Stand: 14.10.2016

 

Durch das Tal der Tränen und Blasen...

Stand: 26.09.2016

 

Unsere 48. USA-Tour im Herbst 2016

 

soweit es möglich ist live geschrieben

 

Hier entsteht in diesen Wochen unser aktueller Reisebericht:

 

Frankfurt - Zürich  -  Las Vegas – 

Zion N.P. -  Grand Canyon

(RIM2RIM oder RIM2RIM2RIM ?)

 Zion N.P. - Death Valley - 

Las Vegas – Frankfurt


Es geht wieder einmal los in den Urlaub (ach was!) und in die USA (wer hätte das gedacht?). Und unsere Reise soll uns wieder an und in den Grand Canyon bringen (wie ungewöhnlich!). Und wer den Arbeitstitel unserer Reise und der späteren Diashow liest ahnt schon zu Recht, dass da Großes und Anstrengendes auf uns zu kommen könnte. Nach vier Jahren wollen wir wissen, ob wir es noch einmal die RIM2RIM2RIM-Tour schaffen. Das heißt:

Vom Südrim des Grand Canyons hinunter  und auf der Nordseite wieder hoch. Und wenn wir oben am Nordrim sind gehen wir das ganze nach einem Tag Pause wieder zurück.

So zumindest unser Plan zum jetzigen Zeitpunkt, der sich ja -wer uns kennt weiß das- jederzeit und auch sehr kurzzeitig ändern kann.

Kurz zur Vorgeschichte:
Im Frühjahr 2015 kletterten wir von Indian Garden aus über den Bright Angel Trail nach oben zum Südrim und weil uns der Trail diesmal sehr schwierig vorkam schworen wir uns, dass dies unsere letzte Trekking-Tour sein sollte. Zumindest aber am Grand Canyon und der Bright Angel Trail.

Oben angekommen erhielten wir dann per Mail die Nachricht vom Backoffice des Grand Canyons, dass wir für den Herbst 2015 eine Permit für die RIM2RIM2RIM-Tour erhalten werden. Das war für uns Schicksal, die Tour trotz 8unseres Schwurs noch einmal anzugehen.

Leider  erwies sich die Permit nach unserer Rückkehr nach Deutschland als falsch. Die Ranger hatten sich mit unseren Daten vertan und eine nachträgliche Korrektur war lt. Aussage der Ranger nicht mehr möglich, weil zwischenzeitlich alle Permits vergeben waren.

Auch das erschien uns als Schicksal und dennoch starteten wir einen neuen Versuch für jetzt, ohne ernsthaft an den Erfolg unseres Antrages zu glauben. Und siehe da: Wir haben die Permit erhalten, uns 9 Tage durch das Tal der Tränen und Blasen zu quälen. Ob es Tränen der Schmerzen oder der Freude sein werden wird sich in den nächsten Wochen noch zeigen müssen.

Doch zunächst geht es heute, am...

 

 

24.Sept. 2016
von Köln aus mal wieder nach Frankfurt ins Flughafen-Hotel. Um 13Uhr geht der Zug und nach nur 40 Minuten erreichen wir fast pünktlich den Frankfurter Flughafen.
Dass wir schon heute und nicht erst nächste Woche starten hat auch seine Vorgeschichte.
Im letzten Jahr preiste Eurowings eine Direktverbindung Köln - Vegas an und nur wenige Tage nach der Veröffentlichung haben wir die Linie gebucht. Zu einem akzeptablen Preis und einer guten Klasse. Am 1.April erreichte uns dann die Nachricht, dass Eurowings diese Strecke einstellt. Der zunächst vermutete Aprilscherz entpuppte ich jedoch zu unserem Leidwesen nicht als solcher.
Man sagte uns zwar zu, uns angemessen umzubuchen aber der ganze Prozess erforderte von uns starke Nerven und vor allem viele Telefonate. Schließlich zogen wir die Reißleine und stornierten den Flug und suchten eine neue Flugverbindung.
Diesmal geht es im Auftrage der Lufthansa mit der Swissair zunächst nach Zürich und dann mit der Edelweiß-Air nach Vegas.

Aber jetzt genießen wir erstmal unser übliches Hotel im Flughafen, übern schon einmal das Schwitzen in dem wir uns durch die verschiedenen Saunen des Hotels kämpfen und uns am Abend damit beschäftigen,  noch einmal alle Akkus aufzuladen:
die von den Smartphones, von den Kameras, von den Tablets und insbesondere unsere eigenen.
Und das heißt jetzt "schnarch......."


25.September 2016:

Das mit dem Aufladen der Akkus hat nur teilweise funktioniert. Während die Geräte alle 100% Ladezustand anzeigen scheint bei unseren Akkus in der Nacht eine Ladeunterbrechnung vorgelegen zu haben, denn wir sind noch ziemlich müde, als wir uns von unseren Weckern um 6 Uhr wecken lassen.

Der Wake up-Call des Sheraton scheint auch eine Ladeunterbrechnung zu haben, denn um 6 Uhr erfolgt er nicht, obwohl wir ihn gestern bestellt hatten.

Um 6:45Uhr checken wir aus und ghen zum Gate, wo wir pünktlich um 8:50Uhr mit der Swiss Air nach Zürich fliegen. Bei der Kontrolle falle ich mal wieder mit dem ganzen Elektro-Kram auf aber der Mitarbeiter der Kontrolle und ich können gemeinsam am klären, was er alles Undefinierbares auf seinem Monitor entdeckt.

Jetzt heißt es Warten, denn unsere Maschine nach Vegas geht erst in 5 Stunden und daher nutzen wir die Zeit, um mit Blick auf das Rollfeld zu frühstücken. Der Blick ist ebenso hervorragend wie teuer. Zürich eben. Da Frühstückszeit schon vorbei ist entscheiden wir uns für ein Lunch, aber da sind wir mal schnell für ein paar Nudeln und 2 Getränke locker über 40 Euro los. Zürich eben. Und eben Flughafen.

Nach gut vier Stunden Warten erfahren wir das Gate, von welchem wir starten werden, und begeben uns zügig in die Richtung. Auf dem Weg erwartet uns noch eine Pass- aber keine Gepäckkontrolle mehr.

Na ja, fast! Am Gate angekommen werden unsere Reisedokumente ein weiteres Mal inspiziert und Anitas Bordkarte wird vorläufig eingezogen. Sie hat eine kostenlose Gepäckkontrolle "gewonnen"  und gut 20 Minuten vor dem Boarden wird sie und ihr Gepäck komplett auseinandergenommen und untersucht. Das ganze erscheint uns wie eine Farce:  Zwischen dem Hinweis auf eine Kontrolle und der tatsächlichen Kontrolle vergeht etwa eine halbe Stunde und wenn Anita wirklich Böses mitzunehmen beabsichtigt hätte,  könnte sie mir zwischenzeitlich alles übergeben.

Die Untersuchung von ihr und ihrem Gepäck erfolgt richtig intensiv. Und da jeder Beutel und jedes Beutelchen geöffnet werden muss ist die Kontrolleurin bei Anita genau an der Richtigen: Hat sie doch für jegliche Utensilien die unterschiedlichsten Beutel. Was bei mir die übertriebene Technik ist, das sind bei ihr Papiere, Tempos, Proviant usw.

Die Untersuchung zieht sich daher und sie ist zwar zufällig die erste in der Reihe aber bei Weitem nicht die einzige. Eine ganze Reihe von Reisenden haben sich hinter ihr eingereiht.

Wir starten pünktlich. Und obwohl wir eine etwas bessere Klasse gebucht haben und dadurch u.a. in den Genuss von deutlich mehr Beinfreiheit  kommen sind das elf Stunden, in denen wir bedauern, dass Amerika soweit von Köln entfernt liegt. Irgendwie hängt uns das Schlafdefizit in den letzten Tagen in den Knochen und beim Versuch, etwas davon abzubauen, quälen wir uns auf unseren Sitzen. Anita offensichtlich etwas weniger als ich, zumindest hält sie etwas mehr die normale Stellung im Sitz als ich.

Der Service der Edelweiss ist gut, das Personal freundlich und der Flug sehr ruhig. Von meinem permanenten Stellungswechsel einmal abgesehen. Aber anderen geht es auch nicht viel besser.

Eine halbe Stunde früher als erwartet landen wir und weil unsere Plätze ziemlich weit vorn sind, kommen wir auch schnell aus der Maschine. Und dann erleben wir bei der Imigration auch noch ein Novum: Unsere Maschine ist die einzige, die gerade abgefertigt wird, und wir zwei stehen als erste in der Reihe.
Wir können ja von den unterschiedlichsten Prozederen bei der Einreise berichten, wir haben die ganze Palette durch: Von Officern, die recht locker waren bis hin zu anderen, bei denen man sich kaum traute zu lächeln ohne sich verdächtig zu machen. Der heutige Officer ist einerseits recht locker, andererseits überrascht er uns mit Neuem: Er möchte wisse, wo ich geboren bin, wo das liegt, ich muss neben meinem Reisepass erstmalig eine zweite ID (Führerschein) vorzeigen und mit Anitas Fingerabdrücken scheint er Schwierigkeiten zu haben: Mehrmals muss sie die Prozedur wiederholen.

Trotzdem sind wir schnell durch und weil wir ja nicht zum Gepäckband müssen stehen wir innerhalb kürzester Zeit beim Shuttle zum Autovermieter. Und weil alles so schnell über die Bühne geht ist unser Auto noch gar nicht fertig. Wir hatten etwa 19:15Uhr anvisiert und stehen schon eine halbe Stunde vorher an der großen Tafel von Hertz. Doch irgendwann kommt die Mail und unser Name mit der Parkplatznummer taucht auf. Und zu unser großen Freude ist es wieder ein Chevrolet Camaro und in der einzig richtigen Farbe: knallgelb wie ein Postauto.

Über den Mc.Donald´s geht es zum üblichen Hotel, dem Mc Carran Inn am Flughafen. Zwar hat unser Storage mittlerweile bis 20Uhr geöffnet aber das Zeitfenster würde uns nur stressen. Und außerdem sind wir platt: Der halbstündige Flug, ergänzt um ein fünfstündiges Connecting in Zürich und einem elfstündigem Flug hinterlässt seine Spuren.

Also geht es nach dem Einchecken sehr schnell ins Bett.

Mal sehen, wann wir wieder wach werden.

 

 

26.September 2016:
Um 5:00 Uhr ginge der Wecker, aber wach sind wir schon knapp 2 Stunden vorher. Trotzdem fühlen wir uns ausgeschlafen und fit. Um 6 Uhr geht es zu dem "besten Frühstück der Welt" und um 7 Uhr sind wir im Storage und räumen einiges an Equipment in den Wagen.

Gut eine Stunde sind wir damit beschäftigt bevor es dann zunächst zum Walmart geht, um Proviant und etwas Technik einzukaufen. Unsere Kameras schlucken viel Speicher und so muss mal wieder eine Festplatte her.
Danach geht es über eine unserer typischen Strecken über den Strip auf die I-15. Auf den ersten Blick hat sich nicht viel seit dem Frühjahr getan. Nur da, wo einst das berühmte Riviera stand, klafft jetzt eine große Wunde am Strip. Erst vor wenigen Wochen wurde das in die Jahre gekommene Hotel gesprengt, wie wir in der Zeitung lesen konnten.

In Hurricane halten wir abermals um Sonnencreme einzukaufen, die es beim vorherigen Walmart nicht mehr gab. (Oder wir haben sie bloß nicht gefunden).
Kleines Anekdötchen: Bevor wir die Sonnencreme in den Einkaufswagen kommt legen wir noch eine PC-Maus hinein. Nur zwei Minuten ist der Einkaufswagen unbeaufsichtigt und schon ist der Wagen leer. Doch bevor wir uns erneut  in Richtung Computer-Abteilung aufmachen fällt mir ein Amerikaner auf, der nichts in der Hand hat.....außer unserem Mäuschen. Darauf angesprochen, dass es sich um unsere Maus handelt, ist er ganz erstaunt und gibt sie auch sofort zurück. Sehr seltsam!!!
Nachdem uns aufgrund der Zeitzonen eine Stunde weggenommen wurde ist es doch schon 13 Uhr bis wir den Zion erreichen. Mit dem Shuttle fahren wir eine Runde durch den Zion, halten an der Lodge um im Schatten des Baumes, den jeder kennt, der schon mal hier war, uns hinzusetzen und nehmen einen kleinen Snack zu uns. Mittlerweile haben wir gelernt, dass die Portionen Pommes hier nicht nur sehr schmackhaft sondern auch recht groß ausfallen und so teilen wir uns eine Portion.
Danach drehen wir die Shuttle-Runde zu Ende. Anita holt sich wieder ihren Stempel für ihren National Park Pass. Wir drehen eine kurze Runde zu Fuß über den Campground, denn im kommenden Frühjahr wollen wir erstmalig mit einem Camper durch das Land ziehen und möchten uns daher schon mal vorab ein paar Campsites ansehen.
Zurück am Auto finden wir uns in einer Wolke von Knoblauch wieder. Beim zweiten Walmart hatten wir uns eine kleine Portion Naan als Snack auf der Fahrt zugelegt. Das ist ein dünnes Brot, ähnlich einem türkischen Fladenbrot, nur eben wesentlich dünner und einiges kleiner. Diesmal hatten wir uns für die Variante mit Knoblauch entschieden und offensichtlich hat die Hitze im Auto das Brot aufgewärmt und ausdunsten lassen.
Na ja, Knoblauch soll ja gesund sein und zum Glück können wir das Cabrio Dach runtermachen und die Duftwolken verfliegen recht schnell.
Die Fahrt zieht sich und daher erreichen wir erst gegen 18Uhr unsere "Thunderbird-Lodge"  an der Mount Carmel Junction. Unserer Bitte im Vorfeld, wieder unser altes Zimmer zu bekommen, kann diesmal nicht entsprochen werden. Das jetzige Zimmer ist zwar auch ganz nett, aber die Terrasse direkt auf dem Golfplatz fehlt uns genauso wie der originelle Schnitt des anderen Zimmers.
Den Abend verbringen wir dann damit, unsere Rucksäcke schon einmal vorzupacken.

Und damit beginnt das hausgemachte Desaster, die Unmöglichkeit der Vereinbarkeit von leichtem Gepäck und guter Ausstattung:
Seit Jahren bemühen wir uns zur Freude von "Globetrotter" und ähnlichen Unternehmen unser Equipment gegen leichtgewichtiges Hitec-Equipment auszutauschen. Jedes Gramm zählt und so ist unser Kochgeschirr ultraleicht, die Lampen ein Kompromiss aus Helligkeit, Gewicht und Leuchtdauer und auch bei den Vorräten achten wir genau darauf, nicht mehr mitzunehmen als unbedingt nötig. Nur beim Wasser scheuen wir Kompromisse und haben bisher stets deutlich mehr dabei gehabt als letztlich notwendig. Wobei man hier ja auch immer eine Sicherheitsreserve mit einplanen sollte, schließlich kann man ja in die Situation geraten, länger unterwegs bleiben zu müssen als geplant.
Wir sparen also jedes unnötige Gramm.
Und dann kommt die Schizophrenie: Bezüglich der Technik sind wir maßlos. Da nehmen wir mehrere Kameras mit, für jede Kamera gibt es den Ersatzakku und den Ersatzakku für den Ersatzakku  und außerdem darf dessen Ersatzakku ja auch nicht fehlen. Und weil die Akkus und Ersatzakkus ja irgendwann leer sein könnten gibt es auch noch die Ladestationen usw.: Langer Rede kurzer Sinn: Ohne die Technik würden wir vermutlich fast über die Trails schweben.
Wir werden morgen am Grand Canyon am Backoffice mal unsere Rucksäcke wiegen. Unser trauriger und kräftezehrende Rekord liegt bei 18kg bzw. 20kg. auf unserer fünftägigen Wet-Wild-West Tour vor einigen Jahren.
Uns liegt es fern, diesen Rekord diesmal zu brechen.


27.Sept. 2016
Wir wollen uns früh auf den Weg machen aber vorher noch im gegenüberliegenden Golden Hill frühstücken. Um 7:00Uhr betreten wir das teilweise noch dunkle Lokal. Zu unserem Erstaunen ist das Restaurant schon im Nebensaison-Modus und öffnet daher erst jetzt um 7:00Uhr und nicht wie in der Hauptsaison schon um 6:00Uhr. 
Der Ofen ist noch nicht an und wir werden von der Bedienung mit Kaffee vollgepumpt und bei jedem Nachschenken erfahren wir den aktuellen Stand, wie es unseren Bacon, um die Eier und um die Scones steht.


Nach über eine Stunde sind wir durch, gesättigt und mit Kaffee abgefüllt.
So lange haben wir hier noch nie verweilt.
Es geht los mit einem Abstecher am Glen Canyon Dam...

und dann weiter über Page in Richtung Grand Canyon.
Beim Walmart stoppen wir kurz, weil ich immer noch mit dem Gedanken spiele, meine in die Jahre gekommene Stirnleuchte auszutauschen.
Das Angebot ist groß und die Preisspanne erstreckt sich von billig bis "aber Hallo!".
Und irgendwie weiß ich nicht, ob sie meiner jetzigen Stirnleuchte das Wasser reichen können.
Auf dem Weg zum Grand Canyon ziehen auf dem knackig blauen Himmel langsam dicke Wolken auf. Anita beruhigt mich, dass wir letztlich noch abbiegen und in eine andere Richtung fahren werden...
Etwa gegen 13Uhr erreichen wir und die Wolken den Grand Canyon.






