden Tag so aus, als hätten wir ihn gerade übernommen. Akribisch haben wir darauf geachtet, den Wohnbereich nicht mit Schuhen zu betreten, alles wurde nach dem Essen sofort gespült und weggeräumt. Und nun sieht es im Moment aus wie bei Hempels unter dem Sofa. Aber wir sind sicher, dass der Innenraum in einer Stunde oder etwas mehr wieder wir bei der Übernahme aussehen wird, denn wir werden ihn nicht nur wieder aufräumen sondern auch putzen, denn das wird bei der Rückgabe auch erwartet. Allerdings haben wir bei der letzten drei Touren die Erfahrung gemacht, dass unser Anspruch an Sauberkeit bei der Rückgabe höher ist als die des Vermieters. Trotzdem... Wir sind uns einig, dass dieser KOA-Campground genau so ist, wie wir es auf keinen Fall wollen: Wagen neben Wagen und fast das einzige Grün, das es hier gibt, liegt zufälligerweise gerade vor unserem Camper. Aber er ist halt so praktisch: Nur wenige Minuten vom Vermieter entfernt, er bietet Wasseranschluss, Strom und Dumpingmöglichkeit und dafür, dass wir hier nur putzen, reicht er auf jeden Fall. Allerdings finden wir die knapp $50 pro Nacht schon übertrieben. Die Campsites in den Nationalparks liegen in der Regel unter der Hälfte (allerdings ohne Strom etc.) Gegen 22Uhr begeben wir uns dann langsam zum letzten Mal in die Komfortzone unseres Wagens und wir wissen jetzt schon -obwohl wir in den nächsten Tagen ein gutes Hotel haben- werden wir die Nächte hier sehr vermissen. Also dann, ein letztes "Gute Nacht" aus dem Camper. |
15.10.2018: Las Vegas Heute heißt es also Abschied nehmen vom RV. Ein kleines Anekdötchen von gestern haben wir mal wieder vergessen: Gestern wollte ich den Wagen mit dem City Water verbinden, d.h. den Wasserhahn über den Frischwasserschlauch mit dem Wagen verbinden. Leider habe ich den Anschluss am Hahn nicht dicht bekommen. Ein erfahrener Camper von der Nachbarsite erkannte sofort die Situation: Die Dichtung ist weg! Ob wir die nun verloren haben oder sie gar nicht dabei war? Während ich sämtliche Fächer unseres Fahrzeuges nach einer kleinen schwarzen Gummidichtung absuchte und Anita bei der Rezeption nach einer neuen fragte kam der besagte Nachbar schon mit einer passenden Dichtung. Keinen Cent wollte er dafür und auch die von Anita neu gekaufte Dichtung lehnte er ab. Dafür standen wir dann eine viertel Stunde vor seinem Camper und er erzählte uns seine Geschichte. Er hat seinen Bus (ein riesiges Ding!) vor zwei Jahren für $47.000 gekauft, nachdem Krebs diagnostiziert wurde, und fährt jetzt mit seiner Frau durchs Land, um die Zeit zu nutzen um seine in ganz Amerika verstreuten Kinder zu besuchen. Er erzählte auch von Kontakten mit Campern, die ihre RVs erstmalig angemietet hatten, und er einem völlig überhitzten Camper erstmal erklärt hat, dass der Wagen eine Klimaanlage hat und wie sie funktioniert. Auch dass der Wagen gelegentlich wieder mit Wasser befüllt werden muss hat er schon einem anderen Camper erklärt. Da ist unser Problem mit der Dichtung ja noch ganz harmlos. Aber vielleicht wird er sie zukünftig auch anderen erzählen. Wir dumpen letztmalig den Wagen und fahren dann Richtung Storage, was sich als nicht ganz leicht erweist. Die Strecke würde U-Turns erfordern und das ist mit dem riesigen Schiff in Las Vegas trotz der recht großen Straßen nicht überall in einem Zug möglich und so dirigiert mich Anita (richtig: heute fahre ich mal wieder) so, dass wir diese U-Turns vermeiden können. Soweit die Theorie: Doch leider funktioniert das in der Praxis nicht immer, denn an einigen Kreuzungen darf man z.B. nur rechts abbiegen und somit kurven wir doch hin und her. Aber wir erreichen den Storage. Mit etwas Sorge lesen wir die auf dem Gelände verteilten Zettel, wonach sich die Öffnungszeiten des Storage von ursprünglich 6 Uhr bis 21Uhr auf 7Uhr bis 19Uhr reduzieren. Die reduzierten Öffnungszeiten unseres alten Storages waren letztes Jahr mit ein Grund, weshalb wir den Storage gewechselt haben. In diesem Urlaub war das kein Problem aber es gab schon mal Trips, bei denen wir aufgrund der Flugzeiten darauf angewiesen waren, möglichst früh noch einmal ein paar Dinge einzulagern. Wir müssen mal beobachten oder ggf. Jeff fragen, ob die neuen Öffnungszeiten nur temporär sind oder ab sie so bleiben werden. Notfalls werden wir uns im nächsten Jahr nach einem neuen Storage umsehen. Mittlerweile wissen wir ja, dass ein Umzug mit Hilfe eines Wohnmobiles recht schnell bewerkstelligt werden kann. Mit Hilfe einer Karre schaffen wir