Stand: 18.06.2024 (Version 2)
Der Reisebericht
zur 57. USA-Tour "Lass uns nochmal aufdrehen" |
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Es wird wieder ein paar YouTube-Clip geben. Schaut dann einfach mal hier rein |
Schnell-Navigation: (ein kleiner Klick genügt) |
Endlich geht es wieder los, ähnlich wie in den
letzten Jahren aber auch etwas anders. Das fängt jetzt schon damit an, dass Anita bis
15 Uhr noch im Büro ist
und
wir anschließend recht zügig
zum Bahnhof gehen müssen. Dennoch bleibt uns noch Zeit für einen
Kaffee im Bahnhof, zumal
unser Zug erwartungsgemäß Verspätung hat, wenn diesmal auch nur 5
Minuten. Und die Reihenfolge der Wagen scheint diesmal auch richtig
zu sein. Sheraton, FRA: Unmittelbar nach der Zimmerbesichtigung geht es
von der achten Etage wieder runter auf die zweite Ebene zur Lounge,
zu der wir aufgrund unserer Buchungskategorie Zutritt haben. Etwas
enttäuscht sind wir über die Speisenauswahl, da es nur Kaltes gibt
und das Angebot deutlich hinter dem der Vorjahre steht. Oder sind
wir etwa zu früh? Nach einem übersichtlichen Teller Grünzeug drehen
wir schon ein paar Szenen für unsere spätere Show, wobei technische
Probleme dazu führen, dass wir die Szenen wiederholen müssen. Zu unserer Freude haben wir erfahren, dass die
Sauna nach vier Jahren wieder geöffnet hat aber auf deren Besuch
verzichten wir zugunsten eines erneuten Besuchs der Lounge. Jetzt
gibt es etwas Brot und Käse, was durchaus sehr lecker ist, aber
dennoch bleibt es hinter unseren Erwartungen und Erfahrungen zurück. Recht schnell geht es wieder zurück in unser
Zimmer, wobei Glück und Pech recht nah beieinander liegen: Zwar
können wir uns über ein renoviertes Zimmer erfreuen, jedoch zu
Lasten der Badewanne. Die frisch renovierten Zimmer haben halt nur
Duschen. Unsere mitgebrachten Badezusätze gehen also demzufolge mit
auf die Reise. Gegen 23Uhr beenden wir den ersten Tag,
schließlich müssen wir morgen recht früh raus.
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24.05.2024: FRA - LAX Um 4:30Uhr geht der erste Wecker, gefolgt von dem um 4:45Uhr und 5:00Uhr. Auf das im Preis durchaus enthaltene und stets recht üppige Frühstück des Sheraton verzichten wir auch diesmal, denn wir wissen, was gleich auf uns zukommt. Um 6:00Uhr, noch bevor die Rezeption besetzt ist, checken wir per Smartphone aus und begeben uns in Richtung Lufthansa First Class Terminal. First Class Terminal Dem Titel unserer Tour entsprechend drehen wir noch einmal auf und fliegen in der Oberklasse, weil es uns im letzten Jahr so beeindruckt hat. Den Flug kann man in wenigen Tagen wieder auf YouTube verfolgen. Glaubten wir, im Gegensatz zum letzten Jahr gut auf das Terminal vorbereitet zu sein, werden wir eines Besseren belehrt: Im letzten Jahr war das unser erster Kontakt mit diesem Terminal und wir wussten aus dem Internet nur, dass es hier eine gesonderte Sicherheitskontrolle gibt. Was wir nicht wussten, uns aber im Nachhinein einleuchtete ist, dass diese Sicherheitskontrolle selbstverständlich direkt beim Betreten des Terminals erfolgt. Und so stolperten wir völlig unvorbereitet hinein, denn eigentlich sind wir hervorragende Fluggäste. Alles Metallene, von den Münzen über Handy bis hin zu Schlüsseln oder Gürteln verstauen wir in unseren Westen und diese werden dann durchleuchtet. In der Vergangenheit sind wir hierfür sogar an der einen oder anderen Stelle gelobt werden. Dementsprechend sind wir auch dieses mal wieder aufgerüstet und dann kommt es anders: Erstmalig müssen die Handys und Kameras aus der Weste geholt werden, ich erhalte einen dezenten Rüffel, dass sich die Utensilien so schlecht durchleuchten lassen und Anita muss sogar aus dem Handgepäck ihre Ersatzschuhe rausholen. Wir verstehen die Welt nicht mehr so ganz. Bei der persönlichen Assistentin erlauben wir uns den Wunsch zu äußern, dass wir gerne im Porsche zum Flieger gebracht werden wollen. Diese Arroganz trauen wir uns aber auch nur aufgrund des Hinweises aus dem Vorjahr (siehe den entsprechenden Clip), dass wir das ruhig sagen können, wenn wir diesen Wunsch haben. Die persönliche Assistentin verspricht uns, diesen Wunsch zu hinterlegen, kann aber nicht zusagen, ob er auch erfüllt wird. Nach diesem Prozedere und einigen wenigen Filmaufnahmen lassen wir uns zum Frühstück nieder. Wenige Tage nach unserem Besuch im Vorjahr hat "Käfer" hier das Catering übernommen. Die Menükarten sind ausgetauscht, das Angebot m.E. aber weitgehend gleich geblieben. Anita entscheidet sich erneut für ein klassisches Egg Benedict mit Avocado und ich nehme erstmalig ein Hessisches Egg Benedict, u.a. mit Kassler und Sauerkraut. Beides vorzüglich. Der Service ist wieder ausgesprochen freundlich. Während des Frühstücks kommt die persönliche Assistentin mit zwei Bade Enten aus der aktuellen Kollektion und unseren Bordkarten. Diese sind in weißen Hüllen, klassische Eleganz aber nicht mit dem edlen Aussehen aus dem Vorjahr zu vergleichen. Ich denke mal, dies ist der Nachhaltigkeit bzw. Umweltschutz geschuldet. Nun sitzen wir hier, lassen uns verwöhnen und ich laufe ein wenig rum um Aufnahmen zu machen. Eine Service-Mitarbeiterin ist so nett und schließt mir Duschen, Badezimmer und Schlafzimmer auf. Es würde uns schon freuen, das gestrige Bad nachzuholen aber finden das nun doch übertrieben. Und jetzt schauen wir mal, was noch so auf uns zukommt. Während wir warten lernen wir zwei freundliche Herren, Vater und Sohn kennen, die in der Lounge neben uns sitzen, kennen. Ausgiebig tauschen wir uns über unsere Reisen und Erfahrungen mit Miles und More aus und das Gespräch ist so interessant, dass es uns kaum stört, dass unsere persönliche Assistentin uns mit der Nachricht überrascht, dass unser Flug noch nicht zum Boarden bereit ist. Die beiden reisen ebenfalls in die USA, ebenso auf den Plätzen 1A und 1K in der 747-8 aber nicht nach Los Angeles sondern nach Chicago. Wir müssen dennoch unser Gespräch nach einiger Zeit abbrechen weil wir Boarden dürfen. Flug in der 747-8 Die Assistentin begleitet uns eine Etage nach unten zur Passkontrolle und nach wenigen Augenblicken erkennen wir, dass unser Wunsch erfüllt wird. Der Fahrer öffnet den Schlag des Porsches und wir fahren einige Minuten, eigentlich viel zu kurz, über das Flughafengelände zu unserer 747-8, die "Sachsen". Anita muss mal in ihren akribisch geführten Unterlagen überprüfen, ob und wann wir mit ihr schon einmal das Vergnügen hatten. Vor andere klingt das recht verrückt, weshalb wir solche Dinge nachhalten, spielt auch keine Rolle, außer für uns. Der Fahrer begleitet uns noch über den Fahrstuhl bis hoch zur Maschine, wo wir sehr freundlich von zwei Flugbegleiterinnen empfangen werden. Das gehört ja bei allen Airlines standardmäßig dazu, ist ja auch nur eine kleine Nettigkeit, vermittelt aber dem Fluggast, dass er willkommen ist und ist ein toller Einstieg in das Flugvergnügen. Routiniert gehen wir zu unseren Sitzen und das beziehe ich jetzt nicht auf unsere heutigen Sitze allein. Egal in welcher Klasse und Reihe, wir wissen stets, wo wir sitzen werden und kennen den Weg. Unsere beiden Koffer und Rucksäcke werden uns fast schon aus der Hand gerissen, so großartig ist der Service schon an dieser Stelle aber natürlich müssen wir erst das eine oder andere an Equipment noch rauslegen, was wir wohlüberlegt sortiert haben. Schließlich wird sehr viel fotografiert und gefilmt werden. Wie üblich werden wir gleich mit einem Begrüßungsdrink empfangen, wobei wir diesmal, zumindest in meiner Erinnerung, aus zwei verschiedenen Champagnern auswählen dürfen. Da ich von Champagnern im Gegensatz zu Weinen so viel Ahnung habe wie ein Fisch vom Fliegen gebe ich die Entscheidung in kompetente Hände bzw. Münder, und überlasse Anita die Entscheidung. Nach dem offiziellen Zuprosten, das heutzutage natürlich nicht mehr "Prost" sondern "Cheers" heißt übergebe ich mein Glas großzügig an Anita. Wie wir bereits im Vorfeld recherchiert haben ist die First Class heute nicht ganz ausgebucht, genauer gesagt, von den acht möglichen Sitzen sind mit unseren beiden genau drei Plätzte belegt. Wir dürfen uns also auf einen besonders guten Service freuen, wobei wir aus unseren bisher wenigen Flügen in dieser Klasse erfahren durften. Auch wenn alle acht Plätze belegt sind ist der Service durch die beiden Flugbegleiterinnen so gut und intensiv als wäre man allein in der Kabine. Der Start verzögert sich, was uns aber überhaupt nicht stört, denn umso mehr können wir die Zeit hier an Bord genießen. So mancher würde jetzt sagen: Dadurch bekommt man ja dann mehr Zeit pro Euro! Außerdem gestaltet sich die Wartezeit für uns sehr abwechslungsreich. Nicht nur die beiden Flugbegleiterinnen und der Purser verkürzen uns die Zeit. Letztgenannter ist ebenfalls USA-begeistert und zeigt uns sogar einige von ihm aufgenommenen Bilder, z.B. den Mesa-Arch in Canyonlands. Außer den üblichen Aufnahmen vom glühenden Mesa-Arch, die vermutlich jeder Tourist, einschließlich uns, macht, zweigt es uns auch Aufnahmen aus einem anderen Winkel, die mich sehr beeindrucken. Und letztlich, und das ist neu von uns, begrüßt uns auch der Pilot und erläutert, aus welchem Grund es zu einer Verzögerung kommt. Irgendwie ist das Ground-Team mit dem Verladen der umfangreichen Fracht und Koffern im Rückstand. Mit dem eingerechneten Zeitpuffer ist er jedoch optimistisch, die Verzögerung im Laufe des Fluges wieder kompensieren zu können. Aber viertelstündlich wird eine weitere Verspätung eingeräumt, was wir sehr tiefenentspannt zur Kenntnis nehmen, schließlich haben wir in Los Angeles keinen Connecting-Flight und müssen lediglich irgendwann ins Hotel. Mit mehr als anderthalb Stunden Verspätung starten wir dann und sehen einem entspannten und beeindruckenden Wohlfühl-Flug entgegen... Ich überspringe jetzt mal den kompletten kulinarischen Teil des Fluges. Im letzten Jahr haben wir ja den Hinflug mit dem YouTube-Clip "Fine Dining in 747-8" dokumentiert und unser Fazit war, dass wir uns mit dem reichhaltigen Essen beim nächsten mal etwas zurückhalten werden. Das ist uns kaum gelungen und werden das in den nächsten Wochen in einem weiteren YouTube-Clip aufzeigen. Ich erwähne hier auch nicht das breitgefächerte und vielfältige Angebot an Vor- und Hauptspeisen sowie Getränken, sondern konzentriere mich auf den Service: Wir fliegen seit mehr als dreißig Jahren regelmäßig in die USA und haben vermutlich schon ein Dutzend Airlines kennengelernt. In 80% der Fälle flogen wir in der Economic und die anderen Male darüber. Auf allen Flügen und Airlines hatten wir einen sehr guten Service und soweit und nicht die Erinnerung täuscht waren wir stets sehr zufrieden. Ausnahme stellt da ein Flug mit einer amerikanischen Airline an Weihnachten da, als wir wegen einer Überbuchung gestrandet sind. Natürlich gibt es Unterschiede in den verschiedenen Klassen. Ließe sich ja nicht begründen, wen dem nicht so wäre. Und was wir auf den letzten Flügen in der First erlebt haben lässt keine Luft mehr nach oben. Aber der heutige Flug setzt hier noch mal einen neuen Akzent. Die beiden Flugbegleiterinnen verwöhnen uns von A bis Z, dass wir sprachlos sind. Das darf die Betreuung auf den vorherigen Flügen nicht schmälern aber heute empfinden wir das Gesamtprodukt besonders intensiv. Ich bin mir sicher, dass es nicht daran liegt, dass Purser und unser beiden Damen unsere QR-Codes auf den Shirts gescannt und auf unseren Seiten gesurft haben. Wir haben sie selbstverständlich auch darauf hingewiesen, dass wir Clips von unseren Reisen erstellen, was sie sehr interessiert hat. Ob es nur daran liegt, dass die Kabine heute nur mit drei Passagieren besetzt ist? Vermutlich auch nicht. Wir denken einfach, irgendwie hat die Chemie heute besonders gut gepasst. Während wir uns in den beiden Waschräumen unsere Schlafanzüge anziehen werden unsere Sitze zu einem bequemen Bett umgebaut. Obwohl ich müde bin, angenehm liege und schöne beruhigend Meditationsmusik höre schlafe ich so gut wie nicht. Anita schlummert bei irgendwelchen Filmen ein, schläft aber auch nicht deutlich mehr als ich. Nach dem elfstündigen Flug verabschieden wir uns fast ein wenig wehmütig und schauen auf ein Flug zurück, den wir nicht nur nicht vergessen werden sondern der uns mit Sicherheit in besonderer Erinnerung bleibt. Los Angeles, Immigration Jetzt kommt der für uns unbeliebteste Teil des Urlaubs auf uns, wenn wir vom Ende des Urlaubs einmal abgesehen: Die Immigration. Eine riesige Warteschlange schlängelt es über neun(!) langgezogene Schleifen durch die Halle und unser erster Gedanke, dass das lange dauern kann, wird sieh bestätigen. Wir sind seit paar Tagen in einem Wechselbad der Gefühle: Vor einem dreiviertel Jahr haben wir gebucht und was für uns ein Novum ist: Wir übernehmen hier in Los Angeles den Camper, fahren über zwei Tage durch Death Valley nach Vegas um dort den Wagen mitunserem Equipment auszustatten. Diese tolle Idee von damals entwickelte sich zunehmend als suboptimal, denn wir sind mit logistischen Herausforderungen konfrontiert worden, je näher der Urlaub kam. Plötzlich wurde uns klar, dass wir für die ersten beiden Tage entsprechende Ausstattung mitbringen oder anmieten müssen. Uns wurde klar, so gut war die Idee doch nicht, aber wir hatten uns aufgrund unserer Erfahrungen in den Vorjahren seinerzeit gegen einen Weiterflug mit einer anderen Airline oder der Weiterfahrt am selben Tag mit dem Auto ausgesprochen. Kürzlich erst haben wir den Entschluss gefasst, diese Reiseplanung zukünftig zu meiden. Aber jetzt hier in der Warteschlange sehen wir unsere Planung gar nicht mehr so ungeschickt. Es dauert 80 Minuten, bis wir endlich immigrieren können. Nachdem wir uns gerade vorstellen, wir hätten jetzt noch nach dieser Verspätung noch einen Weiterflug mit evtl. knapper Connecting-Time oder wir jetzt noch mit dem Wagen weiterfahren müssten, dann kommen wir zu dem Schluss: alles richtig gemacht. Und wie richtig das ist, erfahren wir nachher noch. Sheraton Gateway Wir geistern ein paar Minuten durch den Flughafen und finden dann den Shuttle, der uns in wenigen Minuten zum Sheraton-Flughafenhotel bringt. Es sieht gut aus aber im Inneren werden wir durch eine Geräuschkulisse erschlagen. Mehrere Jugendgruppen stehen in der Halle, die offensichtlich nah der Prämisse gebaut wurde: Optisch schick, Akustik: egal! Es mag übertrieben klingen, aber in der Tat haben wir noch nie ein Hotel in dieser Lautstärke erlebt und zum Glück versteht Anita die Rezeptionistin einigermaßen. Ich hätte bei dieser Lautstärke keine Chance. Wir haben eine Eck-Suite gebucht. Dass wir mit unserer Buchung auch einen Zugang zur Lounge haben erkennt die Rezeptionistin erst als Anita ihre Unterlagen rausholt. Im Aufzug wird die Lautstärke deutlich angenehmer und spätestens in der fünften Etage auf dem langen Flur zu unserem Zimmer müssen wir uns beide nicht mehr anschreien. Beim Öffnen der Tür sind wir doch beeindruckt, wie groß und pfiffig die Suite ist, sie bietet einen guten Blick auf den Flughafen und ist gut ausgestattet. Sogar zwei kleine Flaschen Wasser stehen netterweise zur freien Verfügung. Eine weitere Flasche gibt es auch: Für 8 Dollar. Dass ein Flughafen-Hotel nicht Low Budget ist leuchtet ein aber der Preis ist schon unverschämt. Aber dafür steht uns ja die Lounge in der 15. und zugleich obersten Etage zu Verfügung, die einen hervorragenden Blick zum Flughafen bietet aber das Angebot an Essen und Getränken nicht rausreißt. Wir suchen akribisch, finden aber nur einen Kaffeeautomaten, Wasserflaschen und etwas Knabberei. Dann müssen wir uns eben nachher noch was einfallen lassen. Zurück im Zimmer hauen wir uns auf die Schulter und bestätigen alles richtig gemacht zu haben. Am Montag ist hier Feiertag und im TV erfahren wir, dass dieses Wochenende etwa 43 Millionen US-Bürger verreisen, der Flughafen in Dallas das stärkste jemals gemessene Passagieraufkommen hat und es im ganzen Land, insbesondere Kalifornien, kilometerlange Autoschlangen gibt. Und wir? Wir beide wären jetzt mittendrin.... Wir gehen nochmals kurz in die Lounge in der Hoffnung, da sie jetzt mehr bietet. Aber wie sagte schon Einstein: "Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten." Zwischenzeitlich hatten wir schon mit dem Gedanken gespielt, irgendwo was Essen zu gehen aber zurück auf dem Zimmer merken wir, wie müde wir sind und legen uns schon gegen 18Uhr ins Bett. Die Wecker sind so für 5:30Uhr gestellt. Und viel mehr bekommen wir auch nicht mehr mit, denn wir schlafen sofort ein. |
25.05.2024:
Los Angeles - Death Valley Um 5:00Uhr werden die Wecker klingeln aber seit 3:00Uhr sind wir wach. Jetlag, eben. Um 6:30Uhr wird es in der Lounge in der 15.Etage Frühstückgeben und für uns typisch sind wir natürlich einig wenige Minuten vorher schon dort, denn in einer Stunde werden wir mit einem Shuttle abgeholt um unseren Camper zu übernehmen. Interessanterweise sieht es hier noch so aus, wie wir es gestern Abend verlassen haben, nur etwas sauberer und aufgeräumt. Auch fünf und zehn Minuten später ändert sich nichts am Status Quo. Irgendwann kommt dann auch ein Ehepaar, das zu unserem Erstaunen in einen kleinen Nebenraum verschwindet und mit jeweils einem Joghurt zurückkommt. Versteckt sich hier das Frühstücksbuffet? Wir wollen das Geheimnis ergründen und finden uns in dem erwähnten Nebenraum wieder, der aber den Charakter einer Abstellkammer mit einem Kühlschrank, einem Abstellwagen und einer Kaffeemaschine. Ist das das versprochene Frühstück. Verunsichert und etwas hungrig entnehmen wir dem Kühlschrank zwei Joghurts. Orangensaft und Milch, jeweils in den für Amerika typischen Größen lassen wir stehen. Wir versuchen nun das Geheimnis der Löffel zu lüften, sind hier aber nicht erfolgreich. Sämtliche Schränke, die wir durchsuchen, haben kein Besteck für uns, schon gar keine Löffel. Es hat schon etwas Wildes und Abenteuerliches wie wir unsere beiden Joghurts mit jeweils zwei Stäbchen, die vermutlich dem Umrühren von Getränken dienen sollen, unsere Joghurts löffeln. Irgendwas zwischen säuerlich und amüsiert verlassen wir nach einiger Zeit, und das ohne gekleckert zu haben, die Lounge und kommen kurz darauf zur Erkenntnis, dass Lesen bildet: Draußen vor der Lounge steht immer noch: "Breakfast from 6:30 to 9:30". Doch die zweite, etwas kleiner gedruckte Zeile, haben wir gestern und heute überlesen: "From Monday to Friday". Und heute ist nun mal Samstag. Zurück auf dem Zimmer schnappen wir uns unsere kleinen Trolleys und die Rucksäcke, checken online aus und warten vor dem Hotel auf den Shuttle. Fazit Die Suite hat uns sehr gut gefallen. Sie war größer als erwartet, sauber, hatte einen pfiffigen Schnitt und einen beeindruckenden Ausblick. Die Lounge hat nicht nur unsere Erwartungen deutlich unterboten sondern auch alles, was wir bisher an Lounges hatten, egal ob Sheraton, Marriott und sogar mal in einem Krankenhaus. Die Rezeptionistin war gestern zwar etwas verwirrt aber sehr freundlich und die Hotelhalle hat eben alles rausgerissen, was wir gestern gar nicht sehen wollten. Sie ist sehr großzügig und elegant hergerichtet, besitzt in der Mitte sogar ein ansprechendes Restaurant und wenn die grölende Jugendgruppe von gestern nicht da ist, kann man es sogar richtig gut aushalten. Was uns aber erstmalig in den USA aufgefallen ist: Die Gäste sind sehr reserviert und grüßen überhaupt nicht, wenn man sich begegnet und das kennen wir so überhaupt nicht. Am Aufzug stehend und darin fahrend kommt es sonst immer zu einem Small Talk oder ein paar kleinen netten Witzen, aber hier ist bzw. war das völlig anders. Haben wir am Aufzug wartend ein nettes "Hi" geträllert hat es den Eindruck erweckt, als würden wir sie aus einer anderen Welt holen. Das haben wir noch nicht mal auf unseren Touren nach New York so erlebt. Wir werden das weiter beobachten. Hallo Camper Vor einigen Tagen haben wir mit unserem Vermieter telefonisch einen Termin vereinbart, wann wir hier vor dem Hotel abgeholt werden. Aus unserer Erfahrung heraus wissen wir, dass die vereinbarte Angabe "zwischen 7:30Uhr und 8:00Uhr" auch 8:30Uhr bedeuten kann, was aber eher dem Verkehr auf den Straßen und nicht einer möglichen Nachlässigkeit der Amerikaner geschuldet ist. Wir sind richtig erfreut als unser Fahrer pünktlich um 7:30Uhr vorfährt. Wir werden nach seiner Aussage die einzigen Fahrgäste sein, so dass wir freie Platzwahl haben. Das Wetter gleicht dem des Vortags: Es ist bedeckt und um die 19 Grad herum, was uns für diese Jahreszeit etwas kühl erscheint und unser Fahrer bestätigt, dass diese Temperatur äußerst ungewöhnlich für Los Angeles um diese Jahreszeit ist. Auf 40 Minuten Fahrzeit sollen wir uns einrichten und an der einen oder anderen Stelle muss ich doch etwas schlucken: Er fährt recht schnell und fährt ganz schön dicht auf. Ich, der sonst eher gelassen bin, fange doch an, etwas nervös zu werden während Anita diesmal die Nerven zu behalten scheint. Tatsächlich erreichen wir die Station von Road Bear nach 40 Minuten und werden sogleich von einem Mitarbeiter in Empfang genommen. In unserer bisherigen "Camper-Historie" mieteten wir unsere Wagen entweder bei Cruise American, Best Camper oder El Monte. Nicht, dass wir bisher mit den vorgenannten Vermietern unzufrieden waren, vielmehr ist der Grund, bei Road Bear zu buchen, dass wir heute noch durchs Death Valley fahren möchten und da ist Road Bear der einzige, der das bis Ende Mai zulässt. Die meisten anderen Vermieter verbieten dies aufgrund der Hitze und dadurch bedingt möglicher Schäden um diese Jahreszeit schon. Außerdem hat Road Bear einen guten Namen und gilt als ein Premium-Vermieter von Campern, d.h. die Fahrzeuge sind relativ neu, in einem sehr guten Zustand und der Service ist hervorragend. Das widerspricht allerdings unserem ersten Eindruck der Vermietstation, zumindest im Vergleich mit den Stationen der anderen Vermieter, soweit wir sie kennen. Irgendwie schaut alles etwas unprofessionell aus. Aber vielleicht sind wir diesbezüglich entweder zu kritisch oder verwöhnt. Die Übernahme des Fahrzeugs erfolgt weitgehend in der üblichen Form, allerdings werden wir erstmalig überhaupt nicht nach unserer Vorerfahrung mit Wohnmobilen gefragt. Wir schauen nicht auf die Uhr und sind uns am Ende uneinig, wie lange die Übernahme gedauert hat. Anita empfindet sie als deutlich länger als sonst, ich meine, sie war zeitlich im üblichen Rahmen. Der Camper Noch einmal haben wir uns im Vorfeld für einen Camper der sog. Class A entschieden, also ein vollintegriertes Wohnmobil oder wie wir immer sagen: Ein Bus. Gerade mal 17.000 Meilen hat er auf dem Tacho und ist somit das frischeste Fahrzeug unserer Kollektion. Stutzig macht uns jedoch der Stundenzähler des Generators, der bei über 1.900 Stunden steht. Das heißt mit Hilfe eines einfachen Dreisatzes, dass auf 10 Meilen Fahren etwas mehr als eine Stunde Generatorzeit kommt. Der Wagen hat seinen Heimathafen in Washington, vielleicht hat er dort in der kalten Jahreszeit mehr geheizt als er gefahren ist. Dass Road Bear Premium-Wohnmobile anbietet können wir im Moment nicht ganz glauben, denn er hat schon einige Macken, innen wie außen. Besonders gepflegt erscheint er uns nicht und ja, besonders sauber ist er ebenfalls nicht. Aber Hauptsache ist, er fährt. Unsere erste Station ist der Walmart in Lancaster. Wir verlassen den Laden nach gut einer Stunde enttäuscht und mit gut $300 weniger. Dieser Walmart ist einer der Häuser, die sehr viele Artikel in Vitrinen unter Verschluss halten. Dass hochwertige Klein-Elektroartikel eingeschlossen werden, können wir nachvollziehen, ebenso teure Kosmetikartikel. Dass die bei Dieben sehr beliebten Rasierklingen eingeschlossen werden kenne ich sogar von unserem Rewe. Aber hier? Eine ganz kleine Auswahl: Deodorants, Zahnpasta, Schlafsäcke... Für jeden Artikel müssten wir einen Service-Mitarbeiter rufen. Dann müssen wir eben schlimmstenfalls zwei Tage etwas muffeln, bis wir bei einem anderen Walmart unsere Deos ohne Einbindung des Personals bekommen. Death Valley Zunehmend verdoppelt sich die Temperatur je näher wir zum Ziel kommen von etwa 19 Grad in Los Angeles auf hiesige 38 Grad. Gegen 17 Uhr erreichen wir Death Valley und beim obligatorischen Bild am Parkeingang lernen wir einen Polen kennen, der sich riesig darüber freut, dass wir ihm behilflich sind, ein "Selfie" vor dem Schild zu machen. Unser Weg führt direkt zu Stovepipe Wells, wo wir einen Stellplatz für unser Fahrzeug reserviert haben. Eigentlich ist es nicht korrekt, aber wir stehen die erste Nacht ohne Permit im Park, denn die lokale Rangerstation hat schon geschlossen und das Visitor Center im knapp 20 Meilen entfernten Furnace Creek ebenfalls bis wir dort sind. Dann zahlen wir eben morgen, denn wir benötigen einen neuen Annual-Pass. 40$ pro Nacht kostet der Stellplatz und wer ihn kennt weiß, dass er nicht unbedingt ein Highlight ist. Es stehen eben 14 Wohnmobile nebeneinander aber dafür haben wir Strom und Wasser. Genau, "Wasser" ist das Stichwort, eine Runde durch den Pool gehört zu jedem Besuch dazu. Zu Abend essen wir im Toll-Road Restaurant. Anita nimmt einen Classic Cheeseburger und ich einen Bison-Burger. Beide Gerichte sind ausreichend und lecker. Das große Einräumen des Fahrzeugs fällt zunächst aus, da wir ja noch nicht beim Storage vorbei gekommen sind und unsere zwei Köfferchen und Täschchen sind schnell den unendlichen Weiten dieser Galaxie verstaut. Anita beginnt müde zu werden, obwohl ich es bin, der heute zu 80% gefahren ist. Anita hat es nicht geschafft, mich vom Lenkrad loszuzerren, so ihre Behauptung. Ich kann nur erwidern, dass ich nicht den Eindruck hatte, dass sie es versucht hat. Aber ab morgen, so meine Überzeugung, werden die Rollen wieder getauscht. Und jetzt überkommt auch mich die volle Kraft der Müdigkeit und so höre ich j.........schnarch! |
26.05.2024: Death Valley Ziemlich früh stehen wir auf, genießen den Blick in die Ferne, die heute erneut einen wolkenlosen Tag verspricht. Wir haben dieses Jahr zum Glück wieder einen Backofen und so sind die Knack-und-Back-Croissants natürlich gesetzt. Allerdings erfordert er viel Geschick und Phantasie. Der Regler für den Backofen dreht durch und lässt nicht erkennen, wann das Gas nun läuft oder eben nicht. Ich werfe hier noch einmal die Premium-Marke "Road Bear" in den Raum. Ich werde mich dem Regler annehmen sobald ich meine umfangreiche Ausstattung an Werkzeug, Klebstoffe und Schweißgeräte habe. Letztgenanntes ist Ironie. Aber in der Tat merken wir den Nachteil in Los Angeles gestartet zu sein ohne unser Equipment aus dem Storage. Nach dem Ärgern, Frühstück, Einfahren der beiden Slider und dem Entkoppeln vom Strom geht es direkt nach Furnace Creek, nicht jedoch -wie jedes mal- einen Blick auf die dortigen Spritpreise zu werfen. Direkt daneben geht es zum Visitor Center, wo Anita nicht nur den mit $ 80 seit vielen Jahren preislich stabilen Annual Pass erwirbt und sich den Stempel abholt sondern auch mal wieder ein paar Stofftiere, die mit Sicherheit in einer unserer Shows Einzug halten werden. Tatsächlich ist ihr die Entscheidung, ob wir denn schon wieder mal solche Tierchen kaufen sollen, schwer gefallen. Aber die Tatsache, dass ein Teil des Geldes dem Park zugute kommt, hat sie dann doch überzeugt. An der Kasse weise ich die Kassiererin dann nett darauf hin, dass wir zwei zwar keine Kinder haben, ich jedoch eine Frau. So ein richtiger Schenkelklopfer war das wohl nicht, denn außer einem kleinen Grinsen spricht nichts dafür, dass der Joke angekommen ist. Wir schauen uns ein wenig in der Ausstellung um und glauben zu erkennen, dass diese immer wieder um Kleinigkeiten verändert wird. Das vermutlich berühmteste oder zumindest mit Abstand am meisten fotografierteste Thermostat zeigt noch angenehme 28 Grad an und wir wissen, dass es sich heute noch auf etwa 40 Grad steigern wird. Badwater Die zweite Station ist Badwater. Im vergangenen Jahr hat es im Death Valley an einem Tag so stark geregnet wie nie zuvor in den über 100 Jahren Wetteraufzeichnung. Die Folgen sind klar: Viele Canyons wurden geflutet, Straßen unterspült und weggerissen. Viele Touristen mussten evakuiert werden. Besonders ärgerlich ist es um Scottys Castle. Bei einem Sturm und Regen vor einigen Jahren haben Haus und Zufahrtsstraße große Schäden erlitten. Deren Behebung dauern seit vielen Jahren an und mittlerweile waren sie soweit gediehen, dass eine Wiedereröffnung abzusehen war. Das letztjährige Unwetter hat viele Renovierungsarbeiten zu nichte gemacht und teilweise neue und noch größere Schäden verursacht. Wir haben mal gelesen, dass es mit einer erschreckenden Genauigkeit etwa alle 10 Jahre zu einem solchen Unwetter kommt, wobei das letzte jedoch einen traurigen Rekord aufgestellt hat. Das einzig Schöne ist, dass sich nach solchen Unwettern bei Badwater, dem tiefsten Punkt der westlichen Hemisphäre, manchmal aus dem kleinen Rinnsal ein riesiger See auf dem sonst ausgetrockneten Salzsee bildet. Vor vielen Jahren haben wir diesem Ereignis beigewohnt. Auch diesmal hat es wieder einen See gegeben, auf dem sogar kleine Paddelboote fahren durften. Aber unsere Vermutung hat sich leider bewahrheitet, dass von diesem Ereignis heute nichts mehr zu sehen. Also kehren wir um in Richtung Stovepipe Wells und halten an dem kleinen und vermutlich berühmtesten und meistfotografiertesten Kiosk im Death Valley an. Es handelt sich um die kleine Picknickarea mit zwei Tischen und Bänken sowie einem danebenliegenden Toilettenhäuschen und einem Automaten, an dem man das Tagesticket für den National Park erwerben kann. Und warum ist er berühmt? Na ja, weil wir in immer einen Besuch abstatten um hier in ziemlicher Einsamkeit die eine oder andere Szene für unsere spätere Show aufzunehmen. Mit allen Aufnahmen im Gepäck geht es zurück zum Campground und nach einigen Tücken mit dem Fotoequipment an den Pool. Der ist für diese Jahres- und Tageszeit erstaunlich leer. Es sind 40 Grad und die Sonne brennt erbärmlich auf der Haut. Wer schon mal hier war weiß, was Sonne im Death Valley bedeutet. Das beeindruckt zwei Damen am Grill, Verzeihung, am Pool nicht, sich lange in die pralle Sonne zu legen. Mal von den dermatologisch sehr bedenklichen Folgen könnten wir das erst gar nicht aushalten. Kurz im Camper erfrischt und umgezogen gehen wir auch heute Abend in das Toll Road Restaurant. Alles wird teurer Heute gibt es für uns beide das "Special of the day" anlässlich des Memorial Days: Pulled Pork with french fries and Coleslow. Der Service ist heute ebenso freundlich wie gestern, die Portionen recht groß und am wichtigsten: Es schmeckt uns beiden. Wird wirklich alles teurer? Das teuerste Gericht ist ein Ribeye-Steak mit Beilage und kostet $36. Ich habe hier seinerzeit das beste Stück Fleisch kennen gelernt, bei dem mir auch heute noch das Wasser im Mund zusammenläuft, wenn ich daran denke. Das war damals mit $32 das teuerste Gericht auf der Karte. Aber dazwischen liegen über 20Jahre(!) und auch wenn man ein Ribeye-Steak nicht exakt mit dem damaligen Filet Mignon vergleichen kann, ist die Teuerung fast schon eine Verbilligung. Okay, das Ambiente hat sich mit einem Wechsel des Betreibers geändert. Nicht nur die Karte wurde ausgetauscht sondern statt der Porzellan-Teller gibt es jetzt die in Amerika oft anzufindenden roten Plastikkörbe, die eher typisch für einem Fastfooder oder Family-Restaurant ist. Und noch etwas hat sich verändert: Wir können uns an Zeiten erinnern, dass wir einen Tisch reservieren mussten oder aber eine Stunde auf einen freien Platz warteten. Heute sind wir zunächst insgesamt sechs Personen, eine halbe Stunde später sogar allein. Zufrieden und gesättigt geht es zum Camper zurück. Die beiden Damen vom Pool scheinen noch nicht kross zu sein lassen sich immer noch grillen. Auch heute geht es wie gestern und im letzten Jahr in unsere Lounge: Das heißt, Fahrer- und Beifahrersitz werden zueinander gedreht, so dass wir gemütlich und bei sehr schöner Musik an unserem kleinen Bistro-Tisch sitzen und in Erinnerungen schwelgen können. Und jetzt: Gute Nacht! Death Valley, Fazit / Stovepipe Wells goes digital Wir werden noch mal recherchieren müssen aber wenn wir uns nicht verrechnen, dann müsste nächstes oder spätestens übernächstes Jahr unser 50. Besuch sein. Kein einziger USA-Südwesten-Trip, in welchem wir nicht ins oder durchs Valley gefahren sind. Fast immer mit Übernachtung, entweder im Zelt oder meist im Motel und zuletzt zweimal mit dem Camper. Und besonders erstaunlich: In Stovepipe Wells hält das Internet Einzug, d.h. es gibt jetzt eine überwiegend stabile und recht schnelle Leitung. Was woanders seit Jahren Standard ist, hat hier lange gebraucht. Aber nicht vergessen: Wir sitzen hier in der Wüste und ich geh mal davon aus, dass die Leitung via Satellit zu uns kommt. 27.05.2024: Death Valley - Las Vegas - Rachel Noch vor 7:00Uhr checken wir an der Rezeption aus und verlassen den Campground von Stovepipe Wells und bald darauf auch Death Valley. Die starken Regenfälle haben ihre Spuren hinterlassen, denn beim genauen Hinsehen erkennt man, dass die Vegetation doch ein bisschen grüner ist als es sonst um diese Zeit ist. In Pahrump füttern wir unseren Bus mit Sprit für $180. Der Kleine hat halt eine guten Verbrauch. Und natürlich geht es auch zum dortigen Walmart, bei dem viele Artikel mittlerweile ebenfalls unter Verschluss sind, jedoch nicht so extrem wie beim vorherigen. In Las Vegas nehmen wir unser Equipment aus dem Storage auf, wobei ich doch verunsichert bin. Heute morgen waren wir uns noch einig, dass wir kaum etwas beladen müssen, da wir merken, es geht auch mit deutlich weniger. Und so war der Plan: Unsere Wanderstöcke, Wäsche, Batterien, Stativ, Grillzubehör, Tagesrucksäcke. Diese paar Sachen und noch "etwas" mehr sorgt dann für mehrere Gänge von uns beiden vom Storage zum Wohnmobil. Bei genauer Betrachtung ist es kaum weniger Gepäck als sonst auch. Von hier aus geht es nach den morgendlichen 160 Meilen von Death Valley nach Las Vegas weitere 140 Meilen bis Rachel. Und zwar über den sogenannten "E.T.Highway". Rachel Ist Rachel ein Begriff? Es ist das Mekka derjenigen, die an Außerirdische glauben und es besteht aus einer Tankstelle und einem Motel mit mittlerweile acht Zimmern mit angeschlossenem Restaurant. Ach ja, und ein rudimentärer Campground für vier Wohnmobile. Und es ist seitens der "UFOlogen" so beliebt, weil es in der Nähe der Area 51 liegt, jenes militärische Test- und Sperrgebiet, auf dem angeblich ein echtes UFO nebst einem Alien aufbewahrt wird. So die Verschwörungstheoretiker. Tatsache ist, dass es ein Testgebiet ist und hier auch besondere Flugzeugtypen getestet wurden, z.B. der Tarnkappenbomber, der tatsächlich mit einem UFO verwechselt werden könnte. Wir hatten überhaupt keine Ahnung hiervon als wir vor zig Jahren rein zufällig hier Station machen mussten. Denn Rachel liegt abseits jeglicher Zivilisation und wir suchten damals auf dem langen Weg eine Möglichkeit zum Tanken und Übernachten. Der Empfang war seinerzeit sehr nett und das Zimmer ungewöhnlich....einfach. Erstmalig und bisher einmalig war, dass sich zwei Zimmer ein gemeinsames Bad teilen mussten. Zum Glück war das zweite Zimmer nicht belegt. Und es war gut ausgestattet: Mit einem Videorekorder. Hintergrund, wie wir erst nach paar Minuten feststellen konnten: Hier gibt es keinen TV-Empfang. Mittlerweile hat Rachel sogar W-Lan. Was es aber nicht hat und zwar im Umfeld von ca. 80 Meilen: Es gibt kein Telefonnetz. Wehe, wer hier mit dem Wagen liegen bleibt. Damals haben wir auch den berühmten Alien-Burger gegessen. Letztlich handelt es sich um einen ganz normalen Burger, der sich lediglich durch seinen Namen und den Ort, wo er zubereitet wird, auszeichnet. Bei unserem letzten Besuch hatte das Restaurant schon geschlossen und heute? Heute ist es wegen des Memorialdays ebenfalls geschlossen. Das hindert uns natürlich nicht daran, fleißig zu fotografieren und statt des Alien-Burgers gibt es eben dann ein paar Kleinigkeiten aus dem Kühlschrank. Wir haben ja noch paar Flügelchen vom Walmart. Und schon geht bald auch in die Federn und wenn uns diese Nacht kein Alien holt, dann geht es morgen früh auch schon weiter. Fazit Schön hier gewesen zu sein. Aber ohne ins Restaurant zu gelangen und dessen Atmosphäre aufzunehmen auch verzichtbar. |
28.05.2024: Rachel - Cave Lake State Park |
Bis auf einige Aliens, die bereits in aller Frühe auf der Terrasse
auf das Öffnen des Restaurants warten sind wir keinen Außerirdischen
begegnet. Nach der Morgenroutine einschließlich dem typischen
Frühstück aus unserem Backofen, den ich zwischenzeitlich reparieren
musste, rüsten wir unseren Bus ab und fahren los in Richtung Cave
Lake State Park bzw. zum Cave Lake View Campground. Park und Gegend sind
neu für uns. Doch zunächst heißt es 170 Meilen Landstraße entlang zu
fahren und hier gibt es nichts, aber auch wirklich nichts. Auf den
ersten 80 Meilen noch nicht einmal Telefonnetz, geschweige denn
Internet. Kein Haus, kein Ort und die einzigen Menschen, denen wir
begegnen, sind entgegenkommende Autofahrer so alle paar Minuten mal.
Hier ohne Sprit oder mit Motorschaden und ohne Telefonverbindung liegen zu bleiben würde sich zum Abenteuer entwickeln.