Unsere erste Station ist der Backcountry-Schalter um unsere Backpacks mal zu wiegen und die Wettervorhersage zu studieren. Wir erwarten laut Anitas Wetter - App zumindest für die ersten Tage angenehme Temperaturen um die 27 Grad und nur Sonne.
Zum Wiegen des Gepäcks kommen wir gar nicht mehr, nachdem wir die Wettervorhersage gelesen haben.
Die ersten Tage werden sehr durchwachsen sein und mit einer Regenwahrscheinlichkeit von bis zu 70 Prozent.
Aber noch viel schlimmer ist, dass uns in drei bis vier Tagen, wenn wir zwei Nächte am North Rim im Zelt verbringen, die nächtlichen Temperaturen auf knapp über den Gefrierpunkt sinken werden. Für diese Nachttemperaturen haben wir definitiv die falschen Schlafsäcke eingepackt. Und eine Ersatzhose mit langen Beinen haben wir ebenfalls nicht dabei.
Wir sind  sprachlos und im Gespräch mit der Rangerin rutscht mir heraus, dass wir die Tour dann stornieren müssen. Anita bremst mich zum Glück und sagt der Rangerin, die die Stornierung schon amtlich machen will, dass wir das noch überdenken wollen.
Wir wollen uns ein Gesamtbild über die Großwetterlage machen, um uns zu entscheiden, ob wir RIM2RIM2RIM angehen werden oder welche Alternative sich anbietet.
Die gut $100 für die Permits würden wir gerne in den Sand setzen, wenn sich eine trockene und wärmere Alternative finden ließe.
Doch das in der Parkzeitung versprochene Internet am Generalstore lässt keine Verbindung zu. Außerdem gibt es auch keine entsprechenden Schafsäcke, die wir ggf. kaufen könnten.
Und der zweite Hotspot am Campers Service zieht mit dem ersten gleich und lässt uns auch nicht rein.
Also bleibt uns nichts anderes übrig, als den Park wieder zu verlassen und uns mal wieder bei Mc.Donald's einzuloggen. Auf dem Weg dorthin spielen wir die verschiedensten Szenarien durch. Meiner Idee, den Regen in Kauf zu nehmen und zu versuchen, für die beiden kalten Tage am North Rim eine Cabin anzumieten, nimmt Anita gleich den Wind aus den Segeln: Die wenigen Räume am North Rim sind bis zu einem Jahr im voraus zu buchen und hier kurzfristig einen Raum oder eine Cabin zu finden gleicht einem Fünfer im Lotto.
Andererseits ist es Anita vor ein oder zwei Jahren mal geglückt, sehr kurzfristig eine Cabin zu buchen, weil vermutlich jemand ebenso kurzfristig storniert hat.
Sofort stürzen wir uns in das World Wide  Web und man mag es kaum glauben, für die erste der beiden relevanten Nächte haben wir die ganze Spannweite an Unterbringungsmöglichkeiten zur Auswahl: Von einem einfachen Motelzimmer von $110 bis zu den verschiedenen Cabins zu $190.
Ich bin so überrascht und kontrolliere mehrmals, ob ich auch auf der richtigen Seite bin und die korrekte Nacht eingegeben habe.
Nach wenigen Minuten und einem Iced Coffee verlassen wir mit einer Cabin-Buchung und fast etwas grinsend den Mc.Donald's und fahren zurück in den Park.
Mittlerweile ist es fast schon Zeit einzuchecken. Wir parken zwischen den Cabins und Anita bestimmt, dass dies genau der richtige Parkplatz für unsere Cabin ist.
Man mag es nicht glauben: Tatsächlich erhaltenen wir zufällig eine Cabin in unmittelbarer Nähe zu unserem Parkplatz.



Ein kleines anschließende Umparken unseres Wagens optimiert noch die Lage.
Der Parkplatz ist optimal für unseren morgigen Hike und daher fahren wir keinen Meter mehr mit dem Wagen und lassen uns stattdessen gemütlich mit dem Shuttle zum General Store fahren um hier eine langbeinige Hose für mich zu erstehen.
Zur kurzen Erklärung: Aufgrund der bisherigen Wetterprognose, bei der wir von wärmeren Temperaturen ausgingen, wollte ich vorwiegend eine kurze Hose tragen und hatte als Ersatz eine langbeinige Zip vorgesehen.
Doch bei den zu erwartenden Temperaturen ist mir das etwas zu gewagt.
Zurück in der Bright Angel Lodge gibt es die "Henkersmahlzeit": Anita entscheidet sich für Chicken und ich brauche mich nicht zu entscheiden, denn mein geliebter Bluecheese-Burger ist nicht optional, er ist Pflicht!
Nochmals zur Erinnerung,  weshalb wir in diesem Restaurant gelandet sind: Traditionsgemäß ( alles was wir mehr als ein- oder zweimal machen wird zur Tradition. Machen wir es mehr als 5 mal, erklären wir es zur Kultur. Böse Menschen in unserem Umfeld nennen es viell. "Zwanghaft")
speisen wir stets im Canyon Café.  Vor einiger Zeit wurde es wegen Renovierung geschlossen und wir mussten uns nach einer Alternative umsehen und landeten im Restaurant der Bright Angel Lodge. 
Und das war's dann auch. Der freundliche Service zu angemessenen Preisen und insbesondere natürlich der Bluecheese-Burger lassen uns nun "zwanghaft" hier her kommen.
Anita setzt sogar noch eins drauf und schlägt vor, morgen vor der Wanderung hier zu frühstücken. Seit geraumer Zeit verträgt sie Essen vor Wanderungen oder Radtouren. Das war früher unmöglich,  weil es ihr bei der ersten kleinen Anstrengung sowas von übel wurde. Doch das hat sich mittlerweile gebessert und wir hoffen nun beide, dass wir morgen nicht eines Besseren belehrt werden.
Auf dem Weg vom Restaurant zu unserer Cabin schauen wir schon einmal in das unendlich große Loch unter uns und halten uns vor Augen, auf was wir uns da wieder einlassen wollen:



Langsam geht die Sonne unter und lässt die von hier aus besonders gut zu erkennenden Ziele im Dunkeln verlöschen: Das 1.5 Mile Resthouse, das 3-Mile Resthouse, den Plateau-Point und natürlich unser morgigen Tagesziel: Indian Garden.
In unserer Cabin sind wir dann damit beschäftigt, die Rucksäcke mit den letzten noch fehlenden Utensilien aufzurüsten und noch einmal zu schauen, ob nicht doch noch etwas zurückbleiben kann.
Aber irgendwann haben wir jedes Teil mehrmals betrachtet und gehen ins Bett.

 
28.Sept. 2016
Wir erwachen um 5 Uhr und diesmal stellt sich nicht die Frage, ob wir die Tour auf den letzten Drücker absagen sollen.
Wir erinnern uns an mindestens zwei Situationen, beide hier am Grand Canyon, in denen wir uns im letzten Moment dagegen entschieden haben.  Einmal standen wir sogar schon komplett aufgerüstet an der Shuttle-Station, von wo aus uns der Bus zum Trailhead bringen sollte.
Aber diesmal steht fest, dass wir es angehen wollen.
Um 6 Uhr sind wir die ersten Gäste im Restaurant. Danach geht Anita zum Auschecken, während ich auf das Gepäck aufpasse.



Um 7:30Uhr saugt uns dann der mächtige Schlund des Grand Canyon auf.

Auf den ersten Metern des Trails erinnere ich mich nur allzu gut, wie wir vor einiger Zeit hier heraufkamen und wir so platt waren, dass wir uns schworen, nie mehr in den Canyon abzutauchen.
Und nun sind wir schon wieder hier.


Es geht erwartungsgemäß steil bergab und von hier aus können wir schon sehen, was uns in den nächsten Stunden erwarten wird: Der Bright Angel Trail, Indian Garden als heutiges Etappenziel und ggf. der Plateau-Point, wenn wir noch Kraft und Lust haben.
Das ist eine der wenigen Trekking Touren von uns am Grand Canyon, an denen wir so spät und bei so viel Licht losgehen. Apropos Licht: Zwar ist der Himmel schon recht hell aber jetzt erst blinzelt die Sonne in den Canyon. Das ändert sich im Laufe des Hikes, denn einige Wolken schieben sich zwischen uns und die Sonne. Solange es nicht regnet soll uns das Recht sein, nicht in der prallen Sonne laufen zu müssen.



Während Anita im flotten Modus zu laufen scheint, fällt mir der Abstieg ungewöhnlich schwer. Hier das Gelenk, da ein angeschlagener Zeh, dort eine schmerzende Wade und dann auch noch der schwere Rucksack machen mir etwas zu schaffen.




Ich frage mich, warum wir unseren damaligen Schwur brechen mussten.
An den beiden Resthouses  machen wir ungewöhnlich lange Pausen, fast jeweils eine halbe Stunde.

Im Moment sieht das Wetter noch gut aus, wobei sich aber immer mehr Wolken langsam ins Blickfeld begeben.
Jeder von uns geht in den kurzen Verschnaufpausen anderen Dingen nach:
Die eine schaut, von wo wir kommen...



und der andere, wohin es gehen soll.

Und kurz vor Indian Garden fängt dann auch noch ein kleiner Sprühregen an, zum Glück nur recht kurz.
Nach knapp vier Stunden, 4,5 Meilen und 933 Tiefenmetern beziehen wir eine unserer typischen Quartiere und beginnen das Zelt aufzubauen...


und die Essensvorräte in den dafür vorgesehenen Container zu verstauen. Der Himmel zeigt wieder große Löcher in den Wolken und wir gehen von einer klaren Wetterbesserung aus.
Daher machen wir uns nach einer kurzen Pause auf den 1,5 Meilen langen Weg zum Plateau-Point.  

Nur wenige Hiker außer uns sind hier. Schnell haben wir unsere Kamera für eine ganz bestimmte Aufnahme aufgebaut. Die Kamera zeigt Richtung Horizont und wird sich nun innerhalb von 60 Minuten um 360 Grad drehen und dabei alle paar Sekunden auslösen. Herauskommen soll damit eine Zeitrafferaufnahme, bei der sich die Kamera einmal um sich selbst dreht und dabei spektakuläre Aufnahmen des Wolkenlaufs machen wird. Der Plateau-Point,  inmitten der hohen Canyon-Wände, bietet sich hierfür an.
Dafür sind wir vor dem Urlaub extra zu IKEA gefahren, die eine Eieruhr im Programm haben, die sich hierfür umbauen lässt. (Unsere Bedenken, dass wir bei der Kontrolle vor dem Flug auf aufgeregte Kontrolleure stoßen, haben sich zum Glück nicht bestätigt)
Kommen wir aber in das Jetzt zurück: Wir starten also unsere Aufnahme, die statt nach 60 Minuten zu enden bereits nach 15 Minuten ein jähes Ende findet.


Pechschwarze Wolken ziehen über den Canyonrand und verheißen nichts Gutes. Die wenigen Hiker, die hier sind, suchen schleunigst das Weite. Da der Plateau-Point bei Gewitter ein prädestiniertes Einschlagsgebiet für Blitze ist, soll es bei aufkommenden Gewittern unbedingt gemieden werden.
Also packen wir schnell unsere Sachen zusammen und fliehen ebenfalls so schnell es geht in Richtung Indian Garden. 
Doch wir haben keine Chance: Einerseits bremsen mich meine vorhin erwähnten körperlichen Blessuren deutlich aus, andererseits braucht man für 1,5 Meilen auch fast eine Stunde. Na ja, etwas weniger. 
Nun gut, irgendwann kommen wir also platschnass wieder auf unserer Campsite an.


Dass wir überhaupt Regenjacken dabei hatten ist Zufall. Denn wir glaubten ja beide nicht an Regen und haben die Jacken einfach mal  "vorsichtshalber" mitgenommen.
Der Himmel klar sich zwar wieder auf, aber die Luft bleibt subtropisch und alles ist klamm. Zum Glück ist es aber nicht kalt.
Anita bereitet das Abendessen aus der Tüte vor: Es gibt Lasagne bzw. Reis mit Hühnchen.
Wir können bis heute noch nicht genau sagen, ob das Essen aus den Tüten tatsächlich gut schmeckt oder es uns nach einer solch anstrengenden Tour nur so lecker vorkommt.
Nach dem Essen machen wir etwas Siesta und es hätte nicht viel gefehlt und wir hätten durchgeschlafen.
Aber ein leckerer Kakao wartet noch auf uns, weshalb wir doch noch einmal aufstehen.
Der Wetterbericht im Aushang verspricht uns für die nächsten Tage einiges an Regen und auch jetzt wechselt sich die Sonne mit Regenschauern ab.
Wir stellen unsere Tour  nun doch noch einmal in Frage. Und zwar sehr!
Wäre es für uns unser erstes Projekt RIM2RIM2RIM würden wir es vermutlich ohne Frage durchziehen.
Aber jetzt?
Regen macht kein Spaß, zumindest uns, und schon gar nicht, wenn man gleich mehrere Tage unterwegs ist und keine Möglichkeit hat, sich richtig aufzuwärmen und zu trocknen.
Wir wägen immer wieder das Für und Wider ab und kommen dennoch zu keinem richtigen Ergebnis.
Wir spielen ernsthaft mit dem Gedanken, morgen statt weiter nach unten in den Canyon zu wandern umzukehren und wieder nach oben zu gehen.
Wir sind zwar nicht abergläubisch aber dennoch kommt der Gedanke auf, dass es ein schlechtes Omen war, die T-Shirts mit dem Aufdruck unseres Trips bereits vorher anzuziehen, wenn es auch nur für ein Foto war. Das haben wir sonst noch nie gemacht.
Wir entscheiden uns, jetzt zu schlafen und uns morgen früh spontan und aus dem Bauch heraus zu entscheiden. 
Gute Nacht!
 
29.Sept. 2016
Was für eine Nacht!
Positiv ist, dass wir insgesamt viel geschlafen haben. Abwechselnd sind wir aber mehrmals kurz aufgewacht und waren jeweils erfreut,  dass noch einige Stunden Schlaf vor uns liegen.
Auch der Boden war angenehm: nicht zu weich aber auch nicht zu hart.
Damit enden die Annehmlichkeiten aber abrupt. Denn es hat geregnet. Nicht permanent. Soweit wir das nachvollziehen können gab es wohl auch kurze Unterbrechungen.
Anita war in der Nacht zwischenzeitlich schon fest entschlossen, heute umzukehren.
Kurz nach 5:00 Uhr wecken uns die Handys und jetzt knapp eine Stunde später sind wir aufgerüstet aber immer noch nicht endgültig entschieden,  in welche Richtung es weitergehen soll. 
Das Problem ist: Indian Garden ist für uns der "Point of no Return ", also entweder geht es jetzt endgültig hoch oder eben runter. Die Entscheidung muss jetzt fallen und lässt sich anschließend nicht mehr rückgängig machen.
Der Gedanke,  jetzt wieder über 900 Meter aufzusteigen schreckt ab und daher entscheiden wir uns für den Abstieg und damit der Fortsetzung des Unternehmens. 
Wir marschieren los und man mag es kaum glauben, es läuft sich deutlich besser als gedacht. Oder mit den etwas abgewandelten Worten von Jan Ulrich "heute sind die Beine gut". Die gestrige Massage der Waden scheint geholfen zu haben und die gestern erwähnten Schwierigkeiten minimieren sich. Vielleicht muss man sich einfach nur "einlaufen".

Langsam geht in der Ferne die Sonne auf.


So einsam der Trail sonst ist, heute ist hier einiges los.



Immer wieder für uns faszinierend ist der Blick auf "Devil´s Corkscrew", eine Vielzahl von Serpentinen, über die man zügig Höhen- oder wie jetzt - Tiefenmeter gewinnt.

Von einigen Fotostopps mal abgesehen laufen wir die Strecke bis zum River Resthouse ohne Unterbrechungen durch. Aber da ist dann doch eine Rast überfällig. Das ist übrigens das erste mal, dass wir hier rasten.


Das River Resthouse liegt am Fuße des Bright Angel Trails fast unmittelbar am Colorado, auf der anderen Seite des Baches und seit es vor ein paar Jahren gebaut wurde haben wir es stets links oder rechts liegen lassen. Aber heute lernen wir es auch von innen kennen.
Die Pause ist "just in time", denn genau jetzt beginnt es zu tröpfeln.
Wir verharren etwa 20 Minuten und dann nehmen wir wieder Fahrt auf für die letzten 1,5 Meilen. Auf diesem Stück heißt es nur noch vergleichsweise wenige Tiefenmeter zu stemmen, führt der Weg doch nur noch am Colorado vorbei. Soweit die Theorie.  In der Praxis jedoch ärgert uns der Trail immer wieder damit,  anzusteigen, um anschließend sofort wieder in die Tiefe zu gehen.
Wir überschreiten die Silber Suspension, also eine der beiden Brücken, die hier über den Colorado führen. Der Boden ist aus Rosten, so dass man beim Rübergehen herrlich tief runter zum Colorado sehen kann. Das ist auch der Grund, weshalb der Muli-Trieb grundsätzlich über die andere Brücke führt, weil die Mulis sich beim Blick in die Tiefe weigern würden weiterzugehen.






Wie bereits erwähnt hechel ich diesmal Anitas Kondition etwas hinterher. Das ändert sich unbeabsichtigt am Eingang zum Campground.


Ich gehe zielsicher zu "unserer" Campsite und bin ganz erstaunt, dass ich beim Umdrehen plötzlich die Ehefrau verloren habe. Endlich erreicht sie die ausgewählte Campsite und auf meine Nachfrage hin erwidert sie nur, dass ich beim Anblick des Campgrounds plötzlich in den Speed-Modus umgeschaltet haben muss. 
Ich erkläre ihr mein Verhalten mit dem aus der Tierwelt bekannten "Stalltrieb".
Das Zelt haben wir recht schnell und routiniert aufgebaut, nachdem wir es erst noch etwas trocknen müssen,

 und unser erster Weg führt zur Canteen, dem Dreh- und Angelpunkt der Phantom Ranch.
Aber leider beginnt es auf dem Weg dorthin erneut an zu regnen und zwar so stark, dass wir uns eine Zeit lang unterstellen müssen.