es, den ganzen Inhalts in einem Zug nach oben zu transportieren. Auch die Dinge, die wir noch im Hotel brauchen oder unsere Koffer für die Rückreise kommen nach oben, so dass wir bei der Rückgabe des Fahrzeuges eigentlich nur noch die Sachen am Leib dabei haben werden. Sagte ich "alles Gepäck"? Nein, eine kleine Kühltasche widerspricht eisern dem Hochtransport und versteckt sich zunächst erfolgreich vor der Übernahme. Also müssen wir nochmals hoch, Storage auf, Storage zu und los. Sagte ich "los"? Nein, Anita fällt beim Dirigieren des Fahrzeugs auf, dass die Plastikkappe für das Endrohr zum Dumpen verlustig ist. Sie geht noch einmal über das ganze Gelände des Storage in der Hoffnung, dass wir sie zufällig genau dort verloren haben. Zur Erklärung: Unten am Wagen verläuft das Endrohr zum Dumpen des RVs. Daran wird dann auf der Campsite oder beim Dumpen das flexible Rohr angeschlossen, das dann das Abwasser in die Kanalisation führt. Wenn die Ventile für Greywater und Blackwater richtig verschlossen sind sollte eigentlich kein Abwasser mehr heraustreten. Aus der Erfahrung wissen wir, dass immer mal wieder paar Tropfen durch die Ventile lecken und daher verschließt diese Kappe das Endrohr. Und diese Endkappe ist nun weg. Irgendwann geben wir auf und beschließen, dass die Kappe nun nicht die Welt kosten kann und wir sie dann eben bezahlen müssen. Wir landen gegen 9Uhr beim Vermieter. Was für uns neu ist: Die "Personal Kits", also Decken, Kopfkissen, Bettbezüge, Handtücher usw. müssen wir selbst rausräumen und in Container schmeißen. Dabei hatten wir alles so schön und ordentlich abgezogen, gefaltet und hingelegt. Übrigens alles Dinge, die wir diesmal gar nicht bestellt hatten, weil wir diese Utensilien mittlerweile alle selbst haben und im Storage lagern. Die Mitarbeiterin, die den Wagen offiziell wieder prüft und übernimmt, scheint etwas muffig zu sein. Auf jeden Fall zeigt sie nicht die Freundlichkeit der Mitarbeiterin bei der Übernahme bzw. überhaupt der Mitarbeiter, die wir in den USA bisher kennengerlernt haben. Wir weisen auf zwei Troubles hin, die wir hatten: Zum einen auf die verlustige Kappe und zum anderen, dass wir im Bad bei der Beleuchtung gelegentlich eine Disco hatten, die Lampen also stark geflackert haben. Die Rückgabe erfolgt also eher sachlich ernst, dafür aber recht flott und für die verlorene Kappe müssen wir sogar nichts bezahlen. Das einzige, was wir noch nachträglich bezahlen müssen sind die Generator-Stunden. Wir haben uns zu Beginn der Tour gegen eine Flatrate ausgesprochen ($5/Tag) und uns wie bisher immer lieber für eine stundengenaue Abrechnung entschieden ($3/Std.) Wir haben uns den Zählerstand bei der Abgabe nicht mehr angesehen, sind aber doch überrascht, dass es nur 6Stunden gewesen sein sollen. Gefühlt haben wir den Generator mehr genutzt, aber das bilden wir uns im Nachhinein vielleicht nur ein. Vielleicht haben wir nur den lauten Krach des Generators so verinnerlicht. Erschreckend ist jedoch, dass die Mitarbeiterin die Differenz zwischen Übernahme und Rückgabe mit den Fingern abzählt und für die Berechnung 6h x $3 den Taschenrechner zu Hilfe nimmt. Oder sind wir überheblich, weil wir einer Generation entstammen, bei der es in den ersten Schuljahren noch keine Taschenrechner gab? Wir sind gegen 9:30Uhr fertig und warten dann auf den Shuttle, der uns um 10Uhr abholt. Obwohl wir nicht die einzigen Mieter sind, die ihren Camper returnen, sind wir wohl die einzigen, die bei der Anmietung den Hol- und Bringdienst mit bestellt hatten. Es ist der selbe Fahrer, der uns damals auch am New York, New York abgeholt hat. Im Gegensatz zu uns kann er sich nicht an uns erinnern und ist nur erstaunt, dass wir kein Gepäck haben. Wir bitten ihn, uns zur Rental Station am Airport zu fahren. Als Anita ihn dann anspricht, dass wir uns kennen, und ihm daran erinnert, dass wir auf der Hinfahrt über Waldorf Astoria gesprochen haben, erinnert er sich sofort an jede Einzelheit unseres Gespräches und fortan erzählt er -wie auf der Hinfahrt- jede Menge Interessantes. Er setzt uns an der Rental Station ab, erkundigt sich nach unseren Namen und verspricht, dass er sich das nächste Mal auf jeden Fall sofort an uns erinnern wird. Na ja, nett gesagt. Andererseits haben wir es schon einige Male erlebt, dass man sich an uns erinnert. Ja ich weiß, da muss nicht unbedingt was Positives sein ;-) Weil wir den Wagen hier übernehmen und in Los Angeles abgeben werden, haben wir uns wegen der hohen