So fangen Horrorfilme an. Kurz vor 11 Uhr erreichen wir einen Hauch von Zivilisation, eine gut sortierte Tankstelle. Die Spritpreise sind im üblichen und nicht überteuerten Rahmen aber innen scheint es eine Apotheke zu sein. Eigentlich brauchen wir noch ein paar Batterien aber bei knapp $6 für vier AA-Batterien bin ich überzeugt, dass wir noch eine Weile ohne auskommen. Anita bestätigt mir den Wucher: Beim Vorbeigehen sieht sie mit einem Auge Wick MediNait für $5, wohlgemerkt, für eine einzelne Dosis. Wenige Meilen später erreichen wir den Campground, der sehr idyllisch und schön angelegt oberhalb des Sees bzw. des Reservoirs liegt und je nach Lage der Campsite einen netten Blick darauf ermöglichen würde, wenn er denn da wäre. Im letzten Jahr hat es hier einen starken Sturm gegeben, weshalb wir unseren für das letzte Jahr bereits geplanten Besuch auf dieses Jahr verlegen mussten. Dieses Unwetter hat dem Damm ziemlichen Schaden zugefügt und daher ist der See nun weitgehend trocken gelegt. Die Reparaturarbeiten hört man bis hier hoch zum Campground. Anita hatte im Vorfeld für zwei Nächte eine Site reserviert. Das Befahren des Campgrounds ist mit unserem Bus nicht leicht, weil die Wege sehr eng und unser Camper sehr breit ist. Aber mit vorsichtigem Rangieren geht es einigermaßen bis wir dann vor unserer Site Nr. 28 stehen. Diese Site soll Fahrzeuge bis 40 Feet und Slidern eine Parkmöglichkeit geben. Unser ist 30 und ich frage mich, wie wir reinkommen sollen. Anita fährt und ich weise sie akribisch ein. Die Äste halten zusammen und wollen uns kaum Platz machen, sie kratzen an den Seitenwänden aber verursachen zum Glück keine Schäden am Fahrzeug. Es ist eine Herausforderung, den Wagen so zu platzieren, dass die Slider auf den beiden Seiten ausgefahren werden können ohne gegen die Bäume zu stoßen. Es gelingt uns, aber jetzt lässt sich die Tür zum Wagen nicht mehr komplett öffnen und wir hangeln und quetschen uns an der Tür entlang. Und dann hat die Site auch noch so ein Gefälle, dass beim automatischen Nivellieren, d.h. dass die Stelzen unter dem Wagen ausgefahren werden, so weit rauskommen, dass die Vorderräder in der Luft sind. Wir sind unglücklich über diese Site, obwohl sie grundsätzlich toll gelegen ist und planen einen Umbruch. Entweder nehmen wir eine andere Site oder fahren gleich weiter irgendwo hin. Das Problem ist, dass es zwar einige freie Sites gibt, diese aber nur jeweils für eine Nacht besetzt werden dürfen. Wir schauen uns die freien Sites an, rätseln ein wenig, was wir machen sollen und lernen zum Glück Joe kennen. Einen braungebrannten athletischen Mann, der oben ohne permanent über den Platz läuft. Er stellt sich uns vor. Er ist im Moment nur eine Art Praktikant aber im nächsten Jahr wird er der neue Camp Host sein und er unterstützt uns sofort. Joe, der uns aufgrund unseres Dialekts als Kanadier verortet, zeigt uns einen besonders schönen Trail, den er uns ans Herz legt und er sagt, dass wir uns eine andere Site aussuchen sollen, die eben nicht schon reserviert ist, und morgen sollen wir zum Rancher gehen und ihn darauf hinweisen, dass Joe uns zu ihm geschickt hat. Er wird uns dann für die zweite Nacht eine Site geben. Wir sind ganz glücklich über diese Entwicklung und suchen uns eine passende Site aus. Diese ist eben, dass wir sogar die Stelzen nicht brauchen und richten uns ein wenig ein. Wir bezahlen die zusätzliche Site und hängen an Nr. 28 einen Zettel, dass diese Site zwar reserviert ist, wir aber umgezogen sind. Nach einiger Zeit sehen wir den Ranger mit Joe an uns vorbeifahren und noch bevor ich ihn stoppen kann kommt Joe schon heraus und gibt uns die Unterlagen für diese Site. Wir können hier bleiben und brauchen auch nicht doppelt zu bezahlen. Danke Joe! Um uns einen Eindruck für den für morgen geplanten Hike zu machen gehen wir zum Trailhead, der etwa 1/4 Meile entfernt ist und er verspricht uns einen schönen Hike. Zurück auf dem Campground machen wir dann eines der Dinge, die uns immer besonders im Urlaub gefallen und wir nicht missen möchten: Wir grillen und essen draußen, zusammen mit einigen lästigen Moskitos. Aber so ist das halt in der Natur. Die kulinarische Outdoor-Reise beginnt mit Würstchen an amerikanischem Kartoffelsalat mit einem Gigant Champion, abgerundet mit dem rustikalen Käse-Mais-Salat ala Anita. Und irgendwann ist dieser Tag dann auch schon wieder vorbei. |
29.05.2024: Cave Lake State Park, Cave Overlook Loop Wir machen heute das, was wir sonst immer ausschließen: Ich wandere allein. Anita ist leider fiebrig und wir überlegen, was wir machen sollen. Heute schon abreisen macht wenig Sinn, also nutzt Anita die Zeit zum Auskurieren während ich etwas wandere. Auf dem Plan stand sowieso die gestern von Joe so gelobte Cave Overlook Loop. Gegen 9:30Uhr starte ich mit bis dahin noch ungewisser Strecke. Ob ich die Loop komplett laufe oder aber vorher umkehre, sobald ich den versprochenen tollen Blick ins Tal habe hängt davon ab, wie sich der Trail laufen lässt. Bis zum etwa 1/4 Meile entfernten Trailhead gehe ich in einem ansonsten eher ungewohnten Tempo, denn Anita ist nicht dabei, die immer mahnt: "Renn doch nicht so". Am Trailhead treffe ich ein Wander-Paar und da die die Loop offensichtlich im Uhrzeigersinn erlaufen wollen nehme ich, wie geplant, die Gegenrichtung. Denn diese verläuft parallel zu dem See, der im Moment nicht existiert, und genau vis-a-vis zum Campground. Das ist der Sinn meiner Tour und wenn ich in einer halben Stunde die Nase voll bzw. die Füße platt habe, dann kann ich ja jederzeit umdrehen. Ich starte mit dem Überqueren des wilden Zulaufstroms zum See, der in Wirklichkeit kaum den Namen Bach verdient. Der Weg geht natürlich wie immer sofort nach oben, mal gemächlich, mal steil und flott. Es schwebt kein einzige Wolke am Himmel und dennoch ist es gut auszuhalten, denn die Höchsttemperatur ist heute mit 23 Grad geplant und noch wichtiger, der Trail bietet immer wieder mal etwas Schatten. Dennoch ist er für mich recht anstrengend. Zwar haben wir schon deutlich anspruchsvollere Trails erlaufen aber man wird ja auch nicht jünger. In den Beinen merkt man recht schnell die Steigung und den fehlenden Sauerstoff. Der Trailverlauf ist eindeutig und recht gut ausgeschildert. Das ist auch notwendig, denn die für National- und State-Parks üblichen Flyer mit Trailvorschlägen fehlen leider derzeit. Die Smartphone-App Komoot leistet mir heute gute Dienste und zeigt, dass es mehrere Trails hier gibt, die je nach Lust, Laune und Kondition gut miteinander kombiniert werden können. Nach einiger Zeit bin ich dann doch recht weit oben und Joe hat nicht zu viel versprochen: Der Blick ist schon imposant und wäre sicherlich noch spektakulärer, würde das Wasser nicht fehlen. Von hier aus kann ich nicht nur den gegenüberliegenden Campground in 20mm Brennweite sondern mit 1200mm Brennweite sogar unser Wohnmobil erkennen. Lange Brennweite und das Foto aus der freier Hand fotografiert gehen natürlich auf Kosten der Qualität. Ich schicke Anita eine SMS: "1. Mir geht es gut 2. Hör´auf, in der Nase zu bohren, ich sehe dich :-) " Umgekehrt hat Anita keine Chance mich hoch oben auf dem Berg zwischen den Bäumen zu erkennen. Auf etwa 2230m Höhe bin ich gestartet und finde mich jetzt auf dem höchsten Punkt bei 2515 Meter wieder. Das sind etwas weniger als 300 Meter Unterschied, aber dadurch, dass der Weg immer wieder mal runter verläuft, kommt man dann doch auf etwa 580 Meter kumulierte Steigung. Mit den Worten von Hildegard Knef einst: "Von nun an geht´s bergab". Gelegentlich lädt an exponierten Stellen eine der ganz wenigen Bänke zum Verweilen ein. Der Abstieg ist recht steil und der Boden lässt einen immer wieder etwas ins Rutschen kommen und ich frage mich, ob es besser gewesen wäre, ihn umgekehrt zu laufen. Aber vielleicht ist mein Aufstieg von vorhin beim Absteigen auch nicht weniger rutschig. Auf den letzten, geschätzten 200 Metern verändert der Trail sein Aussehen völlig. Statt durch karge Landschaft durchquere ich jetzt sattes Grün und eine subtropisch anfühlende Luft, denn der Weg geht eben parallel zum Zulauf. Und gegen Ende des Trails komme ich dann an dem Trail-Register vorbei, was besagt, dass die "richtige" Richtung doch im Uhrzeigersinn wäre. Aber egal. Entrüstet bin ich allerdings über den Zustand des Registers, wie ich es noch nie vorgefunden habe: Damit endet der Trail und da ich allein unterwegs bin, bleibt mir nur übrig, mir selbst ein "High 5" mit unserem typischen "We did it" zu rufen. Beindruckend ist die Frequentierung dieses Trails am heutigen Tag. Von dem Wander-Paar am Trailhead einmal abgesehen ist mir auf der ganzen gut 2,5stündigen Tour außer zwei Echsen und vielen Schmetterlingen niemand begegnet. Jetzt noch die letzte 1/4 Meile zum Camper und dann gehört dieser Trail zu den gemachten Hilkes, der mir sehr gefallen hat, ich ihn aber lieber heute bei 23 Grad gemacht habe als vielleicht im Sommer mit über 30 Grad. Ein rundherum schöner Hike, ja wenn da nicht noch etwas wäre: Lost Sunglasses Meine gute Sonnenbrille ist verlustig. Vermutlich habe ich sie bei einem kleinen Päuschen abgesetzt um besser auf das Display des Smartphones schauen zu können und statt in die Brusttasche habe ich sie wohl neben mich abgelegt. Und dann beim Weitergehen vergessen. Dank unserer guten Ausstattung habe ich natürlich auch eine Ersatzbrille dabei. Dennoch sehr ärgerlich, war sie doch noch gar nicht so alt. Sollte sie jemand von euch finden und zuschicken lobe ich einen Finderlohn in Höhe von 200€ aus. Jetzt wird gegrillt und unsere heutige Station auf der kulinarischen Reise ist Grüner Spargel an Lummer-Steak mit den bereits erwähnten Salaten. Nach dem Duschen kommt mir der Gedanke, dass ich die verlustige Sonnenbrille evtl. am Trailhead wiederfinden kann. In Amerika haben wir es schon einige Male erlebt, dass andere Hiker verlorene Dinge aufgenommen haben und sie am Trailhead gut sichtbar abgelegt werden. Also mache ich mich hoffnungsvoll erneut auf den Weg und komme aber erfolglos zurück. Vielleicht war ich ja auch der einzige Hiker heute auf dieser Tour oder ich habe die Sonnenbrille so gut abgelegt, dass sie niemand auf Anhieb findet. Und dann endet schon wieder ein weiterer Tag. Klarstellung Allerdings muss ich eine Falschaussage von mir klären und zwar bezüglich des Zählerstandes unseres Generators: Wir haben ihn gestern kurz laufen gelassen und sind heute geschockt, dass er drei Stunden mehr anzeigt. Bei genauer Betrachtung bei viel Licht und Brille haben wir nun erkannt, dass sich ein winziger Punkt im Display reingeschlichen hat und ein Komma darstellt. So sind es also nicht 1917 Stunden Laufzeit sondern lediglich 191,7; also ein absolut realistischer und nachvollziehbarer Wert. Abermals: Wer lesen kann ist klar im Vorteil. Fazit Cave Lake Overlook und Cave Lake State Park Der Trail und damit natürlich auch der Park laufen Gefahr, uns bald wiederzusehen. Der Trail ist anstrengend aber auch für uns machbar, lässt sich gut mit anderen Trails kombinieren und ausbauen und ist gut beschildert. Und dass er meine Sonnenbrille geschluckt hat ist ja nicht sein Verschulden. Der Campground hat uns ebenfalls sehr zugesagt: Überhaupt nicht überlaufen, wobei das natürlich anders sein kann, wenn die Hauptatraktion, der See, zurückkehrt. Die Campsites sind nett und gut voneinander getrennt angelegt, bieten teilweise auch Schatten. Na gut, die Daten über mögliche Fahrzuggrößen scheinen nur Näherungswerte zu sein. Die sanitären Anlagen sind sauber und gepflegt und da scheinen wir nicht einfach nur Glück gehabt zu haben, denn in den Google-Rezensionen wird dieser Aspekt häufig gelobt. Nicht zu vergessen sind die zwei Duschen, die von uns ausgiebig genutzt wurden und deren Nutzung zudem auch noch kostenlos sind. Und wenn Joe nächstes Jahr dann der Chef-Host ist, dann kann ja gar nichts mehr schief gehen. |
30.05.2024: Cave Lake State Park - Antelope Island State Park Heute liegt mit 300 Meilen einer der längsten Strecken des diesjährigen Trips vor uns und der Titel "Lass uns nochmal aufdrehen" findet erneut seine Daseinsberechtigung. Demzufolge stehen wir früh auf und verlassen die liebgewonnene Site 19 nach den üblichen Tätigkeiten gegen 7 Uhr. Auf der Strecke machen wir in Wendover einen kurzen Stopp zum Tanken und um einige Utensilien einzukaufen. Diesmal nicht Walmart, denn den gibt es hier leider nicht sondern bei Smith. Im letzten Moment fällt uns noch ein, dass wir doch eine Kundenkarte eines Geschäfte-Pools haben, zu denen auch Smith gehört und damit sparen wir über $20. Allerdings ist das m.E. ein Joke, denn mit der Ersparnis hat man die marktüblichen Preise, während man ohne Kundenkarte gefühlt etwas über den Tisch gezogen wird. Habe gar nicht erwähnt, dass ich vorgestern beim Einweisen auf unsere Campsite von einem Schwarm Moskitos überfallen wurde und die Kampfspuren sind dick und jucken. Also versuchen wir hier einen "Lötkolben" zu erwerben. Wir sagen immer Lötkolben dazu, dabei handelt es sich um einen batteriebetriebenen Stift, der vorne sehr heiß wird und den man für einige Sekunden auf den Mückenstich setzt, was bei mir zwar kurzzeitig immer zu einem unterdrückten Aufschrei führt, dann aber Jucken der Stiche komplett unterbindet. Der Trick ist wohl, dass das Eiweiß, das das Jucken auslöst, durch die Hitze zerstört wird. Aber das finden wir bei Smith nicht und ich wage sogar die Drogistin in der Drugstore-Abteilung anzusprechen in der Hoffnung, dass sie ein solches Gerät hinter der Theke hat. Es ist nicht leicht, jemandem in einer Fremdsprache etwas zu erklären, wenn einem die Fachbegriffe fehlen und derjenige ebenso ungläubig wie verwirrt ist, weil er a) uns nicht wirklich versteht b) von so etwas noch nie gehört hat und c) dessen Wirkung nicht nachvollziehen kann. Also bleibt wohl nur, Disziplin zu wahren und nicht zu kratzen und sich mit irgendwelchen Wunder-Salben über Wasser zu halten. Was uns hier bei Smith gefällt: Man kann sich alles genau ansehen und in die Hand nehmen und muss sich nicht wegen einer Zahncreme für 97Cent an die Mitarbeiter wenden mit der Bitte, die Panzerschrank ähnlichen Vitrinen zu öffnen. Einige Meilen weiter verlassen wir Nevada und befinden uns in Utah und somit sofort um eine Stunde weiter, denn Utah liegt in einer anderen Zeitzone. Knapp 100 Meilen vom Ziel entfernt ändert sich die Landschaft in ein für uns eher ungewöhnliches Bild. Der Highway führt quasi durch und zwischen Salzseen, deren andere Enden kaum zu sehen sind. Wir kommen uns weniger in unserem typische Südwesten der USA vor sondern eher auf dem Weg von den Everglades über die Keys nach Key West. Unsere Begeisterung für diese schier unendlich wirkende Weiten wird beim Passieren einer Unfallstelle abrupt unterbrochen. Ein Fahrzeug auf der gegenüberliegenden Seite scheint von der Bahn gekommen zu sein und liegt überschlagen in der Mitte. Es muss unmittelbar vor uns passiert sein, denn es sind noch keine Rettungskräfte vor Ort aber zum Glück viele Helfer. Uns wird in dem Moment wieder grausam vor Augen gehalten, wie sich die Welt für einen innerhalb von Sekunden plötzlich anfängt anders zu drehen. Oder gar nicht mehr. Lass uns das stets vor Augen halten. Der Unfall beschäftigt uns noch eine ganze Zeit. Plötzlich wird mehr gedacht statt gesprochen und schon gar nicht mehr rumgealbert. Dabei beschäftigt mich ein, wenn auch im Vergleich zu dem Unfall, unverhältnismäßiges Problem: Die Jacks wollen nicht mehr Die "Jacks", wie sie im Amerikanischen heißen, sind vier hydraulische Stelzen unter dem Bus, die auf einer Campsite ausgefahren werden können, damit der Wagen nivelliert steht. Das erfolgt entweder automatisch oder aber jeder Jack wird einzeln manuell bedient. Uns ist seit dem letzten Bedienen aufgefallen, dass das Panel neben dem Fahrersitz wild blinkt wie Lichtorgeln der frühen 70er und sich nichts mehr bedienen lässt. Anita kann sich erinnern, dass man uns bei der Übernahme des Campers noch mitteilte, dass man an einer bestimmten Stelle einen Sicherungsschalter aus- und wieder einschalten soll, wenn es Probleme mit den Jacks gibt. Leider ist es bei uns aber so, dass die Sicherung bereits angeschlagen hat, also ausgeschaltet ist. Und das mehrmalige Hin- und Herschalten ist nicht vom erhofften Erfolg gekrönt. Während Anita fährt surfe ich in einem amerikanischen Forum und suche nach Tipps. Im Vergleich zu Problemen von drei anderen Camper-Fahrern ist unseres gering. Unsere Jacks lassen sich nicht ausfahren, bei den anderen hingegen nicht einfahren. Dann stehen die Camper also aufgebockt und kommen nicht mehr von der Stelle. Und hier taucht immer wieder der Lösungsvorschlag auf, den Schutzschalter zu betätigen, was ja bei uns nicht geholfen hat. Für uns heißt das also "nur", möglichst ebene Sites zu finden oder aber die Auffahrrampen, die im Wagen mitgeführt werden, zu benutzen. Aber ärgerlich ist es dennoch, wenn man sich ja u.a. auch wegen der Jacks für dieses große Modell entschieden hat. Langsam nähern wir uns wohl dem Tagesziel, denn das Eingangshäuschen zum State Park kommt in Sichtweite. Freundlich kontrolliert man unsere Reservierung und schon können wir passieren. Wieder durchschneidet scheinbar die Straße den großen Salzsee und wir sind uns jetzt schon recht sicher, dass uns der State Park gefallen wird. Blick durch eine der offenen Stellen der Bison-Skulptur Zunächst geht es zum Visitor Center, wo wir etwas umschauen und einen kurzen Film anschauen. Wie für amerikanische Visitor Center oder auch Museen typisch ist alles gut und ansprechend dargestellt und immer wieder, didaktisch clever, kann man irgendwo drehen oder aufklappen um sich der ansonsten vielleicht trockenen Materie zu nähern. Trocken sind mittlerweile auch Tausende von Insekten auf unserer Windschutzscheibe, obwohl wir sie vorhin beim Tanken akribisch gesäubert haben. Das wird auch das Problem in den nächsten Tagen sein, denn Antelope Island ist überschwemmt mit Insekten, insbesondere Moskitos, und unser Leitfaden heißt: Fenster und Tür vom Wohnmobil nur so lange offen lassen, wie unbedingt notwendig. Einiges Wissen aufgenommen steuern wir vom Visitor Center die Campsite 44 auf dem Bridger Bay Campground an, die zum Glück recht eben ist. So elektrifizieren wir zunächst unseren Wagen und fahren die beiden Slider aus. Obwohl wir sehr eben stehen sind die Jacks nicht zu unterschätzen. Jeder, der schon mal mit Camper unterwegs war, weiß um dieses Problem. Geht jemand durch den Wagen, dann wackelt er etwas, aber für den anderen doch sehr merklich. Die grundsätzlich sinnvolle weiche Federung der Wohnmobile ist an dieser Stelle kontraproduktiv. Mir lässt unser Problem mit den "Jackson 4" keine Ruhe und so surfe ich weiter und stoße dabei auf ein YouTube-Video eines Amerikaners, der wohl selbst schon diese Probleme hatte und bringt gleich ganz viele Tipps. Unter anderem kann die Lichtorgel bedeuten, dass die vier Jacks neu kalibriert bzw. resettet werden müssen. Das passiert gelegentlich, wenn man statt der automatischen Nivellierung mehrmals die manuelle Steuerung tätigt. That´s it. Und genau das war ja bei uns. Und wie kalibriert man das System? Wir sind ganz nervös und probieren: Anita drückt nach Vorgabe alle vier Tasten der Jacks gleichzeitig für zwei Sekunden und was passiert? Die Lichtorgel verschwindet und das System macht wieder, was es soll. Wir sind echt glücklich und bedanken uns bei dem YouTuber mit einer kleinen Spende. Um einen ersten Einblick vom Park und Campground zu gewinnen, laufen wir eine Runde. Was uns sehr angenehm auffällt ist die große Freundlichkeit unter den Campern hier. Eigentlich kennen wir das auch gar nicht anders von den meisten Campground aber hier ist es besonders auffällig, wie jeder gegrüßt wird bzw. grüßt. Während der Runde kommen wir auch bei den Duschen vorbei und schauen mal nach der Sauberkeit, wobei uns gleich bei der ersten zwei ziemlich große Spinnen vom späteren Duschen abhalten. Während wir die Spinnen beobachten werden wir ebenfalls beobachtet und zwar vom Camp-Host. Er fragt uns, ob wie Spinnen gesehen haben, was wir bejahen, und weiter, ob es denn "Black Widows" waren, also giftige "Schwarze Witwen". Das können wir jetzt nicht bestätigen. Er führt fort, dass er in der letzten Zeit jeden Tag so fünf bis sechs Stück gefangen oder vertrieben hat. Wir werden also hier wahrscheinlich NICHT duschen. Gegen Spätnachmittag führen wir die kulinarische Reise fort, heute mit Hamburgern, individuell entweder mit Bluecheese oder Guacamole und dem üblichen Zubehör. Während des Grillens höre ich dann hinter unserem Camper ein sonores Schnauben, was uns hellhörig werden lässt. Unsere erste Vermutung ist richtig: Ein Bison erfreut sich an dem Gras und zieht nach einer Weile weiter in die Nähe der anderen Campsites. Stilvoll Ton in Ton gnießen wir den anbrechenden Abend. Heute bleiben wir ungewöhnlich lange in unserer Lounge im Camper, denn wir genießen den Sonnenuntergang über dem See und freuen uns dann noch auf ein paar Bilder, die wir vom Nachthimmel schießen wollen. Aber gegen 23Uhr ist dann auch Schluss. Und wieder einmal: Gute Nacht |