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Permits müssen am Zelt befestigt werden und jederzeit vom Ranger zu kontrollieren sein. Früher erhielt man per Post eine auf sehr dickem und wasserfestem Papier ausgedruckte Permit, die mit dem beigefügten Draht befestigt werden konnte. Seit diesem Jahr muss man sie selbst ausdrucken und sich was einfallen lassen, wie man den Vorschriften nachkommen kann, ohne dass die Permit dem Regen zum Opfer fällt. Wir haben sie in eine Zipp-Lock verstaut und mehr oder weniger solide am Zelt befestigt.
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Doch eine Regenpause nutzen wir und erreichen bald die Canteen. Wie kann man die Canteen beschreiben? Es ist ein großer Raum mit knapp 50 Plätzen. Zu bestimmten Zeiten gibt es hier exakt getaktet morgens zwei Frühstücksdurchgänge und am Abend zweimal Abendessen: Um 5 Uhr das Steak-Dinner und eine Stunde später das Stew-Dinner.
Bei unserem ersten Besuch an Weihnachten 2003 haben wir das Frühstück und das Steak-Dinner mitgemacht. Auf die Minute genau war Einlass. Vorherige Reservierung von bis zu 11 Monaten ist Voraussetzung. Allerdings wissen wir mittlerweile,  dass man manchmal kurzfristig reservieren kann, wenn jemand ebenso kurzfristig abgesprungen ist. Man saß damals zu acht Personen an einem Tisch, alles war genau abgezählt und irgendwann hieß es dann, dass wir bald zu Ende kommen müssen, da der nächste Durchgang ansteht. Was sich im Moment wie Abfüttern anhören mag haben wir aber wesentlich gemütlicher in Erinnerung. Damals lag das Steakdinner soweit wir uns erinnern können um die $40, mittlerweile liegt es bei $52.
Das ist viel Geld aber man muss bedenken, dass alles hier runter geschleppt werden muss und der Abfall anschließend wieder hoch. Von der Energie und der Manpower mal ganz abgesehen und das relativiert dann den Preis.
Und wenn nicht gerade "gedinnert" wird, dann kann man sich hier abkühlen oder vor dem Regen in Schutz bringen, den Kopf voller Erschöpfung auf den Tisch legen oder aber ein paar wenige Souvenirs erstehen. Oder aber man nimmt Bagels zu sich und genießt die frozen Lemonade, die vermutlich nirgends auf der Welt schmeckt außer hier.


Bagels und Frozen Lemonade stehen auf unserem Plan. An Nachbarstischen gibt es teilweise Bier ($5,75 die Dose) oder sogar Wein ($7 per Glas)
An einem weiteren Tisch sehe ich ein Paar, das mit einem Flachmann hantiert. Meine Neugier bleibt nicht ganz unentdeckt, das erwähnte Ehepaar schaut mehrmals zu uns herüber.
Nach einiger Zeit verlassen wir die Canteen in Richtung Campsite.  Während Anita mit dem Kochen beginnt überprüfe ich, ob unser Equipment trocken geblieben ist. Im Gegensatz zu Indian Garden gibt es hier kein Regendach auf der Campsite. Die Lebensmittel müssen auch hier in den Containern gesichert werden und die Rucksäcke gehören auf die großen Poles, so dass keine Squirls angelockt werden können.
Kaum sind wir mit dem Essen fertig da fängt es schon wieder an zu regnen. Während es über uns blitzt und donnert und der Regen auf unser Zeltdach peitscht, stellen wir fest: "Hat ja auch was von Gemütlichkeit".
Der Regen zieht vorüber und so können wir nochmal einen Anlauf für einen frischen Kaffee machen. Wir schlürfen gerade den letzten Tropfen da beginnt der Regen erneut. Und er macht da weiter, wo er vorhin aufgehört hat.
Die auf den Poles aufgehängten Rucksäcke haben wir vorher in unsere Ponchos eingewickelt und hoffen jetzt, dass alles mehr oder weniger trocken bleibt.
Während ich noch ein bisschen am Bericht tippe döst Anita schon mal langsam ein.
Also dann bis morgen.
 
30.Sept. 2016
Um 4:00Uhr klingelt der Wecker, um 4:15Uhr fangen wir an, unser Zelt zu entkernen. Dabei müssen wir feststellen, dass wir gestern etwas geschludert haben. Üblicherweise nehmen wir die Duffels für die Schlafsäcke und aufblasbaren Kopfkissen mit ins Zelt um morgens gleich von innen mit dem Abbau zu beginnen.
Weil wir aber gestern Abend einige Utensilien trocknen mussten sind einige Dinge draußen geblieben.  Darauf müssen wir heute Abend also achten.
So sehr wir das Campen in Mutters Natur auch lieben und oft gerne einem Motel vorziehen endet unsere Leidenschaft schnell, wenn alles platschnass ist. Und das ist es jetzt.  Zwei Nähte unseres Zeltes schreien danach bearbeitet zu werden: Es sind zwar nur paar Tropfen ins Zelt geraten aber die genügen, um die gemütliche Atmosphäre nachhaltig zu stören.
Aber das alleine reicht noch nicht.  Die feuchte Luft kondensiert und macht alles "irgendwie" feucht.
Der Abbau gestaltet sich ebenfalls nicht geschmeidig. Alles, was man beim Abbauen anfassen muss, ist entweder nass, sandig oder beides.
Aber der Zweckoptimismus siegt: Schließlich regnet es jetzt nicht. Auch die ganze Nacht hat es nicht geregnet und jetzt strahlen die Sterne vom wolkenlosen Himmel.
Anita nimmt mir den Optimismus und meint, dass sei gestern Morgen auch zunächst so gewesen.
Daran kann ich mich nicht erinnern.  Als ich zum Himmel hochgesehen habe konnte ich keinen Stern ausmachen.
Anita lästert,  dass ich vielleicht noch die Augen zu hatte oder aber noch im Zelt lag und gegen die Zeltdecke geschaut habe. Lassen wir das einfach mal so stehen.

        
Um 5:15Uhr starten wir und heute ist die Richtung klar: Es geht wieder ein Stück nach oben. Uns erwarten gut 500 Meter Höhenunterschied auf einer Distanz von 7 Meilen. Nach einiger Zeit ist die Sonne zwar noch nicht aufgegangen, das Firmament ist aber schon so hell, dass der Weg auch ohne unsere Stirnleuchten zu erkennen ist. Es geht über mehrere Brücken und jede verführt uns zu ein paar Bildern. Die Luft ist etwas feucht aber die Temperaturen recht angenehm, geschätzt etwa 20 Grad.
Diese Temperaturen hatten wir auch in den Nächten, so dass die Schlafsäcke mehr als ausreichend waren. 

Der erste bzw. untere Teil unserer heutigen Tour führt uns eine ganze Zeit am Bright Angel Creek vorbei  und dabei überqueren wir  mehrere Brücken.


Dieser  Abschnitt wird auch "The Box" genannt und wird auf unserem heutigen Abschnitt als schwierigster und gefährlichster Teil benannt. Nicht heute, aber ansonsten, wenn höhere Temperaturen herrschen. Die Wände sind eng und aus dunklem Fels und hier müssen die Temperaturen im Sommer gegen Mittag beängstigend hohe Temperaturen erreichen, weil sich der dunkle Fels aufheizt und eine Art Sauna fabriziert. Wir können uns schwach erinnern, dass dieser Abschnitt auf der Rücktour vor vier Jahren am Vormittag tatsächlich recht warm war, allerdings herrschten nicht die Temperaturen, vor denen gewarnt wird.

Gelegentlich sehen wir schon das, was uns erwarten wird.


Was den Trail nicht gerade erleichtert sind hohe Felsstufen, die hochzuklettern mit viel Gewicht auf dem Rücken genauso anstrengend ist wie runter.

Nach knapp zwei Stunden begegnet uns der erste Hiker und kurz danach werden wir von dem Paar überholt, das gestern mit dem Flachmann hantierte.
Sie grüßen schon aus einiger Entfernung als würden wir uns kennen und sind bester Laune.  Wir kommen schnell ins Gespräch und sie können sich auch gut an uns erinnern, weil sie uns deutsch sprechen hörten, wo doch der Mann einige Jahre in Deutschland lebte.
Sie erzählen, dass sie ohne Gepäck sind, weil sie auf der Phantom Ranch eine Cabin hatten. Ein weil sie noch ein zusätzliches Bett in der Cabin hatten, haben sie gestern das Bett Campern angeboten, weil Zelten bei Regen doch nicht schön sein kann.
Und dann lüften sie auch noch - ohne dass wir fragen müssen- das Geheimnis des Flachmanns:  darin haben sie Whisky und sie trinken ab und zu einen Schluck, das würde den Hike viel leichter machen.
Für uns bricht fast eine Welt zusammen: Alkohol beim Wandern, und dann auch noch bei einer solch anstrengenden Unternehmung.
Aber ein nettes und lustiges Pärchen ist es auf jeden Fall.



Im weiteren Verlauf kommen uns ungewöhnlich viele Hiker aber auch Läufer entgegen.  Im Sprinttempo rennen sie in Richtung Phantom Ranch oder zum Cottonwood Campground und vermutlich sogar darüber hinaus. 
Kein Vergleich mit unseren bisherigen Touren hier unten, bei denen wir unterhalb von Indian Garden und auf der Nordseite fast allein unterwegs waren. Vermutlich ist es die späte Jahreszeit,  die im Gegensatz zu den heißen Sommermonaten solche Aktionen jetzt attraktiv machen.
Und noch etwas fällt uns auf: Während wir auf den damaligen Touren den Altersdurchschnitt der Hiker mit Sicherheit nach oben gedrückt haben, begegnen uns neben den üblichen  jungen Hikern auch einige Hiker in unserem Alter und sogar deutlich darüber. Welche Touren die Senioren nun genau machen wissen wir natürlich nicht. Aber fest steht, diese Altersgruppe ist uns sonst nicht oder nur im Ausnahmefall begegnet.
Allgemein wird in Hikingbüchern empfohlen, jede Stunde eine 10minütige Pause einzulegen, was wir leider nie machen. Dabei soll man möglichst die Schuhe ausziehen und die Beine hochlegen. Das machen wir auch so gut wie nie.
Nachdem uns die Pausen in den letzten beiden Tagen aber sehr gut getan hatten, beschlossen wir gestern, dem Rat der Profis zu folgen und regelmäßig jede Stunde eine Pause einzulegen. 
Unsere erste Pause machen wir heute nach drei Stunden... Also wieder nicht den Rat befolgt. Der Grund ist,  dass uns der Hike aufgrund der milden Temperaturen heute bisher recht leicht fällt. Außerdem ist der Sonnenaufgang um diese Jahreszeit deutlich später, so dass die Sonne erst viel später in den Canyon scheint und uns quält. 
Und diese Phase wollen wir ausnutzen.
Wer die Strecke kennt weiß, dass der Anstieg auf diesem Trails eher gemäßigt ist, zumindest im Vergleich zum Bright Angel Trail. Dafür bietet der BAT in seinem Verlauf aber auch nur eine Richtung: Nach unten rsp. nach oben.
Doch der North Kaibab Trail spielt auf der Strecke zwischen der Phantom Ranch und dem Cottonwood Campground ein böses Spiel mit den Hikern: Steigungen und Gefälle wechseln sich ab und alles was man an Höhe gewinnt glaubt man kurz darauf wieder zu verlieren.
Anita entgegen aber, dass ihr GPS eindeutig kräftige Steigungen registriert hat.

Hat sie jetzt auch ein GPS?  Ja!

GPS = Gelände Profil Sensoren = Ihre Beine :-)

Etwa das letzte Drittel der Tour, schon fast in Sichtweite des Ribbon Falls, kommt Anitas GPS noch einmal richtig in Wallung, weil noch ein großer langgestreckter Berg zu übersteigen ist und selbstverständlich genau hier begrüßt uns die Sonne.
Aber wir beißen uns durch und so mancher entgegenkommende Hiker bedauert uns wegen der riesigen Rucksäcke.
Ein Zyniker gibt uns den Ratschlag,  beim nächsten Mal zu überlegen, was wir Zuhause lassen könnten.
Solche Schlauis kennen wir: Das sind die Leute, die selbst nix mitnehmen und die einen in der Notsituation dann anhauen, ob man ihnen mit irgendwas aushelfen kann.....

Wie dem auch sei, gegen Mittag kommen wir angenehm erschöpft (im Vergleich zu "ziemlich erschöpft", "total erschöpft" und "völlig platt") an und schauen gleich, ob "unsere" Campsite, die wir bei den letzten Touren hatten, frei ist. Das ist weniger "Traditionsgemäß" gedacht sondern strategisch, denn sie liegt unmittelbar neben der Trinkwasser-Versorgung.


Was uns aber erst jetzt und eher zufällig klar wird, nachdem uns andere Hiker ansprechen ist, dass es eine der wenigen Campsites ist, die Schatten bietet. Bingo! Denn im Moment scheint die Sonne ganz kräftig aber dennoch ist uns heute nicht danach, ein Bad in dem kleinen Bach zu nehmen, wie sonst.
Etwas Sonne fällt aber dennoch auf die Site und jedes Sonnenfleckchen nutzen wir gnadenlos, um der Reihe nach unsere Unterkunft zu trocknen: Zelt, Plane, Footprint, Schlafsäcke, Kopfkissen, Isomatten usw.
Die Sonne ist auch jetzt noch recht kräftig und lässt die Feuchtigkeit schnell schwinden.
Man mag gar nicht glauben wie viel Wasser da zusammen kommt: Obwohl wir das Zelt beim Abbauen heute Morgen kräftig geschüttelt und sogar noch trocken gerieben haben, läuft noch einiges an Wasser aus den Duffels.
Irgendwann ist alles trocken und die wenigen Wolken verziehen sich, so dass heute hoffentlich nicht mehr mit Regen zu rechnen ist.

Der Sonnenuntergang bietet sich an, in Film und Bild festgehalten zu werden, was aber ziemlich viel an Strom zieht.
Zum Glück haben wir ja entsprechendes Ladeequipment am Mann, was vermutlich bei einigen Hikern zu Kopfschütteln führen würde.
Es gibt natürlich wieder ein gemütliches Abendessen mit einer anschließenden Tasse Kaffee.
Es mag verrückt klingen, aber ein solches Essen in freier Natur trotz gelegentlicher Moskitos ziehen wir einem Restaurantbesuch vor.
Anita fragt bei diesen Zeilen, ob das auch für einen Bluecheese-Burger gilt...
Dann kommen noch die Rangerinnen um unsere Permits zu kontrollieren und dann geht es auch schon in den Schlafsack, denn um 3:50 Uhr wird der Wecker klingeln.
 
01.Okt.2016:
Um 2:50 Uhr klingelt der Wecker und um 3:00 Uhr beginnen wir mit dem Abbau des Zeltes von innen.
Bis auf minimales Schwitzwasser ist heute alles sehr trocken.
Im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Nächten, in denen wir hervorragend schlafen konnten, fühlte sich unser heutiges Nachtlager etwas zu hart an.
Der Abbau gestaltet sich aufgrund des trockenen Materials durchweg angenehmer und läuft auch besser von der Hand.
Um 4:00Uhr gehen wir auf der Piste. 

Heute steht der mit Abstand anstrengendste Part unserer Tour an:
7 Meilen (ca. 11km) und 1288 Höhenmeter zwischen tiefstem Punkt (Cottonwood Campground) und höchsten Punkt (Trailhead) heißt es zu bewältigen und wir wissen nur zu gut, was da auf uns zukommen wird. Die vielen Up and Downs auf den ersten 4,5 Meilen bis zur Redwallbridge sind bei den Höhenmetern noch gar nicht mitgezählt.

Und dann kommt natürlich noch das Gewicht unserer Rucksäcke hinzu, das heute etwas ausartet: Weil die Wasserquelle am Supai-Tunnel derzeit nicht läuft und die einzig andere Wasserquelle auf dem heutigen Abschnitt am Pumphouse gerade mal gut 1 Meile vom Campground entfernt liegt, füllen wir unsere Wasserblasen ziemlich auf.
5 Liter pro Person kalkulieren wir und das macht 5kg pro Rucksack.

Anita nennt diesen Abschnitt der Tour immer die Königsetappe. Zweimal haben wir die sog. RIM2RIM-TOUR gemacht und haben die etwas angenehmere Route Südrim zu Nordrim gewählt. Das hat den Vorteil, dass man die um ca. 300 Meter höhere Nordwand runter geht und die niedrigere dann hoch. Dennoch waren auch die damaligen Abstiege der "Königsetappe" stets ein Horror und beide Male sagten wir uns, dass wir den North Kaibab Trail niemals!!!! hoch gehen würden, weil er uns runter schon Nerven und Blasen kostete.
Mit unserer ersten RIM2RIM2RIM - TOUR blieb uns aber nichts anderes übrig,  als die Königsetappe hoch und zwei Tage später wieder runterzugehen. Genau wie jetzt. 
Bereits auf dem ersten Abschnitt bis zum Pumphouse vergeht uns die Lust, obwohl wir trotz der schweren Backpacks eine für unsere Verhältnisse gute Reisegeschwindigkeit erreichen.
Am Pumphouse machen wir die erste Rast, denn diesmal haben wir uns fest entschlossen, stündlich und zusätzlich an allen markanten Punkten zu rasten.
Kurze Erklärung zum erwähnten Pumphouse:
Auf etwa mittlerer Höhe des North Rims gibt es Roaring Springs, eine sehr ergiebige Wasserquelle. Dessen Wasser wird durch das Pumpenhaus nach unten gedrückt und versorgt die Phantom Ranch und weiter auf der Südseite des Canyons Indian Garden und oben den ganzen Nationalpark auf dem Southrim.
Und wenn sich in den letzten Jahren nichts geändert hat, dann erfolgt die Wasserversorgung des Südrims auch jetzt noch ausschließlich durch Roaring Springs von der Nordseite,  weil es am Südrim weit und breit keine ergiebige Quelle gibt.