Einwegmieten wieder gegen Hertz und stattdessen für Alamo entschieden. Diesmal funktioniert alles richtig: Wir wissen, dass wir uns beim Mitarbeiter in der Halle nur ,kurz melden müssen und dann dürfen wir uns das Cabrio selbst aussuchen. Langsam werde ich Fan von Alamo. Die Cabrio-Flotte ist recht groß und die Wagen sind m.E. besser ausgestattet als die von Hertz. Früher war das umgekehrt, weshalb wir vor einigen Jahren zu Hertz wechselten. Wir können uns entscheiden zwischen mehreren Mustangs, einem Buick, einem VW Beetle und nehmen dann, trotz anfänglicher Skepsis, einen BMW 4er. Anita hat Bedenken, ob wir in diesem Fahrzeug unser Gepäck unterbringen. Denn in der Tat ist der Kofferraum beim BMW deutlich kleiner als im Mustang, was sicherlich damit zusammenhängt, dass der BMW ein Hardtop hat, dass sich auf Knopfdruck wie in einer ausgeklügelten Origami-Technik zusammenfaltet und im Kofferraum verschwindet. Der Wagen ist hervorragend ausgestattet und Anita fängt bereits vor den Ausfahrt daran Gefallen zu finden. Die Ausfahrt selbst zieht sich jedoch in die Länge, denn ganz Las Vegas scheint im Moment ein Auto anzumieten und offensichtlich alle bei Alamo. Es bilden sich längere Schlangen vor den Schaltern und der Mitarbeiter, bei dem wir in der Schlange stehen, scheint neu zu sein. Wir sind entspannt und nutzen die Zeit, jeden Schalter mal ein- und auszuschalten und jeden Regler von 0 bis zum Anschlag auszuprobieren. Endlich sind wir dran und schon geht es auf die Piste. Wir fahren selbstverständlich offen, so wie sich das für ein Cabrio gehört. Statt die Klimaanlage auf "Frosten" einzustellen wie immer, haben wir die Heizung in Richtung "Siedepunkt" gestellt, denn trotz des absolut blauen Himmels und der knalligen Sonne ist die Luft sowas von kalt. Im Storage beladen wir den Wagen mit dem Gepäck, das tatsächlich nicht alles in den Kofferraum passt. Beim Walmart kaufen wir anschließend diesmal nur Knack und Back-Croissants für morgen früh ein und dann geht es zum Denny´s. Der hat uns in diesem Jahr noch gefehlt. Und was die Scones im Golden Hill ist, dann sind für uns die Buffalo Chicken Stripes bei Denny´s. Das ist eigentlich eine Vorspeise, die wir uns schon immer teilen. Die anschließende Hauptspeise wählen wir danach aus, ob sie möglichst klein zu sein scheint. Anita nimmt ein Omelette und ich einen Salat. In der Summe ist aber alles wieder -ebenfalls wie immer- viel zu viel. Gegen 15Uhr erreichen wir das in den letzten Jahren für uns übliche Hotel, das Platinum. Hier vor Ort bestätigt sich mein aus der Ferne bereits erwähnte Verdacht, dass es jetzt statt in beige und weiß nun in blau erstrahlt. Unten beim Valet-Parking sind heute alles neue Mitarbeiter. Anita hatte den Manager wieder vorab angemailt und unseren Besuch avisiert. Das klingt wieder ziemlich abgedreht aber seit Anita mal eine sehr positive Beurteilung über das Hotel gepostet hat stehen die beiden in Verbindung und bisher hat es jedesmal geklappt, dass wir eine Suite in den höheren Etagen bekommen. Heute hat sich der Manager überschlagen und wir erhalten eine auf der 17.Etage. Höher wäre nur noch der Himmel. Den Rest des Tages verbringen wir dann mit einem ultraschnellen Packen unseres Gepäcks (kaum mehr als 10 Minuten) und dann in aller Reihe im Hotel mit einem hervorragenden Blick auf Las Vegas. Übrigens überwiegend statt auf dem Balkon im Zimmer, denn es ist -wie schon gesagt- recht kühl. Daniel, einer der für uns neuen Mitarbeiter bringt uns das Gepäck hoch. Zunächst ist er recht wortkarg. Als wir ihn darauf ansprechen, dass das Hotel ja eine neue Farbe hat, geht es aber dann los und er erzählt ausgiebig über die Renovierung. Übrigens scheint der neue Anstrich noch nicht ganz fertig zu sein. Den Rest des Abends verbringen wir dann im Zimmer. Wir räumen nnoch betwas hin und her und genießen dann -trotz der etwas kühlen Luft- den Blick auf Vegas. |