31.05.2024: Antelope Island, Lakeside Loop Gleich vorweg, Anita geht es wieder gut und sie bedankt sich u.a. bei unseren Lesern Marco, Susanne und Daniel für die Genesungswünsche. Und weil es ihr wieder besser geht wandern wir heute gemeinsam, wobei wir uns für heute sehr viel Zeit lassen, was für uns sehr ungewöhnlich ist. Die Lounge im Bus am Vorabend hält uns doch ein wenig vom Zubettgehen ab und dementsprechend wird es halt morgens etwas später. Nach der üblichen Routine starten wir erst nach 11 Uhr zu unserer Lakeside Loop. Wir erlauben uns den Luxus des späten Starts, weil der Trail sehr eben sein soll und das Wetter mit etwa 25 Grad den Hike wenig strapaziös erwarten lässt. Und gleich vorweg: Er ist es auch. Den Bus lassen wir auf der Campsite, denn der Trail geht am Campground entlang. Nach wenigen Minuten sind wir auf dem Trail und der geht tatsächlich ohne nennenswerte Steigung und Senke durch eine niedriggewachsene, Tundra ähnliche Vegetation. Es ist keine Wolke am Himmel und wenn ich sage, hier gibt es wenig Schatten, so lüge ich. Denn es gibt keinen, ich meine absolut keinen Schatten. Da es nicht so heiß ist und stets ein kleiner Wind weht ist der Hike gut zu ertragen. Den Weg im Hochsommer zu laufen wünscht man selbst seinen Feinden nicht, wenn man welche hätte. Noch auf dem ersten Drittel der insgesamt 5 Meilen (ca. 8 km) langen Tour begegnet uns in der Ferne der erste Bison. Man wird gewarnt, den Weg zurückzugehen, wenn er in Richtung der Bisons verläuft. Der Büffel könnte sonst Wanderer attackieren, wenn er sich bedroht fühlt oder man ihm zu Nahe kommt. In dem Flyer steht drin, dass Bisons nicht aggressiv sind, solange sie sich nicht gestört fühlen. Das liest sich sehr einfach aber was heißt denn das? Hat da nicht jeder Bison, genau wie wir Menschen, seine eigene Vorstellung, wann er sich gestört fühlt? Der eine fühlt sich bedroht, ängstlich, wenn er nachts allein in der U-Bahn fährt und ein anderer schon, wenn ihm jemand an der Kassenschlange zu nah im Nacken ist. Der Weg verläuft zwar nicht direkt auf das Bison zu, nähert sich aber dennoch seitlich. Wir beschließen, dass der Büffel zu denen gehört, der ungern nachts in der U-Bahn unterwegs ist aber grundsätzlich eine lange Zündschnur hat, bevor er in die Luft geht. Dennoch gehen wir das Stück stets mit einem Blick zu ihm rüber und nicht nebeneinander sondern getrennt, damit wir optisch weniger brisant wirken. Hoffentlich weiß er das auch zu schätzen. Aber eigentlich ist er nur mit Fressen beschäftigt und schaut nur manchmal zu uns rüber. Und jetzt paar Facts, die wir nachgelesen haben. Hier also der kurze Bildungsteil Bisons fressen pro Tag ca. 20kg Gras (man möge sich diese Menge mal vorstellen), sind bis zu 40 Meilen/h schnell (ca. 65km/h) und können bis zu 8 Feet springen (ca. 2,50Meter). Die Bisons wurden hier angesiedelt und ihre Population von ca. 500 Tieren wird gesteuert, weil es hier den einzigen Fressfeind nicht gibt, nämlich den Wolf. Die Herde vermehrt sich während des Sommers auf ca. 700 Tiere. Diese werden im Herbst mühselig eingefangen, geimpft und die überschüssige Anzahl wird versteigert. Bildungsteil-Ende Weitere Bisons und zwei Mädels begegnen uns aber alle lasse uns in Frieden weiterziehen. Ärgerlich ist, dass wir auf unserer Loop überhaupt nicht ans Wasser kommen. Okay, das wird in der sehr übersichtlichen Trailbeschreibung auch gar nicht versprochen. Allerdings hatten wir das aufgrund des Trailnamens erwartet. Antelope Island ist berühmt und berüchtigt für die Vielzahl von Insekten, die je nach Jahreszeit scharf auf menschliches Blut sind und man wird ermuntert, sich entsprechend zu schützen. Im Eingangsbereich haben wir gestern sogar ein Schild gelesen, wonach eine starke Insekten-Präsenz kein Grund für eine Stornierung ist bzw. dass kein Geld rückerstattet wird. Aus diesem Grund sind wir nicht nur langärmlig unterwegs sondern haben sogar Insektennetze für die Köpfe mitgebracht. Wir ziehen sie für ein Foto mal auf, ohne sie eigentlich zu brauchen. Noch! Bei etwa zwei Drittel der Tour beginnt der Weg erstmalig etwas unangenehmer zu werden, plötzlich läuft man auch mal über oder neben größeren Steinen aber noch weit weg, als dass man von einem alpinen Charakter sprechen könnte. Und dann kommen sie doch noch, die Insekten. Moskitos und auch deutlich größere Störenfriede. Nicht in Massen aber dennoch so zahlreich, dass Anita ihren Schleier aufsetzt. Mich lassen sie in Ruhe. Auf dem letzten Stück kommen uns dann noch zwei Biker entgegen. Erst ein routinierter Mann, evtl. von der Polizei, zumindest hat sein Bike die Aufschrift "Police" und kurz danach eine Frau, die aber einen sehr unsicheren Eindruck erweckt. Sie entschuldigt sich sogar mit dem Hinweis, dass sie seit zehn Jahren erstmalig wieder mit dem Bike unterwegs ist. Wir beruhigen sie, dass diese eher unangenehme Passage bald schon vorbei ist und der Weg sich dann als sehr gezähmt zeigt. Manchmal passieren schon verrückte Sachen. Ich knie mich am Wegesrand für ein paar Nahaufnahmen der Vegetation als Anita, die bereits vorgegangen ist, sich umdreht und mir nur zuruft: Dreh dich mal langsam um, aber wirklich langsam". Ein Ehemann weiß, was gut für ihn ist und so gehorche und erschrecke nicht schlecht, als ich einen Bison-Bullen ca. 30 Meter von mir entfernt sehe. Ich erschrecke mich doch ein wenig und gehe langsamen Schrittes weiter von ihm weg aber letztlich hat er sich für uns überhaupt nicht interessiert. Nach drei Stunden und insgesamt fünf Bisons erreichen wir wieder unsere Campsite. Obwohl der Trail leicht war sind wir dennoch ein wenig geschafft. Am Abend wird die kulinarische Reise mit Champions und Paprika an Steak sowie die üblichen Salate fortgeführt. Wieder streift ein Bison von Campsite zu Campsite. Ob das Gras denn hier wirklich besonders gut schmeckt? Ich frage mal Anita an, ob sie mal etwas Gras möchte. Wir machen noch allerlei Fotos und begeben uns dann in die immer wieder erwähnte Lounge bis wir um Mitternacht ins Bett gehen. Mitternacht? Ein Tippfehler? Nein, tatsächlich wollen wir ein paar Nachtaufnahmen machen und steuern hierzu die Kamera vom Auto aus. Aber dann ist wirklich Schluss, denn die Äuglein fallen allmählich zu. |
01.06.2024: Antelope Island, Beach Access, Rundfahrt Gleich vorweg: Die Sache mit den Nacht-Aufnahmen ist voll daneben gegangen, sprich: Kamera hat versagt. Eventuell aber auch der, der dahinter steht. Werde ich mal überprüfen. Wieder starten wir ungewöhnlich spät, heute wollen wir aber mit dem Bus zu dem einen oder anderen Trailhead und natürlich ans Wasser, das uns gestern ja vorenthalten wurde. Also kurzes Abrüsten, d.h. Slider reinfahren, vom Strom entkoppeln, "Jackson 4" hochfahren und, ach ja, wieder blinkt die Lichtorgel am Panel. Doch diesmal erlischt sie nach einem einmaligen Aus-/Anschalten. Die erste Station ist von hier aus zwar in Sichtweite, dennoch liegt sie zwei bis drei Meilen über die Straße entfernt. Von einem Parkplatz aus, der keine eingezeichneten Parklinien für Camper hat und wir dadurch leider vier Plätze belegen müssen, geht es zum weit entfernten See. Ein Schild weist darauf hin, dass der See extrem wenig Wasser hat und der Zugang auf eigene Gefahr geschieht. Anita und ich sind uns uneins, ob das Schild nun zwei Messages hat "1. See hat extrem wenig Wasser 2. Zugang erfolgt auf eigene Gefahr" oder aber sich darauf bezieht (sinngemäß) "See hat extrem wenig Wasser und dadurch erfolgt der Zugang auf eigene Gefahr." Wir interpretieren und tendieren beide zum Letztgenannten, verstehen aber den Sinn dann nicht. Wieso ist der Zugang bei sehr niedrigem Wasser gefährlich und erfolgt somit auf eigene Gefahr? Auf jeden Fall hält uns weder das Schild noch unsere Diskutiererei davon ab, durch teilweise festen, teilweise sehr lockeren Sand in Richtung See zu gehen. Statt der Wanderschuhe haben wir uns für die Crocs entschieden, dann brauchen wir nach dem Fußbad keine Handtücher usw. Nach ca. 600m kommen wir am Ufer an und uns wird klar, dass wir auch die Wanderschuhe hätten nehmen können. Das Wasser sieht am Ufer ziemlich schmutzig aus und der Untergrund sehr schwammig. Wir entscheiden uns für eine andere Stelle und weil wir nicht am Ufer entlang die Vegetation zerstören wollen, geht es wieder ein Stück zurück. Aber auch die zweite Stelle unterscheidet sich kaum von der ersten. Zurück auf dem Parkplatz geht es in die Sansibar of Antelope Island, wie Anita den netten Island Buffalo Grill nennt, wo wir uns zu einem Getränk niederlassen. Selbstverständlich in angemessenem Outfit, wie der Aufkleber am Eingang vorschreibt. Interessanterweise steht der Grill nicht im Flyer, den wir am Eingang erhalten haben. Dass die Flyer sowieso etwas irritierend sind, haben wir schon gestern feststellen müssen, aber dazu später. Ursprünglich keimte die Idee, hier abends Essen zu gehen aber unser Anita-Grill zieht mehr als der Island Buffalo Grill. Vielleicht sind wir ja zu wählerisch aber alle Trails mit der ungefähren Länge, die uns vorschwebt, sind entweder mit unserem Bus nicht zu erreichen, viel zu kurz oder deutlich zu lang. Sie reichen von 0,6 Meilen bis 11,4 Meilen. Aber ganz unten, im Süden, gibt es den South Island Trail und jetzt kommt das Verwirrende: Auf dem Park-Flyer ist er mit 1 Meile in eine Richtung angegeben (das ist zwar auch recht kurz, verspricht aber eine schöne Aussicht) und auf einem beigelegten Trail-Blatt vier Meilen in eine Richtung. Das wäre doch ganz okay und wenn wir die Nase voll haben, dann kehren wir eben vorzeitig um. Auf jeden Fall fahren wir mit dem Bus die gut 10 Meilen lange "Küstenstraße" entlang. Etwa auf der Mitte der Strecke sehen wir schon von der Weite aus viele Autos und noch mehr Bisons, die weiter unten im Tal grasen oder schlafen. Es ist nicht ganz leicht, unseren Bus irgendwo zu halten aber Anita hat den Mut und stellt ihn ganz weit rechts am Straßenrand und für mich erschreckend schief ab. Für mich ist das die größte Herde, die ich je gesehen habe und die durchschnittliche Anzahl von 500 Bisons auf Antelope Island scheint hier schon fast komplett vorhanden zu sein. Anita widerspricht und meint, wir hätten im Yellowstone schon eine ähnlich wenn nicht sogar noch größere Herde gesehen. Ich kann mich nicht erinnern und werde das mal nach unserem Trip recherchieren, schließlich habe ich das damals bestimmt digital auf Diafilm* dokumentiert. *Diafilm ist ein analoges Filmmaterial, das sich dadurch auszeichnet, dass es in sog. Patronen konfektioniert war, viel Platz wegnahm, recht teuer war, man nach 36 Bildern die Patronen wechseln musste, sie am ersten Tag nach dem Urlaub zur Entwicklung brachte, man sauer war, wenn sie erst nach drei/vier Tagen zurückkamen, man bei der ersten Sichtung (meist noch auf der Straße oder spätestens im Treppenhaus) Schweißperlen auf der Stirn hatte vor Spannung oder Angst, dass die Bilder nichts geworden sind, sie ordentlich archiviert hat um sie dann nach ein bis drei Jahrzehnten rauszuholen, zu digitalisieren, sie erstmalig alle zu sehen und dann zu entsorgen. Zumindest waren das die meisten meiner Diafilme. Übrigens gehören sie zu meiner Überraschung in die Restmülltonne; hatte mich beim Entsorger erkundigt. Aber zurück zur Herde: Ob es nun unsere größte ist oder auch nicht, sie ist auf jeden Fall imposant. Weiter geht es Richtung Süden und erreichen nach wenigen Minuten den Abzweiger zur Fielding Garr Ranch, wo völlig unerwartet unsere Tour endet. Denn ab hier führt nur noch eine unpaved Road (unbefestigte Straße) weiter, die wir mit dem Bus a) nicht befahren würden b) nicht befahren dürfen, denn sie ist für RV, Busse und Gespanne verboten. Jetzt erklärt sich auch, weshalb Flyer und Beilegeblatt -wenn auch ungeschickter Weise, zwei verschiedene Längenangaben zum Trail hatten. Also besichtigen wir die historische Fielding Garr Ranch, die zunächst im Außenbereich nicht viel hergibt ("Sind halt paar alte verrostete Maschinen zu sehen, die gibt es bei uns ja nun auch). Aber dann wird doch unser Interesse geweckt, als wir in der großen Halle die Vorrichtungen sehen, wie die Schafe geschoren wurden. Die regelmäßigen Arbeitszeiten der damaligen Scherer würden nicht nur die Generation Z schockieren auch wir sind überrascht: Sieben Tage die Woche vom Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. |
Nicht nur die Außengebäude auch die Ranch
selber lässt sich besichtigen und zeigen interessante Utensilien
aus den 40ern des letzten Jahrhunderts und später. |
Ebenso
interessant ist ein Vogelhabitat, das uns in und auf jeden Baum
schauen lässt und immer wieder entdecken wir Exemplare. |
Nach gut
einer Stunde machen wir uns auf den Rückweg, wieder vorbei an der
Bisonherde und stroßen dann auf zwei einzelne Bullen, die sich von
den Autos nicht den guten Appetit verderben lassen. Kurze Zeit danach treffen wir auf einen weiteren Bewohner von Antelope Island, nämlich der Pronghorn Antelope. Sie sind deutlich seltener aufzuspüren als die Bisons, lassen sich aber genauso wenig beim Grasen stören. Ein kleiner Fotostopp noch am Eingangsschild und dann erreichen wir auch schon bald den Campground. Kulinarisch geht es heute kreuz und quer. Alles wird geteilt: Jeder nimmt sich ein halbes Steak und zwei halbe Würstchen. Klingt irritierend, ist es aber eigentlich nicht, denn in den Paketen von den Vortagen war eine ungerade Zahl von Steaks und Würstchen. Und warum zwei halbe Würstchen? Weil es sich um zwei verschiedene Würstchen handelt. Mein Vorhaben, heute erneut Sternenfotos zu erstellen kann ich leider vergessen. Den ganzen Tag über ist der Himmel stark bewölkt und auch am Abend ändert sich das nicht. Dafür gibt es eben die schöneren Sonnenuntergänge. Trotzdem stelle ich die Kamera auf und den Wecker auf 4 Uhr um sie dann wieder reinzuholen. Es kann ja sein, dass sich die Wolken in der Nacht verziehen. Schon wieder ein Tag unserer Reise, der sich verabschiedet. |
02.06.2024: Antelope Island - Starvation State Park Der heutige Tag ist ganz schnell erzählt: Um 9 Uhr verlassen wir den Campground von Antelope Island und sind uns recht sicher, auch hier irgendwann einmal wieder vorbeizuschauen. Rund 160 Meilen heißt es zu fahren und das klappt auch ohne Schwierigkeiten. Na ja, fast. Die Straßen um Salt Lake City mit teilweise bis zu 7 Spuren sind für Menschen wie uns, die in der Regel drei oder vier Spuren befahren, schon etwas unübersichtlich. Zumal es nicht immer heißt: Linke Spuren geradeaus, rechte biegen ab. Aber wir schaffen das, bzw. Anita, die dieses Jahr wieder kaum vom Lenkrad wegzureißen ist. Unterwegs wird bei Walmart getankt und geshoppt. Der Walmart gefällt uns, er ist gut sortiert und nur wenige Artikel stehen unter Verschluss. Gegen 3 Uhr erreichen wir den Starvation State Park, auf dem wir vor sieben Jahren schon mal waren. Der Campground liegt direkt am Wasser aber leider konnten wir wegen der Länge des Fahrzeugs die alte Campsite nicht reservieren. So stehen wir halt zwischen anderen Campern und leider recht nah an dem Day-Use-Bereich. Und heute am Sonntag ist recht viel los. Vor allem über und um uns, denn es windet gewaltig. Damit entfällt das heutige Grillen zugunsten unserer Vorräte im Auto. Es gibt Knoblauchbrot mit Spam und Corned Beef. So mancher mag jetzt die Augenbrauen hochziehen aber uns schmeckt es. Da der Wind etwas nachlässt trinken wir wenigstens eine Tasse Kaffee draußen und genießen den Sonnenuntergang. Allerdings nicht lange, denn der Wind frischt wieder auf und so erleben wir unser Umfeld eben durch die Glasscheibe. Und akustisch sind wir ebenfalls voll im Bilde, denn neben uns campt Familie Flodder. Eine unbekannte Anzahl von Kindern, bellenden Hunden und einigen Biertrinkern lassen ihre Stimmung hoch- und unsere runtergehen. Aber immerhin: Um 22 Uhr ist vorgegebene Nachtruhe und die halten sogar die Flodders ein. |
03.06.2024: Starvation State Park, vor der PC-Tastatur Heute wird es einen Kurzbericht geben. 7 Uhr: "Voll die Wolken, da können wir noch paar Minuten liegen bleiben". 8 Uhr: "Oh, da sind aber dicke Wolken über uns. Aber das kann ja noch werden". 9 Uhr: "Oh, da sind aber dicke Wolken über uns aber das kann ja noch werden." 10 Uhr: "Nun warte doch ab, die Wetter-App sagt, dass es ab Mittag deutlich mehr Sonne als Wolken geben wird." 11 Uhr: "Bald ist Mittag und dann wird es schon besser werden". 12 Uhr: "Haben wir die falsche Zeit auf dem Handy? Es ist doch schon Mittag, oder?" 13 Uhr: "Hui, jetzt kommt aber Wind auf, dann ziehen die Wolken bestimmt gleich ab". 14 Uhr: "Das ist aber ganz schön stürmisch, jetzt gehen die Wolken bestimmt gleich weg". 15 Uhr: "Abhauen von hier ist keine Option. Bei dem Seitenwind will ich nicht mit dem Camper unterwegs sein". 16 Uhr: "Meine Wetter-App sagt, Wetter sei gut. Sind wir denn vielleicht gar nicht dort, wo die Wetter-App sagt, es sei gut?" 17 Uhr: "Komm, wir gehen wenigstens einmal über den Platz und ins Wasser" 17:05 Uhr: "Wenigstens waren die Füße im Wasser und hier im Camper ist es mollig warm". 18 Uhr: "Wird bestimmt noch aufklaren und dann würde ich jetzt halt schon mal den Grill anschmeißen?". 18:06 Uhr: "Also, die 5-Minuten-Terrinen" waren doch jetzt auch lecker, oder?" 19 Uhr: "Wenn der Wind weiter so bleibt feiern die Flodders vielleicht im Auto". 19:10 Uhr: Wir zählen die Flodders: 3 Campsites, 2 Wohnanhänger, 1 Boot, 3 Autos, 4 Hunde, Kinder und Erwachsene kriegen wir nicht mehr gezählt und zugeordnet. 20 Uhr in der Lounge: Fazit: "Echt ein relaxter Tag heute. Wir mussten nicht schwimmen, nicht wandern, keinen Grill aufbauen und sauber machen, viele Bilder und Clips sortiert, kaum fotografiert, heute Nacht müssen bei der Wolkendecke keine Kameras und Fotografen vor den Camper, wir können früh ins Bett, das war ein Urlaubstag." |
04.06.2024: Starvation State Park - Zion N.P. Das mit dem frühen Zubett gehen hat gestern doch nicht funktioniert und so sind wir doch ziemlich müde als wir um 6:15Uhr den Campground verlassen. Frühstück lassen wir ausfallen, nur eine Tasse Kaffee für unterwegs wird uns wachhalten. Aber es läuft besser als gedacht, zumindest für mich, denn Anita lässt sich nicht das Lenkrad aus den Händen nehmen so bleibt mir nur die Aufgabe, zu fotografieren und zu franzen. Über 360 Meilen liegen zwischen dem Starvation Campground und dem Watchman Campground im Zion N.P. Fazit Starvation Campground Den Starvation werden wir, zumindest im Moment unsere Überzeugung, nicht wieder anfahren und das hat nichts mit dem durchwachsenen Wetter zu tun aber er ist für uns wenig attraktiv: Es gibt eigentlich keine Wanderwege, ein Boot haben wir nicht und stundenlang am sicherlich sehr schönen Strand rumzuliegen ist nicht unser Ding. Erstmals fahren wir ein Stück der I70, auf der man bis zu 80 Meilen/h fahren darf. Aber das traut sich bei der Größe und Seitenwindanfälligkeit unseres Campers auch Anita nicht. Einmal Tanken und einmal Walmart in Hurricane begleiten uns auf dem Weg bis wir etwa gegen 14 Uhr am National Park einfahren. Auf der Fahrt haben wir uns mehrmals überlegt, ob wir den Tunnel mit unserem Bus befahren können und wollen. Unser Bus ist 13 Feet hoch (3,96m) und der Tunnel darf mit Fahrzeugen mit einer maximalen Höhe von 13Feet 1Inch, (3,9854) befahren werden, zwischen uns und der Decke sind also gerade noch 2,54cm. Wir haben uns zunächst gegen eine Tunneldurchfahrt entschieden. Aber dann fragte uns der freundliche Ranger, ob wir auch durch den Tunnel fahren möchten und bestätigte uns auf unsere ungläubige Nachfrage, ob wir denn nicht zu hoch sind, dass es gerade so passt. Also werden wir ihn in den nächsten Tagen ein- oder zweimal passieren. Wir beziehen unsere Campsite 39 auf der B-Loop, die uns auf Anhieb gefällt. Bei einem kurzen Besuch des Visitor Centers erkundigen wir uns, ob der Riverside Walk geöffnet ist, denn dort wollen wir uns morgen eine Abkühlung holen. Immerhin sind es über 33 Grad und morgen sollen es sogar 38 werden. Und weil wir gerade hier sind steigen wir auch gleich in den Shuttle, fahren bis zur Zion Lodge und gleich wieder zurück. Dass der Zion in den letzten Jahren von Besuchern überrannt wird haben wir ja selbst schon einige Male gesehen. Und auch heute, an einem Dienstag Nachmittag herrscht ein quirliges Leben. An den Shuttlestationen gibt es jetzt "Personenleitsysteme". So nennen sich in der Fachsprache die Absperrbänder und -ketten, die dafür sorgen, dass sich gesittete Warteschlangen ergeben. Auch für den Aufstieg zu Angels Landing benötigt man jetzt zumindest in den Sommermonaten eine Permit. Mal sehen, ob wir morgen für übermorgen noch eine erhaschen. Der South Campground wird gerade renoviert und ist komplett geschlossen. Hoffentlich behält er seinen bisherigen etwas wildwüchsigen Charme. Und neue Busse gibt es: Gelenkbusse mit E-Antrieb. Zurück auf der Campsite dreht sich die kulinarische Reise mit Würstchen und Gemüsespießen weiter. Die Auswahl ist heute rein zufällig. Anita bat mich während der Fahrt, etwas aus dem Gefrierschrank zu holen und auf meine Frage was, antwortete sie nur: Greif einfach rein und nimm irgend etwas. Und dann hatte ich die Würstchen in der Hand. |