Zurück zum Pumphouse: Es ist noch stockdunkel aber wir erkennen drei Stirnleuchten, von denen einige die für uns neuen Restrooms besuchen und die anderen die Zähne putzen. Eine Stirnleuchte berichtet, dass sie -wie wir- nach oben gehen.
Ich folgere, dass sie vermutlich wie wir vom Cottonwood Campground kommen und wundere mich etwas, weshalb sie denn dann mitten im Hike hier der Morgenhygiene nachgehen und das nicht unten auf Cottonwood gemacht haben.
Dann erst sehen wir, dass sie etwas abseits ihr Zelt aufgebaut haben, was eigentlich nicht erlaubt ist. Das Zelten "below Rim", also im Canyon, ist nur in den wenigen ausgewiesen Campsites gestattet und bedarf außerdem stets einer Permit.
Anita erinnert sich, gestern Abend noch mit drei Hikern gesprochen zu haben, die berichteten, dass sie heute noch weiter nach oben müssen, weil sie für Cottonwood keine Permits mehr erhalten haben. Vielleicht haben sie gemerkt, dass sie den Aufstieg am selben Tag nicht mehr schaffen und haben deshalb hier - mit oder ohne Erlaubnis der Rangerin - ihr Lager aufgeschlagen.
Leider verschwinden die Stirnleuchten, bevor wir unsere aufkommende Neugier befriedigen können.
Nach einer etwa viertelstündigen Rast geht es weiter in Richtung Roaring Springs, deren tosendes Prasseln wir gut hören aber wegen der Dunkelheit noch nicht sehen können.
Erst einige Zeit später zeichnet sich der Wasserfall leicht von der dunklen Umgebung wie ein silbernes Band ab und bald schon beginnt das Firmament an Licht zu gewinnen, so dass wir unsere Stirnleuchten ausschalten können.
Ach ja Stirnleuchte: Meine gute Stirnleuchte hat mittlerweile einen mechanischen Defekt und klappt immer von selbst nach unten. Ich hätte bei Walmart doch besser eine neue gekauft. Jetzt muss ich den Kopf zwischendurch immer wieder recht schief halten wie Quasi Modo um den Boden vor mir ausleuchten zu können um zu sehen, wohin ich gehe.
Ich albern rum: "Wenn mich jetzt jemand sieht denkt der sich bestimmt 'Der arme Kerl, aber eine super auf ihn abgestimmte Lampe hat er..."
Von Roaring Springs aus geht es 2,1 Meilen bis zum nächsten markanten Punkt: Die Redwallbridge. Der Weg zieht sich und vor jeder uneinsehbaren Kurve entlang des Massivs hoffen wir, dass die Anstiege enden und die Brücke bald zu sehen ist.










Auf diesem Stück kommen uns wieder Massen an Läufern entgegen. Offensichtlich findet an diesem Wochenende eine Extremveranstaltung statt: RIM2RIM an einem Tag oder sogar RIM2RIM2RIM an einem Tag. Was wir in 9 Tagen bewältigt haben, nehmen die Läufer sich für einen Tag vor. Na gut, die haben einen kleinen 2 Liter Wasserrucksack auf dem Rücken und nicht unsere Backpacks.

Die Redwallbridge weigert sich weiter, sich zu zeigen und wir beschließen in diesem Moment, die Tour am North RIM zu beenden. Einfach, weil wir keine Lust mehr haben. Jede Felsstufe -egal ob hoch oder wie gerade hier mal runter - ist mit den Rucksäcken anstrengend.


Das anspruchsvollste Stück, um das es uns hauptsächlich ging, nämlich vom Südrim zum Nordrim zu gelangen, werden wir heute Nachmittag wohl geschafft haben. Für uns (oder für mich) war es nun mal wichtig zu wissen, ob meine Kondition wieder so gut ist, diese Tour zu schaffen. (Na ja, außerdem ist es wirklich eine herrliche Tour)
Trotz aller momentaner Anstrengungen und wenig Lust gehen wir davon aus, dass wir heute noch wohlerhalten ankommen werden.
Der Rückweg ist dann erfahrungsgemäß deutlich leichter und nicht mehr mit dem Hinweg zu vergleichen und den werden wir uns einfach schenken.
Das hört sich alles toll an aber dennoch heißt es momentan erstmal anzukommen: Step by Step geht es weiter nach oben und irgendwann einmal stoßen wir auch auf die ersehnte Brücke.



Während der Trail wie bereits erwähnt nach jedem Aufstieg unverschämter Weise auch immer wieder nach unten führte, können wir uns ab jetzt sicher sein, dass es nur noch nach oben geht. Wir krabbeln also weiter nach oben als uns zwei junge Mädels überholen.
Es ist Usus, dass man als Hiker / Trekker auf den touristisch abgelegenen Trails bei jeder Begegnung ein paar Worte wechselt. Die Mädels und wir kennen uns schon vom Cottonwood Campground und wir sind mal wieder sprachlos als wir hören, dass sie vor zwei Stunden gestartet sind. Bei uns sind es jetzt genau 5 Stunden.
Früher hätten uns das (zumindest mich) vielleicht gewurmt, dass wir so langsam sind. Heute geht es uns nicht mehr um Höher, Weiter, Schneller sondern sind einfach nur froh, es überhaupt noch machen zu können. Und es zu schaffen! (vermutlich ;-)
Langsam scheint die Sonne in den Canyon; an mancher Stelle freuen wir uns heute sogar. Denn es ist ein Wechselspiel der Temperaturen: Während die Temperaturen am Anfang des Trails recht angenehm waren, gibt es hier in der Nordwand immer wieder recht kalte Schluchtenwinde. Das kann sich von Kurve zu Kurve ändern und ein paar Sonnenstrahlen wärmen dann angenehm.
An anderer Stelle ist es dann wieder sehr warm und wir würden uns an diesen Stellen wieder freuen, wenn sich mal eine Wolke vorschiebt.
Aber insgesamt meinen es Sonne und Wolken heute schon sehr gut mit uns und wir haben keinen Grund zum Schimpfen. Während Anita kontinuierlich recht langsam geht, steige ich etwas zügiger auf, muss dann aber auch immer wieder Pausen machen, so dass wir uns letztlich alle paar Minuten auf der selben Höhe treffen und zunächst wieder ein Stück gemeinsam gehen. Das passt doch gut. Diese Pausen, in denen ich dann nach Luft schnappen kann, deklariere ich -genau wie alle anderen Hilker- gerne als Fotostopps!
Endlich erreichen wir den Supai-Tunnel,





eine weitere markante Stelle auf dem Trail. Hier gibt es Restrooms und normalerweise auch Wasser. Normalerweise? 
Hieß es nicht, die Wasserleitung am Supai-Tunnel sei defekt? 
Es gibt doch Wasser!  Und das bedeutet, wir hätten statt 5 Liter Wasser pro Person nur 2,5 Liter in etwa mitnehmen brauchen und das wären für jeden 2,5kg weniger zu tragen gewesen.
Das klingt nicht viel aber wenn man sie Stufe für Stufe hochtragen muss bekommt man plötzlich ein anderes Verhältnis zu einem Kilo.
Wir rasten noch ein ganzes Weilchen und genießen die Entspannung. 
Am Wasserhahn erfrischt sich gerade einer der Läufer und er berichtet nebenher, dass er heute um 4:00 Uhr gestartet ist, genau wie wir.
Wohlgemerkt aber am Südrim......
Es geht weiter zum vorletzten Zwischenstopp, dem Coconino Overlook, etwa in einer Meile und gut 240 Meter über uns. Den erreichen wir dann nach etwa einer Stunde.



Der steile Weg bremst uns ziemlich aus.
Oben am Overlook erwartet uns ein traumhaftes Panorama in den Grand Canyon.




Leider ziehen dunkle Wolken auf und wir erkundigen uns bei der Rangerin, die hier ebenfalls gerade rastet, wie sie die Regenwahrscheinlichkeit einschätzt. Mit einem professionell anmutenden Blick zum Himmel beruhigt sie uns, dass das allenfalls einen kurzen Sprühregen gibt.
Ich bin da immer etwas skeptisch, denn meine These ist ja, dass der an den Tag gelegte Zweckoptimismus zur Ausbildung der Ranger gehört.
Eben noch sagte sie, was es doch für ein herrlicher Tag sei, und wie ihr die riesigen tollen Wolken gefallen.  Das Wetter könnte nicht heute besser sein. Ich behaupte, das sagt sie jeden Tag.
Wir verlassen den Coconino Overlook und nach zwei Minuten fängt es an zu regnen.  Wir glauben es kaum, während wir noch überlegen, ob wir die Ponchos rausholen, ist der Sprühregen schon wieder abgeschaltet. 
Ich albern noch rum, dass das wie bei manchen unserer Dia-Shows Zuhause ist: Ein kurzer Sprühregen und schon ist alles vorbei.
Der Blick der Rangerin in den Himmel sah also nicht nur professionell aus, er war es auch. Mein größte Hochachtung an dieser Stelle.
Wir kraxeln das letzte, noch einmal stark ansteigende Stück hoch. Das ist jetzt zu unserer Freude komplett im Schatten. Unser GPS sagt uns noch 300 Meter, 200 Meter und bei 95 Meter können wir endlich den Trailhead erkennen. Mit dem Tritt über die Ziellinie geht ein Gejohle der Umstehenden umher,  denn der Trailhead ist zugleich das Ziel der Runner und hier wird im Moment jeder bejubelt, der über die Ziellinie tritt.

Wir haben es also geschafft. Jetzt liegen abermals über 26 Meilen hinter uns und davon die anspruchsvollsten gerade eben. Gut 10 Stunden haben wir heute gebraucht.
Wir genießen den Moment und machen uns bewusst:
Es geht also noch...... und wieder.......
Auch wenn wir im Moment noch etwas zu erschöpft sind um laut zu jubeln ist es ein sehr beruhigendes Gefühl.
Apropos Gefühl: Wie schön wäre es, jetzt sofort das Lager aufschlagen zu können.
Aber leider ist der Campground knapp eine Meile entfernt und leider geht es auch wieder etwas bergauf.  Aber irgendwann erreichen wir dann doch den Campground




und unser erstes Ziel ist der General Store, wo wir einen Cheeseburger durch die Micro Welle jagen und etwas entspannen.



Auf der Campsite bauen wir zügig unser Zelt auf. Zelt aufbauen ? Wir haben doch eine Cabin.
Stimmt, aber die Cabin ist zunächst nur für eine Nacht und wenn wir nicht auf dem Campground einchecken und sie besetzen laufen wir große Gefahr, dass sie weitergegeben wird und wir in der zweiten Nacht ggf. ohne Cabin und ohne Campsite dastehen.


Den Innenausbau nehmen wir erst gar nicht vor, packen die Wertsachen und vor allem frische Wäsche in einen der beiden Rucksäcke und schon geht es weiter: Nochmals geht 1.5 Meilen bis zur Lodge um dort einzuchecken. Unterwegs genießen wir den Blick...jetzt mal nicht auf das, was noch vor uns liegt sondern auf das, was wir hinter uns gebracht haben.
Leider ist die Lodge für den Folgetag weiterhin ausgebucht und der Wetterbericht prognostiziert uns eine arg kalte Nacht für morgen.
Flott beziehen wir unsere Cabin.



Sie ist wie alle Cabins in den Parks sehr rustikal und einfach, aber nach den Nächten in der freien Natur gefühlt purer Luxus.
             
Kurzer Besuch im Visitor Center und in der Lodge um einen Shuttle zu ordern, der uns übermorgen an den Südrim bringen soll.  Damit würden wir es amtlich machen, nicht wieder zurückzuhiken.
Scheitert allerdings der Versuch, einen Shuttle zu ordern, dann ist es ebenso amtlich, dass es wieder zu Fuß zurückgeht. 
Ich sehe die Frage nach einem Shuttle etwas entspannter als Anita. Im Visitor Center werden wir an die Lodge verwiesen und dort endet unser Versuch,  weil beim Shuttle -Unternehmen derzeit keine Anrufe angenommen werden. 
Beim Deli essen wir noch einen Salat und ein Stück Pizza als plötzlich ein Shuttle vorbeikommt.
Anita becirct den Fahrer (typisch Frau) und der setzt alle Hebel in Bewegung ihr zu helfen ( typisch Mann).
Auch bei ihm klappt die Telefonverbindung mit seiner Firma nur zeitweise aber er versichert uns, dass er uns übermorgen mitnehmen wird und dass wir nachher nur noch kurz vom Zimmer aus anrufen müssen.
Also alles bestens.
Übrigens haben wir im Dely etwas Neues erlebt. Beim Kauf einer Soda ist der kostenlose Refill in den USA ja fast überall üblich. Aber natürlich nur während eines Besuches. Hier im Dely ist der Refill stets frei, wenn man den Becher vorzeigt, und das nicht nur heute sondern auch morgen oder nächste Woche.
Im Generalstore schauen wir nochmal kurz, ob wir vielleicht für die zweite Nacht noch Decken erstehen können aber der Versuch ist nicht von Erfolg gekrönt. 
Anitas Anruf beim Shuttle- Unternehmen hingehen schon: er ist schon erwartet worden und nachdem die Leitung zwischendurch einmal kurz unterbrochen ist, haben wir jetzt definitiv einen Shuttle für morgen.  
Damit ist es amtlich,  dass wir nicht zurückgehen. Und unsere T-Shirts lügen auch nicht, schließlich ist es immer noch RIM2RIM2RIM, wenn auch die Daten nicht ganz stimmen.
Und jetzt kommt neben dem Erreichen der Ziellinie ein weiterer Höhepunkt des Tages: Eine Dusche!
Denn die Hygiene kommt - bei aller Begeisterung für das Trekking -  meist doch etwas zu kurz.
Wie bereits erwähnt: Die Cabin ist einfach - aber im Moment das El Dorado für uns.
 
02.Okt.2016
Gestern haben wir beschlossen so spät aufzuwachen wie es geht und haben den Wecker auf luxuriöse 9:00Uhr gestellt.
Um 6:00Uhr wachen wir auf, weil jemand im Nebenzimmer niest. Das ist kein Scherz. Sie niest sogar mehrmals. Gestern Abend hat ihr Mann wohltuend gegähnt und wir wollten schon beide laut rufen "Good night, John-Boy".
Es sind eben zwei Räume in einer Cabin und es gibt keinen Lärmschutz. Freuen wir uns darüber, dass die Wände zumindest einen Sichtschutz bieten......hoffen wir.
Aber im Ernst: Auch ohne der Nachbarin ihr sensibles Näschen wären wir vermutlich schon wach, die innere Uhr tickt nun mal so wie sie will und nicht wie der Wecker es möchte.
Nach einem gemütlichen Kaffee gehen wir mal eine Runde durchs Gelände und wollen im Visitor Center einen neuen Jahresausweis erstehen. Unser ist seit gestern nicht mehr gültig.
Zum Erstaunen von uns und der Rangerin sind im Moment keine mehr da. Sie bittet uns, zu der Ranger Station zu fahren, die ein gutes Stück entfernt ist. Wir erklären ihr, dass wir zu Fuß hier sind, vor einigen Tagen mit dem damals noch gültigen Pass in den Park gekommen sind und jetzt einen neuen benötigen.
Die sieht das nicht so Ernst und wir sollen einem Ranger im Falle einer Kontrolle einfach die Situation schildern.



Gefrühstückt haben wir noch nicht und da bietet sich der Saloon an, der eine kleine Auswahl an Burritos o.ä. vorhält.
Es geht zurück zur Cabin, nochmal eine Tasse Kaffee und dann zum Auschecken. 
Leider ist immer noch kein Zimmer frei.

Am Canyon Rand gehen wir die 1,5 Meilen zurück zum Campground und nutzen den netten Spaziergang für einige Fotos.
Und dann geht's  zum Wäschewaschen. Wir haben um möglichst wenig Klamotten durch den Canyon zu schleppen genau durchgerechnet, was wir an Wäsche unbedingt benötigen und dazu gehört eben auch,  dass sie hier wieder ein wenig "hübsch" gemacht wird, im Sinne von Waschen. (Zur Freude von uns und bestimmt auch denen, die sich in unserem Duft- Umkreis bewegen)
Im General Store bereiten wir uns dann auf die kalte Nacht vor: Feuerholz zum Vorwärmen unserer Körper und ein Schlafsack. 
Schauen wir mal, wie das klappt. 

Das Nachtlager ist soweit aufgebaut und wir haben Zeit. In der Sonne ist es richtig warm, sobald sie sich aber mal für einen Moment hinter einer Wolke verzieht wird es arg kalt. Besonders "frisch" und störend ist aber der Wind, der uns dann sogar ein wenig frösteln lässt.