16.10.2018: Las Vegas Mit dem Alter wird man wohl ruhiger und schläft vielleicht länger und braucht mehr Zeit, bis es endlich los geht. Wieso sonst kann es sein, dass wir gerade mit dem Frühstück fertig sind (richtig: Croissants!) und die Maid bereits anklopft, weil sie das Zimmer machen möchte. Doch der Blick auf die Uhr tröstet uns und lässt uns den Gedanken mit dem Alter beiseite schieben. Es ist noch früh und die Maid ist schon ungewöhnlich früh unterwegs. Ob das an der 17.Etage liegt? Ich bitte sie noch um 15 Minuten Geduld und dann sind wir auch schon unterwegs. Wir cruisen ein bisschen über den Strip und stellen fest, dass an der lange brach liegenden Baustelle des Ressort World (auf dem Gelände des ehemaligen Stardusts) wieder gearbeitet wird. Ähnlich unserem Berliner Flughafen wurde der Termin für die geplante Eröffnung mehrmals verschoben. Im Moment ist das Opening für 2020 terminiert und die komplette Anlage soll dann etwa 3 Milliarden Dollar gekostet haben. Nach dem "Strippen" geht es kurz zum Storage und dann halten wir mal wieder am Eingangsschild zu Las Vegas. Es macht immer wieder Spaß zu beobachten, wie die Menschen vor oder unter dem Schild posen. Ein Erlebnis für uns und unsere Kameras. Und dann machen wir endlich etwas, was wir schon lange geplant haben und immer wieder Gründe zum Verschieben fanden. Wir gehen essen, und zwar im... Hofbräuhaus in Las Vegas. Vor Jahren haben wir es mal bis zum Gift-Shop geschafft und dann aber keine Lust mehr gehabt, uns anzustellen. Jetzt aber ist es endlich soweit. Die Karte gibt so alles her, was ein Deutscher so von daheim kennt, von Schnitzel über Currywurst und Nürnberger bis zum Leberkäs. Anita bestellt "Obazda" und ich natürlich Weißwürste, wobei wir die Frage der im Dirndl daherkommenden Bedienung, ob wir sie mit Wasser oder gebraten haben möchten, erst gar nicht verstehen. Erst als sie uns erklärt, was damit gemeint ist, verstehen wir es. Alternativ zum Kochen in Wasser (und nur so kenne ich die Weißwürschtle, werden sie auch gebraten angeboten) Natürlich entscheide ich mich für die klassische und aus meiner Sicht einzig richtigen Version. Anita und mir schmeckt es recht gut. In der Summe würden wir den Besuch eher als mittelmäßig bezeichnen und bedarf aus unsserer Sicht keiner Wiederholung. Zwar hängt die Wand voll mit verschiedenen Auszeichnungen, die allerdings auch schon etwas älter sind, und deutsche Prominenz scheint sich die Klinke in die Hand zu reichen, wie die Bilder dokumentieren, aber uns überzeugt es nicht völlig. Die Bedienungen machten eher einen weniger begeisterten Eindruck, die Portionen waren überschaubar, die Preise zwar nicht übertrieben teuer aber auch nicht preiswert und die Ambiente innen erschien uns eher gewollt als wirklich gekonnt. Aber vielleicht hatten wir uns auch nur zu viel versprochen. Aber unser Fazit: Gut, dass wir es endlich gemacht haben, das Essen war recht lecker und jetzt müssen wir den Besuch nicht weiter vor uns herschieben. Beim Walmart kaufen wir anschließend noch einen kleinen Rucksack für die Rückreise und einen Snack für heute Abend. Wie bereits erähnt waren die Portionen überschaubar und wir befürchten, dass sie nicht lange vorhalten. Danach geht es ins Platinum und sogar an den Pool. Ich betone das, weil sich der Himmel seit dem Vormittag ziemlich zugezogen hat und wir den Pool-Besuch schon fast zu den Akten gelegt hatten. Wir bleiben zwar nicht länger als etwa eine halbe Stunde, aber zu unserer Überrasschung ist das Wasser weniger kalt als gedacht und der anschließende Besuch des Whirlpools heizt uns gut auf. Übrigens gehören uns Pool und Whirlpool heute fast allein. Den Rest des Abends verbringen wir nicht mit Packen, allenfalls noch die Reste beipacken, sondern im World Wide Web und damit, uns vor Augen zu halten, wie schön dieser Trip -trotz des eher schlechten Wetters- doch bisher war. Es wird spät, um 11Uhr gehen wir erst ins Bett und morgen um 5Uhr wird der Wecker das erste Mal auf sich aufmerksam machen. Gute Nacht! |
17.10.2018: Las Vegas - Los Angeles Wie erwartet klingelt der Wecker um 5Uhr, wir frühstücken die letzten Criossants, checken aus und um kurz nach 7:00 Uhr stehen wir schon vor unserem Storage, um die letzten Sachen zu verstauen. Dann geht es los in Richtung Los Angeles. Wir fliegen also nicht wie auf dem Hinweg sondern fahren stattdessen. Folgendes steht auf unserer heutigen Todo-Liste: Wir werden durch das Death Valley fahren um bei Furnace Creek zu schauen, was die Umbaumaßnahmen machen und ob sie uns gefallen. Danach werden wir bei den Vasquez-Rocks Station machen. Das sind markante Felsen, die schon in manchem Film mitgespielt haben, z.B. Flintstones, Star Wars und Big Bang Theorie. Als Menschen mit einer Affinität zu Filmen und Filmsets müssen wir endlich mal dort hin. . . . . Es ist mittlerweile 13Uhr, wir sitzen in Pahrump beim KFC mit einem neuen Auto und überlegen, was wir jetzt machen sollen. Gleich vorweg, an der Situation sind wir nicht zu 100% unschuldig. Aber was ist passiert? Seit der Übernahme des BMW vor