05.06.2024: Zion, Scenic Walk Wieder einmal ein Tag der etwas anders abläuft als geplant. Warum Zion? Zunächst stellt sich die Frage, weshalb sind wir denn überhaupt wieder im Zion N.P. Wir hatten wieder einmal Lust, eine zweitägige Backcountry-Tour anzugehen, also mit Rucksack, Zelt, Schlafsack usw. Und wir kommen so langsam ins Alter, in welchem man schon schauen muss, was geht und was nicht und deshalb hatten wir erneut den West-Rim-Trail auf dem Schirm. Den haben wir schon mehrmals gemacht, er ist im Vergleich zu anderen Mehrtagestouren nur anstrengend und nicht total anstrengend, geht überwiegend downhill, sehr sehr einsam und man wird am zweiten Tag inmitten in der Wildnis von einer traumhaften Kulisse geweckt. Also: Let´s do it! Wenn da nicht folgendes passiert wäre: Wir haben keine Permit erhalten, was seit einiger Zeit auch immer schwieriger wird. Und da wir den Zion nun schon mal in der Planung hatten war für uns klar, ein Alternativprogramm finden wir auf jeden Fall. Und das haben wir auch gefunden, nämlich mit einem kühlen Bad bei heißestem Wetter durch einen Walk durch den Virgin River. Wie lange? Wie weit? So lange und weit uns die Lust treiben lässt. Wenn da nicht folgendes passiert wäre: Das Wasser des Virgin Rivers macht seinem Namen Virgin (Jungfrau, jungfräulich) keine Ehre und ist mit der Bakterie Cyanobakteria kontaminiert. auf Hinweisschildern wird ausdrücklich davor gewarnt. In den USA ist man grundsätzlich sehr vorsichtig und warnt extrem schnell und eine Infektion gilt auch nicht als sehr wahrscheinlich aber in Deutschland werden in diesem Falle gelegentlich Seen auch gesperrt. Und obwohl Massen von Menschen den Walk durch den Virgin River wagen und sogar darin schwimmen und wir diesen Hike als dermaßen schön und fast schon etwas abenteuerlich empfinden nehmen wir davon Abstand. Wir haben doch nicht Corona und noch schwerere Dinge überstanden um uns dann doch was einzufangen, was sehr gut vermeidbar ist. Also haben wir gestern umgeplant und stattdessen wollen wir (ebenfalls schon wieder einmal) den Scenic Drive entlang zurück gehen. Wir starten erst gegen 9 Uhr und wie erwartet ist an der Startstation "Visitor Center" schon einiges los. Eine Menschenmenge schlängelt sich durch das gestern erwähnte Personenleitsystem und es ist, wie man erahnen kann, für noch größere Anstürme konstruiert. Nach etwa 20 Minuten sitzen wir im Shuttle und steigen erst an der Endstation aus. Bis vor ein paar Jahren wurden uphill und downhill alle 9 Stationen angefahren. Das hat sich erstaunlicherweise nun geändert: Stationen 2 (Museum), 3 (Canyon Junction) und 8 (Big Bend) werden nur noch auf der Rückfahrt angefahren. Station 7 (Weeping Rock) ist wegen eines Felsabgangs seit mindestens zwei Jahren geschlossen. Aber an der neunten Station bei Temple of Sinawava entleert sich der Shuttle komplett. Es sieht fast so aus, als würde die komplette Ladung Menschen den River Walk zum Virgin River hoch laufen. Und die, die nicht mit dem Shuttle angekommen sind, haben den Weg mit den Fahrrädern gemacht. Von Mallorca und Münster einmal abgesehen, haben wir noch nie so viele Radler gesehen. Okay, Holland würde ich auch noch im Ranking nach vorne setzen. An jeder Station gibt es mittlerweile Fahrradständer. Wir haben leider nicht mehr auf dem Schirm, wie man so gerne sagt, wann wir uns hier im Zion erstmalig Fahrräder ausgeliehen haben, aber damals waren wir Exoten. Heute sind wir es wieder: Wir radeln nicht, wir fahren die Strecke nicht mit dem Shuttle, wir gehen! Wir schätzen mal, heute ca. 200 Biker gesehen zu haben und es waren tatsächlich nur 4(!) dabei, die nicht auf E-Bikes saßen. Jedem Nicht-E-Biker haben wir unsere Begeisterung zugerufen, denn wir wissen, was es heißt, nichtmotorisiert hier hochzufahren, denn wir haben all unsere Fahrrad-Touren im Zion mit M-Bikes gemacht. ("Manuel-Bikes", "Muskel-Bikes" oder "Martyrium-Bikes", sucht euch aus, was euch gefällt.) Ach ja, und wer mal muss....die Restrooms sind derzeit geschlossen, als Alternative gibt es mehrere Batterien an mobilen Toiletten. Wir verlassen die Straße und gehen am linken Virgin-Ufer durch die Wildnis, nur in der Ferne und manchmal durch die dichten Bäume sieht und hört man die Shuttles und die Räder. Abseits des Drives zu gehen bietet sich an, wenn man einen leichten unbeschwerten Hike durch die Natur sucht. Und waren wir auch schon unzählige Male hier, das Panorama entzückt uns immer wieder. Bis wir dann überfallen werden: Bremsenähnliche Insekten fallen über unsere Beine her. Nicht höher aber dafür sogar durch die Socken stechend. Im Gegensatz zu den wesentlich kleineren und linken Moskitos merkt man ihre Stiche nicht erst in ein paar Stunden sondern sofort. Mit unseren Mützen schlagen wir um uns und versuchen uns zu wehren aber immer wieder ist die eine oder andere Bremse erfolgreich. Weshalb laufen wir auch mit kurzen Hosen und ohne entsprechendem Spray durch diese Wildnis? Weil wir diesen Trail schon sehr oft erlaufen haben und wir haben hier noch nie in solches Teufels-Vieh erlebt. Wir hoffen, dass wir die Bremsen schnell genug erwischt haben. Denn wie gesagt, wir haben jeden Stich schon im Ansatz gespürt und sie sofort vertrieben. Hoffen wir mal, dass wir uns heute Abend oder morgen nicht wie die Wilden kratzen. Auf jeden Fall ist unsere erste Reaktion: Feige Flucht und die Suche nach dem Trail, der wieder hoch zum Scenic Drive führt, was durch die Verwüstungen der Flashflood vor einiger Zeit gar nicht so leicht ist aber was wir dann doch schaffen. Aber auch auf oder an der Straße begegnet man einem Stück Natur oder eben einem Deer, also Reh. Ach ja, nur der Vollständigkeit halber: Außer den bereits erwähnten gefühlten Millionen Bremsen, einigen Schmetterlingen sind wir auch auf einen Truthahn gestoßen, doch der war zu schnell für uns und unsere Kamera. Ab Grotto verlassen wir dann noch einmal die Straße und erreichen wenige Minuten später die Zion-Lodge und hier natürlich wieder "unseren" Baum, der einer Vielzahl von Schattensuchenden den Wunsch nach Ruhe schenkt. Unser heutige Hike war mit knapp 7 Kilometern wirklich nicht lang und dennoch hat er uns ziemlich erschöpft. Die Sonne brennt halt intensiv und ich frage mich, wie wir vor einigen Jahren wesentlich längere Hikes im Juli August mit Temperaturen um 40Grad oder mehr schaffen konnten und jetzt sind wir bei diesem kurzen Trail mit geringeren Temperaturen schon so platt. Wir werden es noch erfahren. Traditionsgemäß holen wir uns hier unter diesem Baum stets ein paar Fritten aber trotz dieser liebgewonnenen Angewohnheit verzichten wir heute darauf. Irgendwie haben wir noch keinen Hunger und wollen uns auch nicht den Appetit verderben für das BBQ nachher. Statt weiter zu laufen nehmen wir für die nächsten Kilometer den Bus und nun wird uns klar, weshalb uns der Hike schwer vorkam. Abweichend von der gestrigen Vorhersage sind es heute 104 Grad Fahrenheit, also 40 Grad Celsius. Das ist die gleiche Temperatur, die wir neulich im Death Valley hatten und da wären wir nicht auf die Idee gekommen zu wandern. Morgen werden es übrigens 42 Grad. Zurück auf der Campsite ruhen wir uns ein wenig aus und bald schon geht die kulinarische Reise weiter mit Riesen-Champignon an Schweinesteak, gefüllt mit Frischkäse/Schnittlauch und geriebenem Käse und für mich natürlich mit Blue Cheese. Anschließend sitzen und fotografieren wir noch etwas und nehmen uns erneut vor, es heute Abend in "unserer Lounge" nicht wieder zu spät werden zu lassen. Ach ja, Internet sei Dank! Es gibt für die nächsten Tage eine Unwetterwarnung für diese Gegend: Ungewöhnliche Hitze! |
06.06.2024: Zion N.P. Lower Scenic Walk Gestern Abend hat sich noch etwas ergeben: Nachdem wir die o.g. Unwetterwarnung erhielten schauten wir mal in den Wetterbericht für unsere beiden weiteren Ziele, der TE-AH-Campground und Boulder Beach. Für den TE-AH-Campground sind für Freitag und Samstag aus jetziger Sicht angenehmere 29 bzw. 27 Grad angegeben, für Boulder Beach um die 40 Grad und auf beiden Campgrounds haben wir keine elektrizifierten Campsites und damit können die beiden Klimaanlagen im Bus lediglich stundenweise mit dem Generator betrieben werden. Also sahen wir uns nach möglichen Alternativen um, die natürlich zu dieser Jahreszeit und dann auch noch am Wochenende rar gesät sind. Aber dann sind wir als Alternative zu Boulder Beach in Valley of Fire fündig geworden. Dort werden es voraussichtlich auch um die 40 Grad sein aber wir haben dort eine Campsite mit Strom. Unsere Ober-Bucherin Anita hat dann alles recht schnell klar gemacht und umgebucht. Der Verlust von $10 lässt sich in Anbetracht der Umstände sehr gut verschmerzen. Aber jetzt zu heute: Etwa zur gleichen Zeit wie gestern gehen wir wieder zu Shuttle-Station und reihen uns sprachlos und fast schon etwas apathisch in das Ende einer geschätzt drei- oder viermal so langen Schlange im Vergleich zu gestern. Das erwähnte Personenleitsystem reicht nicht aus und vor dem Eingang hierzu entwickelt sich eine weiterhin wachsende Menschenschlange. Anita ist nicht begeistert von meiner Idee, unsere heutige Tour genau entgegengesetzt zu gehen: Also bis zur Zion Lodge gehen, unter unserem Baum rasten und dann mit dem Shuttle anschließend zurück hierher zum Visitor Center. Wir sind diese Strecke bisher nur runter gelaufen wissen von unseren Fahrrad-Touren allerdings, was es bedeutet, diesen Abschnitt hochzuradeln. Insbesondere der 1,5 Meilen lange Abschnitt zwischen Canyon-Junction und Court of the Patriarchs hat uns damals die Zungen soweit raushängen lassen, dass wir Gefahr liefen, sie würden sich in den Speichen verfangen. Es geling mir nicht, Anita zu überzeugen, allenfalls zu überreden und so starten wir zunächst über den hervorragend ausgebauten Pa´rus Trail in Richtung Canyon Junction. Dabei passieren wir den wegen Umbau gesperrten South Campground, einer unserer Lieblingsplätze zu den Zeiten als wir mit dem Zelt unterwegs waren. Wie oft haben wir hier genächtigt und das Spektrum des Machbaren an Temperaturen erlebt. Von -11Grad bis an die unteren 40Grad, jeweils in der Nacht) haben wir durchgestanden wir konnten es uns damals noch leisten, ohne Vorreservierung am späten Vormittag oder gar Mittag einzutreffen und uns noch die beste Campsite aussuchen. In den letzten Jahren war das Utopie und nicht mehr machbar. Wir sind mal gespannt, wie er nach dem Umbau aussehen wird. Im Moment wird er wohl komplett "auf Links gedreht", denn auch sämtliche Einrichtungen (Picknicktische, Feuerringe, Grille) sind entfernt. Über den vor vielen Jahren erbaute Pa`rus Trail, der für Fußgänger und Fahrradfahrer gleichermaßen konzipiert wurde führt uns der Weg zur ersten Zwischenstation, der Canyon Junction. Hierzu mal wieder ein Anekdötchen: Als wir den für uns völlig eben verlaufenden Weg erstmalig mit den Rädern befuhren fluchten wir beide über unsere Fahrräder, ließen sie sich doch recht schwer treten. Und erst auf dem Rückweg damals ging uns ein Licht auf als die Räder nur so sausten. Er sieht zwar aus als verliefe er völlig gerade, aber in Wirklichkeit ist es eine optisch nicht, mit den Rädern oder den Füßen aber durchweg wahrzunehmende, langgezogene Steigung. Er ist phantastisch angelegt, verläuft parallel bzw. überquert auch den Virgin River, liegt aber leider fast komplett in der prallen Sonne. Ich würde empfehlen, ihn statt mit dem Rad oder aber zusätzlich zum Rad auch mal zu begehen, denn erst dann zeigt er an vielen Stellen, wie schön es hier ist. Und immer wieder bietet er für ein Foto ein kurzes Verschnaufen Neu für uns sind diese Warnhinweise, die zumindest vor zwei Jahren noch nicht installiert waren. Ob diese Schilder nun fest installiert sind oder eher temporär in Zeiten hoher Temperaturen aufgestellt werden ist uns nicht klar. Ich merke Anitas Begeisterung für meine Idee, den heutigen Hike andersrum zu laufen und biete ihr mehrmals an, an der nächstmöglichen Station, in diesem Falle also Canyon Junction, in den Shuttle zu steigen und umzudrehen. Aber irgendwo zwischen Dickkopf und Ehrgeiz hat sie sich jetzt entschlossen, den Trail zu laufen. Canyon Junction erreichen wir nach 1,5 Meilen, bzw. 1,6 Meilen oder aber etwa 1,7 Meilen Pa´rus. So genau scheint das hier niemand zu wissen, denn die Angaben der Ranger stimmen nicht überein mit der Beschilderung und auch nicht der auch noch abweichenden Angabe im Flyer. Wir nehmen jetzt mal das arithmetische Mittel von 1,6 Meilen. Jetzt kommt voraussichtlich der anstrengendste Part, denn der Scenic Drive steigt hier von Canyon Junction über 1,5 Meilen zum Court of the Patriarchs recht stark an. Zum Glück gibt es hier gelegentlich etwas Schatten, wenn man eben unkorrekterweise auf der rechten Seite der Straße geht. Was mir erstmalig auffällt ist, dass das Panorama in diese Richtung noch schöner ist als umgekehrt. Konnte mir seit es diese Shuttles gibt und man nicht mehr selbst mit dem Wagen fahren darf auch nie auffallen, denn wir sind ihn stets runtergelaufen. Und wenn wir ihn hochgeradelt sind, dann haben wir uns mehr auf unsere Beine als auf die Augen konzentriert. Und jetzt kommt unsere stets solide Grundausstattung, wenn wir nicht mal was vergessen haben, zum Einsatz. Vor uns stehen in der Kurve drei Radler, von denen einer eine kleine Verletzung hat. Prima ausgestattet ziehen wir unser Erste-Hilfe-Kit raus und helfen beim Versorgen der Wunde, wobei wir aber auch feststellen, wir sollten den Inhalt demnächst mal austauschen. Den Wunsch nach einem Alkohol-Tupfer können wir nicht erfüllen, denn das sieht unser Kit nicht vor. Wir albern ein wenig rum: Wir sind hier schließlich in Utah, wo Alkoholverbot herrscht und die Alkohol-Tupfer haben wir alle ausgelutscht. Wir geben ihnen vorsichtshalber noch ein paar Pflaster mit auf den Weg. Kurz darauf erreichen wir das Ende des zweiten und angsterregendsten Abschnitts und dann sind es auch nur noch 1,1 Meilen. Nach genau 2 Stunden finden wir uns unter unserem Baum wieder und erstmalig sind wir ganz allein. Ist ja schließlich auch "unser Baum" und erfahren so nebenher, dass er über 200 Jahre alt ist und vom Park gehegt und gepflegt wird. Noch ein paar Fotos und mit dem Shuttle geht es wieder zurück, zunächst zum Visitor Center und dann auf unsere Campsite. Die erst für morgen vorgesehenen Wolken bringen schon heute ihre ersten Vorboten. Regenwahrscheinlichkeit für heute und morgen 0% aber optisch machen sie schon was her. Und nun wird wieder gegrillt und das kulinarische Angebot heißt: Steak, Salate und Naan. Anschließend geht es in die Lounge und heute mal früher in die Kojen, denn morgen möchte ich statt der Sonnenuntergänge mal einen Sonnenaufgang fotografisch festhalten. Und eine Korrektur muss ich noch verlautbaren. Der heutihe Hilke war erträglicher als befürchtet, da es nicht -wie angekündigt- 42Grad waren sondern nur milde 41Grad. Jetzt um 18Uhr sind es sogar nur noch 40Grad. |
07.06.2024: Zion N.P. - TE-AH Campground |
Nach einem erfolgreichen Sonnenaufgang-Zeitraffer verlassen wir den
Zion N.P. Ob nur für die nächste Zeit oder gar immer wird sich zeigen, denn wir fahren etwas ernüchtert raus. Nie wieder Zion? Zion gehört, wie bereits erwähnt, zu unseren Lieblings-State Parcs aber die zunehmende Überflutung von Besuchern, zu der wir natürlich selbst auch mit unseren Besuchen beitragen, macht den Park für uns langsam unattraktiv. Dabei resultiert das Problem aus zwei Faktoren. Einerseits steigt die Besucherzahl kontinuierlich an (Corona-Jahre ausgenommen) und gleichzeitig sind viele Trails seit längerer Zeit wegen Unwettern gesperrt. Auf die verbliebenen Trails konzentrieren sich dann natürlich die Hiker. Und für einzelne Trails sind auch noch Permits erforderlich. Zumal wir in den über 30 Jahren viele der Highlights , erwandert haben, teilweise sogar mehrmals, z.B. Angels Landing, Canyon Overlook, East Rim Trail, Emerald Pools, Grotto Trail, Hidden Canyon, Kolob Arch, Observation Point, Pa´rus Trail, Riverside Walk + Virgin River, Sand Bench, Scenic Drive, Subway, Tayler Creek, Watchman, Weeping Rock, West Rim Trail. Wir werden versuchen, uns zukünftig auf andere Parks, gerne auch die meist weniger frequentierten State Parks zu konzentrieren. Damit tragen wir nicht auch noch zusätzlich zur Besuchermasse bei. Und dennoch: Sollten wir in den nächsten Jahren doch noch mal das Glück einer Permit haben, dann kehren wir sicherlich wieder zurück. Die Challenge "Tunnel" naht. Ich hatte ja bereits berichtet, dass uns wenig Platz zu Verfügung steht zwischen Autodach und Tunneldecke, weshalb wir schauen müssen, dass wir möglichst exakt in der Mitte fahren. Als der Tunnel vor über 100 Jahren in einer Meisterleistung erbaut wurde dachte man eben noch nicht dran, dass es irgendwann einmal so große Autos geben wird. Bisher sind wir bei der mittigen Tunneldurchfahrt immer in einen Konflikt gekommen. Der Fahrer mahnte stets, der andere würde zu weit links an der Tunnelwand fahren, der Beifahrer genau umgekehrt. Er erschrak stets, weil er glaubte, zuweit rechts zu fahren. Jetzt machen wir das anders. Anita fährt und ich setze mich etwa in die Mitte und kann ganz gut beurteilen, ob sie zu weit links oder zu weit rechts fährt. Außerdem beruhigt uns die Gelassenheit der Rangerin, der wir unsere Durchfahrtgenehmigung zeigen. Spätestens sie hätte uns sicherlich die Durchfahrt verwehrt, wenn sie davon ausginge, dass unser Bus zu groß ist. Nicht von ungefähr haben wir die Route durch den Tunnel gewählt, kommen wir doch so im weiteren Verlauf an Mount Carmel vorbei, wo eines unserer Lieblingshotels liegt, das ja -wir berichteten bereits im Vorjahr - komplett renoviert wurde. Unklar ist jedoch, ob es zu einer Wiedereröffnung des Restaurants gekommen ist und wir wieder in den Genuss der Scones kommen. Oder wurde das Restaurant vielleicht zwischenzeitlich abgerissen? Nun, zu unserer Freude gibt es das Gebäude noch und es spricht alles dafür, dass auch ein Restaurant rein kommen wird. Vorbei an Duck Creek erreichen wir nach genau 68 Meilen, also im Vergleich unserer anderen Routen, ein Katzensprung, TE-AH Campground. Also fast. Obwohl wir vor genau zwei Jahren hier waren verpassen wir den Abzweiger und finden uns nach einer halben Meile auf einer Schotterstraße, die zunehmend enger wird. Wir können uns erinnern, dass dies nicht der richtige Weg ist. Weil die Schotterpiste recht eng ist schlage ich vor, dass Anita rückwärts fährt, was ihr nicht zusagt. Also suchen wir uns eine etwas breitere Stelle, die geschätzt kaum einen Meter breiter als unser Bus lang ist. Da der Weg tiefe Schultern hat heißt es jetzt beim Wenden akribisch darauf zu achten, dass weder Vorder- noch Hinterräder im Graben landen und so wird aus der alten Fahrschul-Übung "Wenden in drei Zügen" nun "Wenden in X Zügen". Keine Ahnung. Ich weise Anita Zentimeter für Zentimeter ein und nach einigen Minuten stehen wir wieder richtig herum für unsere neue Fahrtrichtung. Nach weniger als eine Meile finden wir auch den richtigen Abzweiger und steuern unsere Campsite 37 an. Sie liegt recht versteckt in einer Kurve und wir passen gut drauf. Dass sie eine Länge für Fahrzeuge bis zu 40Feet haben soll können wir nicht ganz glauben aber unsere 30 passen drauf. Gut geparkt stehen wir vor einer etwas misslichen Lage, denn wir möchten morgen gerne Wandern gehen und haben weder Kartenmaterial noch Internet. Weder Maps noch Komoot arbeiten für uns und den Flyer, den wir beim Host erfragen, heißt "Cedar City Area - Hiking Trails" erfasst aber gar nicht unser Gebiet. Dennoch wagen wir uns zunächst einmal bis zum Navajo Lake Loop Trailhead. Den kennen wir schon, waren wir vor zwei Jahren ja auch schon hier, mussten den Trail aber damals kurzfristig abbrechen. Da hier Bärengebiet ist sind wir natürlich mit Pfefferspray ausgestattet in der Hoffnung, es niemals einsetzen zu müssen. Dass wir auf fast 3000 Meter Höhe sind merken wir bei jeder kleinen Steigung. Nach etwas mehr als einem Kilometer stehen wir am Trailhead, der für amerikanische Verhältnis sehr ungewöhnlich, nichts verrät außer seinen Namen. Keine Länge, keinen Verlauf. Anita schätzt den Trail ganz grob auf ca. 10 Meilen, weil sie sich erinnert, dass wir vorhin etwa fünf Meilen am Ufer entlanggefahren sind. Zurück auf dem Campground erkundigen wir uns beim Host nach der Länge und merken schnell, dass er genauso unwissend ist wie wir, aber zumindest schätzt auch er den Trail auf ca. 10 Meilen. Das wird für uns morgen doch etwas lang sein. Jetzt heißt es strom- und internetlos über die Runden zu kommen. Unsere kulinarische Reise setzen wir heute fleischlos fort: Paprika, Champignon und Hash Browns. Und dann geht es auch schon bald nach der Lounge ins Bett, denn egal wie weit wir morgen laufen, unanstrengend ist das ja nie (für uns :-) |