Im Moment machen wir noch eine einstündige Fotoaufnahme, ein neuer Versuch unseres misslungenen Experiments vom Plateau-Point, bis wir dann entscheiden , dass 15Uhr eine gute Zeit für ein verspätetes Mittagessen ist.
Im Generalstore erfreuen wir uns zunächst an den bereits erwähnten Cheeseburgern und dem heißem Kaffee und ärgern uns dann über das Internet. Es wechselt zwischen "geht ganz schlecht" und "geht jetzt plötzlich gar nicht mehr".
Das ist nicht gut, denn wir wollen den weiteren Verlauf unseres Urlaubs planen.
Da wir eigentlich in vier Tage aus dem Canyon schlüpfen wollten und anschließend eine vermutlich schöne Cabin am Southrim Rim haben, die wir nicht stornieren wollen, heißt es jetzt, die nächsten drei Nächte zu verplanen.
Anita hat die Idee des Horseshoes und des Antelope Canyons, die beide in 3D mit Sicherheit sehr gut kommen.
Ein guter Ausgangspunkt ist Page. Zu unserer Überraschung finden wir hier nur Zimmer ab $200 und aufwärts, sogar das als billige Motelkette bekannte Motel 6 spielt in dieser Liga.
Langsam wird das Internet etwas (!) schneller und stabiler.
Und dann finden wir doch noch Alternativen: 
Eine Nacht in der Cameron Trading Post und zwei Nächte in Kanab. Anita ist mit den zwei Nächten in Kanab nicht ganz glücklich und würde lieber Campen, sagt das aber erst nach der Buchung von mir.
Kein Problem,  das können wir uns bis morgen ja noch überlegen, denn bis dahin können wir noch stornieren.
Wir verbringen so viel Zeit mit dem Internet, dass sich die Sonne schon langsam verabschieden möchte. Aber den Sonnenuntergang möchten wir ungern verpassen und so gehen wir noch schnellen Schrittes zum Canyonrand und beobachten, wie sich der Grand Canyon langsam verdunkelt und die vielen grotesk erscheinenden Felsformationen zunächst nur noch als Silhouetten zu erkennen geben, bis sie schließlich völlig verschwinden. 






Nur knapp 50 Meter von diesem atemberaubenden Schauspiel beginnen wir mit dem Vorbereiten des Lagerfeuers als unsere Nachbarn, die wir heute schon mal beim Wäschewaschen trafen, zu uns kommen.
Und mit Rob und Amber verbringen wir dann die nächsten zwei Stunden am Lagerfeuer. Sie sind Hardcore-Hiker: Sie zeigen uns auf ihrem Smartphone einige Clips ihrer bisherigen Unternehmungen und wir können nur staunen. Und morgen werden sie das machen, was wir ebenfalls ursprünglich für morgen geplant hatten: RIM2RIM.
Was wir aber für vier Tage planten absolvieren sie morgen in einem Tag. Sauber!
Aber auch hier: Sie werden so gut wie kein Gepäck dabei haben außer einer Wasserblase, dem Smartphone und Power Riegeln.
Also keine Kameras, Akkus, Ersatzakkus, Ersatzersatzakkus......na ja, ich erwähnte es ja schon mal.
Gegen 8 Uhr lösen wir uns auf, weil die beiden ins Bett müssen um dann um 4 Uhr loszugehen. Genau wie wir das vorhatten.



Übrigens verbindet uns noch eine weitere Gemeinsamkeit: Auch bei den beiden ist es Amber, die alles plant, ihm dann die Idee unterbreitet, er mit anderen Dingen beschäftigt alles abnickt und dann später fragt, wer denn auf diese verrückte Idee gekommen ist. Eben so wie bei uns manchmal. 
Ihr Bett ist übrigens ihr Auto. Sie haben bei der Anmietung ihres Fahrzeugs statt eines Kleinwagens einen SUV erhalten und schlafen jetzt darin.


Wir schalten das Lagerfeuer aus und verschwinden im Bett. Die Anziehsachen für morgen werden schon mal mit in den Schlafsack genommen, damit sie morgen früh nicht allzu kalt sind beim Anziehen. Man hat ja in den Jahren gewisse Erfahrungen sammeln können. 
Nach wie vor herrscht ein kräftiger Wind. Wir kennen den Campground am North Rim fast nur so: Stets weht ein kräftiger Wind über den Campground, der sich in den Bäumen fängt und sehr laut ist.
Heute aber kommt er uns besonders kräftig und stark vor, aber vielleicht liegt es auch daran, dass der Wind gräuslich kalt ist und uns im Zelt kalte Nasen macht.
Im Moment ist es hier in den Schlafsäcken, über die wir zusätzlich den neu erworbenen Schlafsack als Decke legen,  noch angenehmer als zu befürchten war. Sogar unsere Fleecejacken und dicke Hemden dienen im Moment noch als Kopfkissen und stellen für später die eiserne Reserve da. Wir werden sehen.
Aber jetzt heißt es: Good Night 
 
03.Okt. 2016
Campen muss nicht immer ein Vergnügen sein, auch für uns nicht!
Nehmen wir mal die letzte Nacht: Die kuschelige Wärme gestern Abend wich immer mehr einer unangenehmen Kälte, die in das Zelt und dann auch in die Schlafsäcke zog. 
Große Schuld haben da eindeutig unsere Schlafsäcke. Wir haben uns auf die Wetter-App verlassen (die uns offensichtlich ver"app"elt hat), sind hier beim North Rim von anderen Temperaturen ausgegangen und haben im Storage nach reiflicher Überlegung zu dem falschen gegriffen. Diese Schlafsäcke sind sehr leicht aber auch recht einfach und ihnen fehlt an den Reißverschlüssen eine zusätzliche Lippe, die verhindern soll, dass ein kalter Luftstrom hindurchkommt.
Und außerdem war der Wind heute Nacht nicht nur sehr kalt sondern wohl auch einiges stärker als wir es bisher hier erlebt haben. Wir wurden in der Nacht mehrmals mit Zweigen beschmissen und ich dachte mir nur: Lass es keine großen Äste oder gar Bäume werden. ...
Wir haben wenig geschlafen bzw. wurden immer wieder wach, um uns anders zu drehen, die Luftzirkulationen im Zelt zu bändigen und einen Kompromiss zu finden zwischen Abtauchen im Schlafsack und Ersticken und Kopf raus aber frieren.
Beim Erwachen um 5 Uhr stellt sich gar nicht mehr die Frage, ob wir das Motel in Kanab noch stornieren wollen. Aber ich kenne uns: In zwei Stunden mit dem Kaffee in der Hand im Shuttle sitzend kann das auch schon wieder anders aussehen.
Wir bauen unser Zelt ab und gefühlt haben wir keine Hände mehr, so kalt ist es. Es sind ca.3 Grad, wie wir später erfahren werden.

      
Trotz aller Widrigkeiten sehen wir das ganze auch optimistisch, so wie es die Ranger tun würden:
Es regnet nicht!
Um 7Uhr erwarten wir den Shuttle am Generalstore aber der Abbau und das Verpacken geht trotz der "frosted Fingers" zügig,  so dass wir kurz nach 6 Uhr schon am Generalstore sind. Der macht aber leider erst um 7Uhr auf. 
Kurz vor Sieben öffnet ein Mitarbeiter die Türe und begrüßt uns mit dem Hinweis, dass der Kaffee schon durch ist.
Mit der Kassiererin an der Kaffeetheke plaudern wir auch kurz. Sie ist 29 Jahre lang bei Frankfurt aufgewachsen und lebt seit 5 Jahren hier in den USA und erst letzte Woche hat sie mal wieder RIM2RIM gemacht.  Aber sie fand es auch letzte Woche schon recht kalt und hat auf Cottonwood ziemlich gefroren.
Also bilden wir uns das ganze nicht ein.

Wenige Minuten später kommt auch schon der Shuttle, vollbepackt mit RIM2RIM-Erfahrenen oder RIM2RIM-Willigen und die letzten beiden Plätze in dem 14er-Bus gehören uns.
Die Stimmung im Bus ist grandios: Unser beider "Morning" bleibt unbeantwortet und offensichtlich unterliegt die Busgemeinschaft dem Schweigegebot. So etwas haben wir noch nie erlebt bei den Amerikanern, hier schwätzt Üblicherweise jeder mit jedem.
Der Fahrer ist tatsächlich der, den Anita becirct hatte,  und der fährt gefühlt einen flotten Reifen. Erstaunt sind wir über zwei Stellen unterwegs, an denen heute Nacht Bäume umgeknickt und auf die Straße gefallen sind.
Unser Eindruck von heute Nacht, dass ein besonders kräftiger Wind über uns hinweg zog, ist wohl nicht verkehrt. 
Der erste kurze Zwischenstopp erfolgt am Marble Canyon und kurz danach fasse ich mir ein Herz und breche das bestehende Schweigegebot und betreibe ein bisschen Smalltalk mit meiner Nachbarin. Langsam kommt auch auf den anderen Sitzreihen etwas Gesprächsstoff auf, aber insgesamt geht die Tendenz eher wieder zum Schweigen zurück.

Nach einem zweiten Stopp in Cameron setzt uns der Shuttle Fahrer nach mehr als vier Stunden Fahrt an der Bright Angel Lodge  ab, wo ja hoffentlich immer noch unser Auto steht. Beim Runtergeben des Gepäcks vom Dach des Shuttles fragt mich der Fahrer, ob ich Steine im Rucksack hätte.



Offensichtlich sind unsere Rucksäcke doch ungewöhnlich schwer, und ich habe noch nicht mal mehr Wasser drin.
Anita bedankt dich noch per Handschlag und Trinkgeld dafür, dass er uns behilflich war.

Mittag gibt es im Restaurant in der Bright Angel Lodge. 
Am Backcountry-Schalter geben wir die angebrochenen Permits zurück. Wir sind erstaunt,  dass wir sogar eine Gutschrift für die nichtgenutzten Übernachtungen erhalten, denn unser Ansinnen war es ja nur, dass andere Hiker noch kurzfristig in den Genuss einer Permit kommen.
Weil wir schon mal hier sind wiegen wir unsere Backpacks und staunen nicht schlecht.



25lbs und 33lbs zeigt uns die Waage an und wenn man jetzt das Essen noch hinzurechnet sowie auf dem letzten Abschnitt 5 Liter Wasser pro Person dann kommen wir auf ziemlich genau 18kg bei Anita und 20kg bei mir. Das ist in etwa die Größenordnung bei unserer damaligen "Wet-Wild-West Tour" mit Marco, dort hatten wir allerdings soweit ich mich erinnere 6 Liter Wasser dabei. Das kann alles nicht richtig sein.
Anschließend geht es noch am Generalstore vorbei um Getränke aufzunehmen und schon starten wie durch zur Cameron Trading Post. 
Nach einiger Zeit erreichen wir sie und checken ein.

Und jetzt erleben wir eine angenehme Situation und ich muss das jetzt vorsichtig formulieren um niemandem unrecht zu tun:
Bisher haben wir die Natives oft als sehr reserviert erlebt, böse Menschen würden ihnen vielleicht sogar Arroganz unterstellen, wogegen wir uns entschieden wehren. Aber Zurückhaltung haben wir häufig erlebt und heute bedient uns ein Native mit einer solchen Offenheit und Freundlichkeit, wie wir sie selten erlebt haben.
Er weist uns ein Zimmer entsprechend unserer Reservierung im Erdgeschoss und mit Blick auf die Brücke zu . Wir können uns schwach daran erinnern, dass wir vor über 10 Jahren, als wir mit Michael zu dritt hier waren, ein Zimmer in diesem Gebäude hatten und haben ebenso in Erinnerung,  dass es ganz gut war.



Nun aber schlucken wir erstmal beim Betreten, denn es ist wesentlich größer und schöner als auf unserer Festplatte im Kopf abgespeichert und spontan entscheiden wir uns nachzufragen, ob wie unseren Aufenthalt um zwei Nächte verlängern können.
Der eben erwähnte Mitarbeiter kümmert sich engagiert darum, um uns dies zu ermöglichen.
Den Abend verbringen wir dann sehr technisch und kulinarisch hingegen eher einfach:
Bilder und Clips werden gesichert und konvertiert, Berichte hochgespielt, Gerätschaften geladen und zu Essen gibt es Naan mit Philadelphia. 
Und dann staunen wir nicht schlecht, dass es schon langsam auf Mitternacht zugeht.
 
04.Oktober 2016:
Es ist herrlich, in einem solch bequemen Bett in einem solch schönen Zimmer aufzuwachen, obwohl die Nacht recht kurz war: Nach Mitternacht erst eingeschlafen und um 6Uhr klingelt schon der Wecker.
Neben dem Hochspielen von Teilen unseres Berichtes surfen wir ein wenig durch die Welt des Internets und natürlich schauen wir auch nach dem Wetter.
Und dabei kommt es uns fast synchron über die Lippen: "Wieder einmal alles richtig gemacht!"
Die Temperaturen am und auch im Grand Canyon sind so in den Keller gegangen, wie wir es nie vermutet hätten. Sogar auf der Phantom Ranch sollen es morgen Tiefsttemperaturen um die 5 bis 6 Grad werden. Demzufolge ist es auf den Campgrounds auf den mittleren Höhen des Südrims (Indian Garden) und Nordrims (Cottonwood Campground) vermutlich noch einige Grade kälter. Wir hätten also mit unserem Equipment gefroren wie die Schneider.
Obwohl wir unsere Entscheidung gegen den Rückweg noch keine Sekunde in Frage gestellt haben ist das noch einmal die Bestätigung der Richtigkeit.

Unser erstes Ziel heute morgen ist der in etwa 75 Meilen entfernte "Horseshoe". Das ist eine besondere Schleife des Colorados etwa zwischen dem Glen Canyon Staudamm und Lees Ferry und erinnert an ein Hufeisen. Es gibt einen Lookout, von wo man aus einen hervorragenden Blick darauf hat.
Vor vielen vielen Jahren hat uns ein Motelier mal auf diesen "Geheimtipp" hingewiesen, den wir damals umgehend angefahren haben. Über die Beschreibung "Geheimtipp" mussten wir damals grinsen, denn so geheim war der Tip auf jeden Fall nicht. Es gab schon einen kleinen Parkplatz und als wir dort hin sind, erfreuten sich schon eine gute Hand voll Touristen an diesem Anblick, der sich aber auf jeden Fall lohnte.
Was wir aber heute erleben stellt die damalige Größenordnung völlig in den Schatten.



Ein riesiger Parkplatz wartet auf uns, vollgeparkt mit Autos, Campern und einigen Bussen. Auf großen Hinweisschildern wird ausdrücklich davor gewarnt, zu dicht an den Rand zu gehen (Gefahr, dass der bröcklige Rand abbricht), unbedingt Wasser mitzunehmen, keine offenen Schuhe zutragen und ca. alle 100 Meter steht nunmehr eine Parkbank. Was aber viel schlimmer ist: Eine Menschenmenge pilgert zu dem Aussichtspunkt und als wir ankommen, sind wir geschätzt sicherlich gut 200 Besucher.
Der Blick auf das Hufeisen des Colorados ist für uns heute noch genauso faszinierend wie damals. Geht man nah an den Rand, was man ja eigentlich nicht machen sollte, so sieht man rund 300 Meter in die Tiefe.





Mir wird wirklich schlecht, wenn ich sehe, wie nah und unvorsichtig manche an den Rand gehen nur für ein paar Fotos. Ich wage mich zwar auch sehr nah ran, dann aber eher liegend.


Anita, die ja fast schwindelfrei und sonst in solchen Situationen auch schmerzfrei ist, wahrt sogar Abstand und mahnt mich zur Vorsicht. Und zwar mit Recht: "Man muss sich ja gar nicht selbst in Gefahr bringen. So unvorsichtig wie einige Fotofreaks sind reicht es ja schon, dass einer stolpert und dann uns in den Abgrund schubst", mahnt sie.

Was aber der absolute Knüller ist: Es wird fotografiert wie verrückt: In allen Posen, immer wieder Model vor Abgrund und Selfies. Ich muss mich ja an sich an die eigene Nase packen, schließlich ist mein Foto-Verhalten ja auch manchmal grenzwertig aber hier werde ich glatt in den Schatten gestellt. Und überwiegend Touristen japanischer Herkunft, deren Heimat im Moment fast menschenleer sein muss, "knipsen" im Dauerfeuer. Jeder muss in allen Kombinationen mit jedem aber auch alleine vor den Abgrund ins Bild. Uns fällt keine andere Nation auf, die sich dafür  so in Gefahr bringt. Eine Japanerin bittet uns, ein Foto von ihr zu machen und setzt sich direkt an den Abgrund, der 300 Meter in die Tiefe geht. Mal von vorne, mal von der Seite. Ich mahne sie vergebens zur Vernunft und bitte ausnahmsweise Anita, die Fotos zu machen. Ich weiß nicht, ob es anderen ähnlich geht: Aber wie bereits erwähnt wird es mir in der Tat richtiggehend schlecht, wenn  ich sehe, wie manche dem Desaster nahe sind.



Ein weiterer Japaner lässt sich von seiner Frau an einem abfallenden Grat fotografieren. Er muss nur mit einem Fuß abrutschen und ich schwöre, er hat keine Möglichkeit mehr sich zu halten.
Am Anfang fotografiere ich noch einige ungefährliche Shootings, wie sich Menschen in Pose werfen, um fotografiert zu werden. Aber die erwähnten Gefahrensituationen werden zunehmend mehr, so dass wir -fast schon erschrocken- das Weite suchen um zum Auto zurückzukehren.