zwei Tagen erhielten wir im Display die Nachricht, dass der Luftdruck überprüft werden sollte. Nachdem wir den Luftdruck in einem Unterprogramm kontrolliert haben und feststellen konnten, dass im vorderen rechten Rad lediglich 1psi (von 35) fehlt, haben wir die Warnung als Bagatelle ignoriert. Ich muss auch vorausschicken, dass wir diesmal zum ersten Mal(!) uns den Wagen bei der Übernahme nicht rundum angesehen haben und wir ansonsten evtl. einen Schaden hätten feststellen können. Üblicherweise kontrollieren wir den Wagen auf Kratzer usw. Auf der Fahrt von Vegas nach Pahrump hörte ich immer ein unrundes Ablaufen eines Rades, vermutlich vorne rechts. Das Lenkrad jedoch verhielt sich völlig ruhig, so dass ich einen Reifenschaden ausschließen konnte und das Geräusch auf die Fahrbahn schob. Doch leider hörte das Geräusch auch nach einem Fahrbahnwechsel nicht auf. Beim Tanken in Pahrump schaute ich dann doch mal nach dem Reifen. Eigentlich wollte ich nur die Temperatur prüfen und musste dann feststellen, dass auf der Flanke eine dicke Beule herausragt. Was jetzt? Nun weiß ich, dass dieses Thema unter Autofahrern sehr kontrovers diskutiert wird. Es gibt einige Autofahrer, die diese Beule bagatellisieren und die Meinung vertreten, man könne noch Tausende von Kilometern fahren und undere hingegen warnen davor, den Wagen auch nur noch wenige Meter zu bewegen. Anita löcherte mich mit der Frage, was wir jetzt tun sollen. Die Optionen waren: Vorsichtig zurückfahren nach Las Vegas zu Alamo und dort den Wagen tauschen? Hier in Pahrrump eine Alamo-Vertretung suchen? Einfach weiterfahren nach Los Angeles? Die letzte Möglichkeit schloss ich aus mindestens zwei Gründen sehr schnell aus: Der Straßenring um Los Angeles besteht nur aus Highways mit hohen Geschwindigkeiten. Einen Reifenplatzer kann ich weder Anita noch anderen Verkehrsteilnehmern gegenüber verantworten. Außerdem liegt zwischen hier und Los Angeles Death Valley und wenn wir dort liegenbleiben können wir etliche Stunden auf Hilfe warten. Ich hätte vor Zorn am liebsten in eine Tischkante gebissen, dass ich bei der Fahrzeugübernahme nicht auf Trump im Sinne von "America first" gehört habe und statt eines deutschen BMW eine amerikanischen Mustang genommen habe. Und dass wir uns den Wagen nicht angesehen haben ärgert mich ebenso, wobei wir einräumen müssen, dass wir den Schaden in der dunklen Halle der Rent Station vermutlich noch nicht einmal gesehen hätten. Wir entschieden uns, zunächst mal zum Walmart zu fahren...wegen des Internets. Denn es kommt ja noch dicker: Zum ersten Mal haben wir uns beim Vermieter den Vertrag nicht ausdrucken lassen sondern er sollte uns per Mail zugehen. Das ist er aber nicht, so dass wir noch nicht einmal eine Road Assistent Telefonnummer und Vertragsnummer haben. Beim Walmart haben wir uns dann eingeloggt und die Road Assistent angerufen, die wir vorsichtshalber diesmal abgeschlossen hatten, falls wir zufällig auf dem Weg von Las Vegas nach Los Angeles liegen bleiben sollten. Anita erklärte der Dame von der Road Assistent ausführlich die Situation und unseren Standort. Das Gespräch hat ewig gedauert und wir befürchten, unsere nächste Handyrechnung liest sich so wie der amerikanische Verteidigungshaushalt. Man sagte uns zu, dass in etwa einer Stunde ein Abschleppwagen kommt. Um auf uns aufmerksam zu machen sollten wir die Motorhaube öffnen. Wir haben alles geöffnet. Wir haben dann ziemlich lange gewartet, vermutlich mehr als eine Stunde, aber irgendwann kam dann mal der Abschleppwagen. Er hatte die Anweisung, uns nur bis zur Enterprise-Autovermietung abzuschleppen. Dort würde man uns weiterhelfen, so seine Anweisung. Also hat er unseren Wagen huckepack genommen. Und dann kam der absolute Hammer, den ich nicht glauben würde, wenn ich nicht dabei gewesen wäre. Der gute Mann sagte noch, dass es eine recht kurze Fahrt bis zu Enterprise ist, doch was kam, hat alle Erwartungen übertroffen. Enterprise liegt in Sichtweite vom Walmart, das heißt, wir wurden einmal schräg auf die andere Straßenseite gefahren. Wir hatten noch nicht einmal Zeit uns anzuschnallen. Den kurzen Weg hätten wir auch noch mit dem Wagen geschafft. Wer uns das nicht glaubt möge doch mal bei Google Maps die Route von Pahrump Walmart zu Pahrump Enterprise eingeben. Die Enterprise-Vertretung ist nur sehr klein, hat nur wenige Wagen aber mit zwei Kunden vor uns war der Laden erstmal blockiert. Dass wir nach Las Vegas zurück müssen, wie uns die Dame am Telefon