08.06.2024: TE-AH Campground, Navajo Lake Trail Gestern Abend haben wir noch kurz den Generator angeworfen um alle notwendigen Akkus zu laden und den Wagen etwas abzukühlen. Wir waren also nicht ganz stromlos. Die Nacht war angenehm, fast schon etwas kühl und so schmeißen wir für paar Minuten die Heizung an. Frühstück besteht nur aus einem Joghurt und gegen 9 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Trailhead des Navajo Lake Trail. Zunächst ist der Trail recht bewaldet und ein knackiges Grün der Bäume zeigt an, dass hier noch Frühling ist. Wir sind nicht allein. Überall hört man ein Vogelgezwitscher aber flink wie sie sind, muss man schon etwas Glück haben einen zu sehen. Der Trail verlässt den Wald und verläuft weiter schattenlos über die Ebene in Richtung Wasser. Die Sonne hat ordentlich Kraft und die Höhe von knapp 3000 Metern tun ihr übriges dazu, dass unsere Wanderlaune kontinuierlich sinkt. Aber bis zum See wollen wir auf jeden Fall, den wir dann nach einiger Zeit auch erreichen. Das Laufen fällt uns beiden vermutlich aufgrund der Höhe zunehmend schwerer. Und wenn ich bedenke, dass wir einst ganz andere Höhen erklommen haben, z.B. Wheelers Peak und Telescope Peak, dann muss an akzeptieren, dass das Alter doch zuschlägt und Leistung beschneidet. Trotzdem haben Ehrgeiz. Irgendwo auf dem See gibt es laut Karte einen Steg oder Übergang, der beide Seiten des Sees verbindet. So planen wir bis dorthin zu gehen und entweder die Uferseite zu wechseln oder, wenn das nicht möglich ist, eben wieder umzukehren. Den See komplett zu umrunden haben wir weder Lust noch Kraft. Nach einer kleinen Biegung können wir sehen, wie weit dieser Steg oder was immer es auch ist, entfernt ist und wir sehen: Nichts! Er ist demzufolge noch soweit entfernt, dass wir ihn nicht erkennen können und damit steht fest, dass wir umkehren werden. Paar Meter laufen wir noch bis zum Wasser, das einerseits kristallklar ist, andererseits schwebt etwas Schaum am Rand. Also wieder nichts mit Baden. Und so kehren wir um und erreichen nach nur 5 Kilometern ziemlich erschöpft unseren Bus, der uns zum Glück mit eiskalten Getränken empfängt. Wir gestaltet sich denn nun die weitere Planung? Schließlich sind wir schon recht früh zurück. Unserem nächsten Ziel entgegenzufahren? Wäre sicherlich sinnvoll, aber wir haben Wochenende, keine Reservierung für einen Campground, weder Telefon noch Internet um eine Reservierung zu tätigen und dann ist heute auch noch der "National Outdoor Day", eine Kampagne, den Amerikanern ihre National- und State Parks nahezubringen. Und an diesem Tag ist der Eintritt in alle Parks kostenlos und dementsprechend wird fast ganz Amerika heute im Outdoor sein. Also verbringen wir den Tag hier in aller Gemütlichkeit und sortieren schon mal soweit es geht vorab, wo in wenigen Tagen welches Equipment hin soll: Und die Campsite ist nun mal wirklich schön. Nie wieder TE-AH-Campground Der Campground ist wirklich schön aber es gibt nur einen einzigen Trail und der ist für uns mittlerweile zu anstrengend. Also werden wir ihn höchstwahrscheinlich nicht mehr anfahren. Park gesucht Nach dem wir jetzt den Starvation, den Zion schon ausgeschlossen haben und ebenso den TE-AH Campground werde ich Anita für unsere nächste Tour bitten, die Parks nach folgenden Kriterien rauszusuchen: Möglichst State Parks und drunter aber keine Highlight-National Parks Auf unter 2000m Höhe gelegen Große Anzahl von attraktiven Trails aber nicht zu lang und auch nicht zu kurz Sonnig mit Wolken, aber kein Regen Platz für unseren Bus Mit Strom Ob auch mit Wasser, das ist egal, bin ja nicht wählerisch Das ist eigentlich schon alles Ich vermute mal, dann werden wir nicht mehr gemeinsam reisen können. Gegrillt wird heute nicht. Nach dem erschöpfendem Trail haben wir zwei Zwiebelbrötchen gegessen, so dass wir gar keinen richtigen Hunger mehr haben und das Grillgut für morgen aufbewahren. Jetzt in die Lounge und dann Gute Nacht! |
09.06.2024: TE-AH Campground - Valley of Fire Gibt es heute Außergewöhnliches zu berichten? Nein, eigentlich nicht und doch. Auf dem Programm steht heute, dass wir aufgrund der Temperaturen und dem fehlenden Strom auf dem Bolder Beach Campground ja stattdessen zum Valley of Fire State Park fahren. Und dabei werden wir noch einmal den Zion durchfahren und dann Station beim Walmart in St. Georg machen. Den Walmart in Hurricane ignorieren wir, weil er derzeit umgebaut wird und wir neulich nichts an den gewohnten Stellen gefunden haben. Weshalb führet uns der Weg erneut zu Walmart? Unter anderem, um Knack-und Back-Croissants zu kaufen. Geht unser Vorrat dem Ende entgegen? - Ja! Habt ihr echt so viel gegessen? - nein, im Gegenteil! Und weshalb dann? Uns sind doch innerhalb von zwei Tagen insgesamt vier Dosen geplatzt und hatten zunächst keine Idee weshalb. Ja, vor Jahren haben wir das mit einer Dose gehabt, wobei wir nicht schnell genug vom Walmart zum Hotel gekommen sind und die Hitze im Wagen die Dose zum Platzen gebracht hat. Aber diesmal? Anita hat eine logische Erklärung und jetzt schließt sich auch der Kreis der Merkwürdigkeiten. Es ist der Höhenunterschied, der den Croissants beigesetzt hat. Und am ersten Tag ist uns beim Öffnen der Ketchup- und der BBQ-Flasche der Inhalt katapultartig entgegengekommen, weil so viel Druck auf den Flaschen war. Sogar die Flasche mit dem Listerine im Bad sah aus, als wäre sie schwanger. Jetzt macht alles Sinn. Damit nichts vergessen wird: Wir sind wieder durch den langen Zion-Tunnel gefahren und hier hat sich eine lustige Szene ergeben. Die Rangerin hatte den Tunnel einen Wagen vor uns gesperrt und den Vorfahrenden und uns um Verständnis gebeten, weil es ca. 10 bis 15 Minuten dauern wird. Das junge Paar vor uns ist dann ausgestiegen und ich höre noch wie er sie fragte, ob sie noch auf die Restrooms möchte. Na ja, auf jeden Fall wurde der Tunnel wieder geöffnet aber das Paar war nicht zu sehen, das Auto stand leer vor geöffnetem Tunnel alle anderen blockierend. Der Rangerin sagte ich, dass es sein könnte, dass die beiden auf der Toilette sind. Sie war recht amüsiert. Nach einigen Minuten näherte sich das Paar sehr entspannt und langsam dem Auto und registrierte erst jetzt, dass ca. 20 Autos nur auf sie warten. Es war ihnen unangenehm aber es hat alle doch ein wenig amüsiert. Wir verlassen Utah und kommen nach Nevada, wo man uns laut Aussage von Anita eine Stunde schenkt. Ich stelle klar, dass man sie uns nicht schenkt, vielmehr wurde sie uns vor einigen Tagen zwangsentliehen. Gegen 14 Uhr erreichen wir Valley of Fire und trotz des leicht wolkigen Himmels ist es mit rund 36 Grad erbärmlich heiß. Die Campsite , die wir mit der Nummer 33 reserviert hatten, gehört jetzt nicht zu unseren "Top 10" aber wir sind glücklich, überhaupt eine ergattert zu haben. Dafür gibt es hier Duschen und die entschädigen für viel. Kulinarisch serviert uns Anita heute "Steak von gestern" an "Steak von heute" und da unsere Fleischstücke in der Regel sehr klein sind passt das schon. Vor dem letzten Absacker in der Lounge gibt es für uns noch einen netten Sonnenuntergang. |
10.06.2024: Valley of
Fire Irgendwie hat es mich jetzt mit Männergrippe erwischt aber es geht mir schon deutlich besser als gestern. Ohne Frühstück geht es gleich los zu den etwa 5km entfernten Historic Cabins, wo wir schon so oft waren. Und dennoch brauchen wir sie diesmal erneut als Kulisse für unsere spätere Dia-Schau. Leider kommen mit unserem Riesen-Schiff nicht bis dorthin vor Ort, weil das letzte Stück für Fahrzeuge mit einer Länge von mehr als 25 Feet gesperrt ist. Da uns die Länge des restlichen Weges nicht mehr so präsent ist fragen wir Google Maps und lesen von erstaunlichen 0,3 Meilen, also etwa einen halben Kilometer. Das schaffen wir. Die Länge klingt lächerlich aber wir haben gerade mal 8 Uhr und die Sonne heizt die Luft auf 33 Grad auf. Das wird bestimmt noch lustig. Außer einem dunklen Camper mit zwei Schaulustigen sind wir bei unserem Shooting allein. Das ist gut so. Wir sind froh, bereits nach einer halben Stunde wieder den kühlen Wagen aufsuchen zu können und fahren das Visitor Center an. Keinen blassen Schimmer, wie oft wir schon hier waren. Sollte das Visitor Center einmal aufgrund eines Unfalls zerstört werden und man möchte es genauso wieder aufbauen, dann kann man uns ruhig anfragen. Wir wissen so ziemlich genau, wo welches Stück hingehört. Dennoch hat sich was verändert: Die zwei Terrarien mit den Schlangen gibt es nicht mehr, ich denke, es ist auch nicht mehr zeitgemäß, lebende Tiere in ein so kleines Terrarium einzusperren. Für einen State Park finde ich es ein sehr repräsentatives Visitor Center aber was uns missfällt: Es ist doch recht schmutzig. Überall Staub. Auf den Waren im Gift-Shop, auf den Vitrinen und auch auf den Schaustücken. Seit ich Hausmann bin und Spaß am Putzen und Staubwischen jucken mir die Finger. Für eine Verlängerung unseres Urlaubs wäre ich bereit, hier mal paar Tage Schwung in die Bude zu nehmen. Wir werden heute nichts Großartiges mehr unternehmen, denn es sollen es 39 Grad werden und diese Hitze schafft uns. Wir preisen uns glücklich, doch noch kurzfristig umgebucht zu haben. Solche Temperaturen kenn wir von hier aber eigentlich eher Im Juli und August und nicht schon Anfang Juni. Ausdrücklich gewarnt wird vor der Hitze und was für uns neu ist: Aus Sicherheitsgründen sind vom 15.Mai bis 30.September aufgrund der Hitze neun Trails bzw. Aussichtspunkte geschlossen. Eigentlich sollten sie erst ab 1.Juni gesperrt werden, aber man den Zeitraum wegen der Hitze dann wohl doch um 14 Tage vorgezogen. Wir lesen heraus, dass es in der Vergangenheit wohl schon häufiger zu Erkrankungen / Hitzschlägen gekommen ist. Schubladen-Denken Mein Schubladen-Denken: Klar, das sind die Städter aus Las Vegas, die mal schnell für ein paar Fotos ohne jegliche Vorbereitung hier her kommen und sich dann wundern, dass es nicht überall Wasser gibt. Schubladen-Denken: Aus! Wir fahren noch den Atlatl Rock an. Eine lange hohe Leiter führt zu einigen Petroglyphen. Auch dies nutzen wir als Kulisse und dabei ist es für uns ein Novum, dass wir hier Bighorn-Sheeps sehen. Wir wussten, dass sie auch hier leben aber es erstmalig, dass wir welche zu sehen bekommen. Zurück auf dem Campground nehmen wir wieder die gleiche Position wie gestern ein und das System bestätigt erneut, dass die Campsite gut ausgerichtet ist. Ich komme nochmal auf unsere "Jackson 4" zurück und hier haben wir eine Erkenntnis gewonnen: Man sollte sie besser manuell betätigen. Lässt man das System sich automatisch nivellieren, dann kann es schon mal passieren, dass der Camper plötzlich auf ein, zwei oder auch mal vier Stelzen steht und das stelle ich mir für die Mechanik äußerst strapaziös vor. Stattdessen sehen wir seit geraumer Zeit auf die im Auto verbaute Libelle (das ist eine Wasserwaage, die alle Richtungen erfasst) und ich sage Anita dann, welche Jacks sie ausfahren soll. Genial! Der restliche Tag besteht an sich nur noch aus etwas Zusammenräumen, schon mal was putzen und genauem Überlegen, was wir denn am Ende unseres Trips noch mit nach Los Angeles oder gar nach Frankfurt mitnehmen müssen. Und da Denken auch anstrengend ist gibt es jetzt unser letztes Grillen und zwar ein für Amerikaner völlig unbekanntes Gericht: Einen Hamburger :-) |
11.06.2024: Valley of Fire - Las Vegas |
Langsam rückt die kommende Trennung von unserem Bus näher. Gegen 9
Uhr verlassen wir Valley of Fire und wieder geht es mal zum Walmart,
diesmal in Henderson. Nur paar Kleinigkeiten. Von hier aus darf
tatsächlich ich(!) mal wieder das Lenkrad in die Hand nehmen.
Schwächelt etwa Anita? Nein. Aber sie kennt sich einfach besser in Las Vegas aus und so dirigiert sie mich auf Grundlage von Gedächtnis und Google Maps so, dass wir mit dem riesigen Bus möglichst nicht wenden müssen. Schrecksekunden Dann plötzlich widerfährt uns eine brenzlige Situation, zumindest empfinden wir sie so. Auf der rechten Spur sehen wir vor uns viel Blaulicht, bzw. in den USA muss man ja eher Rot-/Blaulicht sagen und wir wechseln eine Spur nach links. Und plötzlich sehen wir mehrere Polizisten und einer hält eine Waffe oder ähnliches genau in unsere Richtung. Ich glaube das alles nicht, sehe aber dann, dass nicht wir im Visier sind sondern ein torkelnder Mann, der vor seinem Auto rumrandaliert. Wir reden uns jetzt einfach zur Beruhigung mal fest ein, dass der Polizist keine Pistole sondern "nur" einen Taser in der Hand hatte. Genau gesehen haben wir es nicht, aber es beruhigt. Back to Storage Und dann kommen wir auch in unserem Storage an. Wir entladen den Bus fast vollständig und aufgrund unserer ausgeklügelten Logistik wissen wir ganz genau, wo im Moment was liegt und wo es hinkommt und aus welchem Grund. Zur Erläuterung: Es gibt Equipment, dass wir bis zur nächsten Tour im Storage lagern. Dann gibt es die temporäre Lagerung all jener Dinge, die uns morgen bei der Rückgabe des Fahrzeugs nicht stören sollen, die wir aber anschließend mit ins Hotel nehmen usw. Klingt albern, hilft uns aber, möglichst kein Teil zu vergessen. Okay, die Fußmatte haben wir vergessen in den Storage zu legen und Ironie an der Geschichte: Das ist uns nicht erstmalig passiert. Die hängt wohl an uns. Grundsätzlich finden wir es ja toll, dass jedes Stück Equipment seinen festen Platz in den Schränken hat und man auf der nächsten Tour alles wieder findet. Das Einräumen macht ja sogar Spaß und ich hoffe bloß, dass diese Freude nicht schon etwas krankhaft ist. Aber heute ist an Spaß nicht zu denken. Draußen sind es 41 Grad und hier drin in der Anlage sicherlich noch einige Grade mehr. Unmittelbar neben unserem Storage gibt es einen Luftschacht zur Luftzirkulation und Kühlung aber heute ist die einströmende Luft wärmer als die Körpertemperatur und so ist an Kühlung nicht zu denken. Letzte Tanken Von der Sauna aus geht es zum Abschluss-Tanken. Ein Zapfsäulen-Nachbar wundert sich, weshalb das bei uns so lange dauert und kommt aus dem Staunen nicht raus, dass der Tank 80 Gallonen fasst. Das sind etwa 300 Liter. Nach einer ersten und nur sehr groben Überschlagsrechnung verbraucht unser Bus ca. 30 Liter / 100km. Die grobe Formel, die bei den meisten Vermietern genannt wird lautet "Jeder Feet Länge entspricht Liter pro 100 Kilometer". Weiter geht es zum KOA-Campground, diesmal wieder der größere. Das Einchecken erfolgt wieder äußerst freundlich. Diese Art Campground gefällt uns ja bekanntermaßen überhaupt nicht, er ist aber so praktisch: Full Hookup, also mit Strom- und Wasseranschluss sowie Abwasser. Dabei haben wir insofern noch Glück, weil wir am Ende einer Reihe sind und wir somit nur auf einer Seite einen Nachbarn haben werden. Voraussichtlich, denn Campground ist vergleichsweise leer, das kennen wir auch ganz anders. Wir müssten auch noch das Propan auffüllen, aber das ist erst in 2 oder 3 Stunden möglich. Jetzt beginnt die Innenreinigung des Fahrzeugs, verbunden mit einer akribischen Kontrolle sämtlicher Schränke, Schubladen und versteckten Nischen. Etwa zwei Stunden später können wir auch noch das Propan auffüllen. Interessant ist die Möglichkeit des Bezahlens: Der "Tankwart" spricht per Funk mit der Kassiererin, Anita muss per Funk ihren Namen durchgeben und betätigen, dass sie damit einverstanden ist, dass das Propan auf die Site geschrieben wird. Nun ist Reinigungs- und Abkühlzeit dran. Während sich die Wäsche in der Waschmaschine dreht, drehen wir kurze Runden durch den Pool. Uns gehen aufgrund der Höllentemperaturen doch tatsächlich die Getränke aus, weshalb wir uns noch an der Rezeption Nachschub besorgen. Und anschließend endet unsere kulinarische Rundreise im und um den Bus herum mit "Mange les restes an ailes de poulet". Also Reste-Essen und ein paar Hühnerflügel. Es folgt ein letzter Schuck in der Lounge. Jetzt wäre der richtige Moment, ein Fazit über Road Bear bzw. unseren Bus zu ziehen aber ich warte erst die morgige Rückgabe des Fahrzeugs ab und bilde mit dann ein umfängliches Urteil. Und jetzt, ab ins Bett. |
12.06.2024: Las Vegas (KOA-Campground - Platiunum) Nun lässt sich der Abschied nicht mehr rauszögern. Kurz nach 7 Uhr sind wir schon im Storage, verstauen -wie bereits ja erläutert- alle Utensilien, die wir jetzt gleich bei der Abgabe des RVs und der Übernahme des neuen Wagens nur im Weg stehen würden- und sind noch vor 8 Uhr bei unserem alten Vermieter. Tatsächlich haben wir hier bei El Monte in den Vorjahren unsere Camper geliehen und jetzt bei der Rückgabe des Road Bears stehen wir wieder hier. Hintergrund ist, dass sich Road Bear hier eingemietet hat. Gut für uns, denn hier kennen wir schon einige Mitarbeiterinnen. Die Rükgabe läuft richtig flott und dennoch gibt es einen kleinen Zwsichenfall. Die Mitarbeiterin, die unseren Wagen kontrolliert, öffnet zwecks Inspektion jede Außenklappe und das so schwungvoll, dass sie ein Schloss dabei demoliert und fragt dann auch noch, ob uns das während der Tour passiert sei. Habe ihr dann erklärt, dass ich vor einer Stunde noch den Strom abgeklemmt habe und die Klappe einschl. Schloss noch funktionierte. Bin mal gespannt, ob was auf der Rechnung stehen wird. Doch davon ist nachher keine Rede mehr. Anita und ich haben gestern beide(!) jede Klappe geöffhet und jedes Fach genauestens durchsucht, damit wir ja nichts da lassen. Der Wagen ist also so sauber, als seinen wir nie drin gewesen. Bis auf die Flasche Lysterine, die uns die Mitarbeiterin lächelnd auf den Tisch stellt. Sie bestätigt, wir haben alles komplett ausgeräunmt....fast. Jetzt fällt uns beiden auch ein, wo die Flasche stand: Im Badezimmer ganz unten rechts, da haben wir nämlich die Reserve-Flaschen etc. verstaut. Wir schätzten, dass wir ca. vier Generatorstunden verbraucht haben aber zu unserer Überraschung sind es gerde mal zwei. Und nun ist es soweit, der Wagen wird uns vor der Nase weggefahren und wir haben ausgiebig Zeit, Fazit zu Road Bear und unserem Wagen zu ziehen. Zunächst wieder eine Korrektur: Ich habe ja behauptetr, dass wir noch nie einen Camper mit nur 13.000 Meilen auf dem Tachoo übernommen haben und diese Behauptung hält nach unserer Recherche nicht mehr stand. Wir hatten schon mal einen mit 10.000Meilen. Dennoch sind 13.000 Meilen für ein RV so gut wie nichts, unter den Campern noch fast ein Neuwagen. Aber mal chronologisch: Die Übergabe in Los Angeles war prima: Der Shuttle kam pünktlich, wir hatten das Glück einer sehr frühen aber auch sehr freundlichen Übernahme, wenn die Niederlassung aber auch ungewöhnlich klein erschien. Der Camper hat technisch einwandfrei funktioniert. Die Komplikationen mit den Jackson 4 lag an unserer Bedienung und hätte an jedem anderen Camper mit diesem System genauso funktionieren können. Die Rückgabe heute erfolgte ebenfalls freundlich und sehr zügig. Und damit endet auch die positive Bewertung, denn jetzt geht es zu dem Zustand des Fahrzeugs unabhängig von der trechnischen Seite und hier gibt es viel aufzuführen: Riss in der Windscheibe, genau im Sichrfeld von mir (also dem beifahrenden Fotografen) Vielzahl von Kratzern außen (egal) und innen im Fahrzeug Wasserdruck im Bad erfordert viel Geduld vom Waschenden Risse im Sofa und dem Fahrersitz usw. Nicht besonders sauber Meiner Meinung nach alles die Resultate zweier Mieter-Typen: Typ A: Bemüht sich, alles in Ordnung zu halten, ist ja nicht sein Eigentum und letztlich muss er ja vermutlich für die Schäden aufkommen. Und dnnoch passiert mal was. Typ B: Ich habe bezahlt, dann nutze ich alles auch, wie ich es brauche. Geht was kaputt? Na und? Das haben die doch einkalkuliert und verdienen doch genug. Ansonsten sagen wir halt, dass das schon war. Wir zählen uns zum Typ A, verlassen den Wagen oft sauberer als wir ihn übernommen haben und dennoch ist uns auch schon die eine oder andere Kleinigkeit passiert. Die aufgezählten Macken sind alles Dinge, die wir in den letzten Jahren auch schon mal an den Reisemobilen vorgefunden haben, doch diesmal hatten wir einen Wagen von Road Bear, deren Flotte -wie bereits erwähnt- preislich und vom Ruf sehr weit oben