Unsere nächste Station gilt dem Lower Antelope Canyon. Im Jahre 2003 waren wir zusammen mit Michael dort. Wahrscheinlich ist es eine der  berühmtesten Slotcanyons. Die Bilder gehen um die ganze Welt. Man schleicht sich durch den sehr engen, teilweise gerade mal hüftbreiten Canyon, in dem von oben Licht reinfällt und eine fast unwirkliche Atmosphäre zaubert. Traurige Bekanntheit gewann der Canyon auch durch einen grausamen Unfall. Eine erfahrene Gruppe durchwanderte vor vielen Jahren den Canyon, als plötzlich in vielen Kilometern Entfernung ein starker Regen runter ging und eine Flashflood verursachte, die durch diesen Canyon peitschte.
Von den 12 Hikern kamen 11 ums Leben, und den 12 hatte man damals nicht mehr gefunden.
Bei unserem ersten Besuchs haben wir noch auf Diamaterial fotografiert und heute freuen wir uns darauf, diese Atmosphäre in 3D einfangen zu können. Damals waren wir drei mutterseelenallein in dem Canyon und wir gehen nicht davon aus, nochmals so viel Glück zu haben.
Wir erreichen das Areal und trauen erneut unseren Augen kaum: Zunächst muss man Eintritt zahlen um überhaupt auf das Gelände zu gelangen. Der Parkplatz ist voll und in der Ferne sehen wir eine Traube von Menschen, die vermutlich auf Einlass wartet.
Wie soll man denn hier Fotos ohne andere Personen auf dem Bild machen ?
Das schenken wir uns, das kann nichts mehr mit der Atmosphäre von damals zu tun haben und wir freuen uns, dass wir vor 13 Jahren den Canyon noch so erleben durften, wie man ihn von Fotos her kennt.
Wir spielen mit dem Gedanken, stattdessen zum Wire Pass zu fahren, wo es auf dem ersten Stück ebenfalls einen Slotcanyons gibt, den wir schon zwei- dreimal erlaufen haben. Er ist von seiner Ausstrahlung in keinster Weise mit dem Lower Antelope Canyon zu vergleichen, für ein paar schöne Aufnahmen reicht er allerdings auf jeden Fall.
Zuvor fahren wir aber noch zu Dennys zum Mittagessen, wenn es schon kein Frühstück gegeben hat.
Den Service bezeichnen wir mal als suboptimal: Getränke werden nach nachgeschenkt und Chicken Strips sind auch ausgegangen.
Page scheint gelegentlich chickenfreie Zone zu sein, denn wir erinnern uns daran, dass wir vor einigen Jahren mit Anja und Micha in Page waren, damals bim benachbarten Mc.Donald´s . Da gab es so ziemlich alles, so lange es ohne Chicken war.
Kurzer Besuch bei Walmart um Getränke aufzutanken und dann geht es los in Richtung Wire Pass, jedoch nicht ohne einen Abstecher in der Paria Ranger Station. Wir möchten uns über den Zustand der Houserock Valley Road einholen um zu hören, ob wir mit unserem Auto überhaupt eine Chance haben sie zu befahren.
Die Ranger Station war früher der Magnet für diejenigen, die zur Wave wollten, denn jeden Morgen um 9Uhr wurden die 10 Permits für den nächsten Tag verlost und dann war die Bude brechendvoll.
Jetzt fristet sie ein meist recht ruhiges Dasein, dennoch sind zwei Rangerinnen "on duty".
Die haben allerdings keine all zu guten Nachrichten für uns: Da unser gelbes "Postauto" sehr tief liegt raten sie uns von einer Fahrt ab: Zwar ist die Straße trocken und ein normaler 2WD-Wagen könnte die Straße auch bewältigen aber aufgrund der niedrigen Bodenfreiheit gibt es zumindest eine Stelle, die für uns wahrscheinlich nicht passierbar sein wird.
Früher hätten wir es drauf ankommen lassen und wären zumindest bis zu dieser Stelle gefahren um uns vor Ort eine eigene Meinung zu bilden. Doch heute siegt gelegentlich die Altersweisheit, wenn sie da ist.
Wir fahren daher in aller Ruhe zurück, nehmen beim Walmart noch ein paar  Chickenteile für den Abend mit und genießen den Tagesausklang in unserem schönen Zimmer in unserem schönen Motel.
Wir gehen noch kurz "giften", wie wir es nennen: Ein Spaziergang durch den besonders großen Giftshop. Und Ausnahmsweise sticht Anita im völligen Gegensatz zu sonst, sogar etwas ins Auge: eine Kette und ein Mitbringsel, über das ich noch nicht schreiben darf. Aber wie gewohnt entscheidet sie sich noch nicht endgültig sondern wird noch darüber nachdenken und evtl.. morgen dann zuschlagen.
Bevor wir endgültig schlafen ist es zwar nicht Mitternacht wie gestern aber auch nicht weit davon entfernt.
Gute Nacht !
 
05.Oktober 2016:
Da der spätere audiovisuelle Reisebericht das Schwerpunkt Thema Grand Canyon haben sollte und wird, machen wir uns auf den Weg nach Lee´s Ferry.
Zum einen beginnt dort quasi der Grand Canyon und zum anderen hat der Ort für uns noch eine besondere Bedeutung, denn hier  war vor einigen Jahren das Ziel unserer fünftägigen "Wet-Wild-West"-Trekkingtour mit Marco.
Gegen 10 Uhr sind wir schon hier und haben dann schon rund 70 Meilen hinter uns.



Wir drehen einige Szenen, gehen einen ganz kurzen Trail durch die historischen Gebäude am Colorado-Ufer und sehen, dass sich einige Rafter vorbereiten.



Hier ist nämlich der Ort, wo die Rafter ihre Boote und Flöße zu Wasser lassen, dann den Colorado durch den Grand Canyon durch"raften" und dann -wie uns ein Amerikaner sagte- nach 14 Tagen wieder ausgespuckt werden.
Ich möchte noch ein paar Aufnahmen weiter unten machen, wo der Colorado etwas wilder ist, denn bei Lee Ferrys ähnelt seine Wasseroberfläche in etwa einem Baggersee.
Wir schlagen uns daher in etwa auf der Höhe des Campgrounds an das Ufer des Colorados. Der darüberliegende Campground hat es übrigens in sich: Anja und Micha sind hier schon einmal ihrem Zelt hinterhergelaufen, das der Wind mitgenommen hatte. Und als wir vor ein paar Jahren dort campten hab en wir ebenfalls ein weggewehtes Zelt am Fuß des Campgrounds entdeckt. Hier herrscht offensichtlich häufiger eine steife Brise.
Unten am Ufer mache ich meine Aufnahmen als Anita die Idee hat zu warten, bis die Rafter vorbeikommen. Das machen wir dann auch, allerdings dauert es über eine Stunde bis sie ablegen und an uns vorüber ziehen. Übrigens gemäßigt, obwohl das Wasser an unserer Stelle recht rau ist. Kein Vergleich leider mit den Aufnahmen der Rafter, die ich seinerzeit bei den Hermits Rappids am selben Colorado machen konnte.
Nach einiger Zeit sind die Rafter und wir durch und fahren langsam zurück. In Page essen wir zu Mittag, aufgrund unserer gestrigen Erfahrung aber nicht beim Denny´s sondern beim Mc.Donald´s und beim gegenüberliegenden Walmart werden wieder Vorräte aufgestockt.
Gestern hatte ich beim Walmart übrigens noch zwei Fototaschen erworben. Die eine ersetzt die vor einigen Jahren gekaufte Fototasche, die sich auf unserer Tour letzte Woche leider verabschiedet hat. Mal wieder ein Reißverschluss, der für das Ende der ganzen Tasche verantwortlich zeichnet.
Und die andere Tasche ist für unser anderes 3D-System. Und der Gedanke war, die Taschen heute ggf. zurückzugeben, wenn das Equipment nicht gepasst hätte, aber davon kann keine Rede sein: alles passt optimal!

Es geht langsam zurück in Richtung Cameron Trading Post als uns auf halber Strecke noch ein Ereignis trifft:
Gestern schon ist uns an einer Stelle eine wohl frisch angefahrene Kuh am Straßenrand aufgefallen, deren Verwesungsgeruch sogar beim schnellen Vorbeifahren fast den Atem genommen hat. Und genau an diesem markanten Punkt glaube ich auf der gegenüberliegenden Seite eine am Straßenrand liegende Person im Augenwinkel zu entdecken. Anita hat nichts bemerkt aber  ich bitte sie, an der nächst möglichen Stelle zu drehen.
Wenige Minuten später stehen wir an der erwähnten Stelle und tatsächlich liegt dort jemand. Ich instruiere Anita -falls dies ein Trick sein soll im Auto sitzen zu bleiben und sofort abzuhauen, wenn etwas  nicht stimmt.
Die Situation ist undurchsichtig. Ich rufe die liegende Person mehrmals an ohne dass eine Reaktion erfolgt. Es scheint ein Obdachloser zu sein und ich kann nicht einschätzen, ob er noch lebt. Ich rüttel ihn vorsichtig und hoffe nur, dass er -wenn er nur schlafen sollte- sich so erschreckt, dass er gleich ein Messer zuckt oder mir welche dengelt.
Auf mein Rütteln hin reagiert der Mann. Er macht einen sehr verwahrlosten Eindruck, ein einzelner Zahn schaut aus dem Mund. Ich bin froh, nicht lebensrettende Maßnahmen einleiten zu müssen.
Anita ist mittlerweile entgegen meiner Bitte hinzugekommen und wir können nicht einschätzen, ob er krank oder nur betrunken ist. Seine lallenden Worte können wir kaum verstehen, deuten seine Gesten jedoch, dass er trinken möchte. Wir geben ihm unser Wasserflaschen und die anderen Gesten interpretieren wir so, dass er etwas essen möchte. Die einzigen Vorräte sind unsere Cookies (und die in der alten Knäckebrot-Box, die wir schon seit Jahren durch die Gegend fahren.)
Über die freut er sich sichtlich und ruft "Cookies - Cookies..." und möchte sich zwei oder drei nehmen. Wir versuchen ihm verständlich zu machen, dass er die ganze Box haben kann. Irgendwie versucht er uns verständlich zu machen, es sei alles in Ordnung, und wir können (oder sollen?) wieder fahren.
Gerne würden wir das auch, aber wir haben kein gutes Gefühl dabei, ihn jetzt hier alleine zu lassen. Vielleicht ist er ja wirklich nur blau? Vielleicht aber auch krank? Und was ist, wenn er ggf. alkoholisiert aufsteht und auf den Highway torkelt? Das wundert uns sowieso. Ich kann doch nicht der einzige sein, der ihn hier hat liegen sehen aber keiner hält an. Auch jetzt nicht, wo unser Auto mit offenen Türen am Straßenrand steht und wir uns über eine am Boden liegende Person bücken. Man schaut zwar aber alle fahren weiter.
Was können wir jetzt machen? Handyempfang haben wir nicht aber mir fällt ein, dass wir kurz vor dieser Stelle einen Sherif bei einer Radarkontrolle gesehen haben und entscheiden uns, ihn zu suchen. Ein gutes Stück weiter als im Kopf abgespeichert entdecken wir den Sheriff schon von weitem: Seine Disco-Anlage auf dem Wagendach blinkt und blitzt in weißen, roten und blauen Lichtern, weil er gerade einen Temposünder auf einen Parkplatz rauszieht. Er geht sofort zu dem Temposünder, während wir uns langsam ihm nähern.
Anders als ich das vermutlich in Deutschland machen würde rufe ich den Sherif schon von weitem an, nehme meine Brille und Mütze ab und zeige ihm meine leeren Hände. Grundsätzlich wird so etwas in en USA empfohlen, wenn man angehalten wird: Der Officer will immer die Hände des anderen sehen. Und gerade im Moment, wo es in den USA zu mehreren Zwischenfällen mit der Polizei gekommen ist sind die Officer vermutlich besonderes sensibel, wenn man unkontrollierte Bewegungen macht.
Der Sherif erhebt den Zeigefinger was bedeutet, dass wir uns nicht mehr nähern sollen. Er bespricht weiter mit dem Temposünder das Vergehen und erst bann widmet er sich uns. Immer noch auf großer Distanz:
Ich schildere ihm die Situation und erkläre ihm, wo wir die Person gefunden haben. Das ganze aufgrund der Distanz fast schreiend.
Er bedankt sich schließlich und verspricht, die Sache zu checken.
Eigentlich müssten wir jetzt drehen aber über zwei durchgezogene Linien zu fahren trauen wir uns trotz der besonderen Situation nicht. Also fahren wir ein oder zwei Meilen in die verkehrte Richtung um an einer legalen Stelle umzudrehen.
In der nun richtigen Richtung fahrend staunen wir aber nicht schlecht, dass der Officer immer noch mit dem Temposünder im Gespräch ist und im weiteren Verlauf sehen wir unseren Obdachlosen an der selben Stellewie eben wieder liegen. Vielleicht will er ja tatsächlich einfach nur in Ruhe gelassen werden.
Auf der weiteren Strecke kommen uns aber dann doch ei n Officer und ein Krankenwagen entgegen, also hat der Sherif vermutlich über Funk Hilfe angefordert.
Zurück im Motel stöbern wir dann noch einmal im Giftshop; wir "giften" also und tatsächlich kann sich Anita zum Kauf der erwähnten Dinge, die ich nicht erwähnen darf, durchringen.
Und dann lassen wir den Abend gemütlich ausklingen und freuen uns auf die leider letzte Nacht in dem schönen Zimmer.
 
06.Oktober 2016:
Heute lassen wir es krachen und schlafen wieder mal länger. Eigentlich wollten wir um 6Uhr schon im Restaurant beim Frühstück sein doch dann wird es 7Uhr.
Habe ich nicht über unser Vorurteil berichtet, dass wir die Natives überwiegend als zurückhaltend erlebt haben. Nicht nur an der Rezeption sondern auch hier im Restaurant werden wir erneut eines Besseren belehrt: Die Bedienung ist dermaßen, freundlich, offen und aufmerksam, einfach toll.
Und der Frühstücksraum selbst ist auch ein Augenschmaus: Die Decke funkelt silberfarben und beeindruckt uns besonders.



Gegen ca. 8Uhr starten wir los und sind uns sicher, zukünftig mal wieder hier zu nächtigen, wenn es sich anbietet.
Am Aussichtspunkt "River Goerge of the Little Colorado" halten wir erstmalig an. Ein Häuschen deutet darauf, dass das Betreten des Aussichtspunktes wohl Eintritt kostet und wir stoßen vor um zu sehen, mit wie viel Bucks wir dabei sind. Doch die Native weist uns darauf hin, dass der Eintritt grundsätzlich frei ist, Donations (Spenden) aber gerne gesehen werden. Dann spenden wir eben paar Bucks und betreten als erste für heute den Aussichtspunkt.
Von hier aus kann man tief unten den Little Colorado sehen, wie er in den Colorado mündet. Der Rim ist aus Sicherheitsgründen mit Gittern gesichert, was auch notwendig ist, da einige Felsstücke bereits abgerutscht sind. Diese unsicheren Stellen sind nun wiederum abgesichert. Das Gelände ist eindeutig in Bewegung.



Nach einiger Zeit sind wir durchfotografiert und es geht los wieder in Richtung Grand Canyon, wo eine Cabin auf uns warten wird.
Dann erleben wir bei der Einfahrt zum Grand Canyon ein Novum, allerdings nicht nur für uns sondern auch für den Ranger.
Ich berichtete ja bereits, dass wir keinen gültigen Nationalparkausweis haben. Gestern bei Lee´s Ferry war aber Eintritt fällig. Andere hätten vielleicht ihren abgelaufenen Ausweis ins Auto gehängt unter dem Gesichtspunkt, dass dieser ja eh nicht kontrolliert wird.
Aber das kommt für uns nicht in Frage und so standen wir vor der wirklich wichtigen Frage: "Was machen wir denn jetzt?"
Statt einen Tagesausweis an einem Kiosk (an einem Automaten) zu ziehen, habe ich vorgeschlagen, hier gleich für $80 den Jahresausweis zu ziehen. Anita gab zwar zu bedenken, dass wir dann nur einen Kassenbon haben und nicht den meist recht schönen Ausweis mitführen klönnen. Aber damit müssen wir leben.
Der Kauf war denkbar einfach: Kreditkarte reinschieben und die gewünschte Auswahl treffen. Und schon kommt der Kassenbon raus. Keine Geheimzahl und kein ZIP-Code war erforderlich.
Erfreut sahen wir uns den Bon an und konnten lesen, dass dieser Bon per Post oder aber an einem Vissitorcenter eingetauscht werden kann und das machen wir jetzt erstmalig.
Diese Umtauschaktion braucht zum Leidwesen aller Autofahrer, die hinter uns in der Schlange bestehen, recht lang. Denn wie bereits erwähnt ist das nicht nur für uns etwas Neues auch der Ranger kommt ziemlich ins Straucheln und liest erst nach, wie das geht und was zu tun ist.

Im Grand Canyon fahren wir per Auto und per Shuttle mehrere  Punkte an um dort ein paar Clips zu drehen. Dabei fällt uns auf, dass der Park sehr gut besucht ist. An der Shuttle Übergangsstation von der Village-Route zur Hermits-Route (wo man mit dem Auto selbst gar nicht mehr hinkommt) bildet sich eine riesige Menschenschlange, in die wir uns einreihen. Hier gibt es immer einige Wartende aber so lange haben wir hier noch nie gestanden, mehrere Busse müssen wir abwarten.



Das Anfahren der einzelnen Punkte (Hermit´s Rest, Backcountry-Schalter, Bright Angel Trailhead, Visitor Center, Mather Point) und das Fotografieren kostet einiges an Zeit



(Anita im Visitor Center)


und so wird es doch ca. 16Uhr bis wir zum Einchecken kommen. Die Cabin 6145 erwartet uns und wir ahnen schon (und hoffen), welche Cabin es ist.
Wieder ein Volltreffer: Sie ist die letzte (oder erste, je nachdem, wie man es sieht) in der Reihe und liegt optimal für Sonnenauf- und untergänge über dem Grand Canyon. Die Steigerung wäre jetzt noch, wenn sie einen offenen Kamin hätte, doch eine solche war nicht frei. Überhaupt musste Anita lange warten, bis sie von einem normalen Zimmer auf eine solche Cabin umbuchen konnte.


Was uns jedoch überrascht ist die Größe der Cabin. Wir haben ja schon öfters Cabins gehabt, doch diese ist deutlich größer als die bisherigen.


Wir genießen den Sonnenuntergang über den Canyon, in den wir von der Cabin aus sehen können. Abwechselnd sitzen wir draußen an der Kamera oder aber wärmen uns kurz innen auf. Und da die Cabin höher als der Rundweg liegt läuft uns niemand vor das Bild.