zunächst mitteilte, war vom Tisch. Jetzt stand noch im Raum, den Reifen in der Nachbarschaft reparieren zu lassen. In uns keimte Hoffnung, mit diesem Wagen schnell weiterzukommen, allerdings hatte ich gleichzeitig Zweifel. Denn der BMW hat spezielle Super-Niederquerschnittsreifen und ich bezweifelte, dass diese Reifen zur Standardausrüstung eines Reifenhändlers fast in der Wüste gehört. Nach mehreren Anläufen und Versuchen bestätigte sich mein Verdacht und man bot uns als Ersatz einen Ford Explorer an. Einerseits kam Enttäuschung auf, kein Cabroio mehr zu haben. Andererseits hatten wir die Hoffnung, doch dann bald mal wieder auf die Piste zu kommen. Dann mussten wir über die Ironie der Geschichte lachen, denn... Wir hatten ja im Vorfeld zu unserem Urlaub online ein Navi bestellt und zwar fast ausschließlich für die Strecke von Vegas nach Los Angeles. Sonst brauchen wir gar kein Navi, denn neben mir sitzt ein hervorragendes Navi. Anita kennt die meisten unserer üblichen Streclen auswendig und findet sich auch ohne Kartenmaterial zurecht. Lediglich die Strecke vor und um Los Angeles hat sie nicht so richtig abgespeichert. Zwangsläufig wollten wir das Navi dann mit nach Deutchland nehmen und beim nächsten Mal wieder mitbringen. Nun hatte der BMW ja ein eingebautes Navi, so dass wir es quasi umsonst erworben hatten. Demzufolge brauchten wir es es heute auch nicht und haben es im Storage gelassen. Nun kam die Frage auf, was ist denn, wenn der Ford Explorer kein Navi hat? Anita sagte nur: "Dann fahren wir rüber zu Walmart und kaufen ein ganz einfaches..." Die Enterprise-Station ist so klein, wie bereits erwähnt, dass die Wagen wohl nicht auf Halde saubergemacht werden sondern dann, wenn sie gebraucht werden. Liegt aber auch wohl daran, dass sie so wenige Autos haben, dasss diese meist sofort wieder raus gehen, nachdem sie kurz vorher reingekommen sind. Auf jeden Fall wurde unser Wagen zunächst gereinigt. Zuerst von dem Mitarbeiter, der für die Wagenpflege zuständig ist, dann half ihm sein Chef und dann kam auch noch ein weiterer Kollege hinzu. Uns war das richtig peinlich, zumal wir ja einfach nur schnell weg wollten und auch ein weniger sauberes Auto, wenn es denn fährt, in Kauf genommen hätten. Aber die drei haben sich nicht beirren lassen und geputzt und geputzt. Kurz vor 13 Uhr wurde uns dann der nun saubere Wagen übergeben und wir erhielten sogar eine Einweisung. Das ist hier wohl üblich. Nachdem wir den Platz mit dem Bolliden verlassen hatten drehten wir nach etwa 200 Metern um, weil wir einen Riss in der Windschutzscheibe feststellen mussten. Unser Albtraum wäre es gewesen, jetzt den Wagen wieder tauschen zu müssen aber stattdessen erhielten wir nur eine Notiz auf dem Vertrag, dass der Wagen mit einer defekten Windschutzscheibe übernommen wurde. Das war die Story und jetzt sitzen wir hier beim KFC und überlegen, was wir machen sollen. Einerseits sind wir noch wütend über uns selbst und die Situation. Andererseits sehen wir es poisitiv: Wir hätten auch im Death Valley liegen bleiben können oder noch schlimmer, der Reifen wäre geplatzt und wir wären verunglückt. Wir kommen zur Entscheidung. "Knicken" wir Death Valley und die Vasquez Rocks und versuchen so schnell wie möglich nach Los Angeles zu kommen? Nein! Wir entscheiden uns für(!) Death Valley und fahren nach einem kleinen Lunch los. Der Wagen, bis zum geht nicht mehr ausgestattet, ist ein Knüller und lässt unseren BMW tatsächlich vergessen. Natürlich hat er ein Navi, genauso wie elektrisch verstellbare Sitze und Lenkrad einschl. Memo-System, beheizbare und kühlbare Sitze und Lenkrad, Rückfahrkamera und Kamera nach vorne, die dritte Sitzbank lässt sich motorisch zusammenfalten zu einer Ladefläche, elektrisches Schiebdach usw. Das ist der bestausgestatteste Wagen, den wir je gemietet haben. Wenn man jetzt noch das Dach runterfahren könnte.... Gegen 15Uhr erreichen wir Death Valley bzw. Furnace Creek. Die neuen Gebäude stehen schon, sind aber noch nicht alle bezogen. Der General Store ist natürlich schon in Betrieb und auf meine Rückfrage erfahren wir, dass heute der 10. Tag ist. Und das Merchandising läuft selbstverständlich auch schon, denn es gibt T-Shirts und Hemden und Blusen, bedruckt mit dem neuen Namen von hier: "The Oasis at Death Valley". Wir sind uns unschlüssig, ob es uns gefällt. Genau genommen können wir nicht abstreiten, dass das neue Gelände einen gewissen Charme hat und sicherlich mal gut aussehen wird, wir hängen aber auch noch ein bisschen an den alten Gebäuden und den vielen Erinnernungen, die wir daran haben. Wir überspringen diesmal aus Zeitgründen den Halt am Visitor Center und halten nur kurz bei Stovepipe Wells um das Navi zu programmieren. Die Vasquez Rocks würden wir geegen 20:00Uhr erreichen. Dann ist es dunkel und wir sehen nichts mehr. Also verschieben wir den Besuch und fahren direkt nach Los Angeles, wo wir gegen 21:00Uhr unser Best Western erreichen, das wir vom Vorjahr kennen. Und dann ist es auch schon bald Mitternacht und die letzte Nacht unseres Urlaubs beginnt. Gute Nacht. |