stehen und unsere darauf basierende Erwartung wurde nicht erfüllt. Ein Ausreißer? Vielleicht, weil der Wagen in einer ganz kleinen Station übergeben wurden und die wegen einer zu kleinen Flotte keine Alternative hatten oder diesen Wagen von Los Angeles in eine andere Station los werden wollten? Doch da werden wir eines Besseren belehrt. Auf den Shuttle wartend kommen wir zufällig mit einem Ehepaar ins Gespräch und die von ihrem Reisemobil berichten und wir glaiuben, die reden von unserem. Road Bear, 13.000 Meilen auf dem Tacho (welch ein Zufall), sehr verlebt. Nur haben sie ihren Wagen an einer großen Station übernommen. Das wird unsere Entscheidung im nächsten Jahr sicherlich mit beeinflussen. Wir haben viel Zeit zum Reden, denn der Shuttle ist erst für 11 Uhr terminiert. Dass wir so lange warten müssen haben wir durch unsere frühe Anfahrt ja selbst verschuldet. Aber so sind wir nun mal. Als Dropout hatten wir das Car rental Station angegeben, doch die Dame an der Rezeption hatte uns dann auf Flughafen Terminal 3 eingebucht, offensichtlich aber für uns nicht erklärbar ist, dass sie wohl die Vermietstation nicht gerne anfahren. Dem Ehepaar geht es ähnlich. Eigentlich wollen sie zu ihrem Best Western Hotel auf dem Strip, jetzt sollen sie irgendwo am Strip abgesetzt werden. Wozu werden wir erst gefragt, wo wir am Ende der Mietzeit hinwollen, wenn das dann doch nicht möglich ist? Für uns spielt das kaum eine Rolle, haben wir doch nur eine einzelne Umhängetasche dabei und den reglmäßigen Shuttleservice vom Flughafen zum Car Rental Station kennen wir bestens. Unsere Shuttle-Fahrerin kommt, pickt uns auf und auf unser freundliches Fragen folgt ein vielversprechendes Lächeln und alle werden dort abgesetzt, wie wir es wünschen. Trinkgeld gibt es aber erst nach dem Absetzen. Unseren Wagen haben wir diesmal bei Alamo gemietet. Eigenbtlich sind wir ja Hertz-Anhänger aber die nehmen drastische Aufschläge bei Einwegmieten, d.h. wir übernehmen ihn in Las Vegas und werden ihn in Los Angeles übergeben. Wir stellen uns der Challenge und wählen nicht den einfachen Weg, an einem Schalter einzuchecken sondern gehen zum Kiosk, also einem Automaten. Aber kaum dort angekommen und auf den Bildschirm getippt kommt auch schon eine freundliche Alamo-Mitarbeiterin und führt uns in Sekunden durch alle Menues. Sehr guter Service aber unsere Challenge hat sich damit erledigt. In der großen Autohalle hat Alamo, wie viele Vermieter, eine Choice-Line, d.h. die Fahrzeuge stehen nach Kategorien geparkt und man darf sich den Wagen selbst aussuchen. In unserer stehen vier Mustangs und ein Camaro und die vier Mustngs bleiben bei der Auswahl natürlich zurück. Leider ist der Kofferraum bei heruntergefahrenem Dach fast keiner als der bei unserem SMART. Da werden wir ein wenig Tetris spielen müssen. Es geht also zügig weiter bzw. würde es. Denn bevor wir die Halle mit Wagen verlassen dürfen müssen wir ja noch ein Kontroll-Häuschen passieren und das zieht sich deutlich länger dahin als jemals erlebt. Bei Hertz ist das -nur ganz leicht übertrieben- einmal alle Papiere vorzeigen und dann geht es raus. Aber hier werden alle Daten offensichtlich noch einmal neu eingetragen und ein neuer Vertrag wird erstellt. Wir befürchten zunächst, dass irgendwas nicht in Ordnung sei, aber das ist hier wohl normal, denn bei den anderen Mietern scheint es auch nicht schneller zu gehen. Die am Kiosk eingesparte Zeit verlieren wir demnach also wieder aber....macht nichts, wir haben genug davon. Kaum Car Rental Station verlassend halten wir schon ander ersten Station, dem Outlet. Lediglich zwei Objekte sind unser Ziel: Crocs und Sonnenbrille. Nachdem die Auslobung eine Finderlohns für mine verlorene Brille nicht vom Erfolg gekrönt wurde, muss ich mir wohl eine neue anschaffen. Zu meiner Freude haben sie genau mein Modell in meiner gewünschten Farbe aber die Überraschung ist groß. Obwohl es sich um ein amerikanisches Modell handelt ist sie teurer als in Deutschlnd. Deutlich teurer und obwohl dies (angeblich) ein Outlet ist. Erfolgreicher werden wir bei Crocs, obwoihl auch hier die Preise in keinster Weise billiger sind als bei uns. Aber wir brauchen beide welche und werden auch fündig. An der Kasse stehend sehe ich ein Schild, dass es einen 10 Prozent-Gutschein gibt, wenn man seine alten Crocs hier abgibt. Denn die werden gesammelt und recycelt. Eine schöne Idee und wir fragen an der Kasse nach. Ja, der Gutschein wird sogleich auf den Kauf des zweiten Paars verrechnet. Eine schöne Idee, besonders, dass sie recyclt werden. Nach kaum 20 Minuten sind wir schon wieder unterwegs zu Station 2, Denny`s, denn ohne Frühstück im Magen meldet sich der selbige ja doch mittlerweile. Die derzeitige Vollbeschäftigung bzw. Fachkräftemangel scheint auch hier in den USA Spuren zu hinterlassen. Die Menue-Karte ist stark ausgedünnt und es dauert sehr lange, bis wir zunächst unsere Bestellung aufgeben können und danach unser Essen erhalten. Die von uns geliebten "Buffalo Chicken Strips" sind leider der Streichung zum Opfer gefallen also entscheiden wir uns als Starter für einen Sampler. Da sind wenigstens vier ganz kleine Chicken mit Buffalo-Sauce dabei. Als völlig überflüssige Hauptgerichte gibt es Chicken Fried Chicken (kein Tippfehler) für Anita und ich entscheide mich für einen Burbon-Bacon-Burger. Überflüssig deshalb, weil die geteilte Vorspeise schon mächtig war und wir uns aufgrund der Hitze so viel Getränke hineingießen, dass kaum Platz bleibt. Was wir ungern machen: Wir lassen einige Reste auf dem Teller. Station 3 ist unser Storage, aus dem wir alle Sachen rausziehen, die wir noch brauchen. Station 4 (ungeplant) Walmart: Restrooms und Getränke, denn es ist immer noch unerträglich heiß Tagesziel und Endstation: Platinum Hotel Bevor wir alles ausladen, hochbringen und wieder mehrmals das Zimmer tauschen müssen, weil man uns das falsche gibt, gehen wir es diesmal cleverer an: Wir checken erst ein, sehen uns das Zimmer an, das diesmal natürlich auf Anhieb das richtige ist und dann holen wir das Gepäck hoch. Leider ist das Valet-Parking, das es hier einst gab und für uns damals völlig neu und aufregend war, während Corona abgebaut worden. Dennoch erhalten wir Hilfe als wir wie Sherpas in die Hotelhalle kommen. Ein Mitarbeiter holt einen Gepäckwagen und fährt mit Anita hoch während ich quasi das Valet Parling mache. Und jetzt heißt es nur noch: Einpacken, Auspacken, Umpacken, nochmals Umpacken und fertig. Ordentlich Hygiene, paar originelle Aufnahmen am Pool (das Unverständnis der zum Glück wenigen anderen Besuchern steht ihnen in den Gesichtern) und anschließend in die Lounge. Die haben wir zwangsweise vom Camper auf den Balkon unseres Zimmers verlegt. Aber selbst um diese Zeit ist die Luft mit weit über 30 Grad immer noch so aufgeheizt, das wir es irgendwann vorziehen, in die klimatisierte Eiskammer zu wechseln. Wir können vom Hotelflur aus auf Sphere sehen, eine vor wenigen Wochen eröffnete Event-Halle, die nicht nur das größte kugelförmige Gebäude der Welt ist sondern auf der Außenhaut aus Millionen von LED besteht und rund um die Uhr spektakuläre Animationen abspielt. Hätten wir eine kleinere Zimmerkategorie, dann könnten wir evtl. auch vom Zimmerfenster darauf schauen. Wäre einerseits schön, andererseits würden wir vermutlich rund um die Uhr völlig verklärt auf eine große Kugel schauen und Zeit und Raum vergessen. So müssen wir halt ab und zu auf den Flur und von dort aus raussehen. Und jetzt: Gute Nacht ! |
13.06.2024: Las
Vegas (Platinum) Der heutige Tag ist sehr schnell berichtet. Unser erster Step ist der Storage, den wir mit allem befüllen, was wir nicht auf unserer Weiterreise benötigen. Wir haben uns vorgenommen, am Abreisetag nicht mehr zum Storage zu fahren. Nächste Station ist die Fremont Street, wo wir ein paar Filmaufnahmen für unsere Show machen. Eigentlich müssten wir schon für ein bisschen Aufmerksamkeit sorgen aber hier sind alle entspannt und keiner interessiert sich für den Blödsinn des anderen. Was diesmal und erstmalig auffällt: Es gibt viele Performer, die mit Kunst oder ihrem halbnackten Körpern ein paar Dollar durch Fotos verdienen möchten, das kennen wir auch schon von dem abendlichen Rummel. Aber jetzt wird man wirklich angesprochen und animiert. Wir haben andere Dinge im Kopf. Zurück im Hotel gehen wir mal für eine Stunde an den Pool und schon bald geht es weiter zum Essen. Zwischendurch müssen wir allerdings wieder ein Shooting durchziehen und fahren mit dem Wagen zum Parkhaus von Park MGM. Das schöne an Vegas ist ja, dass man tatsächlich in vielen Parkhäusern kostenlos parken kann. Man möchte die Menschen eben anlocken, dmit sie in den Casinos spielen. Beim Reinfahren sind wir nun doch überrascht, dass das Parkhaus nicht mehr kostenfrei ist. Eine Preistabelle können wir nicht entdecken aber da unser geplantes Shooting nur wenige Minuten dauern wird sind wir uns einig, dass es schon nicht so teuer werden wird. Nach geschätzten 10, allenfalls 15 Minuten sind wir zurück und schauen uns gegenseitig ungläubig an: $18 für die paar Minuten. Fairerweise muss man sagen, dass der Preis für 0 bis 24 Stunden gilt. Trotzdem leisten wir uns anschließend noch ein Abendessen im Steakhaus "Outback" und hier gibt es selbstverständlich als Vorspeise den Blooming Onion, den wir vor einigen Jahren durch Susanne und Daniel kennengelernt haben. Es ist eine große Zwiebel, die mit einem speziellen Messer aufgeschnitten und anschließend frittiert wird. Optisch wie geschmacklich ein Hit. Als Hauptspeise nimmt Anita einen Outback-Burger und ich Wings. Wieder einmal alles viel zu viel, wir müssen das noch lernen. Zurück im Zimmer merke ich beim Überspielen der Bilder, dass zwei Aufnahmen nicht so sind, wie ich es mir versprochen hatte, weshalb wir uns nochmal zu Fuß auf den Weg zum Ling gehen, dem Highroller, dem wohl derzeit immer noch größtem Riesenrad der Welt. Erneut zurück im Zimmer planen wir die morgige Fahrtroute nach Los Angeles und lassen den Abend sehr schön und gemütlich auf dem Balkon ausklingen. Heute werden wir früh ins Bett gehen, denn morgen haben wir, bzw. vermutlich Anita, wieder eine lange Strecke vor sich. Fazit Las Vegas, the same procedere... Wenn ich über Las Vegas und meine Ansicht berichte, ist es seit Jahren (fast) immer das selbe und ich könnte mit Copy and Paste alles erläutern. Es wird -von den Corona-Jahren einmal abgesehen- gebaut und gebaut und vorher abgerissen. Fontainebleau: Ein riesiges Hotelprojekt am Strip lag jahrelang wegen fehlender Geld brach und jetzt ist es fertig. Tropicana fehlen über viele Etagen schon die Außenwände, ein sicheres Zeichen, dass es in einiger Zeit gesprengt wird. Mirage schließt in den nächsten Wochen und wird komplett umgebaut. Am Venetian wird gebastelt. Vermutlich schon wieder ein paar zusätzliche Shops. Wie Las Vegas immer wieder umgebaut wird und dadurch eine neue Atmosphäre entsteht ist faszinierend aber nicht immer schön. Der Strip hat sich von einer langen Straße mit einzelnen großartigen Themenhotels zu einem Ansammlung von Hotel neben Hotel entwickelt und meiner Meinung nach den Charme der 90er verloren. Aber vermutlich haben das auch diejenigen so empfunden, die in der 90ern, also unserer USA-Startzeit, auf 30 Jahre Las Vegas zurückblicken konnten. Wir erfreuen uns einfach dran, dass wir das (halb-)alte Vegas noch kennengelernt haben. |
14.06.2024: Las Vegas - Rendondo Beach Die Wecker reißen uns viel zu früh um 5 Uhr aus dem Schlaf und übermüdet, völlig übermüdet quälen wir uns aus den Betten. Denn es ist entgegen aller Pläne doch sehr spät gestern Abend bzw. heute Morgen geworden. Viel zu schön war es, den letzten Abend noch auf dem Balkon gemütlich ausklingen zu lassen. Anita fällt es einen Hauch leichter. Aber bald schon sind wir mit dem letzten Joghurt als Frühstück in uns beim Check Out, der freundlich und reibungslos abläuft, im vollgepackten Auto auf dem Weg zum Las Vegas - Sign. Denn trotz aller Müdigkeit dürfen diese Aufnahmen nicht fehlen. Die beiden Rucksäcke passen bequem in den Kofferraum und alles andere....nicht! Planen wir doch, evtl. auch offen zu fahren, reduziert sich der Platz im Kofferraum auf weniger als die Hälfte. Denn das runtergefahrene Dach findet dort im Kofferraum seinen Schlafplatz. Also verstauen wir den Rest auf der Rücksitzbank. Wer Cabrio fährt muss eben dafür zahlen. Nach etwa einer halben Stunde biegen wir ab zu Seven Magic Mountains, einem Kunstprojekt des Schweizer Ugo Rondinone, das bunt und faszinierend inmitten einer monotonen Landschaft hochragt. Wir waren schon einmal hier aber weil es fast auf der Strecke liegt und eine weitere schöne Kulisse für unser Projekt darstellt ist der Halt schon zwingend. Danach wird es stundenlang langweilig, weil es nur über die Interstate I15 geht, zumindest aber läuft es. Doch je näher wir uns dem Großraum Los Angeles nähern desto quirliger und voll wird es. Teilweise über bis zu 8 Spuren muss man schon schauen, dass man immer die richtige Spur findet um nicht plötzlich in eine andere Richtung abzubiegen. Doch Anita schafft es. Gegen späten Mittag erreichen wir endlich die Stelle, an der wir die I15 verlassen können, verfahren uns dann doch noch einmal kurz und dann wird es relaxter. Wir können endlich das Dach runterfahren und erfahren recht schnell, dass die Sonne gut brennt, die Luft aber doch kühl ist. Etwa 23 Grad sollen es sein und wenn man am Vortag noch genau das doppelt an Grad hatte, kommt es einem sogar etwas frisch beim Fahren vor. Schnell mal sehen, ob der Wagen neben der stark arbeitenden Klimaanlage auch eine Heizung hat. Hat er. Das erste Teilstück hin zum Pazifik zeichnet sich durch eine Serpentinenfahrt durch die grünbewachsenen Berge durch und wäre entspannend, doch viele Verkehrsteilnehmer nehmen diese Serpentinen zum Anlass, die Fähigkeiten ihrer Wagen auszuprobieren. Insbesondere mehrere Motorradfahrer fahren hier am Limit, überholen trotz durchgezogener Linie, vor unübersichtlichen Kurven und teilweise auf der Gegenfahrbahn. Mein Spruch permanent: "Und gleich treffen wir sie zerlegt wieder". Zum Glück trifft das nicht zu. Wir haben den ganzen Tag für die Fahrt eingeplant und können so in aller Ruhe fahren. Anita hat dabei einen Umweg eingeplant, um uns diesmal vom Süden her Redondo Beach über den Highway Nr. 1 zu nähern. Aber jetzt wird es "knubbelig", wie sie immer sagt. Google Maps warnt uns immer schon mit orangenen oder roten Fahrtstrecken vor, dass es hier zu Verzögerungen kommt und wir erkennen, Google Maps lügt meistens nicht. Bis auf wenige Teilstück ist es ein Stop und Go und vom Pazifik sehen wir eher wenig. Gegen 16:30 Uhr erreichen wir dann endlich nach gut 360 Meilen das Best Western in Redondo Beach, das wir ja schon kennen. Anita hat es vor paar Jahren für uns rausgesucht, weil es in der Nähe des Flughafens liegt und erst vor Ort wurde es uns klar, dass auch der Pazifik nicht weit entfernt ist. Das Einchecken erfolgt freundlich und zügig und sehen uns kurz darauf im selben Zimmer wie beim letzten mal. Etwas frisch machen und schon geht es zum naheliegenden Supermarkt und dann zum Rock & Brews, einem originellen Restaurant, das wir bei unserem letzten Besuch vor zwei Jahren kennengelernt haben. Hier gibt es den "Alice Cooper Poison Burger", auf den ich mich schon freue. Der ganze Raum ist übersät von Bildschirmen, auf denen entweder dezent Sport oder in Konzert-Lautstärke Hard Rock gespielt wird. Hinzu kommen all die Gäste, die sich die Musik übertönend unterhalten. Wir zwei haben arge Verständnisschwierigkeiten. Weniger inhaltlich als akustisch. Es ist Freitag, der Laden recht voll und wir mittlerweile vielleicht etwas älter. Fest steht: Wir kommen morgen wieder, aber möglichst früher, wenn noch nicht viel los ist. Der Service ist sehr freundlich und das Essen lecker. Anita nimmt einen Ultimate Burger und ich vorläufig letztmalig den Alice Cooper Poison Burger. Ich liebe seit einiger Zeit sehr scharfes Essen aber der ACP-Burger ist heute am oberen Ende meiner Schärfen-Scala, vielleicht sogar schon etwas drüber. Morgen muss es was anderes sein und ich erahne schon was: Ein Kind neben mir hat Flügel und die sehen nicht nur sehr lecker aus, sie riechen auch noch teuflisch gut. Nur das Warten auf die Rechnung zieht sich hin, was für die USA doch eher unüblich ist. Zurück planen wir dann noch einen gemütlichen Abend: Anita korrigiert noch mal meinen Reisebericht und danach genießen wir noch den Abend mit einem Glas Wein, nicht in der Lounge, nicht auf dem Balkon, einfach auf dem Bett. Den ersten Teil setzen wir auch noch um und Anita korrigiert den Text. Mehr weiß ich nicht, denn schlagartig schlafe ich ein. |
15.06.2024: Redondo
Beach Komplett durchgeschlafen und erst gegen 7 Uhr aufgewacht. Die kurze Nacht vorher hat also doch ihren Tribut gefordert. Frühstück Zunächst geht es zum Frühstück. Wer in den USA war weiß, dass die üblichen Hotel-Frühstücke sich nicht mit denen deutscher Hotels vergleichen lassen doch dies hier ist recht gut. Vielleicht, weil es ein Best Western plus ist? Auf jeden Fall gib es Eier, Sausage, Hashbrowns, Waffeln usw. Das Wetter ist wieder, wie in den Vorjahren, ziemlich wolkig und erst am späten Vormittag verzieht sich die Wolkendecke. So, wie wir es gewohnt sind. Uns fehlt noch eine Aufnahme mit dem Wagen, die gestern nicht richtig funktionieret hat und so beschließen wir, mit dem Auto einmal zum Strand zu fahren, das Auto dann zurückzubringen und zu Fuß zum Strand zurückzulaufen. Doch wider Erwarten finden wir direkt am Strand nicht nur einen Parkplatz, die Parkuhr nimmt statt vieler kleiner Münzen, die wir nicht haben, auch unsere Kreditkarte. Die Stunde Parken kostet lediglich $1,50. Sehr preiswert für eine solche Lage. Knapp 2 Stunden verbringen wir am Strand mit Filmen und in die Brandung rennen. Dass der Pazifik Salzwasser ist merkt man schon beim ersten Reinspringen. Sogar Anita zieht es immer wieder in die Wellen und bei mir werden herrliche Kindheitserinnerungen an Urlaube mit der Familie in Spanien wach. Meinem Vorschlag, den nächsten ein- oder zweiwöchigen Urlaub ausschließlich am Strand in Spanien zu verbringen, widersetzt sich Anita. Strandurlaub? Ganz im Ernst: Diese zwei Stunden haben Spaß gemacht und ich setze noch einen drauf: Wir hätten von mir aus sogar noch eine dritte dranhängen können aber heute verstehe ich nicht, wie wir damals ganze Tage am Strand verbringen konnten. Das wäre mir heute zu langweilig. Genauso wenig verstehe ich einige andere Badegäste nicht, die die ganze Zeit nur in der knallen Sonne zum Bräunen liegen. Zugegeben, der frische Wind macht die Sonnenkur durchaus erträglich bzw. kann auch dafür sorgen, dass man sich der Brennkraft der Sonne gar nicht bewusst wird. Es geht zurück zum Hotel, wo wir uns "ausgehfertig machen" und dazu gehört auch, sich von dem Sand, der sich in Badehose und -anzug versteckt hat zu befreien. Ich sehe morgen schon die Schlagzeile: Strand an Redondo Beach an einem Tag um einen halben Meter abgebaut. Der Sand versteckt sich aber auch überall... Zum Essen geht es wieder zum Rock&Brews. Wie vorhergesehen bestelle ich die Chicken und Anita diesmal den Oklahoma Slam Burger. Diesmal haben wir Glück und sitzen in einer Box und obwohl wir früher als gestern hier sind, ist nicht weniger los. Boy oder girl? Im Außenbereich findet eine Feier statt. Anita hat schon mal in einem amerikanischen Film eine solche Feier kennengelernt, die stattfindet, wenn man offiziell verkündet, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird. Unschwer zu erkennen, es wird wohl ein Mädchen, denn die werdende Mutter trägt ein rosa Kleid, din Wand ist übersät mit rosa Luftballons und kistenweise werden Pampers herangeschleppt. Warten Wir warten ziemlich lange auf unser Essen. Anita 1 Stunde, ich 1,5 Stunden. Tatsächlich ist da wohl einiges schief gelaufen in der Küche. Zwischenzeitlich ist sogar mein Glas Wein schon leer und ich muss nachbestellen. Aber auch das wird vergessen. Als Anita dann fertig ist kommen auch meine Chicken, lediglich die dazugehörigen French Fries lassen erneut auf sich warten. Wiederholungspotenzial? Und dennoch: Kommen wir wieder, falls wir nochmals hier sind? Bestimmt. Das Essen ist lecker und reichhaltig, der Service wirklich freundlich, die Atmosphäre besonders und auch besonders laut und sagen wir mal, es ist heute -wie ,man mittlerweile oft hört- suboptimal gelaufen aber auch nicht skandalträchtig. Und beim Bezahlen erhalten wir sogar zu unserer Überraschung einen Nachlass aufgrund der Umstände. Das hätten wir jetzt weder erwartet noch erfragt. Zurück im Hotel kommt es dann zum finalen Packen und einem letzten Schluck. Und dann ist der Abend auch schon vorbei. |
16.06.2024 /