Irgendwann ist das große Loch dunkel und wir essen im Restaurant zu Abend, bevor es dann wieder zurück zur Cabin geht.
Und jetzt beobachten wir für uns Interessantes im Canyon:
Erwartungsgemäß erkennt man weit in der Ferne auf dem North Rim Lichter. Das ist die Lodge, wo wir erst vor paar Tagen waren. Aber unten im Canyon erkennt man schwach einige Lichter, die von Stirnlampen der Camper auf Indian Garden stammen. Man kann sogar schwach erkennen, wie sie wie auf einer Perlenschnur aufgereiht von den einzelnen Campsites leuchten.
Dann erkennen wir sogar drei Lampen hintereinander auf dem Trail. Offensichtlich gehen drei Hiker  jetzt noch im Dunkeln von Indian Garden kommend des Bright Angel Trail hoch.
Und dann erkennen wir wieder weiter in der Ferne nochmals Lichter. Wir würden zwar nicht unsere Hände dafür ins Feuer legen, von der Lage aber aus müsste es sich um Camper auf Cottonwood Campground handeln.
Für andere Grand Canyon Besucher mag das sicherlich alles belanglos sein aber für uns ist das absolut interessant. Können wir doch zu jedem Licht sagen, wo es herkommt und dass es ein paar Tage vorher unser Licht hätte sein können. Das macht ja richtig Lust auf nochmals........
Aber dazu später.
Nachdem wir den Canyon systematisch gescannt haben geht es in die Cabin, die allerdings völlig überheizt ist.  Wir hatten die Heizung angedreht um uns bei den Fotoaufnahmen wie erwähnt zwischendurch aufzuwärmen. Das ganze hat Nachwirkung und jetzt fehlt nur noch der Aufguss zur Sauna.
Also dann, gute Nacht.
 
07.Oktober 2016:
Um 5 Uhr und 5:30Uhr (Nachwecken) geht der Wecker, weil wir den Sonnenaufgang erleben und fotografisch festhalten wollen.
Die Kamera findet schnell ihren Standort dort, wo sie gestern schon stand. Der Bildausschnitt ist schnell über das Smartphone festgelegt und was jetzt nur noch fehlt ist die Sonne und etwas Geduld.
Um 6:30Uhr etwa soll der Sonnenaufgang sein. Unter uns laufen schon einige Fotografen an uns vorbei, ziemlich dick eingepackt, einige sogar in Decken eingehüllt.



Wir haben Glück mit unserer Cabin, können wir doch bei Temperaturen um die 2 Grad immer mal schnell wieder ins Zimmer und uns aufwärmen.



Gegen 7:30Uhr packen wir die Kamera und unsere Sachen zusammen und nehmen Abschied von der besten Cabin, die wir je hatten.




Kurzes Ausschecken und dann geht es auf unseren einzigen richtig langen Fahrtag in diesem Urlaub. Heute Abend wollen wir im Death Valley ankommen und das bedeutet, über 400 Meilen zu fahren.

Allerdings kommen wir nicht weit: Unser Cockpit zeigt an, dass der Kofferraumdeckel nicht richtig geschlossen ist. Aber das ist ein kleines Problem: Einmal richtig auf den Deckel drücken und schon erlischt die Warnlampe. Soweit die Theorie. Ich könnte vermutlich darauf einen Step-Tanz abhalten; der Deckel geht nicht zu. Und viel schlimmer: Auch nicht mehr auf. Auf die Fernbedienung reagiert er innen drinnen mit dem gleichen Klicken wie mit dem Taster im Auto, nur dass sich nichts tut.
Wir fahren auf einen Parkplatz und probieren alles, was uns einfällt. Neben uns im Wagen sitzt ein Nativ, wie man ihn aus Filmen kennt. Er versorgt uns mit allerlei Tipps, die allerdings nur eine Wiederholung unserer Aktionen sind. Keine neue Idee kommt von ihm. Ich resigniere und sage, dass wir den Wagen dann in Vergas eben  umtauschen müssen bis mir noch etwas einfällt. Die Cabrios (zumindest die Cabrios, ob andere Autos das auch haben weiß ich nicht) haben hinten auf der Rücksitzbank neben dem Polster etwas versteckt ein zusätzliches Schloss. Leider weiß ich nicht, ob es die selbe Funktion hat wie die Fernbedienung oder aber ein mechanisches Schloss ist. Ich drehe also mit unserem Schlüssel hin und her und wiederhole die Prozedur einige Male bis es plötzlich klickt und sich der Kofferraumdeckel öffnet. Im Nachhinein fällt mir ein, dass der Wagen eine solche Zusatzfunktion ja auch haben muss: Stellen wir uns vor, die Batterie isst völlig leer und kein Schloss lässt sich mehr elektrisch öffnen. Die Autobatterie hat der Wagen hinten im Kofferraum. Um sie aufzuladen muss ich ja eine Möglichkeit haben um an die Batterie zu gelangen ohne den Deckel sprengen zu müssen.
Unsere Anspannung lässt nach, was man vermutlich unseren Gesichtern ansehen könnte.

Der Weg ist das Ziel und wie immer begegnet man unterwegs einigen ungewöhnlichen Dingen, z.B. beim Tanken an einer Tankstelle ca. 30 Meilen hinter dem Grand Canyon - Südeingang...








Unser erster richtiger Halt ist aber in Seligman und da verschlägt es uns wieder die Sprache.
Wir waren schon recht oft hier und haben Seligman auf der Route 66 stets als etwas verschlafen erlebt. Die letzten Male waren die Läden noch geschlossen und wir waren völlig vereinsamt hier. Aber auch die anderen Male war so wenig los, dass wir immer mal wieder mit Angel, dem Präsident der Vereinigung zur Erhaltung der Route 66 schwätzen konnten.
Und heute? Ein Bus nach dem anderen reiht sich auf beiden Seiten der Mainstreet entlang. Das Hauptstück, an dem Angels Barbier Shop liegt ist so mit Bussen überfüllt, dass wir sogar in eine Seitenstraße ausweichen müssen m einen Parkplatz zu erhaschen.
Das müssen wir uns näher ansehen und gehen in Richtung Angels Barbier Shop, der so voll isst, dass kaum ein Reinkommen ist. Innen geraten wir wegen Überfüllung fast ein wenig in Panik. Ich suche auf dem Flur nach dem Bild, was wir Angel man geschenkt haben und werden auch fündig. Darunter steht eine Schlange von Damen, die auf die Toiletten wollen. Der laden hat sich zur Goldgrube entwickelt. Angel sehen wir leider nicht. Ob es ihm noch gut geht?

Wir zwängen uns durch die Massen (deutscher) Touristen um draußen wieder Luft zu bekommen und ich spreche von der "Gnade der frühen Geburt, die es uns ermöglicht hat, Seligman kennenzulernen, ohne dass einem Touristen die Füße platt getreten haben".

Unterwegs werden wir durch einen sehr langsam fahrenden Wohnwagen ausgebremst.





Hier findet wohl gerade ein Weltrekord statt. Ich werde zuhause mal googeln, um was es hier geht.





Weiter geht es nach Kingman, wo wir beim Mc.Donald´s kurz Halt machen.
Danach geht es weiter bis Pharump, wo es beim Walmart mal wieder heißt Vorräte aufzufüllen.
Gegen 17:00Uhr erreichen wir dann endlich das Death Valley und hier Stovepipe Wells. Die Temperaturen sind mit über 30 Grad jetzt noch sehr  angenehm und entschädigen uns ein gutes Stück für die Kälte vor einigen Tagen.
Wir wollen einchecken und gehen unseren typischen Weg ins Office und stehen plötzlich mit Hightech-Zentrum von StovepipeWells, nämlich den beiden PCs für das Internet. Aber wo ist unsere Rezeption, die wir seit 23 Jahren kennen? Die ist eine Tür weiter. Stovepipe Wells hat umgebaut. Wo einst die PCs standen ist jetzt die Rezeption. An der werden wir freundlich begrüßt und wir betreiben etwas Smalltalk, z.B. dass Stovepipe Wells doch nicht einfach alles umbauen kann, wenn wir mal paar Monate nicht da sind.
Langer Rede kurzer Sinn der Service ist sehr freundlich und nicht zu vergleichen mit dem bei unserem letzten Besuch im Frühjahr. Kurz nachunserem letzten Besuch wurde umgebaut und wir haben den Verdacht, dass es neue Betreiber gibt, denn keinen der alten Mitarbeiter können wir entdecken.
Diesmal ist unser Zimmer wieder in dem von uns bevorzugten Gebäude "Roadrunner" und wir bekommen ein Zimmer, das wir definitiv noch nie vorher hatten. Alles optimal!
Nach einem kurzen Besuch des Zimmers geht es sofort los nach Panamint zum Abendessen. Dass es für mich den Bluecheeseburger gibt erwähne ich jetzt erst gar nicht.
Unsere Bedienung hat ein neues Auto. Sie fuhr immer einen alten aber riesigen Mercedes 600 und auf daran angesprochen ist sie ganz überrascht, dass wir das wissen.
Nach dem guten Dinner auf der Terrasse geht es wieder zurück und jetzt lassen wir das Dach doch zu. Denn sobald die Sonne weg ist, lassen auch die Temperaturen nach. In Panamint und auch später in Stovepipe Wells gibt es keinen Grund zu frösteln, doch dazwischen gibt es einen hohen Pass und da reicht auch nicht die voll aufgefahrene Heizung unseres Postautos, wenn wir offen fahren.
Wir kommen gegen 8Uhr wieder in Stovepipe Wells an und wir sind so müde, dass wir entgegen unserer Gewohnheit heute nicht mehr in den Pool sondern stattdessen gleich ins Bett gehen.
Das Überspielen und Sichern und Konvertieren von Bildern und Clips nimmt jedoch wieder einiges an Zeit in Anspruch, so dass an ein sofortiges Schlafen nicht zu denken ist.
 
08.10.2016:
Ein Skandal !
Es ist schon 9:30Uhr und wir stehen jetzt erst auf. Wir verfallen in ein Lotterleben als hätten wir Urlaub. Aber im Ernst: So spät sind wir in den Urlauben wohl noch nie aufgestanden,.....na ja, Las Vegas muss ich da evtl. rausnehmen. Um 6Uhr haben die Wecker geklingelt und wir waren uns einig, noch eine halbe bis ganze Stunde zu gönnen. So kann es passieren.
Letzlich ist es auch egal, denn an sich haben wir kein Programm vor. Von daher machen wir uns fertig und fahren zunächst zu "unserem"  Movie Set. Unser Movie Set ist allen Lesern bekannt: Es ist der kleine Kiosk an der Straße nach Scottys Castle. Kiosk bedeutet, dass es zwei Bänke mit Tischen gibt, einer davon im Schatten. Als Infrastruktur kann das daneben liegende Toilettenhäuschen gerechnet werden. Und es gibt einen Automaten, an dem man den Eintritt für den Park zahlen kann.
Dieser Kiosk bietet sich an, wenn wir für unsere späteren Reiseberichte/Shows noch ein paar Aufnahmen machen möchten, denn einerseits kommen nur wenige Besucher hier vorbei und andererseits ist es hier landschaftlich schön und bei der brennenden Sonne sind wir dankbar für etwas Schatten.
Die wenigen Toursisten, die hier vorbei kommen, sind allerdings unser Problem. Wir können darauf wetten, dass genau in dem Moment, wenn wir eine Ton- oder Filmaufnahme beginnen, ausgerechnet dann jemand anhält um uns nach dem Weg zu fragen oder trivialer: die eben erwähnte Infrastruktur aufsuchen muss.
In der Ferne sehen wir schon einen Camper am Kiosk stehen und Anita freut sich schon: "Die machen bestimmt Filmaufnahmen. Komm, diesmal crashen wir....."
Aber so ist es nicht. Der Camper ist leer und wir können gleih loslegen, eine Aufnahme zu machen.



Während die Kameras 60 Minuten lang selbstständig Foto für Foto machen nutzeen wir die Zeit sinnvoll und holen unser Campingequipment raus: Der leichte aber sehr warme Wind trocknet unser Zelt, die Schlafsäcke und alles andere sehr schnell. Diesen Fön hätten wir uns gerne auf den ersten Campsites gewünscht.
Nach gut einer Stunde ist das Equipment trocken und verstaut und wir mit unseren Jobs durch. Sodann geht es in Richtung Fiurnace Creek um uns im Visitor Center anzumelden. Ertaunlich: Normalerweise haben wir unseren Ausweis vorgezeigt und dann einen Aufkleber für die Windschutzscheibe erhalten als Nachweis, dass wir den Eintritt bezahlt haben bzw. einen Ausweis haben. Diese Aufkleber sind ersatzlos gestrichen.
Weiter geht es zur Furnace Creek Ranch, wo wir traitionsgemäß einen Snack für unsere Bank vor der Tür kaufen, aus der vor paar Jahren zweei Schaukelstühle wurden.
Und nun?
Jetzt wurde aus den beiden Schaukelstühlen einer und der ist auch noch besetzt. Nix ist mehr sso, wie es war!

Wir fahren zurück in Richtung Stovepipe Wells, allerdings mit einem erneuten Fotostopp am Kiosk, weil ich uns noch was eingefallen ist. So manch Vorbeifahrender schüttelt nur den kopf, wenn er uns sieht. Aber das sind wir gewohnt, spätestens dann, wenn die Aufnahmen später bei uns zu sehen sind.
Danach geht es in den Pool  bis es dann schon Nachmittag wird und wir uns wieder auf den Weg nach "Bluecheeseburger-Hill" (Panamint) geht.
Nach dem Burger und etwas Smalltaalk mit unserer Bedienung fahren wir wieder zurück. So ein Essen in Panamint kostet uns hin und zurück über 60 Meilen. Wer würde in Deutschland schon wegen eines Essen gut 100km in Kauf nehmen? Wir nicht!
Zurück in Stovepipe Wells geht es noch einmal in den Pool. Und jetzt merkt man die Jahreszeit schon. Heute hatten wir 37 Grad und morgen soll sogar noch einmal die 40Grad geknackt werden. Wenn die Sonne aber weg ist kühlt es sich doch schnell ab, wobei die Nächte aber immer noch über 20 Grad warm sind. Trotzdem, der Sprung in den Pool kostet jetzt im Oktober deutlich mehr Überwindung als in den heißen Sommernächten.
Und bald schon geht es ins Bett. 
 
09.10.2016
Soooo, es geht also doch früher aufzustehen.
Den Sonnenaufgang um 7Uhr beobachten wir aber noch vom Zimmer aus, aber morgen wird er digital eingefroren.
Unsere erste Ausfahrt geht schon wieder kurz zum Kiosk, da eine Aufnahme von gestern beim Betrachten auf dem Laptop qualitativ noch Luft nach oben hat. Oder anders ausgedrückt: Das war Mist!

Anschließend geht nach Badwater, wo wir eine einstündige Forosession machen. Anita räumt in der Zeit das Auto etwas auf und wachst die Wanderschuhe und versorgt mich mit Wasser. Denn eine Stunde in der prallen Sonne bei zunehmenden Temperaturen lässt einen ganz schön schwitzen. Und heute ist im Gegensatz zu gestern kein Wölkchen am Himmel, noch nicht einmal Wolkenschleier, die wie sonst schon oft über dem Death Valley erleben durften.
Viele Touristen, die an mir vorübergehen schauen neugierig auf das kleine Kästchen am Biden, das dort alle 2 Sekunden aufblinkt aber nur einer fragt, was ich mache bzw. was das ist.

Im Anschluss an diese Aktion geht es - für uns ungewöhnlich - bereits jetzt nach Panamint. Entgegen unserer bisherigen Überzeugung hat das Restaurant von 9:00Uhr an bis 21 Uhr durchgehend geöffnet und hält für uns ab 11 Uhr Bluecheese-Burger bereit.
Heute wollen wir schon gegen Mittag dort sein um dafür abends den Sonnenuntergang fotografieren.
Aber was für eine böse Überraschung:
Es gibt zwar Bluecheese-Burger aber keine freien Tische auf der Terrasse. Warten wollen wir nicht und drinnen sitzen erst recht nicht.
Also geht es hungrig zurück nach Stovepipe Welle um dort im Kühlschrank unsere letzten Reserven zu plündern. Wahrscheinlich liegt es am Sonntag Mittag, dass Panamint so ausgelastet ist.
Ausgelastet ist engen unserer Vermutung auch der Pool, zu dem wir uns begeben.
Allerdings ist niemand im Wasser, stattdessen liegt bestimmt ein Dutzend teilweise haselnussbraune Sonnenhungrige um sich rundum rösten zu lassen.
Unabhängig davon, dass wir uns beide mit 50er Kindersonnencreme einbalsamieren und ich versuchen muss, direkte Sonne möglichst zu meiden, würden wir es gar nicht auf dem Grill so lange aushalten.
Eine Haselnuss beobachte ich, wie die alle halbe Stunde in den kalten Pool steigt, eine Runde zum Abkühlen schwimmt und sich anschließend gleich wieder röstet.
Na ja, wir sind da eher Schattenlieger, wenn wir uns zum Aufwärmen und Trocknen nicht gerade mal 10 Minuten in die Sonne knallen.

Während wir so daliegen und -als hätten wir Urlaub- nichts tun kommt Langeweile auf, die wir schnell zu eleminieren wissen: Wir fahren nach Furnace Creek um ein Sandwich für heute Abend und die berühmte Bearclaw morgen zum Frühstück zu kaufen (beides gibt es leider nicht in Stovepipe Wells).
Kurzes Shopping und dann geht es wieder zurück in Richtung Stovepipe Wells und können unterwegs noch einen guten Spot für den Sonnenuntergang finden.
Wir haben Glück, denn obwohl sich den ganzen Tag über bisher  keine Wolke gezeigt hat gibt es jetzt im Westen, ein Wolkenfeld.
Entgegen der landläufigen Meinung kommt der Sonnenuntergang mit Wolken auf Fotos wesentlich besser als ohne, und meine Meinung noch oben drauf: nicht nur auf Fotos.
Und wieder vergeht fast eine Stunde bis wir uns dann wirklich nach Stovepipe Wells aufmachen: wie heißt es bei Monopoly: Begibt dich nach Stovepipe Wells, ziehe nicht über den Kiosk, mache keine Fotos.
Und ergänzend: Gehe bald ins Bett, ziehe keine Bahnen mehr durch den Pool...