18.Oktober 2018: Los Angeles - FRA - Köln Wir lassen uns heute erst gegen 8Uhr wecken, sind um 9:00Uhr beim Frühstück und kurz nach 10:00Uhr checken wir aus. Am Pazifik machen wir noch einmal Station und genießen die Sonne und die Wärme, die wir uns in den letzten knapp drei Wochen hin und wieder gewünscht hätten. Einmal nasse Füße und schon geht es weiter zu Alamo. Das ist ja jetzt eine brenzlige Sache: Unseren Wagen hatten wir bei Alamo angemietet, dann bei Enterprise getauscht und jetzt sollen wir ihn bei Alamo abgeben. Ich bin mal gespannt, ob das alles so klappt. Die Return Station finden wir recht schnell, fahren rein und kommentarlos wird der Wagen angenommen. Offensichtlich geht alles wesentlich einfacher als wir befürchtet hatten. Mit dem Shuttle geht es danach zum Flughafen. Gepäck "dropen" wir zügig, die Sicherheitskontrolle verläuft ebenfalls ohne nenneswerte Zwischenfälle und dann geht es in die Lounge, wo wir die nächsten Stunden bis zum Boarding verbringen. . . . . . Wir machen jetzt einen Zeitsprung. Es ist jetzt der 19.10.2018 um 17:30Uhr und ich habe noch genügend Zeit zum Tippen. Aber dazu mehr. Zunächst möchten wir noch den weiteren Verlauf der Rückreise kurz berichten. Nach der Lounge, die Anita zum Korrkturlesen genutzt hat, sind wir dann schnurstracks zum Gate gegangen. Das Boarding verlief reibungslos und unsere Plätze waren im Oberdeck des A380, Reihe 11, d.h. die zweite Reihe hinter der First-Class. Unsere Maschine war die Lufthansa "München", also genau jene, mit der wir auch im Frühjahr geflogen waren, nur eine Reihe weiter vorne. Der Service war ausgesprochen freundlich. Vom einstündigen Essen mal angesehen habe ich fast nur geschlafen, Anita hat in der Zeitr das Entertainment "leergesaugt". Wir hatten auf dem Hinflug und auch bei diesem Rückflug aus dem Lufthansa-Shop Artikeln vorbestellt. Das hat auf beiden Flügen irgendwie nicht funktioniert, d.h. wir mussten nachfragen. Im Frühjahr funktionierte das besser. Aber das sind Kleinigkeiten. In München sind wir zwischengelandet und weil das Connecting so knapp bemessen war, haben wir uns den Besuch der Lounge gespart. Das mit dem Gepäck in Frankfurt ging dann leider nicht so schnell wie erwartet, obwohl das Gepäck mit "Priorität" gekennzeichnet war. Das klappte wiederum im Frühjahr auf dem Direktflug besser, da war das gepäck fast schneller auf dem Band als wir am Band. Na ja, etwas übertrieben. Auto mieten und ggf. austauschen zu müssen erscheint recht unkompliziert, genauso wie durch die Welt fliegen, einschließlich eines Umsteigens. Wenn man aber innerhalb Deutschlands mit der Bahn fährt erlebt man was, und das ist der Grund, weshalb ich jetzt hier im Zug tippe. Bekanntermaßen scheint es ja in den letzten Tagen auf der Schnellstrecke Köln Frankfurt Flughafen zu einem Brand eines ICE gekommen zu sein, weshlab die Strecke gesperrt ist. Nun hatten wir für heute einen Zug gebucht einsschl. Zugbindung. Dieser Zug, das wissen wir seit gestern, fällt aus. Um mögliche Verspätungen des Fluges abfedern zu können hatten wir ziemlich viel Zeit als Puffer eingeplant. Anita war fleißig und hat recherchiert, dass es einen früheren Zug gibt, den wir erreichen können und so gingen wir zügig zum Bahnhof. Da wir für den ursprünglichen Zug Plätze in der ersten Klasse hatten haben wir uns entschieden, es in dem Ersatzzug auch in der ersten Klasse zu probieren, was auch funktioniert hat. Statt knapp eine Stunde zu stehen, sitzen wir nun bequem, wobei das Einsteigen nicht ganz leicht war. Der Andrang war groß und einige Mitreisende sind schon dreist und drängen andere fast weg. Soweit alles gut. Anitas DB-App zeigt an, dass wir nach knapp einer Stunde Köln erreichen werden. Mitreisende regen sich ziemlich auf, dass der Zug 90 MInuten Verspätung hat usw. und ziehen ziemlich über die Bahn her. Wir stimmen dem nicht bei. Doch dann kommt die Durchsage, dass