17.06.2024: Rendondo Beach - LAX - FRA Nun ist das Ende nicht mehr aufzuhalten. Da unsere Maschine erst am Spätmittag starten wird haben wir nun recht viel Zeit. Zunächst geht es zum Frühstück und dann beladen wir letztmalig unseren Wagen um ihn bei Alamo abzugeben. 13 Meilen liegen vor uns und die Strecke ist gut zu finden. Wenn jemand in Deutschland manchmal über die fehlende "Grüne Welle" der Ampelschaltungen schimpft, dann sollte er unbedingt mal hier her kommen, um unsere zu schätzen. Aber sonst läuft alles rund und der Wagen ist fast schneller übergeben als wir ihn entladen können. Rund $130 müssen wir noch erwartungsgemäß draufzahlen für: gekaufter Tankinhalt Co2-Abgabe Road Assistant Sirius (Das ist ein Satelliten-gestütztes Radiosystem) Auf das letztgenannte Item hätten wir notfalls verzichten können, die anderen Features sind aus unserer Sicht gesetzt. Anders als in Las Vegas hat hier in Los Angeles jeder Autovermieter einen eigenen Shuttleservice. In Las Vegas gibt es seit einigen Jahren die Car Rental Station, wo alle relevanten Autovermieter untergebracht sind. Der nächste Shuttle steht schon für uns und für ca. fünf Mitfahrende bereit und kaum betreten wir ihn, da saust er auch schon los. Nach einigen, nicht akribisch nachgehaltenen Minuten erreichen wir die erste Station an LAX und da wird es .... wir nennen es mal interessant. Eine vielköpfige Familie betritt den Shuttle und trägt eine unübersehbare Anzahl von Koffern mit sich, die in den Staufächern untergebracht werden müssen. Wirklich, wir haben noch nie eine solche Anzahl von Familienangehörigen, geschweige denn von Koffern gesehen, die einen unserer Shuttles betreten haben. Beim Anblick des Kofferregals kommt in mir der Monk durch, der lange Tetris gespielt hat und kaum glauben mag, wie hier Koffer komplett falsch gestapelt werden. Vermutlich nach dem Motto: Besser hier im Regal, egal wie, als irgendwo im Gang. An der zweiten Station heißt es "Lufthansa" und wir packen unser Gepäck und gehen raus. Der Shuttle-Fahrer gibt uns noch Instruktionen, wo wir hin sollen und dadurch wird uns klar, dass es uns wohl an der falschen Station entlässt. Denn erstens sind wir statt auf der Abflugebene auf den Ankunftsebene und außerdem eine Station zu früh. Aber das ist uns egal, die Koffer rollen wie geschmiert. Im Terminal sortieren wir erstmal unser Gepäck und ich werde weltweit berühmter Star, wobei ich nicht weiß, wer meine Fans sind: Eine Reihe von Reisenden planen eine Gruppenaufnahme und als Joke stelle ich mich mitten rein und mach eine lustige Geste. (Nein, ich habe keinen Tropfen Wein getrunken und bin nicht übermüdet und habe noch nie in meinem Leben Drogen genommen). Was nur als kleiner Joke gedacht war, hat den Reisenden so gut gefallen, dass sie mich bitten, für das Foto noch einmal zu posieren. Und der Star konnte einfach nicht "Nein!" sagen. (P.S: Sollte irgendjemand dieses Bild im WWW finden, dann bitte ich um einen Screenshot. Ich selbst habe leider kein Bild davon) Unsere erste Station ist die Sicherheitskontrolle, bei der er es auf meine Anfrage hin keine Fast-Lane für First Class gibt. Die Schlange ist lang, führt automatisch an einer durch Spürhunde begleitete Kontrolle durch bis wir dann bei der eigentlichen Sicherheitskontrolle stehen. Anita fragt, zu meiner Überraschung, recht laut, fast schreiend, ob die Laptops rausgelegt werden müssen, die Smartphones, die Flüssigkeiten, die Schuhe... Ich bin direkt überrascht über ihre laute und proaktive Haltung und wir hören stets "No", "No", "No".....Und tatsächlich, nichts muss rausgelegt werden, offensichtlich hat Los Angeles einer der neuesten und sichersten Kontrollsysteme. Sogar diverse Ersatzteile im Körper werden entweder nicht erfasst oder als solche erkannt. Bei Anita läuft es weniger rund. Sie muss ihre Schuhe, obwohl sie extra gefragt hatte, noch einmal durch den Scanner laufen lassen. Damit lassen wir den für uns schlimmsten Teil der Reise hinter uns, denn diese Kontrollen sind immer hektisch und die Art und Weise der Kontrolle oft unvorhersehbar. Recht flott erreichen wir die Lounges der Star-Alliance. Der Mitarbeiter führt uns in die First Class Lounge, die wir auch heute wieder um diese Zeit völlig leer vorfinden. Sehr nett wird uns erklärt, dass wir jederzeit etwas aus der Menükarte bestellen können, uns aber auch am Buffet bedienen dürfen und wenn alles nicht reicht, ist die Business-Lounge mit einer noch größeren Auswahl direkt nebenan. Wir sind ja irgendwie beständige (andere sagen vielleicht langweilige) Gewohnheitsmenschen und so nehmen wir auf unseren "Stammplätzen" Platz und auch die Bestellung ist wie immer: Anita entscheidet sich für "Soup of the day" und ich für meinen schön angerichteten Shrimp Cocktail. Die lange Zeit verbringen wir mit viel Fotografie und Filmen und langsam füllt sich auch die Lounge. Gegen 14.15 Uhr machen wir uns dann auf den Weg zum Gate 150. Viel zu früh, denn das Gate ist direkt nebenan. Meist haben wir das Pech, dass unser Gate immer einer der letzten ist. Das Boarding erfolgt pünktlich und sehr herzlich werden wir an Board begrüßt. Wieder sitzen wir auf unseren Lieblingsplätzen, die -da ist sich auch das Internet weitgehend einig- in der 747-8 First Class die besten sind: 1A und 1K Wir hätten, wie vor zwei Jahren auch schon mal, mit Sicherheit einen anderen Flug gebucht, wenn diese beiden Plätze bereits belegt gewesen wären. Weshalb 1A und 1K? Es gibt nur acht Plätze in der First Class und diese beiden Plätze sind am nahesten beieinander (von den Mittelplätzen in der dritten Reihe abgesehen, die aber keine Fensterplätze sind), so dass man sich auch in normaler Lautstärke unterhalten kann und es laufen keine anderen Passagiere an einem vorbei, lediglich die beiden Flugbegleiter, wenn sie vorne an den Schrank für die Bettauflagen müssen. Wir selbst haben es schon erlebt, dass wir von vorne nach hinten in die Waschräume spazieret sind und so den uneingeschränkten Blick auf die schlafenden, kauenden und in der Nase bohrenden Passagiere hinter uns hatten. Begrüßt werden wir traditionell mit einem Glas Champagner, wobei es diesmal sogar den Rose` gibt, der bei Kennern besonders beliebt aber wohl leider auch recht teuer ist. Knapp 200€ kostet die Flasche, wird nicht auf jedem Flug serviert und heute wird sogar mehrmals nachgeschenkt. Obwohl ich kein Freund von Sekt und Champagnern bin stelle ich beim Nippen fest, dass mir der sogar schmecken könnte. Aber natürlich gebe ich mein Glas wieder brav an Anita weiter. Interessant und für uns neu ist, dass dem Team in der Kabine wohl auch der Status der Reisenden mitgeteilt wird, denn eine Flugbegleiterin geht davon aus, dass wir uns ja schon auskennen, wie sie unserem Status entnommen hat. Im Gegensatz zum Hinflug sind all acht Plätze belegt, so dass wir nicht mit so viel Zeit mit den Flugbegleiterinnen rechnen können wir im Hinflug. Und dennoch verläuft der Flug in absolut bester Qualität. Die Flugbegleiter sind sehr freundlich, aufmerksam, bieten einen hervorragenden Service und die Auswahl an Speisen ist ebenso vielfältig wie qualitativ bestens. Julia erlaubt mir sogar ein Foto zu machen. Netterweise überlässt mir Anita wieder ihre Portion Kaviar. Aber wir haben aus den letzten Flügen gelernt und so verzichten wir an der einen oder anderen Stelle auf Gänge, denn der damalige Flug "Fine Dining" ist uns in bester Erinnerung. Gute Nacht! Irgendwann sind wir durch mit Essen und Trinken und ganz schnell zaubert unsere Flugbegleiterin aus meinem Sitz ein volles Bett. Anita, die ja stets im Flug Filme anschaut, hat arge Schwierigkeiten mit dem Ton. Leider kann ich ihr nicht helfen, so dass wir doch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen müssen und siehe da, es liegt nicht an der Software. Nach mehreren Minuten des Probierens hat die Flugbegleiterin die Lösung: Es ist tatsächlich der Stecker der Kopfhörer, die tief unten in der Bestuhlung wohl keinen korrekten Kontakt hatte. Media-System Das Media-System der Lufthansa-First Class wird allerorts im Internet als nicht mehr zeitgemäß kritisiert, wobei ich nach wie vor der Meinung bin, dass das Klagen auf hohem Niveau ist. Aber mittlerweile denke ich auch, dass es Zeit wird, dass Allegris (das ist die neue Bestuhlungs-Konfiguration) verbaut wird und mit einem neuen Mediasystem kommen soll. Die Auswahl an Filmen, Musik sowie der Klang der hochwertigen Kopfhörer lassen keine Wünsche offen. Lediglich die Bildschirme sind für heutige Verhältnisse zu klein und nicht in höchster Auflösung. Beides stört mich überhaupt nicht, da ich sowieso nur Musik höre. Nicht mehr aber Stand von heute ist die Menüführung, die zu lange braucht. Vermutlich sind wir alle durch unsere heutigen Smartphones verwöhnt. Obwohl das Bett keine Wünsche offen lässt klappt es mit dem Schlafen nur temporär. Irgendwann nach einigen Stunden Flugzeit werde ich dann sehr nett von Julia geweckt und bin erstaunt, dass Anita schon angezogen ist. Mein Erstaunen kontert sie mit: "Das passiert mir nur einmal, dass ich mich am Platz umziehen muss". Denn im letzten Jahr haben wohl alle verschlafen, Flugbegleiter und Fluggäste und so waren die beiden Waschräume schnell belegt und wir bereits im Sinkflug. Interesse? Dann bitte den Clip "Funny and Fine" ansehen. Wie zu Beginn des Flugs kommen noch einmal die Flugbegleiter und der Purser um sich von uns zu verabschieden und wir bedanken uns noch einmal sehr freundlich, für den uneingeschränkt tollen Service und dass es uns Spaß gemacht hat. "Sie waren äußerst angenehme Fluggäste" hören wir erneut und in aller Bescheidenheit denke ich, dass das nicht nur die trainierte Verabschiedung ist und dass es auch ganz andere Passagiere gibt. Zumindest, was man so hört und liest. Nun sind wir da aber noch nicht dort: Unsere 747-8 hat noch keinen "Parkplatz" und so müssen wir doch noch etwa eine Viertel Stunde auf dem Vorfeld warten. Aber....wir haben ja zum Glück Zeit. Wir holen unsere Koffer und Rucksäcke aus den Schränken und verlassen, evtl. ja letztmalig, die First Class der 747-8 und suchen im Flughafen FRA den Ausgang, bzw. die Einreisekontrolle. Muss es denn immer First Class sein? Seit über 30 Jahren reisen wir regelmäßig in die USA und bis auf einige First Class- und Business-Class in den letzten Jahren saßen wir in 80% der Trips in der Economy und stets hatten wir einen richtig guten Service. Doch irgendwann keimte der große Wunsch, einmal in der First zu fliegen. Jeder, der eine gewisse Affinität zur Fliegerei hat und bei dem der Urlaub nicht erst am Urlaubsort beginnt , kann das so gut nachvollziehen. Alle anderen nicht. Das große Problem: Wer es mal gemacht hat, der ist für die weitere Zeit "versaut". Wir haben das jetzt dreimal gemacht und ich gehe davon aus, dass wir dennoch zukünftig die Kirche im Dorf lassen und wieder ganz normal reisen werden. Noch zwei sehr schlagfertige Antworten unserer Flugbegleiterin auf dem Hinflug, die mich begeistert haben. 1. Irgendwann sagte ich zu ihr zu Beginn des Flugs, dass wir zwei eigentlich eher anspruchslosere Passagiere sind, worauf sie wie aus der Pistole konterte: "Aber ich bin eine anspruchsvolle Flugbegleiterin." 2. Während ich filmte trat die Flugbegleiterin in das Bild und entschuldigte sich, worauf ich sagte: "Lassen Sie sich nicht stören, ich sitze hier nur so rum". Und ebenfalls wieder wie aus den Pistole antwortete sie: "Genau, so ist das Konzept hier an Board". Deutscher Boden Über Lautsprecher entschuldigt sich FRA für längere Wartezeiten im Abfertigungsbereich/Einreisebereich aufgrund des heute erhöhten Fluggästeaufkommens. Und kaum betreten wir die Einreise-Halle trauen wir kaum unseren Augen. Eine riesige Menschenschlange taucht vor uns auf und erinnert eher an die Immigration in Los Angeles oder früher bei den Disney-Studios. Doch dann sehen wir, dass Reisende mit maschinenlesbaren EU-Ausweisen an der Schlange vorbeigehen dürfen und wir stehen plötzlich direkt an den Automaten, die menschenleer sind. Perfekt! Welcome Mittlerweile kennen wir uns zum Glück ganz gut aus und finden recht schnell die Welcome-Lounge der Lufthansa. Erfreut sind wir über die Hinweise zur Zugangsberechtigung: Nicht nur First-Class und Hon-Circle und Senator-Reisende sondern auch Business-Gäste sowie Reisende mit dem Frequent Traveller-Status dürfen in die Lounge. Dann dürfen wir ja auch nächstes Jahr hier rein. Wir sind jetzt das dritte mal hier und sehr gespannt. Denn nach dem ersten Besuch vor zwei Jahren, bei dem das Buffet geplündert war und der Service uns nicht besonders freundlich erschien, waren wir im letzten Jahr erfreut, dass es auch anders geht. Um so größer ist jetzt die Spannung, wie es denn heute aussieht und zu unserer Freude ist alles bestens. Noch ´ne Nacht Nach einem erfrischenden Softdrink geht es zum Marriott im Frankfurter Flughafen, wo wir wieder eine Nacht verbringen werden, bevor es morgen endgültig heim geht. Wir plaudern beim Check-Inn gleich los und weisen darauf hin, dass wir jetzt eine Stunde früher da sind als avisiert und mitten im Schwall unserer Erläuterungen bat die freundliche Rezeptionistin, ob wir ggf. englisch sprechen könnten, weil sie neu ist und kein Deutsch kann. Für ein Hotel in Deutschland finden wir das zwar ungewöhnlich aber in keinster Weise dramatisch. Aufgrund der Erfahrung im Vorjahr, wo wir fast den ganzen Abend in der Lounge verbrachten, haben wir diesmal keine Club-Suite sondern nur ein Club-Zimmer genommen. Marriott hat ja vor ein paar Jahr einen Riegel des riesigen und seinerzeit größten Hotels Deutschlands vom Sheraton-Hotel übernommen. Hintergrund war wohl, dass Marriott bei amerikanischen Gästen ein höheres Ansehen als Sheraton hat. Die neuen Zimmer sind sehr modern und ansprechend eingerichtet. Kurzes Frischmachen und dann geht es in die Sauna. Wir sind recht überrascht, dass die Sauna wieder geöffnet ist und zwar aus folgendem Grund: Sheraton-Rückmeldung Im letzten Jahr hat sich das Sheraton, das sich die Sauna mit dem Marriott teilt, telefonisch bei mir gemeldet und sich für den YouTube-Clip, den ich über unsere Club-Suite gemacht habe, herzlich bedankt. Am Schluss fragte die nette Mitarbeiterin, ob sie denn etwas für uns tun könnte und meine Bitte war, doch bald die Sauna wieder zu öffnen, die uns schon ein wenig fehlt. Daraufhin sagte sie mir, dass das auf absehbare Zeit aufgrund des großen Umbaus und des aktuellen Personalmangels nicht mehr möglich sein wird. Und jetzt geht es doch. Ein Saunagang reicht uns heute. Abgespeckt wurden die Badelatschen, die es sonst immer in der Sauna gab sowie die kleinen Shampoos und Lotionen, die hervorragend rochen. Letztgenanntes greift wahrscheinlich den aktuellen EU-Plänen vor, wonach es zukünftig aus ökologischen Gründen in den Hotels keine kleine , einzeln verpackten Einheiten an Shampoo etc. mehr geben soll. Kurzer Rundgang durch unsere alte Lounge. Die war für uns zu Sheraton-Zeiten ein Highlight. Auf der neunten Etage konnte man auf der Terrasse bis nach "Mainhatten" schauen, sie fiel dann aber für Jahre dem Umbau zum Opfer und ist jetzt endlich wieder da. Frisch renoviert. Sogar die Rezeption in der neunten Etage ist wieder reaktiviert, was konkret bedeutet, dass man mit einer Buchung eines Club-Zimmers direkt hier oben einchecken kann. Wie früher. Für uns steht jetzt schon fest, dass es nächstes Jahr das Marriott sein wird. Für gut eine Stunde legen wir uns hin, bis es dann wieder in die Lounge geht. Ab 17:30Uhr gibt es ein leichtes Essen, was wir gerne mitnehmen. Es ist wirklich wie früher. American Children Wir verbringen bis weit nach 21 Uhr die Zeit hier oben, plaudern über die letzten Wochen, was wir dazugelernt haben, was wir beim nächsten Mal beachten sollten usw. Zwischendurch spielt Anita mit zwei amerikanischen Kindern, die sich zu uns in die Ecke der Lounge an den Spieltisch gesetzt haben und ihren Narren an uns, bzw. insbesondere an Anita gefunden haben. Irgendwie scheinen wir auf Kinder beruhigend und nett zu wirken, denn erst neulich bei Rock&Brews hat ein kleines Mädchen am Nachbartisch Gefallen an uns gefunden und mit uns kindlich "geflirtet" (Bitte nicht verkehrt zu verstehen). Die Eltern haben sich dann irgendwann an uns gewandt und sich entschuldigt, sie wüssten nicht, weshalb sie so von uns angetan ist. Wir selbst auch nicht ;-) Zurück zur Lounge: Das Personal ist auch hier besonders freundlich und während wir so über die letzten Wochen sinnieren kommt ein Mitarbeiter mit einem kleinen Obstteller auf uns zu mit den Worten im amerikanischen Akzent "Für euch". Hier weiß man, wie man Gäste "anfüttert", was aber überflüssig ist, denn wir hatten uns ja schon für das Marriott entschieden Mit einem letzten Glas Wein geht es auf unser Zimmer und bald schon fallen die Augen zu, bevor sie noch einmal auf einen ereignisreichen, bemerkenswerten und einfach nur tollen Tag zurückschauen. |
18.06.2024: Schluss Abschluss und Schlusswort, denn heute geht es nach einem ordentlichen Frühstück in "unserer Lounge" gegen 11 Uhr mit dem Zug heim, wo uns dann viel Arbeit erwartet. Beruflich aber auch hobbymäßig. Denn schließlich, um meine Arbeit zu erwähnen, muss das Bildmaterial gesichtet, gesichert und verwaltet werden und anschließend gibt es ein Fotobuch, eine Show und natürlich noch ein paar YouTube-Clips, zu denen ich diesmal nicht gekommen bin. Somit ist nun Zeit ein Gesamtfazit zu ziehen. Die Reise war wieder schön und sehr entspannend. Wie immer war es ein sehr harmonischer Trip, auch wenn es manchmal beim Rangieren des Fahrzeugs zwischen Fahrer(in) und Einweiser(in) zu kleinen, für andere kaum wahrnehmbare Missverständnisse kam. Manchmal liegen "Links" und "Rechts" eben nicht auf der selben Seite. Und nein, das ist nicht ausschließlich Anita passiert, in hektischen Situationen höre ich auch schon mal "Das andere Links, bitte". Aber wenn das schon alles ist und man anschließend selbst lachen kann. Also Harmonie pur. Zukunfts-Ziele Schön, dass wir Neues kennengelernt haben und vorläufige Entscheidungen treffen konnten: Den Zion N.P. werden wir voraussichtlich eine Zeit meiden, sind uns aber ebenso sicher, dass wir irgendwann rückfällig werden. TE-AH-Campground wird sicherlich nicht mehr als Wandergebiet angefahren, allenfalls für eine Übernachtung zwischendurch. Starvation werden wir sicherlich nicht wieder besuchen, der hat uns nicht so zugesagt. Antelope-Island wird auf jeden Fall wieder auf die Liste einer Reise gesetzt werden. Es ist eine Landschaft, die wir auf unseren sonstigen Reisen eher selten vorfinden. Wir müssen dort ja wegen der Spinnen auch nicht unbedingt duschen, zumindest nicht, wenn wieder Black Widows uns zuschauen. Beim Cave-Lake-State Park, den wir sicherlich wieder besuchen werden, achten wir zukünftig darauf, dass die Campsites auch für unsere Camper geeignet sind. Aber Joe wird uns schon wieder helfen. Und was ist mit dem Camper? Technisch einwandfrei aber recht verlebt. Dazu müssen wir nicht zu Road Bear, das bekommen wir auch bei preiswerteren Verleihern. Bezüglich der Größe haben wir ein ernsthaftes Problem: Je größer der Wagen, desto mehr Platz drinnen, desto höher der Spritverbrauch und desto eher die Gefahr, keinen geeigneten Stellplatz zu finden. Sicherlich wird es wohl doch wieder ein Motorhome Class A, also ein sog. Vollintegrierter, eben ein Bus. Er bietet neben viel Platz unsere Lounge und im Gegensatz zu RVs mit Alkoven auch eine freie Sicht nach vorne. (Wenn nicht wieder ein Sprung in der Scheibe ist). Die Vermieter geben die Länge der Class A-Fahrzeuge meist mit 30-34 Feet an. Diesmal hatten wir das Glück, einen 30er zu fahren, der eben kürzer als die anderen ist und dafür einen richtig guten Grundriss bot. Hier werden wir wohl noch ein wenig denken müssen. Und die Flüge: Die Flüge sind eine Klasse für sich aber leider ist es uns noch nicht einmal gelungen, First-Class-Flüge über Punkte zu ergattern. Und aufgrund der sich im Moment abzeichnenden Preisentwicklung wird es im kommenden Jahr auf jeden Fall etwas kleiner werden. Wann? Zwischendurch hatten wir uns schon entschlossen, nächstes Jahr aufgrund der Temperaturen früher zu fliegen. Denn in der Regel hatten wir an die 40 Grad Celsius, einige Tage sogar 46 Grad. An solchen Tagen macht man, bzw. wir(!) nichts. Die Zeiten, dass wir bei solchen Temperaturen mitunter sogar Mehrtagestouren machen konnten, sind längst vorbei. Andererseits war es diesmal auch eine für diese Jahreszeit ungewöhnliche Hitzewelle, d.h. auch Mai/Juni kann eine gute Reisezeit sein, wenn das Wetter keine Kapriolen macht... Auch hier müssen wir noch in uns gehen. Wir haben also in den nächsten Wochen viel zu tun. Zeit, um uns bei euch für die virtuelle Reisebegleitung herzlich zu bedanken. Wir hoffe, ihr seid auch das nächste Mal wieder dabei. Anita und Hartmuth, Juni 2024 |