 
10.10.2016
Im Halbschlaf gehe ich vor die Tür um gemeinsam  mit der Kamera den Sonnenaufgang zu begrüßen. 
Anita verwöhnt mich mit Kaffee und gestern gekauften Croissants, die umgehend auf die Liste " besser nicht noch einmal kaufen" kommen.
Kaum ist die Sonne digital erfasst packen wir unsere Sachen und checken aus.  Die Mitarbeiter sind sehr freundlich und wir versöhnen uns mit Stovepipe Wells, nachdem wir uns im Frühjahr ja ziemlich über die Unfreundlichkeit geärgert hatten. Im Nachhinein müssen wir feststellen, dass es sich um einen Mitarbeiter handelte und der ist nicht mehr hier zu sehen.
Nichts desto trotz werden wir beim nächsten Besuch mal wieder eine andere Zimmerkategorie wählen, weil die Preise ziemlich gestiegen sind. Heute zahlen wir im Vergleich zu unserem ersten Besuch exakt das Dreifache. Gut, es sind 20 Jahre ins Land gezogen,  aber trotzdem.....
Früh sind wir heute unterwegs,  zumal wir bei Badwater ja nicht unseren obligatorischen Halt einlegen müssen, weil wir ja schon gestern ausgiebig fotografiert haben. 
In Pharump halten wir zum Tanken und zum Mittagessen beim KFC, der allerdings nicht mehr die Wings im Programm hat. Dann können wir uns den zukünftig schenken. Hoffentlich denken wir beim nächsten Mal daran.
Weiter geht es! Vor den Toren von Vegas werden wir ausgebremst. Rund 200 Meter vor uns in einer Baustelle  scheint sich ein Unfall ereignet zu haben. Schaulustige berichten, dass die Bremsen eines Trucks versagt haben sollen und er irgendwo reingekracht sei.
Nach fast einer Stunde im Stau passieren wir die Unfallatelle und sehen tatsächlich einen Truck in der Böschung auf der Seite liegend, nachdem er wohl vorher noch einen PKW touchiert hat. Hoffentlich ist der Unfall für alle Beteiligte glimpflich verlaufen.

Nachtrag: Was wir zum Glück nicht sehen mussten und wir erst am nächsten Morgen im Fernsehen erfahren: Der Truck hat nicht nur den PKW am Heck erwischt sondern ist auch noch auf ein Wohnmobil aufgefahren und hat es unter sich zermalmt. Zwei deutsche Urlauber sind dabei ums Leben gekommen. Die I-15 muss bis in die Nacht gesperrt gewesen sein.

In Vegas führt uns der Weg zum Storage und hier überlegen wir akribisch, was wir wirklich mit ins Hotel nehmen müssen, damit wir dort nicht wieder den Eindruck erwecken, wir würden mit unserem ganzen Hausstand einziehen. Das ist gerade beim Valet Parking etwas peinlich.
Kurzer Besuch beim Walmart um mal wieder eine Tasche für die Mitbringsel zu kaufen.
Danach geht's ins Platinum, dem Hotel in der Nähe aber nicht auf dem Strip, auf das wir die letzten Jahre zurückgegriffen  haben. Der Empfang ist erwartungsgemäß wie üblich sehr freundlich und unserem Wunsch nach einem Zimmer möglichst weit oben kann diesmal uneingeschränkt nachgekommen werden.
In der 15 Etage haben eir zwar nicht den erhofften Blick auf den Pool, jedoch einen umso besseren auf den Strip. Und da die Suite die erste in der Etage ist und also am Ende des Gebäudes ist hat sie einen anderen Schnitt und ist noch einmal deutlich größer.  Spitze!
Nach paar Minuten wird uns der halbe Hausstand bzw. unser Gepäck vom Boy aufs Zimmer gebracht. 
Anita  fällt plötzlich ein, dass sie noch Hemden im Trekking Rucksack vergessen hat rauszunehmen. Der ist natürlich in einem zusätzlichen Packsack gut im Storage verstaut. Also müssen wir morgen nochmal zwischendurch zum Storage.
Kopfschüttelnd über eine solche Vergesslichkeit ( ist jetzt nicht ganz wahr) fällt mir auf, dass ich peinlicherweise die eben neu erworbene Tasche mit dem Einkauf stehen gelassen habe. Im Idealfall hoffentlich im Auto und nicht auf dem Parkplatz beim Walmart.
Also müssen wir auf jeden Fall nochmal los. Die Tasche findet sich im Auto und die Hemden aus dem Rucksack sind auch schnell eingesammelt. 
Und weil wir schon mal unterwegs sind, beschließen wir entgegen aller Gewohnheiten doch noch am ersten Tag in Vegas zu  Dennis zu gehen, obwohl dieser Tag üblicherweise dem Packen gehört.
Nach einem guten Essen einschließlich einer umgestoßenen Cola geht es zurück ins Hotel.
Zwei kleine Taschen werden wir auf dem Rückflug aufgeben müssen und das liegt ausschließlich an den Mitbringseln. Es ist nicht die Anzahl sondern das Volumen, denn wir haben als Deko für die geplante Show , die auf diesem Urlaub beruht, etwas Zerbrechliches und Filigranes mitgebracht......aber das verraten wir nicht.

Während Anita schon die Wäsche durch Waschmaschine und Trockner jagt packe ich alles sicher zusammen. Und mit dem Auslesen, Konvertieren und Sichern der Bilder und Clips und einem letzten Kaffee auf dem Balkon mit Blick auf die Milliarden von Lichtern des Strips, die blinken, blitzen und glühen wird es dann doch 1 Uhr in der Nacht.
In diesem Sinne:
Gute Nacht!
 
11.10.2016
Obwohl es gestern sehr spät wurde versäumen ich um 6Uhr nicht den Sonnenaufgang über Vegas festzuhalten. Der Aufwand ist eher gering. Stativ und Kamera sibd schon vorbereitet und es bedarf nur noch der Ausrichtung und des Einschaltens.

Erstaunlich ist, dass wir beide trotz der kurzen Nacht hellwach sind und nun doch nicht mehr weiterschlafen werden.
Frühstück gibt es auf dem Balkon: Kaffee und Knack- und - Back Croissants, die nicht nur einen dermaßen guten Geruch in unserem Zimmer verbreiten, dass uns das Wasser im Mund zusammen läuft, sondern im Gegensatz zu den gestrigen Croissants auch noch gut schmecken. Das kleine Töpfchen Marmwlade, das es dazu gibt, haben wir vom Dennys und war der Auslöser für das Bad in der Cola. (Marmelade eingesteckt, Cola umgestoßenen)
Apropos Geruch: Den ganzen gestrigen Abend hatten wir auf dem Balkon den leichten Geruch von Waschmitteln in der Nase und uns keinen Reim darauf machen können. Jetzt bei Tageslicht geht uns ein Licht auf: Die Abluft des Trockners wird nach draußen geleitet und die Öffnung ist über dem Balkon.

Heute ist eine große Runde angesagt. Nachdem wir im nächsten Jahr erstmalig probeweise für das Alter mit einem Wohnmobil unterwegs sein werden, erkunden wir schon mal die "Hotspots" Vermieter und KOA-Campground in Vegas.
Weiter geht es zum Las Vegas Outlet, weil Anita neue Crocks benötigt (neue kaufen, die alten im Storage lassen oder entsorgen) und weil das Angebot zu verführerisch ist (Kauf 3 Paar - zahle 2 Paar) verlassen wir den Crocksladen mit einer vollen Tüte und mehr Crocks als geplant.
Der nächste Laden ist der Outfitter R.E.I. weil Anita auch ihre Fleece-Jacke austauschen möchte. Doch hier werden wir nicht fündig.

Wer denkt, hier in den USA gäbe es allles geschenkt oder spottbillig der irrt, zumindest machen wir diese Erfahrung in den letzten Jahren.
Wenn man vielleicht von besonderen Angeboten mal absieht (siehe "Kauf 3 Paar - zahle 2 Paar) ähneln sich die Preise in den USA und in Deutschland mittlerweile sehr.

Dann geht es zurück ins Hotel und an den Pool, der sich etwas verändert hat. Außer dass gerade der Boden gestrichen wird gibt es neues Mobiliar aber leider sind dieser Renovierung die von uns so geliebten Liebesinseln zum Opfer gefallen. Das sind große runde Korbliegen, in denen man herrlich liegen und relaxen konnte.

Was aber zu unserer Freude bleibt ist der Umstand, dass die Poolanlage im Gegensatz zu den Hotels am Strip recht klein ist und nur wenige Besucher hat.
Platz haben wir hier bisher immer bekommen.
Irgendwann reicht es uns dann und nachdem Anita ja ohne den gewünschten Jackentausch  leer auszugehen scheint, schlage ich vor, nochmals zum Outlet zu fahren und dort vielleicht bei Columbia erfolgreich zu sein. Das verbinden wir mit einem vorherigen Besuch in Downtown in der Fremontstreet. Es ist schon paradox:
Einerseits das prüde Amerika und dann auf der Fremontstreet alle paar Meter sehr viel (fast völlig) nackte Haut.

Das Vorhaben bei Columbia ist teilweise vom Erfolg gekrönt,  geht aber anders aus als geplant: Statt Anita gehe ich mit einer Jacke unter dem Arm raus.

Dann geht es wieder auf das Zimmer und da genießen wir den restlichen Abend auf dem Balkon.
 
12.10.2016:
Nachdem die Koffer so gut wie reisefähig gepackt sind, die Wäsche für den Storage schrankfertig ist und wir keinerlei Besorgungen mehr tätigen müssen, können wir uns entspannt nach hinten lehnen und so tun als hätten wir Urlaub.
Und das beginnen wir nach einem Frühstück auf dem Balkon (wieder Croissants in Form von Knack und Back, allerdings waren die von der gestrigen Firma angenehm weniger süß) zwei Stunden am Pool, der uns heute Vormittag tatsächlich allein gehört.
Danach steuern wir den Storage an um schon mal "die Wäsche in den Schrank zu legen" und zum Mittag geht es nochmal zum Dennys, diesmal ohne ein Bad aus Cola zu verursachen.
Weiter geht es einmal den Strip hoch und runter und dann versuchen wir zunächst vergeblich und später dann doch noch erfolgreich online einzuchecken.

Eigentlich wollen wir uns umziehen und zum Pool gehen, doch die Maid macht gerade unser Zimmer.
Also verzögert sich unser Pooling, das wir anschließend aber doch noch genießen können.
Die Poolanlage iat wirklich gepflegt, das einzige was manchmal stört sind die Gäste.
Warum bringen es einige Gäste nicht fertig, ihr Handtuch wenn sie gehen   mitzunehmen und in die vorgesehenen Behälter zu schmeißen. Sie lassen die Handtücher einfach liegen und man weiß nie genau, ist die Liege nun besetzt oder doch frei.

Apropos Handtuch. Ich hatte für uns vier Handtücher geholt. Nachdem wir aus dem Wasser kommen ist eins weg.
Aber da haben wir Kinder in Verdacht, von denen eins zwischen Verlegenheit und Schelmenhaft  zu uns rüber schaut , während wir uns noch wundern und suchen und er sich abtrocknet....

Es wird langsam dunkel und sehr sehr einsam am Pool, so dass wir nach oben gehen und den Abend ausklingen lassen.
Den Whirlpool im Zimmer, den wir wenigstens einmal nutzen möchten, muss ich erst noch reparieren.  Dass der Stopfen defekt ist hatten wir vorher leider nicht gesehen.
Und damit endet auch unser letzter Abend.
 
13.10.2016
Um 5:30Uhr geht der Wecker und um 6:00Uhr sind wir im Bad. Irgendwie war die Nacht wueder zu kurz aber vor Mitternacht konnten wir uns irgendwie nicht von den  gleißenden Lichtern der Stadt, die auch nie zu schlafen scheint, trennen.
Gestern haben wir fast alles schon gepackt, weshalb die letzten Utensilien nur noch wenige Minuten in Anspruch nehmen.
Um 7:30Uhr checken wir aus und die Freundlichkeit des Personals lässt kaum Luft nach oben, wie man heute sagt.
Wir geben bei Hertz unseren Bumblebee ab (das ist der Name des gelben und friedlichen Transformers aus dem gleichnamigen Film, der auch ein Chevrolet Camaro ist), der uns ein treuer Gefährte war aber auch ein kleiner Schmutzfink ist.
Die Polster sind ziemlich verschmutzt und ich weise ausdrücklich darauf hin, dass sie das schon VOR unserer Anmietung waren.
Dass er sich am Grand Canyon mit seinem Kofferraum etwas bockig angestellt hat verzeihen wir ihm.

Vom Vermieter aus geht es mit dem Shuttle zum Flughafen und hier klappt das Einchecken innerhalb von wenigen Minuten, da wir nur noch die Tags für das Gepäck ausdrucken lassen und das Gepäck abgeben müssen.

Der Zubringerflug bringt uns in etwas mehr als einer Stunde nach San Francisco. Hier erwartet uns dann der Weiterflug nach Frankfurt. 

Und jetzt nimmt das Staunen und die Freude kein Ende mehr:
Nach vier Jahren Abstinenz erfüllen wir uns mal wieder den (meinen) Wunsch, im A380 zu fliegen. Damals waren wir dermaßen begeistert, so dass wir uns sehr gefreut haben, dass es diesmal wieder passt.

Wir haben uns diesmal Economy Premium gegönnt und beim Einsteigen bekommen wir einen Eyeplopper. (Das ist die amerikanische Steigerung von Eye Catcher)
Der Sitzabstand  ist groß und die Bestuhlung kennen wir sonst nur aus der Business Class ( wenn wir mal wegen einer Überbuchung in den Genuss dieser Klasse kamen)
Inseat Entertainment ist hier Standard und die Ausstattung bestens.  Auch der Service: Gleich nach dem Boarding gibt es schon mal ein Begrüßungsdrink, Getränke aus Gläsern, Essen aus Porzellan. 
Was aber ( für uns) das absolute Highlight ist, auf das wir gehofft hatten aber nicht glaubten, dass es in Erfüllung geht: Wir sitzen in der "Frankfurt".
Das ist der erste A380 Airbus, den die Lufthansa in Betrieb genommen hat und sein offizieller Jungfernflug hat 2010 unsere Fußballmannschaft einschl. Shakira zur Weltmeisterschaft nach Südafrika gebracht.
Die wiederum saßen allerdings im Oberdeck in der Business- bzw. First Class.

Was jetzt ansteht? Wir werden jetzt wieder Clips konvertieren usw, denn hier an unseren Plätzen gibt es sogar Stromanschlüsse, sodass den Laptops in den nächsten neun Stunden der Strom gewiss ist.

Eine gute Zeit Bilanz zu ziehen:
Das war wieder eine perfekte Tour in einem Super-Team.
Absolute Harmonie! Kein Wunder: Hatten wir doch ein gemeinsames Feindbild: Den Trail!

Nein, im Ernst. Uns war es wichtig und mir natürlich im Besonderen, ob ich die Tour RIM2RIM2RIM nach den Ereignissen in der Vergangenheit schaffe und das hat geklappt. Es war ohne Frage anstrengend aber es hat funktioniert.
Der großen Herausforderung vom Südrim zum Nordrim zu gehen  sind wir mit Biss, Ausdauer und gelegentlichem Fluchen begegnet, auch wenn wir, wie wir zugeben müssen, zwischendurch die Nase gestrichen voll hatten. Der Regen in den ersten zwei Tagen hat die Tour nicht besonders attraktiv gestaltet und fast waren wir soweit,  sie abzubrechen.
Dass wir uns dann entschieden haben, auf den wesentlich leichteren Rückweg zu verzichten war keine Resignation sondern Ausdruck von Vernunft. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und ohne entsprechendem Equipment wäre das ziemlicher  Leichtsinn gewesen.
Von daher alles genau richtig gemacht.

Entgegen unseres Titels haben wir keine Tränen vergossen, zumindest nicht wegen Erschöpfung oder Schmerzen. Dann schon eher das eine oder andere Freudentränchen, weil wir es doch geschafft haben.
Nachdem wir uns schon mehrmals schworen, nie wieder eine Trekkingtour zu machen und wir die jetzige insgeheim als endgültige Abschiedstour gesehen haben, nehmen wir nun vorsichtig Abstand von dieser Idee.
Ganz werden wir die Trekking Touren wohl noch nicht streichen und auch der Grand Canyon kann durchaus nochmal ein Ziel sein.
Allerdings sind die nächsten beiden Touren schon mit anderen Highlights verplant.

Woran wir aber definitiv arbeiten werden ist das Gewicht unserer Rucksäcke  ( na ja, das eigene auch).
Bis zu 20kg Gepäck auf dem Rücken kann nicht normal sein. Das müssen wir noch analysieren.

Glück hatten wir mit den Cabins und den Zimmern. Von der Thunderbird Lodge einmal abgesehen waren die Zimmer immer besser als erwartet. 

Glück haben wir auch mit dem Flieger, in dem wir gerade sitzen.
Und letztlich habe ich Glück mit meiner Reisepartnerin. ( Ich hoffe, sie mit ihrem auch etwas)

Und jetzt hoffen wir noch auf etwas Glück, dass wir pünktlich und wohlerhalten in der alten Welt ankommen, denn da gibt's auch viel zu tun. Packen wir's an!

Danke allen fürs Mitlesen und Daumendrücken!

Anita und Hartmuth 
13.10.2016