wir Köln mit 90 Minuten Verspätung erreichen werden. Und jetzt fallen uns die Kinne runter: Just in dieser Sekunde ertönt eine Durchsage, dass die DB-App leider die falsche Zeit anzeigt. Da wir aufgrund der Streckensperrung am Rhein entlang fahren, dauert die Fahert 90 Minuten länger, die App hingegen zeigt die Zeit der normalen Strecke an. Unsere Hoffnung, uns aufgrund des Jetlags mit etwas Kaffee wach zu halten erlischt mit der weiteren Durchsage, dass beide Bistros heute geschlossen sind. Dafür wurde aber Wasser kostenlois verteilt. Wir kennen genügend Leute, die jetzt gleich wieder Beschwerdebriefe aufsetzen und Rückforderungen stellen würden. Für uns ist nur wicchtig, dass wir halt überhaupt ankommen und dass wwir auch noch bequem sitzen können. So, jetzt könnte ich den Bericht schließen. Was aber noch fehlt ist mein übliches Fazit: Wir lassen jetzt mal das Wetter ausser Betracht, denn das war nicht so gut wie erwartet. Wir können uns nicht erinnern, jemals in einem Urlaub so viel Regen gehabt zu haben, wobei sich das auf die erste Woche konzenzriert. Außerdem war es für diese Jahreszeit deutlich zu kühl. Und trotzdem waren wir nicht sauer. Das heißt bei mir sschon was, denn ich habe am liebsten warmes, sonniges am besten sogar heißes Wetter. Wir haben das schlechte Wetter gerne als Ausrede genutzt, nicht wandern zu können. Na ja, das stimmt auch nicht ganz, denn wir wandern ja freiwillig, weil wir es gerne tun. Wir haben die Zeit dann aber im Wohnmobil genossen. Mit dem Wohnmobil haben wir "den Vogel abgeschossen". Es war das größte, beste, luxioriöste, was wir je hatten mit dem Nachteil, dass man sich damit den Geschmack ruiniert. Es wird uns nächstes Jahr schwer fallen, uns für ein kleineres zu entscheiden. Und nochmals das Glück, einen deutlich größeren zu erhalten als gebucht und dann auch noch mit der zusätzlichen Ausstattung...damit können wir nicht nochmal rechnen. Übrigens Größe: Bestellt hatten wir ja einen RV in der Größe 27 bis 29 Foot. Angeblich war es ein 30-Foot-Fahrzeug. Mir hat das keine Ruhe gelassen, weil ich vom Augenmaß her nicht glauben konnte, dass es ein 30er ist und habe ihn am letzten Abend im Zion noch nachgemessen: 34 Feet, also über 10Meter. Hätten wir das gewusst und dem Ranger am Campground vom Grand Canyon gesagt, hätte er uns bestimmt nicht den Platz gegeben. Also hier hatten wir mehrfaches Glück. Was uns aber wirklich gefehlt hat, ist das Grillen und Essen draußen. Das lief alles im RV ab, weil es uns meist zu kühl war oder eben anfänglich geregnet hat. Auch unser Lagerfeuer hat uns gefehlt. Auch das müssen wir im kommenden Jahr besser einbauen. Ärgerlich war auch, dass wir die Fahrräder nicht mitnehmen konnten. Im Nachhinein denken wir, wir hätten sie vielleicht doch mitnehmen können, wenn wir sie hinten an der Leider befestigt hätten. Das haben wir bei einem anderen Camper gesehen, wobei uns aber auch nicht ganz wohl dabei gewesen wäre. Was uns wieder gefallen hat war die AN- und Rückreise in der Business-Klasse, was aber bei den Preisen hierfür jetzt dieses Jaahr die Ausnahme gebildet hat. Ärgerlich war der Abbruch unserer Trekking-Tour in den Grand Canyon, wobei wir aber auch jetzt noch davon überzeugt sind, dass es die richtige Entscheidung war. Der Ruckack saß nicht richtig und das Wetter passte erst recht nicht. Hier haben wir in den letzten Jahren gelernt, dass Sicherheit und auch Spaß Vorrang vor Ehrgeiz haben. Dass wir den BMW abgeben mussten ist ebenso ärgerlich wie der Umstand, dass wir das evtl. hätten verhindern können, wenn wir uns den Wagen vorher genauer angesehen hätten. |
"Hätte, hätte, hätte..." Dafür haben wir ja den tollen Explorer erhalten. Was auf jeden Fall Spaß gemacht hat war das Wandern und wenn wir von der ersten, o.g. Tour einmal absehen, glauben wir sagen zu können, dass sich unser Training an jedem Wochenende gelohnt hat. Insgesamt war die Kondition super. Spaß hat es auch gemacht, drei Wochen lang mit einem Menschen rund um die Uhr auf engsten Raum zu verbringen. Okay, das mit dem "engssten Raum" bei unserem RV muss ich etwas zurücknehmen. Es waren wieder drei tolle, harmonische und aufbauende Wochen. Jetzt heißt es erstmal alle Bilder auszuwerten, die 3D-Aufnahmen zu konvertieren und damit dann wieder mal eine Geschichte zu basteln. Und dann? Dann denke ich, fängt Anita schon wieder mit den Planungen an, damit wir im kommenden Jahr wieder eine Geschichte auf die Leinwand bringen können. Bis dahin sagen "Tschüss" |